Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Der Film von Michael Verhoeven wirft die bis heute beschämende Frage auf, in welchem Ausmaß die Zivilbevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der Juden in Deutschland und in den besetzten Ländern geworden ist. Die drei Folgen zeigen an konkreten Geschichten die sogenannte „Arisierung“ von jüdischem Eigentum und Vermögen, die Ausgrenzung, Entrechtung, und schließlich Deportation der jüdischen Bürger in Köln und München. Menschliches Versagen (1): Schätzungsweise 20.000 Akten stehen auf dem Dachboden der Oberfinanzdirektion Köln. Die Formulare darin stammen aus der NS-Zeit. Was ist passiert mit dem Hab und Gut von Millionen von ermordeten Juden? Der Historiker Wolfgang Dreßen entstaubt die Dokumente und erfährt, wohin Geld und Haushaltsgegenstände damals gegangen sind.
    Dreßen rekonstruiert so einzelne Schicksale – zum Beispiel das von Salli Levi. Aus einem Zeitungsartikel von Dreßen erfahren Levis Nachkommen, was mit ihm passiert ist. Vor der Deportation musste jeder Jude schriftlich sein Vermögen freigeben. Denn wer als Jude aus Deutschland – zwangsweise oder freiwillig – auswanderte, musste seinen Besitz dem Staat überlassen. Auf dem Formular auch vermerkt: Salli Levi, Ehefrau Frieda und Tochter Alma wurden nach Lodz deportiert. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.03.2009WDR
  • Nach der Reichspogromnacht im November 1938 erhob der Staat eine sogenannte Judenbuße dafür, dass die Juden das deutsche Volk „aufgestachelt“ hätten, hieß es zynisch. Eine Milliarde Reichsmark „Judenvermögensabgabe“ als Entschädigung ging an die Finanzämter. Der Staat verwaltete zusätzlich 1,5 Milliarden Reichsmark jüdisches Aktienvermögen treuhänderisch – wie es hieß – , wandelte die Aktien eigenmächtig in verzinste Reichskriegsanleihen um. Die Juden durften jedoch weder auf die Zinsen noch auf die Anleihen zugreifen.
    1938 wurden Personalausweise in Deutschland eingeführt. Nicht für jeden: Wehrpflichtige Männer bekamen einen und alle Juden. Die mussten auch einen Fingerabdruck abgeben, ihr Ausweis wurde mit einem großen „J“ versehen. Die deportierten Juden mussten ihr Hab und Gut abgeben. Das löste in der deutschen Bevölkerung eine Goldgräberstimmung aus: Überall wurden Sachen versteigert. Mit dem Vermerk „Nichtarische Herkunft“ hatte das bei vielen einen besonderen Reiz – diese Versteigerungen wurden gut besucht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.03.2009WDR
  • In Wien war die Wohnungsnot groß. 70.000 Wohnungen wurden frei, Wohnungen von Juden. Viele Nachbarn schielten schon vorher auf solche Wohnungen, wenn sie größer und schöner waren – auch in Deutschland. Und dann übernahmen sie sie gleich inklusive Hausstand. Selbst noch im Sammellager kurz vor der Deportation wurden Juden gezwungen, ihr Vermögen genau anzugeben und mit ihrer Unterschrift „freiwillig“ auf all ihren Besitz zu verzichten. Alles wurde ihnen abgenommen: Goldzähne der Ermordeten gingen an den Staat, 15 Prozent davon an die Wehrmachtsdentisten. Da erhielt manch einfacher Soldaten an der Front einen Goldzahn. Der Staat war in allem sehr genau, buchte sogar Fahrkarten in KZs auf Kosten der deportierten Juden. Sonderzüge wurden eingesetzt: Berlin – Auschwitz einfach. Und wer die NS-Zeit überlebt hatte, musste nachweisen, was früher ihm gehörte. Sonst blieb alles beim neuen Besitzer. Bis heute schlummern bei vielen Oberfinanzdirektionen Akten, die nicht ausgewertet sind. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.03.2009WDR

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