2021, Folge 340–356

  • Folge 340 (30 Min.)
    Geheimnisvolle, vermooste Steinmauern im tiefen Fichtenwald, verrostete Stahlgerüste, die Reste von Scheinwerfern – in dieser vergessenen Kulisse unterhalb des Rennsteigs im Thüringer Wald beginnt Sven Voss seine exklusive Spurensuche über eines der ungewöhnlichsten Bauwerke Mitteldeutschlands. Zum ersten Mal spricht der frühere starke Mann des DDR-Leistungssports, Thomas Köhler, über das Projekt. Es war neu, innovativ, es wurde Ende der 1960er Jahre berechnet von einem der ersten Großrechner der DDR. Die Bauweise war gänzlich unbekannt, die allesamt blutjungen Projektanten und Architekten betraten Neuland.
    Niemand hatte so etwas vorher in der Theorie entworfen. Entstehen sollte eine eisige Rennstrecke aus künstlichem Eis mit 14 teils riesigen Kurven, manche, wie die legendäre Kurve 13, mehr als sechs Meter hoch. Dazu eine gigantische Kühlanlage für den über 1,3 Kilometer langen Eiskanal, mit einer Eisfläche, groß, wie ein Fußballfeld, gekühlt von 39 Tonnen giftigen Ammoniaks in Stahlrohren von sage und schreibe 45 Kilometer Länge. Die Kühlanlage entsteht mitten in der Wildnis des Thüringer Waldes, doch genau im Trinkwassereinzugsgebiet für den halben Süden Ostdeutschlands.
    Ein mehr als 30 Millionen Mark teures Risiko, aber das ist es dem Staat wert: Die Rennstrecke ist die Antwort der DDR-Partei- und Sportführung auf die erste Kunsteisbahn der Welt – die in der BRD gebaut worden ist. Waffengleichheit im Kalten Krieg. Es geht um Medaillen, Nation, Hymne und Flagge, und heute weiß man: die Olympische Wintersportgeschichte der DDR wäre gänzlich anders verlaufen, hätte es diese Rennstrecke nicht gegeben. Sven Voss spricht in den Wäldern Thüringens exklusiv mit den wenigen noch lebenden Zeitzeugen eines der spektakulärsten Sport-Bauwerke Deutschlands. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.01.2021MDRDeutsche Streaming-PremiereMi 30.12.2020ARD Mediathek
    ursprünglich für den 20.01.2021 angekündigt
  • Folge 341 (30 Min.)
    Dessau, 11. Mai 2016. Die Studentin Yangjie Li kehrt von ihrer allabendlichen Joggingrunde nicht zurück. Schnell wird sie als vermisst gemeldet. Dass sie Opfer eines unfassbar grausamen Verbrechens wurde, ist erst Tage später klar. Vom Täter fehlt jede Spur. Chemnitz. Am 13. September 2017 finden Spaziergänger eine Leiche in einer alten Industriebrache. Offensichtlich liegt sie schon seit mehreren Wochen dort. Wer ist der Mann? Und warum wurde er umgebracht? Wer ist der Täter? Tötungsdelikte stellen die Polizei nicht selten vor scheinbar unlösbare Rätsel. Aber Tote schweigen nicht: Oft sind es Rechtsmediziner, die mit neuen, besonders sensiblen Methoden die entscheidenden Hinweise für die Aufklärung der Verbrechen liefern.
    Die forensischen Techniken entwickeln sich rasant, seit der international berühmte Serologe und Rechtsmediziner Prof. Dr. Otto Prokop an der Charité wirkte. Ihm setzt die 3. Staffel der Erfolgsserie „Charité“, die im Januar 2021 gesendet wird, ein Denkmal. Prof. Dr. Rüdiger Lessig war einst Prokops Prüfling. Heute trägt er als Leiter des rechtsmedizinischen Instituts in Halle mittels neuster DNA-Techniken zur Aufklärung von Verbrechen – wie dem an der chinesischen Studentin Yangjie Li – bei.
    Nicht selten überführt der „genetische Fingerabdruck“ den Täter. Heutzutage reicht eine einzelne Hautschuppe für die Gewinnung eines DNA-Profils. Und Hautschuppen verliert jeder. In Chemnitz ist eine der wichtigsten Fragen die nach dem Todeszeitpunkt. Er entscheidet schließlich darüber, ob ein potentieller Täter ein Alibi hat oder nicht. Ist eine Person länger als 96 Stunden tot, ist die Bestimmung ihres Todeszeitpunktes mit herkömmlichen Methoden nicht mehr möglich. Dann schlägt die Stunde von Marcus Schwarz. Er ist Forensischer Entomologe, Insektenkundler. Anhand der Besiedlung einer Leiche mit Insekten und ihren Entwicklungsstadien kann er einen lange zurückliegenden Todeszeitpunkt auf wenige Tage eingrenzen.
    Die Forensische Entomologie ist ein noch junges Forschungsgebiet, es werden immer neue Möglichkeiten entdeckt. Zum Beispiel können auch Drogenkonsum oder Vergiftungen durch chemische Analysen der Maden nachgewiesen werden. „Echt“-Moderator Sven Voss trifft die Detektive am Seziertisch und lässt sich von den Rechtsmedizinern die modernsten Methoden erklären. Was kann die DNA-Technik heute? Was verrät die Blutspurenanalyse über den Tathergang? Wie helfen Maden und 3D-Drucker bei der Überführung von Tätern? (Text: MDR)
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 13.01.2021 angekündigt
  • Folge 342 (30 Min.)
    Es ist genau 21:40 Uhr als am 23. Februar 2018 die Alarmglocken bei der Feuerwehr Mühlhausen schrillen. Am Lindenbühl steht ein großes verwinkeltes Wohnhaus mit 14 Mietern in Flammen. Die Treppenhäuser funktionieren wie Kamine. Das Feuer, aber auch Rauch und Qualm, breiten sich schlagartig aus. Jetzt geht es um Leben und Tod. „Aus einer Wohnung im ersten Stock riefen mehrere Personen um Hilfe, da der Fluchtweg durch das lichterloh brennende Treppenhaus bereits abgeschnitten war“, berichtet Einsatzleiter Sören Zengerling. Acht Kinder und sechs Erwachsene können gerade noch gerettet werden.
