2023, Folge 210–230

  • Folge 210 (30 Min.)
    Whalewatching ohne Schiffslärm: Die Crew um Karoline Viberg Skahjem aus Tromsø macht es mit leisem Elektroantrieb vor. – Bild: ZDF und Jakob Groth./​Jakob Groth
    Whalewatching ohne Schiffslärm: Die Crew um Karoline Viberg Skahjem aus Tromsø macht es mit leisem Elektroantrieb vor.
    Feinstaub, Ruß und umweltschädliches Schweröl als Kraftstoff: Frachter und Kreuzfahrtriesen sind wahre Klimakiller. Höchste Zeit für einen Kurswechsel auf den Meeren. Containerschiffe versorgen Menschen auf der ganzen Welt mit Gütern, Kreuzfahrten locken jährlich Millionen von Passagieren an Bord. „plan b“ zeigt, wie mit Innovationen und altbewährten Ideen die Schifffahrt sauberer werden kann. Schiffe verursachen etwa drei Prozent der weltweiten Treibhausemissionen. Dabei ist emissionsfreier Seehandel schon seit Jahrtausenden möglich – Wind sei Dank. „Wir müssen zurück zu den Segelschiffen“, meint Kapitän Andreas Lackner.
    Der Österreicher hat vor 15 Jahren mit zwei Freunden ein segelndes Frachtschiff in Betrieb genommen, die „Tres Hombres“. Seit 2010 transportiert der Klipper ganz ohne Motor bis zu 40 Tonnen Waren über die Meere: Kakao und Rum aus der Karibik nach Europa – oder 20.000 Flaschen Biowein von La Rochelle bis nach Kopenhagen. „Damit schließen wir die Lücke zwischen fair bezahlten Erzeugern von Biowaren und bewussten Konsumenten“, so Lackner. Auch andere haben die Kraft des Winds wiederentdeckt. Ralf Oltmanns aus Ostfriesland fuhr mit 16 Jahren schon über die Weltmeere, gründete dann eine Werbeagentur.
    30 Jahre später entwickelte der leidenschaftliche Segler einen Antrieb weiter, um große Schiffe sauberer zu machen. Der Flettner-Rotor, benannt nach seinem Erfinder Anton Flettner, ist eine Art Segelmaschine: Ein zylinderförmiger Aufbau, der im Wind rotiert und dadurch Schub erzeugt. Oltmanns hat die 100 Jahre alte Erfindung zu einem modernen Produkt entwickelt. „Je nach Größe des Rotors und Windverhältnissen spart ein Frachter damit zwischen 5 und 25 Prozent Treibstoff ein“, rechnet der 63-Jährige vor. Der Rotor sei die ideale Ergänzung, um Fracht- und Passagierschiffe klimafreundlicher zu machen.
    Mit seiner Idee überzeugte Oltmanns auch Anna Braren. Ihre Reederei stattete 2021 ein erstes Schiff mit dem Flettner-Rotor aus. Mit vielen Innovationen und strengen Gesetzen fährt Norwegen bei der Wende zur emissionsfreien Schifffahrt allen voraus. Die Skandinavier setzen auf Elektroantriebe und Hybrid-Technologien. In der norwegischen Arktis ist der Klimawandel schon heute zu spüren. Auch deshalb macht die Regierung Ernst: Ab 2026 dürfen in Norwegens schönsten Fjorden nur noch emissionsfreie Schiffe fahren. Schon heute sind klimafreundliche Touristenschiffe auf der traditionsreichen Postschiffroute unterwegs. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.01.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 10.01.2023ZDFmediathek
  • Folge 211 (30 Min.)
    Marei Karge züchtet Orchideen in Dahlenburg.
    Ob Palmen oder Orchideen – exotische Zimmerpflanzen liegen im Trend. Doch was grün aussieht, ist oft wenig nachhaltig. Aber es gibt Menschen, die für mehr Umweltschutz bei Pflanzen kämpfen. Die grünen Dschungelpflanzen in deutschen Wohnungen erzählen von unserem Wunsch nach Naturverbundenheit und einer gesunden Umgebung. Doch die meisten Zimmerpflanzen werden billig produziert, mit viel Chemie, in Afrika, Asien oder Südamerika. Pro Jahr werden über 100 Millionen Zimmerpflanzen in Deutschland verkauft, davon sind weniger als zwei Prozent ökologisch angebaut.
    Klaus Bongartz will das ändern: Als Berater für Bioanbau setzt er sich unermüdlich für echte Nachhaltigkeit bei der Produktion von Pflanzen ein. Seit einigen Jahren berät er die Brüder Stefan und Achim Fleischle, die in Baden-Württemberg tropische Grünpflanzen anbauen. In ihrem Betrieb setzen sie inzwischen Nützlinge statt Pestizide ein und verzichten auf synthetische Dünger. Außerdem suchen sie Partner in Mittelamerika, die bereit sind, auf Chemie zu verzichten. „Das funktioniert aber nur, wenn der Handel, aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher mitziehen“, meint Bongartz.
    Schon in ihrer Kindheit hat Marei Karge das Orchideenfieber gepackt. Die 42-Jährige ist Gärtnerin in vierter Generation. Sie findet, gerade Orchideenzüchterinnen und -züchter haben eine besondere Verantwortung für den Artenschutz: „Schließlich haben wir Europäer im 19. Jahrhundert ferne Kontinente geplündert und die Pflanzen mit nach Hause genommen“. Heute sind viele tropische Regenwälder bedroht, wie zum Beispiel auf Borneo. Abholzung und Palmölplantagen gefährden dort 3000 Orchideenarten. Deshalb unterstützt Marei Karge ein einzigartiges Projekt: Sie begleitet ein Team, das zerstörte Wälder wieder aufforstet, und hilft mit beim Setzen junger Pflanzen.
    Damit kämpfen sie auch gegen den Klimawandel und für mehr Schutz der bedrohten Borneo-Orang-Utans. „Warum denkt bei Zimmerpflanzen eigentlich niemand an den ganzen Plastikmüll?“, fragen sich die beiden jungen Unternehmer Ozan Durukan und Thomas Gardeia aus Oberfranken. Schließlich fallen beim Kauf von Pflanzen gigantische Mengen an Plastiktöpfen an. Um das zu ändern, haben sie einen kompostierbaren Topf aus der Naturfaser Hanf entwickelt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.01.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 17.01.2023ZDFmediathek
  • Folge 212
    Pandemien, Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Erdrutsche – Katastrophen nehmen zu. Deshalb arbeiten weltweit Menschen an cleveren Frühwarnsystemen, die Leben retten können. Sogenannte Geofone überwachen gefährdete Bergregionen und warnen rechtzeitig vor Erdrutschen. Routinemäßige Abwasserkontrollen könnten in Deutschland gefährliche Viren schneller erfassen, und besenderte Tiere weisen mit ihrem Verhalten auf Vulkanausbrüche hin. Martin Wikelski vom Konstanzer Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ist davon überzeugt, dass Tiere einen sechsten Sinn haben und Naturkatastrophen vor Menschen „erspüren“ können.
    Dies zu beweisen, ist sein Lebenstraum. Denn bisher weiß niemand, wie sich ein Vulkanausbruch verlässlich vorhersagen lässt. Seit vielen Jahren rüstet Wikelski deshalb Tiere mit Sendern aus. Am Ätna auf Sizilien sind es vor allem Ziegen und Hunde. Sie liefern empirische Daten, mit denen vor einem Ausbruch gewarnt werden könnte. Neue Sender sollen nun den Durchbruch bringen, um Daten in Echtzeit zu übertragen – unter anderem direkt an das Vulkanologische Institut in Catania.
    Dort kann der Zivilschutz dann notfalls Alarm geben. Für den Geologen Michael Dietze stehen Geräusche aus der Erde und aus Bergbewegungen im Fokus seiner Forschung. Der Experte der Universität Göttingen nutzt sogenannte Geofone, um in Risikogebieten frühzeitig vor Steinschlägen und Hangabgängen zu warnen. Die Geräte verzeichnen jede noch so kleine Erschütterung im Boden – so auch im schweizerischen Graubünden. Das kleine Dorf Brienz liegt in einem alten Hangrutschgebiet, und die Bewohner leben mit einer permanenten Bedrohung. Die Umweltingenieure Susanne Lackner und Jörg Drewes gehen in der Kanalisation auf Virenjagd, um durch die Analyse von Abwasser Menschenleben zu retten.
