15 Jahre seit Sendestart: Nick feiert Geburtstag

Ein persönlicher Rückblick auf Geschichte, Serien und Macken des Kindersenders

Lukas Respondek
Lukas Respondek – 12.09.2020, 10:30 Uhr

Der Zirkus um das Nachtprogramm

Besonders bezeichnend ist seit jeher die Gestaltung des Abend- und Nachtprogramms von Nick. Mit verschiedenen Programmfenstern und Sendermarken wurde versucht, ein Publikum zu erreichen, das nachtaktiver ist als die üblichen Zuschauer aus der Zielgruppe der 3- bis 13-Jährigen.

Der erste Versuch einer nächtlichen Programmschiene wurde schon am ersten Sendetag gestartet, sollte jedoch nicht mal ein Jahr bestehen bleiben: Nick Comedy nannte sich das Programmfenster, das Comedyserien wie „Coupling“, „My Family“, „Girlfriends“ sowie „Jack & Jill“ teils auch in deutscher Erstausstrahlung zeigte. Außerdem wurden hier „Smack the Pony“, „Verrückt nach Dir“, „Veronica“, „Susan“ und „News Radio“ zweitverwertet. Die Versteckte-Kamera-Shows „Just for Laughs“ und „Trigger Happy TV“ waren ebenfalls Teil der Programmschiene, die werktags um 21:15 Uhr, samstags und sonntags dagegen schon um 20:15 Uhr startete. Im tiefen Nachtprogramm zwischen 2 und 6 Uhr fanden sich auch wohlbekannte Nicktoons wieder, darunter die skurrile „Ren & Stimpy Show“.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2006 war Nick Comedy jedoch schon Geschichte. Stattdessen wurde die Sendezeit des Kindersenders Nick schlichtweg erweitert. Cartoons wie „Invader Zim“, „Rockos modernes Leben“, „SpongeBob Schwammkopf“ und „Yakkity Yak“ prägten fortan die Primetime, die werktags durch die argentinische Telenovela „Rebelde Way – Leb dein Leben“ eingeleitet wurde. Im Wochenendprogramm sollte der „Nick Weekend-Stunt“ für unberechenbares Programm sorgen: Welcher Cartoon samstags und sonntags um 20:15 Uhr gezeigt wurde, verriet der Sender seinem Publikum zwar – nicht jedoch, welche Episoden gesendet wurden. Diese wurden nämlich „per Zufall gewählt“, wie der Sender damals kommunizierte. Nachts zwischen 2 und 6 Uhr wiederholte Nick vorrangig ältere Zeichentrickware wie „Grisu, der kleine Drache“ und „Die Glücksbärchis“. Gut versteckt im Nachtprogramm kehrte auch „KaBlam!“ ins deutsche Fernsehen zurück.

Mit der Zeit wandelte sich das Abendprogramm weiter: Nickelodeon-Comedyserien wie „Clarissa“, „Pete & Pete“, „Einfach Sadie!“ und „Unfabulous“ sowie Filmkomödien fanden den Weg in die Primetime, in der aber auch Tierdokus und das Wissensmagazin „Forscherexpress“ gezeigt wurden. Vereinzelt konnten die Zuschauer nach dem Motto „Mach dein Nick!“ per SMS für ihr Primetime-Wunschprogramm abstimmen. Nachts füllte die umstrittene Call-In-Show „Money Express“ mehrere Stunden Sendezeit, ehe im Cartoon-Block am sehr frühen Morgen die französischen Serien „Flatmania“ und „Das Geheimnis von Mu“ warteten.

Die Mischung aus Tierdokus, Familienserien und Nicktoons scheint überzeugt zu haben, sodass am 1. Januar 2008 das neue Abendprogramm „Nick nach acht“ an den Start ging. „Es ist Nick … nach acht“ – mit dieser Ansage begann künftig das allabendliche Programmfenster, das einer strikten Programmstruktur folgte. „Tierisch Extrem“, „Zorro“, „CatDog“, „Was geht, Noah?“ und später sogar Musikclipstrecken sollten ein stimmiges Abendprogramm bilden – doch schon im Dezember desselben Jahres wurde die Programmschiene mit der Farbklecks-Mondsichel als Logo wieder eingestellt.

