„ProSieben kann mehr Reality gebrauchen“: Weniger Tage für Lizenzware bei Sat.1 und ProSieben

ProSiebenSat.1-CCO gewährt Blick in die Zukunft

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 23.01.2024, 12:14 Uhr

„Die Landarztpraxis“ (v. l.) mit Alexander Knoll, Caroline Frier und Oliver Franck war für Sat.1 und Joyn erfolgreich – Bild: Sat.1/Kathrin Baumann
„Die Landarztpraxis“ (v. l.) mit Alexander Knoll, Caroline Frier und Oliver Franck war für Sat.1 und Joyn erfolgreich

Die ProSiebenSat.1 Gruppe ist weiterhin der größte Abnehmer von Hollywood-Produktionen in der deutschen Fernsehlandschaft. Doch nach Aussagen des Chief Content Officer Henrik Pabst will man bei der Veröffentlichung der Einkäufe künftig sowohl bei Sat.1 wie auch bei ProSieben einen Abend für Lizenzprogramme streichen und stattdessen stärker auf Investitionen in Eigenproduktionen und Joyn setzen. Das erläuterte Pabst in einem Interview bei DWDL. Die Lizenzware wird dabei stärker Richtung des hauseigenen Streamingportals Joyn wandern. Daneben kommentiert der CCO: ProSieben kann aber auf jeden Fall mehr Reality gebrauchen.

Die Konzentration auf Joyn und auf Entertainment war schon vor Jahresfrist ausgerufen worden (fernsehserien.de berichtete), der Paradigmenwechsel in Bezug auf den Einkauf von „Hollywoodware“ zum Jahresende (fernsehserien.de berichtete).

Zukunft der Lizenzware

Wie genau die Zählung für Pabst in Sachen Zuordnung der Programmtage von ProSieben und Sat.1 auf Lizenzware aussieht, hat der Programmstratege nicht festgenagelt: Aktuell zeigt ProSieben etwa montags US-Serien und am Freitag und Sonntag Spielfilme – im Jahr 2022 hatte man aber schon mal versucht, den Sonntag ohne Spielfilme zu gestalten (fernsehserien.de berichtete). Bei Sat.1 war der Donnerstag zwischenzeitlich als Platz für europäische Serien ausprobiert worden, mittlerweile laufen dort Game-Shows. Ansonsten hat der Bällchen-Sender am Dienstag Krimiserien im Angebot und am Samstagabend Spielfilme. Pabst schränkte ein, dass wegen der Langfristigkeit der Verträge mit Hollywood-Studios der Programmumbau nur langsam vonstatten gehen könne.

Die relative Stärke der ProSiebenSat.1 Gruppe in Sachen Lizenzware aus den USA, das muss an dieser Stelle hervorgehoben werden, hängt allerdings auch damit zusammen, dass vor allem RTL Deutschland hier das Feld weitgehend geräumt hatte und auch die großen, finanzstarken öffentlich-rechtlichen Konkurrenten wenig Interesse an Programmeinkäufen haben (das ZDF kauft immerhin bei Sony ein und bezieht einige Serienwaren aus Großbritannien).

Die Zukunft liegt bei Joyn

Pabst sieht die Strategie der Gruppe, ihr Programm mit Fokus auf Joyn auszurichten, als in den vergangenen Monaten bereits aufgegangen an. Er hebt im Interview „Die Landarztpraxis“ hervor: Die Serie hat linear [Anm.: auf Sat.1] gut funktioniert und auf Joyn herausragend. Auch andere Formate, etwa das „Promi-Büßen“, funktionierten demnach gut im Zusammenspiel von linear und Streaming. Um Joyn zu fördern, veröffentliche man Formate – wo möglich – zuerst auf Joyn.

Joyn soll in Zukunft seine Vielschichtigkeit ausbauen. Da sei einerseits die Veröffentlichung von US-Serien unter dem AVoD-Modell, also gegenfinanziert ausschließlich durch die Werbung, die dem Zuschauer beim Konsum angezeigt werden (Wir bringen dieses Jahr zwischen 15 und 20 neue US-Serien in den AVoD-Bereich von Joyn.). Daneben kommen zusätzliche Programminvestitionen mit kleineren eigenproduzierten Formaten (wie etwa „jerks.“), von denen zwei weitere in Arbeit sind, und schließlich Creator-Events (also Showformate mit aus den sozialen Netzwerken bekannten Influencern). Um das auszubauen, entwickle man neue Face-driven Live-Shows.

