Von „Volles Haus!“ über „ZOL“ und „Promi-Büßen“ bis „Love Island“: Das waren die größten TV-Flops 2023

Deutsche Fernseh-Tiefpunkte des Jahres im Rückblick

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 27.12.2023, 09:00 Uhr

41. Zervakis & Opdenhövel. Live. (ProSieben)

Mit dem wöchentlichen Journal „Zervakis & Opdenhövel. Live.“ wollte ProSieben einen Schritt hin zu Seriosität und Relevanz in der Programmvielfalt machen. Der erhoffte Quotenerfolg für das im September 2021 gestartete Format blieb allerdings von Anfang an aus, dennoch hielt der Sender mehr als zwei Jahre lang daran fest, wenngleich die Sendezeit von ursprünglich 120 Minuten auf zunächst 75 und dann nur noch auf 45 Minuten eingedampft wurde und man sich auch rasch vom Studiopublikum trennte. Trotz dieser Maßnahmen dümpelte das Format weiterhin unter Senderschnitt bei Werten um die 5 Prozent vor sich hin – weniger als die Hälfte dessen, was das unmittelbar davor laufende „TV total“ holt. Im November gab ProSieben schließlich die „sehr schmerzhafte Entscheidung“ bekannt, die Sendung zum Ende des Jahres zu beenden. ProSieben/​Benedikt Müller

42. Music Drive In (RTL Zwei)

Anfang des Jahres zeigte RTL Zwei am Nachmittag „Music Drive In“, die deutsche Adaption eines ursprünglich südkoreanischen Formats. Darin sollten Kandidaten in einem Drive In eine prominente Jury von ihren Sangeskünsten überzeugen, während sie im Auto sitzen. Quotentechnisch zündete das Format auf Anhieb nicht und verharrte im Schnitt bei katastrophalen Marktanteilen von durchschnittlich 1,5 Prozent in der jungen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Auch insgesamt sendete man mit am Ende nur noch 130.000 Zuschauern fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Somit zog RTL Zwei bei dem Format, von dem ohnehin nur vorsichtige 15 Folgen geplant waren, nach knapp der Hälfte der Folgen vorzeitig die Reißleine. RTL Zwei/​SEO Entertainment/​Paul Bentzen

43. Die Holiday Crew: Wir testen Urlaub! (RTL Zwei)

Nach „Music Drive In“ versuchte es RTL Zwei mit einem weiteren neuen Format auf dem schwierigen Sendeplatz um 17:05 Uhr. Doch auch „Die Holiday Crew“ wurde schneller als geplant beerdigt: Nach sechs von 15 geplanten Folgen musste die Sendung ihren Platz vorzeitig räumen, nachdem diese völlig katastrophale Quoten eingefahren hatten. Bereits die erste Folge wurde von gerade mal 190.000 Zuschauern gesehen, der Zielgruppen-Marktanteil betrug miese 2,1 Prozent bei nur 60.000 14- bis 49-Jährigen. Dass es noch deutlich schlechter ging, bewies die zweite Folge, bei der die Reichweite auf 140.000 Zuschauer und der Zielgruppen-Marktanteil auf kaum noch messbare 0,6 Prozent fielen. Nur 10.000 Menschen aus der jungen Zielgruppe waren noch dabei. RTL Zwei

44. hart aber fair (Das Erste)

Anfang 2023 hat Louis Klamroth bei „hart aber fair“ die Nachfolge des langjährigen Moderators Frank Plasberg übernommen. Damit konnten sich offenbar nicht alle anfreunden: Mit durchschnittlich 2,06 Millionen Zuschauern hat die ARD-Polittalkshow im Vergleich zu Plasbergs letztem Jahr rund 600.000 Zuschauer verloren. War 2022 noch ein Marktanteil von 10,2 Prozent drin, musste sich Klamroth mit 8,8 Prozent begnügen. Selbst die erhoffte Verjüngung des Publikums verlief nicht wie geplant: Bei den 14- bis 49-Jährigen fiel der Marktanteil ebenfalls von 7,5 Prozent auf 6,7 Prozent zurück. WDR/​Oliver Ziebe

