Pumuckl-Comeback, „Wetten, dass..?“-Abschied, Sparkurs und Ende der Retrowelle: Das deutsche Fernsehjahr 2023 im Rückblick

Trends, Ereignisse, Aufreger, Jubiläen und Abschiede des TV-Jahres

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 25.12.2023, 09:00 Uhr

Abschiede des Jahres

Abschied und Rettung: Tele 5 beendet „SchleFaZ“, RTL rettet kultige Trashfilmreihe

„SchleFaZ“ mit Peter Rütten (l.) und Oliver Kalkofe Tele 5/​Theo Späthe

Mit den Worten Der schlechteste Wochenbeginn aller Zeiten wandte sich Oliver Kalkofe Ende September in den sozialen Netzwerken an seine Follower. Der Grund: Tele 5 hat sich gegen eine Fortsetzung der zum Kult gewordenen Reihe „SchleFaZ“ alias „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ entschieden. Als Begründung für den Schritt nannte Tele 5 in der offiziellen Pressemitteilung, dass man den Fokus fortan stärker auf rein fiktionale Film- und Serieninhalte sowie Sci-Fi setzen und dabei auf den Bestand der Warner-Film-Bibliothek zurückgreifen wolle.

Oliver Kalkofe und Peter Rütten veröffentlichten ein gemeinsames, spürbar enttäuschtes Statement: Nach elf überaus erfolgreichen Jahren #SchleFaZ und mehr als zwölf Jahren Humor-Dienst und Sender-Facing für TELE 5 – mit ‚Kalkofes Mattscheibe‘, ‚Rüttens Bullshit Universum‘, ‚KulFaZ‘, ‚Nichtgedanken‘ und mehr – heißt es auf der Höhe des Erfolgs nun leider Abschied nehmen: Wir sind die Letzten und machen das Licht aus. Wir sind verständlicherweise betrübt und dennoch dankbar für die vielen Momente kreativen Wahnsinns, die wir in dieser Zeit erschaffen konnten. Unseren wunderbaren Fans sei versprochen: Das schmucke Schlachtschiff #SchleFaZ wird trotz allem nicht untergehen, sondern nach einem neuen Heimathafen suchen und weiter live auf der Bühne die Welt des schlechten Films umsegeln. You Can’t Stop the #SchleFaZ!

Peter Rütten (l.) und Oliver Kalkofe präsentierten über zehn Jahre lang schlechte Flme. Tele 5

Oliver Kalkofe ging im Interview mit DWDL hart mit seinem früheren Sender ins Gericht: Was hier passiert, hat nichts mehr mit klassischem Fernsehen zu tun, bei dem man versucht, ein erfolgreiches Programm von Menschen für Menschen zu produzieren – um damit Menschen Spaß zu bringen und um rückwirkend Geld zu verdienen, so der Satiriker. Die Tatsache, dass „SchleFaZ“ noch das vielbeschworene Lagerfeuerfernsehen gewesen sei, das den dreifachen Senderschnitt einfährt, spielte keine Rolle mehr. Bei Tele 5 gab es ja schon die Entscheidung, dass keine Menschen mehr dort arbeiten und man entsprechend auch keine Programme mehr beauftragt. Das vergangene Jahr bei Tele 5 war das bizarrste meiner ganzen Karriere. Es gab da – aufgepasst – null Mitarbeiter. Null. Kein einziger von ehemals 76. Für uns zuständig waren noch zwei Mitarbeiterinnen, die sich aber im Konzern um alle Sender gekümmert haben. Tele 5 ist somit nur noch ein linearer Streamingdienst. Also sitzen irgendwo Verwalter vor Excel-Listen und gucken nach, wo man noch mehr streichen kann, erläuterte Kalkofe.

Das Format „SchleFaZ“ wurde 2013 bei Tele 5 unter dem damaligen Geschäftsführer Kai Blasberg auf Sendung geschickt, der in der Branche als sympathischer Underdog galt und gerne mal Neues probierte. 2020 wurde Tele 5 jedoch von dem Konzern Discovery übernommen, im Zuge dessen Blasberg seinen Hut nahm und es zu einem massiven Stellenabbau kam. Schon damals befürchteten viele, dass die Übernahme auch nicht ohne inhaltliche Neuausrichtung vonstattengehen würde. Über eine Fortsetzung von „Kalkofes Mattscheibe“ wurde man sich bereits 2021 nicht mehr einig – nun traf es auch „SchleFaZ“. Noch 2022 wurde mit „KulFaZ“ ein Ableger über „Die kultigsten Filme aller Zeiten“ gestartet, der ebenfalls endet. Auf eine Herbststaffel folgte in diesem Jahr noch eine Adventsstaffel. An Silvester wird die Reihe bei Tele 5 unter dem Motto „Good-Bye #SchleFaZ“ mit einer Sonderprogrammierung aus über zehn Jahren Schundfilm-Hölle verabschiedet. Oliver Kalkofe und Peter Rütten hoffen dennoch auf eine Fortsetzung auf einem anderen Sender.

