3 Folgen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Die Strecke vom Kaspischen ans Schwarze Meer ist wie ein Minenfeld – und das teilweise im wahrsten Sinne des Wortes. Der ehemalige Russland-Korrespondent Christof Franzen bereist die Region.
    Es ist die komplizierteste Reise seines Lebens in einer der komplexesten Gegenden der Welt. Christof Franzen startet seine Reise in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans am Kaspischen Meer. Unterwegs hat er viele interessante Begegnungen.
    Er trifft auf alte Revolutionäre und junge mutige Blogger, auf Flüchtlinge, die vor 30 Jahren ihre Heimat verloren haben, und auf Mütter, die bereit sind, ihre Söhne in den nächsten Krieg zu schicken. Vor allem aber trifft er immer wieder auf Grenzen mitten in Europa – Grenzen, an denen es kein Durchkommen gibt.
    Aserbaidschan, Armenien und Georgien sind ehemalige Sowjetrepubliken, die nach dem Zerfall der Sowjetunion unabhängig geworden sind. 30 Jahre und ein paar Kriege später gibt es nicht nur drei, sondern sechs Gebiete, die sich als eigenständige Staaten definieren. Nagorno-Karabach, Südossetien und Abchasien bleiben zwar höchst umstrittene Territorien. Wenig umstritten ist jedoch die Feststellung, dass die ehemalige Zentralmacht Russland heute wieder mehr Einfluss im Südkaukasus hat. Vielerorts stehen ihre Soldaten, sichern den Frieden oder auch nur russische Interessen.
    Schon allein die Vorbereitung der Reise ist eine Herausforderung. Wo braucht es welche Bewilligungen? Wer stellt sie aus? Wer kontrolliert welche Zugänge? Was bedeutet das Visum des einen Landes im Pass für den Grenzübertritt ins andere? Wie groß ist das Risiko, auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden, weil man ein Gebiet betreten hat, das man in den Augen der verfeindeten Partei nicht betreten darf?
    Christof Franzen muss große Umwege machen, um an sein Ziel zu kommen. Die Reise führt durch wunderschöne Landschaften und faszinierende Kulturen, unter anderem geht es entlang der Seidenstraße mit ihrem hohen wirtschaftlichen Potenzial. Aber es ist auch eine Reise, die nachdenklich stimmt. Der Krieg in der Ukraine hat die Unsicherheit für die Menschen auch im Südkaukasus vergrößert.
    Da ist das gas- und ölreiche Aserbaidschan, das von einer autoritären Machtelite kontrolliert wird. Da ist Georgien, dessen Bevölkerung nach Westen drängt und dessen Regierung am Kreml haftet. Da ist Armenien, das eingeklemmt zwischen seinen Erzfeinden Türkei und Aserbaidschan Russland als einzige Schutzmacht hat. Und da sind überall die ungelösten und am Leben erhaltenen Konflikte um kleine Gebiete, die dafür sorgen, dass kein stabiler Frieden möglich ist.
    Der Krieg in der Ukraine verändert die Machtverhältnisse im Südkaukasus nicht grundsätzlich. Aber der lange Arm Russlands, die alten Abhängigkeiten und die Folgen der ungelösten Konflikte zeigen sich jetzt noch deutlicher. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.09.20223sat
  • Folge 2
    Christof Franzen reiste im September 2021 für die Dokumentation „Der gleiche Himmel“ „Entlang der russisch-baltischen Grenze“. Er wollte wissen, wie es den Menschen dort geht. Und heute?
    Die damalige Reise war geprägt von leisem Optimismus auf beiden Seiten. Im Juli 2022 zeigt sich ein teilweise komplett anderes Bild. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine reißt alte Gräben wieder auf, die tiefer sind als je zuvor.
    Das Fazit des langjährigen Korrespondenten des Schweizer Fernsehens im September 2021: Obwohl Russland seit Jahren wieder aggressiver auftritt gegenüber den direkten Nachbarn im Westen, fühlten sich die Balten sicher. Man sei schließlich in der NATO und zufrieden, in der EU zu sein. Auch die meisten Protagonisten auf der russischen Seite fühlten sich nicht bedroht vom Nachbarn, wenn auch da und dort eine gewisse Wehmut darüber mitschwang, dass man nicht mehr im gleichen, großen Reich zusammenleben würde. Kurz: geopolitisches Spannungsfeld ja, wirkliche Bedrohung nein.
