2019/2020, Folge 65–87

  • Folge 65
    Manch älterer Mensch fühlt sich topfit und jünger, als sein „biologisches Alter“ vermuten lassen würde. Was ist das Geheimnis für ein längeres Leben? Jedes dritte heute in Deutschland geborene Mädchen wird voraussichtlich 100 Jahre alt werden. Sind es einfach gute Gene, oder gibt es einen Masterplan für glückliche Tage im Alter? Wie beugen wir vor, wenn wir noch jung sind? Heinrich Döbereiner, 48 Jahre alt und übergewichtig, versucht seinen eigenen Masterplan zu finden. Unter ärztlicher Aufsicht will er fitter werden und sein „biologisches Alter“ senken.
    „Wenn ich an meiner Gesundheit nichts ändere, könnte es knapp werden“, meint der Familienvater. Er setzt auf Sport als Medizin, dosiert körperliches Training wie ein Medikament. In den Bergdörfern Sardiniens leben auffallend viele Hochbetagte. Guido Cabras schwört auf Gemüse aus eigenem Anbau, weil die einfache Art zu leben sein Rezept für ein langes und gesundes Leben ist: „Gesund mit vielen Opfern. Mit Arbeit. So bin ich 96 Jahre alt geworden.“ Sport und gesunde Ernährung? Ist es so einfach? Forscher haben herausgefunden: Unser Gehirn hört nie auf, sich zu verändern, ist auch im Alter offen für Neues.
    Lernen wir im Alter noch einmal neue Abläufe, bilden sich im Gehirn neue Nervenzellen. Das hält jung und geistig fit. In Magdeburg tanzen Senioren für die Wissenschaft und setzen auf Musik, Choreografie und Lebensfreude als Prävention gegen Demenz. Die Menschen werden immer älter – und ihre Lebenserwartung steigt weiter. „plan b“ stellt Menschen vor, die ihren persönlichen Jungbrunnen gefunden haben. Dargestellt werden auch wissenschaftliche Erkenntnisse, die jeder für sich nutzen kann, um den letzten Lebensabschnitt so gesund wie möglich zu erleben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.06.2019ZDF
  • Folge 66
    Pro Jahr isst jeder Deutsche im Schnitt 34 Kilogramm Zucker – viel zu viel, sagen Experten. Die Folge: Jeder Zweite gilt als übergewichtig. Aber der Kampf gegen die süße Sucht hat begonnen. Die Suche nach einer gesunden Alternative läuft auf Hochtouren: Der Chemiker Timo Koch tüftelt an einem echten Zucker aus Zuckerrüben, mit wenig Kalorien. Die sogenannte Allulose gibt es in Japan bereits zu kaufen, aber sie ist sehr teuer. Er will das ändern. In Nordrhein-Westfalen bearbeitet der Chemiker normalen Haushaltszucker so, dass er vom Körper nicht richtig aufgenommen wird.
    In zwei Jahren soll der neue Zucker auf den Markt kommen und nicht viel mehr kosten als herkömmlicher Haushaltszucker. Großbritannien hat eine der höchsten Fettleibigkeitsraten Europas. Auch deshalb hat das Land dem Zucker den Kampf angesagt. Seit 2018 gibt es eine spezielle Zuckersteuer auf stark gesüßte Getränke wie Limonade. Bei mehr als 5 Gramm zugesetztem Zucker pro 100 Milliliter müssen die Hersteller eine Sonderabgabe zahlen. Wegen der neuen Vorgaben haben viele Produzenten die Rezeptur geändert, den Zucker reduziert oder durch kalorienarmen Süßstoff ersetzt.
    Vielfach ist es aber für die Konsumenten nicht zu durchschauen, welche Produkte nach wie vor mit Zucker hergestellt werden. Rend Platings aus Cambridge wollte genau das ändern. Die junge Mutter erkannte selbst vor ein paar Jahren, dass es schwierig ist herauszufinden, welchen Lebensmitteln Zucker zugesetzt wird. „Vor allem Babymilch und Babynahrung enthielten so viel Zucker, dass mich das regelrecht schockierte“, sagt Rend Platings heute.
    Sie brachte daraufhin ein Label auf den Markt, mit welchem Hersteller Produkte ohne zugefügten Zucker zertifizieren lassen können. In mehr als 70 Ländern gibt es das Label „Sugarwise“ mittlerweile. „plan b“ geht mit Familie Matuschek auf die Suche nach Zuckerfallen im Supermarkt. Wie viel Zucker versteckt sich in den Lieblingsprodukten der Familie? Und: Lässt sich Zucker im Alltag vollständig vermeiden? Genau das will die Familie in einem mehrwöchigen Experiment herausfinden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.07.2019ZDFDeutsche Online-PremiereFr 12.07.2019ZDFmediathek
  • Folge 67
    Rund 10 000 Dinge besitzt jeder europäische Haushalt im Durchschnitt, nur die wenigsten davon werden benutzt. Was brauchen wir wirklich? Und wie schaffen wir auf Dauer Ordnung? „Die Idee, Dinge, die wenig gebraucht werden, zu teilen oder wie ein Buch in der Bibliothek einfach auszuleihen, hat mich sofort gepackt“, sagt Simon Büchler und gründet 2014 mit acht Kommilitonen den ersten Leihladen in Wien. Béa Bänziger aus Frankfurt/​Main hilft Familien, ihr Chaos in den Griff zu bekommen. Dabei geht sie systematisch vor: Jedes Teil, das man besitzt, wird in die Hand genommen und dahingehend überprüft, ob es den Besitzer glücklich macht.
    Die Dinge, mit denen man sich wohlfühlt, wandern zurück in den Schrank. Der Rest wird gnadenlos entsorgt. Weiterverwenden, was andere wegschmeißen, ist das Prinzip der Emmaus-Gemeinschaft in Köln. Mit einer Fläche von 1500 Quadratmetern bietet Emmaus eines der größten Secondhand-Angebote in der Domstadt. Platz schaffen, auf das Wesentliche konzentrieren: Immer mehr Menschen setzen auf Teilen, Wiederverwenden, Reparieren und Tauschen, leben nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt, wie ein reduziertes Leben gelingen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.07.2019ZDF
  • Folge 68
    Schaufel und Hacke anstelle von Vollpension und Wellness-Behandlung: Immer mehr Menschen engagieren sich in ihrem Urlaub. „Voluntourismus“ heißt diese neue Art des Reisens. Thomas Hans, seine Frau Svetlana und ihre erwachsenen Söhne Harry und Alex opfern dafür zwei Wochen ihres Jahresurlaubs und haben Südafrika als Reiseziel ausgewählt. Dort hilft die Familie aus Cuxhaven im Somkhanda-Reservat beim Artenschutz. Anders als bei den üblichen Safaris werden sie nur wenige Großtiere sehen, denn die leben dort bewusst zurückgezogen, werden fast versteckt.
    Genau so soll es auch sein, denn gefährdete Tiere wie zum Beispiel Breitmaul- und Spitzmaulnashörner sollen sich im Park erholen können. Dafür wird ihr Bestand und ihr Wanderverhalten genau kontrolliert: Funkhalsbänder senden Signale, wo sich die Tiere gerade befinden, Fotofallen geben Aufschluss über ihr Sozialverhalten. Dies alles wird von Familie Hans dokumentiert. Thomas Hans ist davon überzeugt, etwas Sinnvolles zu tun: „Man weiß ja, dass diese Tiere vom Aussterben bedroht sind, und man möchte sie auch später noch den Enkelkindern zeigen können“, beschreibt er seine Reise-Motivation.
    Südafrika ist das erste Land der Welt, das für seine Volunteer-Projekte ein Qualitätssiegel erstellt hat. Seit Juni 2016 nehmen Freiwillige in „Fair Trade“-zertifizierten Programmen der örtlichen Bevölkerung keine Jobs weg, sondern schaffen im Idealfall neue Arbeitsplätze. Zusätzlich erhalten sie eine fachgerechte Betreuung. Für die „Volunteers“ ist der Einsatz nicht ganz billig: Rund 1300 Euro zahlt Familie Hans pro Person.