    Wer oder was steckt hinter diesem Inferno? „Echt“ hat exklusiven Zugang zu den polizeilichen Ermittlungsakten und rekonstruiert diesen Fall mit Zeitzeugen, Feuerwehrleuten und einem Brandursachenermittler. Schon einen Tag später ist Brandursachenermittler Sebastian Hergesell vor Ort. Das Löschwasser hängt in Eiszapfen von den Decken, das ist Haus vollkommen zerstört. Hier kann nur ein Profi etwas erkennen. Hergesell begibt sich auf Spurensuche. Im Auftrag der Polizei interessiert ihn vor allem eine Frage: Ist hier ein Verbrechen passiert oder steckt ein technischer Defekt wie etwa ein Kurzschluss hinter dem Brand? Das Löschwasser hat viele Spuren verwischt – trotzdem kann der Experte mit einem Spezialgerät messen, ob Brandbeschleuniger zum Einsatz kamen.
    Außerdem studiert er hunderte Fotos vom Brandort und analysiert Luftaufnahmen eines Polizeihubschraubers aus der Brandnacht. Gemeinsam mit Moderator Sven Voss begibt sich der Brandexperte auf die Suche nach der Wahrheit hinter der Feuerkatastrophe. Wo hat alles angefangen? „Man muss aus der Asche lesen können.
    Kein Spurenbild gleicht dem anderen. Das ist vergleichbar mit dem Fährtenlesen eines Scouts, der sich in der Prärie auf der Suche nach Jagdbeute befindet“, so Sebastian Hergesell. „Echt“ trifft außerdem einen der berühmtesten Brandursachenermittler Deutschlands: Ralf Staufenbiel, ehemaliger Kriminalhauptkommissar aus Halberstadt. Ein Spezialist mit einer Aufklärungsquote von 90 Prozent. Der Kriminalist nimmt uns mit an die Tatorte des Grauens und der Zerstörung. Ralf Staufenbiel zeigt uns anhand von Originalfotos und -filmen, wozu Mensch und Flammen fähig sind. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.01.2021MDRDeutsche Streaming-PremiereDi 22.12.2020ARD Mediathek
    ursprünglich für den 27.01.2021 angekündigt
  • Folge 343
    Wald. Wild. Jagd. Wieso nehmen immer mehr Frauen die Büchse in die Hand? Wird Jagen zum Trend? Muss Wild überhaupt geschossen werden? Was bedeutet „Wald vor Wild“? Und sind Jäger tatsächlich Naturschützer? „Echt“-Moderator Sven Voss ist der Jägerei auf der Spur. Die neue Jägerschaft ist jung und zunehmend weiblich. In den Kursen für den Jagdschein sitzen inzwischen 25 Prozent Frauen. 1992 lag die Quote bei nur einem Prozent. Was macht das Jagen so attraktiv? „Mit der Natur verbunden zu sein, sie zu spüren.
    Das hat mich gepackt“, sagt Madeleine Sieler. Sie jagt seit 20 Jahren, geht täglich in ihr Revier und ergänzt: „Bei zehnmal Ansitzen, schieße ich vielleicht einmal. Das Beobachten steht im Vordergrund.“ Ihre Freundin Lisa Eisoldt hat erst vor kurzem ihre Jagdprüfung abgelegt. Sie beschreibt ihr Motiv so: „Ich spüre auch die Verantwortung gegenüber Wald und Wild. Hege gehört unbedingt dazu.“ Aber ihr Hobby wird heiß diskutiert. Rund 380.000 Deutsche besitzen einen Jagdschein.
    Für die einen sind sie jagdlüsterne Tiermörder. Für die anderen gelten Jäger als Retter für geschädigte Bäume und gestresste Wälder. Weil sie Tiere schießen, die sonst wertvolle Setzlinge anknabbern, helfen sie dem dringend benötigten Waldumbau. Was stimmt denn nun? Matthias Neumann ist Jäger und Förster, er untersucht für ein Institut des Bundes, wie sich das Jagen auf unsere Wälder auswirkt. Er stellt fest: „Tiere knabbern an Knospen um zu überleben. Dass das ein Schaden für den Wald ist, definiert der Mensch! Manches Problem mit Verbiss und Schälung an Bäumen ist hausgemacht, weil die Jagd Tiere an diese Stellen treibt, fern von ihren eigentlichen natürlichen Futterquellen.“ Der Forstwissenschaftler des Thünen-Instituts streitet für eine Balance der Interessen: „Wir brauchen Ruhezonen für das Wild, und wir müssen Jagdzonen einrichten.
    Denn ohne Jagd geht es in unserer Kulturlandschaft nicht.“ Aber es gibt viel zu diskutieren und zu kritisieren: Jagdzeiten, Abschusspläne, zunehmende Jagd mit Nachtsichtgeräten.
    Wie viel Wild ist im Wald? Und wie viel brauchen wir da? Das sollen uns auch Wildtier-Studien verraten. In Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut geht Wilko Florstedt auf Datenjagd. Der Jäger, und Sprecher des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt, fährt mit dem Suchscheinwerfer ans freie Feld und zählt Hasen, denn: „Wo es dem Hasen gut geht, fühlen sich viele Tiere wohl.“ So wird das Langohr zum Indikator für eine Natur in Balance. Auch mit solchen Daten wird über die Zukunft der Jagd entschieden. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.01.2021MDR
  • Folge 344
    Das Bahnfieber packt Tom Schreiber schon als Kind. Aufgewachsen in der Nähe von Bautzen faszinieren ihn die Güterzüge, die seinen heimatlichen Bahnübergang passieren. Oft steht er da und beobachtet diese voller Bewunderung. Vor allem die bis zu 3.000 PS starken Dieselloks haben es ihm angetan. Der Wunsch, einmal selbst so einen Stahlkoloss zu fahren, wird ihm quasi in die Wiege gelegt. Vor zwei Jahren unterschreibt er seinen Lehrvertrag beim Bahnlogistikunternehmen ITL in Dresden. Den Moment als Tom Schreiber zum ersten Mal eigenhändig eine Lok in Gang setzt, wird er wohl nie vergessen. So eine Lok ist ein echtes Technikwunder, das gilt nach wie vor auch für die V80 aus DDR-Produktion.
    Ganz besonders interessieren ihn die unverwüstlichen Strömungsgetriebe. Hier wird die Bewegung des Motors nicht mechanisch durch Zahnräder sondern durch Druck und Öl übertragen. Anders könnte eine solche Lokomotive nicht bis zu 500 Meter lange Güterzüge über tausende Kilometer ziehen. Und so beginnt Tom Schreiber nachzuforschen, wer dieses Herzstück einst erfunden und gebaut hat. Bei seinen Recherchen stößt er auf einen deutsch-deutschen Wirtschaftskrimi. In den 1950ern werden Strömungsgetriebe ausschließlich bei Voith in Heidenheim produziert und für harte DM importiert.
