Bye Bye, ‚Super Nanny‘! – Katharina Saalfrank nennt Trennungsgründe

Kritik an drastischen Zeitlupenszenen und traurigen Kinderaugen

Michael Brandes – 25.12.2011, 09:19 Uhr

Katharina Saalfrank – Bild: RTL / Stefan Gregorowius
Katharina Saalfrank

„Die Super Nanny“ zählt zu den prominentesten TV-Opfern 2011. Trotz noch immer ordentlicher Quoten wurde die von vielen Seiten heftig attackierte Doku-Soap in diesem Jahr eingestellt. RTL begründete die Entscheidung mit dem Hinweis, das Format sei „unübersehbar in einer Reifephase angekommen“, daher habe man gemeinsam mit ‚Super Nanny‘ Katharina Saalfrank beschlossen, keine neuen Folgen mehr zu produzieren.

Zuletzt hatte sich die ‚Super Nanny‘ unter anderem Ärger mit der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) eingehandelt, die der Sendung einen Verstoß gegen die Menschenwürde vorwarf. Vor laufender Kamera wurde gezeigt, wie eine Mutter ihre fünfjährige Tochter anschreit und sie schließlich schlägt – ohne dass das Kamerateam eingreift. Mit diesen Szenen wurde sogar in einem Teaser um Zuschauer geworben. Die Folge hätte nicht gesendet werden dürfen (fernsehserien.de berichtete). Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) machte bei RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel Druck und forderte eine Einstellung des Formats.

Die Sendung bewege sich auf einem schmalen Grat, räumt Saalfrank jetzt im Gespräch mit dem Berliner ‚Tagesspiegel‘ ein, hält die massive Kritik jedoch auch mit Blick auf einige Formate von Konkurrenzsendern für ungerechtfertigt. Vielmehr wundere sie sich „über Kritiker, die kein Wort sagen zu wirklich schädlichen Sendungen wie ‚Die strengsten Eltern der Welt‘ oder Shows, in denen Mütter Kinder tauschen, sich aber abarbeiten an einer Sendung, in der Familien konkret Hilfe erfahren. Es ist auch schlicht falsch zu sagen, ich hätte nicht eingegriffen, wenn Kinder geschlagen wurden. Wo ich Gewalt gesehen habe, bin ich sofort eingeschritten. „

Bezüglich ihrer Beweggründe, die Sendung aufzugeben, sei in den Medien ein falscher Eindruck entstanden: „In dem Format wurde nie gescripted, es wurden nie Anweisungen gegeben, wir hatten keinerlei Drehbücher. Im Gegenteil, alles war echt. Die Familien, die Probleme, die Gewalt“, so Saalfrank. Sie sei RTL dankbar und „ohne Groll“ gegangen. Der Grund sei vielmehr der hohe Druck, der mit der Weiterentwicklung verbunden sei: „Da wächst die Geschwindigkeit, mit der man arbeiten soll, es gibt schnellere Schnitte, Wiederholungen drastischer Szenen in Zeitlupe oder Großaufnahmen von traurigen Kinderaugen, außerdem hinterlegte Musik, eine Art unnötiger Dramatik, gerade bei den zwölf sehr schwierigen Familien in der letzten Staffel.“

Der ‚Spiegel‘ hatte im November aus einer internen E-Mail zitiert, die Saalfrank an RTL-Verantwortliche gesendet haben soll. Darin beklagte die ‚Super Nanny‘, ihre erzieherischen Inhalte seien in diesem Jahr „massiv in den Hintergrund“ gedrängt worden, zudem sei in ihre fachliche Arbeit extrem und „teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen“ worden (fernsehserien.de berichtete).

Wie schnell die Zeit vergeht: 2007 war Katharina Saalfrank noch everybody’s darling. Damals wurde die Doku-Soap mit dem ‚Deutschen Fernsehpreis‘ ausgezeichnet.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1979) am

    Das ist meiner Meinung nach ein Problem mit den ganzen Scripted Reality Shows, da weiß man dann als Zuschauer (ich schaue mir weder diese Serie noch andere S.R. Formate an) dann nicht mehr, ob es nun gespielt oder wirklich war ist. Ist den Sendern dies eigentlich bewusst?
    • am via tvforen.de

      Keine Ahnung, ob dieses Online-Magazin, in dem kürzlich Interviews mit ehemaligen "Teilnehmern" der Sendung zu sehen waren, so hohe Wellen schlägt - aber spätestens danach hat Saalfrank meiner Meinung nach gar keine andere Wahl gehabt, als sich von der eigenen Sendung zu distanzieren. Aber ob ihr das einer abnimmt? Kürzlich habe ich gelesen, dass sie sogar auf Tour gehen wollte/gegangen ist und eine Single aufgenommen hat. Also so ganz uneigennützig wird das wohl alles nicht gewesen sein. ;-)
      Im Heimatort einer Kommilitonin war mal ein Team von der Sendung zu Gast, um eine Familie zu begutachten. Die Kinder seien aber noch nicht schlimm genug gewesen, so dass sie den Tipp daließen, die Kinder noch etwas zu bearbeiten. Einige Zeit später hat es dann wohl geklappt. Das muss man doch schon gar nicht mehr kommentieren.
      Unter Sozialpädagogen/-arbeitern kam die Sendung immer so schlecht weg - ich frage mich, ob Saalfrank in dem Bereich im "wahren" Leben wieder ein Bein an die Erde bekommt.
      • am

        Mal ganz ehrlich, jeder regt sich über die die zusätzliche Dramatik auf und über Schwindel und Lügen. Aber da ist doch das Publikum selbst schuld, wenn die Menschen dies brauchen um das Anzuschauen, dann machen die Sender das halt.

        Ich halte nichts davon, deshalb schalte ich solche übertrieben Sendungen gar nicht erst ein.
        • am via tvforen.de

          Die Ratte, die das kritisierte Schiff verlässt, zeigt jetzt mit dem Finger auf andere, will von sich ablenken und sich als eigentlichen Helden stilisieren

          Funktioniert nur nicht, leibe Ex-Nanny; ich hoffe, Sie nie wieder im deutschen Fernsehen zu erleben und dass nie wieder ein Kind oder eine Familie unter Ihnen leiden muss

          Dies sei mein Weihnachtswunsch
          • am via tvforen.de

            "In dem Format wurde nie gescripted, es wurden nie Anweisungen gegeben, wir hatten keinerlei Drehbücher. Im Gegenteil, alles war echt. Die Familien, die Probleme, die Gewalt", so Saalfrank.

            Genau! ...und der Wiehnachtsmann ist auch echt :).
          • am via tvforen.de

            und der Wolperdinger und... und... und... und ich tölpel hab die immer für erfindungen gehalten ;)))

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