Folge 66

  • Folge 66

    30 Min.
    Sondersendung: 1. Weltkrieg – Einhundert Jahre nach Ausbruch des 1. Weltkrieges beleuchtet das Geschichtsmagazin des MDR FERNSEHENS die Urkatstrophe des 20. Jahrhunderts mit ungewöhnlichen mitteldeutschen Blickwinkeln. Was bewog selbst bekennende Pazifisten wie Käthe Kollwitz zu plötzlicher Kriegsbegeisterung? Welche Kriegstraumata begleiteten die Soldaten nach der Schlacht? Was verrät ein Tagebuch aus einer Leipziger Laube über den Alltag im Krieg? Und mit welcher Idee revolutionierte der Thüringer Otto Bock die Prothesenkunde? Moderator Gunter Schoß begrüßt die Zuschauer zu dieser Sondersendung aus dem Militärhistorischen Museum in Dresden.
    Käthe Kollwitz und der Patriotismus
    Zu Beginn des Ersten Weltkrieges im Spätsommer 1914 herrschte eine immense Kriegsbegeisterung, die heute schwer zu begreifen ist. Wie ist es möglich, dass selbst kluge Menschen in diesen Taumel gerieten? So wie auch die Berliner Künstlerin Käthe Kollwitz. Die Sozialistin bekämpfte vor dem Krieg die wachsenden Militärausgaben und mahnte zu Frieden. Nun sieht sie es als ihre patriotische Pflicht an, die Regierung zu unterstützen. Auch wenn das heißt, dass ihr Sohn an die Front muss. Ihre Tagebücher offenbaren ihre Gefühle zwischen Begeisterung und großem Bangen. Ein Großprojekt der ARD und Arte zum 1. Weltkrieg hat Käthe Kollwitz und 13 weitere Tagebücher von Menschen aus neun Nationen ins Zentrum eines Doku-Dramas gerückt, das ein fesselndes Panorama des 1. Weltkrieg bietet. GMDM mit einem exklusiven Vorabbericht zum ersten Teil von „14 Tagebücher des Ersten Weltkriegs“.
    „Kriegsneurosen“ aus psychiatriegeschichtlicher Sicht
    Die Soldaten, die meist euphorisch und begeistert in den Krieg zogen, waren durch nichts auf die Apokalypse vorbereitet, die sie an der Front erwartete. Wer überlebt, sieht die Kameraden sterben. Zerfetzte Körper, Kälte, Schlamm, die leiser werdenden Schreie. Die Soldaten reagierten mit Weinkrämpfen, Zittern, Bettnässen oder völliger Apathie. Sie erblinden oder verstummen ohne organische Ursache. Die Psychiatrie fasste all diese Symptome unter den Begriffen „Kriegsneurose“ und „Kriegshysterie“ zusammen.
    Helfen konnten und wollten die Psychiater den Traumatisierten nicht. Sie glaubten, dass nicht die Erlebnisse im Krieg
    die Ursache für die Erkrankung waren, sondern die schwache Konstitution der Betroffenen. Die Traumatisierten wurden mit Elektroschocks behandelt oder mussten Zwangsexerzieren. GMDM beleuchtet gemeinsam mit dem Leipziger Psychiatriehistoriker Holger Steinberg dieses menschenfeindliche Kapitel der deutschen Psychiatriegeschichte, das inzwischen in Forschungsprojekten aufgearbeitet wird.
    Das Tagebuch aus der Leipziger Laube
    Bei Renovierungsarbeiten an einer Gartenlaube in Leipzig-Lindenau machen die Enkel von Julius Schiman eine unglaubliche Entdeckung: Sorgsam in Dachpappe eingewickelt, finden sie persönliche Unterlagen ihres Großvaters, darunter sein komplettes Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg. Die Überraschung ist groß, denn es sind die ersten näheren Hinweise auf sein bisher unbekanntes Leben. Es stellt sich heraus, dass Julius Schimann ab 1914 als Leibbursche von Generalfeldmarschall Mackensen den Ersten Weltkrieg erlebte. Es beginnt eine jahrelange Puzzlearbeit für die Enkel. GMDM zeigt, wie die beiden nicht nur das Leben des Großvaters im Ersten Weltkrieg kennenlernen. Denn die intensive Beschäftigung mit den Hintergründen gibt den ostdeutsch Geprägten auch einen neuen Blick auf die geschichtlichen Ereignisse.
    „Eiserner Wille ist die beste Prothese“ – Orthopädie aus Thüringen
    Die neue industrialisierte Kriegstechnik des 1. Weltkrieges, das Trommelfeuer der Maschinengewehre, Granaten, der Einsatz von Gas hat verheerende Wirkungen. Nicht nur zwei Millionen Tote, auch die Zahl der Menschen, die das Inferno verletzt oder verstümmelt überleben, stellt alles bisher Gewesene in den Schatten. Allein fast drei Millionen Deutsche kehren als „Krüppel“ von den Schlachtfeldern zurück. Darauf ist keiner vorbereitet. Weder medizinisch, technisch, noch in sozialer Hinsicht. 85% aller Verletzungen werden von zerberstenden Artilleriegranaten verursacht.
    Sie zerstören, anders als herkömmliche Schussverletzungen, große Körperteile oder reißen sie ab. Für verlorene Arme oder Beine gibt es bis dahin nur Holzstelen oder eine geschmiedete Hakenhand. Prothesen sind teure Luxusartikel. Der Thüringer Otto Bock, ein junger Orthopädietechniker aus Königsee, erkennt seine Chance und legt 1919 mit der Herstellung von Prothesenteilen in Serie den Grundstein für die moderne orthopädische Industrie. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.05.2014MDR

Cast & Crew

Sendetermine

Mi 28.05.2014
02:05–02:33
02:05–
Di 27.05.2014
21:15–21:45
21:15–
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