2019/2020, Folge 88–110

  • Folge 88
    462 Kilogramm Hausmüll produziert jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Weltweit stehen wir an fünfter Stelle, denn unser Konsumverhalten besteht aus: kaufen, (be)nutzen, wegwerfen. Doch müssen wertvolle Rohstoffe einfach auf dem Müll landen? Nein, finden mutige Visionäre, die im Abfall den Stoff der Zukunft erkennen. Sie lassen aus alten Ressourcen wieder neue Produkte entstehen – Kreislaufwirtschaft nennt man das. Anna Bergström hat seit über vier Jahren eine Mission: sammeln, sortieren und wiederverwerten.
    Die 46-Jährige leitet in der schwedischen Kleinstadt Eskilstuna das erste Recycling-Kaufhaus der Welt. Alles, was die 65 000 Bürger Eskilstunas nicht mehr brauchen, von Kleidung über Fahrräder bis hin zu Elektrogeräten, wird hier aufbereitet und wieder verkauft. Bergström möchte die viele Waren am liebsten direkt wiederverwerten, ohne sie erst mühevoll in ihre Einzelteile zu zerlegen. Doch nicht alle Sachen können auf diesem Weg weiterverwendet werden. Deshalb hat Vesa Hiltula, der Chef der Abfallwirtschaft von Eskilstuna, für den Rest ein ausgeklügeltes System entwickelt: Jeder trennt schon zu Hause seinen Müll in sieben verschiedenfarbigen Tüten.
    Aber funktioniert das wirklich im Familien-Alltag? Oft wissen wir gar nicht, aus welcher Art von Plastik unsere Verpackungen bestehen: PET, Polypropylen oder Verbundplastik mit Metallschicht? Vesa Hiltula ist überzeugt: „Du warst in der Schule, hast einen Führerschein. Dann kannst Du auch sortieren!“ Dass Sortieren die Königsdisziplin beim Recycling von Verpackungen ist, hat auch der deutsche Ingenieur Jochen Moesslein erkannt.
    Deshalb hat er ein Verfahren entwickelt, mit dem man besonders schnell große Verpackungsmengen trennen kann. Sein „Feenstaub“ – eine fast unsichtbare Markierung auf der Verpackung – kann sekundenschnell von einem Laser erfasst werden und dadurch Verpackungen sortenrein trennen. Kann Moesslein mit dieser Innovation auch die Großen der Verpackungsindustrie überzeugen? Doch wie kann man Verpackungen so gestalten, dass sie einfach im Kreislauf bleiben? Dieses Problem beschäftigt auch den österreichischen Mineralwasser-Hersteller Vöslauer.
    Die Geschäftsführer Birgit Aichinger und Herbert Schlossnikl setzen auf Flaschen aus 100 Prozent recyceltem PET. Das ist derzeit noch eine Herausforderung, denn das sogenannte RePET ist in großen Mengen immer noch knapp. Und wie sieht es mit der Ökobilanz aus, gerade wenn man weite Transportwege mit einrechnet? Um diese weiten Wege zu vermeiden, hat der taiwanesische Designer Arthur Huang eine Idee: Jede Kleinstadt soll mit Mini-Recycling-Anlagen ihren Müll direkt vor Ort wiederverwerten.
    Auch das mondäne Porto Cervo auf Sardinien. Denn gerade dort entsteht während der Hochsaison im Sommer viel zu viel Müll. Warum ihn also nicht mit Arthur Huangs „Mini-Trashpresso“ direkt vor Ort in neue Produkte wie Sonnenbrillen und Handyhüllen transformieren? Plastikmüll ist für den Designer der Rohstoff der Zukunft. Er hat schon ein Flugzeug, Boote und ganze Häuser daraus gebaut. Müll wird so im Kreislauf zum Schatz. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.01.2020ZDF
  • Folge 89
    Wenn der Mensch krank wird, muss er Ärzten und Krankenhäusern vertrauen. Doch bietet auch jedes Krankenhaus die beste Versorgung? Mediziner und Häuser stehen unter hohem ökonomischen Druck. Der eigentliche Auftrag, die bestmögliche Patientenversorgung, kann dann schon mal unter wirtschaftliche Erwägungen untergeordnet werden. „plan b“ trifft Menschen, die im Gesundheitssystem nach Wegen suchen, den Patienten wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Seit Einführung der Fallpauschalen 2004 wird jede Krankheit mit einem festen Preis versehen – mit dem Ergebnis, dass einige Eingriffe weitaus rentabler sind als andere.
    Dr. Alexander Risse vom Städtischen Klinikum Dortmund ist überzeugt: Am Bett des Patienten wird nicht gerechnet. „Wir haben einen Versorgungsauftrag. Wer krank ist, der wird auch krankheitsentsprechend behandelt.“ Sein Diabeteszentrum arbeitet eigentlich in den roten Zahlen. Finanziert wird es über andere Fachbereiche, die das Defizit ausgleichen. Dänemark steht vor den gleichen demografischen Herausforderungen wie Deutschland.
    Wie kann eine alternde Bevölkerung, die zunehmend an komplexen Krankheiten leidet, umfassend medizinisch versorgt werden? Um gerade in Notfällen rund um die Uhr Fachärzte vorhalten zu können, wurde die dänische Krankenhausstruktur radikal verändert. Zahlreiche Kliniken wurden geschlossen und zusammengelegt, landesweit gibt es noch 21 „Super-Kliniken“. In Deutschland folgen erste Regionen diesem Vorbild. Dr. Burkhard Schropp war 14 Jahre lang Chefarzt am Klinikum Möckmühl im Landkreis Heilbronn.
    Dieses wurde jedoch, gemeinsam mit einem weiteren defizitären Krankenhaus, geschlossen. Heute operiert Dr. Schropp in einem neu errichteten Klinikum und bietet gleichzeitig eine ambulante Sprechstunde und kleinere operative Eingriffe am ehemaligen Standort Möckmühl an. „Meine Angst war, dass die Patienten, wenn das Krankenhaus in Möckmühl geschlossen wird, sich irgendwie andere Wege suchen. Die Angst hat sich aber Gott sei Dank nicht bestätigt.
    Gewonnen hat der Patient viel – ein großes Haus mit Gefäßmedizin, Kardiologie, Innere, Allgemeinchirurgie, alles vorhanden“, erklärt Dr. Schropp. Experten gehen davon aus, dass sich über kurz oder lang die Klinikstruktur auch in Deutschland verändern muss. Die ambulante Versorgung wird deshalb umso wichtiger. Heike Kohlmann war über 30 Jahre Röntgenschwester in der Poliklinik in Halle (Saale). Heute ist sie hier nur noch Patientin. Frau Kohlmann könnte sich keine bessere Versorgung vorstellen: „Ich habe hier all meine Fachärzte unter einem Dach.
    Meine Hausärztin kann mich zum hauseigenen Röntgen überweisen und hat dann direkt die Bilder hier. Die Wege sind kurz, alle kennen sich untereinander.“ Polikliniken waren für die Gesundheitsversorgung der DDR-Bürger verantwortlich, und auch heute bieten sie mehrere Lösungen. Ärzte arbeiten hier in Anstellung und können sich so voll und ganz auf ihre Patienten konzentrieren. Sie und auch die Patienten profitieren von dem interdisziplinären Austausch. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.02.2020ZDF
  • Folge 90
    Blumen am Valentinstag: Oft kommen sie aus Afrika oder Lateinamerika. Doch auch im Winter gibt es einheimische Alternativen – allen Wetterkapriolen zum Trotz. Das Geschäft mit Schnittblumen floriert. Doch was ihre Schönheit kaschiert: Lange Transportwege und viele Pestizide sorgen für eine schlechte Ökobilanz. Immer mehr Blumenproduzenten wollen daran etwas ändern. Eine von ihnen ist Margrit De Colle, Österreichs erste Bio-Blumen-Bäuerin. Statt einer bewässerten Monokultur, die im Glashaus auf Substrat wächst, setzt sie auf Blumenvielfalt in kompostierter Erde, unter freiem Himmel und garantiert ohne Pestizide. „Wir vergessen, dass wir Teil der Natur sind.