    Abwasser-Monitoring wird bereits in vielen Ländern als Frühwarnsystem eingesetzt. Die beiden kämpfen dafür, dass auch in Deutschland regelmäßige Abwasserkontrollen eingeführt werden – nicht nur im Rahmen von Pilotprojekten. Da beispielsweise immer weniger auf SARS-CoV-2-Viren getestet wird, sind die Inzidenzwerte nicht mehr aussagekräftig. Aber zur Toilette müssen alle. „Wir brauchen das große Geschäft im Abwasser“, scherzt Jörg Drewes, Abwasser-Experte der Technischen Universität München, „dann können wir Viren schnell erkennen und früher ans Gesundheitsamt melden als bisher.“ Ein eigens entwickeltes System, in dem alle Daten in Echtzeit zusammenlaufen, will er in Zukunft direkt mit Gesundheitsämtern vernetzen.
    Noch gibt es Widerstände, denn die zuständigen Ämter fürchten, an ihre Kapazitätsgrenze zu kommen. Doch die Pandemie ist noch nicht zu Ende. Ob sich bereits die nächste ankündigt oder andere Ausbrüche von Seuchen drohen – mit einem Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem lässt sich das herausfinden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.02.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 31.01.2023ZDFmediathek
  • Folge 213
    Tausende ungeklärter Fälle – sogenannte Cold Cases – verstauben in deutschen Polizeiakten. Neue Ermittlungsansätze bieten eine Chance, diese Fälle nach Jahren doch noch zu lösen. Für Angehörige von Verbrechensopfern eine qualvolle Zeit. Sie leben mit einer schrecklichen Ungewissheit. Auch an der Polizei nagen die Cold Cases. Zu wenig Personal für zu viele Fälle. Neue Impulse bringen die Ermittlungen oft wieder in Gang. Die Polizei Niedersachsen geht dieses Problem pragmatisch an: Dort werden angehende Polizistinnen und Polizisten auf alte Fälle angesetzt.
    Anhand der Originalakten rollen die Studierenden einen Cold Case neu auf – ein deutschlandweit einmaliges Projekt. Kriminaldirektor Karsten Bettels schätzt den frischen Blick, mit dem seine Schülerinnen und Schüler Beweise und Vernehmungsprotokolle durchgehen, alte Ermittlungsergebnisse hinterfragen und neue Ansätze entwickeln. Denn eine der wichtigsten Lektionen, die Bettels lehrt, ist: Menschen machen Fehler. „Wenn irgendwo etwas falsch gelaufen sein sollte, dann müssen wir davon lernen“, ist seine Devise.
    Auch bei der Polizeiarbeit kann es zu Versäumnissen kommen. Es ist die Aufgabe der Studierenden, diese zu finden und ihnen mit neuen Ansätzen und Methoden zu begegnen. Seit Bestehen des Kurses konnten dank dieser Pionierarbeit in 16 Fällen neue Ermittlungen aufgenommen werden. Ergibt sich eine heiße Spur bei der Suche nach Vermissten, können speziell ausgebildete Hunde einen entscheidenden Hinweis liefern. Im bayerischen Otterfing sucht Dietmar Kroepel mit den ersten Knochenspürhunden Europas nach Menschen, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnten.
    Der Geologe kam auf die Idee, Hunden das Aufspüren von Knochen beizubringen – das erweist sich vor allem für die Polizei als nützlich. Wird ein Leichnam gefunden, kann eine besondere Methode entscheidende Details eines Verbrechens aufklären: die Pollenanalyse. In Wien leistet die Palynologin Martina Weber Pionierarbeit, um die Lösung von Kriminalfällen zu unterstützen. Menschen tragen immer Pollen mit sich herum: Kleidung, Haare und vor allem die Augenwinkel sind prädestiniert dafür, die mikroskopisch kleinen Pollen zu sammeln.
    Die Professorin kann daran erkennen, wo sich eine Person in den letzten 40 Minuten ihres Lebens aufgehalten hat – und das noch nach mehreren Millionen Jahren! Der Pollen ist ein wichtiges Indiz, um den Tatort eines Verbrechens zu ermitteln und so einem möglichen Täter oder einer Täterin auf die Spur zu kommen. Weber arbeitet ehrenamtlich mit österreichischen und deutschen Kriminalämtern zusammen. Manchmal gelingt es tatsächlich, einen Cold Case aufzuklären und die Akte zu schließen. Den Angehörigen bringt das die erhoffte Gewissheit, wenngleich eine traurige. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.02.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 14.02.2023ZDFmediathek
  • Folge 214
    Den besten Paprika der Welt finden Richard Friedrich und Theresa Mende auf Mallorca.
    Gewürze geben unserem Essen den letzten Kick, aber oft sind sie gepanscht, verunreinigt oder gestreckt. Dabei gibt es sie schon längst, die guten Gewürze. Die meisten Würzmittel stammen aus Entwicklungsländern, der Anbau erfolgt dort oft mit großem Pestizideinsatz und chemischem Dünger. „plan b“ zeigt Menschen, die einen anderen Gewürzanbau wagen – auch bei uns in Deutschland. Richard Friedrich aus Chemnitz kennt sich mit Gewürzen aus: Ihm geht es nicht nur um guten Geschmack, sondern auch um Gesundheit und um eine nachhaltige Produktion: „Bei herkömmlichem Paprikapulver werden die Pflanzen in Monokulturen angebaut, dem gemahlenen Pulver manchmal Substanzen zur Farberhaltung beigemischt, und hinterher schmeckt alles nur noch bitter.“ Sein Hobby Gewürze hat der ehemalige Maschinenbauer mittlerweile zum Beruf gemacht.
    Er fährt durch die Welt, um natürliche und fair produzierte Gewürze ohne Zwischenhändler nach Deutschland zu holen. In Chemnitz, seiner Heimatstadt, gibt er Gewürz- und Kochkurse.
    An den Hängen des Schweizer Dörfchens Mund wachsen ganz besondere Krokusse, denn aus den Narben ihrer Blüten wird das teuerste Gewürz der Welt gewonnen: Safran – auch „rotes“ Gold genannt. Der Rentner Remigius Pfaffen kennt sich damit aus: „Der Safran hier ist für mich nicht nur eine Blume, er ist Heimat“, sagt er, bückt sich und pflückt ganz zart und sanft eine Krokusblüte ab. Später wird er noch die dünnen roten Fäden herauslösen und trocknen. In Mund, im Schweizer Kanton Wallis, wird der Safran seit dem 14. Jahrhundert angepflanzt.
    Menschen wie Remigius Pfaffen ist es zu verdanken, dass diese Tradition immer weiterlebt und mittlerweile auch wieder mehr junge Gewürzliebhaberinnen und -liebhaber in den Safrananbau einsteigen wollen. An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Bamberg forscht Carola Nitsch an einer exotischen Gewürzpflanze: „Ingwer ist eine wahre Wunderknolle. Durch ihre ätherischen Öle, das scharfe Gingerol, wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente eignet sie sich als Supergewürz für Gerichte, Suppen, aber auch Tees.“ Normalerweise kommt Ingwer aus Ländern wie China oder Peru zu uns – mit entsprechend hohem CO2-Fußabdruck.
    Die Forschenden wollten wissen, ob die Gewürzpflanze auch in Deutschland wachsen kann, und hatten bei ihren Anbauexperimenten großen Erfolg. Frischen deutschen Ingwer kann man mittlerweile in Ökosupermärkten kaufen. Besonders gut wächst die Knolle im südlichsten deutschen Gemüseanbaugebiet: auf der Insel Reichenau im Bodensee. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.03.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 28.02.2023ZDFmediathek
  • Folge 215
    Korallenriffe leben wieder auf, Fischbestände erholen sich: Für den Schutz der Meere engagieren sich Menschen weltweit – in Projekten, die manchmal klein anfangen, aber Großes bewirken. Forscher, Umweltschützer und Menschen an Meeresküsten schauen dem Sterben der Ozeane nicht länger tatenlos zu. Sie kämpfen gegen steigende Meerestemperaturen, Verschmutzung und Überfischung – und für eine nachhaltige Nutzung des Meeres als Nahrungsquelle. In der Nordsee vor Sylt wagt eine Pionierin ein weltweit einmaliges Experiment: Eva Strothotte will Landwirtschaft auf dem Meeresgrund betreiben – und Zuckertang anbauen.
