Raising Hope – Review

von Michael Brandes

Rezension von Michael Brandes – 23.04.2011

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Virginia (Martha Plimpton) und Jimmy (Lucas Neff)

Vor allem die Fans von „My Name is Earl“ und „Malcolm mittendrin“ werden an „Raising Hope“ ihre Freude haben, denn Greg Garcias neues Projekt gleicht einer perfekten Schnittmenge aus den beiden Erfolgsserien. Es finden sich auch Elemente aus Filmen wie „Juno“ oder dem frühen Coen-Werk „Arizona Junior“, das im Original „Raising Arizona“ betitelt ist. Garcia ist ein Film- und Serienkenner, der sich viele gelungene Ideen aus seinen Vorbildern abschaut, aber daraus keinen uninspirierten Abklatsch fertigt. Was ihn inspiriert, entwickelt er zu etwas Eigenständigem weiter. Mit seinen Einflüssen spielt er dabei ganz offen, ohne diese auszubeuten. Ähnlich wie in seinen Vorbildern spielt auch „Raising Hope“ in einer realistischen Umgebung, die aber leicht ironisiert wird. Alles ist hier recht bunt und ein wenig kauzig geraten. Die Charaktere hinterlassen bisweilen den Eindruck, sie seien ein wenig aus der Zeit gefallen. Sie tragen alte T-Shirts mit Bandnamen oder Comicmotiven, die aber längst nicht so hip wirken wie Sheldons Shirts in „The Big Bang Theory“. Zum Gelingen von „Raising Hope“ tragen dabei neben dem Dialogwitz insbesondere die hervorragend besetzten Darsteller bei, die sich in ihren schrägen Figuren gut zurechtfinden.

Im Mittelpunkt der folgenden Episoden steht dem Titel gemäß das Großziehen von Hope. So wird sich Virginia beispielsweise dem Kind zuliebe das Rauchen abgewöhnen, während Maw Maw zum Rauchen in einem selbstgebastelten Isolationszelt untergebracht wird. Zum Wohle des Kindes hält die dysfunktionale Familie dabei letztlich immer zusammen, wenn es darauf ankommt. Diese klassische Botschaft einer Familien-Comedy wird hier aber nie sentimental oder harmoniegetränkt dargeboten, sondern stets angenehm unaufdringlich. Als Bonus gibt es noch eine Lovestory: Lucas verliebt sich in Sabrina, die allerdings seit Jahren glücklich mit einem netten und erfolgreichen College-Studenten aus New York liiert ist.

Großmutter (Cloris Leachman)

Sabrinas Cousine Shelly zählt zu den schrägen Nebenfiguren in „Raising Hope“. Nachdem es sich als recht umständlich erweist, Hope während der Arbeitszeit auf den fahrenden Rasenmäher zu schnallen, empfiehlt Sabrina ihre Cousine als professionelle Babysitterin. Tatsächlich betreibt Shelly so etwas ähnliches wie ein Tagesbetreuung. Auf einem Schild vor ihrem Haus steht: „Day Care Center – Kinder, Hunde, alte Leute – Willkommen!“ Dementsprechend wird ihr Garten von Kindern, Hunden und Senioren bevölkert, denen sie gern auf ihrer Ukulele ziemlich seltsame Songs vorspielt. Shelly erweist sich als ausgesprochen kontaktfreudig und baggert Jimmy ganz offen an. Was ihn neben seiner Schwärmerei für Sabrina davon abhält, darauf einzugehen, ist ein beängstigender Schönheitsmakel. Shelly hat einen faulen Schneidezahn, der aufgrund seines Farbtons nicht zu übersehen ist. Dass sie den Zahn nie hat entfernen lassen, liegt an ihrer völlig verqueren Denkweise, die sie in vielen Situationen offenbart. So benutzt sie den Zahn als „conversation starter“: Er sei prima geeinigt, um mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Ihre Ansicht ändert sie erst, nachdem sie eine bestimmte Episode von „It’s Always Sunny in Philadelphia“ sieht. Als Babysitterin überzeugt Shelly aber vollkommen: Sie ist die einzige Person, die Hope zum Lachen bringen kann. Bisher war die Familie davon ausgegangen, dass sich das Baby das Lächeln im Gefängnis abgewöhnt hatte, weil es dort als ein Zeichen von Schwäche gewertet wird. Shelly wird gespielt von Kate Micucci, die nach einem Gastauftritt bei „Malcolm mittendrin“ gemeinsam mit ihrer Ukulele mehrfach bei „Scrubs“ zu sehen war. Greg Garcias Faible für bekannte Comedy-Serien zeigt sich auch in der Besetzung Maw Maws mit der wunderbar schrägen Cloris Leachman, die bereits in „Malcolm mittendrin“ die Großmutter gespielt hatte. Ein Wiedersehen gibt es auch mit „My Name is Earl“-Hauptdarsteller Jason Lee: Er spielt in einer Gastrolle den alternden Rockstar Smokey Floyd, der Burt einen Lebenstraum erfüllen soll. Weil Burt damals seine Musikkarriere aufgeben musste, als Virginia schwanger wurde, soll er nun einmal gemeinsam mit seinem früheren Rockidol auf der Bühne stehen dürfen.

Sabrina (Shannon Woodward)

Für die Sehgewohnheiten eines breiten Publikum ist „Raising Hope“ sicherlich etwas zu schräg, dennoch zeigte sich das US-Network FOX mit den Einschaltquoten von Beginn an sehr zufrieden. Die erste Folge sahen im September 2010 knapp 7,5 Millionen US-Zuschauer. Anschließend pendelte sich die Serie bei rund sechs Millionen ein. Weil „Raising Hope“ vor allem bei jüngeren Zuschauern viel Zuspruch findet und sich damit als perfekter Sendeplatz-Partner für „Glee“ erwiesen hat, erweiterte der Sender bereits nach drei Wochen die erste Staffel von 13 auf 22 Episoden. Als erfolgreichste neue FOX-Serie der laufenden Saison wurde „Raising Hope“ dann bereits im Januar für eine zweite Staffel verlängert.

Dabei wurde in der Pilotphase noch ordentlich am Serienprojekt mit dem damaligen Titel „Keep Hope alive!“ herumgeschraubt. Im ursprünglichen Pilotfilm war Kate Micucci noch die Cousine von Jimmy. Erst später entschied sich FOX, aus der Cousine einen Cousin zu machen und verpflichtete Skyler Stone. Kate Micucci blieb der Serie jedoch als neu erschaffene Cousine von Sabrina erhalten. Auch Cloris Leachman alias Maw Maw wurde erst nach Sichtung des Original-Piloten ins Drehbuch geschrieben. Sabrina wurde zunächst von der „High School Musical“-Darstellerin Olesya Rulin gespielt, die jedoch später gegen Shannon Woodward ausgetauscht wurde. Die vielen Änderungen scheinen der Serie keineswegs geschadet zu haben. Nach dem erfolgreichen US-Start wird „Raising Hope“ mittlerweile bereits unter anderem in Großbritannien und Italien ausgestrahlt. Ein deutscher TV-Sender hat sich leider noch nicht gefunden.

Meine Wertung: 4,5/​5

Autor: Michael Brandes

Alle Bilder: © Fox Broadcasting Company

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