    Wir vergessen die Jahreszeiten. Alles ist immer verfügbar.“ So empfiehlt sie zum Verschenken im Winter ein Blumenarrangement mit Zweigen, Beeren oder Tannenzapfen – alles, was es in der kalten Jahreszeit in der Natur so gibt. Regional und saisonal Blumen kultivieren und konsumieren: Das möchte auch die Pariserin Hortense Harang, die sich als Teil der Slow-Flowers-Bewegung sieht. „Die Menschen haben verstanden, dass man zu Weihnachten keine Erdbeeren essen sollte. Warum also Rosen zu Valentinstag, wenn es hierzulande nicht die Saison ist?“ Mit ihrem Start-up „Fleurs d’ici“ hat sie einen Blumenlieferdienst auf die Beine gestellt, der die kurzen Wege nutzt.
    24 Stunden nach dem Pflücken wird der Blumenstrauß ausgeliefert. Über eine App werden regionale Produzenten, Floristen und CO2-neutrale Lieferantendienste miteinander vernetzt. Nirgendwo in Europa werden so viele Schnittblumen verkauft wie in Deutschland. 2018 lag der Umsatz bei knapp drei Milliarden Euro, das sind pro Kopf rund 36 Euro. Die Rose ist mit einem Marktanteil von 41 Prozent die beliebteste Blume. Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt, wie mehr Nachhaltigkeit in der Blumenbranche funktionieren kann – auch für Rosen, Tulpen und Chrysanthemen aus dem Supermarkt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.02.2020ZDF
  • Folge 91
    Jedes Jahr sterben 33 000 Menschen in Europa an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen. „plan b“ zeigt Konzepte, die eine Ausbreitung der gefährlichen Keime verhindern können. Massentierhaltung, fehlende Krankenhaushygiene, die vorschnelle Vergabe von Antibiotika – die Ursachen für die Verbreitung sind vielfältig. Antibiotikaresistenzen gelten als eine der größten medizinischen Herausforderungen des Jahrhunderts. Ron Hendrix beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Infektionskrankheiten in Krankenhäusern. Der Niederländer ist Hygienearzt und berät einen deutschen Klinikverband im Münsterland.
    „Wir haben in den Niederlanden früh erkannt, dass wir die Verbreitung der Keime genauso kompromisslos bekämpfen müssen wie die eigentlichen Infektionen. Dazu müssen wir aber möglichst schnell wissen, mit welchen Keimen wir es zu tun haben.“ Hendrix hat dafür gesorgt, dass auch deutsche Kliniken ihre Labore wieder öffnen. Viele deutsche Krankenhäuser hatten die eigene Labordiagnostik Anfang der 2000er-Jahre aus Kostengründen aufgegeben.
    Ein Irrweg meint Hendrix. In Dänemark sind nach der nachgewiesenen Vermehrung von antibiotikaresistenten Keimen durch die Massentierhaltung die Bauern unter Druck geraten. Freiwillig haben sie sich dazu entschlossen, den Einsatz von Antibiotika massiv zu reduzieren. Schweinebauer Sören Bonde ist einer von 2000 Viehzüchtern, die versuchen, ihre Mastschweine völlig ohne Antibiotika großzuziehen. Mit großem Erfolg. In Belgien hat der Mediziner Patrick Soentjens das Gesundheitsministerium davon überzeugen können, Phagen als Therapie gegen hartnäckige antibiotikaresistente Keime zuzulassen.
    Phagen sind spezielle Viren, die Bakterien töten. Soentjens ist sicher, dass diese altbekannte, aber fast in Vergessenheit geratene Medizin viele Menschenleben retten wird: „Wenn wir den Kampf gegen die Resistenzen gewinnen wollen, müssen wir alle Erfolg versprechenden Methoden anwenden, und Phagen gehören eindeutig dazu. Es gibt zahlreiche nachgewiesene Erfolgsgeschichten aus Osteuropa.“ Belgien ist das erste westeuropäische Land, das die Phagen als Medikamente anerkannt hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.02.2020ZDF
  • Folge 92
    Ob Eisbär, Westlicher Gorilla oder Wisent – künftig sind eine Million Arten weltweit vom Aussterben bedroht. Neben der Klimakrise gehört das Artensterben zu den größten Problemen unserer Zeit. Mit jeder aussterbenden Tierart kann ein Ökosystem ins Wanken geraten, und das hat auch Folgen für unser Klima. Doch es gibt Menschen, die nach Wegen suchen, um das große Sterben der Tiere aufzuhalten. „plan b“ begleitet sie in diesem Wettlauf gegen die Zeit. Noch prägen die Wildtiere das Bild von Afrika. Doch Elefant, Löwe & Co.haben bereits 75 Prozent ihres Lebensraumes verloren. Wenn einzelne Tierarten in Afrika verschwinden, ist das gesamte Ökosystem des Kontinents in Gefahr, weiß Johannes Kirchgatter.
    Deshalb kämpft der Geograf und Afrika-Experte beim WWF mit seinem Projekt in Kenia um jeden Quadratmeter für die Wildtiere. Das ist nicht immer einfach, denn: „Wir müssen Lösungen finden, die den Tieren und den Menschen ihren Lebensraum sichern.“ Die 25-jährige Johanna Mehringer aus Bayern wollte Medizin studieren. Doch dann suchten sich die Eltern ein Hobby, das ihre Lebenspläne über den Haufen warf: Michaela und Rainer Mehringer wollten etwas für die Artenvielfalt tun und fingen mit der Haltung alter Nutztierrassen auf ihrem Hof an.
    Denn auch Nutztiere stabilisieren die Lebensräume von Wildtieren, Insekten, Vögeln und Pflanzen. Johanna Mehringer verliebte sich in die alten Rassen. Heute studiert sie Landwirtschaft, will den Hof übernehmen und ihre ganze Zukunft dem Artenschutz widmen. Dass sich Artenschutzprojekte lohnen, zeigt das Adlerprojekt im Nationalpark Berchtesgaden. Vor 20 Jahren waren Steinadler hier fast verschwunden. Heute leben wieder 50 Paare im Alpenraum. Doch die Artenschützer wissen genau: Sie dürfen nicht nachlassen, sonst verschwinden die Adler und mit ihnen der gerettete Lebensraum. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.02.2020ZDF
  • Folge 93
    Der Schnee wird weniger, die Bedenken der Ski-Urlauber größer: Auch der Massentourismus in Wintersportgebieten, muss immer öfter sanftere Pfade einschlagen. Denn umweltfreundliches Skifahren ist möglich. Das Villgratental in Tirol macht es seit Jahren vor und setzt vor allem auf das Naturerlebnis. Auch große Skigebiete wie Laax in der Schweiz oder Obertauern in Österreich denken um: Grüne Ideen für das weiße Vergnügen. Laax, Flims, Falera gehört zu einem der fünf größten Skigebiete der Schweiz. Hier boomt der Massentourismus. Den die Verantwortlichen aber gleichzeitig so nachhaltig wie möglich lenken wollen.
    Schon seit 2012 arbeiten sie in Laax an einem „Greenstyle“-Konzept. Ziel ist es, das weltweit erste selbstversorgende, alpine Skigebiet zu werden. Bis 2023 soll der gesamte Energiebedarf durch regional produzierte und ausschließlich erneuerbare Energie abgedeckt werden. So gibt es Ranger und Wildhüter, die dafür sorgen, dass Tiere ungestört überwintern können und nicht von waghalsigen Freeridern aufgeschreckt werden. Auf ihren Wasserkreislauf sind sie hier besonders stolz: Der Kunstschnee wird in Laax zu 100 Prozent aus Wasser und kalter Luft hergestellt.
    Das Wasser kommt aus einem Speichersee, in den das Schmelzwasser im Frühling wieder zurückfließt. Der Strombedarf wird bereits jetzt komplett durch CO2-neutrale Wasserkraft aus der Schweiz und Energie aus eigenen Solaranlagen am Berg abgedeckt. Während sie in den 1970 Jahren noch von allen Seiten belächelt wurden, lachen sie heute selbst, erzählt Christof Schett, Tourenanbieter aus dem Villgratental. Das abgelegene Tal in Osttirol ist bekannt geworden mit dem Spruch: „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“ Die Region hat sich bereits vor 50 Jahren gegen Skilifte ausgesprochen, ist heute vor allem Mekka für Ski-Tourengeher, Wanderer oder „Entschleuniger“, wie sie hier im Ort sagen.