Daneben sieht sich Joyn auch als Anbieter für Livestreams anderer Sender, nicht nur aus der eigenen Gruppe: Joyn ist bereits ein Aggregator für fast alle relevanten TV-Sender in Deutschland und einer Vielzahl an Mediatheken, kommentiert Pabst. In dem Bereich sei man in Gesprächen sowohl mit den Öffentlich-Rechtlichen über eine mögliche Integration von deren Mediatheken sowie auch mit den US-Partnern.

Joyn PLUS+

Joyn PLUS+ spielt in den Überlegungen nur bedingt eine Rolle: Hier will man Kunden die Möglichkeit bieten, Formate frühzeitiger als durch die TV-Ausstrahlung und werbefrei zu konsumieren. Eigene Programminvestitionen für den Bezahl-Bereich plant man hier aber nicht.

Neuerwerbung für ProSieben

Für ProSieben verkündete Pabst, der Sender könne mehr Reality gebrauchen (wenn schon der Platz für Lizenzware gekürzt wird). Daher habe man die Show „Destination X“ eingekauft, eine international gefragte Adventure-Reality-Serie, die sich neben „Germany’s Next Topmodel“ und „Beauty & The Nerd“ gesellen wird.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1983) am

    "Reality-TV" - mit anderen Worten: den entsprechenden Sender weniger oft einschalten.

    Spätestens da ist das Streaming interessant:
    da kann man den ganzen deutsch-produzierten Schrott einfach ungesehen links liegen lassen.
    • am

      Ist doch toll, noch ein Sender, den ich komplett ignorieren kann, Früher was gerade der Sonntag "Blockbuster-Time", da ProSieben oft tolle Filme als TV-Premiere hatte.
      • am

        Wie sich die Zuschauer ihren Fernsehabend gestalten, dürfte in den Chefetagen hinlänglich bekannt sein: Es wird generell immer weniger in den *Big Screen* geschaut und wenn, dann vor allem selektiv und das heißt, die Zusammenstellungen der Programmplaner der TV-Sender verlieren zunehmend an Bedeutung. Es tritt ein, was vor 10-15 Jahren noch als Science-Fiction galt: Der Zuschauer stellt sich sein Programm selbst zusammen aus ein bisschen Linear, eine Prise Streaming und einem Klecks Mediatheken. Damit ist er voll auf beschäftigt und füllt seine kostbare Freizeit aus.
        • am

          Man könnte den Verdacht haben, die Bosse von Pro7Sat1 und RTL lassen ihre linearen Sender absichtlich grottiges TV machen, damit die Zuschauer zu ihren kostenpflichtigen Streamingdiensten flüchten, um für sich eine Basis im Unterhaltungsmedium der Zukunft aufzubauen. Zwangsläufig werden linear in naher Zukunft nur News-Sender überleben. Events, Shows, Filme, Serien und Sport landen im teuren Stream.
          • am

            Oh Wunder! Vor ein paar Jahren war das noch das "Free-TV" (weil werbefinanziert.) Inzwischen wird einem nun eingebleut, dass man für lineare Ausstrahlung in erwähnenswerter Auflösung noch zusätzlich zahlen soll, wohl damit man die Werbung auch schön scharf sehen kann.

            Nun kann man das ganze auch noch - gebührenpflichtig - streamen. Na gut. Ganz früher hat man mal halbwegs sehenswerte Fiction-Programme (Fernsehfilme und Serien) selbst produziert. Heute wiederholt man nicht einmal dieses Material mehr. Stattdessen wird mehr auf "Reality" gesetzt - das ist natürlich auch nicht die "Wirklichkeit" (wäre wohl auch noch langweiliger), sondern höchst künstliche Umgebungen, in denen dann hoffentlich irgendwelche Sternchen irgendetwas sehenswertes veranstalten - zum Beispiel unerwartet plötzlich abhauen (Danke, Cora!)

            Ihr treibt uns ja förmlich den ÖRs in die Arme!

            Ach ja, US-Serien und -Filme. Ich habe zu lange da drüben gelebt, als dass mich das noch bewegen könnte.
        • am via tvforen.de

          Das lineare Kommerzfernsehen versteift sich mittlerweile auf Zielgruppen, die das Medium nur noch beiläufig oder nebenbei nutzen (geschaffte Berufstätige, die sich von Spiel- und Reality-Shows in den Schlaf säuseln lassen), Frauen ab 40 oder auf unflexible, technisch wenig kompetente Zuschauer, die sich tagsüber berieseln lassen und mit Streaming-Plattformen wenig am Hut haben.

          Die Masse der jungen Zuschauer, die den Privatsendern noch vor zehn Jahren dank CSI, Dr. House, Navy CIS & Co. Bestquoten bescherte, besorgt sich sich ihre Serienware längst im Internet und reagiert allergisch auf Werbeunterbrechungen.

