Staffel 2: Traumrouten der Schweiz, Folge 1–4

Staffel 2 (Traumrouten der Schweiz) von „Mit dem Postauto durch die Schweiz“ startete am 27.03.2023 auf 3sat.
  • Staffel 2, Folge 1 (51 Min.)
    Die Tremola ist das längste Straßendenkmal der Schweiz. – Bild: ZDF und SRF
    Die Tremola ist das längste Straßendenkmal der Schweiz.
    Der Gotthard ist kein Berg, sondern ein Massiv mit mehreren Gipfeln. Und ein Mythos. Die Postautostrecke über den Pass ist eine der ältesten der Schweiz. Vor 100 Jahren fuhr das Postauto sie zum ersten Mal. Als Vergnügungstour. Domenico Barenco und Maura Marchetti wollen die Strecke mit einem Oldtimerbus als Jubiläumsfahrt anbieten. Doch steht der „Saurer-Alpenwagen“ von 1954 die steile Strecke durch? Für die reine Querung gab es schon damals den Zug. Eine Strapaze wie davor mit der Postkutsche war es nicht. Aber ungemütlich konnte es trotzdem werden: Denn das Unternehmen setzte gern das berühmte Cabrio der Firma Saurer ein: das „Car Alpin“.
    Domenico Barenco fährt den Nachfolger von 1954. Er und seine Kollegin Maura Marchetti haben – wie sie sagen – „gelbes Blut“. Sie kommen aus traditionsreichen Postautofamilien. Mit dem Oldtimerbus wollen sie eine Jubiläumsfahrt anbieten. Doch schafft der Saurer-Alpenwagen den steilen Anstieg durch die wildromantische Schöllenenschlucht vorbei an der Teufelsbrücke? Der enge Felsriegel oberhalb Göschenen versperrte lange den Zugang zum Gotthard und damit den Übergang Richtung Süden in den Kanton Tessin.
    Nur mithilfe des Teufels konnten die Urner – der Sage nach – die Brücke bauen. Neben ihr liegt ein steiler Klettersteig mit spektakulärem Ausblick. Danusia Riva will ihn gemeinsam mit ihren Kletterkollegen bezwingen. Dicker Nebel macht ihr Vorhaben jedoch zur unberechenbaren Gefahr. Obwohl der Gotthard mit nur einem Auf- und Abstieg zu überqueren war, galt er lange als unbezwingbarer als andere Alpenpässe. Bis die Postkutsche kam. Mit einer detailgetreu nachgebauten Version des historischen Fünfspänners bietet Postillion Daniel Würgler schon seit über 30 Jahren touristische Gotthardquerungen an.
    Freiberger-Schimmel Marlon ist noch ein Teenager und diese Saison zum ersten Mal dabei. In der Blütezeit des schweizerischen Pferdepostverkehrs gab es rund 20 Unfälle im Jahr. Meistens weil die Pferde scheuten. Steinböcke, Murmeltiere, Gämsen, Ziegen, aber auch die größte Yak-Herde der Schweiz leben rund um die Strecke. Wer die Natur hautnah erleben will, bewältigt sie am besten zu Fuß. 14 Jahre haben die Brüder Dubacher daran gearbeitet, dass das möglich ist.
    Sie sind die Erbauer des Vier-Quellen-Wegs. Eines Tages fiel ihnen auf: Gleich vier Flüsse haben ihr Quellgebiet rund ums Gotthardmassiv: Rhein, Rhone, Reuß und Ticino. Die haben sie per Wanderweg verbunden. Trotzdem hört ihre Arbeit nie auf, denn der Klimawandel macht Strecken plötzlich unpassierbar, lässt ganze Abschnitte verschwinden. Heute müssen die drei schon wieder mit dem Helikopter nach oben. Obwohl die Brüder alle schon über 70 sind, betreuen sie die 120 Kilometer lange Strecke noch selbst, stemmen zentnerschwere Felsbrocken, um die beliebte Wanderstrecke passierbar zu halten. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.03.20233sat
  • Staffel 2, Folge 2 (51 Min.)
    Auf der Postautoroute von Ftan bis nach Samnaun ist der Inn unser ständiger Begleiter.