Grund: Der 2007 gestartete Sender Comedy Central sollte sich künftig die Frequenz mit dem Kindersender Nick teilen. Vom 15. Dezember 2008 an beschränkte sich das Comedy-Central-Programm also auf nicht einmal 10 Stunden pro Tag – von der kurzen anfänglichen Phase abgesehen, in der kurioserweise zwei unterschiedliche Comedy-Central-Programme betrieben worden sind. Der allabendliche Senderübergang von Nick zu Comedy Central führte jahrelang immer wieder zu mutigen Programmierungen. Die Ausstrahlung derb-komischer Serien wie „Family Guy“ und „American Dad!“ war im Anschluss an Nick-Serien wie „SpongeBob Schwammkopf“ oder „Neds ultimativer Schulwahnsinn“ keine Seltenheit mehr.

2014 zog Comedy Central weiter durch die Frequenzen der Viacom-Sendergruppe und teilte sich künftig einen Kanal mit dem Musiksender VIVA. Der Kindersender Nick, der zwischenzeitlich in Nickelodeon umbenannt wurde, hat ein neues Nachtprogramm erhalten: Nicknight. Mit einer Mischung aus Comedy-Serien für Jugendliche und junge Erwachsene („Awkward – Mein sogenanntes Leben“, „Degrassi“, „The Hard Times of RJ Berger“) sowie MTV-Realityshows („Catfish – Verliebte im Netz“, „Just Tattoo Of Us“) wurde das Programm zwischen 21 und etwa 5 Uhr bestritten. Das Besondere: Zahlreiche Serien wurden auf einer optionalen Tonspur auch im englischem Original gezeigt. Später ergänzten auch Musikstrecken und die Eigenproduktionen „FLiP“ und „Vantastisch“ das Nicknight-Programm.

Da MTV ins Free-TV zurückgekehrt war, veränderte sich zum Jahresbeginn 2018 auch das Nicknight-Programm deutlich: Zunehmend standen (recht junge) Nick-Klassiker im Vordergrund. Zunächst beschränkte sich der Sender dabei auf Comedyserien wie „iCarly“ und „Victorious“, später fanden auch betagtere Serien wie „Ren & Stimpy“ und die Allzweckwaffe „SpongeBob“ den Weg ins Nachtprogramm. Doch nach nur zehn Monaten stand abermals eine Neustrukturierung des Abendprogramms an: Das um eine Stunde versetzte MTV-Programm ersetzt seit 1. November 2018 die Nicknight-Schiene – jedoch nur in der deutschen Variante des Kindersenders. In Österreich und der Schweiz ist Nicknight nach wie vor auf Sendung und setzt dort inzwischen ganz auf mal mehr, mal weniger nostalgische Nick-Cartoons sowie beliebten Comedyserien wie „Zoey 101“ und „Drake & Josh“.

nickjr.

Bei all dem Wandel am Abend, blieb das Morgenprogramm von Nick lange Zeit unverändert den besonders jungen Zuschauern vorbehalten. Seit seinem Sendestart 2005 zeigte Nick zumindest werktags ein mehrstündiges Programmfenster für Vorschulkinder. Bei nickjr. wurden etwa „Dora“ und „Go, Diego, Go!“ und nicht zuletzt auch die TV-Premiere des Vorschulserien-Hits „Paw Patrol“ gezeigt. Im Februar 2019 trennte sich Nick jedoch auch von diesem Programmfenster, sodass die Marke nickjr. hierzulande nur noch im Pay-TV und im Internet vertreten ist. Gezeigt werden dort etwa neben zahlreichen Re-Runs etablierter Vorschulserien auch frische Ware wie „Blue’s Clues & You!“, die Neuauflage des Erfolgs „Blue’s Clues – Blau und schlau“.

Der Abschied vom Vorschul-Programm sollte den „veränderten Nutzungsgewohnheiten“ Rechnung tragen, doch seit dem 4. Juli 2020 zeigt Nick urplötzlich am Wochenende zwischen 5 und 9:30 Uhr zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren wieder nickjr.-Produktionen wie „Umizoomi“, „Bubble Guppies“, „Rusty Rivets“, „Top Wing“ und „Blaze und die Monster-Maschinen“. Die Sendungen werden nun allerdings ohne eigenes nickjr.-Logo gezeigt.

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