    Reisen und dabei Gutes tun geht aber auch günstiger und sogar vor unserer Haustür. Zum Beispiel mit WWOOFing (World-Wide Opportunities on Organic Farms = Weltweite Möglichkeiten auf Biobauernhöfen). Das heißt: vier bis sechs Stunden Arbeit am Tag, in der Regel auf einem Bauernhof. Dafür gibt es Kost und Logis umsonst. Ulrike Ehnes vom Eulenhof im baden-württembergischen Dogern nimmt seit sechs Jahren WWOOFer auf und ist begeistert. Denn die WWOOFer sind hochmotivierte Leute mit großem Wissenshunger, die schnell lernen und ihr richtig viel Arbeit auf dem Hof abnehmen.
    Ohne diese freiwilligen Helfer, das weiß sie, hätte sie ein Problem. „So viel kann ich keiner Honorarkraft zahlen, dass sie sich genauso reinhängt wie ein WWOOFer.“ Möglichkeiten, sich im Urlaub aktiv zu betätigen, gibt es viele. Nicht nur in der Landwirtschaft oder beim Naturschutz werden Freiwillige gesucht. Auch Menschen mit handwerklichen Fähigkeiten sind willkommen, die bei der Restaurierung oder Sanierung von Gebäuden helfen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.07.2019ZDF
  • Folge 69
    Ohne Morgenkaffee fängt der Tag nicht an! Kaffee ist, neben Wasser, das beliebteste Getränk der Deutschen. Doch in Sachen Nachhaltigkeit und fairer Handel steht Kaffee schlecht da. Denn kaum einer denkt beim Kaffeetrinken an die 25 Millionen Kleinfarmer, die zu wenig verdienen, oder an den klimaschädlichen Transport um die halbe Welt. Doch es geht auch anders. „plan b“ zeigt Menschen, die sich für fairen Kaffee einsetzen. Einer von ihnen ist Xaver Kitzinger. Er hat vor vier Jahren in Ruanda die Kaffee-Kooperative „Musasa Dukundekawa“ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit seinen einheimischen Partnern aus Ruanda hat er das Ziel, die Kaffeebauern vor Ort zu stärken.
    Das Besondere: Es arbeiten dort ausschließlich Frauen. Außerdem werden die Bohnen in Ruanda geröstet, sodass auch diese Einnahmen bei den Einheimischen bleiben. 2018 importierten Xaver und seine Crew 11 000 Kilogramm verarbeiteten Kaffee von Ruanda nach Deutschland. Das Ziel für 2019 liegt bei 30 000 Kilogramm. Der fertige Kaffee gelangt vom Anbaugebiet normalerweise per Containerschiff nach Europa. Das möchte Kapitän Cornelius Bockermann jedoch ändern. Sein Segelschiff „Avontuur“ transportiert regelmäßig Kaffeebohnen nach Deutschland. Das fast 100 Jahre alte Segelschiff ist der erste deutsche Frachtsegler, der Waren aus aller Welt nach Europa transportiert – nur vom Wind getrieben, ohne Lärmverschmutzung im Wasser und komplett ohne fossile Brennstoffe.
    Beim Transport mit der „Avontuur“ werden 90 Prozent weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Kaffeetransporten erzeugt. Im Hamburger Hafen wird die Ware gelöscht. Einer der Empfänger ist Aaron Pohl. Er betreibt mit seinem Vater in Hamburg das „TEIKEI Café“. Dort können die Gäste nicht nur den Kaffee, der per Segelschiff kam, genießen, auch auf nachhaltige Verpackung und recycelbare Coffee-to-go-Becher wird großen Wert gelegt. Und der Gewinn aus dem Café-Betrieb soll direkt in neue Projekte für eine zukunftsfähige Landwirtschaft fließen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.08.2019ZDF
  • Folge 70
    Die Alpen sind ein Erlebnisraum der Superlative, eine „Funsport-Welt“, fast grenzenlos. Doch der rücksichtslose Bergurlaub belastet zunehmend die Natur. Die Berge brauchen eine Atempause. Es sind längst nicht mehr nur Naturschützer, die ein Umdenken fordern. Immer mehr Urlauber werden selbst aktiv und helfen, die Alpen zu schützen. Abseits des Mainstream-Tourismus suchen sie das Ursprüngliche der Bergwelt. Einer, der diesem Wunsch nachkommt, ist der Pferdehofbesitzer und Touren-Guide Erich Küffner aus dem Allgäu. Er entschleunigt seine Gäste mit einer „1-PS-Tour“. Statt mit dem Auto geht es per Pferd durch die Berge.
    Die Touristen sind nicht nur Pferdenarren, sie sind auf der Suche nach Natur pur und einem Urlaub im Einklang mit den Bergen. Mehrere Tage geht es durch die Alpen, auf Wegen und Pfaden, die ein normaler Tourist oft gar nicht zu Gesicht bekommt. CO2-neutral und absolut umweltverträglich. Eine Tour, die begeistert und bei nicht wenigen ein neues Naturverständnis auslöst. Ludwig Weiss ist so etwas wie der Beschützer des Bergwalds. Denn ohne den Wald sind viele Bergdörfer von Lawinen und Erdrutschen bedroht. Mehrmals im Jahr pflegt er zusammen mit freiwilligen Helfern ein Waldstück im Allgäu.
    Es wird geschwitzt anstatt relaxt. Die „Aktion Schutzwald“ hat der Deutsche Alpenverein organisiert. Wie dringend notwendig dieser Arbeitsurlaub für die Berge, aber auch für den Tourismus ist, zeigt sich im Tal von Balderschwang. Das Berghotel von Karl Traubel wurde Anfang Januar 2019 von einer Lawine fast völlig zerstört. Am Hang fehlte der Schutzwald. Im Bergdorf Cadrg in den Julischen Alpen in Slowenien entschieden sich die Einwohner für einen ganz traditionellen Tourismus. Das ausgezeichnete „Öko-Dorf“ setzt auf ursprüngliche Landwirtschaft und Selbstvermarktung.
    Viele der Familien bieten Fremdenzimmer an und garantieren den Gästen ein einfaches und absolut ruhiges Leben im Ort. Im nahe gelegenen Soca-Tal sucht der aus Deutschland angereiste Fliegenfischer Basti Gries die ungestörte Ruhe und Schönheit der Natur. Sein Hobby hilft hier außerdem noch der Arterhaltung. Mit dem Geld aus den teuren Angel-Lizenzen kann der Fischereiverein fast ausgestorbene Fische, wie die Marmorataforelle, wieder ansiedeln. Die Natur in den Alpen gerät auch im Sommer immer stärker unter Stress. „plan b“ zeigt, wie ein Umdenken und der Weg zu einem sanfteren Umgang mit dem einzigartigen Naturraum Alpen gelingen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.08.2019ZDF
  • Folge 71
    Während alle Welt auf die Zerstörung unserer Meere schaut, bleiben andere Gewässer oft unbeachtet: Auch unsere Flüsse und Seen brauchen Schutz. „plan b“ zeigt, wie der gelingen kann. Den Rhein hinauf, von Basel bis an die holländische Grenze, begleitet „plan b“ „Gewässerretter“, die sich mit ihren innovativen und zukunftsweisenden Erfindungen oder durch ihr Engagement dem Schutz und der Regeneration unserer Binnengewässer verschrieben haben. Nicht nur zum Baden sind saubere Gewässer wichtig – 30 Millionen Deutsche werden mit Trinkwasser aus dem Uferfiltrat des Rheins versorgt, 4 Millionen mit Wasser aus dem Bodensee.
    Menschengemachte Begradigungen machen Flüsse für Wasser-Lebewesen unwirtlich, Einleitungen aus Industrie und Landwirtschaft gefährden die Wasserqualität. Mikroplastik und Mikroschadstoffe stellen die Klärwerke vor große Herausforderungen. Deutschlandweit unterstützen „Bachpaten“ ihre Städte ehrenamtlich bei der Gewässerpflege. Unter der Anleitung von Ann Zirker, Diplom-Biologin vom Garten- und Tiefbauamt, gehen zwei Bachpaten-Gruppen in Freiburg am Haslacher Bach ans Werk.