    Erstmals wird die Aufzucht der Algen inmitten eines Windparks auf hoher See getestet. „Ich denke, dass unser Projekt eine gute Möglichkeit zu einer nachhaltigen Nutzung der Meere ist – ohne negative Folgen, sondern im Gegenteil: mit positiven Chancen für Umwelt, Mensch und Natur“, sagt die Wissenschaftlerin der FH Kiel. Aus Meeresalgen lassen sich Kosmetika, Nahrungsmittel, Plastikersatz und Arzneimittel herstellen. Zudem binden die Algen auch noch große Mengen CO2.
    Einen „Hoffnungspunkt“ hat der israelische Geophysiker Yizhaq Makovsky im Mittelmeer entdeckt, so etwas wie eine Tiefseeoase. Es ist die Kinderstube der Schwarzmaul-Katzenhaie, die sich in bis zu 800 Metern Tiefe tummeln und fortpflanzen. „Umso wichtiger ist es, dass wir das Gebiet mit einer international anerkannten Schutzzone sichern“, sagt Makovsky. Für die Überwachung sorgt die Organisation „Sea Shepherd“. Umweltschützer wie Bar Faran spüren auf ihren Patrouillenfahrten Piratenfischer auf, die in dem geschützten Gebiet illegal Netze auswerfen, und melden sie den israelischen Behörden.
    In Madagaskar haben mehrere Küstenorte eine Revolution gestartet: zum Schutz der Fischbestände. Die Menschen auf der afrikanischen Insel sind arm, viele leben vom Fischfang. Doch sie hatten das Meer überfischt, ihr Einkommen sank. Um ihre Existenz zu sichern, richteten sie Schutzzonen ein, damit sich die Bestände erholen. Eine Erfolgsgeschichte für Meer und Mensch: Heute sind 17 Prozent der Küste Madagaskars lokal verwaltete Schutzzonen, weltweit sind es bereits über 670 in 14 Ländern.
    Initiiert hat diese Graswurzelbewegung namens „Blue Ventures“ Alasdair Harris: „Wenn das Überleben der Meere nur von Meeresbiologen und Wissenschaftlern wie mir abhängen würde, dann wären wir verloren“, sagt der Brite. Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens ist Schauplatz der gefürchteten Korallenbleiche. Steigende Wassertemperaturen zerstören ihre Symbiose mit den Algen, die sie mit Nahrung versorgen. Meeresbiologin Line Bay will dies in Zukunft verhindern. Dazu hat sie die Gene einiger Korallenarten im Labor erforscht und durch gezielte Züchtung hitzeresistenter gemacht.
    „Korallen könnten sich schon selbst an veränderte Temperaturen anpassen“, sagt die Wissenschaftlerin, „aber sie haben keine Zeit dazu, wenn sich die Wassertemperaturen weiter erhöhen wie bisher.“ Sie plädiert für ein radikales Eingreifen des Menschen, um mit genetisch optimierten Korallenarten die weltberühmten Riffe zu erhalten. So unterschiedlich die Lösungsansätze auch sind, sie alle helfen, die Ozeane zu schützen, damit Mensch und Meer im Einklang leben können. Denn eines ist sicher: Die Zeit drängt! (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.03.2023ZDFDeutsche Online-PremiereFr 03.03.2023ZDFmediathek
  • Folge 216
    Es wird immer heller auf der Welt: Städte leuchten nachts bis zu 4000-mal stärker als das Licht von Mond und Sternen. Diese Lichtverschmutzung plagt uns Menschen, aber auch Pflanzen und Tiere. Zu viel Helligkeit macht krank, stört unser Immunsystem; Tiere verlieren ihre Orientierung. Deshalb brauchen alle Lebewesen wieder mehr Dunkelheit. Gelingen kann das durch den Einsatz neuer Beleuchtungskonzepte. Und dieser Lichtverzicht bietet einen tollen Gegenwert – den Blick auf Abertausend Sterne. Sibylle Schroer erforscht den Einfluss von künstlichem Licht auf Insekten.
    „Die Biomasse von Insekten ist seit den 1980ern um 75 bis 80 Prozent zurückgegangen. Das kann auch für uns zu enormen Problemen führen.“ Gemeinsam mit einem Leuchtenhersteller und der TU Berlin entwickelt die Ökologin eine neue Straßenleuchte. Das Licht ist gedimmt und generell besser abgeschirmt. Schroer erhofft sich durch die Erfindung nicht nur mehr Insektenschutz, sondern auch intelligentere Beleuchtungskonzepte in Wohngebieten und somit besseren Schlaf für die Anwohner. In Serbien hat sich eine Gruppe junger Wissenschaftler zum Schutz der Nacht zusammengetan.
    Sie nennen sich „Carpe Noctem“, was so viel bedeutet wie „Nutze die Nacht“. Die Astrophysikerinnen um die 29-jährige Dajana Bjelajac wollen den Menschen den Sternenhimmel zurückgeben, den viele wegen der Lichtverschmutzung nicht mehr sehen können. Sie sagt: „Jedes Mal, wenn wir nachts in den Wald gehen und den Menschen zeigen, wie der Nachthimmel in seinem natürlichen Zustand aussieht, fragen alle, ‚Warum haben wir das nicht schon früher gesehen?‘ Das ist das, was uns antreibt.“ In Pittsburgh kämpft die Astronomin Diane Turnshek schon seit vielen Jahren für mehr Dunkelheit am Himmel.
    2021 feierte sie einen großen Erfolg: Die amerikanische Stadt verabschiedete eine Verordnung gegen Lichtverschmutzung. 2022 sollen sämtliche öffentliche Beleuchtungen ausgetauscht werden. Vom Helikopter aus fotografiert Diane Turnshek noch einmal die hell erleuchteten Straßen, um später prüfen zu können, inwieweit die Lichtverschmutzung für die Bewohner von Pittsburgh nach der Umrüstung zurückgegangen ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.03.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 14.03.2023ZDFmediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 02.04.2022, dann für den 07.05.2022
  • Folge 217 (29 Min.)
    Trockenheit, Brände und immer mehr Stürme. Der Klimawandel zerstört unsere Wälder. Überall auf der Welt suchen Menschen nach Wegen, um das Waldsterben aufzuhalten.
    Trockenheit, Brände und immer mehr Stürme. Der Klimawandel zerstört unsere Wälder. Überall auf der Welt suchen Menschen nach Wegen, um das Waldsterben aufzuhalten. Dabei liefert die Natur selbst die besten Rezepte für gesunde Wälder: nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt. Denn auch zwischen Asphalt und Beton können auf kleinsten Flächen kühlende Wälder gepflanzt werden. Wie das geht, weiß der Forstwissenschaftler Stefan Scharfe, der mittlerweile schon 14 sogenannte Tiny Forests – Miniwälder – in Deutschland und Polen angelegt hat. „Mit dem Tiny Forest holen wir den Urwald in die Stadt“, erklärt er und ist begeistert von diesem Waldkonzept, das von dem Japaner Akira Miyawaki vor allem für Brachflächen in den Städten entwickelt wurde.
    Im Schatten eines Parkhauses auf einem Klinikgelände in Herford pflanzt Stefan Scharfe heimische Bodendecker, Sträucher und Bäume dicht an dicht. „Das Besondere ist die Bodenbearbeitung. Wir ahmen einen jahrzehntealten Waldboden nach.“ So entsteht ein grünes Kraftpaket. Das wilde Wäldchen senkt die Luft- und Bodentemperatur in der Sommerhitze und liefert Schatten sowie Lebensraum für Vögel und Insekten. In Brasilien haben Miriam Prochnow und Wigold Schaffer ihr ganzes Leben der Rettung der atlantischen Regenwälder gewidmet.