    Eine Reise mit dem Postauto durch den Südosten der Schweiz: Die Route führt durch das Unterengadin und endet im Samnauntal. Das Auto fährt durch Seitentäler, enge Tunnel, entlang des Inn. Von Ftan geht es über Scuol. Es ist die einzige Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die österreichische Grenze. Unterwegs locken Seitentäler, ein Gletscher, ein Versuch im Fliegenfischen. Die letzte Teilstrecke führt durch 100 Jahre alte Tunnel. Das Filmteam startet die Reise auf etwa 1600 Meter über Null, in Ftan. Postautofahrer Kurt Schmidli fährt die Linie 921 seit acht Jahren.
    Ende September findet in Ftan der jährliche Alpabzug statt, zu diesem Großereignis kommt das ganze Dorf zusammen. Das Team begleitet die Älpler-Familie Gufler beim Schmücken der Kühe und ist dabei, wenn es für die Tiere nach dem Sommer auf der Alp wieder zurück in den Ort geht. Das Besondere an dieser Gegend sind die vielen Unterengadiner Seitentäler, die sich links und rechts der Postautoroute auftun. Ins Val Tasna fährt kein Postauto, das Gelände ist steil, der Tagesablauf für Senner Tobias und Sennerin Sabine streng getaktet.
    Den Sommer über sind sie auf fast 2000 Metern für 140 Geißen zuständig. Früh morgens und abends wird gemolken, dazwischen gekäst, außerdem sind sie mit den Tieren unterwegs. Zurück auf der Postautoroute führt die Straße von Ftan aus serpentinenartig ins Haupttal – mit Blick auf die Unterengadiner Dolomiten. Das Filmteam begleitet den Glaziologen Felix Keller ins Val Lischana zum Lischanagletscher. Felix möchte die Wasserversorgung der Lischanahütte auf rund 2500 Metern sichern und beobachtet die Gletscherschmelze mit Sorge. Unterhalb der Lischanahütte steuert das Postauto den Unterengadiner Hauptort Scuol an.
    Dort hat Renato Vitalini seine Werkstatt: Er baut und verkauft Fliegenfischer-Routen und nimmt das Filmteam mit in eines seiner Lieblingsseitentäler, ins Val S-charl. Zurück ins Haupttal führt die Postautoroute immer weiter entlang des Inn, Richtung österreichische Grenze. Es geht vorbei am Val Siensta: In das mystischste der Seitentäler führt von der Haupttalroute eine Linie bis zum „Hotel Val Sinestra“, das 1912 als Kurhaus eröffnet wurde. Die dort entspringenden Mineralquellen waren der Grund für den Bau des Kurhauses.
    Sie sind besonders eisen- und arsenhaltig und versprachen den Gästen Linderung bei vielerlei Gebrechen. Heute ist das Haus ein Hotel, in dem es nachts angeblich spuken soll. Auch Trail-Läuferin Fränzi kennt die Geschichten rund ums Val Sinestra. Fränzi ist mit ihren Hündinnen Moira und Tipony gern rund um die Postautoroute unterwegs. Sie liebt es, in das Postauto zuzusteigen, irgendwo auf der Strecke auszusteigen und mit den Tieren durchs Gelände zu laufen. Fränzi zeigt dem Filmteam ein ganz besonderes Naturspektakel: die uralten Erdpyramiden im Val Sinestra. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.03.20233sat
  • Staffel 2, Folge 3 (51 Min.)
    Busfahrerin Christelle Daoud
    Die Linie ins entlegene Schweizer Val d’Anniviers ist ein Abenteuer und führt zu den höchsten Gipfeln der Alpen. Die abwechslungsreiche Strecke startet im mediterranen Rhônetal. Sie führt über gewaltige Serpentinen und steile Schluchten in die Walliser Bergwelt. Malerische Holzhaus-Dörfer, fantastische Ausblicke auf spektakuläre Gipfel und ein traumhaft türkisfarbener Stausee säumen die Route bis zum Fuß der Viertausender mit ihren Gletschern. Christelle Daoud fährt die Strecke seit Jahren. Was anderen oft zu schaffen macht, ist für sie Alltag: enge Straßen und Höhenunterschiede.