Weihnachtswunder: RTL übernimmt kultige Trashfilmreihe

RTL

Oliver Kalkofe und Peter Rütten hofften trotz des Endes bei Tele 5 auf eine Fortsetzung von „SchleFaZ“ auf einem anderen Sender – und rührten massiv die Werbetrommel mit einer offenen Bewerbung. Einen Tag vor Weihnachten gab es dann für alle Fans die erlösende Nachricht, das „Weihnachtswunder“ schlechthin: RTL Deutschland hat zugeschlagen, sich mit Kalkofe und Rütten auf eine Fortsetzung geeinigt: Ab 2024 wird die Trashfilmreihe passenderweise beim Spartensender Nitro zu sehen sein, der sich vorrangig an Männer zwischen 29 und 59 Jahren richtet. Auch parallel beim Streamingportal RTL+ wird „SchleFaZ“ fortgesetzt, wie explizit erwähnt wird. Die filmischen Schundwerke sollen auch in der neuen Heimat in gewohnter Manier präsentiert, gnadenlos kommentiert, persifliert und mit scharfer Klinge seziert werden – inklusiv eigener Cocktails und Trinkspiel.

Ich bin überglücklich, dass unsere wundervoll verrückte Show nach ihrem vorläufigen Ende nun doch weitergehen kann, so Oliver Kalkofe. Wir haben die besten und treuesten Fans der Welt und mit NITRO und RTL+ haben wir die idealen Partner für unsere kreativen Vorstellungen gefunden. #SchleFaZ ist echte Liebe, wahrer Kult und pure Freude – und das können wir alle heute mehr gebrauchen denn je! Auch Peter Rütten ist voller Freude: Wir sind unglaublich dankbar, dass wir unseren wunderbaren Fans pünktlich zum Fest ein echtes und unerwartetes Weihnachtswunder präsentieren können: Fickende Hölle – ja, es geht weiter! Wir freuen uns auf unsere neue Heimat NITRO und RTL+ und auf viele weitere Folgen #SchleFaZ.

Bettina Böttinger verlässt den „Kölner Treff“

Bettina Böttinger moderierte den „Kölner Treff“ 17 Jahre lang WDR/​Melanie Grande

Bettina Böttinger ist eines des bekanntesten WDR-Sendergesichter. Doch nach 17 Jahren beim „Kölner Treff“ hat sich die Moderatorin entschieden, die Sendung zu verlassen. Am 27. Oktober hat sie die Talkshow zum letzten Mal moderiert.

Bettina Böttinger war dem WDR insgesamt viel länger verbunden: 1985 begann sie dort ihre Laufbahn als Redakteurin im Regionalbüro Bonn, dessen Leitung sie 1989 übernahm. Seit 1991 war sie im WDR als Moderatorin tätig und präsentierte unter anderem das Magazin „Parlazzo“ sowie die Talkrunden „B. trifft …“, „Böttinger“, „west.art Talk“, den Zuschauer-Talk „Ihre Meinung“, den „Kölner Treff“ sowie verschiedene Sondersendungen. 1994 gründete Böttinger ihre eigene Film- und Fernsehproduktionsfirma Encanto. Zwei Mal wurde sie für den Grimme-Preis nominiert.

Der „Kölner Treff“ ist seit 2006 eine feste Institution am Freitagabend im WDR Fernsehen. Von Anfang an das Gesicht der Sendung war Bettina Böttinger. 2017 stießen Micky Beisenherz und Susan Link als zusätzliches Moderationsduo hinzu und wechselten sich seitdem mit Böttinger ab.

Susan Link und Micky Beisenherz WDR/​Melanie Grande

Im Juli und August dieses Jahres hat der WDR insgesamt sechs Probesendungen mit potenziellen Nachfolgern für Bettina Böttinger durchgeführt. Darin wurden mehrere Moderationsduos getestet, die unter realen Bedingungen im WDR-Studio in Köln-Bocklemünd je eine Ausgabe der Talkshow präsentierten. In jenen Testsendungen wollte der WDR „neuen prominenten und weniger prominenten Talenten“ die Chance geben, sich einmal in der Rolle als Gastgeber auszuprobieren. Doch die Suche blieb allem Anschein nach erfolglos. Denn inzwischen wurde bestätigt, dass das Duo Micky Beisenherz und Susan Link künftig einfach jede Ausgabe der wöchentlichen Talksendung präsentieren wird. Welche Moderatoren für die Probesendungen engagiert wurden – und offenbar nicht überzeugen konnten -, ist nicht durchgesickert.

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