    „Wir leben in einer noch nie da gewesenen Krise der Menschheit und können es uns nicht leisten, nicht zu kämpfen“, meint Miriam Prochnow. In den 1970er-Jahren fingen die beiden an, auf ihrer Terrasse Urwaldbäume zu züchten. Heute betreiben sie eine Art gemeinnützige Baumschule mit 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und züchten 200 unterschiedliche, vor allem alte Arten. Neun Millionen Bäume haben die Waldretter bis heute gegen den Kahlschlag gepflanzt. An der Hochschule Eberswalde wollen Forscherinnen und Forscher das angeschlagene Ökosystem Wald besser verstehen lernen – mithilfe des Erfahrungswissens indigener Völker.
    Deshalb haben sie die Kogi eingeladen, einen Stamm aus Kolumbien, der für seinen intuitiven Zugang zur Natur international geachtet ist. Deren Sichtweisen auf Trockenheits- oder Schädlingsschäden liefern Wissenschaftlern wie Carsten Mann Inspiration: „Die Hauptmessage der Kogi ist für mich, dass es schwierig wird, gegen die Gesetze der Natur zu arbeiten, und dass wir verlieren werden, wenn wir das nicht akzeptieren.“ Die Forscherinnen und Forscher wollen das Wissen der Kogi jetzt nutzen, um die Wälder besser zu schützen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.04.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 28.03.2023ZDFmediathek
  • Folge 218
    Wir alle haben Ängste, sei es vor Armut, Klimakrise oder Krieg. Wenn unser Angstlevel steigt und die Angst als Alarmreaktion nicht mehr reguliert werden kann, werden wir krank. Rund die Hälfte aller Angststörungen werden nicht erkannt oder nicht korrekt behandelt. Betroffene warten oft Monate auf einen Therapieplatz. „plan b“ zeigt wirksame Strategien und Methoden im Kampf gegen die Furcht. Angststörungen zählen, noch vor Depressionen, zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, allein in Europa sind rund 60 Millionen Menschen betroffen.
    Mittlerweile leiden zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an akuten Angststörungen. Je länger diese unbehandelt bleiben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie chronisch werden oder Begleiterscheinungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen auftreten. Deshalb bietet der Verein Soulbuddies jungen Menschen unter 25 Jahren schnelle Hilfe an. Bis die jungen Betroffenen einen Behandlungsplatz finden, setzt ein Team aus Therapeuten, Pädagogen, Psychologen und Sozialarbeitern alles daran, sie psychisch zu stabilisieren.
    Klettern gegen die Angst, eine Innovation, die Larissa Kranisch und Sabrina Höflinger vorantreiben. Sie bieten im Münchner Umland therapeutisches Klettern an. „Zu uns kommen Menschen, die präventiv handeln, akut betroffen sind oder ihre Resilienz stärken möchten, weil ein enger Angehöriger betroffen ist.“ Die sogenannte Boulderpsychotherapie wurde entwickelt, als Studien belegten, dass regelmäßiges Klettern depressiven Menschen hilft.
    Bouldern, das ist Klettern ohne Seil und Gurt in Absprunghöhe. Die Boulderpsychotherapie gilt als genauso wirksam in der Behandlung von Depressionen wie eine Verhaltenstherapie. Ob Furcht vor Spinnen, Höhen oder engen Räumen – bei Phobius, einem Zentrum für Angst, Panik und Phobien in Wien, umgeben sich Betroffene bei einer Konfrontationstherapie mit dem, was sie am meisten fürchten. Denn Ängste lassen sich häufig abbauen, indem man sich ihnen stellt. Die Verwendung einer virtuellen Brille ist eines der Instrumente, um den ersten Schritt zu wagen.
    Psychologin und Podcasterin Anne-Lena Leidenberger arbeitet mit Menschen, die Angststörungen haben, und liefert interessante Hintergrundinformationen aus der Praxis, unter anderem über die Gründe, warum besonders junge Menschen zunehmend mit Zukunftsängsten kämpfen. Sie trifft „Psychologists for Future“, die sich zur Mission gemacht haben, psychologisches und therapeutisches Fachwissen in den Umgang mit der Klimakrise einzubringen und Perspektiven und Bewältigungsstrategien gegen die Ängste aufzuzeigen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.04.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 04.04.2023ZDFmediathek
  • Folge 219 (30 Min.)
    Finnland ist das Land der Seen und Moore. Nirgendwo sonst in Europa gibt es davon eine so große Fläche.
    Moore gelten als mystisch. Gruselgeschichten und Schauermärchen ranken sich um sie. Die sumpfigen Orte haben kein gutes Image, dabei sind sie wichtig – für Klima und Artenvielfalt. Moore bieten seltenen Tieren und Pflanzen einzigartige Lebensräume. Zudem speichern sie große Mengen an Kohlenstoff und entziehen der Atmosphäre damit den Klimakiller CO2. Trotzdem werden weltweit immer noch Feuchtgebiete zerstört. In Finnland werden Moore trockengelegt, um Torf abzubauen und daraus Energie zu gewinnen.
    Mit dramatischen Folgen: Weniger als die Hälfte aller finnischen Feuchtgebiete ist noch intakt. Tero Mustonen ist Klimatologe und gründete die Organisation Snowchange, um Moore zu schützen oder zu retten. Gelungen ist ihm das mit dem Linnunsuo-Moor in seiner Heimatregion in Nordkarelien. Zusammen mit der Bevölkerung seines Dorfes verklagte Snowchange den Energiekonzern, der für die Zerstörung des Feuchtgebietes verantwortlich war. Zum ersten Mal in der finnischen Geschichte gelang es rechtlich, den Torfabbau zu beenden.
    „Dieser Ort zeigt, dass wir mit Beharrlichkeit, Mut und wissenschaftlichem Engagement eine Chance haben“, sagt der 46-Jährige. Inzwischen kämpft Mustonen mit seiner preisgekrönten Organisation weltweit an der Seite von Einheimischen für die Rettung und Renaturierung von Biotopen. Auch Greta Gaudig und Sabine Wichmann setzen sich für die Wiederbelebung von Mooren ein. Am „Greifswald Moor Centrum“ forschen die beiden an sogenannten Paludikulturen: Pflanzen, die sich in Feuchtgebieten anbauen und wirtschaftlich nutzen lassen.
    Gaudig und Wichmann wollen Moore wieder vernässen, die in der Vergangenheit für die Landwirtschaft trockengelegt wurden. „Wir müssen die Landwirte überzeugen“, erklärt Landschaftsökonomin Sabine Wichmann. Denn schließlich müssten die investieren, um auch weiterhin von ihren Flächen leben zu können. Geeignete Kulturen im Moor sind zum Beispiel Schilf und Rohrkolben, die sich als Bau- und Dämmstoffe eignen, oder Moorgras, das sich als klimafreundlicher Brennstoff für Biomasseheizwerke einsetzen lässt.
    Besonders vielversprechend sind außerdem Torfmoose. Die Gewächse könnten nämlich Torf in Pflanzerde ersetzen, dessen Abbau weltweit immer noch zur Zerstörung von Mooren beiträgt. Torfmoose aus wiedervernässten Feuchtgebieten würden daher einen doppelten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eines der teuersten und weitreichendsten Klimaexperimente der Welt findet im US-Bundesstaat Minnesota statt: Im „Marcell Experimental Forest“ arbeiten Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt an Szenarien, die den Zusammenhang zwischen Mooren und Klimaerwärmung zeigen.
    „Wir Menschen stellen das Ökosystem auf den Kopf und machen aus den CO2-Speichern CO2-Quellen. Dieser zusätzliche Ausstoß wurde aber bisher noch nicht wirklich eingerechnet in die Szenarien für unser zukünftiges Klima“, erklärt Randy Kolka, ein Mitbegründer der Forschungsstation. Seine Erkenntnisse fließen in die Berichte des Weltklimarates ein und beeinflussen so Entscheidungsträger in der Politik. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.04.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 11.04.2023ZDFmediathek
  • Folge 220
    Jede Minute landen weltweit zwei Lkw-Ladungen Plastik in unseren Meeren, Flüssen und Bächen. Eine gigantische Müllflut mit katastrophalen Auswirkungen auf Natur und Mensch. Neue Recyclingmethoden, alternative Materialien und kreative Müllsammelaktionen helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Denn die Zeit drängt: Mittlerweile befinden sich Plastikteile bereits im arktischen Eis und in der Tiefsee. Der Kölner Verein KRAKE hat im Rhein die erste Müllfalle in einem deutschen Fluss verankert. Die selbst ausgetüftelte Konstruktion fängt mit einem Korb, der zwischen zwei Schwimmkörpern befestigt ist, Treibgut ein.
