Plötzlich machtlos Wenn rechtliche Betreuung schiefgeht

D 2023 (45 Min.)
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Monatelang sah es so aus, als könnte Ilse Barchnitzki nicht mehr in ihre Wohnung zurückkehren. – Bild: WDR/​Wolfgang Minder
Monatelang sah es so aus, als könnte Ilse Barchnitzki nicht mehr in ihre Wohnung zurückkehren.

Als Ilse Barchnitzki nach einer schweren Herzoperation aus dem künstlichen Koma erwacht, hat sich die Welt für sie verändert. Obwohl sich die 86-Jährige Stück für Stück wieder in ihr altes Leben zurückkämpft, entscheidet nun jemand anderes für sie. Während des Komas wurde eine rechtliche Betreuung angeordnet, weil die Behörden keine Angehörigen ausfindig machen konnten. Eine Betreuung mit Folgen, denn von nun an muss Ilse Barchnitzki um alles fürchten, was für sie wichtig ist: ihre Wohnung, ihr Auto, das Recht, selbstbestimmt zu leben. Selbst, als sie längst wieder zu sich gekommen ist, ist klar, es gibt kein Zurück: die Kontrolle über ihr Leben haben jetzt andere.

Plötzlich soll sie dauerhaft in einem Heim untergebracht werden. Dabei will sie nichts mehr als wieder nach Hause. Wehren kann sich Ilse Barchitzki jedoch nicht dagegen, denn es bestehen Zweifel an ihrer Geschäftsfähigkeit. Erst als aufmerksame Nachbarn sich einmischen, scheint sich das Blatt zu wenden. So wie Ilse Barchitzki geht es vielen Menschen. Insgesamt stehen über 1,3 Millionen Menschen in Deutschland unter rechtlicher Betreuung. Grund kann eine psychische Erkrankung, eine geistige oder körperliche Beeinträchtigung oder eine Demenz sein.

Und die wenigsten wissen, was es bedeutet, unter rechtlicher Betreuung zu stehen. Der gesetzliche Betreuer kümmert sich um die Geldangelegenheiten, hat Überblick über das Vermögen, trifft Entscheidungen in Gesundheitsfragen. Entscheidungen, die im Sinne des Betroffenen fallen sollen – doch immer wieder kommt es zu schwerwiegenden Konflikten, worunter Betreute und Betreuer gleichermaßen leiden. Und es kommt auch vor, dass Betreuer ihre Machtstellung missbrauchen und sogar kriminelle Handlungen gegen ihre Betreuten begehen. Im Januar 2023 tritt nun ein neues Betreuungsrecht in Kraft, um das lange gerungen wurde.

Ziel sollte die Stärkung der Interessen der Betreuten sein, insbesondere sollte deren Wille stärker in den Mittelpunkt gestellt werden und Einfallstore für kriminelles Handeln sollten geschlossen werden. Kritiker sagen allerdings, dass vor allem Paragraphenkosmetik betrieben wurde und sich die Situation der Betreuten in wichtigen Punkten nicht grundsätzlich verbessern wird. Denn ein Problem zieht sich wie ein roter Faden durch das Thema. Es fehlt Geld im System, Geld für eine bessere Kontrolle der Betreuerinnen und Betreuer, die so tief in das Selbstbestimmungsrecht ihrer Schutzbefohlenen eingreifen dürfen und müssen. (Text: WDR)

Deutsche TV-Premiere01.02.2023WDR

Sendetermine

Di 19.09.2023
22:54–23:39
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Mo 03.07.2023
00:35–01:20
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So 02.07.2023
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So 02.07.2023
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Sa 11.02.2023
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So 05.02.2023
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Mi 01.02.2023
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