    Sie prüfen anhand der darin wimmelnden Kleinstlebewesen, wie gesund ihr Bach ist. Außerdem gehen sie dem invasiven Japanknöterich an den Kragen, der sich an den Ufern breitmacht und – so gibt es die EU-Wasserrahmenrichtlinie vor – entfernt werden soll. Der Zustand unserer Gewässer hängt maßgeblich davon ab, wie sehr wir sie im Blick haben. Bis dato werden unsere Flüsse und Seen meist nur stichprobenartig von Hand untersucht.
    Das möchten Paul Wermter und sein Team vom Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen ändern. Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, haben sie den Messkatamaran „Riverboat“ entwickelt, der mit Sensoren, Sonden und Kameras viele Daten in kurzer Zeit sammelt und den Gewässern präzise auf den Grund geht. Raphael Bosch und Prof. Andreas Fath haben sich in ihrer Forschung ganz der Säuberung unserer Binnengewässer verschrieben.
    An der Hochschule Furtwangen arbeiten sie an innovativen Wasserfiltern: Sie werten Plastikmüll aus unseren Flüssen zu Filtermaterial auf, um damit wiederum chemische Schadstoffe aus dem Wasser zu ziehen: „Wir haben aus einem niederwertigen Material, vielleicht einer Plastikverpackung, ein Material gemacht, welches uns unsere Gewässer reinigt. Das ist echtes Upcycling“, so Prof. Fath. Der Rhein verbindet als europäische Wirtschaftsachse die Schweiz, Deutschland, Frankreich und die Niederlande. An seinen Ufern stehen Industriewerke, Chemie- und Pharmariesen dicht an dicht – schlechte Wasserqualität war jahrzehntelang das Problem unseres größten Flusses.
    Viel wurde unternommen, um den Rhein zu retten und den Badenden ihren Fluss zurückzugeben. Am Rheinknie in Basel verbringen die Stadtbewohner den Sommer am Ufer und lassen sich von ihrem Fluss durch die ganze Innenstadt treiben. Das Baden ist hier wieder zu einem regelrechten Volkssport geworden – so sehr, dass auch die historischen Rheinbäder zu ihrer alten Größe zurückfinden.
    In den vergangenen Jahrzehnten setzen sich immer mehr Regionen und Initiativen dafür ein, Flussläufe zu renaturieren, um Flora und Fauna ihre Lebensgrundlage zurückzugeben. In der Emmericher Ward, nahe der holländischen Grenze, wurde der Rhein durch eine Nebenstromrinne wieder mit seiner Aue verknüpft. Der Fluss sucht sich hier nun selbst seinen Weg, fließt beruhigter durch die Auen und bietet eine optimale Kinderstube für Jungfische und Kleinstlebewesen. Allmählich kehren auch seltene Arten wie Steinbeißer, Eisvögel und Blaukehlchen in den fruchtbaren Lebensraum zurück. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.08.2019ZDF
  • Folge 72
    Ein Grillsteak gehört zum Sommer. Viele Menschen aber können Fleisch nicht mehr unbeschwert genießen. Es gilt als Klimakiller. Und so stellt sich die Frage: Darf’s ein bisschen weniger sein? 60 Kilogramm Fleisch isst ein Deutscher im Schnitt – pro Jahr. Viel zu viel, sagen Naturschützer und Gesundheitsexperten. Der hohe Fleischkonsum schadet Umwelt, Tier und Mensch. Doch keiner muss ganz auf Fleisch verzichten oder vegan leben, um das Klima zu retten. Besseres Fleisch zu essen, dafür aber weniger: Davon wollen Martin Jaser und Manuel Reuss ihre Kunden überzeugen.
    Das sei gesünder, und dem Tierschutz diene es auch. Beweisen wollen das die beiden mit dem Büffelfleisch, das sie produzieren. Es stammt von Tieren, die ohne das Eingreifen der deutschen Jungunternehmer gleich nach der Geburt getötet worden wären: männliche Büffelkälber, die für die Mozzarella-Produktion in Süditalien nutzlos sind. Nur die Weibchen werden großgezogen, ihrer Milch wegen. „Als wir davon gehört haben, mussten wir etwas tun“, sagt Martin Jaser.
    Heute lassen sie die männlichen Büffelkälber aufziehen und vermarkten ihr Fleisch. So haben die Tiere ein Leben vor dem Tod, und die Kunden können ihre Büffel-Burger guten Gewissens genießen. Die sind mit zehn Euro nicht gerade günstig, aber vielleicht, so die Hoffnung, kommen zum Ausgleich ja ein paar billige Supermarkt-Steaks weniger auf den Grill. Das wäre gut fürs Klima. Denn billiges Fleisch aus industrieller Massentierhaltung trägt massiv zum Ausstoß von Treibhausgasen bei.
    Mit über 40 000 Tonnen pro Jahr verursacht die Viehzucht in Deutschland zwei Drittel der klimaschädlichen Emissionen der gesamten Landwirtschaft. Der WWF hat ausgerechnet, dass ein Hamburger mit Pommes 2,48 Kilogramm CO2-Emissionen verursacht, vier Mal so viel wie Spaghetti mit Tomatensauce. Auf den Geschmack von Fleisch aber soll keiner verzichten müssen – nur, weil sein Burger nicht vom Rind stammt, sondern aus Erbsen und Rote Bete hergestellt wurde. Das genaue Rezept ist geheim, aber Simeon van der Molens Burger-Patty sieht aus wie Fleisch und „blutet“ sogar.
    „Unser Traum ist, dass pflanzenbasierte Produkte die Fleischindustrie übernehmen und in 20 Jahren kein Tier mehr sterben muss, um als Würstchen zu enden.“ Er hat sein Unternehmen „Moving Mountains“ getauft, denn er will nichts weniger als das: Berge versetzen. Und sein Plan scheint aufzugehen. Der Markt für Fleischersatzprodukte wächst rasant. Klimaschutz ist in aller Munde. Und so dürfte sich künftig öfters die Frage stellen, ob das Grillsteak noch aus Fleisch ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.08.2019ZDF
  • Folge 73
    Kohle, Stahl und Werften – Bochum, Wismar und Nantes. Drei Industriezweige, drei Städte, ein Problem. „plan b“ berichtet über Niedergang und Neuanfang. Lange lebte die französische Hafenstadt Nantes vom Bootsbau. Als 1989 die letzte Werft dichtmacht, folgt eine schwere Krise. Die Stadt stemmt sich gegen den Niedergang. Aus dem alten Gelände wird ein Vergnügungspark. Kunst und Kultur bringen die Wende und neue Touristen. Im Ruhrgebiet setzt das Ende der Stahl- und Kohle-Ära bis heute vielen Städten schwer zu, trotz milliardenschwerer Hilfe. Doch tief im Westen, in Bochum, arbeiten drei junge Maschinenbauer an der Zukunft.
    Burkhard Maaß, André Kortmann und Christian Großmann haben als Kinder miterlebt, wie in ihrem „Pott“ alles den Bach runterging. Als erste akademische Generation ihrer Familien setzen sie auf neue Werkstoffe, erfinden und experimentieren sich direkt von der Uni zum ersten Millionenauftrag der Automobilindustrie. Wissen und Menschen, die anpacken können, meinen die Erfinder, seien hier der Schlüssel zum Erfolg. Dabei kennt Strukturwandel für sie keine Gebietsgrenzen. Sie denken nicht nur an Rhein und Ruhr, sondern vernetzen sich bis tief nach Ostdeutschland. Die Hansestadt Wismar hat ebenfalls den Niedergang erlebt.
