2020, Folge 100–114

  • Folge 100
    Devisen und Prestige kassieren mit einem dem Passagierflieger 152, dem ersten Düsenjet, der auf deutschem Boden gebaut wurde – doch der Plan endete in einer Katastrophe. Fliegen, zwar nicht grenzenlos, aber dennoch weit weg, das war mit der Interflug der DDR möglich. Doch dafür mussten Piloten und Passagiere Voraussetzungen erfüllen. Denn eins wollte die DDR verhindern, dass ihre Bürger einfach in den Westen davonfliegen. Doch genau das passierte dennoch, bei der Flucht mit der Gelben Hummel, einem Agrarflieger. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.01.2020MDR
  • Folge 101
    Aufstieg und Fall der Staatssicherheit Anfang 2020 jähren sich 70 Jahre Gründung und 30 Jahre Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der ehemaligen DDR. „MDR Zeitreise“ begibt sich tief in das Dickicht des ehemaligen Nachrichten- und Geheimdienstes und seiner Methoden. Seit 1950 entstand ein flächendeckendes Überwachungsnetz in der DDR mit weitreichenden Folgen für viele Bürger. Es tobt der Kampf der Geheimdienste Ost und West. Im Oktober 1953 verhaftete die Staatssicherheit im Rahmen der Aktion „Feuerwerk“ in der DDR und in Westberlin 108 vermeintliche und tatsächliche Spione, die für die Organisation Gehlen, den Vorläufer des BND, gearbeitet haben sollen.
    Im Inneren lässt die Staatssicherheit die eigene Bevölkerung bespitzeln. Und nicht nur das. „MDR Zeitreise“ widmet sich dem Schicksal eines Mannes, der aus der DDR in den Westen geflohen ist. Bei einem Familienbesuch in der DDR wird er von der Stasi entführt und soll als inoffizieller Mitarbeiter für sie arbeiten. Der Mann lehnt ab und wird zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.
    Ein ehemaliger Oberstleutnant der Staatssicherheit erzählt, wie konträr die Stimmung beim DDR-Geheimdienst in der Wendezeit war. Unter dem neuen Namen „Amt für Nationale Sicherheit“ existiert es nur wenige Wochen nach der Wende weiter. Die einen sprachen von Konterrevolution, andere demonstrierten auf dem Innenhof in der Berliner Stasi-Zentrale für Veränderungen. Und was ist aus den 1.500 offiziellen und konspirativen Immobilien der Staatssicherheit in der DDR geworden? „MDR Zeitreise“ geht auf Spurensuche. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.01.2020MDR
  • Folge 102
    Januar 1945. Das Ende des Krieges ist absehbar. Seit Beginn des Jahres läuft die Offensive der Roten Armee, seit drei Jahren fliegen die Alliierten Angriffe auf deutsche Städte, zunehmend auch auf Mitteldeutschland. Was kommt, etwa in Dresden oder Magdeburg, weiß noch niemand. Trotz unabwendbarer Niederlage setzt die deutsche Wehrmacht den Krieg fort: 450.000 Soldaten sterben allein in jenem Januar. Das Land daheim sinkt in Trümmer. Der Alltag der Deutschen ist Hunger, Armut, Zerstörung und Flucht, während man im Ausland fassungslos die Nachrichten über das KZ Auschwitz wahrnimmt. Die „Zeitreise“ kehrt zurück in einen deutschen Schicksalswinter: Was passiert in diesen Tagen? Warum werden immer weiter Menschen als „Volksopfer“ in den Tod geschickt? Wie leben und überleben die Menschen? Wo harren die Opfer aus, während die Täter bereits dabei sind, ihre Spuren zu verwischen? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.01.2020MDR
  • Folge 103
    Ab Herbst 1989 geht die DDR unter – und mit ihr auch ein ganz eigenes Bildungssystem. Fächer wie Staatsbürger- und Wehrkunde verschwinden aus dem Stundenplan, die Einheitslehrbücher landen auf der Müllhalde der Geschichte. Viele Russischlehrer müssen selbst wieder die Schulbank drücken und ihr Englisch auffrischen, und statt der EOS gibt es nun neben städtischen Gymnasien private Waldorf-, Jenaplan- und Montessorischulen. Die „MDR Zeitreise“ macht sich auf die Spuren eines ungeheuren Umbruchs für alle – und trifft mit Johanna Wanka eine einstige Mathematikdozentin aus Merseburg, die später als Bundesministerin die Bildungslandschaft entscheidend mitgestaltet hat. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.02.2020MDR
