2022, Folge 180–187

  • Folge 180 (50 Min.)
    Interview Winfried Garscha DÖW, Wien: Winfried Garscha (li.), Georg Ransmayr (re.). – Bild: ORF/​Ing. Rene Schuh
    Interview Winfried Garscha DÖW, Wien: Winfried Garscha (li.), Georg Ransmayr (re.).
    Die Judenretter Julius Madritsch, Raimund Titsch und Oswald Bousko Drei vergessene Gerechte aus Wien, drei, die, umgeben von Grauen und Massenmord in Polen unter Lebensgefahr Jüdinnen und Juden retteten, sie schmuggelten Kinder in der Nacht aus den Ghettos von Krakau und Tarnow und bewahrten sie so vor der Deportation: Julius Madritsch, Raimund Titsch und Oswald Bousko. Julius Madritsch, ein Mann im Schatten von Oskar Schindler. Er stellte in seiner Fabrik nahe dem Krakauer Ghetto etwa 800 jüdische Arbeiter ein, die er und sein Landsmann Raimund Titsch so gut als möglich auch mit Lebensmitteln und Kleidung versorgten.
    Der dritte „Gerechte“, ebenfalls ein Wiener und ebenso unbekannt: Oswald Bousko, anfänglich begeisterter Nationalsozialist. Als SS-Untersturmführer übte er im besetzten Polen die Funktion des stellvertretenden Polizeichefs im Krakauer Stadtbezirk Podgórze aus, wo sich das Ghetto befand. Unter dem Eindruck der Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung entwickelte er sich zum NS-Gegner und Widerstandskämpfer. Im Gegensatz zu Madritsch und Titsch flog Bousko auf und wurde 1944 im KZ Groß-Rosen erschossen. Eine Dokumentation von Georg Ransmayr (Text: ORF)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.01.20243satDeutsche Online-PremiereSa 27.01.2024ZDFmediathekOriginal-TV-PremiereMi 19.01.2022ORF 2
  • Folge 181
    „Mann tötet Ehefrau vor den Augen der Kinder“, „Frau verblutet im Stiegenhaus“, „Freundin schwer verletzt im Spital“, „Mann stürzt sich mit Tochter vor Railjet“. Schlagzeilen wie diese haben sich in den letzten Jahren wieder gehäuft. Körperliche Gewalt, Mord oder sogenannte „Bestrafungstötung“ als Finale von Beziehungskonflikten, die ihren Ausgang in eingereichten Scheidungen, Trennungsabsichten oder mehrfachen Gewaltausbrüchen seitens des Mannes haben. Neben den vielen publizistisch unbeachteten, zwar vielleicht schmerzhaften, jedoch problemlosen Trennungen, sind andere wiederum dazu angetan, intensiv über die Gründe des gewaltsamen Endes eines Zusammenlebens dokumentarisch zu reflektieren, das einst mit großen Gefühlen begann und letztlich am Friedhof endete.
    Auch Frauen morden Männer, aber in der statistischen Erfassung bedeutend weniger als dies umgekehrt der Fall ist. Die Doku analysiert, welche sozialhistorischen und psychologischen Ursachen das hat. Wie entwickelte sich das Mann-Frau-Verhältnis historisch und wie haben sich Frauen- und Männerbilder im Laufe der Geschichte verändert? Anhand von Fallbeispielen werden die Ursachen und traumatischen Folgen von Gewalt und ihren vielfachen Facetten beleuchtet. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 18.05.2022ORF 2
  • Folge 182
    Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ machte Amon Göth zur Verkörperung des NS-Massenmörders schlechthin. Lange war nur wenig über die reale Vorlage des Wiener SS-Mannes bekannt. Robert Gokls Doku erzählt seinen Werdegang vom Schulabbrecher bis zum „Schlächter im KZ Plaszow“. Dort erschoss er, teils vom Balkon seiner am Lagergelände befindlichen Villa, etwa 500 Häftlinge. Robert Gokl beschreibt nicht nur die immer tiefere Verstrickung des „Pflichterfüllers Göth“ in den mörderischen Zivilisationsbruch, sondern lässt auch dessen Nachkommen wie etwa seine Enkelin Jennifer Teege, aber auch seine Tochter Monika in sehr persönlichen Statements zu Wort kommen.
