„Tatort Internet“ für RTL II kein Quoten-Garant

Reportage-Reihe setzt auf Nervenkitzel statt Information

Michael Brandes – 08.10.2010

"Tatort Internet" für RTL II kein Quoten-Garant – Reportage-Reihe setzt auf Nervenkitzel statt Information – Bild: RTL II

Die erste Folge der RTL II-Reihe „Tatort Internet – Schützt endlich unsere Kinder“ sahen am Donnerstagabend (20:15 Uhr) 1,34 Millionen Zuschauer. Damit kam der Sender auf einen leicht überdurchschnittlichen Marktanteil von 4,3 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen schalteten 7,7 Prozent ein.

RTL II hatte das umstrittene Format extrem kurzfristig ins Programm genommen (fernsehserien.de berichtete) und damit deutlich mehr Zuschauer als die normalerweise auf diesem Sendeplatz ausgestrahlte US-Serie „Flashpoint“ erreicht, allerdings auch weniger Zuschauer als die im Anschluss ab 21:35 Uhr gezeigte „Frauentausch“-Folge (1,38 Millionen). Zudem musste der Sender angesichts fehlender Werbeblöcke auf Werbeeinnahmen verzichten. Die für den späteren Abend vorgesehene „Exklusiv“-Reportage „Grenzenlos geil! – Deutschlands Sexsüchtige packen aus“ wurde kurzfristig aus dem Programm genommen.

Die reißerisch aufgemachte Reportage-Reihe entlarvt Erwachsene, die in sexueller Absicht Kontakt mit Kindern in Internet-Chatrooms aufnehmen. Zum anvisierten persönlichen Treffen zwischen mutmaßlichem Täter und Opfer erscheint jedoch anstelle des Kindes eine Journalistin, die den (im Bild unkenntlich gemachten) Erwachsenen zur Rede stellt. Inszenatorisch unterscheidet sich das Format, das sich wohl nicht zu unrecht kritisch mit der deutschen Justiz auseinander setzt, allerdings kaum von den üblichen Boulevard-Reportagen des Senders: Informationen zum fraglos wichtigen und aufmerksamkeitsbedürftigen Thema fließen nur spärlich. Stattdessen sollen die gezeigten Fälle beim Publikum mit Hilfe von schnellen Schnitten, verwackelten Kamerabildern und einem überdramatischen Soundteppich vor allem Nervenkitzel erzeugen. Am kommenden Montag (11.10., 20:15 Uhr) ist „Tatort Internet“ erstmals auf seinem regulären Sendeplatz (inklusive Werbeblöcken) zu sehen.

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