  • Folge 104
    Mitteldeutschland ist während des Zweiten Weltkrieges Produktionsort von Benzin, Panzern und Flugzeugen. Der Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg zerstört nicht nur die Zentren kriegswichtiger Industrie und Chemieproduktion. Auch die urbanen Zentren werden zu großen Teilen zerstört. Magdeburg verliert seine historische Innenstadt, Leipzig wird bombardiert ebenso Jena und Nordhausen, das eine der am meisten zerstörten Städte Thüringens ist. Warum entschädigt Leipzig nach der Bombardierung seine Bombenopfer umgehend mit fast 300 Millionen Reichsmark? Wer entscheidet, warum neben dem Dom in Magdeburg Plattenbauten entstehen? Welche Geschichte steckt hinter der riesigen Fläche in Chemnitz rund um den „Nischel“? Warum sehen unsere Städte heute aus, wie sie aussehen? Welche Grundsätze des Städtebaus waren formgebend für den Wiederaufbau? Der Zweite Weltkrieg und die Bombardierungen kurz vor Kriegsende 1945 sowie der anschließende Wiederaufbau haben den Anblick unserer Städte grundlegend geprägt.
    Die MDR-Zeitreise hat für die aktuelle Sendung in Stadt- und Werksarchiven, in Luftbildstellen und Chroniken alliierter Bomberverbände sowie in städtebaulichen Akten der vergangenen 75 Jahre recherchiert. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.02.2020MDR
  • Folge 105
    Manchmal sind es nicht nur Einzelpersonen, die ihre Zeit besonders prägen, sondern ganze Familien. Da mag man zuerst an Herrschergeschlechter wie die Wettiner, Habsburger oder Hohenzollern denken, an Industriellenfamilien wie Henckel oder Siemens oder auch an Politiker- und Künstlerdynastien wie die von Arnims. Dass es in der DDR auch solche bedeutenden Familien gegeben hat, scheint der sozialistischen Logik zu widersprechen. Doch es gab und gibt sie noch heute im Osten: Künstlerfamilien wie Thalbach, Langhoff, Mühe, Gwisdek, Böwe, Kummer, Brasch, Sarrasani, Weisheit oder Hagen.
    Familien, die sich im Politischen oder Juristischen hervorgetan haben, wie die Gysis oder de Maizieres. Und auch Familienbetriebe haben es zu Größe oder Bekanntheit geschafft – Beispiele sind die Sportwagenfirma Melkus, der Backmischungshersteller Kathi oder der Flügel- und Klavierbauer Blüthner. Was ist das Besondere dieser Familien? Wie hat ihre ostdeutsche Herkunft sie geprägt? Was war und ist ihre Rolle in der Zeitgeschichte? Wie haben sie den Systemwechsel verkraftet? Und wie ist es für die nächste Generation, in die Fußstapfen berühmter Eltern zu treten? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.02.2020MDR
  • Folge 106
    Sie waren ein festes Ritual der DDR – die alljährlichen Feierlichkeiten zum Internationalen Frauentag. Erst Ulbricht, dann Honecker wurden in ihren Festtagsreden nicht müde zu betonen, wie wichtig die Frau für den sozialistischen Staat sei, wie wertvoll ihre Arbeitskraft und ihr Einsatz für den Weltfrieden. Und tatsächlich: Ohne einen so hohen Anteil der Frauen im Berufsleben hätte die DDR-Wirtschaft nicht funktioniert. Ende der 80er Jahre waren mehr als 90 Prozent von ihnen voll berufstätig. Für die SED-Führung Beweis dafür, dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, die in der DDR schon seit Staatsgründung Verfassungsrang hatte, vollständig umgesetzt sei.
    „Diese Gleichberechtigung war von oben verordnet, und die SED-Führung bestand nun einmal aus Männern“, sagt Anna Kaminsky, Leiterin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Sie hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Frauen in der DDR“. Für sie ist die Gleichberechtigung in der DDR nicht mehr als ein Mythos, der sich bis heute hält. Denn de facto hatten die Frauen keine Wahl. Berufstätige Mütter leisteten neben ihren 43 Stunden Erwerbsarbeit in der Woche noch zusätzliche 50 Stunden Erziehungs- oder Hausarbeit.
