„Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow“: Tausche Dschungelcamp gegen Tiny Houses – Review
Dschungelcamp-Alternative zum Start noch nicht ganz ausgereift
Rezension von Daniel Sallhoff – 16.01.2021, 02:14 Uhr
„Die große Dschungelshow“ soll das in diesem Jahr ausgefallene Dschungelcamp bei RTL ersetzen. Statt in den australischen Dschungel steckt der Sender seine Z-Promis in kleine Häuschen. Auf dem Papier klingt das nach einer netten Abwechslung, zum Auftakt zündet das aber noch nicht. Dafür tun die Verantwortlichen so viel wie möglich, um Dschungel-Feeling zu erzeugen.
RTL holt den Dschungel 2021 nach Deutschland – oder besser gesagt: RTL holt das Dschungel-Feeling nach Deutschland. In Australien ist „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ja diesmal aus naheliegenden Gründen nicht umsetzbar, auch ein Ausweichen auf eine Burgruine in England hat nicht sein sollen. Also geht das Produktionsteam von ITV Studios einfach da hin, wo Joey Heindle und so manch andere TV-Skeptiker das Dschungelcamp ohnehin schon immer vermutet hatten: Nach Hürth-Efferen, zwischen Chemiepark, Wurstfabrik und zerbrochenen Träumen
soll hier die härteste Show der Welt
stattfinden. Insgesamt zwölf Z-Promis kämpfen um ein goldenes Ticket für die nächste reguläre Staffel – man könnte daher auch von einem ausgedehnten Dschungel-Casting sprechen.
RTL will „Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow“ explizit nicht als 15. Staffel des Erfolgsformats verstanden wissen und macht daher von Sekunde eins an keinen Hehl daraus, dass diesmal eben alles etwas anders ist. Anders ist zum Beispiel, dass ein Hauch „Promi Big Brother“ mitschwingt: Immer drei Teilnehmer ziehen für je drei Tage in ein rund 20 Quadratmeter kleines Tiny House und müssen dort auf engstem Raum ausharren. Wir haben einfach das Dschungelklo genommen und da das ganze Camp reingebaut
, sagt Daniel Hartwich. Die ersten Bewohner sind Reality-Urgestein Frank Fussbroich, „GNTM“-Model Zoe Saip und Influencer Mike Heiter, die zu Beginn passenderweise mit ulkigen Zwergen-Kostümen ausgestattet werden. Echte Stars sind das freilich nicht – doch das muss kein Nachteil sein, wie schon vorherige Staffeln immer wieder allen Unkenrufen zum Trotz bewiesen haben.
Ein größeres Problem für die „Dschungelshow“ könnte werden, wenn die Häuschen-Storys auf Dauer so wenig wie in der ersten Ausgabe hergeben. Allzu spannend wurde es in der ersten Sendung nämlich nicht: Es sei denn, man interessiert sich brennend für das Liebesleben von No-Name Mike Heiter („Das Sommerhaus der Stars“). Oder findet Gefallen an der obligatorischen Selbstbemitleidung und dem Rumheulen nach einer misslungenen Dschungelprüfung. Man sollte allerdings noch nicht zu schnell die Flinte ins Korn werfen, Anlaufschwierigkeiten sind auch bei normalen Staffeln keine Seltenheit. Zudem dürfte die kurze Wohndauer von nur drei Tagen nicht gerade hilfreich sein, wenn es um den Aufbau einer packenden Dramaturgie geht.
Das Wassertank-Spiel „Tierischer Einlauf“ wird als Dschungelprüfung recycelt, die sehr viel mehr Sendezeit einnimmt als die wenigen Szenen aus den Häuschen. Ein beliebter Trick, der schon in Staffeln zuvor vertuschen sollte, dass es offenbar relativ wenig Gutes aus dem Camp zu erzählen gibt.
RTL hat im Vorfeld immer wieder betont, Dschungel-Feeling trotz des fehlenden Dschungels erzeugen zu wollen. In der Tat fühlt sich vieles sehr vertraut an, da wesentliche Stärken der Show gekonnt ausgespielt werden: Sonja Zietlow und Daniel Hartwich geizen wie immer nicht mit fiesen Kommentaren, Dr. Bob ist extra aus Australien eingeflogen, ein künstliches Grillenzirpen und allerlei Dschungel-Deko runden das Ganze ab.
Lobend zu erwähnen sind einmal mehr die Moderationen zwischen den Beiträgen, in denen Zietlow und Hartwich genüsslich über die Promis herziehen – und auch den eigenen Sender nicht mit Anspielungen verschonen. So wird aus der von Stefan Raab produzierten Late-Night „Täglich frisch geröstet“ kurzerhand „Täglich frisch gedschungelt“: Frank Fussbroich ist so berühmt, der war sogar schon bei ‚Big Brother‘ – allerdings nicht in der Promi Version
, witzelt Zietlow und bekommt gekünstelte Lacher untergejubelt. Für Fanservice sorgt Ex-Camper Thorsten Legat, der ab und zu den Sidekick spielen und Kasalla
brüllen darf.
Das sind kreative Einfälle der Macher, dennoch gibt es einige Schwachpunkte zu beklagen: So geraten die Rückblicke auf vergangene Staffeln deutlich zu lange und wirken, als dienten sie lediglich als Füllmaterial, um die Show künstlich in die Länge zu ziehen. In gleich zwei Einspielern wird auf zurückliegende Highlights geblickt. Dann kommen auch noch Melanie Müller und der als Zuschauerkandidat betitelte Julian F. M. Stoeckel ins Studio, um in Erinnerungen zu schwelgen.
Fazit: „Die große Dschungelshow“ versucht, so viel Dschungel wie nur möglich zu liefern und das funktioniert größtenteils sehr gut – die Liebe zum Detail schwingt immer mit. Trotzdem besteht an einigen Stellen noch Verbesserungsbedarf. Zu unausgewogen ist das Verhältnis zwischen Altem und Neuem. Es wird darauf ankommen, ob sich „Die große Dschungelshow“ noch ihre eigenen Highlights schafft – oder ob sich die Highlights weiterhin auf Archivware beschränken.
RTL zeigt „Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow“ bis zum 29. Januar täglich live um 22:15 Uhr.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Vritra am
Ich habe mir gedacht, sieh Mal rein, vielleicht taugt es. Das war als die drei Vögel am Eingang geklingelt haben. Wer sind die??? Nach 5 Minuten war ich schon wieder draußen. Da kann ich mir gleich das Nachmittagsprogramm von RTL2 anschauen, was ich eben grundsätzlich nicht tue.
IBES ist das einzige Reality-Format, das ich im linearen Fernsehen überhaupt ansehe. Dazu habe ich mich damals zu der legendären Staffel mit Larissa Marolt breitschlagen lassen und nutze die Show seitdem, um einmal im Jahr für zwei Wochen meine niedersten Instinkte zu befriedigen. ;-)
Letztes Jahr habe ich allerdings die Lust verloren und bloß ein paar Shows davon nebenher geschaut. Es wurde auch immer uninteressanter. Das Niveau der Staffel, die mich angefixt hatte, wurde auch nie wieder erreicht. Es wird Zeit, dass das Format in Rente geht. Es war eine Weile schön, aber jetzt - und vor allem das jetzt - kann weg.mr_Terminus am
Kann dem Dschungelcamp in Australien nicht mal ansatzweise den Wasserkessel reichen auch wenn man es noch so viel versucht das Feeling in einem Studio herbei zu zaubern. Australien bleibt Australien und nur da befindet sich the reel Camp!