    Nach der Wende gerät die Werft als größter Arbeitgeber ins Straucheln. Wismar muss handeln und konzentriert sich auf sein Erbe. Die Stadt saniert und renoviert sich zum Weltkulturerbe, wird Tourismusmagnet. Millionen werden auch in den Hafen investiert. Hightech und Infrastruktur machen die Stadt zu einem Zentrum für das Holzgewerbe. Und nach und nach kommt die Werft wieder in Fahrt. Ein neuer Eigentümer will Kreuzfahrtschiffe bauen, ruft Menschen, die abwandern mussten, zurück an ihre Arbeitsplätze. „plan b“ zeigt Menschen, die entschlossen und zielstrebig für die Zukunft und den Neubeginn ihrer Stadt oder ihrer Region arbeiten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 31.08.2019ZDF
  • Folge 74
    Über zwei Millionen Einsätze hatten allein die Feuerwehren in Deutschland im Jahr 2016. Oft ging es um Leben und Tod. Wie ein Notfall ausgeht, hängt davon ab, ob Retter schnell genug sind. Für die 34-jährige Rettungssanitäterin Natascha Oberer gehört das zu ihrem Alltag: „Man muss eine gewisse Leidenschaft haben für den Beruf. Wenn man alles an sich heranlässt, kann es sehr schnell belastend werden.“ Für die Sanitäter vom Arbeiter-Samariter-Bund in Frankfurt am Main gehören lebensbedrohliche Situationen zum Berufsalltag. Flexibilität und ruhige Nerven sind Grundvoraussetzungen für den Job. Schnell den Verletzten zu erreichen, ist die große Herausforderung der Helfer.
    Vom Notruf bis zur Ankunft eines Rettungswagens am Unfallort sollen nicht mehr als zwölf Minuten vergehen. Um diese Zeit, die manchmal über Leben und Tod entscheidet, zu überbrücken, werden in Gütersloh freiwillige Ersthelfer per App alarmiert. Derjenige, der am dichtesten am Ort des Geschehens ist, leistet sofort Erste Hilfe und bleibt bis zur Ankunft der Rettungssanitäter am Unfallort. Das Smartphone als Lebensretter ist ein Modell, das auch im Ausland Schule macht. In Israel sind 5000 ehrenamtliche Erst-Retter registriert. Die Einsatzzentrale in Jerusalem koordiniert die landesweiten Einsätze, die überwiegend mit Motorrädern gefahren werden und komplett durch Spenden finanziert sind.
    So kommen die Helfer schnell durch den dichten Verkehr in Großstädten wie Tel Aviv. Doch was tun, wenn ein Notfall nicht an Land, sondern auf See stattfindet? An Spaniens Küsten greifen Rettungsschwimmer auf Hilfe aus der Luft zurück, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Per Fernsteuerung wird eine Drohne mit ausfahrbaren Rettungsarmen zu dem Ertrinkenden gesteuert. Gleichzeitig startet ein Rettungsboot. Bis es am Unfallort ankommt, kann sich der verunglückte Schwimmer an den Rettungsarmen festhalten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.09.2019ZDF
  • Folge 75
    Der Wald ist Lebensraum, Holzlieferant, Erholungsort – und Klimaschützer: Er entzieht der Luft Millionen Tonnen CO2. Er steckt selbst in der Krise. Trockenheit, Hitze und Stürme schwächen ihn. Wie können wir den Wald schützen, damit er in Zeiten des Klimawandels besteht? „plan b“ trifft Menschen, die Waldbrände mit Feuer bekämpfen, Wüste in Wald verwandeln und den Wald der Zukunft planen. Zapfenernte im Sauerland: In den Wipfeln der Douglasien sind die Baumkletterer bei der Arbeit. Hans von der Goltz von der „Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft“ weiß: Die Samen des Baum-Exoten sind der Rohstoff für einen widerstandsfähigen Wald. Denn die Douglasie ist klimatoleranter als die bisher in Massen angebaute Fichte. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.09.2019ZDF
  • Folge 76
    Aus Liebe arbeiten sie oft rund um die Uhr. 2,6 Millionen Menschen in Deutschland pflegen einen Angehörigen – oft über Jahre. Eine aufopferungsvolle und Kraft zehrende Aufgabe. Partner, Kinder, Eltern, Freunde: Dank ihres Einsatzes können Dreiviertel aller pflegebedürftigen Menschen zu Hause bleiben, statt ins Heim zu müssen. Die Helfer brauchen Hilfe. Denn für das eigene Leben – Job, Erholung, Beziehungen – fehlen oft Zeit und Kraft. Daniela Jäkel hat sich zu helfen gewusst. Sie hat ihre Mutter im „Schatzkistle“ untergebracht, einer Demenz-WG. Das tut beiden Frauen gut. Die kranke alte Dame ist rund um die Uhr gut versorgt mit einem ambulanten Pflegedienst und sogenannten Präsenzkräften, die 24 Stunden vor Ort sind.
    Und Daniela Jäkel plagt kein schlechtes Gewissen, denn sie hat ihre Mutter nicht einfach in fremde Hände gegeben. Sie ist eine der zehn Angehörigen, die das „Schatzkistle“ zusammen betreiben. Sie sind die „Hausherren“. Sie bestimmen, wie der Alltag der Bewohner aussieht, welcher Pflegedienst engagiert wird und wer noch in die WG einziehen darf. Für Daniela Jäkel ein gutes Gefühl: „Ich weiß die Mutti gut versorgt, bring’ mich selber ein und kann trotzdem noch mein eigenes Leben führen.“ Gut für sich selbst sorgen, um für andere Sorge tragen zu können: Das ist eine der Grundvoraussetzungen, um langfristig pflegen zu können.
    Im schweizerischen Obergrüt bietet Luzia Hafner, Bäuerin und ehemalige Pflegefachkraft, auf ihrem Hof Ferien für Menschen mit Demenz an. Die Angehörigen können eine Auszeit nehmen und neue Kraft schöpfen. Charlotte Schatt bringt ihren Mann Andy zum dritten Mal nach Obergrüt. Obwohl die Krankheit bei ihm noch im Frühstadium ist, weiß Charlotte schon jetzt, sie wird regelmäßig Pausen brauchen, um ihn so lange wie möglich zu Hause pflegen zu können.
    „Ihn hierzulassen, musste ich auch erst lernen, aber es tut einem so gut“, sagt sie. Ein Netzwerk aus Pflege-Profis, Wohlfahrtsverbänden und Ehrenamtlichen bietet in Mülheim an der Ruhr Hilfe aus einer Hand an. „Sehr oft hören wir, kommunal kann man gar nicht so viel machen. Aber wir sind der Ansicht, dass wir vieles bewegen können“, sagt Sozialplaner Jörg Marx. Die 170 000-Einwohner-Stadt will mit ihrer „Dialog-Offensive Pflege“ ins Gespräch mit Angehörigen kommen, um zu helfen. Mit dem neu gegründeten Sorgentelefon zum Beispiel: Sich alles einmal von der Seele reden zu können – auch so kann Hilfe für die sonst so stillen Helden aussehen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.09.2019ZDFDeutsche Online-PremiereFr 20.09.2019ZDFmediathek
  • Folge 77
    Auf Deutschlands Straßen verlieren jedes Jahr mehr als 3000 Menschen ihr Leben, Hunderttausende werden verletzt. Viele Unfälle könnten aber mit einfachen Rezepten verhindert werden. Unsere Nachbarn in der Schweiz verfahren nach dem Prinzip der „Via Sicura“ – der sichere Weg. Dabei setzen sie auf den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, auf Bestrafung und Aufklärung. So ist in der Schweiz „Rasen“ kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Frank Rüfenacht von der Kantonspolizei Bern weiß: „Geschwindigkeit ist seit Jahren eine der Hauptursachen für Unfälle im Kanton Bern.
    Und unsere Verkehrskontrollen sind ein gutes Mittel, um die Unfallzahlen rückläufig zu machen.“ Bei Tempoverstößen drohen harte Strafen, das reicht von hohen Bußgeldern über Führerscheinentzug bis zur Gefängnisstrafe. Um die Verkehrssicherheit zu verbessern, müssen außerdem alle Autofahrer ab einem Alter von 75 Jahren eine verkehrsmedizinische Fahrtauglichkeitsuntersuchung machen. Daneben sind der intensive Ausbau sicherer Verkehrswege und die Entschärfung von Unfallschwerpunktstellen fester Bestandteil der Schweizer Verkehrspolitik. In Deutschland gibt es ebenfalls Programme, die abschrecken und aufklären sollen.