    Uriges Handwerk, regionale und vor allem saisonale Küche und kleine Almhütten stehen hier im Vordergrund. Auch auf der Monte-Rosa-Hütte in Wallis wird moderne Nachhaltigkeit großgeschrieben – denn das moderne Schutzhaus auf knapp 3000 Metern ist zu 90 Prozent energieautark. Den Strom erzeugt eine Photovoltaikanlage, die Wärme liefern Solarkollektoren, die unterhalb der Hütte in einer Felswand verankert sind. Eine Kleinstkläranlage reinigt das Abwasser.
    Damit wurde die Monte Rosa zum nachhaltigen Vorreiter für andere Hütten. Im österreichischen Obertauern sollen bereits die Kleinen lernen, was einen bewussten Umgang mit der Natur ausmacht. Freeski-Profi Tobias Tritscher hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Rahmen der Initiative „Protect our Winters“, jüngere Skikursteilnehmer in spielerischen Workshops über den Klimawandel, Umwelt und Nachhaltigkeit aufzuklären. Denn eins haben all die Visionäre hier gemeinsam: Sie wissen, dass es nur durch ein Umdenken sowie nachhaltiges Handeln möglich ist, den Schnee und die Berge zu retten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.03.2020ZDF
  • Folge 94
    Depression ist die zweithäufigste Volkskrankheit der Welt, doch nicht immer zeigen bewährte Therapiemethoden Wirkung. Neue Ansätze versprechen mehr depressiven Menschen zu helfen. Ketamin, Online-Therapie, Urban Gardening: plan b zeigt überraschende Einblicke in neue, zukunftsorientierte Behandlungsmethoden und trifft Menschen, Organisationen und Visionäre, die nach Lösungen suchen, um den Betroffenen wieder zurück ins Leben zu helfen. Die 21 Jahre alte Theresa leidet seit ihrer Kindheit an schweren Depressionen – bislang halfen weder Psychotherapien noch Medikamente.
    Beides bildet die klassische Behandlung bei einer Depression. Doch bei mindestens einem Drittel der Patienten schlagen Antidepressiva nicht an, bei rund einem Viertel wirken sie gar nicht. Ein Mittel, das eigentlich zur Narkose genutzt wird, verspricht jetzt Besserung: Ketamin. Theresa ist zuversichtlich: „Ich setze meine ganze Hoffnung in die Behandlung, dass es anschlägt und mir diese Leere und Hoffnungslosigkeit nimmt. Damit ich endlich wieder etwas fühle.“ In Lüneburg führt Dr. Peter Tamme schon seit einigen Jahren Ketamin-Therapien durch, per Infusion in genau kalkulierter Dosierung und – wie bei Theresa auch – meist in Kombination mit einer Elektrostimulation des Hirns, das eine langfristige Verbesserung bringen soll.
    In Finnland verschwindet die Sonne monatelang. Mit der dunklen Zeit wachsen die dunklen Gedanken. Viele Depressive wohnen zudem weitab von Städten, wo es Therapieplätze gibt. Hier boomen Online- und App-basierte Therapieverfahren, begleitend zu Gesprächstherapie. „plan b“ besucht Marita, die im einsamen Norden Finnlands lebt und eine Online-Therapie gegen ihre Erkrankung nutzt. Die Deutsche Bahn, als einer der größten Arbeitgeber Deutschlands, hat ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das anderen Unternehmen als erfolgreiches Vorbild dient – „Peers at work“.
    „Peer-Begleiter“ sind Mitarbeiter, die selbst an Depression erkrankt waren oder sind. Sie helfen ihren betroffenen Kollegen, weil sie die Probleme am besten nachvollziehen können – das schafft Vertrauen. In vielen Metropolen Großbritanniens wird für eine begleitende Depressionstherapie auf Grün gesetzt. Bei „Martineau Gardens“ in Birmingham pflegen Depressive einen Garten, um so dem Sog dunkler Gedanken zu entkommen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.03.2020ZDF
  • Folge 95
    Äpfel und Trauben zählen zu den Lebensmitteln, bei denen am meisten Pestizide eingesetzt werden. Dabei geht es auch anders. Mit neuen Sorten und mit der Kraft der Natur. Blühstreifen auf den Feldern und Hühner zwischen den Obstbäumen können den Einsatz von Chemie überflüssig machen. Und wenn Verbraucher bereit sind auch Obst mit kleinen optischen Mängeln zu kaufen, fällt Landwirten der Verzicht auf Pestizide leichter. Harald Quint aus Linau in Schleswig-Holstein ist eigentlich gelernter Bankkaufmann und studierter Jurist.
    Doch vor gut 10 Jahren beschloss er auszusteigen, wurde Biolandwirt und spezialisierte sich auf Obstanbau. Vieles wollte er anders machen als seine konventionellen Kollegen, experimentierte, probierte aus, fand unkonventionelle Lösungen: Die für die Ernte schädlichen Insekten wie Apfel- oder Pflaumenwickler bekämpft er nicht mit Insektiziden, sondern mit Hühnern. Damit auch bei niedrigen Temperaturen seine Obstblüten befruchtet werden, züchtet er Wildbienen. „Wir alle müssen etwas ändern“, erklärt Quint.
    „Die Verbraucher müssen lernen, Obst zu akzeptieren, das optische Macken hat und die Landwirte müssen lernen mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie.“ Auch Klaus Rummel aus Nußdorf in der Pfalz ist ein Pionier: Er sieht die Zukunft des Weinanbaus in neuen Sorten. Auf eigenes Risiko züchtet er seit 30 Jahren pilzwiderstandsfähige Reben. Jetzt könnte ihm der Durchbruch gelungen sein. Mit einer Sorte, die viele Trauben hervorbringt, hat er einen fruchtigen Weißwein gekeltert. Trotzdem züchtet er weiter. „Neue Sorten braucht das Land“, sagt der Winzer.
    „Wir sind als Landwirte in der Pflicht weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Das sind wir unseren Nachfolgern schuldig.“ Jutta Kienzle sucht im Namen der Obstbauern am Bodensee nach dem perfekten Blühstreifen zwischen den Bäumen. Dort fühlen sich zum Beispiel Marienkäfer wohl, die verhindern können, dass Blattläuse Früchte befallen und die Ernte gefährden. Außerdem versucht sie durch Blindverkostungen zu belegen, das Obst mit bestimmten Macken besser schmeckt, als das optisch perfekte Tafelobst der Discounter. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.03.2020ZDF
    ursprünglich für den 28.03.2020 angekündigt
  • Folge 96
    Krankheiten wie COVID-19, die kaum behandelt werden können, stellen Wissenschaftler vor große Herausforderungen. Die Entwicklung neuer Wirkstoffe ist ein Wettlauf gegen die Zeit. In einigen Monaten könnte vielleicht ein Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden sein. Bei der Forschung ganz vorne mit dabei: eine Firma aus Tübingen. Lidia Oostvogels weiß, dass die Zeit drängt. Die Ärztin und ihr Team vom Tübinger Biotech-Start-up CureVac zählen zu den wenigen, die an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus arbeiten. Die Forscher verfolgen einen neuen Ansatz, der auf Gentechnik basiert.
    Das Team hofft auf schnelle Ergebnisse in den nächsten Monaten, für den Sommer 2020 sind klinische Tests geplant. Nicht nur das Coronavirus ist eine lebensbedrohliche Gefahr für Menschen. Jedes Jahr sterben rund 33 000 Patienten in Europa an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen. Und hier wiederum könnten spezielle Viren zum Lebensretter werden. Sogenannten Phagen zerstören nämlich Keime. Darauf setzt der Brandenburger Ekkehard Eichler. Nach einer Operation haben sich antibiotikaresistente Krankheitserreger in der Operationswunde festgesetzt und auch sein Brustbein angegriffen.