          Allein gegenüber dem letzten Jahr verlor das lineare Fernsehen 18% seiner Werbe-Nettoerlöse. Wenn sich der Verfall so rasant fortsetzt wie zuletzt werden sich die Investitionen noch schneller ins Internet verlagern und die Abwanderungstendenzen verstärken.
          • am

            ProSieben braucht nicht mehr Reality, sondern einen Realitäts-Check. Der ganze Joyn-Reality-Kram floppt doch linear gnadenlos. Was ist also die Konsequenz? Noch mehr auf ProSieben davon zeigen! Manchmal fragt man sich schon, was da für weltfremde Dilettanten arbeiten.
            • am

              Ganz einfach. Die Dilettanten sind zu sehr damit beschäftigt, ihre fetten Vorstands-Jahresboni auszugeben und lassen per KI Statistiken auswerten, wofür man ein menschliches Gehirn/Verständnis bräuchte. Anders sind die WELTFREMDEN, wie realitätsfernen Analysen, die da rausgereicht werden nicht zu erklären.
              Leute wollen auch weiterhin UNTERHALTEN WERDEN - aber nicht mit Stuss-TV Spieleshows, RealityTV in jeglicher Form, Endlosserien vom Fließband made in Germany, etc.) Die führenden TV-Märkte sind nach wie vor USA & UK. 
              Und vor allem abwechslungsreiche Themen-Schwerpunkte/Tagesschwerpunkte der genannten Sender fehlen VÖLLIG. Derzeit stehen die oben genannten für Spieleshows, die die Welt nicht braucht & WERBEFERNSEHEN-BLÖCKE mit gelegentlichen Film wie Serieneinblendungen zwischendurch. Nur hat der berufstätige Mensch heutzutage nicht mehr die Zeit/Lust, auf diese Minutenhäppchen zu warten!
          • (geb. 1963) am

            Reality mit mehr als seichten Themen und Darstellern gibt es derzeit schon mehr als genug.
            • (geb. 1963) am

              Na dann tschüss Pro7, Sat1 und Co. Ich mag nicht streamen. Ich bin altmodisch und bevorzuge das "normale" Fernsehen. Mein Internet ist bei meiner derzeitigen Verwendung schon überlastet.
              • am

                Ich bevorzuge auch das lineare TV (ohne den ganzen Trash- und Reality-Mist). Es gefällt mir, zu festen Terminen bestimmte Sendungen sehen zu können, nach einem hektischen Tag mag ich einfache Routinen. Zur Not kann man ja auch mal eine Sendung aufzeichnen. Zum Streamen muss ich meinen Laptop (mittels HDMI-Kabel quer durch den Raum mit dem nicht internetfähigen TV verbunden) nutzen, der dann natürlich für andere Anwendungen blockiert ist. Das ganze App-Gedöns nervt mich nur.
              • am

                Nö, auch als Oldie hole ich mir schon mal gerne etwas aus den Mediatheken oder auch aus Youtube, aber Abo-Streaming mit der dauernden Drohung, die Inhalte, die mich interessieren, abzuschalten? Nein, danke.

                Früher habe ich gerne mal etwas auf Video aufgenommen, um versetzt zu schauen. Diese Qualität damals! Da ist die Mediathek heute schon praktischer.
            • am via tvforen.de

              "ProSieben kann mehr Reality gebrauchen" ! Aber der Zuschauer nicht ! Das wird der Chief Content Officer bald spüren. Alles Experten mit schönen amerikanischen Titeln aber ohne Kopf.
              • (geb. 1978) am

                Pro7 war früher mal mein Lieblingssender mit großartigen Premieren von US-Serien, mittlerweile ist der Sender für mich mausetot (wie das restliche Privatfernsehen auch). Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch der auch nur ein paar funktionierende Gehirnzellen aufweist sich diesen Stuss den sie "(Scripted)Reality" nennen antut. Qualitativ gute Serien findet man im TV (wenn überhaupt noch) mittlerweile wieder bei den ÖR (ZDFneo, arte, etc.). Ansonsten bleibt einem nur der Weg ins Streaming (wobei auch hier schon der Weg ins Aus beginnt - Stichwort Unterbrecherwerbung).
                • (geb. 1963) am

                  Der Meinung bin ich auch. ZDFneo mit seinen britischen Serien entwickelt sich immer mehr zu meinem Lieblings Sender!
                • am

                  ZDFNeo, One und Arte sind auch mit Abstand die besten Sender.
                • am