    Die 26-jährige Sandra Kocer erfuhr am eigenen Leib, wie gefährlich Autofahren sein kann: Sie wurde unverschuldet Opfer eines Frontalunfalls mit einem entgegenkommenden Auto. Der Fahrer stand unter Einfluss von Drogen und Alkohol. Damit andere dieses Schicksal nicht erleiden, engagiert sich Sandra in einem Präventionsprogramm für Jugendliche. In der Unfallchirurgie der Berufsgenossenschaftsklinik in Ludwigshafen erzählt sie den Schülern ihre Geschichte: „Wenn ich nur einen erreichen kann, ist das sehr viel wert.“ Auch Kommunen können etwas für die Verkehrssicherheit tun: In Neumünster fährt die Müllabfuhr nur noch mit Abbiege-Assistent in die Kurven.
    Technische Assistenzsysteme sollen helfen, die Gefahr des toten Winkels zu bannen. In der schleswig-holsteinischen Stadt ziehen Stadtrat, Technisches Betriebszentrum und eine Spedition an einem Strang und setzen auf mehr Sicherheit durch neue Technik. Mobilität ist zum Selbstverständnis unserer Zeit geworden – und bleibt doch ein Risiko: Jedes Jahr sterben weltweit 1,35 Millionen Menschen im Straßenverkehr. Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt, wie unsere Straßen sicherer werden können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.10.2019ZDF
  • Folge 78
    Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Ein normaler Alltag ist für sie oft nicht mehr möglich. Wie kann ihnen besser geholfen werden? Der typische Schmerzpatient wird von einem Arzt zum nächsten geschickt – häufig ohne nachhaltigen Erfolg. Viele Patienten warten etliche Jahre auf eine Diagnose und eine angemessene Behandlung. „plan b“ zeigt neue Therapien und Ansätze, die Hoffnung wecken. „Ich konnte nicht stehen, nicht sitzen, nicht laufen, mir nicht mal die Schuhe zubinden.
    Ich war auf die Hilfe meines Mannes angewiesen. Es war ein schreckliches Gefühl, so hilflos zu sein“, erinnert sich Claudia Pietschmann aus Langerwehe. Jahrelang litt sie unter Schmerzen im Bein und im unteren Rücken. Sie war bei verschiedenen Ärzten und Orthopäden in Behandlung, doch keiner konnte ihr helfen. „Denen fiel nichts anderes ein, als mir starke Schmerzmittel zu verschreiben. Und mir zu sagen, ich solle mich schonen. Heute weiß ich, dass das alles nur noch schlimmer gemacht hat“, berichtet die 52-Jährige.
    Claudia Pietschmann ist eine typische Vertreterin von Patienten mit chronischen Schmerzen. Erst Andreas Jelitto konnte ihr nach einem jahrelangen Leidensweg dabei helfen, die Schmerzen in den Griff zu kriegen. Der Chefarzt der Klinik für Schmerztherapie im Krankenhaus Schleiden sagt: „Die Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland ist katastrophal.“ Das sei auch darin begründet, dass Schmerzmedizin hierzulande kein eigener Facharztbereich ist. Vielen Ärzten fehlt es an Know-how über chronische Schmerzen – und an Geld und Zeit für eine richtige Diagnose und Behandlung.
    Könnte die Lösung in Irland zu finden sein? Hier gibt es seit 2014 eine spezielle Ausbildung zum Facharzt für Schmerzmedizin. Ein Segen für Cathy Clarke aus Kilhugh. Die 57-Jährige leidet seit drei Jahren unter starken Schmerzen in ihrer rechten Hand: „Es brennt wie Feuer. Es fühlt sich an, als würde meine Hand immer unter Strom stehen. Jede kleinste Berührung, jeder kleine Windhauch fühlt sich an, als würde man mir Säure über die Hand kippen.“ Cathy leidet am sogenannten komplexen regionalen Schmerzsyndrom, ausgelöst durch eine Routine-Operation am Karpaltunnel.
    Ihren Beruf musste die ehemalige Anwältin aufgeben. „Chronische Schmerzen tun einem in jeder Hinsicht weh“, erzählt Cathy, „emotional, körperlich, finanziell. Ich habe zu fast allen meinen Freunden keinen Kontakt mehr. Es gibt keinen Lebensbereich, der von den Schmerzen nicht kaputtgemacht wird.“ Sie hat verschiedenste Therapien ausprobiert, bisher hat nichts geholfen.
    Doch jetzt hat sie neue Hoffnung: Eine Rückenmarkstimulation soll dafür sorgen, dass die Schmerzreize nicht mehr weitergeleitet werden. Dafür muss ein Neurostimulator am Rückenmark implantiert werden, ein riskanter Eingriff. Wird er erfolgreich sein? Cathy Clarke setzt alle Hoffnung in ihren Arzt Paul Murphy vom St. Vincent’s Hospital in Dublin. Für ihn hat sich seit der Einführung des Facharztes für Schmerzmedizin viel verändert: Er kann sich mehr Zeit für seine Patienten nehmen, seine Leistungen besser abrechnen, und er profitiert davon, dass mehr Geld in die Forschung gesteckt wird.
    „plan b“ zeigt am Beispiel Irlands, welche Vorteile die strukturelle Änderung im Facharztbereich bringt – und was Deutschland daraus lernen kann. Auch neue Therapien werden vorgestellt: Christoph Stein von der Charité in Berlin forscht an einer neuen Generation von Schmerzmedikamenten, die genauso gut wirken wir Opiate, jedoch keine Nebenwirkungen haben. Und an der Schmerzklinik in Kiel hilft der Arzt Hartmut Göbel Patienten mit chronischer Migräne – mit einer neuartigen Migräne-Impfung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.10.2019ZDFDeutsche Online-PremiereFr 11.10.2019ZDFmediathek
  • Folge 79
    Unsere Gefängnisse platzen aus allen Nähten, und das ist teuer. Bis zu 130 Euro kostet jeder Gefangene den Steuerzahler, Tag für Tag. „plan b“ sucht Alternativen zum regulären Strafvollzug. Viele Häftlinge sitzen wegen kleinerer Delikte ein, zum Beispiel, weil sie ohne Fahrkarte Bus gefahren sind und ihre Geldstrafe nicht bezahlt haben. Wie kann Strafe auch ohne Gefängnisse funktionieren? Der 22-jährige Sedin ist kein Kleinkrimineller. Organisierte Bandenkriminalität, Einbruch, Diebstahl, Hausfriedensbruch: Die Liste seiner Delikte ist lang. Zweimal war er schon in regulärer Haft, doch dieses Mal ist alles anders: Er verbüßt seine Strafe im Seehaus in Leonberg, einer Modelleinrichtung für junge Straftäter, lebt in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen und pädagogisch ausgebildeten Hauseltern.
    Die Regeln sind streng: Frühsport um 6:00 Uhr, acht Stunden arbeiten, Bäder und Klos werden selbst geputzt. Das funktionierende Gruppenleben tut Sedin gut. „Die letzten Male, wo ich entlassen wurde, da habe ich immer gesagt: Jetzt lasse ich mich nicht erwischen. Dieses Mal habe ich die Einstellung: Ich mache nichts mehr.“ Um erwachsene Straftäter kümmert sich der Verein PräventSozial in Stuttgart, unter anderem mit dem Programm „Schwitzen statt sitzen“.
    Detlef Börstler ist einer der Teilnehmer. Mehrmals wurde er beim Schwarzfahren erwischt, seine Geldstrafe hat er nicht bezahlt. Mithilfe des Vereins wandelte er seine Strafe in 16 Stunden gemeinnützige Arbeit um – Arbeit, die ihm gutgetan hat. Statt einsam in der Zelle zu sitzen, knüpfte er sogar neue Kontakte. Eine weitere Alternative zur Haft ist die elektronische Fußfessel. In Deutschland tragen manche Täter nach dem Ende einer Gefängnisstrafe Fußfesseln, damit sie weiter überwacht werden können. In Österreich dagegen sind sie eine Straf-Alternative, um Gefängnishaft zu vermeiden.