    Für den Bau eigener Lokomotiven sollte dies auf Befehl aus Berlin irgendwie auch in einem volkseigenen Betrieb gelingen. In der Turbinenfabrik Dresden beginnt nun ein Wettlauf gegen die Zeit. Unter Federführung des Chefkonstrukteurs Rolf Hengst gelingt den Ingenieuren in kürzester Zeit ein kleines Technikwunder. Wertvoll sind dabei vor allem die Erfahrungen, die sie zuvor im Flugzeugbau gesammelt haben. „Echt“-Moderator Sven Voss macht sich mit Tom Schreiber auf Spurensuche. Gemeinsam treffen sie Zeitzeugen, die den Zuschauern erstmals aus einem bislang unbekannten Kapitel mitteldeutscher Bahngeschichte erzählen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.03.2021MDR
  • Folge 345
    4. August 2018, eine Junkers 52 startet um 16:14 Uhr von Locarno in der Schweiz Richtung Norden. Es ist eine beliebte Ausflugstour mit der „Alten Tante JU“. Die Maschine ist voll ausgebucht mit 17 Fluggästen und drei Crew-Mitgliedern. Doch der Flug über die Alpen endet in einer Katastrophe. Vierzehn Minuten nach dem Start fliegt die Maschine in ein Tal, an dessen Ende der Sehnespass überquert werden muss. Aber die Besatzung verliert die Kontrolle über das historische Flugzeug. Alle 20 Menschen sterben. „Echt“ begibt sich auf die Spuren einer Katastrophe: Wie konnte das Unglück passieren? Ein Konstruktionsfehler? War das alte Flugzeug noch fit für die ständige Alpenüberquerung? Oder war es ein Pilotenfehler? „Echt“ hat den Abschlussbericht zum Unglück der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) ausgewertet.
    Um Antworten zu finden, taucht „Echt“-Moderator Sven Voss in die Geschichte der „Alten Tante JU“ ein und begibt sich auf die Spuren eines Genies: Hugo Junkers. Im Technikmuseum Dessau treffen wir den ehemaligen Piloten Gerhardt Fucke und entdecken mit ihm das erste Passagierflugzeug der Welt: Die F13, deren Entwicklung die wohl wichtigste Ingenieursleistung hin zu einer modernen Luftfahrt ist.
    Schnell, komfortabel und sicher sollte es sein. ImJanuar 1919 liegen die ersten Pläne auf dem Tisch. „Die Idee, ein Flugzeug aus hauchdünnem Wellblech zu konstruieren war revolutionär, außerdem der geniale Einfall des dicken Flügels, der ist nicht nur stabil, sondern sorgt auch für ordentlich Auftrieb“, so Experte Gerhardt Fucke. Um das Flugunglück in der Schweiz zu verstehen, schaut „Echt“ in die Vergangenheit. Und tatsächlich, schon einmal stürzte eine „Alte Tante JU“, eine Junkers 51, über den Alpen ab.
    Oder war es eine Notlandung? Jedenfalls passierte es mitten im Zweiten Weltkrieg, im Januar 1941 in Osttirol. Jahrzehnte später, im Sommer 2018, gibt das Eis eines Gletschers eine mysteriöse Fundsache frei: Hunderte von Wrackteilen, leere Patronenhülsen und sogar noch scharfe Brandbomben. Was war die Mission des Fliegers? „Damals wurde hier alles abgesperrt. Alle sprachen von einer Notlandung“, erinnern sich Zeitzeugen. „Echt“ geht dem Absturz der Militärmaschine auf den Grund und findet Hinweise für die Ursache des Unglücks vor zwei Jahren in der Schweiz.
    Die Piloten waren als ehemalige Militärpiloten sehr erfahren, in den zwei Monaten zuvor sind sie häufig geflogen, waren ausgeruht und das Wetter war okay. Aber die Akten belegen Mängel in der Wartung: „Das Flugzeug erreichte die ursprünglich nachgewiesenen Flugleistungen nicht mehr“, so der Bericht. Und noch etwas steht fest: Die Piloten waren tollkühn. Das Flugzeug wäre in der Lage gewesen höher zu steigen oder schneller zu fliegen. Aber dann gerät die Maschine in einen gefährlichen Trudel und es kommt zur Katastrophe. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.04.2021MDR
  • Folge 346 (30 Min.)
    Diamant-Innovation erstes leichtes Rennrad mit Aluminiumteilen von 1936
    Rennsportler wie Täve Schur oder Olaf Ludwig gingen hier ein und aus – in den Fahrradwerken in Chemnitz. Diamant – das verhieß Technik, mit der Siege eingefahren werden. Täve gewann unter anderem – als erster Deutscher – die Internationale Friedensfahrt. Gemeinsam mit den Ingenieuren entwickelten sie Fahrradteile, die den hohen Anforderungen der Straßenrennen gewachsen waren. Unter anderem eine Radgabel, die schlank, leicht und dennoch stabil war. „Typisch für Diamant ist, dass solche technologischen Entwicklungen dann auch auf die anderen Räder übertragen wurden.“ Ludwig Karsch hat sich darauf spezialisiert, alte Räder zu restaurieren.
    Inzwischen hat er sogar über 150 eigene Oldies. Für das sächsische Fahrzeugmuseum hat Ludwig Karsch ein Damenrad aus den 50er Jahren erworben, bei dem die gleiche Gabel eingebaut wurde. Der bequeme Sattel, ein geflickter Gepäckträger und der Kindersitz verraten: Dieses unverwüstliche Rad ist intensiv genutzt worden. „Die Besitzerin ist damit geschätzte 100.000 km gefahren. Und die Teile sind fast alle noch original!“ Für „Echt“-Moderator Sven Voss begann die Diamant-Liebe eher zufällig: „Ein Freund schenkte mir ein altes Rennrad.
    Ich habe es wieder hergerichtet und dabei gemerkt, wie hervorragend das konstruiert und gebaut wurde. Leicht und schnittig. Mein erstes Diamant-Rad.“ Auch Konrad Hilliges liebt Diamant seit seiner Kindheit, er kennt die Rennräder von den Wettkämpfen in seiner Heimatstadt Gera. Heute bestimmt der 32-Jährige selbst über die Geschicke der Marke. Er arbeitet als Produktmanager für Diamant, überlegt im Team mit den Kollegen aus den Niederlanden und den USA, wie die Räder der neuen Saison aussehen werden. „Das bedeutet, Innovation und Geschichte zu verbinden.