    Turnschuhe, Plastikflaschen, Pellets aus der Industrieproduktion – bei jeder Leerung fischen die Ehrenamtlichen Abfälle aus dem Wasser und reduzieren so die Menge des Plastikmülls, der über den Rhein in die Nordsee gelangt. Und sie sammeln Daten für ein wissenschaftliches Langzeitprojekt. „Wenn Mikroplastik einmal in der Umwelt ist, ist es eigentlich zu spät“, sagt Biologin Leandra Hamann. „Deswegen ist es wichtig, dass wir gucken, wo es entsteht.“ Mit Informationen über die Müllmenge im Rhein wollen die Vereinsmitglieder die Politik dazu bewegen, verbindliche Grenzwerte für Plastik in Gewässern einzuführen.
    Um die Plastikproduktion zu reduzieren und die Meere zu schützen, experimentieren Fischer und Muschelzüchter in verschiedenen Ländern mit Netzen aus alternativen Materialien. Auch zum Schutz der Meeresbewohner – denn für sie werden herumtreibende Geisternetze viel zu oft zu einer tödlichen Falle. Im süditalienischen Taranto werden seit Jahrhunderten Miesmuscheln gezüchtet – seit den 1960er-Jahren mit Netzen aus dem Kunststoff Polypropylen. Doch einige denken jetzt um: Muschelfischer Ciccio Marangione testet einen Biokunststoff auf Maisbasis – mit Erfolg. Kollegen experimentieren mit Naturmaterialien wie Hanf oder Sisal.
    Vom französischen Bordeaux aus wollen die Macher des Labels „Nomads Surfing“ die gesamte Branche revolutionieren. „Es ist doch paradox: Das Meer ist unser Spielplatz. Aber gleichzeitig tragen wir Surfer zu seiner Verschmutzung bei“, sagt Mitgründer Thomas Cervetti. Denn konventionelle Surfbretter und -ausrüstung werden fast ausschließlich auf Basis von neuen Kunststoffen hergestellt. Anders arbeiten die „Surf-Nomaden“: Sie recyceln alte Boards, setzen auf nachhaltige Materialien und verwandeln alte Neoprenanzüge und Flip-Flops in Surfequipment. Das weckt auch das Interesse von großen Sportartikelherstellern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.04.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 18.04.2023ZDFmediathek
  • Folge 221
    Fast ein Drittel Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Er dient der Erholung, ist wichtiger Lebensraum und Klimaheld. Die grünen Lungen sind in Gefahr. Immer verheerendere Brände bedrohen Forste. Waldbrände galten lange als Phänomene aus Südeuropa, Kalifornien oder Australien. Doch sie werden in Deutschland ein immer größeres Problem. 2022 brannten hierzulande so viele Wälder wie nie zuvor. „plan b“ zeigt Menschen, die der Feuersbrunst etwas entgegensetzen. Einer von ihnen ist Tobias Hallas. Der diplomierte Rettungssanitäter aus Karlsruhe kämpft ehrenamtlich gegen die Flammen im Wald.
    Er ist Mitglied im Katastrophenschutzverein @fire, einer deutschen NGO, die sich auf Waldbrände spezialisiert hat. Der Verein wurde ursprünglich zu Hilfszwecken gegründet. Feuerwehrleute aus Deutschland sollten in den heißen Sommermonaten ihre Kolleginnen und Kollegen in Südeuropa bei Waldbrandeinsätzen unterstützen können. Inzwischen ist ihr Know-how auch in Deutschland gefragter denn je. Denn in den Lehrplänen der Freiwilligen Feuerwehren kommt das Thema Waldbrand bisher nur am Rande vor.
    Der Verein @fire möchte diese Wissenslücke schließen. Erfahrungen aus Auslandseinsätzen und Trainings geben die Mitglieder an deutsche Feuerwehrleute weiter. Und machen die Einsatzkräfte so fit für die Zukunft. Ein Großteil ihres Wissens stammt aus Spanien, einem Land, das seit vielen Jahren gegen Waldbrände ankämpft. Dort arbeitet auch der Berufsfeuerwehrmann Manuel Lopes Rodrigues. Doch er sieht die Lösung nicht allein in der richtigen Löschtechnik. „Ist es normal, dass jeden Sommer Tausende Hektar abbrennen? Nein. Wir müssen entscheiden, welche Art von Wald wir wollen, um zu verhindern, dass es jeden Sommer brennt.“ Der Feuerwehrmann macht auch die Monokulturen verantwortlich – weite Waldflächen, bestehend aus nur einer Baumart, die auch noch besonders schnell brennt.
    In Deutschland sind das etwa Monokulturen aus Kiefer oder Fichte. Im Nordwesten Spaniens ist es vor allem die Schwarzholz-Akazie. Die invasive Art verdrängt andere Baumarten und wächst so dicht, dass sie Waldbränden enorm viel Zunder bietet. Manuel Lopes Rodrigues greift deshalb immer häufiger zu Hacke und Spaten und reißt die Bäume kurzerhand aus der Erde.
    Mit vielen Unterstützern und seinem eigens gegründeten Verein will er den Wald wieder zu einem klimafreundlichen, feuerresistenten Mischwald machen. Auch in Deutschland sind Monokulturen ein Problem. Brandenburgs Wälder bestehen beispielsweise zu 70 Prozent aus Kiefern. Um hier Waldbrände schnell zu erkennen, entwickelt Ingenieur Carsten Brinkschulte mit seinem Start-up sogenannte elektronische Nasen. Diese Sensoren sollen im Wald Brandgase frühzeitig erkennen und ein schnelles Einschreiten durch die Feuerwehr ermöglichen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.04.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 25.04.2023ZDFmediathek
  • Folge 222
    Auf der reich verzierten Krone von König Charles III. funkeln Tausende von Diamanten und Edelsteinen, manche Jahrhunderte alt. Heute setzt man bei diesen Glanzstücken auf Nachhaltigkeit. Verbraucher achten zunehmend darauf, was sie kaufen. Für Schmuck gilt dasselbe wie für Schokolade: Er soll ohne Schaden für Mensch und Natur hergestellt werden. „plan b“ zeigt, wie nachhaltige Perlen gezüchtet werden – und synthetische Diamanten im Labor. Die Flussperlen, die Kronen zieren, stammten früher oft aus riesigen Muschelbänken in deutschen Flüssen und Bächen.
    Amtliche Perlinspektoren waren für das Ernten der Perlen zuständig. Heute ist die Tierart vom Aussterben bedroht. Wolfgang Degelmann vom Bund Naturschutz will sie retten. „Die Muschel hat eine Geschichte von 250 Millionen Jahren hinter sich, wo die Lebensumstände so gepasst haben. Dann kommt der Mensch, und nach 100 Jahren sind 250 Millionen Jahre Flussperl-Geschichte ad acta gelegt.“ Degelmann züchtet die Muschel, um sie wieder in der Natur anzusiedeln.
    Um der Muschelart Pinctada margaritifera dieses Schicksal zu ersparen, betreibt Justin Hunter eine nachhaltige Perlenzucht. Für seine Farm vor der Küste von Savusavu, die zu den Fidschi-Inseln gehört, hat er sich strenge Umweltregeln auferlegt, um eine intakte Unterwasserwelt zu schaffen, denn die ist Voraussetzung für natürlich wachsende Perlen. Sie tragen ihrerseits zum marinen Ökosystem bei, denn jede einzelne filtert täglich 1400 Liter Wasser. Inzwischen hat Hunter ganz Savusavu dazu bewegt, sich für den Schutz der Umwelt einzusetzen – denn die meisten Menschen leben von den Früchten des Meeres und vom Tourismus in ihrem Südseeparadies.
    In den österreichischen Alpen klettern die Zwillingsbrüder Hannes und Gerhard Hofer tagelang durchs Hochgebirge und wagen sich auch in unerforschte Höhlen vor, um Edelsteine und Kristalle aus dem Berg zu schlagen – in umweltverträglichen Mengen. Die Auflagen für Kristallsammler sind an strenge Kriterien geknüpft. Schmuckdesignerin Helge Maren Hauptmann aus Ulm verwendet für ihre Kollektion Diamanten aus dem Labor.