    Keiner der Protagonisten glaubte damals, dass Russland die Ukraine angreifen würde. Alle wurden eines Besseren belehrt. Gut vier Monate nach Kriegsbeginn, im Juli 2022, reiste Christof Franzen noch einmal ins Baltikum und kontaktierte auch die Protagonisten auf der russischen Seite. Es waren berührende, aber auch beklemmende Begegnungen.
    Marina Selenko etwa wohnt auf der russischen Seite, circa 30 Kilometer von der Grenze zu Estland entfernt. Ihre Leidenschaft und der Broterwerb ist das Retten von verletzten Störchen. Im September 2021 meinte sie, dass sie die Fernsehpropaganda schon lange nicht mehr schaue. Sie habe ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn im Baltikum und überhaupt nur Menschen seien so dumm und würden Grenzen kennen. Im Sommer 2022 dann: Vor ihrem Haus weht einen Sowjetflagge, und sie kann nicht mehr an sich halten: Die Ukrainer seien Nazis, der Krieg müsse sein zum Schutze Russlands. Sie wünsche sich den Eisernen Vorhang zurück.
    Die zwei Reisen entlang der russisch-baltischen Grenzen fühlen sich an als wären sie aus zwei weit auseinanderliegenden Epochen. Zwei Reisen, die nicht nur Reporter Christof Franzen noch lange in Erinnerung bleiben werden. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.09.20223sat
  • Folge 3
    Was bedeutet Putins Krieg in der Ukraine für die russische Bevölkerung? Was bedeutet er für die russischen Frauen?
    Mehr Gerechtigkeit und Freiheit für alle, mehr Selbstwertgefühl für die Frauen – dafür hatten sie gekämpft: die Anwältin, die Bloggerin und das Plus- Size-Model. Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich auch ihr Leben komplett verändert. Sie suchen nach neuen Wegen.
    Was bedeutet Putins Krieg in der Ukraine für die russische Bevölkerung? Was bedeutet er für die russischen Frauen, die in der patriarchalen Gesellschaft die meisten Lasten tragen? Die Mehrheit auch der Frauen scheint hinter dem Präsidenten und seinem Krieg in der Ukraine zu stehen – ist dem wirklich so? Und wenn ja: für wie lange noch?
    Die Dokumentation porträtiert eine Bloggerin, eine Juristin und eine Leiterin einer Modelschule und einer Modelagentur: drei mutige Frauen, die sich für eine offene, freie Gesellschaft einsetzen, jede auf ihre Art.
    Im Januar 2022 begegnete das Filmteam ihnen zum ersten Mal. Es wollte Frauen porträtieren, die versuchen, das Land zu demokratisieren und zu öffnen, die den Austausch mit Europa pflegen. Es sollte ein hoffnungsvollen Film werden. Doch niemand hatte mit Putins Invasion in die gesamte Ukraine gerechnet. Alle waren zuerst einmal nur konsterniert. Seither begleitet das Filmteam die drei Frauen durch das Jahr und dokumentiert, wie der Krieg in der Ukraine und die laufenden Ereignisse in Russland auch ihr Leben stark beeinflussen.
    Die fundamentalen Elemente einer zivilisierten Gesellschaft sind in Russland seit Putins Amtsantritt im Jahr 2000 immer weiter beschnitten worden – mit dem 24. Februar ist aus der „gelenkten Demokratie“ eine Diktatur geworden.
    Alle drei Frauen sind Patriotinnen. Alle drei haben Angst. Und alle drei handeln jetzt ganz unterschiedlich: Die eine traut sich nichts Politisches mehr zu sagen. Die andere stand für sich vor der Wahl: künftig den Mund halten oder weitermachen und auswandern – und ist mit der Familie ausgewandert. Die dritte hält die Stellung in der Hauptstadt und macht unter eingeschränkten Möglichkeiten weiter, solange es geht.
    Wie sehen die drei ihre eigene Zukunft und die ihres Landes? Was macht ihnen noch Hoffnung? Sie sehen harte Zeiten auf die russische Bevölkerung zukommen. Stellvertretend sagt die Anwältin Mari Davtyan: „Wir wollen auf das Beste hoffen, haben aber keine objektiven Gründe dafür. Es droht ab Herbst eine ernste wirtschaftliche Krise, eine Verarmung der Bevölkerung, erhöhte Kriminalität und eine Krise härter als in den 1990er-Jahren.“ (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.09.20223sat

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