                  Kann MaWeb & Tom_Cat nur rechtgeben. Diese Sender sind einzig und allein noch ERTRÄGLICH. An SAT1 & ProSieben zappe ich seit über 10 Jahren nur noch hinweg - 
                  Ich verschwende meine kostbare Lebenszeit doch nicht mit WERBEFERNSEHEN und dämlichen Spieleshows. 
                  Wacht endlich auf SAT1 & ProSieben!!! Ihr wart mal GROSSE NUMMERN auf der Fernbedienung - in den 80er bzw. 90ern. Doch diese Zeiten sind längst vorbei - 
                  Mittlerweile seid Ihr nur noch ein WERBEFERNSEHEN-ÄRGERNIS. Und deutsche, lahme Serien & noch mehr Reality TV werden Eure sinkende TV-TITANIC sicher nicht retten. MUT ZUM WERBEFREIEN FERNSEHEN während Serien & Filme laufen. Es wird eben Zeit auch bei den Privaten umzudenken. Der/die ZuseherIN entscheidet nämlich inzwischen selbst, was er/sie ansehen möchte - nicht, was ihm/ihr halbherzig "vorgesetzt" wird.
                • am

                  Da ist etwas dran.
              • am

                Das Einzige, was ich möchte, ist, dass die Landarztpraxis
                fortgesetzt wird.
                • am

                  na hoffentlich !
                • am

                  Ich auch !
              • am

                Bin mal gespannt, wann die TV Sender Sat1 und ProSieben komplett gestrichen werden. Kann ja nicht mehr lange dauern, bei diesem Programm.
                • (geb. 1991) am

                  Vor allen Dingen hat er vergessen, dass Deutschland-Premieren von US-Serien und Filmen sie damals groß gemacht hatten.
                  • (geb. 1978) am

                    Die Anbiederung an die Influencer-Welt (siehe Joyn) wird Pro7/Sat1 - aber auch RTL & Co. - nicht retten. Man bekommt die jüngere Generation nicht vor den Bildschirm, wenn man deren "Helden" vor die TV-Kamera zerrt und die Älteren werden von diesen, sich maßlos überschätzenden Selbstdarstellern eher abgeschreckt. Pro7 braucht nicht mehr "Reality", sondern mehr hochwertigen Eigenproduktionen wie DudW oder WSMDS - nur vielleicht endlich mal auch mit anderen Gesichtern, als immer nur mit Joko & Klaas.
                    • (geb. 1958) am

                      Für mich sind alle privaten Programme, mit Abstrichen vielleicht noch von Tele 5, nicht mehr nutzbar. Was waren das für Zeiten, in den 80er und 90er Jahren. Bis vor 2 Jahren hatte ich mich noch geweigert Streaminganbieter zu nutzen, heute weiss ich gar nicht mehr wie ich ohne diese noch ansprechendes Fernsehen genießen könnte. Ich weine den privaten Sendern keine Träne mehr nach. R. I. P.
                      • am

                        Tele 5 na ja, hätten SchleFaZ behalten sollen.
                        So ist ganz klar Nitro der beste Private, recht guter Inhalt und mit Abstand am wenigsten Werbung.
                    • (geb. 1976) am

                      Na wenn Pro7 und Sat1 noch weniger Zuschauer wollen ... - kurzfristig mag das die Gewinne steigern, langfristig vertreibt es noch mehr Leute vom linearen TV und dann sterben die Sender mittelfristig völlig. Wäre ich verantwortlich, würde ich Herrn Pabst umgehend vor die Tür setzen.
                      • am

                        Vorher war RTL II, nun ist es Pro7 goes Trash! Wie ich schon immer in meinen letzten Kommentaren schrieb, ist Pro7(/Sat.1) nicht mehr zu retten. Ich verspreche wirklich nicht, in welcher Welt die Verantwortlichen der beiden Sender leben. Mehr Realitie? Gehts noch? Man sieht doch im jetztigen Programm, das die Quoten einfach immer mehr absacken! Daran ändern auch die ganzen Wiederholungen nichts mehr, weil es immer die gleich Filme sind. Und jetzt soll noch mehr Trash-Realitie kommen? Zum Kotzen. Ich sag es immer wieder, das Free-TV stirbt, ein Hoch auf die alternativen Streaming-Dienste.
                        • (geb. 1976) am

                          Die größte Frechheit ist ja, dass sie ihren billig produzierten Mist allen Ernstes als "Realität" verkaufen. Falscher kann Leben nicht sein, als das, was sie da an Gülle produzieren.
                      • am

                        "Mehr Reality gebrauchen." 🤣🤣🤣
                        Der Typ lebt doch fernab jeglicher Realität.

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