Go On – Review

„Friends“-Star Matthew Perry in Gruppentherapie – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 29.08.2012, 12:47 Uhr

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Klopft lieber Sprüche als seine Gefühle preiszugeben: Radiomoderator Ryan King (Matthew Perry).

Das Ensemble

Das größte Kapital von „Go On“ ist zweifellos seine Besetzung, angeführt von einem wie immer unschlagbaren Matthew Perry. Doch besonders interessant ist hier auch Perrys Chemie mit Laura Benanti alias Therapeutin Lauren, die nach dem Scheitern des „Playboy Club“ im vergangenen Herbst wirklich ein besseres Serienzuhause verdient hat. Vielleicht haben die beiden irgendwann sogar das Zeug zum Traumpaar, auch wenn solch eine Entwicklung eines längeren Erzählatems bedarf. John Cho („Star Trek“) bleibt als Ryan Kings bester Freund und Chef im Piloten noch recht farblos, allerdings hat er in der Folge auch kaum etwas zu tun. Sehr viel interessanter ist da jedes einzelne Mitglied der Therapie-Gruppe, die bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt ist.

Buch und Regie

Dementsprechend liegt bei der Therapie-Gruppe um Owen, Anne und George reichlich Erzählpotential, auf das „Go On“ wohl auch angewiesen ist. „Friends“-Autor Scott Silveri hat ein gutes Pilot-Drehbuch vorgelegt, das sich aber im Bezug auf seine Hauptfigur zu schnell in eine Sackgasse manövriert. Am Ende der ersten Folge hat Ryan bereits begonnen, sich der Gruppe zu öffnen. Er legt seine oberflächliche Exzentrik ab und gewährt zaghafte Einblicke. So erfahren wir die Details zum Unfall seiner Ehefrau.

So steht „Go On“ bei der zukünftigen Ausrichtung nun vor einer Wahl: sollte sich die Serie auch in kommenden Episoden zunächst nur Ryans exaltierten Anwandlungen widmen, bevor am Ende ein neuer Schuss Selbsterkenntnis steht, dürfte das Ganze recht schnell langweilig werden. Nutzen Silveri und seine Kollegen aber das große Potential, das in den grundverschiedenen Nebenfiguren der Therapiegruppe steckt, dann könnte es ihnen gelingen, ein umfassendes Bild von Trauerbewältigung in all ihren verschiedenen Facetten zu zeichnen. Dazu ist es notwendig, jede einzelne dieser Nebenfiguren im Detail zu entwickeln. Durch das komödiantische Potential, das in der Figurenkonstellation allein steckt, hätte „Go On“ bei so einer Ausrichtung das Zeug zu einer brillanten Dramedy.

Fazit

Noch aber sind Matthew Perry und Scott Silveri mit ihrer neuen Serie nicht dort angekommen. Dennoch empfiehlt es sich, „Go On“ zumindest so lange im Auge zu behalten, bis klar erkennbar ist, in welche Richtung die angedeuteten Handlungsstränge weiterentwickelt werden. Perry und seine Kollegen spielen jedenfalls bereits im Piloten virtuos auf einer breiten Klaviatur der Gefühle, von unbändiger Freude bis tiefempfundener Trauer. Eine gehörige Portion gelungene Sketch-Comedy gibt es obendrauf. Nun liegt es an Silveri zu zeigen, dass er diesen Balanceakt mit seiner Serie auch als Langstreckenläufer meistern kann.

Meine Wertung: 3,5/​5

Alle Bilder: © NBC

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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