Ich schreibe dies im Mai 2020, mitten während der Corona-Krise. Nachdem ich von mehreren Leuten gehört hatte, dass sie "… mit SOWAS nie gerechnet hätten…", musste ich an diverse Bücher, Filme etc. denken, die ich im Laufe der Jahrzehnte gelesen bzw. gesehen habe. Da waren natürlich diverse Hollywood-Blockbuster, aber z.B. auch der deutsche Film "Die Hamburger Krankheit" von 1979 - und eben auch die erste Folge dieser Serie: "Die australische Blindheit". Ungefähr zur gleichen Zeit oder kurz danach begann auch eine neue Angst vor Geschlechtskrankheiten. In "Dressed to Kill" von Brian DePalma wird das am Anfang kurz thematisiert. Zuerst ging es dabei nur um Herpes und Tripper, aber nach einiger Zeit ging das dann ziemlich nahtlos in die AIDS-Panik über. Das soll heißen: auch wenn wir SOWAS wie Corona wirklich seit 100 Jahren nicht mehr erlebt haben, so ganz unerwartet kam das dann doch nicht!
Diese Serie fügte sich in die neue Science-Fiction-Begeisterung ein, die damals gerade ausbrach. Etwa ein halbes Jahr vor der Erstausstrahlung der ersten Folge (Ende Jan. 1978) war "Star Wars" in die amerikanischen Kinos gekommen. Einige Tage später sollte die "Sensation aus Amerika" dann auch endlich nach Deutschland kommen. In der ARD war bereits eine Retrospektive mit zunächst 40(!) SF-Filmen gestartet, die sich dann bis in die frühen 1980er hinziehen sollte. Die "Geschichten aus der Zukunft" sind ganz klar in diesem Kontext zu sehen, wenn sie das Thema SF auch von der dystopischen Seite angeht. (Ist ja immerhin öffentlich-rechtliches Fernsehen!) Es handelt sich auch nicht um das erste Produkt dieser Art. Es hatte vorher schon Dinge wie "Telerop 2009 – Es ist noch was zu retten" und "Das blaue Palais" von Rainer Erler gegeben. Letzterer hatte auch "Fleisch" produziert, der in dieselbe dystopische Abteilung gehört - soll also keiner behaupten, Zukunftsangst sei eine Erfindung des neuen Jahrtausends!!! Hier was zum Thema "Gute Alte Zeiten": 1977 war durch Terrorismus gekennzeichnet gewesen, der Jahreswechsel 78/79 durch die Schneekatastrophe in Norddeutschland (sodass BILD schon von einer neuen Eiszeit schwafelte), 1979 sollte den zweiten Ölschock erleben (nach dem ersten - und den autofreien Sonntagen! - im Jahr 1973), und irgendwann kam dann ja auch AIDS. Also, reißt Euch mal zusammen, ihr jungen Schlappschwänze 😊
Ganz nebenbei. Es gab in den 1970ern durchaus auch andere Arten von SF-Produktionen im Fernsehen. Es ist also keineswegs so, dass "Star Wars" die SF erfunden hätte, oder das es nur realistisch-dystopische Sachen wie die von Rainer Erler gegeben hätte. Neben Serien wie "Raumpatrouille" und natürlich "Raumschiff Enterprise" fallen mir hier vor allem "Alpha Alpha", "Invasion von der Wega" oder "Sie kommen aus Agarthi" ein, aber z.B. auch die Zeichentrickserie von "Sealab 2020" von 1972. ("2020" - wenn die gewusst hätten …) Andererseits: "Doctor Who" aus UK war merkwürdig abwesend bei uns. Warscheinlich kein Platz mehr in den wenigen TV-Kanälen, die wir hatten.
An die Serie selbst kann ich mich nur bedingt erinnern und würde mich jetzt auch nicht trauen, die Qualität zu beurteilen. Es handelte sich um typische TV-Produkte der damaligen Zeit. In der Folge über die australische Blindheit wird langsam ein Katastrophenszenario aufgebaut, der drohende Zusammenbruch wird gezeigt, die leidenden Menschen, und dann wird auch ziemlich schnell ein Heilmittel gefunden. Schema F, mehr oder weniger. Der besondere Kniff hier war, dass die Krankheit noch nicht einmal tödlich war. Die Menschen entwickelten lediglich so etwas wie einen grauen Star - waren damit aber kaum noch in der Lage, sich um sich selbst, geschweige denn um andere, um Kinder und Kranke, zu kümmern.
Andere Episoden gingen die Dinge auch mal etwas humorvoller an; ich erinnere mich hier vor allem an den "Mix" (der sich dann zum Ende hin auch zu so etwas Ähnlichem wie eine Seuche entwickelt - komplett mit Bundeskanzler, der während seiner Ansprache vor laufender Kamera zusammenbricht, sodass ein Assistent den Rest der Rede verlesen muss.
Wie gesagt, die Seuchenszenarien sind mir in Erinnerung geblieben. Ansonsten haben die SF-Filme in der ARD einen sehr viel größeren Eindruck bei mir hinterlassen.
Bjorn Kjaer (geb. 1975) am
Tolle Serie... in einer Folge hat sogar Harry Valerien mitgespielt-> "DER MIX"... da ging es um einen Jungen, der sich für Schwimm-Wettbewerbe gedopt hatte und letztendlich SUUUUPER-SCHNELL werden konnte. In der ZDF-Sport-Schau gibt er dann seine Mix-Rezeptur preis und die Nation nimmt diesen Mix dann ebenfalls. Letztendlich schlafen (-> in der Nebenwirkung) alle friedlich ein ! In einer anderern Folge spielt Vera Tschechowa eine Hauptrolle. Das Drehbuch gibt's auch von Prof. Haber und Karl Wittlinger zu kaufen ! Falls noch Fragen auftauchen sollten... meldet Euch ! Bjorn
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