    Karl Peinhart leitet die Überwachungszentrale in Wien und sieht die Vorteile: „Die Leute werden gar nicht erst rausgerissen aus ihrem sozialen Gefüge.“ Bei dem elektronisch überwachten Hausarrest müssen sich Verurteilte an einen strengen Tagesablauf halten, jede Minute ihres Alltags wird genau festgelegt. Das ist oftmals eine enorme psychische Belastung für die Straftäter. Die meisten halten dennoch durch, sind froh, dass ihnen eine Haftstrafe erspart bleibt. Und der österreichische Staat spart jede Menge Geld: Die Überwachung der Fußfesselträger ist viel günstiger als die Unterbringung von Straftätern im Gefängnis. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.10.2019ZDF
  • Folge 80
    Die Deutschen werden älter und bleiben länger gesund: 65-Jährige sind heute so fit wie 55-Jährige vor 50 Jahren. Sie können länger arbeiten und sollten es auch, um das Sozialsystem zu stützen. Doch das ist nur möglich, wenn die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst werden. „plan b“ zeigt Ideen, wie das Arbeitsleben so umgestaltet werden kann, dass sowohl ältere Arbeitnehmer als auch Unternehmen davon profitieren. Gerade wer Freude an der Arbeit hat, bleibt gern länger im Beruf. Und manche satteln noch einmal komplett um: Andrea Rosemann kündigt mit Ende 50 ihre sichere Stelle und gründet ein Mode-Label.
    Wie viele ältere Gründer bekommt auch sie keinen Kredit von der Bank. Deshalb will die Jungunternehmerin eine Crowdfunding-Kampagne starten, um die Kollektion der nächsten Saison zu finanzieren. In die Zukunft blickt Andrea Rosemann optimistisch, sie will ihr Unternehmen auch noch mit Ende 60 führen. „Wenn Plan A nicht funktioniert, dann funktioniert Plan B. Und ansonsten gibt es noch ganz viele weitere Buchstaben im Alphabet.“ In Norwegen ist ein später Berufswechsel längst Normalität. Lkw-Fahrer Rolf Sørum startet als 64-jähriger Rentner eine neue Karriere als Busfahrer.
    Genau das Richtige für ihn: „Ich arbeite gern. Ich habe eben Hummeln im Hintern. Und ich finde es schön, unter Menschen zu sein.“ Der norwegische Staat erkannte vor einigen Jahren, dass immer mehr ältere Menschen im Arbeitsleben gehalten werden müssen, um den demografischen Wandel abzufedern. Mit einer großen Reform wurde das Rentensystem umgestaltet: Jetzt lohnt es sich für Senioren finanziell, wenn sie lange berufstätig bleiben. Und Unternehmen bemühen sich, die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer anzupassen.
    In anderen europäischen Ländern gibt es weniger Unterstützung von offiziellen Stellen, dennoch sind immer mehr Ältere erwerbstätig. Die einen wollen die Rente aufbessern, andere haben Spaß an der Arbeit und wünschen sich soziale Kontakte. In Österreich hilft ein junges Start-up Senioren bei der Arbeitssuche. Der 71-jährige Techniker Richard Zlabinger hat so seinen Traumjob bei einer jungen Firma gefunden, die Exoskelette herstellt. „Ich bin ein Dinosaurier – eine aussterbende Rasse, aber dank meiner neuen Beschäftigung bin ich wieder am Ball. Das finde ich gut“, sagt er. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.10.2019ZDF
  • Folge 81
    Die Bauindustrie boomt. Doch sie verschlingt riesige Mengen an Rohstoffen. Muss das so sein? Liegen doch in unseren Städten viele Rohstoffschätze, die nur neu entdeckt werden müssten. Über die Hälfte aller Abfälle kommt hierzulande aus dem Bausektor. Das meiste landet geschreddert im Straßenbau. Doch es gibt Umdenker, die aus altem Bauschutt neue Häuser machen. „plan b“ begleitet sie bei der Rohstoffernte in der Stadt. „Wir müssen Metalle, Glas, Steine, Fliesen, Ziegel und Keramik nur in einen neuen Kreislauf bringen“, erklärt Nils Nolting, der Architekt des Recyclinghauses-Hannover.
    „Es war ein Abenteuer. Wir haben am Anfang nicht gewusst, wie viel wir tatsächlich aus alten Gebäuden nehmen können.“ Eine vierköpfige Familie sollte am Ende in dem neuen Haus Platz finden: Massivholz bildet den Rohbau, alte Gehwegplatten werden zum Estrich, ein rosa-schimmernder Terrazzo entsteht mit Ziegelsplitt, und die Fenster stammen aus einem ehemaligen Jugendzentrum. „Wir haben nicht nur viele Baustoffe recycelt, wir haben auch Bauteile neu überarbeitet und völlig anders wieder eingesetzt“, blickt Nolting zurück. Die neuen Mieter sind begeistert: „Es ist so modern und hell geworden.“ Alten Baustoffen zu neuem Leben verhelfen – das macht auch Tom van Soest in den Niederlanden.
    Aus Abbruchhäusern holt er Betonreste, Ziegelbrüche, Dachpfannen, Mörtelreste, Bodenplatten und Fliesen. Er probiert, zerkleinert, mischt und mixt. „Es hat lange gedauert, bis ich die richtige Mischung hatte“, erklärt der Designer im Rückblick. „Ich wollte stabile neue Steine herstellen.“ Inzwischen verarbeitet die Amsterdamer Firma tausend Tonnen Abfall pro Jahr zu neuen, bunten Klinker-, Fassaden- und Bausteinen.
    Auf der Jagd nach wertvollen Materialien ist auch Brigitte Kranner. Auf den großen Wertstoffhöfen in der Nähe von Wien inspiziert sie alte Kabel, aussortierte Heizungen oder Aluminiumfenster und kann in wenigen Sekunden abschätzen, welchen Wert sie haben. „Das ist reines Kupfer“, erklärt sie, während sie das hellrosa leuchtende Metall aus einem dunklen Kunststoffkabel schält. „Das wird zu hundert Prozent recycelt, einfach eingeschmolzen und wieder zu perfektem Kupferdraht – mit exakt der gleichen Qualität wie Kupfer, das aus Erz gewonnen wird. So schonen wir das Klima, wenn wir nicht in den Ländern des Südens abbauen müssen.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.11.2019ZDF
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 05.10.2019 angekündigt.
  • Folge 82
    Wer vermisst sie nicht: nette Läden im Stadtzentrum? Doch viele geben auf wegen der Konkurrenz von Online-Handel und Shoppingcentern. Lebendige Citys statt toter Innenstädte, das wär’s! In ganz Europa erobern sich Menschen ihre Stadtzentren zurück – unterstützt von engagierten Bürgermeistern, visionären Stadtplanerinnen oder ideenreichen Bürgern. Schöne Plätze laden zum Verweilen ein. Ein buntes Angebot an Geschäften lockt Kunden in die City. Ein buntes Treiben in der Stadt – nirgendwo in Deutschland wird dafür so konsequent umgebaut wie in Kiel. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer will seine Vision in die Tat umsetzen: „Ich glaube, dass eine Stadt ein emotionales Zentrum braucht.
    Wenn man Freunden oder der Verwandtschaft Kiel zeigen will, fährt man mit denen sicher nicht ins Einkaufszentrum auf die grüne Wiese.“ Das Herzstück: der Kleine Kiel-Kanal, der der Stadt am Wasser mehr Flair und Lebenslust einhauchen soll. Auch wenn der Umbau noch nicht fertig ist, zeigt er bereits Wirkung: Der alte Bootshafen ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden, über 50 neue Geschäfte und mehrere Hotels werden bald in der Innenstadt eröffnen, und Hunderte neue Mieter leben dort bereits. Von einer eigenen Boutique mitten in Paris hat Alexandra Delaporte immer geträumt.
    Doch die hohen Mieten in City-Lage haben sie abgeschreckt. Das Risiko war zu groß. Jetzt aber bekommt die Französin unerwartet ihre große Chance. Vier Wochen lang darf sie ausprobieren, ob ihr Ladenkonzept aufgeht – für eine kleine Miete im „Testeur de Commerce“, einem sogenannten Testladen der Stadt. Wenn es klappt, wird aus der Probe ihr eigenes, dauerhaftes Geschäft. Eine zusätzliche Attraktivität für das Stadtviertel – und eine Win-win-Situation für Alexandra und für Paris. Die Dänen Jan Gehl und Camilla van Deurs sind so etwas wie Stars unter den Stadtplanern.