    Männer hingegen nur 16. Fakt ist aber auch, dass Ostfrauen schon immer unabhängig von ihren Ehemännern waren. Gesetze wie in der BRD, wonach die Frau den Mann um Erlaubnis fragen musste, wenn sie arbeiten gehen wollte, waren Ostfrauen fremd. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Ostfrauen mit dem politischen Bruch 1989/​90 besser klarkamen, als die Ostmänner. Die gelten, wenn man sich in den deutschen Medien umschaut, bis heute als die großen Wendeverlierer.
    Das Bild des Ostdeutschen ist das des verbitterten AfD-Wählers. Einen smarten Geschäftsmann verbindet die deutsche Öffentlichkeit selten mit einem ostdeutschen Mann. Woran liegt das, hat sich die Leipziger Autorin Greta Taubert gefragt und für ihr Buch „Guten Morgen, Du Schöner“ ostdeutsche Männer zu Wort kommen lassen. Ihr Fazit: Es wird Zeit, dass die „Ossiboys“ aufstehen und sagen „Wir sind wer!“. Am 08.März sucht die „MDR Zeitreise“ nach den Wurzeln des Frauentags. Was war das Ziel und was ist bis heute daraus geworden? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.03.2020MDR
  • Folge 107
    Gehenkte Partei-Puppen an den Bäumen, eingeworfene Fenster, zerstochene Autoreifen – der letzte Wahlkampf der DDR wird mehr als hitzig geführt. An diesem vorgezogenen Wahltermin im März 1990 wird über die Zukunft der DDR entschieden. Tausende haben das Land verlassen, der alten Volkskammer fehlte das Mandat und für Helmut Kohl steht der Weg zur Deutschen Einheit bereits fest. Zwar hat der Runde Tisch den Westpolitikern verboten, in der DDR Wahlkampf zumachen, doch daran hält sich niemand. Tausende bunte Plakate prangen plötzlich in farblosen ostdeutschen Straßen.
    Kopierer, Geldspenden und jede Menge Westpolitiker werden eingeflogen, um den großen Parteien CDU und SPD zum Sieg zu verhelfen. Bürgerrechtler werden später resigniert feststellen: es war ein in den Osten importierter Westwahlkampf. Und das Ergebnis vielleicht schon immer klar. Die „MDR Zeitreise“ kehrt zurück in die aufregenden und hitzigen Tage dieses ersten und letzten Wahlkampfes der DDR. Wer spielte überhaupt mit offenen Karten? Wer waren die Hoffnungsträger? Wer am Ende die Verlierer? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.03.2020MDR
  • Folge 108
    Urlaub am Strand, in den Bergen, am See – die DDR hatte jede Menge schöne, idyllische Plätze zu bieten. Doch an eine Übernachtungsmöglichkeit zu kommen, war ein Problem. DDR-Bürgern blieb meist nur die Chance auf eine private Unterkunft – wenn die zugeteilten Betriebsferienplätze vergeben waren. Die MDR Zeitreise besucht ehemalige Vermieter, fragt nach bei denen, die auch zu Messezeiten ausländische Gäste hatten und die, die im Erzgebirge ihre Couch für die Besucher frei geräumt haben. Wie lukrativ war das? Nach 1990 entdeckte ein Geschäftemacher den Wert der Privat-Vermieter und verdiente mit Adressbüchern über sie eine Menge Geld. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.03.2020MDR
  • Folge 109 (30 Min.)