    Und wir trauen uns oft, Komponenten überraschend einzusetzen. Momentan verbauen wir beispielsweise einen typischen MTB-Antrieb in einem Rad für die Stadt. Das funktioniert hervorragend. Ich bin mir sicher, dass andere das nachmachen werden.“ Diamant gehört inzwischen zur US-amerikanischen Firma Trek, aber im sächsischen Hartmannsdorf bauen weiterhin rund 600 Mitarbeiter Diamant-Räder. Sie schaffen über 1000 Stück am Tag, noch immer sehr viel in Handarbeit. Zudem werden in einer Spezial-Werkstatt Rennräder ganz nach individuellen Wünschen gebaut.
    Besonders leicht, besonders ergonomisch, technisch raffiniert. Beispielsweise mit bluetooth-gesteuerter Kettenschaltung. Solche Räder werden von semi-professionellen Radsportlern gefahren. Und die Mutterfirma ist auch Sponsor zweier Rennsport-Profiteams, der Frauen und der Männer. Mit seinem blauen Diamant-Oldie aus den 80er Jahren folgt Sven Voss für „Echt“ den Spuren des Diamant-Kults. Er besucht die legendäre Radschmiede in Hartmannsdorf, trifft passionierte Rad-Sammler und Fahrrad-Händler. Was macht den Diamant-Kult aus? Wie sehen die Räder der Zukunft aus? Wie müssen zuverlässige sichere Räder sein? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.04.2021MDRDeutsche Streaming-PremiereSo 11.04.2021ARD Mediathek
  • Folge 347
    Man kann es weder sehen, riechen noch schmecken. Viele Menschen haben noch nie von ihm gehört: Radon. Das Naturgas entsteht beim natürlichen Zerfall von Uran. Auch Jahrzehnte nach dem Ende des DDRUranabbaus ist es in den Mittelgebirgsregionen Thüringens und Sachsens ein großes Problem das im Untergrund schlummert. Denn das Gas sammelt sich in Kellern und Erdgeschossräumen an und wird so für die Menschen zur echten Gefahr. Fünf Prozent aller tödlich verlaufenden Lungenkrebsfälle in Deutschland gehen auf das Konto von Radongas. Der Gesetzgeber hat reagiert: Seit Ende 2020 müssen alle Bundesländer sogenannte Radon-Vorsorgegebiete ausweisen.
    Dort muss gemessen und saniert werden, falls der zulässige Referenzwert überschritten wird. So sind in Thüringen 19 Gemeinden betroffen, in Sachsen sind es sogar 107. ECHT-Moderator Sven Voss trifft eine Familie aus Freital. Experten haben in ihrem Haus eine RadonSauganlage installiert. Damit soll versucht werden, die extrem hohen Radonwerte zu senken. Privathäuser sind das eine, aber auch zahlreiche Schulen in Freital und Zwickau sind betroffen. Seit sechs Jahren läuft in Sachsen das Programm „Radon in Schulen“. Die Landesregierung lässt regelmäßig die Werte messen und versucht Schulen zu sanieren, so gut es geht.
    ECHT zeigt am Beispiel des Clara-Wieck-Gymnasiums in Zwickau, wie schwierig sich der Kampf gegen das hartnäckige Gas gestaltet. ECHT hakt nach: Wie lösen die betroffenen Regionen das Problem mit dem unsichtbaren Gas? Wie gehen Gemeinden aus den ehemaligen Bergbaugebieten im Erzgebirge mit der Radonbelastung um? Und was ist mit der anderen Seite: Dem medizinischen Heilaspekt von Radon in der Schmerztherapie? Bad Schlema im Erzgebirge, der Ort wurde in den 1920er- und 30er-Jahren zum vielleicht größten Heilzentrum für Radonkuren.
    Mit Beginn der Uranerzförderung für das sowjetische Atomwaffenprogramm ab 1946 wurde aus dem Segen ein Fluch – tausende Bergarbeiter starben an den Folgen radioaktiver Belastung mit Radon. Erst mit dem Ende des Uranabbaus wurde dieses Kapitel geschlossen. Wie geht man in Bad Schlema heute mit dem Thema um, wie gefährdet sind die Bewohner durch das weiter vorhandene Gas im Untergrund? Was unternimmt die Bergsicherung Sachsen, um den Ort und seine Bewohner zu schützen? Und wie hat sich die wiederentdeckte Radontherapie ab den 1990igern weiterentwickelt? Gibt es Chancen, von Krankheiten wie Morbus Bechterew geheilt zu werden? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.04.2021MDR
  • Folge 348
    350 Liter Regen pro Quadratmeter. So viel Wasser fällt im Osterzgebirge normalerweise in einem Monat. Am 12. August 2002 trifft die Jahrhundertflut Mitteldeutschland. In Schmiedeberg werden die Menschen von den Fluten der Roten Weißeritz und des Pöbelbachs überrascht. Viele Familien sind von den Wassermassen eingeschlossen. Auch die Familie von Handwerker Maik Friebel bangt um ihr Leben: „Wir hatten keinen Handyempfang mehr, der Strom weg und die Geräuschkulisse war unheimlich. Dann gab es einen Knall und einen Hieb, ich ging nach oben und sah, dass unser Haus halb weg war.“ Die Hubschrauber kreisen über dem Haus, um die Menschen zu retten.
    Doch dann wird es dunkel und der Hilfseinsatz muss abgebrochen werden. „Echt“-Moderator Sven Voss trifft Betroffene und Zeitzeugen der Katastrophe an der Roten Weißeritz. Beim damaligen Bürgermeister von Schmiedeberg, Karl Günther Schneider, hat sich jede Minute des 12. August 2002 eingebrannt, vor allem das Schicksal von Familie Löwe. „Es war schrecklich, denn es war kein Rankommen, – es war einfach lebensgefährlich ins Wasser zu gehen.
    Wir mussten die drei ihrem Schicksal überlassen und zum Herrgott beten, dass das Haus nicht weggerissen wird.“ Kann sich die Katastrophe von 2002 im Tal der Weißeritz wiederholen? Die Landestalsperrenverwaltung entwickelt einen kühnen Plan. Ein gewaltiger Damm soll den winzigen Pöbelbach in Schach halten. Im Katastrophenfall muss er die Fluten bändigen. Ein „grünes Becken“ entsteht, das eigentlich immer trockenliegt. Nur im Katastrophenfall wird es die Wassermassen auffangen.
    „Immerhin werden bei einem 100-jährigen Hochwasser (HQ100) hier 70 Prozent des Wassers zurückgehalten“, erläutert Birgit Lange von der Landestalsperrenverwaltung. „Dieses Becken schützt die Bewohner des Osterzgebirges von Schmiedeberg bis Dippoldiswalde vor Überschwemmungen. Mit seiner Speicherkapazität von über einer Million Kubikmeter Wasser wirkt es bis zur Talsperre Malter und hat damit auch eine Schutzwirkung bis nach Freital und Dresden.“ Die Planungen für das Hochwasserrückhaltebecken Niederpöbel beginnen 2005. Ab 2011 starten die Bauarbeiten für einen gewaltigen Steinschüttdamm: 28 Meter hoch, mit einer Kronenlänge von 199 Metern und einer Kronenbreite von 5 Metern.
