Produktionsstopp: ARD Degeto macht mal Pause

Organisation muss Vorratskammer leeren

Michael Brandes – 21.09.2011, 15:17 Uhr

Produktionsstopp: ARD Degeto macht mal Pause – Organisation muss Vorratskammer leeren – Bild: ARD

Die unermüdliche Degeto-Maschinerie lief besonders in den vergangenen beiden Jahren auf Hochtouren. Doch nun wurde der ARD-Filmbeschaffungsorganisation offenbar von ganz oben auf die Finger geklopft. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ lassen die Intendanten prüfen, warum der Etat für Filmproduktionen bereits auf Jahre im Voraus verplant worden ist.

Allein im Jahr 2009 verfügte Degeto über einen Etat von 426 Millionen Euro für Lizenzeinkäufe, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen, Kofinanzierungen, Materialbeschaffung und Synchronisation. Insbesondere die Produktion kitschiger Fließbandware für die Primetime im Ersten zählt dabei zu den berüchtigten Degeto-Spezialitäten. Doch offenbar wurde zuletzt erheblich mehr Programm bestellt als benötigt wird. Man habe in den Jahren 2010 und 2011 das „Engagement sowohl im Lizenzerwerb als auch in der Produktion intensiviert“, räumt Degeto in einer Pressemitteilung ein. Die Organisation verfüge daher aktuell „über ein Programmvorratsvolumen für die Jahre 2012 und 2013, das angesichts perspektivisch verringerter finanzieller Rahmenvorgaben und der Übernahme zusätzlicher Aufgaben zunächst im Programm ausgestrahlt werden soll.“ Kurzum: Die bis unters Dach gefüllte Vorratskammer muss jetzt erst einmal geleert werden.

Schlechte Nachrichten sind das vor allem für deutsche Produktionsfirmen, bei denen die Degeto-Aufträge eine wichtige Rolle spielen. Sie müssen in naher Zukunft mit einem Produktionsrückgang rechnen. Erst ab 2014 hofft man bei Degeto wieder auf einen Anstieg der Produktionsaufträge. Weitgehend Däumchen drehen muss in der Zwischenzeit wohl auch die neue Geschäftsführerin Bettina Reitz, die mit dem Willen angetreten ist, den ARD-Schmonzetten zumindest ein zeitgemäßeres Frauenbild zu verpassen (fernsehserien.de berichtete).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    wunschliste.de schrieb:
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    > oben auf die Finger geklopft. Nach Informationen
    > der "Süddeutschen Zeitung" lassen die Intendanten
    > prüfen, warum der Etat für Filmproduktionen
    > bereits auf Jahre im Voraus verplant worden ist.
    >
    > Allein im Jahr 2009 verfügte Degeto über einen
    > Etat von 426 Millionen Euro für Lizenzeinkäufe,
    > ...

    Nachtigall, ich hör dir trapsen.
    • am via tvforen.de

      wunschliste.de schrieb:
      -------------------------------------------------------
      > Schlechte Nachrichten sind das vor allem für
      > deutsche Produktionsfirmen, bei denen die
      > Degeto-Aufträge eine wichtige Rolle spielen. Sie
      > müssen in naher Zukunft mit einem
      > Produktionsrückgang rechnen.

      Oh je! Müssen demnächst Neubauer, Kubitschek, Fulton-Smith & co. nun etwa ALG II beantragen...?
      • am via tvforen.de

        Nein, für die arme Christine Neubauer ist dies eine sehr gute Nachricht. Ich habe den starken Verdacht, die Frau wurde bislang in einem Degeto-Käfig gehalten und mit grausamsten Mitteln gezwungen, ununterbrochen Filme zu drehen, wobei für jedes dieser Produkte zirka vierzehn Drehtage vorgesehen waren. Zwischendurch bemächtigte man sich mutmaßlich ihrer DNA, um neue Christine Neubauers zu klonen - falls die alte nicht mehr können sollte, bockig würde oder man jede Woche einen neuen Film mit ihr fertigstellen wollte.

        Ein Trost für die Degeto: Aus dem Zeugs, was da in den letzten Jahren zusammenproduziert wurde, lassen sich problemlos von ein paar mittelmäßig begabten Praktikanten oder Filmhochschulabsolventen (beides ungefähr das gleiche) einige Dutzend neue Filme zusammenschnippeln. Handlungen, Schauplätze und Darsteller wiederholen sich ja häufig, und wenn mal was nicht zusammenpassen sollte, dürfte das die durchschnittliche Degeto-Zuschauerin kaum stören - Hauptsache, die reife Hauptdarstellerin behauptet sich in ansprechender Kulisse, und es gibt ein Happy End.

        Und falls das Material doch knapp werden sollte, könnte man ja vielleicht noch ein wenig untermischen von dem, was Sat 1 jeden Dienstag um 20.15 Uhr versendet. Das merkt kein Mensch.

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