    Janett Eger
    Im April 2020 jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar. Es liegt auf dem Ettersberg, doch auch nah genug an der Stadt – was sich dort abspielte, konnte nicht völlig verborgen bleiben. Doch wer wusste tatsächlich davon? Handwerker, die Gasleitungen dahin verlegten? Ärzte, die im Krankenhaus Weimar Häftlinge versorgten? Firmen, die Krematorien dafür bauten? Die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass mitten in Deutschland Tausende Menschen interniert, misshandelt und ermordet wurden, treibt bis heute viele um. Die MDR Zeitreise geht der Frage nach, wann und wo sich erste Anfänge dieser Verfolgungen festmachen lassen. Wie stark waren Judenhass und Ausländerhass in der Weimarer Republik verbreitet? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.04.2020MDR
  • Folge 110
    Es war ein scheinbar unspektakulärer Raub. Anfang Dezember stahlen Diebe mehrere Orden und Schmuck aus dem Stasi-Museum in Berlin im Wert von 1.500 Euro. Aber vielleicht waren die Täter auf etwas anderes aus? Vielleicht wussten sie vom rätselhaften Goldschatz, der von der Stasi beschafft wurde: Diamanten, eine Goldkrone mit Edelsteinen, eine historische goldene Haarspange in Schmetterlingsform mit aufgesetzten Perlen und Granaten. Woher diese Gegenstände stammen, ist völlig unklar. Nicht nur Museumsleiter Jörg Drieselmann fragt sich: „Wie eigentlich kommt die Stasi zu diesen Objekten?“ – Ist es Raubkunst? Stammen die Preziosen vielleicht aus der berüchtigten „Aktion Licht“ aus dem Jahr 1962? Damals ließ die DDR-Führung unter Anleitung von Stasi-Minister Mielke rund 21.000 Bankschließfächer und Tresore aufbrechen, die nach 1945 nicht mehr geöffnet wurde.
    Die Besitzer waren in den Westen geflüchtet oder von den Nazis ermordet worden. Den Stasi-Plünderern ging es dabei nicht darum, die gefundenen Wertgegenstände ihren Besitzern zurückzugeben. Sie wurden vielmehr dem DDR-Ministerium für Finanzen übergeben. Der Wert der gestohlenen Gegenstände betrug laut einem von Erich Mielke unterzeichneten Sonderbericht 4,1 Millionen DM. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.04.2020MDR
  • Folge 111
    Die Zeit der Hexenverfolgung gehört zu den dunkelsten Kapiteln der europäischen Geschichte. Sie hatte ihren Höhepunkt im 16. und 17. Jahrhundert. Man schätzt, dass ihr bis zu 60.000 Menschen zum Opfer fielen. Achtzig Prozent der Opfer waren Frauen. Fast 300 Jahre, nachdem die letzte Hexe in Deutschland den Feuertod fand, beginnt eine andere Schreckensfigur der Deutschen Geschichte, der Reichsführer SS, Reichsinnenminister Heinrich Himmler, sich für Hexen zu interessieren. MDR Zeitreise geht der Frage nach, warum der Reichsführer SS eine Sonderforschungsgruppe zum Thema einrichtete und eine bis heute erhaltene Hexenkartothek anlegen ließ.
    In der noch jungen und stalinistisch geprägten DDR glaubte man zwar nicht an Hexen. Okkultes Treiben passte nicht ins rationalistisch-materialistische Weltbild. Und doch verfolgte die Staatssicherheit in den 1950er-Jahren Charlotte Marquard als die „Kartenlegerin von Suhl“. Und während es am Ende der DDR im sozialistischen Staat offiziell natürlich keine Hexen gab, blühte nach dem Fall der Mauer eine okkulte Szene auf. Ein vermeidlicher Blick in die Zukunft, oder wundersames Heilen war plötzlich an vielen Orten möglich.