    Ein Bauwerk mit einem Volumen von 175.000 Kubikmetern. Zwei große Durchlässe müssen entstehen, – der eine für die Autos, der andere für den kleinen Pöbelbach, denn der soll ja nur im Katastrophenfall aufgehalten werden. Bei einem Vollstau wird die Straße auf einer Länge von 1,2 Kilometern überstaut.
    Die Wasserfläche ist dann etwa 13 Hektar groß. Aber eins muss noch geklärt werden: Wie jedes neue Bauwerk in Deutschland muss auch dieser Damm durch die technische Abnahme – und das geht hier natürlich nur unter realen Bedingungen. „Echt“ ist exklusiv dabei, als die Schotten dichtgemacht werden und sich das Wasser des Pöbelbachs aufstaut, stolze 17 Meter hoch. Das Wasser wird für mindestens zwei bis drei Tage auf diesem Niveau gehalten, um die nötigen Messungen zum Verhalten des Bauwerkes unter Wasserlast auszuwerten. Wichtigste Frage: Ist der Damm dicht – auch unterirdisch? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.05.2021MDR
  • Folge 349
    Annett Schöne hat einen schweren Tag vor sich – denn heute verlässt der letzte Viehtransporter den Hof. In den Ställen der Agrargenossenschaft Hedersleben standen einmal 600 Milchkühe, jetzt müssen alle verkauft werden, bis auf das letzte Tier. Das Geschäft mit der Milch lohnt sich nicht mehr. Chef Lutz Trautmann erzählt, dass es so nicht weitergehen kann. „Der Milchpreis steht bei 31,5 Cent, der Betrieb aber braucht mindestens 38 Cent, damit sich das Milchgeschäft lohnt. Wir lösen jetzt unseren Milchkuhbestand auf …und das ist schon eine bittere Pille, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ „Echt“ ist unterwegs in Sachsen-Anhalt bei zwei Milchkuhbetrieben und berichtet über das deutsche Milch-Drama und was wir dagegen tun können.
    Wie können die Bauern endlich wieder von ihrer Milch leben? Das Sterben der deutschen Milchbauernhöfe geht weiter. Den Molkereien scheint es zwar gut zu gehen, nicht aber den Produzenten der Milch. Moderator Sven Voss trifft Frederik Meurer vom BIO-Hofgut Pfaffendorf bei Köthen. Hier wird die Milch selber weiterverarbeitet und vermarktet. In der eigenen Molkerei wird Joghurt, Camembert, Quark und natürlich frische BIOMilch produziert.
    „Wir filtern nicht, wir homogenisieren nicht und wie erhitzen nur auf 74 Grad und nicht auf 140. Das ist halt wirklich frische Milch“, so Frederik Meurer. Und das, was er nicht selbst vermarktet, geht in eine Molkerei, die ihm sagenhafte 48 Cent pro Liter BIO-Milch zahlt – 15 Cent mehr als in der konventionellen Landwirtschaft. „Dafür muss ich viele Auflagen einhalten: Futter nur von den eigenen Feldern, Weidegang und kaum Medikamente.“ Ist BIO also die Lösung? „Echt“ fragt nach bei Frank Lenz, selber Landwirt und Chef des „MILCH BOARD e.V.“.
    „BIO ist nur ein anderes Hamster-Rad: Der BioLandwirt und Milchviehalter hat einfach höhere Kosten – dem konventionellen Bauern fehlen hinten raus 13 Cent pro Kilogramm, dem Bio-Bauern 17 Cent – das haben wir untersucht. Mit BIO-Milch geht es den Milchviehaltern also nicht automatisch besser. Die Preise sind insgesamt zu niedrig“. Und trotzdem: Mit Milch lässt sich sehr viel Geld verdienen, und zwar in den Molkereien. Der MILCH BOARD e.V. hat untersucht, was große Molkereien an der Milch verdienen.
    Der Spitzenreiter verdient 20 Cent pro Kilogramm Milch und das Schlusslicht 5 Cent. Die überraschende Erkenntnis: Der Milchbauer bekommt – egal an wen er liefert – immer das gleiche: nämlich zwischen 30 und 35 Cent. „Zurzeit haben wir eine Praxis, die kein normaler Mensch versteht: Wir haben Lieferverträge ohne festen Preis. Da steht nur drin: liefert möglichst viel in TopQualität an eine feste Molkerei. Unser Geld bekommen wir erst sechs Wochen nach Lieferung“ so Frank Lenz. Die Politik müsse für faire Spielregeln am Markt sorgen und für Chancengleichheit zwischen den Käufern und Verkäufern der Milch. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.07.2021MDR
  • Folge 350
    „Im Temporausch übers Wasser! Nur Fliegen ist schöner!“, sagt Olaf Koenig, ein Experte des Motorbootrennsports der DDR. Er selbst war Rennbootfahrer und DDR-Meister, inzwischen ist der Hobby-Historiker anerkannter Chronist der Motorbootrennsportszene der DDR und eine wahre Fundgrube: Er sammelt und archiviert alles rund um das Thema, hat bereits Ausstellungen gestaltet und auch einige Exponate beigesteuert. Denn was kaum einer weiß: Niemand im DDR-Motorsport erreichte so viele Welt- und Europameistertitel wie die Rennfahrer zu Wasser. ECHT! macht sich mit Olaf Koenig auf die Spur der Motorbootrennsport-Geschichte der DDR.
    Wir treffen Bernd Beckhusen, den erfolgreichsten Motorbootrennfahrer der DDR: Er wurde einmal Weltmeister, drei Mal Vizeweltmeister, vier Mal Vize-Europameister und 24 Mal DDR-Meister. Seine Leistungen sind undenkbar ohne Horst Gärtner, einem genialen Tischler, – der selbst sein Herz an den Motorbootrennsport verloren und es zu einigen Medaillen gebracht hat. Gärtner war Mitarbeiter des berühmten Bootsbauers und Rennfahrers Bernhard Danisch. Doch in seiner Freizeit entwickelte und baute er zusammen mit Bernd Beckhusen Rennboote – ein Dream-Team, das für so manche Innovation sorgte.
