Wie viel Freiheit und Selbstständigkeit braucht ein 16-Jähriger? Die Halbitalienerin Piera (50) aus München ist eine echte Löwenmutter. Für ihr Nesthäkchen Nandino (16) tut sie alles. Es gibt keine Ungerechtigkeit, die sie nicht ahnden würde. Als ihr Sohn 2011 auf der deutschen Hauptschule gemobbt wurde, zog die Promoterin kurzerhand mit ihm nach Italien. Erst der Jobverlust zwang sie, Anfang 2015 nach Deutschland zurückzukehren. „Durchhalten lernen“ steht bei Piera nicht im Erziehungskonzept. Ein Praktikum, das ihm nicht gefallen hat, durfte Nandino nach zwei Tagen abbrechen. Dafür legt seine Mutter sich auch mal mit seinen Lehrern an. Sich in solchen Fällen einzumischen, gehört in ihren Augen zu den Aufgaben einer ‚Mamma‘. Auch im Haushalt muss der 16-Jährige kaum helfen. Eine italienische Mutter
verwöhnt ihre Kinder, so Piera, das sind doch die schönen Erinnerungen, die ihnen bleiben. Mutter Kirsten (51) hat für „Hotel Mama“ wenig Verständnis. Eigenständigkeit ist ihr extrem wichtig. Sie legt Wert darauf, dass sich ihr Sohn Luca (16) abnabelt und lernt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Bisher hat sie damit Erfolg. Luca hat sich eigenständig von der Hauptschule aufs Gymnasium hochgearbeitet. Bei Kirsten geht dafür jeder seinen eigenen Weg, gemeinsame Mahlzeiten sind selten geworden. Welche Mutter erzieht besser? Die italienische Löwenmama, die Schutz und Nestwärme bietet, der aber Konsequenz und der Wille fehlt, ihren Sohn in die Selbstständigkeit zu entlassen – oder die deutsche Mutter, die ihre Söhne zur Eigenständigkeit erzieht, dafür aber Abstriche beim Familienleben macht? (Text: VOX)