    Und selbstbewusste Frauen engagieren sich heute in einer Bewegung, die in England entstand und den USA sogar den Status einer Religion hat und nennen sich Wicca. Was haben die noch mit dem alten Bild der Hexe zu tun? Spannende Gegenwartsfragen in historischer Perspektive! In neuen Folgen des Erfolgsformats geht Moderatorin Janett Eger am Sonntagabend auf „MDR Zeitreise“. Geschichte erklärt die Gegenwart – gründlich recherchiert und packend erzählt, nah dran an interessanten Protagonisten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.04.2020MDR
  • Folge 112
    Dramatische Flucht, die Heimat verlassen, Eltern und Geschwister verloren oder tot. Was die Kindes des Zweiten Weltkrieges durchlebt und durchlitten haben, lässt sich für viele noch heute 75 Jahre nach dem Ende des Krieges – kaum in Worte fassen. Viele wollen sich nie wieder an diese Zeit erinnern. Anderen hat genau das geholfen – das Erzählen. Für die „MDR Zeitreise“ berichten Menschen dieser letzten Kriegsgeneration zum ersten Mal über die Zeit, die eigentlich die schönste des Leben sein sollte – die Kindheit. Aufgewachsen im Geist des Nationalsozialismus, geprägt von sechs Kriegsjahren, erwachsen geworden im Kampf ums Überleben danach. Von Leichenbergen erzählen sie, von Kälte und Hunger. Doch sie berichten auch von Hilfe, die sie bekamen, dem ersten Schultag nach einem langen Krieg und von der Friedensweihnacht endlich 1945. Sind sie heute mit dem Schicksal versöhnt? Wie konnten sie vergessen? Wem vergeben? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.05.2020MDR
  • Folge 113
    Deutsche TV-PremiereSo 17.05.2020MDR
  • Folge 114
    Stundenlang bei Kälte und Regen in langer Schlange auf ein Taxi warten – Das war gang und gäbe zu DDR-Zeiten. Spontan ein Taxi heranzuwinken, das war im Prinzip nicht möglich. Also musste man vorbestellen. Um dem Ansturm auf Taxen Herr zu werden, wurden in Leipzig Anfang der 1980er-Jahre Richtungstaxis eingeführt. D.h. Fahrgäste, die ungefähr dieselbe Richtung hatten, sollten zusammen fahren. Wem das nicht passte, der musste warten. Ein weiteres Problem war die Abrechnung, denn bis Mitte der 1980er-Jahre gab es noch keine elektronischen Taxameter.
    Die Fahrer haben den Kilometerstand vom Tacho abgelesen und die Kilometerzahl umständlich mit Zettel und Stift zur Kilometerpauschale multipliziert. Für die geräumigen Wolgas gab es Aufschlag und Gepäck kostete ebenfalls extra. Insider erzählen, dass so mancher Fahrer die Preise zu seinen Gunsten aufgerundet hat – der Passagier war ja froh, überhaupt ein Taxi erwischt zu haben. Heute hingegen tobt im Taxigeschäft ein Kampf um jeden Kunden. Taxiunternehmer müssen sich gegen eine immer größer werdende Konkurrenz behaupten.
    Dazu kommen Leihwagen-Anbieter, wie Teil-Auto oder Cityflitzer, die den Taxis das Wasser abgraben. Der Mietwagenmarkt boomt, denn immer mehr Menschen verzichten, auch der Umwelt zuliebe, auf ein eigenes Auto. Was relativ unbekannt ist: Auch schon in der DDR konnte man Autos mieten. 1960 wird die Kfz-Selbstfahrvermietung eröffnet, die zum VEB Taxi gehört. Im Angebot: 20 Jahre alte Wartburgs! Ehemalige Kunden erzählen, dass Sie die Mietwagen ein halbes Jahr im Voraus bestellen mussten. Trotz uralter Technik und langer Wartezeiten wuchs das Auto-Vermietungsgeschäft in der DDR ab den 1970er-Jahren.
    Der ehemalige Chef des VEB Taxi erzählt unter anderem, wie schwer es war, Neufahrzeuge zu bekommen. Dem DDR- Normalbürger war sein eigenes Auto heilig, wenn er eins hatte. Die Wartezeit für einen Neuwagen lag in vielen Ostblockländern zwischen 8 und 15 Jahren. Und obwohl die Produkte der sozialistischen Autoindustrie meist altmodisch, langsam und plump waren und das Fahren eine Qual, war jeder Lada 1300S, Wolga 24 oder Skoda 120L für seinen Besitzer nicht weniger wichtig als ein VW oder Mercedes im Westen.
    Doch mit dem Mauerfall gehörten Trabbi, Wartburg & Co.schlagartig zum alten Eisen. Eine Ehepaar aus Thüringen erzählt, wie es sich angefühlt hat, endlich ein richtiges Auto zu fahren – endlich ein Westauto! Spannende Gegenwartsfragen in historischer Perspektive! In neuen Folgen des Erfolgsformats geht Moderatorin Janett Eger am Sonntagabend auf „MDR Zeitreise“. Geschichte erklärt die Gegenwart – gründlich recherchiert und packend erzählt, nah dran an interessanten Protagonisten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.05.2020MDR

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn MDR Zeitreise online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…