    Etwa zeitgleich haben Manfred Blumenthal und Holger Arens – ebenfalls erfolgreiche Bootsrennfahrer – an den Motoren getüftelt, um noch mehr aus ihnen rauszuholen. Blumenthal in Ludwigsfelde, Arens in Berlin und er hat nie damit aufgehört! Holger Arens und sein Sohn sind heute die einzigen Bootsmotorenhersteller Deutschlands. ECHT! erkundet die Motorbootrennsportgeschichte der DDR und ist dabei, wenn die Veteranen ihre Klasssikboote zu Wasser lassen und sich voll und ganz dem Geschwindigkeitsrausch hingeben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.07.2021MDR
  • Folge 351 (30 Min.)
    Sven Voss in Gruft unter Altar der Klosterkirche Riesa
    Unter der Klosterkirche in Riesa gibt es ein schauriges Geheimnis. Eine Treppe hinter dem Altar führt hinab in eine Gruft. Es ist Riesas geheimnisvollster Ort. 23 Mumien liegen hier in der Gruft der Rittergutsfamilie von Felgenhauer. Unter der Nordseite der Kirche befinden sich fünf weitere Särge der Familie von Welck. Seit dem 30-jährigen Krieg haben beide Familien hier ihre verstorbenen Angehörige beigesetzt. „Dank des stetigen Luftzugs und der allgemeinen Trockenheit in den Grüften sind die Leichname rasch ausgetrocknet und haben der Verwesung standgehalten.“ Amelie Alterauge, Anthropologin aus Bern ist mehrfach nach Sachsen gereist, um die Mumien in Riesa zu untersuchen.
    Ein vergleichbares Bestattungsensemble sucht man europaweit vergeblich. Und trotzdem wird es erst seit 2016 unter Federführung von Amelie Alterauge wissenschaftlich untersucht. Mit tragbaren Röntgengeräten hat sie die Mumien durchleuchtet, um etwa Knochenbrüche und Verletzungen festzustellen. Gemeinsam mit dem sächsischen Landesamt für Denkmalpflege wurden die Särge und die Kleidung der Bestatteten untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden ab August 2021 im Riesaer Heimatmuseum gezeigt. Maritta Prätzel, die Leiterin, hat erst kürzlich für Schlagzeilen gesorgt. Als in einer Fernsehsendung der Adelsbrief von Christoph von Felgenhauer zur Versteigerung angeboten wird, bietet sie mit und kann so das 400 Jahre alte Dokument für ihr Museum erwerben.
    – Undenkbar, ohne die Spenden vieler Riesaer. Die Kleidungsstücke, die in der Gruft gefunden wurden, hat Cornelia Hofmann von den Museen der Stadt Dresden aufwendig restauriert. Die Stoffe sind reich an Verzierungen, oft auch farbenfroh. Verstorbene Kinder tragen Totenkronen. Ab August 2021 können angemeldete Besucher die Grüfte besichtigen. Der Kirchengemeinde und den Forschern liegt eines besonders am Herzen. Die Grüfte sind kein Gruselkabinett. Bei aller berechtigter Neugier darf dieser einzigartige Ort seine Würde nicht verlieren. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.08.2021MDR
  • Folge 352 (30 Min.)
    ECHT-Moderator Sven Voss bei Dreharbeiten in einem Windpark in der Altmark bei Osterburg. Weitere Infos unter www.mdr.de/​echt
    Wie sicher sind unsere Windgiganten? Im Dezember 2016 löst sich im sächsischen Sitten das Rotorblatt einer Windanlage. Kurz danach knickt das 17 Jahre alte Windrad komplett um. Bei Grischow in Mecklenburg- Vorpommern bricht kurz danach ein 16 Jahre altes Windrad in der Mitte auseinander. In Neu Wulmstorf in Niedersachsen kippt im Januar 2017 ein Windrad offenbar infolge von Materialermüdung um. In der gleichen Woche passiert das Unfassbare in Zichow in Brandenburg: Ein 40 Meter langes Rotorblatt knickt gleich neben der B166 ab.
    Vier schwere Havarien in nur einem Monat. Woran liegt das? Mangelhafte Wartung? Krasse Stürme? Softwarefehler in der Betriebssteuerung? Materialermüdung, weil die Anlagen einfach zu alt waren? In Deutschland gibt es etwa 30.000 Windkraftanlagen. Der TÜV spricht von 50 Havarien jährlich. „Echt“ fragt nach : Sind unsere riesigen Windmühlen tickenden Zeitbomben oder ist das alles nur Panikmache? „Echt“-Moderator Sven Voss geht der Sache in einem Windpark in der Altmark bei Osterburg auf den Grund.
    Und dafür geht es für ihn 150 Meter nach oben: in die Gondel einer der größten Windkraftanlagen, die derzeit gebaut werden, einer VESTAS 136 M. 264 Stahlbolzen verankern den Koloss bis zu drei Meter tief im Fundament. Die Flügel sind fast 65 Meter lang. Der Rotordurchmesser kommt auf stolze 136 Meter. Der Generator erzeugt 15.000 Volt Spannung. In der Gondel gibt es auch eine Menge Öl – das muss sein, um die Anlagen und deren unzählige Zahnräder zu schmieren.
    Eine hohe Drehzahl, das Öl – da reicht ein Funken aus, um Feuer zu entfachen. Und tatsächlich, die Bilder von brennenden Windmühlen gehen immer wieder um die Welt. Spektakulär muss die Feuerwehr sie abbrennen lassen, denn in solchen Höhen kann sie nicht löschen. Um Havarien zu verhindern, muss die Windkraftanlage regelmäßig gewartet werden, wie eine Service-Inspektion beim Auto. Wie beim Auto gibt es auch hier ein Checkheft, das ordentlich geführt werden muss. Der TÜV sagt: Das reicht nicht aus.
    Die Kontrollen seien nicht einheitlich, nicht unabhängig und zu selten. „Wir brauchen in Deutschland eine regelmäßige Prüfung von Windenergieanlagen alle zwei Jahre. Diese Prüfintervalle dürfen nicht auf 4 Jahre ausgeweitet werden. Außerdem ist wichtig, dass derjenige, der prüft, unabhängig ist. Das heißt, er darf nicht selbst Betreiber sein oder ein Interesse an der Anlage haben“, erklärt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV Verbandes in einem Exklusiv-Interview mit „Echt“.
    Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverband WindEnergie (BWE) sieht das ganz anders und gibt Entwarnung: „Es ist einfach so, dass eine Havarie an einer Windkraftanlage ein so seltenes Ereignis ist und gleichzeitig ein so beeindruckendes Ereignis, dass es natürlich über das Internet um die Welt geht. Aber solche Havarien sind ein so marginales Ereignis, dass man einfach sagen kann: Windkraftanlagen gehören zu den sichersten Bauwerken in unserer Landschaft.“ Wie sicher sind unsere Windgiganten? „Echt“ aus der Altmark bei Stendal. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.09.2021MDR
  • Folge 353
    Martin Holz ist Betreiber eines großen Einkaufszentrums in der Jenaer Innenstadt. Die Zeit, als es hier Tauben gab, hat er gut in Erinnerung. „Es waren nur drei oder vier Brutpaare hier drin. Aber das war absolut untragbar. In kürzester Zeit wären es ja Hunderte gewesen. Ich war verzweifelt.“ Er lässt sich auf ein Experiment ein: zusammen mit Tierschützern und der Stadt lässt er ein komfortables Taubenhaus auf dem Dach des Einkaufszentrums bauen, Futter und Nistplätze inklusive. Es scheint absurd – aber ist das eine wirksame Methode, den Bestand der Stadttauben zu reduzieren? Von vielen wird sie leidenschaftlich gehasst – als Krankheitsüberträgerin, StadtVerschmutzerin, als Ratte der Lüfte.
    Und von einigen heiß geliebt – als Sinnbild für Frieden, Unschuld und Treue, als schützenswerte Mitbewohnerin in unseren Städten. Aber einig sind sich alle: irgendwie muss der Tauben-Bestand in den Städten reguliert werden, damit es nicht zu viele werden. Nur – wie kann das gelingen? Schon seit der Steinzeit hält der Mensch Tauben und nutzt ihr Fleisch als Nahrung und ihren Kot als Dünger.
    Aber vor allem werden sie für ihren fantastischen Orientierungssinn geschätzt und als Brieftauben eingesetzt. Julius Cäsar, Dschingis Kahn und die Nachrichtenagentur Reuters haben ihren Erfolg auch Brieftauben zu verdanken! Vom Menschen gezüchtet, dann nicht mehr gebraucht, gelangen sie in die Städte. Nach der Wende ist der Osten besonders stark betroffen, leerstehende Häuser bieten perfekte Nistplätze. Und Tauben vermehren sich rasant: Sechs Mal pro Jahr können sie Nachwuchs bekommen. Und jede einzelne von ihnen kotet bis zu 12 Kilogramm pro Jahr! Alles Mögliche wurde schon versucht, um sie zu vertreiben: erschießen, vergiften, vergrämen.
    Aber nichts hat bisher auf Dauer Erfolg. „Echt“-Moderator Sven Voss erkundet das Taubenhaus in Jena – ist dieses Modell eine gute Methode, um den Taubenbestand in den Städten zu reduzieren? Wie infektiös sind Tauben tatsächlich? Stimmt es, dass sie lesen können? Sind sie einfach zu schlau, um uns Menschen auf den Leim zu gehen? Heute bei „Echt“: Wer gewinnt den Kampf in den Städten? Sven Voss geht den Geheimnissen der verkannten Vögel auf den Grund. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.10.2021MDR
  • Folge 354
    Kerstin Stroich aus Halle-Ammendorf ist empört. Im Rückblick scheint ihr halbes Leben vergiftet. Nicht nur ihre Kindheit hat sie nichtsahnend neben dem Gelände einer der größten Giftgasfabriken des Zweiten Weltkrieges verbracht: „Mein Vater hat immer gesagt: Geh da nicht hin, – das ist gefährlich. Aber als Kinder sind wir da runtergestiegen, in die alten Abwasserleitungen. Das war alles offen.“ Was Kerstin Stroich damals nicht weiß, – sie wohnt neben einer tickenden Zeitbombe – der Hinterlassenschaft einer der größten Giftgasfabriken der NS-Zeit.
    Tarnname: ORGACID. Heute weiß sie es besser. „Echt“ macht 2019 ein Gutachten der Stadt Halle öffentlich: im Grundwasser sind Abbauprodukte des Kampfstoffes LOST gefunden worden. „Hätte ich das gewusst, wäre ich nie wieder hierhin gezogen und hätte auch nie Haus und Grundstück gekauft, das doch jetzt nichts mehr wert ist“, so Kerstin Stroich heute. Zeitreise auf den Spuren der Giftgasfabrik von Halle-Ammendorf: Der Kampfstoff-Experte Prof. Dr. Johannes Preuß hat recherchiert, dass nach dem Krieg nicht der gesamte Kampfstoff vernichtet wurde.
    Moderator Sven Voss trifft Zeitzeugen, die beschreiben, wie 1954 versucht wurde, das Gift mit Chlorkalk zu neutralisieren. Anfang der 1990er-Jahre folgt ein weiterer Versuch, die giftige Hinterlassenschaft aus der Welt zu schaffen. Diesmal rücken Spezialtruppen der ehemaligen NVA an. „Echt“ trifft einen, der damals dabei war: Alfred Krippendorf – Ex-Hauptmann und bis heute Experte für chemische Kampfstoffe. Jetzt ist wieder Bewegung in die Debatte um die Zukunft des womöglich verseuchten Geländes gekommen.
    Denn es gibt ein neues Gutachten. Sven Voss trifft exklusiv den Altlasten-Experten Dr. Tobias Bausinger. Der fordert in seinem Gutachten, dass das alte ORGACID-Gelände eingehender untersucht werden muss: „Wir brauchen hier mehr Messstellen. Die Messstellen sind der Schlüssel für die weitere Untersuchung. Und es gibt Verdachtsstellen wie den alten Lost-Bunker oder den Feuerlöschteich, da sollten wir vielleicht auch bohren, um zu sehen, was da im Untergrund los ist.“ „Echt“ trifft außerdem Erich Gadde, der vor einem Jahr eine Bürgerinitiative gegründet hat.
    Gemeinsam mit einigen anderen Kollegen, die alle nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände der ehemaligen ORGACID im Plastwerk Ammendorf gearbeitet haben, fordert er eine Totalsanierung des Geländes. Und tatsächlich: der große Wurf könnte gelingen, denn die Stadt Halle hat das alte ORGACID Gelände auf eine Liste gesetzt für Sanierungsobjekte im Rahmen der Kohleausstiegs-Förderung. Auf dem Gelände der ehemaligen Giftgasfabrik soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Eine Komplettsanierung wäre dann wohl unumgänglich. Weitere Infos unter www.mdr.de/​echt (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.10.2021MDR
  • Folge 355
    Zankapfel Turow – einer der größten Braunkohletagebaue Polens direkt an der sächsischen Grenze sorgt für Streit zwischen Deutschland und Tschechien einerseits und Polen andererseits. Die gigantische Grube genau im Dreiländereck bei Zittau schiebt sich immer weiter an die Nachbarländer heran und bringt die Zittauer Altstadt in Gefahr. Ganze Straßenzüge drohen abzusinken, dazu wird das Wasser Jetzt eskaliert der Konflikt, denn Polen hält anders als Deutschland an der Kohle fest. Mehr als zwei Drittel seines Energiebedarfs bezieht das Land aus Kohle. Deshalb hat der staatliche Betreiber die Konzession bis 2044 verlängert – ohne die dafür notwendige Umweltverträglichkeitsprüfung nachzuweisen.
