Streit um den Aal

D 2023 (45 Min.)
  • Dokumentation
  • Natur

Für viele Fischer ist der Aal einer der letzten Brotfische. Stirbt der Aal aus, stirbt auch ein uraltes Handwerk aus. Politik und Fischereiwirtschaft versuchen, den Bestand der Aale und ihren Erwerbszweig mit Besatzaktionen zu retten. Jedes Jahr setzen sie Millionen Jungaale in Binnen- und Küstengewässern aus. Wissenschaftler und Naturschützer hingegen fordern ein Fangverbot und das Ende des Besatzes. Wer hat Recht? Und was hilft dem Aal, wirklich zu überleben? Aale gab es schon vor Millionen Jahren. Sie haben Kontinentalverschiebungen und Eiszeiten überlebt.

Ob sie die Menschheit und das Industriezeitalter überleben, ist fraglich. Seit 2008 steht Anguilla anguilla, so der klangvolle Name des Europäischen Aals, auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Er gilt als vom Aussterben bedroht. Es ist die letzte Stufe der Gefährdungsskala, bevor eine Art völlig aus der Wildnis verschwindet. Für die wenigen an der Schlei noch verbliebenen Fischer ist der Aal im Sommer die letzte Rettung. Der Hering im Frühjahr war knapp. „Plötze, Barsch und Zander fangen wir gar nicht mehr“, sagt Jörn Ross, Eldermann der traditionsreichen Holmer Fischer aus Schleswig.

Ein komplettes Fangverbot, wie es der Internationale Rat für Meeresforschung empfiehlt, würde für ihn und seinen Sohn Nils das Aus bedeuten. Schon jetzt gilt in den Küstengewässern eine Schonzeit von sechs Monaten. Von Mitte September bis Mitte März darf Ross in der Ostsee keinen Aal fischen. Doch Ross sieht die Fischer zu Unrecht am Pranger. „Wir sind es, die den Aal schützen und dafür sorgen, dass er uns erhalten bleibt.“ Ross engagiert sich wie viele Fischereibetriebe und Angelvereine beim Aalutsetten, norddeutsch für den Besatz mit Glasaalen, wie die jungen Aale heißen.

Sie werden an der europäischen Küste, vor allem in Spanien und Frankreich, gefangen, zum Teil in Aquakultur vorgezogen oder direkt in deutschen Gewässern eingesetzt. Früher wanderten die Jungfische in großer Zahl von allein in norddeutsche Binnengewässer ein. Heute kommt nur noch ein Bruchteil auf natürlichem Weg dort an. Der Besatz soll das ausgleichen und den Fischern ihr Einkommen sichern. Aalutsetten sagen sie, ist Artenschutz. Das sehen Umweltverbände und die Wissenschaftler des Internationalen Rates für Meeresforschung, ICES, ganz anders.

Der Meeresökologe Reinhold Hanel vom Thünen-Institut in Bremerhaven ist Mitglied des ICES. „Viele Glasaale und vorgestreckte Aale sterben während Fang, Transport, Hälterung und Mast“, erklärt er. Es gäbe keinen Hinweis darauf, dass der Besatz die Überlebenschancen des Aals erhöhe. Studien zeigen, so Hanel, dass seit den 1970er-Jahren immer weniger Aalnachwuchs in Europa ankommt, ein Rückgang zwischen 95 und 99 Prozent, je nach Küstenregion. Sein Fazit: ein Stopp von Aal- und Glasaalfischerei sei überfällig.

Der Film zeigt norddeutsche Fischer und Angler beim Aalutsetten. Sie investieren viel Zeit und Geld in den Besatz, der zudem mit Steuergeldern gefördert wird. Begleitet werden die Maßnahmen durch ein europaweites Monitoring. Es soll klären, ob sich der Bestand erholt. Eine der Stationen liegt in Rostock. Das Filmteam begleitet die Biologen Malte Dorow und Jens Frankowski vom Fischereiinstitut des Landes Mecklenburg-Vorpommern bei ihren Untersuchungen. Laut Dorow erholt sich der Bestand in Mecklenburg-Vorpommern. Daraus könne man aber nicht schließen, dass es dem Europäischen Aal auch insgesamt besser geht.

Vieles, was den Aal betrifft, liegt im Ungewissen. Sein Laichgrund ist die Sargassosee, ein Meeresgebiet im Nordatlantik, bis zu 7000 Meter tief. Von dort driften die Larven an die europäischen Küsten, wo sie sich zum Glasaal und später in den Binnengewässern zum Gelbaal entwickeln. Bis zu 30 Jahre lang bleibt der Aal an einem Ort, bevor er sich wieder auf die Reise in das Sargassomeer macht. Wie er navigiert, weiß niemand, und noch nie wurde ein Aal beim Laichen beobachtet. Unklar ist auch, warum der Bestand seit Jahrzehnten zurückgeht. Der Kli (Text: tagesschau24)

Deutsche TV-Premiere10.07.2023NDR

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