    Die Folge: eine Knochenhautentzündung. In Deutschland gilt er als austherapiert. Die Ärzte rieten ihm schon zu einer Entfernung des Brustbeins. Die Suche nach Alternativen führte ihn nach Tiflis in Georgien, wo Patienten seit Jahrzehnten mit Phagen behandelt werden. Hygiene schützt vor Infizierung, deshalb ist sie vor allem in Krankenhäusern extrem wichtig. Im dänischen Odense wollen Tüftler mit modernster Technik den Kampf gegen Erreger in Krankenzimmern revolutionieren: Mit autonom fahrenden Reinigungsrobotern, die auch Coronaviren abtöten können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.03.2020ZDF
  • Folge 97
    Angst vor Corona, vor der Klimakatastrophe, aber auch Angst vor Spinnen: Wir alle kennen das Gefühl. Und das kann auch schnell krankhaft werden. „plan b“ zeigt, welche Auswege es gibt. 14 Prozent aller Westeuropäer leiden unter Angststörungen. Jeder Siebte allein in Deutschland ist jährlich von einer Angststörung betroffen. Doch ab wann ist Angst eine Krankheit? Wie lässt sie sich diagnostizieren und bekämpfen? Schon unseren Vorfahren diente Angst als Überlebenshilfe. Wer nicht vor dem Säbelzahntiger wegrannte, wurde gefressen und konnte keine Nachkommen zeugen.
    Und noch heute schützt uns eine Portion „gesunde Angst“ vor zu waghalsigen Aktionen oder schlicht davor, dass wir im Straßenverkehr vor ein Auto laufen. Doch unsere Furcht ist manchmal völlig unbegründet oder übertrieben. Wissenschaftler beschreiten in der Grundlagenforschung bahnbrechende Wege und entwickeln neue Therapieansätze. Sie verorten die Angst in unseren Genen, bekämpfen Angst mit virtueller Realität und blicken in unsere Vergangenheit, um die Angst besser zu verstehen.
    Ein prominenter Betroffener ist der Musiker Nicholas Müller. Mit seiner Band „Jupiter Jones“ landete er mit dem Song „Still“ 2011 seinen ersten großen Hit. Kurz darauf steigt der Sänger aus. Er leidet unter schweren Angst- und Panikattacken, an Auftritte vor Publikum ist damals nicht mehr zu denken. Schlüsselmomente seines Krankheitsverlaufs werden im Film visualisiert: die erste Angstattacke, der anschließende Krankenhausbesuch oder erste Therapie-Versuche. Diese persönlichen Rückblicke gewähren einen tiefen Einblick in das Leben mit der Angst.
    Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen arbeiten an Lösungen und machen rasante Fortschritte, den Code der „Angst“ zu entschlüsseln. Prof. Dr. Paul Pauli von der Uniklinik Würzburg hat das Ziel, Angsterkrankungen vorhersagen zu können, um sie früher zu entdecken und schneller zu behandeln. In Würzburg steht auch der PSYCH CAVE, ein Labor, in dem mit virtueller Realität die Entstehung von Angst erforscht wird. Die Entwicklung in der Forschung macht Mut. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.04.2020ZDF
  • Folge 98
    Das Coronavirus legt das öffentliche Leben in ganz Deutschland lahm und stürzt viele in eine Krise. Doch Not macht erfinderisch und schafft Solidarität. Vom Einzelnen bis zum Unternehmer – viele haben Ideen, um sich selbst und anderen in dieser historischen Krise zu helfen. Vom Kulturbereich über die Spargelernte bis hin zur Unterstützung kranker oder gefährdeter Menschen werden Lösungen gebraucht. Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft entsteht gerade in unserer Gesellschaft, doch Bedarf und Hilfsangebot müssen zusammengebracht werden. Die Plattform „nebenan.de“ organisiert seit 2015 Nachbarschaftshilfe.
    Momentan erreichen sie Hunderte Anfragen, die Mitarbeiter haben mehr zu tun denn je. Neuerdings gibt es eine Hotline für all diejenigen, die nicht online sind. „Es fühlt sich gut an, zu helfen, aber auch mir hilft es durch diese schwere Zeit, etwas tun zu können“, sagt Johanna. Sie ist neue Mitarbeiterin bei „nebenan.de“ und geht für ihre Nachbarin seit Kurzem regelmäßig einkaufen. Die Wahlberlinerin ist begeistert von der Welle der Solidarität und versucht, die „Aktion Jutenachbarn“ deutschlandweit bekannt zu machen.
    Das heißt: Jutebeutel aus dem Fenster hängen und somit den Nachbarn signalisieren, dass man aktiv Hilfe anbietet. Seit der Corona-Krise erlebt die Nachbarschaftshilfe einen unvergleichlichen Boom, Spendenmöglichkeiten wie Gabenzäune findet man immer häufiger in den größeren Städten. Jeder kann hier Hygieneartikel, Lebensmittel oder Kleidung für Obdachlose und Bedürftige spenden, indem er sie einfach an den Zaun hängt. Kinowerbung empfinden manche normalerweise als lästig. Doch jetzt kann sie das Überleben der Kinos sichern. Das Hamburger Unternehmen Weischer ist eigentlich auf Kinowerbungsvermarktung spezialisiert und greift jetzt den Kinos unter die Arme.
    Mit der Kampagne #hilfdeinemkino kann jeder online sein Lieblingskino auswählen und Kinowerbung auf dem eigenen Computer schauen oder das Kino mit einer Geldspende unterstützen. Die Werbeeinnahmen helfen den Kinos, ihre laufenden Kosten weiterhin zahlen zu können. Innerhalb weniger Tage hat das Team von Weischer die Homepage auf die Beine gestellt und schon über 15 000 Euro allein an Spenden eingenommen. „Die gehen meist an kleine Kinos. Wir sind überwältigt, wie gut die Aktion ankommt.
    Als nächstes soll die Aktion auch in der Schweiz starten“, erklärt Franziska Knoefel, Mitarbeiterin bei Weischer. Gerade für Senioren ist diese Zeit schwer – sie sollen ihr Zuhause möglichst gar nicht mehr verlassen. Im Altenzentrum St. Lamberti in Münster versucht man, den Bewohnern die Zeit der Krise angenehmer zu gestalten. Hier werden Hinterhofkonzerte organisiert, und Bewohner können per App und Tablet von zu Hause oder durchs Fenster im Hof der Altenresidenz mit ihren Verwandten kommunizieren. So muss zumindest nicht komplett auf das familiäre Miteinander verzichtet werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.04.2020ZDF
  • Folge 99
    Schokolade ist die liebste Süßigkeit der Deutschen. Mehr als elf Kilogramm pro Person werden jährlich genascht. Der Schokoladen-Konsum verursacht viel Elend in den Kakao-Anbauländern. Insbesondere in Westafrika sind Armut, Kinderarbeit und Umweltzerstörung die Folgen. Wenn sich aber findige Unternehmer für faire Arbeitsbedingungen und den nachhaltigen Anbau von Rohstoffen einsetzen, geht Schokoladengenuss ohne bitteren Nachgeschmack. Einer dieser Pioniere ist Hendrik Reimers vom deutschen Start-up-Unternehmen „fairafric“.
    Seit 2016 wickelt der Jungunternehmer von der Kakaobohne bis zur verpackten Tafel die ganze Schokoladen-Produktion in Ghana ab. Obwohl 70 Prozent des weltweiten Kakaos aus Afrika stammen, werden weniger als ein Prozent der von uns konsumierten Schokolade dort produziert. Deshalb wird das große Geld mit der Kakaobohne bislang in Europa verdient. Das will Hendrik Reimers ändern: „Dadurch, dass wir hier Pionierarbeit leisten, muss man einplanen, dass alles etwas mehr kostet und etwas länger dauert. Man braucht einen langen Atem.“ Der zahlt sich inzwischen aus.
    Die Mission „Schokolade – Made in Africa“ entwickelt sich jedes Jahr weiter. Jetzt steht der nächste Meilenstein an: der Bau einer modernen, größeren Produktionsanlage – und das ganz klimafreundlich mit Solarstrom. Aber auch in Deutschland tut sich was. Zum Beispiel in Brandenburg. In der Manufaktur Edelmond stellt Thomas Michel feinste Schokolade her. Michel bezieht seine Kakaobohnen von einem Bauer aus der Dominikanischen Republik, den er persönlich kennt.
