„Illner intensiv“ zwischen „atemlos“ und „Kontrabass“

Eine kleine Presseschau am Tag danach

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 22.07.2009

"Illner intensiv" zwischen "atemlos" und "Kontrabass" – Eine kleine Presseschau am Tag danach – Bild: ZDF/Screenshot

Für ihr „intensiv“-Studio bemühte Maybrit Illner am gestrigen Abend einen Beam-Effekt auf einem halbtransparenten Bildschirm. Zum Verhängnis ist ihr aber wohl die Warp-Geschwindigkeit geworden, mit der sie durch die Sendung raste. Dies muss zumindest die Schlussfolgerung sein, wenn man die Reaktionen in der Presse am Tag nach der ersten Ausgabe von „Illner intensiv“ betrachtet.

„Viele Themen, und die Hektik gebar denn auch kleine rhetorische Ungeheuer aus der politischen Stanzmaschine“, so das Urteil von Spiegel Online. Das „atemlose halbe Stündchen“ sei durch „wirre Regie“ zusätzlich gebeutelt gewesen und durch eine Maybrit Illner, die ihren Gast Jürgen Trittin mit „Sie müssen schneller werden!“ noch weiter anfeuerte. Fazit des Nachrichtenmagazins: Es war nicht „Illner intensiv“ sondern „Illner hektisch.“

Für die Süddeutsche Zeitung bleibt die Erkenntnis, dass man beim ZDF das eigentliche Ziel, also die Bundestagsparteien und ihre Wahlprogramme auf Herz und Nieren zu prüfen, durch das Konzept unerreichbar werden ließ: „Man zerstückelt das Format mit Klamauk, Show-Elementen und Videozuspielungen und macht jede politische Debatte schon im Ansatz unmöglich“. Bereits die erste Einspielung mit „Star Trek“-Anleihen war für das Blatt recht lächerlich: „Insgesamt, lässt die Stimme aus dem Off wissen, sei das Raumschiff B-90-Grün ‚gefangen im intergalaktischen Stau über dem Öko-Planeten‘ – was immer das heißen soll.“

Für die Frankfurter Rundschau glich „Illner intensiv“ dagegen dem alten Lied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“: „So singen Sie sich, mit etwas seltsamen Variationen, durch das immer das gleiche Lied. Und Sie werden immer schneller, bis nur noch ein rasendes Kauderwelsch übrig bleibt. Probieren Sie es mal wieder aus! Dann wissen Sie ungefähr, wie sich gestern Abend „Illner intensiv“ angefühlt hat. Es war so schlimm, dass Jürgen Trittin die positive Ausnahme machte.“ Der schönste Moment sei dabei der Ausfall eines Einspielers gewesen, durch den für ein paar Sekunden Stille einkehrte.

Die Abendzeitung nennt das Ergebnis ein „oberflächliches und hektisches Abtasten“, bei dem Illner ihr „High-Tech Stethoskop mal kurz hier- und mal schnell dorthin“ gehalten habe und dabei „atemlos von Thema zu Thema“ gehechelt sei. Außerdem wurde die ungleiche Berücksichtigung der drei Gäste bemängelt: „Am Ende hatte Profi Trittin von 30 Minuten gefühlte 25 bestritten“. Fazit hier: „Auf dieser Intensivstation des ZDF möchte man selbst lieber nicht liegen.“

 …. müssen wir ja auch nicht, wenn wir nicht wollen. Die Linken haben da weniger Glück. Die sind nächsten Dienstag dran.

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