    „Es gibt keinen erkennbaren Unterschied, es sind echte Diamanten – eben nur gezüchtet und nicht in der Natur gewachsen“, sagt sie. Die sogenannten synthetischen Diamanten hinterlassen zwar einen CO2-Fußabdruck, aber einen geringeren als die natürlichen. Die werden zudem oft durch Kinderarbeit in afrikanischen Minen abgebaut. Die Nachfrage nach sauberen Diamanten steigt enorm, denn sie sind auch noch günstiger. Schmuck mit reinem Gewissen ist kein purer Luxus. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.05.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 02.05.2023ZDFmediathek
  • Folge 223 (30 Min.)
    Anja Spannaus (FP Lux Unternehmensgruppe) und Martin Wilke (2ndlifesolar) im Solarpark Magdeburg.
    Handy kaputt oder Laptop veraltet: Weniger als ein Fünftel unseres Elektroschrotts wird ordentlich recycelt. Große Mengen an wertvollen Rohstoffen gehen dadurch verloren. „Reparieren statt wegwerfen“ – so lautet das Motto von Menschen, die Geräte länger nutzbar machen wollen. Und wenn das nicht mehr geht, sollen sie nicht einfach nur entsorgt werden: Denn immer öfter gelingt es, Rohstoffe aus dem Schrott wiederzugewinnen. In Straßburg hat sich Elie Assémat zum Ziel gesetzt, dass Elektroschrott möglichst gar nicht mehr entsteht.
    Er ist Mitbegründer von Commown, einer Genossenschaft, die Elektronikgeräte als gemeinsames Gut betrachtet, dessen Langlebigkeit im Interesse aller liegt. „Wenn ich nichts tue, kann ich mich morgens nicht im Spiegel ansehen“, sagt der studierte Physiker. Dabei geht es ihm vor allem um Nachhaltigkeit und längere Nutzung. Die Genossenschaft vermietet seit 2018 Smartphones, Computer und Kopfhörer – und das mit einem umfassenden Paket an Serviceleistungen. Alle Produkte im Angebot sind leicht zu reparieren und garantieren damit eine lange Lebensdauer.
    Auch defekte Solarmodule zählen zum Elektroschrott – und werden in den kommenden Jahren zu einem gewaltigen Problem. Für 2030 prognostizieren Fachleute eine Lawine von über einer Million Alt-Module, die in der Entsorgung zu landen drohen. Mit seiner Firma 2ndlifesolar will Martin Wilke aus Hamburg dafür sorgen, dass möglichst viele dieser Alt-Module ein zweites Leben bekommen, zum Beispiel als Balkonkraftwerke.
    Aber auch das Recycling der aussortierten Module steht im Fokus des Ingenieurs. Bei bisherigen Verfahren gehen wichtige Rohstoffe wie Silber und Silizium verloren. Jetzt gibt es neue Ideen, diese wertvollen Rohstoffe zurückzugewinnen. In Indien begegnet die Schweizer Umweltwissenschaftlerin Dea Wehrli Elektroschrott aus der ganzen Welt, darunter auch illegaler Müll aus Europa. Zehntausende Kleinunternehmer leben davon, diesen Schrott zu zerlegen, einzuschmelzen und weiterzuverkaufen. Dabei sind sie vielen giftigen Stoffen ausgesetzt.
    Dieses Problem will Dea Wehrli gemeinsam mit engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern mit einem modernen Arbeitskonzept lösen. Ihr Projekt nennt sich E(co)work – ein sogenannter Co-Working-Space, eine Halle, in die sich indische Schrottzerleger flexibel einmieten können. Sie bleiben autonom, bekommen dort aber bessere Möglichkeiten, legal, gesünder und sicherer zu arbeiten, und haben die Chance auf einen besseren Verdienst. Manches, was sie dort zerlegen, geht als Rohstoff wieder zurück nach Europa. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.05.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 09.05.2023ZDFmediathek
  • Folge 224 (30 Min.)
    Der letzte große wilde Fluss Europas: die Vjosa in Albanien.
    Der Rückgang der Artenvielfalt und die zunehmende Erderwärmung gehören zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Täglich verschwinden Tier- und Pflanzenarten. Weltweit wird der Schutz der Biodiversität immer wichtiger. Innovative Techniken, wissenschaftliche Expertise, ehrenamtliches Engagement und politischer Wille aber können dabei helfen, die Artenvielfalt zu bewahren und Lebensräume zu sichern. Jede Art zählt – egal wie klein und unscheinbar sie ist, das weiß auch Elisabeth Kühn. Die Biologin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle hat ein Herz für Schmetterlinge, genauer gesagt für Tagfalter.
    Viele Schmetterlingsarten kämpfen ums Überleben. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Hobbyforschern untersucht Kühn, wie es um den Bestand der Schmetterlinge steht und warum manche Tagfalterarten aus einem Gebiet einfach verschwinden. An dem Projekt „Tagfalter-Monitoring-Deutschland“ kann sich jeder beteiligen. Die Ergebnisse sind ein Schatz für die Forschung, denn man bekommt „einen sehr aussagekräftigen Datensatz auch für andere Bereiche, also als Indikator für den Gesamtzustand der Biodiversität einer Fläche zum Beispiel“, so die Biologin.
    Ulrich Eichelmann ist Mitbegründer der Umweltorganisation RiverWatch, seine Mission: einer der letzten großen Wildflüsse in Europa. Die Vjosa in Albanien ist für ihn ein Naturjuwel, das es unbedingt zu schützen gilt. Der selbst ernannte Flussmensch kämpft vor allem gegen den Bau von Wasserkraftwerken, denn „die Folgen sind riesengroß, auch flussabwärts und flussaufwärts. Das heißt, der Fluss ist ja was Dynamisches. Das kommt und geht. Panta rhei, alles fließt.“ Diese intakten Ökosysteme in und am Fluss will er bewahren.
    Deshalb ist er gemeinsam mit nationalen und internationalen Experten in engem Austausch mit der albanischen Regierung, die den Nutzen der Artenvielfalt erkannt hat. Im Sommer 2022 hat sie erste Staudammprojekte gestoppt. Das Vjosa-Tal, das blaue Herz Europas, ist auf dem Weg, Nationalpark zu werden. Schon als Kinder teilten die Brüder Ben und Pete Kibel ihre Leidenschaft für die Natur. Heute ist Ben Kibel Ingenieur und Pete Kibel Meeresbiologe. Gemeinsam haben sie ein Unternehmen gegründet, das mit genialen Ideen die Artenvielfalt der Ozeane schützt.
    „Ich habe mich schon immer für Technologien interessiert, die die Umwelt verbessern, anstatt ihr zu schaden“, erzählt Ben. Dank der Erfindungen der Kibel Brothers konnten bereits unzählige Meeresbewohner gerettet werden, deren Existenz durch die Hochseefischerei akut gefährdet ist. Ihre Köderhakenkapsel beispielsweise wird erfolgreich zum Schutz von Albatrossen eingesetzt. Akustische Warngeräte hingegen, die sogenannten Banana Pinger, erzeugen Schallwellen, mit denen schon viele Schweinswale gerettet werden konnten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.05.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 16.05.2023ZDFmediathek
  • Folge 225
    Sprüh, wisch und weg – mehr wollen wir mit unserem Schmutz nicht zu tun haben. Viele Reiniger enthalten jedoch schwer abbaubare Stoffe, die in der Natur landen. Das muss nicht sein. Alternativen für Putzmittel, die sich sogar in Kläranlagen nicht aus dem Abwasser filtern lassen, drängen auf den Markt. „plan b“ stellt neue Ideen für nachhaltiges Putzen vor, nicht nur fürs eigene Zuhause und das Auto, sondern auch für Industrie und Gewerbe. Pro Jahr werden in Deutschland über 30.000 Tonnen schwer biologisch abbaubare Stoffe aus Wasch- und Reinigungsmitteln mit dem Abwasser entsorgt. Dabei kann Putzen auch nachhaltig sein, das beweist Julia Seeliger jeden Tag.
