„One Tree Hill“: Darstellerinnen beklagen sexuelle Bedrängung durch Showrunner
Schwerwiegende Vorwürfe gegen „The Royals“-Schöpfer Mark Schwahn
Bernd Krannich – 14.11.2017, 19:58 Uhr
Die frühere „One Tree Hill“-Autorin Audrey Wauchope hat mit einem vagen Post auf ihrem Twitter-Profil eine massive Welle von Vorwürfen gegen den früheren Showrunner Mark Schwahn losgetreten. In einer Reihe von Tweets über sexuelle Belästigung bei einer ungenannten früheren Arbeitsstelle beschrieb Wauchope das Vorgehen des damaligen Showrunners, was sich anhand der gegebenen Karriere-Details leicht auf „One Tree Hill“ und Schwahn zurückführen lässt. Dessen neuer Arbeitgeber E!, wo er „The Royals“ mittlerweile in einer vierten Staffel betreut, kündigte in einem Statement zunächst an, „die (bekannt gewordenen) Informationen sorgfältig zu beachten“, da man bei sich einen sicheren und respektvollen Arbeitsplatz sichern wolle. Via Twitter erhielt Wauchope Unterstützung und Rückhalt von zahlreichen früheren „OTH“-Darstellerinnen, die nun auch eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht haben.
Wauchope, die bei der Serie als sogenannter Staff-Writer (eine Einstiegsposition) arbeitete, berichtet davon, dass es unter den Autoren ein offenes Geheimnis gewesen sei, dass der nicht namentlich genannte Showrunner diese Positionen rein nach der Attraktivität der Autorinnen besetzte. Zudem berichtete sie davon, dass er stets versuchte, sich bei Besprechungen auf das Sofa neben die Autorinnen zu quetschen und diese anzugrapschen. Wauchope berichtete in dem Zusammenhang auch davon, dass einige männlichen Kollegen versuchten, durch strategische Platzwahl die Kolleginnen zu schützen. Weiterhin berichtet Wauchope davon, dass der Showrunner Nacktbilder seiner Affäre – einer ahnungslosen Schauspielerin – unter den Autoren gezeigt habe – auch das ohne Ermunterung der männlichen Autoren. Schließlich habe der Showrunner das eigentlich vorgeschriebene Seminar zur Vorbeugung gegen sexuelle Belästigung ohne Konsequenzen geschwänzt.
Die Schauspielerinnen Sophia Bush, Hilarie Burton, Bethany Joy Lenz, Danneel Harris, Michaela McManus, Kate Voegele, Daphne Zuniga, India de Beaufort, Bevin Prince, Jana Kramer, Shantel VanSanten und Allison Munn unterstreichen mit ihrem Statement dieses düstere Bild von der Produktion.
Schwahn habe die Darstellerinnen psychologisch und emotional manipuliert und sie hätten sich manchmal auch gegen körperliche Übergriffe zur Wehr setzen müssen. Durch Schwahns Worte, die als mitunter „traumatisierend“ und „gesetzeswidrig“ beschrieben werden, seien mehrere von ihnen in psychische Erkrankungen getrieben worden und daher auch heute noch in Behandlung (die Serie endete 2012).
Kein gutes Licht wirft die Erklärung auch auf das Studio Warner Bros. TV, das hinter der Serie stand. Dort sei zwar vermutlich die ganze Bandbreite von Schwahns Vorgehen nicht bekannt gewesen, aber trotzdem sei die Tatsache, dass es zu Fehlverhalten gekommen sei, „ein offenes Geheimnis“ gewesen. Daneben hätten die bei der Produktion anwesenden Studiovertreter keine Schutzfunktion wahrgenommen. Vielmehr sei von ihnen die Vorhersage ausgegangen, dass die Serie eingestellt würde, wenn diese Interna an die Öffentlichkeit kämen – der Verlust aller Arbeitsplätze sei für die zumeist jungen Darstellerinnen eine schwere Bürde gewesen.
Andererseits hätten sich die Darstellerinnen gegenseitig unterstützt. Etwa, indem sie sich gegenseitig die Möglichkeit gaben, sich den Stress von der Seele zu reden oder indem Strategien weitergegeben wurden, wie mit der Situation umgegangen werden könnte. Zudem wurden neue Kolleginnen vorgewarnt.
Das Statement der „One Tree Hill“-Darstellerinnen im Wortlaut
To Whom It May Concern,
All of the female cast members of One Tree Hill have chosen this forum to stand together in support of Audrey Wauchope and one another. To use terminology that has become familiar as the systemic reality of sexual harassment and assault has come more and more to light, Mark Schwahn’s behavior over the duration of the filming of One Tree Hill was something of an „open secret.“ Many of us were, to varying degrees, manipulated psychologically and emotionally. More than one of us is still in treatment for post-traumatic stress. Many of us were put in uncomfortable positions and had to swiftly learn to fight back, sometimes physically, because it was made clear to us that the supervisors in the room were not the protectors they were supposed to be. Many of us were spoken to in ways that ran the spectrum from deeply upsetting, to traumatizing, to downright illegal. And a few of us were put in positions where we felt physically unsafe. More than one woman on our show had her career trajectory threatened.
The through line in all of this was, and still is, our unwavering support of and faith in one another. We confided in each other. We set up safe spaces to talk about his behavior and how to handle it. To warn new women who joined our ranks. We understood that a lot of it was orchestrated in ways that kept it out of sight for the studio back home. We also understood that no one was fully unaware. The lack of action that has been routine, the turning of the other cheek, is intolerable. We collectively want to echo the calls of women everywhere that vehemently demand change, in all industries.
Many of us were told, during filming, that coming forward to talk about this culture would result in our show being canceled and hundreds of lovely, qualified, hard-working, and talented people losing their jobs. This is not an appropriate amount of pressure to put on young girls. Many of us since have stayed silent publicly but had very open channels of communication in our friend group and in our industry, because we want Tree Hill to remain the place „where everything’s better and everything’s safe“ for our fans; some of whom have said that the show quite literally saved their lives. But the reality is, no space is safe when it has an underlying and infectious cancer. We have worked at taking our power back, making the conventions our own, and relishing in the good memories. But there is more work to be done.
We are all deeply grateful for Audrey’s courage. For one another. And for every male cast mate and crew member who has reached out to our group of women to offer their support these last few days. They echo the greater rallying cry that must lead us to change: Believe Women. We are all in this together.
With Love and Courage,
The Cast,
Sophia Bush, Hilarie Burton, Bethany Joy Lenz, Danneel Harris, Michaela McManus, Kate Voegele, Daphne Zuniga, India de Beaufort, Bevin Prince, Jana Kramer, Shantel Van Santen, and Allison Munn
And Brave Crew,
Audrey Wauchope, Rachel Specter, Jane Beck, Tarin Squillante, Cristy Koebley, JoJo Stephens
And All the rest of the Women We Worked With Who Are Finding Their Voices as We Speak