    Von seinem Start in Sierre an der Rhône bis zur Endstation am Gletscher überwindet das Postauto fast 2000 Höhenmeter. Eine Strecke voller Attraktionen. „Wir haben einfach Glück, dass wir in einem so schönen Tal jeden Tag spazieren fahren dürfen“, schwärmt die Walliserin. Der erste Teil der Linie führt durch liebliche Weinreben und den wilden Naturpark Pfyn-Finges, wo Bio-Winzerin Felicitas Mathier ihr Weingut naturnah bewirtschaftet. Nach 700 Metern Anstieg hält das Postauto an einem Hotspot für Adrenalin-Junkies: Die Hängebrücke Niouc mit einer Höhe von 190 Metern zieht Bungee-Jumper an.
    Ganaëlle Copt lässt das grazile Bauwerk über die wilde Schlucht jedoch erstarren. Sie hat ein Höhenangstseminar bei Wanderführerin Pascale Haegler gebucht. Weiter oben schiebt sich das Postauto durch die enge Schlucht Les Pontis mit ihren schroffen Felswänden. Dort ist manch einer froh, wenn er im Postbus und nicht am eigenen Steuer sitzt. Christelle Daoud bleibt gelassen. Ein Stück weiter oben öffnet sich das Tal. Eine Kette alter Bergdörfer schmückt die bewaldeten Hänge.
    Eins davon ist Fang, wo Claudia Müller mit ihren Hunden wohnt. Die Deutsche arbeitet in einem ehemaligen Grandhotel in der Nähe eines gigantischen Felskessels: dem Illgraben. Der durch einen Bergsturz entstandene Abgrund zieht Touristen, aber auch Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Das mittelalterliche Vissoie ist Treffpunkt des Tals und zentraler Busbahnhof zugleich. Dort teilt sich das Tal, und es steht ein Buswechsel an. Auf der linken Bergflanke geht es hinauf in das beschauliche Bergdorf Chandolin, den Heimatort von Christelles Lebensgefährten Sébatien Bonnard.
    Selbst Busfahrer, führt er Touristen in seinem Postauto-Oldtimer in sein Dorf und lässt sie dort den im Val d’Anniviers einmaligen Gletscherwein probieren. Der zweite Bus fährt in den Wanderort Zinal am Fuß der Viertausender. Wo Bergbauern früher mit ihrem Vieh Zwischenstopp machten, verwirklichen Sarah Huber und ihr Mann ihren Lebenstraum: Sie bewirtschaften den nur zu Fuß erreichbaren Hof „Alpage de Cottier“ mit atemberaubendem Ausblick, wo Sarah auch Naturkosmetik produziert.
    Über das malerische Dorf Grimentz, das mit alten Holzhäusern und ursprünglichem Charme Touristen aus der ganzen Welt anzieht, fährt der dritte Bus hinauf bis an den Stausee Moiry. Dort steigt der 88-jährige Gérard Revey regelmäßig aus. Er hat die Staumauer mitgebaut und liebt es, in Erinnerungen an die Entstehung des monumentalen Bauwerks zu schwelgen. Entlang des traumhaft türkisfarbenen Stausees fährt das Postauto bis an seine Endstation auf 2300 Metern. Dort beginnt die raue Welt der Gipfel und Gletscher, die Wanderführer und Geologe Jacques Mourey anzieht.
    Die imposante Bergwelt aus Stein und Eis überwältigt ihn seit seiner Kindheit. Der Rückzug der Gletscher bereitet ihm jedoch tiefe Sorge. Ein Phänomen des Klimawandels, das auch Alpinisten bedroht: Einige der Wanderwege mussten längst umgelegt werden und sind durch Steinschlag und brüchige Gletscher bedroht. Mit eigens erstellten Karten weist der Wissenschaftler Bergsteiger auf Gefahren hin und zeigt ihnen sicherere Wanderwege auf. Damit die Naturliebhaber den Weg zu den Viertausendern, für die das entlegene Val d’Anniviers so bekannt ist, auch weiterhin beschreiten können. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.04.20233sat
  • Staffel 2, Folge 4 (53 Min.)
    Postauto-Chauffeur Martin Egger
    Die Fahrt von Chur über den Julier nach St. Moritz gilt als eine der schönsten Postauto-Routen der Schweiz. Die Linie führt über zwei Alpenpässe und erschließt den Naturpark „Parc Ela“. Unterwegs wird Geschichte erlebbar. Archäologen und Historiker erforschen entlang der Strecke Spuren der Romanisierung Graubündens, denn der Passübergang über den Julier war schon vor mehr als 2000 Jahren eine wichtige Verkehrsachse. Die Fahrt der Buslinie 182 beginnt in Chur, der ältesten Stadt der Schweiz.