    Gemeinsam mit Luise Zaluski hat sie „Klara Grün“ gegründet. Das erste und bisher einzige Start-up für ökologische und faire Raumpflege in Berlin vermittelt Putzkräfte an Privatkunden, Büros, Praxen und Ladengeschäfte. Die Gründerinnen wollen nicht weniger, als den Putzmarkt revolutionieren: „Die Reinigungsbranche ist das beschäftigungsstärkste Handwerk in Deutschland. Das muss doch auch anders, und zwar ohne ätzende Chemie und sozial verträglich, funktionieren“, sagt Julia Seeliger. Das bedeutet für sie: Festanstellung, faire Löhne und die Würdigung der Raumpflege als echtes Handwerk.
    Reinigungskraft Ilona Parsch haderte irgendwann mit ihrem Job: Sie reagierte allergisch auf die aggressiven Reiniger. Wenn schon Putzmittel, dann bitte natürliches, beschloss sie. Und so stieß die Rostockerin auf der Suche nach einem milden Putzmittel auf die Zauberkräfte der Roten Bete. Ihr Sohn Thomas Parsch ließ sich von der Experimentierfreude seiner Mutter anstecken: Gemeinsam entwickelten sie ein Putzmittelsortiment auf Bete-Basis – und gründeten ein Unternehmen. Das hat mittlerweile Hunderte Handelsabnehmer und keine einzige allergische Reaktion gemeldet bekommen.
    Artemis Diapoulis ist in einer anderen Branche unterwegs, doch auch bei ihr dreht sich alles um das richtige Reinigen. „Zurzeit ist die Wandlung in der Automobilbranche groß,“ sagt sie, „Elektromobilität ist Thema Nr. 1. Da frage ich mich, darf ein E-Fahrzeug in der Waschanlage mit so viel Energie, Reinigungsmittel, Wasser etc. gereinigt werden?“ Statt 50 bis 200 Liter Wasser je Auto verbraucht die Kölner Unternehmerin mit ihrem Reinigungsgerät nur zwei bis drei Liter Wasser pro Wagen, säubert allein mit Wasserdampf – und das auch noch abwasserfrei. Egal, ob für Wohnung, Büro oder Auto: Putzen kann nicht nur reinmachen, sondern auch sauber sein. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.05.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 23.05.2023ZDFmediathek
  • Folge 226
    Kein Job treibt so viele in den Burn-out wie die Krankenpflege. „plan b“ zeigt, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um eine Trendwende in der Pflege zu schaffen. Ein Teufelskreis aus Personalmangel und Überlastung der Pflegekräfte bedroht das Gesundheitssystem. Deshalb fordern viele nicht nur höhere Löhne, sondern vor allem bessere Arbeitsbedingungen. Wie das funktionieren kann, zeigen Beispiele in Deutschland und Europa. Simone Dieter ist mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden: „Wir sind ein tolles Team und arbeiten wirklich auf Augenhöhe mit den Ärztinnen und Ärzten.“ Die 38-Jährige ist Pflegerin auf der Intensivstation am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.
    Sie hat einen Masterabschluss in Pflegewissenschaften und integriert am RBK neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis – das steigert sowohl die Zufriedenheit mit dem Job als auch die Pflegequalität für die Patientinnen und Patienten. Attraktivere Arbeitsbedingungen tragen längerfristig zur Trendwende bei, aber um etwas gegen die akute Überlastung zu tun, braucht es mehr Personal.
    Dafür bekommt Deutschland Unterstützung aus dem Ausland. Zum Beispiel von Lejla Taric. Im November 2019 kam die gebürtige Bosnierin mit dem sogenannten Triple-Win-Programm der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach Heidelberg. Dabei sollen alle Beteiligten profitieren: Deutschland, die Pflegekraft und das Herkunftsland. Nun soll auch Lejlas Schwester aus Sarajevo kommen. Besteht sie alle notwendigen Prüfungen? In Finnland geht man einen anderen Weg, um den Fachkräftemangel auszugleichen.
    Pfleger Kristian Enberg darf dort nicht nur erkrankte Menschen selbstständig untersuchen und entscheiden, ob fachärztliches Personal hinzugezogen werden muss. Er kann auch einfache Diagnosen stellen und Medikamente verschreiben. Der effiziente Einsatz von Pflegekräften macht das finnische Gesundheitssystem zu einem der kostengünstigsten der Welt – bei gleichzeitig überdurchschnittlich guten Ergebnissen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.06.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 06.06.2023ZDFmediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 03.06.2023
  • Folge 227
    Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, dann das mit dem drittgrößten CO2-Ausstoß – nach China und den USA. Dabei können aus dem vermeintlichen Abfall hochwertige Produkte werden. Griechische Bauern umgehen EU-Normen und verhindern, dass ein Teil der Ernte in der Saftpresse verramscht wird. Am Bodensee machen die „Brothelden“ aus alten Backwaren Nudeln oder Kekse. In Island arbeiten Firmen daran, Reste der Fischfiletierung sinnvoll zu nutzen. Bis vor Kurzem mussten die Orangenbauern auf dem Peloponnes einen großen Teil ihrer Ernte an Saftproduzenten verramschen – die Früchte waren zwar von guter Qualität, aber ihr Aussehen entsprach nicht der EU-Handelsnorm für Export-Speiseorangen.
    Adrian Wiedmer von der Schweizer Fair Trade Organisation gebana hat gemeinsam mit seinen griechischen Partnern einen Trick gefunden, das zu umgehen: Sie vermarkten die Orangen direkt für den Endverbrauch im deutschsprachigen Raum – und legen den Kisten einfach einen Zettel bei: „Nur zur Verarbeitung“. Die Bauernfamilien verdienen dadurch um die 30 Prozent mehr als vorher und können dieses Geld in nachhaltigere Anbaumethoden investieren.
    Adrian Wiedmer und der Chef der griechischen Kooperative suchen unterdessen weiter nach Wegen, wie sich die Orangen noch effektiver und klimafreundlicher produzieren lassen, zum Beispiel durch Agroforst-Anbau, wo die Orangenbäume mit anderen Pflanzen kombiniert werden. In Island ist Kabeljaufilet eines der wichtigsten Exportprodukte – und zugleich ein Problem, denn das Filet macht nur etwa 44 Prozent des Fisches aus. Im isländischen Hafenstädtchen Grindavík arbeitet das Netzwerk Codland daran, auch für die restlichen 56 Prozent Wertschöpfungsketten zu schaffen.
    So werden die Köpfe und Gräten mithilfe der reichlich vorhandenen Geothermie getrocknet und als Proteinquelle nach Nigeria exportiert – eine Weiterentwicklung der traditionellen Fischtrocknung. Technisch anspruchsvoller ist die Arbeit von Marine Collagen: Die Fischhaut, früher ein Fall für die Tonne, besteht zu 17 Prozent aus Collagen. Diese wird extrahiert und zu Gelatine und Collagen verarbeitet, für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie.
    An der nordwestlichen Spitze der Insel sitzt der Star des isländischen Fischverwerters: Kerecis produziert aus Kabeljauhaut Pflaster für Brandwunden und andere großflächige Wunden, die schwer verheilen. Ungefähr 20 Prozent des täglich gebackenen Brotes werden nicht verkauft. Janine Trappe sucht dafür nach Verwendungsmöglichkeiten. Unter der Marke Heldenbrot rettet sie überschüssiges Brot und verarbeitet es zu feinem Granulat – als Grundstoff für Brotlinge, Kekse, Nudeln und Flips. Das Granulat ersetzt einen großen Teil des Mehls und hilft so, Rohstoffe einzusparen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.06.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 13.06.2023ZDFmediathek
  • Folge 228 (30 Min.)
    Balkone, Gärten und Parks sind oft prachtvoll bepflanzt. Für die Umwelt ist das nicht automatisch gut. Naturnahes Gärtnern schafft mehr biologische Vielfalt für Mensch, Tier und Klima. Von der Samenauswahl bis zum verschwenderischen Umgang mit Wasser – viele Entscheidungen können Klima und Natur belasten. „Plan b“ begleitet Menschen, die nachhaltig gärtnern – auf dem Mini-Balkon, mit torffreier Schwarzerde und im urbanen Gemeinschaftsprojekt. Im Berliner Stadtteil Britz wächst und gedeiht ein Pionierprojekt: ein essbarer Waldgarten auf 28.000 Quadratmetern.