    Beide erfuhren über die Vergangenheit ihres Vaters bzw. Großvaters nur durch Zufall. Frau Teege etwa berichtet über den Schrecken, der sie durchfuhr, als sie bei sich Gesichtszüge ihres Großvaters zu entdecken glaubte. Monika Göth-Kalder, die Tochter Göths, erzählte jahrelang in Schulen über die Verbrechen ihres Vaters. Eine Dokumentation über generationenübergreifende Erinnerung. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 13.07.2022ORF 2
  • Folge 183
    Bis weit in die 2.Republik hinein, entzweite der Diskurs über die historische Bedeutung und das Wirken von Kanzler Engelbert Dollfuss die beiden Großparteien SPÖ und ÖVP. Engelbert Dollfuss, ein Bundeskanzler der polarisiert. Eine recht ambivalente Persönlichkeit, ein politischer Exekutor des autoritären Staates. Sein 130. Geburtstag jährt sich am 4. Oktober 2022 zum 130.Mal. Die Vielschichtigkeit seiner Persönlichkeit, mitsamt persönlicher und politisch-ideologischer Prägungen analysiert Georg Ransmayr in seiner Dokumentation.
    Gerade Engelbert Dollfuss, der im NS- Abwehrkampf ein christlich deutsches bundesstaatliches Gegenkonzept entwickelte und die NSDAP, als ideologische Hüterin der waren Lehre des Deutschtums verbieten ließ, sollte Opfer von Hitlers kompromisslosen Führungsanspruch werden. Die versuchte Realisierung seiner berufsständischen Staatsideale überlebte der Kanzler nicht lange. Er hatte zwar den Kampf gegen die Sozialdemokratie gewonnen, jenen gegen die Nationalsozialisten bezahlte er aus beschriebenen Gründen jedoch mit dem Leben.
    Am 25.Juli fiel er einem braunen Putschversuch zum Opfer. Die Dokumentation von Georg Ransmayr zeichnet auch detailreich die Vorgänge um seinen Tod nach und analysiert behauptete Verstrickungen aktiver oder ehemaliger Regierungsmitglieder in Putsch und Ermordung. Nach seinem Tod sollte Engelbert Dollfuss, gleichsam als Märtyrerkanzler vom Himmel aus über seine Staatskonstruktion wachen. Die Verehrung bis zum März 1938 manifestiert sich auch in Denkmäler, Gemälden und Weihestätten wie die Dollfuss-Kapelle auf der Hohen Wand. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 05.10.2022ORF 2
  • Folge 184
    In welchem Zustand ist unser Bundesheer, welcher Ruf eilt ihm voraus oder hinterher? Für Viele, auch interne Kritiker ist die Diagnose klar: über Jahrzehnte kaputtgespart, Imageverlust, desolate Kasernen, mangelnde Ausrüstung und Grundwehrdiener, die nach absolviertem Präsenzdienst von verlorenen Monaten reden, sind die wenig schmeichelhaften Realitäten. Wie Gegenwarts- und vor allem Zukunftsfit ist unser Heer in Zeiten akuter Kriegsgefahren und Bedrohungspotentialen, die der Ukrainekrieg deutlich vor Augen geführt hat. Am Nationalfeiertag präsentiert man sich in einer in den letzten Jahren immer kleiner gewordenen Leistungsschau am Wiener Heldenplatz.
    Auch die Auslandseinsätze wurden reduziert. Und „Todschläger“-Argumente kursieren zuhauf: Bundesheer aufrüsten? Nein danke, lieber in Sozialpolitik investieren. Diese Argumentation ist seit dem Bombardement ukrainischer Städte und Dörfer durch die russischen Armee mittlerweile dem Bekenntnis zur „budgetären Aufrüstung“ des Heeres gewichen. Fritz Dittlbachers Analysen kreisen gerade auch im Umfeld des Nationalfeiertages um das abseits des Sichtbaren Angesiedelte. Ein verteidigungswürdiges Land sollte auch verteidigungsfähig sein. Ein Faktum, das sich nicht ausschließlich auf die Frage künftiger Käufe militärischer Geräte reduzieren kann, sondern auch aus dem Blickwillen des mentalen Wehrwillens und der Einsatzbereitschaft für die Verteidigung aller in der Vergangenheit erkämpften bürgerlichen Freiheitsrechte zu betrachten ist.
    Wie schnell die in Gefahr geraten zeigt abermals der Krieg in der Ukraine. Wie definiert das Bundesheer seine Identität und die künftigen Aufgaben im krisengebeutelten Europa? Gewaltverzicht und Friedenspolitik wird sich auch künftig nicht durch leere oder geschlossene Kasernen ausdrücken, und es wird wohl auch nicht im Sinne der Militärs sein, wenn man vom Bundesheer sagen kann: das Beste an dieser Armee ist ihre künftige Unauffälligkeit (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereDi 25.10.2022ORF 2
  • Folge 185
    Der sogenannte „Marsch auf Rom“ zwischen 27. und 31.Oktober 1922 bezeichnet die Phase der faschistischen Machtübernahme durch Benito Mussolini in Italien mitsamt folgender, radikal durchgeführter „Italienisierung“ Südtirols. „Politischer Notstand“ verkoppelt mit (politischen) Konflikten zwischen deutsch-österreichischer und italienischer Identität kennzeichneten die 20er und 30er Jahre, dann die „Stahlpakt-Phase“ zwischen Hitler und Mussolini mitsamt 2.Weltkrieg. Moderater dann nach 1945, jedoch zeitweise auch Gewalt besetzt, Stichwort: Bombenanschläge, die Jahrzehnte der Auseinandersetzung und Debatten um Selbstbestimmung und Autonomie.
