bisher 2 Folgen, Folge 1–2

  • Folge 1
    Vor dem Militärmuseum in Thessaloniki erinnern Panzer an den Putsch griechischer Offiziere, die das Land im April 1967 in die Diktatur stürzen. – Bild: ZDF und Ioannis Fotou./​Ioannis Fotou
    Vor dem Militärmuseum in Thessaloniki erinnern Panzer an den Putsch griechischer Offiziere, die das Land im April 1967 in die Diktatur stürzen.
    21. April 1967 – Panzer rollen durch Athen. Es ist der Beginn einer Militärdiktatur mitten in Europa, befehligt von griechischen Offizieren und getrieben vom Hass auf die Kommunisten. Unter dem Befehl von Oberst Georgios Papadopoulos setzen die Militärs einen Putschplan um, der von der NATO im Kampf gegen den Kommunismus entwickelt wurde. In nur einer Nacht sichern sich die Obristen so die Macht über Griechenland. Schon in den ersten Tagen nach dem Putsch werden Tausende Kommunisten und linke Oppositionelle festgenommen und auf abgelegene Inseln vor der Küste Griechenlands verschleppt.
    In der Folgezeit errichten die Obristen eine Schreckensherrschaft, in der die Hetze gegen alles politisch Linke in brachialer und roher Gewalt mündet. Linientreue und Loyalität sind gefordert, erzwungen durch Folter und Gefangenschaft. Zwar protestieren die USA zuerst gegen das griechische Obristen-Regime und sperren dem Verbündeten kurzzeitig die Militärhilfe. Doch es herrscht der Kalte Krieg und seine geografische Lage macht Griechenland zu einem unverzichtbaren Bündnispartner im Kampf gegen den internationalen Kommunismus. Politische Verwerfungen im Nahen Osten festigen die strategische Bedeutung des südeuropäischen Landes zusätzlich.
    Bereits im Herbst 1967 erhält das Regime wieder hohe, bedingungslose Militärhilfen. Es ist die Zeit des beginnenden Massentourismus. Auch Griechenland lockt mit seinen Stränden und antiken Stätten immer mehr Urlauberinnen und Urlauber an. Die Obristen erkennen frühzeitig das Potenzial dieser Entwicklungen und steigern die Investitionen im Tourismussektor um bis zu 600 Prozent. Tatsächlich floriert die Wirtschaft bis Anfang der 1970er-Jahre. Damit kann das Regime den mangelnden Rückhalt in der Bevölkerung wettmachen.
    Doch 1972 gerät der Aufschwung ins Stocken, eine hohe Inflation und politische Fehler führen zu öffentlichen Protesten, die schließlich blutig niedergeschlagen werden. Die Folge sind interne Machtkämpfe, aus denen der Chef der Sicherheitspolizei, Dimitrios Ioannidis, als neuer Anführer der griechischen Militärjunta hervorgeht. Doch er begeht einen verhängnisvollen Fehler: Um alte Gebietsansprüche einzulösen, versucht er, die Insel Zypern unter seine Kontrolle zu bringen. Damit beschwört er den bis heute nicht gelösten Zypernkonflikt herauf – und so letztlich auch den Untergang des Regimes der Obristen.
    Das moderne Europa gilt heute als Zusammenschluss gefestigter und freiheitlicher Demokratien. Dabei konnten sich Diktaturen bis in die Mitte der 1970er-Jahre sogar in Griechenland und Portugal halten. Der Weg dieser Länder in die Demokratie war kaum einfacher als der von anderen autoritären Systemen. Die Reihe zeigt zwei der letzten Diktaturen Europas und dokumentiert, wie der Westen und andere Akteure diese brutalen und repressiven Systeme bis zuletzt unterstützt haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.12.2021ZDFinfo
  • Folge 2
    Der ehemalige Regimegegner José Pedro Soares wird im Sommer 1971 von der portugiesischen Geheimpolizei PIDE verhaftet und gefoltert.
    Portugal ist Schauplatz der längsten rechten Diktatur des modernen Europa. Über 40 Jahre beherrscht der „Estado Novo“ das Land. An seiner Spitze: António de Oliveira Salazar. 1932 wird er Regierungschef und erhebt sich zum Alleinherrscher. Salazar verfolgt kompromisslos ein Ziel: das Kolonialreich zu erhalten. Es gelingt ihm zwar, Portugal aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten, doch das Land verharrt in Armut und Rückständigkeit. Seine berüchtigte Geheimpolizei PIDE unterdrückt jede Opposition.
    Bei ihren Verhören setzt sie Folter ein, Menschen werden willkürlich verhaftet und über Monate hinweg inhaftiert. Unterstützung erfährt die PIDE auch aus dem westlichen Ausland. Denn: António de Oliveira Salazar ist strenger Katholik und verabscheut den Kommunismus. Er stellt sich auf die Seite des Westens, Portugal wird 1949 sogar Gründungsmitglied der NATO. Die anderen Mitgliedsstaaten nehmen die diktatorischen Verhältnisse in Salazars Portugal billigend in Kauf – ein verlässlicher Bündnispartner im westlichsten Europa hat Vorrang.
    Während im Jahr 1960 zahlreiche afrikanische Kolonien anderer Imperialmächte in die Unabhängigkeit entlassen werden, hält Salazar an den portugiesischen Überseegebieten fest. Doch ein Jahr später brechen Kämpfe in Angola aus. In der damals größten portugiesischen Kolonie beginnt Salazar einen zermürbenden Krieg um den Erhalt der kolonialen Macht. Der Konflikt breitet sich auf weitere Kolonien aus und wird immer weniger beherrschbar. Währenddessen wird in Portugal die Wehrpflicht auf vier Jahre erhöht, fast jeder junge Portugiese muss nun in den Überseegebieten kämpfen.
    Der Krieg wird sich über 13 Jahre hinziehen und den portugiesischen Staatshaushalt ruinieren. António Salazar selbst stirbt 1970 nach einem Schlaganfall. Doch sein Nachfolger Marcelo Caetano führt die Diktatur und deren Kriege mit unverminderter Härte fort. Die zahlreichen Verluste und die Aussichtslosigkeit der kolonialen Konflikte führen zu einer Abkehr vom Regime des „Estado Novo“ – nicht nur in den Reihen der Soldaten, sondern auch in der breiten Bevölkerung.
    Am 25. April 1974 putschen linksgerichtete Soldaten gegen die Diktatur, besetzen Lissabon – und werden von den Menschen begeistert empfangen. Innerhalb weniger Stunden ist die Diktatur gestürzt. Der Aufstand verläuft friedlich und geht als „Nelkenrevolution“ in die Geschichte ein. Die afrikanischen Kolonien Portugals werden binnen anderthalb Jahren in die Unabhängigkeit entlassen. Mit dem Untergang der Diktatur findet auch die Kolonialgeschichte der einstigen See- und Handelsmacht ihr Ende.
    Das moderne Europa gilt heute als Zusammenschluss gefestigter und freiheitlicher Demokratien. Dabei konnten sich Diktaturen bis in die Mitte der 1970er-Jahre sogar in Griechenland und Portugal halten. Der Weg dieser Länder in die Demokratie war kaum einfacher als der von anderen autoritären Systemen. Die Reihe zeigt zwei der letzten Diktaturen Europas und dokumentiert, wie der Westen und andere Akteure diese brutalen und repressiven Systeme bis zuletzt unterstützt haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.12.2021ZDFinfo

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