    Herz der Anlage ist der Gemeinschaftsgarten. Hier und in den 60 darum gruppierten Kleingärten schrebern, lernen und ernten Laien, angeleitet von Profis. Eine davon ist Projektleiterin Jennifer Schulz: „Der Waldgarten hat verschiedene Vegetationsschichten mit essbaren Pflanzen: Obst- und Nussbäume, Beeren tragende Sträucher und Wurzelgemüse.“ Wichtig ist ihr auch das soziale Miteinander beim urbanen Gärtnern und der Klimaschutz: Der Waldgarten speichert CO2, sorgt für Kühlung und bietet Tieren und Insekten Lebensraum – mitten in der Stadt.
    Gemüse in seiner ganzen Vielfalt lässt sich auch auf engstem Raum anbauen – das stellt Melanie Öhlenbach seit 2012 auf ihrem sechs Quadratmeter großen Balkon unter Beweis. Sie wurmte, wie wenig nachhaltig es ausgerechnet in der grünen Branche zugeht. Das zu ändern treibt sie bis heute an: „Mein Ziel ist es, auch auf dem Balkon Müll zu vermeiden und sinnvolle Kreisläufe zu schließen – angefangen bei Gefäßen und Geräten über Pflanzen bis hin zu Wasser und Dünger.“ Ihren Erfahrungsschatz gibt die Autodidaktin inzwischen in Büchern, ihrem Blog und in Workshops weiter.
    Für Joachim Böttcher ist Terra Preta die perfekte Antwort auf die Suche nach torffreier Pflanzerde: Forscher entdeckten diesen schwarzen, extrem fruchtbaren Boden im sonst mageren Gebiet des Amazonasbeckens. Eine indigene Hochkultur hatte sie vor mehr als tausend Jahre hergestellt – aus einer Art Holzkohle und verschiedenen organischen Siedlungsabfällen. 2006 gelang es dem Gartenbauingenieur die schwarze Erde nachzubilden und weiterzuentwickeln – mit einer ausgeklügelten Mischung, in der Bio-Kohle und Mikro-Organismen eine wichtige Rolle spielen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.07.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 27.06.2023ZDFmediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 10.06.2023
  • Folge 229 (30 Min.)
    Secondhandkleidung ist in Mode, Repaircafés liegen im Trend. Viele Menschen denken um. Dinge wiederzuverwenden, statt wegzuwerfen, spart Ressourcen und schont die Umwelt. In deutschen Haushalten liegen ungenutzte Sachen im Wert von 53 Milliarden Euro herum. Zeit, sich von Überflüssigem zu trennen. Neue Konzepte machen Secondhandshopping komfortabler und katapultieren es raus aus der Nische. Eine neue Idee für alte Dinge heißt „Faircado“. Wer sich das kostenlose Onlinetool herunterlädt, bekommt beim Onlineshoppen automatisch Secondhandalternativen auf dem Bildschirm angezeigt. Denn dieses neue Tool ist mit 55 Secondhandplattformen weltweit vernetzt und greift so auf zehn Millionen gebrauchte Gegenstände zu.
    „Wir können damit 70 Prozent des Preises und 90 Prozent CO2 sparen“, sagt Gründerin Evoléna de Wilde. Aktuell möchte die 30-Jährige ihr Netzwerk erweitern. So könnte sie schon bald mit der neuesten Plattform des „Momox“-Gründers Christian Wegner zusammenarbeiten: „Stuffle“ will diejenigen ansprechen, für die Secondhand bislang Schmuddelkram war. Auch „Nomadi“ aus Berlin wäre gern Teil der „Faircado“-Welt: Die Website vermietet Kinderprodukte, damit diese permanent im Kreislauf bleiben und nicht ungenutzt zu Hause herumliegen.
    In Schweden revolutioniert Ola Sjödin die Gebrauchtmöbelbranche. Im großen Stil kauft er hochwertige, gebrauchte Büromöbel ein, um diese dann zu reparieren und weiterzuverkaufen – oft auch nach Kundenwunsch individuell umgestaltet. „Wir haben auf der Welt nicht die Ressourcen, alles neu zu produzieren, wir müssen jetzt etwas ändern“, sagt der Unternehmer. Sjödins Firma rettet viele Möbelstücke vor der Müllkippe. Und trägt dazu bei, dass jedes Jahr 45.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Roman Alberti, David Oudsandji und Afshin Doostdar bauen aus alten E-Auto-Batterien neue Speichersysteme für Strom aus Photovoltaikanlagen.
    Ohne das hoch motivierte, junge Trio aus Aachen würden die teilweise noch mit bis zu 90 Prozent Restkapazität ausgestatteten Batterien auf dem Müll landen. Abnehmer für ihre großen, günstigen Speicher sind Unternehmen, Hotels oder Supermärkte. „Wir sind geprägt von ‚Fridays for Future‘ und möchten die Wirtschaft von innen verändern.“ Die drei wünschen sich, Einfluss auf den deutschen Energiemarkt zu nehmen – mit mehr grünem Strom durch nachhaltigere und günstigere Speicher. Secondhand wird immer mehr zur ersten Wahl. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.07.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 11.07.2023ZDFmediathek
  • Folge 230 (30 Min.)
    Frühlingsallergie-Konzept: Eine junge hübsche Frau niest vor dem blühenden Baum.
    Juckende Augen, triefende Nase, endlose Niesattacken: Allergien zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen, Betroffene leiden massiv. Doch mit neuen Ideen kann ihnen geholfen werden. Die Augsburger Wissenschaftlerin Claudia Traidl-Hoffmann möchte dafür sorgen, dass Allergiker fast in Echtzeit erfahren, welche Orte sie meiden sollten. Dafür sammelt sie Daten und stellt neuartige Messgeräte auf. Die Versuche sind vielversprechend. Die Ergebnisse fließen in die Entwicklung einer App, die Gräserpollen-Allergiker mit auf sie persönlich zugeschnittenen Informationen über Pollenflug versorgen soll.
    Bad Hindelang und Augsburg sind die ersten Test-Orte, an denen das System eingeführt wird. Das Ziel: Allergikern mehr Sicherheit im Alltag geben, auch mithilfe von künstlicher Intelligenz. Bisher dauert es bis zu sieben Tage, bis Betroffene wissen, welche Pollen genau in der Luft sind. Das neue System dagegen verspricht Ergebnisse innerhalb von zwei bis drei Stunden. In Südtirol gehen Forschende noch einen Schritt weiter: Mithilfe von Äpfeln sollen Birkenpollenallergiker am besten ganz von ihren Leiden befreit werden. Thomas Letschka und Klaus Eisendle nutzen unterschiedliche Apfelsorten zur Immuntherapie – Äpfel statt Spritzen -, eine einfache und kostengünstige Methode gegen Allergien.
    Christina Lechner hat das ausprobiert: „Mir hat eigentlich gar nichts geholfen gegen den Heuschnupfen, bis das Äpfel essen mir eine deutliche Verbesserung verschafft hat“, sagt die Allergikerin. Auch Chemikalien und Schadstoffe sind inzwischen als Allergieauslöser bekannt. Dagegen möchte Schweden etwas tun. Christina Larsson ist Umweltkoordinatorin der Stadt Västerås – sie setzt das Projekt „Giftfreie Vorschulen“ um. Die Ingenieurin untersucht Schulen auf belastete Materialien, Möbel und Spielsachen: „Man kann tatsächlich bei Blut- und Urinproben sehen, dass die Kinder häufig höhere Konzentrationen von hormonstörenden Weichmachern im Blut haben als ihre Eltern.“ Und in Bastelmaterialien wie Klebestiften und Farben stecken häufig Konservierungsstoffe und Lösungsmittel, die gerade bei Kleinkindern Allergien auslösen können.
    Hier raten die Schwedin und ihr Team dann zum schnellen Austausch. Allergien kosten den Staat und die Krankenkassen Milliarden. „plan b“ zeigt, wie mit Prävention und dem Einsatz neuester Behandlungsmethoden Allergikern geholfen werden kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.07.2023ZDFDeutsche Online-PremiereDi 18.07.2023ZDFmediathek

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