    Im sogenannten Bean-to-Bar-Verfahren – also von der „Bohne bis zur Tafel“ – nimmt er jeden Herstellungsschritt selbst vor. Dabei legt er besonderen Wert auf regionale Zutaten. Dass man auch in der Massenproduktion etwas erreichen kann, zeigt das Beispiel von „Tony’s Chocolonely“ aus den Niederlanden. Alles begann mit der Vision, 100 Prozent „sklavenfreie Schokolade“ herzustellen, also Schokolade, bei der die Kakaobauern fair bezahlt werden. Mittlerweile ist die Firma mit intelligentem Marketing zum zweitgrößten Produzenten in Holland aufgestiegen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.04.2020ZDF
  • Folge 100
    Immer mehr Menschen denken darüber nach, sich selbst zu versorgen – so wie es noch die Großeltern taten. Die eigene Ernte zum Wohle der Umwelt. Aber viele reagieren auch auf die Corona-Krise, es wird gegärtnert und geackert wie lange nicht. Methoden, wie man dabei am besten vorgeht, gibt es viele – traditionelle, aber auch völlig neuartige Anbauarten. Im Berliner Bezirk Neukölln lebt und arbeitet Martin Höfft. In seinem Hinterhof geht er seiner Leidenschaft nach: dem Gärtnern mithilfe der Permakultur. Bis vor wenigen Jahren war das alles noch eine reine Brachfläche.
    Um die Speisekarte für sein Café abwechslungsreich zu gestalten, pflanzt Höfft möglichst viele verschiedene Sorten. Und das erfolgreich auf kleinster Fläche. Selbst in trockenen Monaten erntet Martin Höfft täglich zwei Körbe voller Kräuter und Salate. In dem nur 1000 Quadratmeter großen Garten wachsen über 200 verschiedene Pflanzenarten. Bei der Permakultur müssen Gärtner weniger eingreifen, weil die Pflanzen in Symbiose leben und für eine vielseitige Ernte sorgen. Im französischen La Clusaz können sich viele Familien kein eigenes Haus mit eigenem Grundstück leisten.
    So wurde die Idee eines Gemeinschaftsgartens für große und kleine Anwohner des beliebten Skiortes geboren. Auf einem Stück Land mitten in dem malerischen Touristenort ernten Nachbarn Kopfsalat, Möhren und Kartoffeln. Julie Desnoulez ist die Präsidentin des Gärtchens und hat dafür gekämpft, dass sie von der Kommune ein fruchtbares Stück Erde bekommt. Zwöl Familien, jede mit ihren eigenen Ideen, haben sich mit großer Disziplin zu helfen gewusst und genießen nun die Erträge ihrer eigenen Arbeit.
    In Dessau kommt die Landwirtschaft nun in die Stadt. Äcker liegen zwischen Plattenbauten. Städter bauen ihr Gemüse selbst an – direkt vor der eigenen Neubauwohnung. In Dessau funktioniert das, weil es hier vor allem eines gibt: Platz. Heike Brückner ist Landschaftsarchitektin an der Bauhaus-Universität Dessau und will mit einem Pilotprojekt das Bewusstsein für Lebensmittel schärfen. Seit einem Jahr üben sich Heike Brückner, ein Gärtner sowie Dessauer und Dessauerinnen in Solidarischer Landwirtschaft, um sich und andere nachhaltig noch besser selbst versorgen zu können.
    Erfolgreiches Gärtnern lernt man nicht von heute auf morgen. Viel Geduld ist notwendig, um zu wissen, was den einzelnen Pflanzen so gut tut, dass man später erfolgreich ernten kann. Viele wertvolle Tipps hat Walburga Schillinger auf Lager, die gemeinsam mit ihrem Mann Karl-Heinz auf 560 Metern Höhe im Schwarzwald eine Ökolandwirtschaft betreibt. Kein Wunder, denn seit über 30 Jahren bewirtschaftet Walburga ihren eigenen traditionellen Bauerngarten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.04.2020ZDF
  • Folge 101
    Reparieren statt wegschmeissen Wege aus dem Wegwerfwahn Michael Perrotta ist spezialisiert auf Kaffeeautomaten und besitzt ein kleines Reparatur-Unternehmen. SRF/​ZDF Studios
    Die Waschmaschine streikt, der Drucker lahmt und der geliebte Thermomix liefert auch keine vernünftigen Ergebnisse mehr ab. Und nun – wegwerfen und neu kaufen? Oder lieber reparieren? Fast 840 000 Tonnen Elektro-Altgeräte entsorgen die Deutschen jedes Jahr. Das sind neun Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Viel zu viel, meint Detlev Vangerow aus Reutlingen, denn die meisten Geräte könnte man reparieren und weiter benutzen. Deshalb hat Vangerow ein Unternehmen gegründet, das „Reparateure“ ausbildet, vernetzt und mithilft, den alten Geräten zu mehr Lebenszeit zu verhelfen – oder sie sogar „besser als neu“ zu machen: Röhrenradios aus grauer Vorzeit mit Musik-WLAN, Waschmaschinen mit Handysteuerung – alles ist denkbar.
    Vangerow ist auch politisch aktiv, er und seine Mitstreiter haben inzwischen erreicht, dass ab 2021 Hersteller sogenannter „weißer Ware“, wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler grundsätzlich Ersatzteile auch an unabhängige Werkstätten liefern müssen. Reparieren, recyceln, die Welt ein bisschen besser machen: Das ist der Anspruch der Londoner Produktdesignerin Jane Ní Dhulchaointigh.
    Ihre Erfindung mit dem Namen „Sugru“ ist der erste Kleber der Welt, der es den Benutzern ermöglicht, kaputte Dinge so zu formen, dass sie wieder funktionieren. So werden zerbrochene Kaffeebecher oder verschlissene Computerkabel wieder nutzbar gemacht. Nach Angaben des Unternehmens hat die Fangemeinde das Produkt schon in 175 Ländern eingesetzt und mehr als 15 Millionen Dinge damit repariert. In Belgien hat man bereits ein System, das Weiternutzen und Reparieren fördert: „De Kringwinkel“.
    Wie in Deutschland werden auch in Belgien Elektronikgeräte, Kleidung, Fahrräder etc. gesammelt. Allerdings müssen die Belgier nicht auf einen Wertstoffhof fahren. Es genügt ein Anruf, und die Mitarbeiter von „De Kringwinkel“ holen die Geräte ab, reparieren sie und verkaufen sie günstig. Die Ressourcen-Schonung steht an erster Stelle. „plan b“ zeigt, wie das Reparieren wieder attraktiv werden kann und alle davon profitieren: Verbraucher, Wirtschaft und Umwelt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.04.2020ZDF
  • Folge 102
    In Deutschland landen über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll. In der Corona-Krise dürfte diese Zahl noch steigen. Gegen diese sinnlose Verschwendung kämpfen immer mehr Menschen. Kaum hatte die Pandemie Deutschland erreicht, wurden drei Mal so viele Lebensmittel wie sonst gekauft. Vorräte lagern zu Hause, in geschlossenen Kantinen und Restaurants. Jetzt ist Kreativität gefragt, um diese Nahrungsmittel vor der Tonne zu bewahren. Nicole Klaski ist eine Pionierin der Lebensmittelrettung.
    In ihrem Laden „The Good Food“ in Köln bietet die gelernte Juristin krummes oder zu klein geratenes Obst und Gemüse, Überschüsse aus der Gastronomie und Molkereiprodukte kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum an – vieles davon in Bio-Qualität. Die Kunden entscheiden selbst, wieviel ihnen die einzelnen Produkte wert sind. Die Folgen der Corona-Krise spürt Nicole Klaski in ihrem Laden: Viele Stammkunden haben jetzt ein geringeres Einkommen und können weniger zahlen als sonst. Umso wichtiger ist es, nichts zu verschwenden.
    Trinke ich diese Milch noch – oder kann sie weg? Bei dieser Entscheidung vertrauen mehr und mehr Menschen der eigenen Nase. In Norwegen überzeugt Mette Nygård Havre Molkereien davon, das Mindesthaltbarkeitsdatum quasi außer Kraft zu setzen: „Mindestens haltbar bis, aber nicht schlecht vor …“ steht jetzt auf vielen Milchtüten. Den Umsatz schmälert das nicht, denn das Unternehmen gewinnt so neue Kunden – bewusste Verbraucher, denen ein ethisches Verhalten am Herzen liegt.
