Prosit, „Aktenzeichen XY …ungelöst“

ZDF strahlt 450. Folge der legendären Fahndungssendung aus – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 21.09.2011, 10:22 Uhr

zwei Gesichter, eine Sendung: Eduard Zimmermann (r.) und Rudi Cerne (l.) im Jahr 2002
„Den Bildschirm zur Verbrechensbekämpfung einzusetzen, das, meine Damen und Herren, ist der Sinn unserer neuen Sendereihe „Aktenzeichen XY …ungelöst“, die ich Ihnen heute vorstellen möchte“. Vor mittlerweile 44 Jahren eröffnete Eduard Zimmermann so am Freitag, den 20. Oktober 1967 die erste Episode der inzwischen legendären Fahndungssendung. Der Fernsehjournalist, der damals sein neues Format ganz auf die Bedürfnisse der Polizei zuschneiden wollte, konnte wohl kaum ahnen, dass sich seine Idee zu einem der absoluten Klassiker im deutschen Fernsehen entwickeln würde. Und so geht am heutigen Mittwoch das „XY“-Team, inzwischen angeführt von Rudi Cerne, bereits zum 450. Mal auf Verbrecherjagd und ist nach wie vor erfolgreich, bei der Aufklärungs- und der Einschaltquote. Grund genug noch einmal an den Beginn dieses Erfolges zurückzukehren und einen Blick zurück zu werfen auf viereinhalb Jahrzehnte Fernsehfahndung im ZDF. Prosit, „Aktenzeichen XY“!

Damen, die bis 24 Uhr auf ihrem Posten bleiben

Die erste Sendung war ein Experiment. Eduard Zimmermann vertraute auf die Mitarbeit der Zuschauer. Zahlreich sollten sie im „XY“-Studio, das 1967 in der damaligen ZDF-Heimat Wiesbaden angesiedelt war, anrufen und die entscheidende Hinweise liefern. Grund genug für Kritiker das Format noch vor der ersten Ausstrahlung auseinander zu nehmen: Zum Denunziantentum würde „Aktenzeichen“ aufrufen, Zuschauer würden die Nase des Nachbarn, der ihnen nicht passt, ans Messer liefern.

Der erste von „XY“ gelöste Mordfall (1968): Ein Einbrecher erschlägt den Besitzer eines Wochenendhauses
Zimmermann ließ sich davon nicht beirren. Dennoch, würde die damals noch vollkommen neuartige und interaktive Komponente der Zuschaueranrufe nicht funktionieren, wäre „XY“ zum Scheitern verurteilt. Bereits für die erste Sendung wurde das Ermittlungsergebnis der jeweiligen Fälle in drei „Kurzkrimis mit Nutzwert“ filmisch rekonstruiert. Es war die Geburtsstunde der Filmfälle. Regie führte bereits Kurt Grimm, genau wie bei den ersten 311 Live-Sendungen und allen Filmfällen bis Anfang 1998. Im Anschluss an den Film wartete auf die Zuschauer ein Gespräch mit dem federführenden Sachbearbeiter der Kriminalpolizei. Dieser Teil enthielt genaue Fragen, beispielsweise nach wichtigen Gegenständen oder Zeugenbeobachtungen, die vom Publikum beantwortet werden sollten.



„XY“ wird Eurovisionssendung

Der Erfolg weckt dann auch recht schnell das Interesse der Nachbarn. Der ORF beteiligt sich ab der 4. „XY“-Sendung mit einem eigenen Aufnahmestudio in Wien an der Sendung, der erste Moderator ist Werner Vetterli für die SRG auf Verbrecherjagd. Im Juli 1969 folgte sogar ein Versuch, das niederländische Fernsehen mit einem eigenen Aufnahmestudio in die Sendung einzugliedern, es blieb jedoch bei nur einem einzigen Auftritt.

Hochtechnologie im Aufnahmestudio: Zimmermann schaltet nach Wien und Zürich
Die Schalten zu den Aufnahmestudios, für die sich Eduard Zimmermann oft umständlich Richtung Bildschirme umdrehte, wurden schnell zu einem der Erkennungszeichen der Sendung. Nach Teddy Podgorski übernahm Peter Nidetzky 1971 den Posten im Wiener Studio, Werner Vetterli hatte zwei Nachfolger. Konrad Toenz war ab 1976 für die Schweiz bei „XY“ aktiv und blieb bis 1998, als Stephan Schifferer ihn ablöste.

Aber natürlich hatte Eduard Zimmermann auch in Wiesbaden und ab 1969 im Aufnahmestudio München Assistenten, die ihm unter die Arme griffen und die Hinweise der Zuschauer zusammenfassten. Zuerst wurde diese Aufgabe von Peter Hohl übernommen, dem ersten Redakteur, den Zimmermann in sein Team holte. 1979 wurde er von der Münchener Kriminalkommissarin Irene Campregher abgelöst, bis 1987 Zimmermanns Adoptivtochter Sabine zur Co-Moderatorin von „Aktenzeichen XY“ wurde. Sie präsentierte ab der 200. Episode außerdem die Studiofälle der Sendung, also Fahndungen, bei denen die Namen der gesuchten Personen meistens bekannt waren.

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