Prosit, „Aktenzeichen XY …ungelöst“

ZDF strahlt 450. Folge der legendären Fahndungssendung aus – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 21.09.2011, 10:22 Uhr

Das „XY“-Team im Jubiläumsjahr 1997
Der große Abschied und seine Folgen

Als 1997 Eduard Zimmermann nach 30 Jahren die Moderation von„Aktenzeichen XY …ungelöst“ an den Anwalt und Autor Butz Peters, sowie seine Tochter Sabine abgab, ging für viele Zuschauer eine Ära, ja vielleicht sogar ein Teil der eigenen Kindheit endgültig zu Ende. Fast neun Millionen Zuschauer sahen die letzte Sendung mit „Ganoven-Ede“ am 24. Oktober 1997 und auch danach blieb das Zuschauerinteresse zunächst recht konstant. Mit der neuen leuchtend-blauen „Corporate Identity“ der Fahndungssendung schienen sich die meisten, langjährigen Fans anfreunden zu können. Zimmermann dachte nicht nur mit der minutiösen Suche nach seinem Nachfolger an die Zukunft seiner Sendung, er übertrug die Redaktionsleitung an Ina-Reize Wildemann – damals die Jüngste im Team.

Da auch Regisseur Kurt Grimm in Rente ging, veränderte sich das Aussehen der Filmfälle zwangsläufig. Eine größere stilistische Revolution erfolgte allerdings erst ab 2001, als man spürbar darum bemüht war, „XY“ zu verjüngen. In direkter Konkurrenz zu Günther Jauchs Spielshow „Wer wird Millionär?“ auf RTL waren die Quoten 1999 und 2000 stark gefallen. Zum ersten Mal seit den kontroversen Anfangsjahren war die Zukunft von „Aktenzeichen XY“ erneut akut bedroht. Veränderungen mussten her um den Abwärtstrend zu stoppen. Fortan wurden stets vier Filmfälle gezeigt, statt nur drei. Deren Bildsprache wurde um einiges bunter und schneller, neue Regisseure wie Thomas Pauli, Peter Claridge oder Wilhelm Engelhardt kamen an Bord.

2001 wurde zum Jahr des Experiments. Die „XY“-Macher probierten vieles aus: Filmfälle ohne Sprechertext, größere Freiheiten im Handlungs- und Sendungsablauf, manchmal rückten die ermittelnden Kommissare stärker in den Mittelpunkt. Als am Ende des Jahres aber klar war, dass erneut ein Moderationswechsel anstand, besann man sich erneut auf die Stärke des Formats und kehrte bei der Dramaturgie zu Bewährtem zurück.

Rudi Cerne und der Erfolg am Donnerstag

Rudi Cerne und Redaktionsleiterin Ina Reize-Wildemann im Januar 2002
Als Rudi Cerne im Januar 2002 erstmals vor die „XY“-Kameras trat, brachte dies der angeschlagenen Sendung für kurze Zeit wieder größere Aufmerksamkeit. Stammzuschauer konnte der souveräne und sympathische Cerne zwar schnell für sich gewinnen, doch gelang es 2002 noch nicht, die Quoten dauerhaft zu verbessern. Ende des Jahres verabschiedete sich gar der ORF als Co-Produktionspartner, zuletzt waren die Sendungen in Österreich nur noch im Spätprogramm zu sehen gewesen. 2003 wurden dann weitere Veränderungen am Format von „Aktenzeichen“ vorgenommen, die allerdings fast ausschließlich auf Budgetkürzungen zurückzuführen waren. Filmfälle enthielten nun fast immer Interviews mit Zeugen, ermittelnden Beamten oder Opfern. Das gedrehte Material wurde durch Original-Videos von Tatorten oder Material aus Nachrichtensendungen ergänzt. Diese Stilmittel werden inzwischen glücklicherweise wieder seltener, und wenn, dann elegant und zielgerichtet eingesetzt.

Zu einem unerwarteten Befreiungsschlag für „Aktenzeichen XY“ wurde 2004 die Verlegung der Sendung von dem traditionellen Sendeplatz am Freitagabend auf den Donnerstag. Nicht nur der Konkurrenz durch „Wer wird Millionär?“ ging das ZDF damit aus dem Weg, man fand auch jenes jüngere Publikum, auf das die Sendung inzwischen durch zahlreiche Modernisierungen zugeschnitten worden war – ein Publikum, das am Freitag wohl eher nicht zu Hause bleibt. Der neue Sendeplatz forderte allerdings auch Opfer: Das Schweizer Fernsehen fühlte sich bei der Entscheidung übergangen und stieg Ende 2003 aus der Sendung aus. Außerdem wurde die fünfminütige Spätausgabe mit den ersten Zuschauerreaktionen gestrichen, wobei heute mitunter in „Markus Lanz“ noch einmal nach München zu Rudi Cerne geschaltet wird.

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