    Frankreich war das erste Land weltweit, das Lebensmittelverschwendung per Gesetz verboten hat. Supermärkten ab 400 Quadratmetern Ladenfläche drohen Strafen, wenn sie Lebensmittel wegschmeißen. Das bringt neue, kreative Ideen hervor. Tüftler Franck Wallet entwickelt ein Gerät, das übrig gebliebenes Brot zu einem neuen Rohstoff häckselt. Aus altem Brot entstehen neue Schokokekse und andere Backwaren. Essensretter in der Gastronomie trifft die Pandemie besonders hart. Sie müssen nicht nur Umsatzeinbrüche verkraften, sondern auch zusehen, wie ihr Lagerbestand verdirbt.
    Die Berliner Anna Wohlrab und Mauritz Schröder haben bereits vor knapp zwei Jahren ein Konzept entwickelt, das Abfälle minimiert: Sie verarbeiten überschüssige Lebensmittel aus Großmärkten zu Teigtaschen, die sie tiefgekühlt lagern und im eigenen Restaurant und auf Veranstaltungen verkaufen. Jetzt wollen sie Kollegen einen Krisenservice anbieten: Sie verarbeiten deren Vorräte unentgeltlich zu Teigtaschen, bis die Restaurants wieder öffnen dürfen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.05.2020ZDF
  • Folge 103
    Ob Dosen, Plastik oder Kartons – fast alles, was wir kaufen, ist verpackt. 226 Kilogramm Verpackungsmüll produziert jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Dabei ist vieles überflüssig. Und ein Problem für die Umwelt: Die Müllberge wachsen. Verpackungen können nicht richtig recycelt werden, durch unsachgemäße Entsorgung landen sie in der Umwelt und bleiben dort. Doch es gibt Ideen, wie wir aus dem Teufelskreis der Verpackungen aussteigen. Gerade Obst und Gemüse wird aufwendig verpackt, um die Frische bis zum Kunden zu erhalten. 2016 wurden allein dafür mehr als 93 000 Tonnen Kunststoff verbraucht. Für eine Revolution sorgt jetzt James Rogers aus Kalifornien.
    Er hat ein Spray aus Pflanzenmaterial erfunden, das direkt auf das Obst gesprüht wird und es so haltbar macht. Auf Bali kämpft Kevin Kumala für saubere Strände und ein plastikfreies Meer. Der Surfer wollte sein Brett nicht mehr über vermüllte Strände schieben. Als Biologe experimentiert Kumala lange herum. Er will einen ungiftigen Stoff für Becher und Tüten entwickeln, der sich im Meer auflöst. Und das klappt! Aber wird er es schaffen, die Plastiktüten und Becher mit dieser Entwicklung aus seiner Heimat zu verbannen? Am besten ist es, erst gar keinen Müll entstehen zu lassen. „Wir sind es leid, unseren Erdball vollzusauen“, sagen Anne Shemann und ihre beste Freundin Cristin Prehn.
    Die beiden Mütter haben in der Kleinstadt Wülfrath in Nordrhein-Westfalen vor ein paar Monaten ihren Unverpacktladen eröffnet. Die Kunden kommen mit ihren Dosen, Säckchen und Einmachgläsern – füllen sich Nudeln, Bohnen, Putzmittel und Kosmetik ab. Jonas Schmidle in Erlangen tüftelt ständig an einer verpackungsfreien Lieferkette. Als Zwischenhändler beliefert er fast alle Unverpacktläden in Deutschland. Gerade entwickelt er neue Pfandsysteme für passierte Tomaten und Ketchup. Die Branche wächst, 211 Unverpacktläden brauchen ständig neue Ware, und 200 weitere Geschäfte sollen demnächst dazukommen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.05.2020ZDF
  • Folge 104
    Freundschaften machen unser Leben schöner und halten uns gesund. Für die meisten sind Freunde das Wichtigste im Leben – noch vor Familie und Partnerschaft. In Zeiten des Coronavirus gilt jedoch die Strategie: Abstand halten – isolieren. Vor und nach dem Shutdown aber gab und gibt es Wege, sich auch in anonymen Großstädten oder im Alter nicht einsam zu fühlen. Klaus ist Mitte 70 und begibt sich auf die Suche nach einer Partnerin fürs Leben. Seine Ansprüche sind hoch: „Ich möchte die Eine finden.“ Dazu wagt der Rentner etwas Neues: Im nordrhein-westfälischen Essen nimmt er an einem Speeddating teil. Mit jeder der sieben Teilnehmerinnen hat er zehn Minuten Zeit, um sie kennenzulernen.
    Irmgard Oertel zieht als Rentnerin nach München, in die Nähe ihrer Tochter. Um sich neu zu vernetzen, nimmt sie einen Job in einem Start-up an. „Kuchentratsch“ backt Torten und Kuchen nach traditionellen Familienrezepten. Die Chefin könnte Irmgards Enkelin sein. Oma Irmgards Karottenkuchen wird ein Bestseller – aber findet Irmgard Oertel hier auch Freunde? Christian ist für seinen ersten Job nach Hamburg gezogen und kennt in der Großstadt niemanden. „Wenn man Freunde hat, die in anderen Städten wohnen, dann ist das zwar schön, aber am Telefon mit denen zu reden ist nicht so, als wenn man zusammen einen Kaffee trinken kann.“ Er versucht, mit Smartphone-Apps Freunde zu finden.
    Diese bringen zum Beispiel Fremde für Freizeitaktivitäten zusammen. Jetzt muss er nur noch die Hürde nehmen, nicht nur per App zu kommunizieren, sondern neue Bekanntschaften in der realen Welt zu treffen. 24 Stunden allein in den eigenen vier Wänden sein – damit daraus kein Gefühl der Einsamkeit entsteht, engagiert sich die Genossenschaft Kiss. Deren Ziel ist es, Menschen sozial zu vernetzen. Im Schweizer Kanton Zug sind viele Menschen zugezogen, die Anbindung an Freunde und Bekannte fehlt. Hilfe für Nachbarn und persönliche Kontakte – die Ziele der Genossenschaft sind in Zeiten der Corona-Pandemie gefragt wie nie. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.05.2020ZDF
  • Folge 105
    Das reine Tauschgeschäft „Arbeit gegen Bezahlung“ reicht vielen Menschen nicht mehr aus. Auch am Arbeitsplatz wünschen sich viele Glück und Wohlbefinden. Die Erwartungen an den Arbeitsplatz verändern sich rasant. So müssen immer mehr Arbeitgeber ihre Unternehmenskultur hinterfragen und kreative Konzepte für mehr Mitarbeiterzufriedenheit entwickeln. Abteilungen mit festen Hierarchien sind auf dem Rückzug und werden mehr und mehr von flachen Strukturen abgelöst. So auch bei dem Berliner Start-up „Einhorn“, das sich mit fair produzierten Kondomen einen Namen gemacht hat.
    Kreativ sind nicht nur die Produkte, sondern auch die Unternehmensführung. Pflichttermine gibt es nicht, und die Anzahl der Urlaubstage ist nicht vertraglich begrenzt. Die Mitarbeiter entscheiden völlig frei, wie lange und wie oft sie in den Urlaub fahren. Auch ihren Arbeitsort dürfen sie frei wählen und arbeiten, wo sie wollen. So konnte das Unternehmen seine Mitarbeiterin Cordelia Röders-Arnolds halten, denn die Hamburgerin zog es nach einiger Zeit in Berlin wieder zurück in ihre Heimat.
    Seither sitzt sie im Home Office. „Ich bin wahnsinnig froh und auch dankbar, dass ich mich nicht zwischen dem Job und meinem Privatleben entscheiden musste“, sagt die Angestellte, die noch wesentlich mehr an ihrem Arbeitsplatz schätzt als die Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes. „Ein bedingungsloses Grundeinkommen führt zu mehr Selbstbestimmtheit und somit zu mehr Zufriedenheit, da bin ich mir sicher“, sagt Ingo Masjoshusmann überzeugt. Als selbstständiger Grafiker ist er unregelmäßige Einkünfte gewöhnt.