    Ihre Devise: Der Mensch gehört auf die Straße. Raus aus den Häusern, raus aus den Autos. Fahrradfahrer und Fußgänger haben in Kopenhagen oberste Priorität, der Platz für Autos wird verknappt. Kleine Ruheinseln, kostenlose Hafenbäder, grüne Flanierstraßen, breite Radwege – in jedem Stadtviertel wird genau das angelegt, was die Menschen dort brauchen. „Die Stadt um Radfahrer und Fußgänger herum zu bauen, ist unendlich viel billiger, als sie um Autos herum zu bauen“, das ist das Credo der beiden Architekten. Und so haben Jan Gehl und Camilla van Deurs Kopenhagen zu einer der lebenswertesten Städte der Welt gemacht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.11.2019ZDF
  • Folge 83
    Smog, Feinstaub und Stickoxide belasten unsere Städte, das Klima – und unsere Gesundheit. „plan b“ zeigt innovative Methoden, die uns und unsere Städte wieder besser durchatmen lassen. In der EU sterben jährlich 400 000 Menschen an den Folgen von Schadstoffen in der Luft. In den Städten ist die Luft am schlechtesten, zugleich leben dort die meisten Menschen. Die Luftqualität gerade dort zu messen und zu verbessern, ist also dringend nötig. Wenn Larry Couchy in Paris mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, vermeidet er Straßen mit hoher Belastung. Das geht, weil die App „Plume Air Report“ ihm die Luftqualität anzeigt.
    Larry Couchy arbeitet für das Unternehmen und ist sicher: „Indem wir den Kontakt mit belasteter Luft vermeiden, können wir ein gesünderes Leben führen.“ Gleichzeitig soll die App die Menschen im Alltag für das Thema Luftverschmutzung sensibilisieren, damit sie sich stärker für politische und gesellschaftliche Maßnahmen zur Verbesserung der Luft einsetzen. Kohlenstoffdioxid ist Klimakiller Nummer eins. Jan Wurzbacher und Christoph Gebald haben eine Technologie entwickelt, mit der man der Luft CO2 entziehen kann, um es für industrielle Zwecke zu recyceln oder sogar ganz aus der Atmosphäre zu entfernen.
    Rund 900 Tonnen CO2 saugt ihre Anlage jährlich aus der Luft. Die Menge entspricht den Emissionen, die rund 200 Autos im Jahr ausstoßen. Die Vision der Gründer: „Wir wollen ein Prozent der globalen CO2-Emissionen aus der Erdatmosphäre holen.“ Um die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre zu senken, soll ein Teil des Gases ganz verschwinden. Auch dafür haben die beiden bereits Ideen entwickelt: In einer Pilotanlage auf Island speichern sie das CO2 schon in der Erde.
    Ein Hauptgrund für die dreckige Luft in unseren Städten sind Autoabgase. In Norwegen ist man schon weiter: Hier ist jedes fünfte verkaufte Auto bereits ein Elektroauto, getankt wird mit Ökostrom. Die norwegische Regierung verfolgt das Ziel, dass ab 2025 keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren verkauft werden. Die Hauptstadt Oslo geht noch weiter: Die Innenstadt erlaubt in vielen Bereichen keine Autos mehr. Weniger Autos bedeuten neben sauberer Luft auch neue Möglichkeiten der Raumgestaltung: 750 Parkplätze in der Innenstadt sind verschwunden, hier sind Sitzmöglichkeiten, Spielplätze und Grünflächen entstanden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.11.2019ZDF
  • Folge 84
    Brot ist der Deutschen liebstes Lebensmittel. Über 3000 Sorten – immer schön frisch! Doch es wird zu viel des Guten produziert. Jährlich landen 1,7 Millionen Tonnen Brot und Backwaren im Müll. Dabei geht es nicht nur um weggeworfene Lebensmittel, sondern auch um die Umwelt. Das Ackerland, das nur für die Tonne bewirtschaftet wird, ist größer als Mallorca. Bauern, Bäcker und Brotliebhaber suchen nach neuen Rezepten für altes Brot und gegen Verschwendung. Niko Gottschaller steht jeden Tag vor den Brotbergen, die in Bäckereien unverkauft bleiben.
    „An diesen Anblick muss man sich gewöhnen. Wenn man das zum ersten Mal sieht, erschrickt man sich total“, sagt der Bio-Landwirt aus Rotthalmünster. Er wollte der Lebensmittelverschwendung nicht mehr tatenlos zusehen. Seitdem sammelt er bei umliegenden Bäckereien Brot, Brötchen und Teilchen ein – die Reste, die eigentlich weggeworfen würden. Damit „füttert“ er seine eigens dafür entwickelte Biogasanlage und produziert so Strom aus Brot. Doch auch da bleibt noch etwas übrig.
    Für die Reste der Reste aber hat Niko Gottschaller schon eine neue Idee. Der Kampf gegen die Brotverschwendung ist Roland Schüren wohl in die Wiege gelegt worden. Der Bäckermeister führt den Familienbetrieb in vierter Generation. „Wir mussten immer die Dinge zu Hause essen, die nicht schön genug waren für die Kunden. Meine Oma hat es auf die Spitze getrieben, dass auf jeden Fall alles verwertet werden muss.“ Und das schafft er tatsächlich! In seiner Bäckerei landet nicht ein Krümel mehr im Müll.
    Zuerst holt die Tafel ab, was sie gebrauchen kann. Doch das ist weniger, als man denkt. So wandert der Großteil der Reste zurück in frische Brote. Und dabei geht Roland Schüren weiter als andere Bäcker. Er hat sogar einen Job geschaffen, der in Deutschland einzigartig sein dürfte. Wie aber kann man verhindern, dass überhaupt so viele Brotreste anfallen? Die Antwort darauf liefert eine Software, die die beiden Programmierer Eyüp Aramaz und Tobias Pfaff entwickelt haben. Ist sonntags das Wetter gut, kaufen die Leute montags weniger Brot.
    Am Monatsanfang dafür mehr als am Monatsende. Dinge wie diese weiß das Programm und errechnet so, wie viel ein Bäcker wann wovon backen soll. „Einer Software Entscheidungen zu überlassen und diesen Mut zu haben, zu sagen, ich möchte es testen: Da müssen wir wirklich viel Überzeugungsarbeit leisten. Dazu ist nicht jeder Bäcker sofort bereit und offen.“ Die Bäckerei Geiping war es. Dank des Programms bleiben am Abend bis zu 25 Prozent weniger Brot übrig als früher. Gut für den Umsatz und für die Umwelt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.11.2019ZDF
  • Folge 85
    Festlich und fair Von nachhaltigen Nüssen und Mandeln Walnüsse fürs Sternerestaurant Bäuerin Vivian Böllersen und Koch Lucas Klemm.
    Mandeln, Walnüsse und Vanille sind begehrte Zutaten für unser Weihnachtsgebäck. Nur: Alle drei Produkte sind weit gereist und reifen oft unter sozial und ökologisch problematischen Bedingungen. Die Farmer profitieren nur wenig von den hohen Vanillepreisen und der Mandelanbau verschwendet riesige Mengen Wasser. Es gibt aber Menschen, die mit geringen Mitteln und großem Engagement das scheinbar Unmögliche möglich machen – Grüne und faire Weihnachtsgenüsse. Stefan Wissert und Andréa Ralisendra sind ein deutsch-madagassisches Paar. Andréas Familie in Madagaskar lebt vom Vanilleanbau. Obwohl Vanille das zweitteuerste Gewürz der Welt ist, sind die meisten Vanillebauern bettelarm.