    In zahlreichen Serpentinen schlängelt sich das Postauto hoch in die Wintersportregion Lenzerheide-Arosa. An der Mittelstation der Wetterhornbahn liegt das drei Hektar große Gelände des „Arosa Bärenland“. Dort finden aktuell vier Braunbären, die von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ aus furchtbaren Haltungsbedingungen befreit wurden, ein artgerechtes Zuhause. Vom Hochtal Lenzerheide chauffiert Martin Egger das Postauto hinunter ins Albulatal. Der Bündner ist gelernter Lkw-Fahrer.
    Seit zwei Jahren steuert er die gelben Busse. Die Route über den Julierpass ist seine Lieblingsstrecke, weil sie landschaftlich so abwechslungsreich ist. In dem Dorf Alvaneu liegt die kleine Werkstatt des Instrumentenbauers Beat Kollegger. Der über 60-Jährige ist so etwas wie eine lebende Legende im Bündnertal. Seine Alphörner sind das Maß der Dinge. Sein Meisterwerk aber ist die Schwyzerörgeli „Stradivarius“, von der es nur 150 Exemplare geben soll. Jahrzehntelang hat Kollegger getüftelt und entwickelt, um dieses traditionelle Schweizer Instrument herstellen zu können.
    Im Gebiet der Crap-Ses-Schlucht zwischen Tiefencastel und Cunter kämpften vor mehr als 2000 Jahren einheimische Räter gegen vorrückende römische Legionäre. Auf dem ehemaligen Schlachtfeld wurde vor einiger Zeit ein seltener, reich verzierter römischer Dolch gefunden. Anlass genug für ein Team um den Baseler Archäologen Peter Schwarz, nach weiteren Fundstücken zu suchen. Und tatsächlich kommt neben antiken Steingeschützen auch ein gut erhaltenes römisches Schwert zum Vorschein.
    Weite Teile der Strecke führen entlang des „Parc Ela“, dem größten regionalen Naturpark der Schweiz. Oberhalb der Waldgrenze findet man Dort Moorlandschaften von nationaler Bedeutung. Eine davon ist die besonders artenreiche Hochebene Alp Flix. Dort erforscht die Biologiestudentin Salomé Suter das Verhalten von Kleinsäugern in einer Höhe von 2500 Metern. Dafür hat sie Fotofallen aufgestellt, in denen vor allem Schneemäuse und Hermeline vor die Linse geraten.
    Mulegns stellte jahrzehntelang eine besondere Herausforderung für Chauffeur Martin Egger und seine Kollegen dar. Denn in dem kleinen Dorf an der Julierstrecke ragte die denkmalgeschützte „Weiße Villa“ weit in die Straße hinein und machte sie zum Nadelöhr. Immer wieder kam es zu Kollisionen. 2019 nahm sich die Stiftung „Nova Fundaziun Origen“ unter der Leitung des Theaterintendanten Giovanni Netzer der Sache an. Sie kaufte das Gebäude und verschob es im Ganzen um etwa sechs Meter nach hinten.
    So wurde die Straße verbreitert, und die altehrwürdige Villa blieb erhalten. Hinter dem Ort Bivio beginnt die Auffahrt zum Julierpass. Für viele Fahrgäste der reizvollste Teil der Strecke. Die Straße führt in Serpentinen steil hinauf, rechts und links eine schroffe und gleichzeitig imposante Berglandschaft. Auf der Passhöhe macht sich der Archäologe Rouven Turck auf den Weg zu einem abgelegenen, nur schwer zugänglichen Stollen. Er ist 30 Meter lang und sieben Meter hoch, an den Wänden grüner Malachit.
    Dort wurde vor 2700 Jahren im großen Stil Kupfer abgebaut. Insgesamt sechs solcher Stollen haben Turck und seine Kollegen von der Uni Zürich in den letzten Jahren im Gebiet um den Julierpass entdeckt. Mit moderner Lasertechnik versuchen die Wissenschaftler, die ursprünglichen Ausmaße der Abbaustellen zu rekonstruieren. Von der Passhöhe geht es für das Postauto nur noch bergab. Nach zahlreichen Kurven öffnet sich der Blick auf das Seenplateau bei Silvaplana. Im mondänen St. Moritz endet die Fahrt der Postautolinie 182. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.04.20233sat

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