    Seine Frau Daniela arbeitet als Krankenschwester und ist demnach die Hauptverdienerin der Familie. Die körperliche Belastung für Daniela ist groß, gern würde sie etwas kürzer treten, kann das aber aus finanziellen Gründen nicht. Gleichzeitig hat das Paar eine Idee: Sie glauben, mit biologisch artgerechtem Hundefutter ein zweites Standbein aufbauen zu können. Doch fehlt ihnen der Mut, zu groß ist die Angst vor dem Flopp. Dann gewinnt die Familie das bedingungslose Grundeinkommen für ein Jahr und bekommt die Chance, ihr Arbeitsleben langfristig für alle zufriedener zu gestalten.
    Markus Gaßner führt einen Sanitärbetrieb und kann sich vor Aufträgen kaum retten. Eigentlich könnte er sich glücklich schätzen, doch sein Unternehmen leidet unter Fachkräftemangel. Viel Arbeit, zu wenig qualifiziertes Personal. Also hat er eine mutige Entscheidung getroffen: Die Mitarbeiter müssen knapp 40 Stunden die Woche ran. Allerdings auf vier Tage verteilt. Ein Tag in der Woche bleibt frei. Die Handwerker sind zufrieden, und sogar neue Bewerber lockt das Modell an. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.05.2020ZDF
  • Folge 106
    Nullprozentiger Wein, alkoholfreier Gin? Da hört der Spaß für viele auf. Ein Bier am Abend, ein Sekt zum Anstoßen – Alkohol gehört zum Alltag. Bis jetzt. Der neue Trend: gesunder Genuss. Denn was als normal gilt, ist oft schon Sucht. Allein in Deutschland haben rund drei Millionen Menschen ein Alkoholproblem, sagen Experten. Doch der Pro-Kopf-Konsum sinkt. Nüchtern Spaß zu haben, ist längst kein Widerspruch mehr. Einige Trendsetter machen es vor. Nathalie Stüben war jung, erfolgreich – und alkoholabhängig. Heute hat die 34-jährige Journalistin das hinter sich.
    Ihre Geschichte ist zu ihrer Mission geworden: Der Podcast „Ohne Alkohol mit Nathalie“ soll den Hörern Mut machen, ehrlich in den Spiegel zu schauen. „Wenn wir an Alkoholabhängigkeit denken, dann haben wir ja nicht mein Gesicht im Kopf“, sagt sie, „sondern wir haben ganz andere Gesichter im Kopf.“ In Fernsehauftritten und Zeitungsinterviews will Nathalie Stüben ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit teilen – und der Sucht das Stigma nehmen. Ob Bier, Wein oder Spirituosen – Alkohol ist eine unterschätzte Droge und gesellschaftlich akzeptiert.
    Renée Stulz aus Wiesbaden wurde in der Weihnachtszeit nachdenklich: „Da geht man auf den Weihnachtsmarkt, es gibt Glühwein, es sind Weihnachtsfeiern, und beim Weihnachtsessen zu Hause gibt es auch was zu trinken. Das war alles ein bisschen ‚too much‘.“ Während der siebenwöchigen Fastenzeit verzichtet sie jetzt komplett auf Alkohol, zusammen mit ihren drei Freunden Liane, Wolfgang und Marcel. Wie schwer fällt ihnen das, wenn doch alte Trinkgewohnheiten eine ständige Verlockung darstellen? Wer hält durch? Und wie wirkt sich die alkoholfreie Zeit auf Körper und Psyche aus? Dass man beim Ausgehen auch ohne Alkohol einen schönen Abend verbringen kann, will der 52-jährige Vaughan Yates im Heimatland des Guinness beweisen.
    Auf den ersten Blick unterscheidet sich seine Bar in Dublin kaum von den unzähligen anderen. Das Besondere: Hinter seiner Theke gibt es keinen Tropfen Alkohol. Bei der Eröffnung vor einem Jahr hatte er deshalb Zweifel: „Es gibt keine vergleichbaren Bars, an denen ich mich hätte orientieren können.“ Wie hat sich das neue Konzept bewährt? Alkoholfreies „Hochprozentiges“ – das haben die Bonner Raphael Vollmar und Gerald Koenen gewagt, auf den Markt zu bringen.
    Was nach einer einfachen Aufgabe klingt, ist eine riesige Herausforderung, denn der Geschmack echten Gins lässt sich nicht imitieren. „Die erste Reaktion war: Das ist doch Quatsch“, sagt Raphael Vollmar. „Wir wussten, dass viel Erklärungsarbeit notwendig ist und dass es kein Selbstläufer wird.“ Finden die Menschen wirklich Geschmack an Gin, der keiner ist? Oder an nullprozentigem Wein? Ist „kein Alkohol“ ein Erfolgsrezept? „plan b“ fragt nach. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.05.2020ZDFDeutsche Online-PremiereFr 29.05.2020ZDFmediathek
  • Folge 107
    Geht grenzenloses Wachstum auf Dauer? Einige Unternehmen glauben das nicht mehr und steuern deshalb um. Sie wirtschaften mit Bedacht und Weitsicht – im Sinne ihrer Mitarbeiter und der Umwelt. Das baden-württembergische Unternehmen Richard Henkel GmbH stellt Badeliegen aus Stahlrohr her. Vor einigen Jahren hat die Chefin Susanne Henkel beschlossen, dass ihr Betrieb nicht mehr wachsen soll. Das Erstaunliche: Dem Unternehmen geht es seither besser. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sind sicher, die Rendite stimmt, und Geschäftsführerin wie Belegschaft fühlen sich gut.
    Grundlage war eine Änderung der Geschäftsstrategie: Statt immer mehr Badeliegen herzustellen, konzentriert sich das Unternehmen auf den Erhalt und Ausbau des Kundenstammes durch einen umfassenden Kundendienst. Das überzeugt nicht nur alte wie neue Kunden, die Henkel GmbH hat damit auch die Kosten für sich und für die Umwelt drastisch gesenkt: „Wir haben den Energieverbrauch halbiert, Abfallerzeugung sogar um neun Zehntel reduziert.
    Das Unternehmen produziert nicht mehr auf Kosten des Planeten“, verkündet die Geschäftsführerin Susanne Henkel stolz. Die Tourismusbranche gehört klassischerweise zu denen, in denen alljährlich Wachstumsraten verkündet werden. Doch nun setzen immer mehr Destinationen und Tourismus-Unternehmen auf Reduktion – wie das Hotel Post im österreichischen Bezau. Im Juni 2019 hat die Hoteldirektorin Stephanie Rist gemeinsam mit der Inhaberin Susanne Kaufmann das Geschäftsmodell des Viersternehotels in Vorarlberg komplett umgekrempelt.
    Business-Seminare wurden gestrichen, der Restaurantbetrieb wurde eingeschränkt, die Speisekarte radikal reduziert: zugunsten von familienfreundlicheren Arbeitszeiten für ihre Angestellten und natürlich der Umwelt zuliebe. Seit 2020 gibt es direkt neben dem Hotel einen Gemüsegarten, in dem zweimal wöchentlich geerntet wird. „Was nicht direkt auf den Tellern der Gäste landet, wird eingeweckt – wie es schon meine Oma machte“, sagt Stephanie Rist.
    So können die Gäste auch im Winter die ökologisch gewachsenen Obst- und Gemüsesorten aus dem Garten genießen. Der Outdoor-Ausrüster Patagonia aus Kalifornien hat Nachhaltigkeit und einen hohen Sozialstandard zur Geschäftsphilosophie gemacht. Der Gründer Yvon Chouinard ist als Kletter-Pionier vor allem im Yellowstone-Nationalpark bekannt geworden. Nachhaltigkeit, Upcyling, klimabewusste Produktion, transparente Lieferketten sind selbstverständlich. Ein Prozent des Umsatzes fließt bereits seit den 80er-Jahren in Umweltprojekte.