    Reich werden die vielen Zwischenhändler. Deshalb wollen Stefan und Andréa den Handel selbst in die Hand nehmen. Sie lassen sich direkt aus Madagaskar eine Lieferung schicken, um sie hier per Webshop zu verkaufen. Der Gewinn wird unter allen gleich aufgeteilt – fair trade dank Familiennetzwerk. Walnüsse wuchsen einst üppig in Mitteleuropa, doch mehr und mehr dominierten die billigeren Importe aus den USA und Chile den Markt. Das will Vivian Böllersen ändern. Und tatsächlich ihre selbstgepflanzte Walnussplantage im Brandenburgischen gedeiht.
    Bis die Bäume auch Nüsse tragen, vergeht aber noch etwas Zeit. Was tun? Ganz einfach: Sie sammelt Walnüsse aus den Gärten von Nachbarn und Streuobstwiesen. Sie knackt sie eigenhändig in einer kleinen Manufaktur auf. Inzwischen ist ein hippes Berliner Restaurant auf Vivian Böllersen aufmerksam geworden. Der Chefkoch, ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern, will mit der jungen Ökobäuerin zusammenarbeiten, auf der Suche nach der perfekten heimischen Walnuss. Und sie träumt von einer Renaissance des deutschen Wallnussgeschäfts. Ramón Alarcón liebt Mandeln und baut sie im großen Stil an.
    Doch Mandelbäume brauchen extrem viel Wasser, ein kostbares Gut in der Halbwüste Südspaniens. Deshalb hat sich Alarcón – im Hauptberuf Architekt – eine geniale Lösung einfallen lassen. Seine Mandeln verbrauchen dank ausgeklügelter Bewässerung nur ein Zehntel des Wassers des konventionelle Mandelanbaus. Kurz vor Weihnachten hat Alarcón Stress, er muss seine Ernte aufknacken und aufbereiten lassen, sie verpacken und zu seinen deutschen Abnehmern schicken. In Deutschland angekommen, landen seine umweltfreundlich gewachsenen Mandeln in einer Bio-Bäckerei und werden zu leckeren Lebkuchen mit ökologisch korrekt erzeugten Mandeln. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.12.2019ZDF
  • Folge 86
    Noch nie hat die Klimakrise so viel Aufmerksamkeit bekommen wie in diesem Jahr. Weltweit engagieren sich Menschen gegen die Erderwärmung. Könnte 2019 das Jahr der Klimawende werden? Anders essen, bauen oder produzieren: Große Veränderungen sind nötig, um den Klimawandel noch zu stoppen. Alleine können die Visionäre das Problem zwar nicht lösen, aber sie zwingen Verbraucher, Politik und Wirtschaft zum Umdenken. 20 Prozent aller Treibhausgase gehen auf das Konto unserer Ernährung. Bei der Herstellung eines einzigen Rindfleisch-Burgers entstehen mehr als fünf Kilogramm CO2.
    Trotzdem sind die Burger von Richard Bergfors, Chef von „Max Burgers“, der ältesten schwedischen Fast-Food-Kette, ausnahmslos klimaneutral. „Wir sind Teil des Problems, also müssen wir auch Teil der Lösung sein“, so Bergfors. „Wir kompensieren 110 Prozent unseres verursachten CO2 durch das Anpflanzen von Bäumen. Damit sind wir klimapositiv.“ Die Schweden wollen weg vom Fleisch: Bis 2022 soll mindestens jeder zweite Burger vegetarisch sein. Immer mehr Schweden kaufen die etwas anderen Burger, mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit lässt sich auch viel Geld verdienen.
    Auch Christian Rinn und seine Tochter Luisa haben gewohnte Pfade verlassen: Ihr Betonwerk in Heuchelheim ist einzigartig, denn es ist klimaneutral. Dabei ist der Baustoff eigentlich eine Klimakatastrophe: Eine Tonne Beton verursacht eine Tonne CO2. Die Branche verbraucht bis zu acht Prozent aller Treibhausgase – mehr als der weltweite Flugverkehr. Für die Rinns ein besonderer Ansporn, um ihr Werk so „sauber“ wie möglich zu halten. In ihrer hochmodernen Fertigungsanlage setzen die Hessen auf Ökostrom, Regenwasser und Recycling: „Alles was wir dann selber nicht schaffen, kompensieren wir mit CO2-Zertifikaten und Aufforstungsprojekten“, untermauert Christian Rinn die Null-Emission-Firmenphilosophie.
    Forstwissenschaftlerin Elisabeth Hüsing ist überzeugt, dass auch ganz kleine Schritte etwas bewirken können. Sie engagiert sich in der Organisation „Schulwälder gegen Klimawandel“. Mit Aufforstung kämpft sie gegen die Erderwärmung und das Waldsterben. „Ich möchte die Welt verbessern, und wenn ich sehe, wie die Schüler hier Bäume pflanzen, mit welcher Leidenschaft die hier dabei sind – das ist einfach schön.“ Seit 2011 hat die Stiftung schon 54 Hektar Wald gepflanzt und absorbiert damit pro Jahr circa 700 Tonnen CO2.
    Wenn wir jetzt nicht handeln, so eine aktuelle Studie von mehr als 11 000 Wissenschaftlern, drohe schon bald „unsägliches menschliches Leid“. „plan b“ zeigt Menschen, die neue Wege gehen, um die Welt mit vielen kleinen Schritten zu verbessern, und befragt Forscher, welche konkreten Maßnahmen Wirtschaft und Politik ergreifen müssen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch zu verhindern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.12.2019ZDF
  • Folge 87
    Sie erschnüffeln gefährliche Schädlinge, suchen Landminen und unterstützen Kranke: Tiere sind in manchen Jobs besser als Menschen. Sie sind wichtige und unverzichtbare Helfer. Ingrid Stephan nutzt die besonderen Fähigkeiten von Tieren seit Jahrzehnten. Die Sozialpädagogin besucht gemeinsam mit Tieren soziale Einrichtungen wie Kindergärten, Pflegeheime und Wohngruppen für Menschen mit geistigen und seelischen Einschränkungen. 70 Tiere hält Ingrid Stephan in ihrem Institut für „Soziales Lernen mit Tieren“ in Niedersachsen – von Hühnern über Schweine und Kaninchen bis hin zu Eseln und Pferden.
    Jedes Tier hat bestimmte Fähigkeiten, kann Menschen mit Behinderungen auf eine andere Art helfen. Die Betroffenen selbst suchen sich aus, mit welchem Tier sie arbeiten wollen. „Tiere sprechen die tiefen Schichten im Menschen an“, erlebt Ingrid Stephan immer wieder. Menschen werden kontaktfreudiger, können sich besser konzentrieren, Demenzkranke erinnern sich an längst Vergessenes. Tiere beeinflussen nachweislich Blutdruck und Herzfrequenz. Sie trösten, stimulieren und regen an. Auch Daniel Hagemeier setzt auf die besonderen Fähigkeiten von Tieren.
    Der Spürhundeführer aus der Schweiz hat seine beiden Hündinnen auf die Suche nach dem Asiatischen Laubholzbockkäfer trainiert. Der Käfer aus Asien befällt heimische Bäume und durchlöchert sie unrettbar. Die Hunde können bereits die Larven in einem frühen Entwicklungsstadium riechen und einen Befall so frühzeitig erkennen. Nur auf diese Weise kann die Ausbreitung des Käfers gestoppt werden. Auf den Geruchssinn von Tieren setzt auch Nikola Kezic. Der Bienenexperte und Landwirtschaftsprofessor aus Zagreb trainiert Bienen für die Suche nach versteckten Landminen.
    „Alleine in Kroatien lagern noch 40 000 Minen im Boden“, sagt Kezic. Er arbeitet an zwei Methoden, wie Bienen helfen können, das gefährliche Erbe des Jugoslawien-Krieges aufzuspüren. Ulf Muuß vom Flughafen Köln/​Bonn hat ebenfalls ungewöhnliche Mitarbeiter. Mit Frettchen fängt der Jäger Kaninchen. Die Nager ziehen Greifvögel an und erhöhen so indirekt das Risiko für Vogelschlag. „plan b“ begleitet Menschen, die auf die Hilfe von Tieren setzen und sich sicher sind: Ohne diese Tiere wäre ihre Arbeit sehr viel schwieriger. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.01.2020ZDFDeutsche Online-PremiereFr 10.01.2020ZDFmediathek

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