    Stetig begleitet von lange gespannten, wenn nicht gestörten Verhältnissen zwischen Wien und Rom. Die Dokumentation von Andreas Pfeifer legt frei, wie das österreichisch-italienische Grenzland mit seiner Sonderstellung in nationalen und europäischen Krisenzeiten umgegangen ist und wie die letztlich erstrittene Autonomie die kulturelle und politische Distanz zu Rom und zu Wien vergrößerte.
    Viele Südtiroler und Südtirolerinnen beharren mittlerweile auf einem Identitätsgefühl, das weder dem italienischen Zentralstaat noch der österreichischen Schutzmacht zugeneigt ist und sich zwischen Bergeshöhen und Belcanto, Tracht und Trattoria, Speck und Spaghetti einen eigentümlichen Weg bahnt. Das sprachliche Wandern zwischen den beiden Welten kreiert und kreierte häufig den Charme des Unperfekten, den Mangel an fehlerfreiem Deutsch wie fließenden Italienisch. Wie Südtiroler deutscher und italienischer Muttersprache mit- und nebeneinander leben – und wie sich das Lebensgefühl im Land aus alpinen und mediterranen Quellen gleichermaßen speist, spürt Andreas Pfeifer in dieser, auch an wichtigen historischen Orten gedrehten „Menschen und Mächte“ Dokumentation nach.
    Pfeifer reist durch Südtirol, streift dabei die eigene Lebensgeschichte, seine zweisprachige Kindheit und Jugend, spricht mit Zeitzeugen, die unter dem Faschismus litten und wandert analytisch mit kritischen Zeitgenossen wie Reinhold Messner durch ein Idyll und seine Schattenseiten. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereDo 27.10.2022ORF 2
  • Folge 186 (50 Min.)
    Aufnahme der Donau, des Schiffs, auf dem Ruth Maier aus Norwegen deportiert wurde.
    Nur Wenige in Österreich kennen die 1920 in Wien geborene Ruth Maier, deren Tagebücher und Briefe seit 2014 Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes sind. Ruth Maiers zu Papier gebrachten feinsinnigen, analytischen und akribischen Beobachtungen ihrer Umgebung, ihrer Familie, aber auch der politischen Entwicklungen in Österreich, vor und nach dem Einmarsch deutscher Truppen mitsamt der folgenden Flucht, die sie 1939 nach Norwegen führt, machen sie nicht von ungefähr zur „Anne Frank von Österreich“. Über ihr Leben im vorerst „fremden Norwegen“ führt sie ebenso Tagebuch wie über ihre Beziehung mit der Autorin Gunvor Hofmo. Jene vor denen sie aus Österreich 1939 flüchten musste folgen im April 1940. Im strategischen Wettlauf mit Großbritannien besetzt die deutsche Wehrmacht das Land. Ende November 1942 wird Ruth verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Dort stirbt sie mit nur 22 Jahren am 1. Dezember qualvoll in der Gaskammer. (Text: ORF)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.01.20243satDeutsche Online-PremiereSa 27.01.2024ZDFmediathekOriginal-TV-PremiereMi 07.12.2022ORF 2
  • Folge 187
    Sie arbeiten als Erntehelferin, als Paketzusteller oder als Fahrradbote. Sie müssen sich im Forst besonderen Gefahren aussetzen oder werden am Bau von Scheinfirmen betrogen. Sie stammen aus Rumänien, Ungarn der Slowakei, aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Trotzdem verdienen sie auf österreichischen Feldern, Baustellen oder in heimischen Wäldern ihr Geld. Auch wenn ihr Lohn in Österreich vergleichsweise niedrig ist, verdienen sie ein Vielfaches vom Durchschnittsgehalt in ihren Herkunftsländern. Die neue Menschen&Mächte-Dokumentation analysiert mit Betroffenen sowie mit Experten und Expertinnen die Mechanismen von Ausbeutung am österreichischen Arbeitsmarkt. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 28.12.2022ORF 2
    Österreichische TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 29.12.2022

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Menschen & Mächte online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…