So reiste das Politbüro
- D 2006 (45 Min.)
- Dokumentation
- Geschichte
Die Bilder haben sich eingeprägt: nie endende Bruderküsse auf dem Moskauer Flughafen, fähnchenschwenkende Kinder am Straßenrand, Erich Honecker mit ernstem Gesicht auf dem roten Teppich in Bonn. „Honecker war damals sehr aufgeregt“, erinnert sich der heutige Innenminister Wolfgang Schäuble. Es war ein langer Weg, den die kleine DDR gehen musste, um in der großen Weltdiplomatie anzukommen. Gingen die Staatsreisen anfangs ausschließlich in die befreundeten „Bruderländer“, entfaltete sich nach dem Grundlagenvertrag mit der Bundesrepublik ein wahrer Reiseboom. Erstmals gibt ein Film Einblicke in die Welt der Arbeits- und Staatsbesuche des Politbüros und zeigt bisher unveröffentlichtes Archivmaterial.
Politiker erinnern sich an ihre privaten Eindrücke, ehemalige DDR- Botschafter, Dolmetscher und Protokollchefs plaudern aus dem Nähkästchen der Politbüro-Diplomatie. Sie berichten von den mühsamen Anfängen der 50er und 60er Jahre, über die enthusiastischen Empfänge in Afrika und Kuba, die streng durchprotokollierten Besuche in der Bundesrepublik. Der Zuschauer erfährt, dass Erich Honecker es strikt ablehnte, einen Frack anzuziehen, aber gern mit afrikanischen Kriegern tanzte. Diplomatische Mitarbeiter erklären die historischen Wurzeln der Bruderküsse und diplomatische Feinheiten eines Japan-Besuches.
Neben den Kuriositäten des Protokolls beleuchtet der Film die politischen und wirtschaftlichen Aspekte der Reisen. Entwicklungsländer wurden mit Brot und Waffen versorgt und lieferten dafür den in der DDR heißbegehrten Kaffee. Auf Kuba ließ das Politbüro eines der weltgrößten Zementwerke errichten – trotz chronischem Baustoffmangel im eigenen Lande. Und so ist es wohl eine Ironie der Geschichte, dass der einzige für die DDR profitable Handelspartner am Ende der „kapitalistische Klassenfeind“ BRD war. (Text: ARD)
- folgt auf So lebte das Politbüro
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