Armut im Schatten der Krone – Soziale Kälte in Großbritannien

Es ist das große englische Paradoxon: Während das Land eine historisch niedrige Arbeitslosenquote von 3,6 % aufweist, bricht die Armut alle Rekorde: Mehr als 15 Millionen Briten gelten heute als arm … Das ist fast ein Viertel der Bevölkerung!

Die galoppierende Inflation und die Explosion der Energiekosten in den letzten Monaten haben Millionen in die Armut getrieben. Aber auch die Hyperflexibilität der Löhne und die zunehmende Uberisierung von Hunderttausenden von Selbstständigen … All das wird durch mehr als zehn Jahre harter Kürzungen der Sozialhilfe unter der Regierung von David Cameron und einen Rückzug des Staates aus den öffentlichen Diensten verschärft …

Infolgedessen gibt es im Vereinigten Königreich, wo es 2010 nur ein paar Dutzend Lebensmittelbanken gab, heute mehr als 2.000 … Die Lebenserwartung stagniert, in den am stärksten benachteiligten Regionen, in denen die Menschen 10 Jahre früher sterben als anderswo, ist sogar rückläufig. Sie sind Opfer des so genannten „Shit-Life-Syndroms“, wörtlich das Scheißleben-Syndrom: ein tödlicher Cocktail aus mehreren Pathologien und Abhängigkeiten.

Deshalb engagieren sich Millionen von Briten freiwillig, um die Versäumnisse der Regierung auszugleichen. Dies ist die Geburtsstunde der „Big Society“, einer Gesellschaft der Wohltätigkeit, die der damalige Premierminister im Jahr 2010 theoretisiert hat: David Cameron, der Architekt der Austeritätspolitik!

Wir haben Englands Working Poor, die arbeitenden Armen, getroffen, die alle auf Solidarität angewiesen sind, um zu überleben.

Von Blackpool, einer von Armut geplagten Küstenstadt im Nordwesten, über die grüne Grafschaft Cumbria an der schottischen Grenze, eine der ländlichsten Grafschaften des Landes, in der es so gut wie keine öffentlichen Verkehrsmittel und Dienstleistungen mehr gibt, bis hin zu Ashton -under-Lyne, einer durch das Fehlen wirtschaftlicher Perspektiven gelähmten Fabrikstadt, die in ein Großbritannien gestürzt ist. (Text: Phoenix)