45. Hotel Mondial (ZDF)

Mit „Hotel Mondial“ wollte das ZDF etwas Abwechslung in den von Krimiserien dominierten Vorabend bringen. Doch die Serie mit Gesine Cukrowski tat sich von Beginn an schwer. Von anfangs noch über drei Millionen stürzte die Serie auf unter zwei Millionen Zuschauer. Bei 14- bis 49-Jährigen konnte man mit mageren Marktanteilen von um die 3,0 Prozent ebenfalls kaum zufrieden sein – gerade im Vergleich zu den Ergebnissen anderer Vorabendserien wie „Die Rosenheim-Cops“ und „Bettys Diagnose“. Auch eine Frischzellenkur zu Beginn der zweiten Staffel mit einer neuen Chefautorin brachte nichts, weshalb sich das ZDF nach zwei Staffeln gegen eine weitere Fortsetzung entschieden hat. ZDF/​Maik Fløder

46. Krieg der Welten (RTL Zwei)

Nach längerer Zeit wartete RTL Zwei mal wieder mit der Free-TV-Premiere einer Serie auf: Die Neuverfilmung von „Krieg der Welten“ war jedoch nur für ein überschaubares Publikum interessant: Rund eine halbe Million Zuschauer sahen die insgesamt acht Folgen der ersten Staffel, die in Viererpacks an einem Freitag- und einem Samstagabend im November ab 20:15 Uhr ausgestrahlt wurden. Besonders die Marktanteile in der jungen Zielgruppe fielen mit Werten zwischen 2,7 bis 3,5 Prozent verheerend aus. Urban Myth Films Ltd

47. ProSieben Greatest Hits (ProSieben)

Bei ProSieben dachte man sich, dass es eine gute Idee sei, die Sommermonate mit Shows zu überbrücken, die schon bei der Erstausstrahlung nur auf geringes Interesse gestoßen waren. Frech vermarktete man dies als „ProSieben Greatest Hits“, doch wenig überraschend fuhren Formate wie „Die! Herz! Schlag! Show!“, „Wer ist das Phantom?“ oder „Die Stapelshow“ auch in der Zweitverwertung zur besten Sendezeit nur enttäuschende Quoten von teilweise unter 5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ein. Die Wiederholung von „Die! Herz! Schlag! Show!“ wurde schließlich vorzeitig abgebrochen, als nur noch miese 3,5 Prozent erreicht wurden. ProSieben/​Jens Hartmann

48. Late Night Berlin (ProSieben)

Seit mittlerweile fünf Jahren ist Klaas Heufer-Umlauf mit „Late Night Berlin“ auf Sendung. Die bittere Erkenntnis: Gut läuft es quotentechnisch nur dann, wenn zur Primetime ein zuschauerträchtiges Format läuft und der Moderator etwa in „Joko & Klaas gegen ProSieben“ selbst sein eigenes Vorprogramm bildet. Aus eigener Kraft kann „Late Night Berlin“ hingegen nicht punkten und verharrt in den übrigen Wochen tief in der Einstelligkeit. Ende November sahen so wenig Menschen wie nie zuvor zu: Nur 140.000 Zuschauer waren dabei und auch in der jungen Zielgruppe kamen lediglich miese 3,1 Prozent Marktanteil zustande. ProSieben/​Richard Hübner

49. Der König von Palma (RTL)

Schon die erste Staffel von „Der König von Palma“ war kein Erfolg. Vor der linearen Ausstrahlung bestellte RTL allerdings eine zweite Staffel der Serie mit Henning Baum in der Hauptrolle. Diese konnte im diesjährigen Sommerprogramm jedoch zumindest linear erneut nicht punkten. Lediglich 1,17 Millionen Menschen waren bei der ersten neuen Folge dabei. Der Zielgruppen-Marktanteil betrug schwache 6,2 Prozent. Die weiteren fünf Episoden fielen dann gar auf bis zu 770.000 Zuschauer und miese 3,6 Prozent zurück. RTL/​Pep Bonet

50. Galiläum (ProSieben)

Ende 1998 ging das Wissensmagazin „Galileo“ an den Start. Damals hätten sich wohl weder der Moderator Aiman Abdallah noch der Sender ProSieben träumen lassen, dass sich das Magazin zu einer der langlebigsten Marken entwickeln würde. Den 25. Geburtstag zelebrierte der Sender mit einer besonderen Eventprogrammierung und zeigte zum „Galiläum“ einen 25-stündigen Marathon. Dieser zog jedoch nur verhaltenes Interesse auf sich. Nur 5,9 Prozent waren für das dreistündige Primetime-Special „25 Pictures – Die 25 größten Bilder aus 25 Jahren ‚Galileo‘“ drin. Die weiteren Sondersendungen, die nachts und tagsüber gezeigt wurden, verharrten ebenfalls bei tief einstelligen Marktanteilen. Die gute Nachricht: Die regulären „Galileo“-Ausgaben am Vorabend laufen weiterhin stabil und knacken immer wieder die 10-Prozent-Marke. ProSieben/​Frank Zauritz