    Das ruft Umweltschützer und Anwohner auf den Plan. Denn schon heute sinken in benachbarten tschechischen Gemeinden die Grundwasserpegel auf alarmierende Weise. Und in Zittau bekommen Häuser Risse, was zum Teil auf das großflächige Abpumpen des Grundwassers aus den Flözen zurückzuführen ist. Der Streit zieht immer weitere Kreise und beschäftigt inzwischen die EU und sogar den Europäischen Gerichtshof in Straßburg: Tschechien hat Polen verklagt, weil das Land Umweltbedenken ignoriert und den Ausbau von Turow eigenmächtig vorantreibt.
    „Echt“ besucht Zittauer Anwohner, bei denen große Risse zu massiven Schäden am Haus geführt haben. Ein anderer beschreibt, wie es ist, am Rande der Grube zu leben, mit Lärm, Dreck, Staub rund um die Uhr. Auf tschechischer Seite zeigen wütende Bürger, wie sie um jeden Tropfen Wasser kämpfen und alles versucht haben, die Wasserversorgung ihre Häuser in Eigenregie zu sichern. Sie fürchten, dass wegen Turow die Grundwasserpegel in naher Zukunft so tief sinken könnten, dass sie vollends auf dem Trockenen sitzen.
    Greenpeace-Experten fordern den sofortigen Stopp des Tagebaus und des angeschlossenen Kohlekraftwerks. Doch die Aussichten sind gering – bislang bleibt Polen stur. Das könnte sich ändern, wenn die EU wie beantragt hohe Strafen verhängt. Doch kann man einen so riesigen Tagebau einfach stilllegen? Nein, sagt ein renommierter Bergbauprofessor und argumentiert dabei geologisch als auch wirtschaftlich. Beim Thema Turow sind die Fronten verhärtet. Obwohl der Kohleausstieg in Deutschland längst beschlossen ist, verlieren Menschen immer noch ihre Heimat, ihre Häuser, ihre Existenz wegen der Kohle. Welche Lösung kann es geben? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.10.2021MDRDeutsche Streaming-PremiereFr 15.10.2021ARD Mediathek
  • Folge 356
    „Als wir gekauft haben, war der Preis gegenüber dem Vorjahr bereits aufs Doppelte geklettert.“ Und ein Ende ist nicht abzusehen, es geht immer noch weiter hinauf. Häuslebauer, wie Denny und Franziska Weißgerber aus Roßleben in Thüringen, treibt das an ihre finanziellen Grenzen: Der Preis für Bauholz – in den letzten Monaten ist er geradezu explodiert. Die Familie hatte sich für ein Holzhaus entschieden. „Es fühlt sich warm und gemütlich an, ganz natürlich.“ Andere Bauherren können sich diesen Traum derzeit überhaupt nicht mehr leisten.
    „Ich habe dieses Jahr zwei Kunden verloren, die bauen jetzt herkömmlich, mit Stein und Beton.“ sagt Zimmerer Sebastian Donner aus Claußnitz in Sachsen. Der Handwerksmeister fertigt sonst vier bis fünf Häuser jährlich aus Holz für seine Kunden. Aber die Preisspirale bringt sein traditionsreiches Familienunternehmen dieses Jahr in Existenznot: „Wir haben kein Lager, um Holz zu bevorraten. Wir sind den aktuellen Preisen vollkommen ausgeliefert.“ Dazu kommt, dass der Handwerker auf viele Holzbaustoffe, wie zum Beispiel bestimmte Platten, wochenlang warten muss.
    Holz ist nicht nur teuer, sondern auch knapp. Aber wer macht die Preise? Weshalb spielt der Baustoffmarkt verrückt? Wer ist Gewinner, wer Verlierer in diesem Kampf ums Holz? Antworten sucht Moderator Sven Voss im Südharz bei Jörn Kimmich, Chef eines von Deutschlands größten Sägeweren. Hier laufen rund um die Uhr Maschinen, denn unzählige riesige Stapel mit Fichtenstämmen müssen verarbeitet werden. Von Holzmangel keine Spur. Solch eine Situation ist auch für Kimmich neu: „Durch Corona und den Weltmarkt ist der Holzhandel komplett verändert worden, es gab eine starke Nachfrage.“ Nicht nur deutsche Häuslebauer, Bastler und Handwerker wollten Holz, auch in den USA und in China suchten Unternehmer nach guten Holzquellen.
    Im Südharz wurden sie fündig. Dadurch konnten Sägewerk und Holzlieferanten die Preise erhöhen. Dazu kommt, dass viele Waldbesitzer ihr Fichtenholz geradezu verschenken müssen. Unweit des Sägewerks beginnen die Wälder des Harzes. Seit Jahrhunderten werden hier Bäume für die Bauwirtschaft gefällt.
    Ist auch deren Preis gestiegen? Die Forstwirte Friederike und Joachim von Beyme bewirtschaften mit ihrem Familienunternehmen 500 Hektar Wald. Vor drei Jahren hat „Echt“ sie zum ersten Mal getroffen. Seitdem kam es Schlag auf Schlag, inzwischen ist die Familie verzweifelt: „Uns sind Einnahmen für mindestens 20 Jahre eingebrochen!“ Mehrere Dürrejahre, verheerende Stürme und der Borkenkäfer haben den größten Teil ihrer Fichtenwälder vernichtet. Derart viele Stämme mussten weggeschafft werden, dass die Preise abgestürzt sind.
    „Die Sägewerke kamen gar nicht hinterher. Ohne den chinesischen Markt wäre es nicht gegangen, wir waren froh, wenn das Holz abgeholt wurde. Aber das ist eine ökologische Katastrophe! Denn wir wollen ja nachhaltig wirtschaften. Doch so geht es nicht.“ Häuser aus Holz sind eine Antwort im Kampf gegen den Klimawandel. Bis zu 50% des schädlichen CO2 sparen sie im Vergleich zu Bauten aus mineralischen Stoffen ein! Ein enormer Gewinn. Und bereits jedes fünfte neu gebaute Einoder Zweifamilienhaus war aus Holz. Wird dieser Trend durch die Preise gestoppt, gehören wir alle zu den Verlierern? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.10.2021MDRDeutsche Streaming-PremiereFr 22.10.2021ARD Mediathek

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