    Die Outdoorkleidung wird von vornherein auf bestmögliche Haltbarkeit angelegt – die Kunden sollen nicht alle paar Jahre ihre Jacke wegwerfen und eine neue kaufen. „Und sollte doch mal was kaputtgehen, reparieren wir die Kleidungsstücke. Zweimal im Jahr sogar direkt dort, wo die Menschen Sport treiben“, erklärt Ryan Gellert, der Geschäftsführer für Patagonia Europa. Ein umgebauter Truck mit Nähstübchen fährt im Winter in die Skigebiete, um Schneeanzüge, Anoraks und Fleecepullis direkt an der Piste zu flicken. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.06.2020ZDF
  • Folge 108
    Öl, Atom und Kohle – ade! Die Energiewende ist ein Jahrhundertprojekt und kommt doch nur schleppend voran. „plan b“ stellt Pioniere und Kommunen vor, die auf erneuerbare Energien setzen. Auf der dänischen Insel Samsø wissen die 3700 Einwohner, wie man das macht: Energie sparen und sie selbst klimaneutral erzeugen – mit Wind, Biomasse und Solarthermie. Als einer der Ersten erkannte Landwirt Jørgen Traneberg vor gut 20 Jahren das wirtschaftliche Potenzial der Energiewende. Damals stellte er ein eigenes Windrad auf die Weide – neben seine Kühe. Traneberg schätzt vor allem seine Unabhängigkeit als Energieproduzent: „Ich mache das, weil mir klar ist, dass ich damit Geld verdienen kann, und weil es ein gutes Gefühl ist.
    Es ist gut, selber Energie zu erzeugen. Dann brauchst du den Mittleren Osten oder Putin nicht nach ein bisschen Gas oder Öl zu fragen.“ Eine Delegation japanischer Reisbauern besucht Tranebergs Hof, um vor Ort zu lernen, wie sich die Energiewende für alle lohnen kann. In Deutschland hat die Region Rhein-Hunsrück eine Vorreiterrolle: Der Landkreis produziert dreimal so viel Energie wie er selbst verbraucht und setzt dabei vor allem auf Windkraft. Ideale Bedingungen für den Bund, um im Hunsrück das Stromnetz der Zukunft zu erproben: Im Ort Gödenroth steht seit 2018 ein Batteriespeicher.
    Er puffert überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen und leitet ihn bei Bedarf an Verbraucher weiter. Mit Wind kann die Metropole München nicht punkten, sie vertraut auf einen Schatz tief unter der Stadt: ein schier unerschöpfliches Reservoir an Erdwärme. Jetzt will man das kostbare Gut heben: In München entsteht die größte Geothermie-Anlage Deutschlands. Kai Zosseder und Daniela Pfrang von der Uni München begleiten die Münchner Stadtwerke dabei, die neuen Bohrungen sicher und umweltverträglich durchzuführen.
    Bis 2040 will die Metropole ihre Bürger zu 100 Prozent klimaneutral mit Wärme versorgen – mithilfe der Geothermie. Wie wäre es, sich von allen Strom- und Wärmeversorgern unabhängig zu machen? Ein Traum, den die beiden Schweizer Umweltpioniere Walter und René Schmid verwirklicht haben: mit einem energieautarken Mehrfamilienhaus. Die Versorgung der neun Wohnungen mit Wärme, Warmwasser und Strom leistet das Gebäude selbst – dank modernster Solarzellen auf dem Dach und an der Fassade. Hocheffiziente Haushaltsgeräte helfen Bewohnern, nicht mehr Energie zu verbrauchen, als das Haus produziert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.06.2020ZDF
    ursprünglich für den 23.05.2020 angekündigt
  • Folge 109
    Ob per Flugzeug, Lkw oder Schiff – viele Waren und Bauteile reisen für unseren Konsum um die Welt. Doch in der Corona-Pandemie waren Transportwege plötzlich nicht mehr sicher. Wird die weltweite Verflechtung durch die Krise abnehmen? Wie sehen nachhaltige Versorgungswege der Zukunft aus? Tatkräftige Unternehmer setzen schon jetzt auf kurze Wege, kleine Kreise und Wertschöpfung vor Ort. Das schont zudem Ressourcen und verbessert das Klima. Direkter Verkauf, ohne Zwischenhändler – ursprünglich wollten die Orangenbauern Gabriel und Gonzalo Úrculo ihr Hof-Erbe im spanischen Bétera retten.
    Doch mit ihrer durchschlagenden Idee erreichten sie noch viel mehr: Baumpatenschaften für inzwischen mehr als 10 000 Kunden. Die pflückfrischen, ökologisch angebauten Orangen kommen von der spanischen Plantage ohne Umwege über den Handel direkt zu den Baumpaten – etwa nach Deutschland. Erste Paten machen sich auf den Weg, um die Plantage und ihren Baum zu besuchen. Lebensmittel aus der Region anbieten und lokale Produzenten stärken – das ist ein Herzensanliegen für Tina Andres.
    Die studierte Biologin führt heute die Geschäfte einer Verbraucher-Erzeuger-Genossenschaft, die nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 gegründet wurde. 30 Höfe aus der Umgebung arbeiten zusammen in einem Netzwerk und beliefern nachhaltig fünf Einkaufsmärkte. Das Konzept wird in diesem Jahr auf die Bewährungsprobe gestellt: Gelingt es, die Lübecker auch in der Corona-Krise sicher zu versorgen? Jeans in der Biotonne – mit ihrer Kreislauf-Idee regen Daniel und Markus einen Wertewandel in der umweltschädlichen Modebranche an.
    Drei Monate dauert es, bis ihre Kleider kompostiert sind. Die Brüder verzichten auf Baumwolle, deren Anbau Unmengen Wasser verbraucht. Alle Rohstoffe stammen aus Europa: Die FREITAG-Kleidung wird aus Flachs gefertigt, geerntet auf französischen Feldern, gewebt in Italien, genäht in Polen. Daniel Freitag ist überzeugt: „Wir sollten uns weniger als Verbraucher sehen, sondern eher als Kreisläufer.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.06.2020ZDF
  • Folge 110
    Schlachthofskandal, Gammelfleisch und unwürdige Massentierhaltung. Fleisch, unser liebstes Hauptgericht, genießt einen immer schlechteren Ruf. Doch muss das so sein? Immer mehr Erzeuger beweisen, dass es auch anders geht. Wer sich in Sachen Würstchen nicht mehr auf die Fleischindustrie verlassen will, der kann selbst Hand anlegen. Die Initiative „Besserfleisch“ bietet Würstchen-Workshops an. Hier machen Grillfans Bio-Köstlichkeiten unter Anleitung einfach selbst. Das verändert für manche die Sichtweise auf das Lebensmittel Fleisch.
    „Besserfleisch“ ist ein junges Unternehmen, das Wert auf eine artgerechte Tierhaltung und die volle Transparenz bei der Fleischherkunft setzt. Mit dem Motto: Weniger ist mehr. Denn die Umwelt leidet unter dem massenhaften Fleischkonsum. Die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch belastet das Klima so stark wie eine 250 Kilometer weite Autofahrt. Und viele der Tiere leiden. Verantwortlich dafür sind die vielerorts nicht artgerechte Tierhaltung und die Massentiertransporte nach Deutschland, ins Schlachthaus Nummer eins Europas.
    Acht Millionen Tonnen Fleisch werden bei uns jährlich produziert. Weniger Rind, stattdessen mal Büffel – auch so könnte nachhaltigerer Fleischkonsum aussehen. Die beiden Deutschen Manuel Ruess und Martin Jaser haben sich das zur Mission gemacht. Männliche Büffel werden für die Mozzarella-Produktion nicht gebraucht und enden bereits als Kalb auf dem „Cimiteri di Bufala“ – dem „Büffelfriedhof“ im italienischen Kampanien. Nirgendwo auf der Welt wird mehr Mozzarella produziert als dort. Manuel Ruess und Martin Jaser ziehen die Jungtiere auf und versuchen, den Deutschen das zarte und ebenso gesunde Büffelfleisch schmackhaft zu machen.
    Es hat weniger Cholesterin, weniger Fett und weniger Kalorien als Rindfleisch und ist damit nicht nur ethisch, sondern auch gesundheitlich eine gute Wahl. Für das Grillen mit gutem Gewissen gibt es Alternativen zu Nackensteak und Spareribs. Vegane Burger sind gerade in aller Munde, ebenso Würstchen aus Lupinen. Blumen und Gemüse also, es muss nicht immer Fleisch sein. Die Grillsaison eröffnet ganz neue Möglichkeiten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.06.2020ZDF

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