51. Die Comedy Märchenstunde (Sat.1)

2021 wurde „Die Comedy Märchenstunde“ zu einem Überraschungserfolg von Sat.1, woraufhin der Sender Nachschub bestellte. 2022 stürzten die Quoten jedoch in die Tiefe und auch in diesem Jahr erholten sie sich davon nicht mehr. Die beiden Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“ und „König Drosselbart“ kamen nur auf Reichweiten zwischen 600.000 und 680.000 Zuschauern. Die Marktanteile bei den Werberelevanten fielen auf erschreckend schwache 3,6 und 4,7 Prozent. Sat.1/​Piotr Matey

52. Bambi 2023 (Sat.1)

Bis 2019 gehörte die Bambi-Verleihung zu den alljährlichen Galas, die von der ARD im Fernsehen übertragen wurden. Danach lief der Vertrag jedoch aus und die ARD entschied sich gegen eine Verlängerung. Seitdem gab es – anders als zunächst geplant – auch die Verleihung selbst nicht mehr. 2023 feierte der „Bambi“ jedoch ein überraschendes Comeback, allerdings nicht mehr in der ARD, sondern in Sat.1. Dort sollte das goldene Rehkitz pünktlich zu seinem 75. Geburtstag eine glamouröse Rückkehr erleben. Die Gala blieb Mitte November jedoch bei mauen 6,1 Prozent in der Zielgruppe hängen, insgesamt wurden durchschnittlich gerade mal 840.000 Zuschauer gezählt. Zum Vergleich: 2019 hatten die Ausstrahlung im Ersten noch deutlich mehr als drei Millionen verfolgt. Sat.1/​Hubert Burda Media/​Torsten Zimmermann

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    es kann nicht so schlimm sein, denn viele Menschen, die wir kennen schauen das Meiste. Nur eben nicht genau zum Sendetermin sondern nehmen es auf. Es ist Unterhaltung, man kann lachen oder den Kopf schütteln. Jedenfalls lenken solche Formate vom Alltag ab, man kann mal den Kopf abschalten. Das braucht der Mensch auch. Die sich darüber aufregen sollen die "größten Hits 2023" schauen, dann sind sie über 60 Jahre.

    Es werden weiter solche Unterhaltungen und Trash produziert, also können es keine Flops sein.
    Nur schade, das öfter Mitten in einem Format abgebrochen wird. Das ist völlig sinnfrei. Es gibt immer viele, die fertig schauen wollen.
    Diese Formate wurden schon produziert, also zeigt sie auch vollständig.

    Vielleicht solltet ihr euer Handeln man hinterfragen, liebe TV Bosse.
    • am

      Unfassbar, wieviel Geld mit solchen Shows eigentlich verbrannt wird, wow...
      • am

        schlag ein neues Format vor, vielleicht wird es ja umgesetzt. Hast ja genaue Vorstellungen, was es NICHT sein darf.
    • (geb. 1990) am

      da sieht man vielviele flops pro 7 und sat 1 mit diesen "trashformaten" hatte und wollen das noch verstärkt im neuen jahr weiter machen? werde das nie kapieren wie man bereits so runtergewirtschaftete sender noch kaputter machen kann (und das obwohl rosemann weg ist) einfach unbegreiflich......
      • (geb. 1954) am

        1. Bis auf "Hotel Mondial" hatte ich keine der Sendungen auf meinem Seh-Plan.
        2. Und "Hotel Mondial" auch nur weil ich in Schwerin (Schelfstadt) geboren, wenige Meter davon entfernt (Körnerstraße) meine Kindheit und nur ein Stückchen weiter in der alten Schule am Pfaffenteich einen Teil meiner Oberschulzeit verbracht habe.
        3. Aber nach der zweiten Folge habe ich auch nicht weiter geschaut.
        Fazit: Mein Bauchgefühl hatte bis auf die eine Ausnahme immer Recht - "muss man nicht sehen".

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