2019, Folge 304–322

  • Folge 304 (30 Min.)
    Fische sterben, Wald ist unrettbar verloren und Grundwasser steigt unaufhörlich in längst aufgegebenen Deponien, macht Altkippen instabil, lässt gewaltige Erdmassen rutschen. Risiko nach der Braunkohle, Risiko Renaturierung – nach dem Aus für die gigantischen Tagebaue Mitteldeutschlands. Eine Ära endet und hinterlässt komplett umgewälzte Landschaften. Die Sanierung ist ein einmaliges geologisches Großexperiment, von dem niemand weiß, ob es gelingen wird. Allein für die Rekultivierung der sächsischen Tagebaue müssen die Unternehmen Mibrag und Leag 1,5 Milliarden Euro zurücklegen, dazu kommen weitere Milliarden für die Gruben in Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
    „Echt“-Moderator Sven Voss ist auf Expedition in der neuen Wildnis Mitteldeutschlands. Glasklares Wasser und hervorragende Badewasserqualität – die neue Seenlandschaft im Leipziger Südraum lockt Freizeitsportler, Familien und immer mehr Touristen an. Doch genau dieses klare Wasser hat seine Tücken. Unter der Oberfläche ist es nahezu leblos – kaum Pflanzen, keine Fische. Obwohl Jahr für Jahr hunderttausende Jungfische eingesetzt worden sind.
    Aber das Wasser enthält kaum Nährstoffe. Etwa einhundert Jahre wird es noch dauern, so rechnen Experten, bis sich hier eine normale Fischpopulation entwickelt hat. Die alte Harth bei Markleeberg war vor der Abholzung für den Tagebau einer der beliebtesten Wälder der Region. Die Aufforstung der neuen Harth dagegen will nicht so richtig gelingen. Rund 60 Hektar sind unrettbar verloren oder tot. Grund sind Wasserlinsen, die auf dem verkippten ehemaligen Tagebau nach der Aufforstung entstanden sind. Teile der neuen Harth müssen sich selbst überlassen werden, ein Wald kann dort nicht mehr entstehen.
    Selbst die Waldwege sind nicht nutzbar, weil abgesoffen. Für den Forstbezirk Leipzig als Eigentümer sind dadurch enorme finanzielle Verluste entstanden. Der schnelle Grundwasseranstieg nach dem Ende der Tagebaue bereitet überall in den Sanierungsregionen Probleme. In der Lausitz haben die Menschen mit einem besonderen Phänomen zu kämpfen: das Grundwasser schwemmt Eisen- und Schwefelverbindungen aus den Kippen. Der Eisenschlamm verdreckt Flüsse und Seen – lässt Flora und Fauna absterben.
    Professor Andreas Berkner ist Geowisssenschaftler und einer der führenden Köpfe des Landschaftsumbaus nach der Kohle: „Wir mussten damit rechnen, durch den geologischen Untergrund, dass diese eisenhaltigen Wässer irgendwann mal wieder an der Oberfläche zur Wirkung kommen. Was wir allerdings nicht erwartet hätten, dass es so schnell und so massiv eintritt.“ Es sind Jahrhundertprobleme. Und eine beispiellose technologische Herausforderung. „Echt“ spricht mit Bürgerinitiativen, Geotechnikern und Geologen über Chancen und Risiken eines Jahrhundertprojektes. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.02.2019MDR
  • Folge 305 (30 Min.)
    Eine Ära endet und hinterlässt komplett umgewälzte Landschaften. Wie groß ist das Risiko nach der Braunkohle – nach dem Aus für die gigantischen Tagebaue Mitteldeutschlands? Die Sanierung der gigantischen Tagebauflächen ist ein einmaliges geologisches Großexperiment, von dem niemand weiß, ob es gelingt. Allein für die Rekultivierung der sächsischen Tagebaue müssen die Unternehmen Mibrag und Leag 1,5 Milliarden Euro zurücklegen, dazu kommen weitere Milliarden für die Gruben in Sachsen-Anhalt und Brandenburg. „Echt“-Moderator Sven Voss ist auf Expedition in der neuen Wildnis Mitteldeutschlands.
    Hier, wo heute Seeufer gesperrt werden, Fische sterben, Wald unrettbar verloren ist. Dort, wo Grundwasser unaufhörlich in längst aufgegebene Deponien steigt, Altkippen instabil macht und gewaltige Erdmassen rutschen lässt. Rekultivierung nach der Kohle ist ein extrem schwieriges Projekt, denn die neuen, künstlichen Landschaften, sie sind buchstäblich auf Sand gebaut. Immer wieder brodelt die Erde in den früheren Tagebaurevieren.
    2009 am Concordiasee in Nachterstedt, als viele Millionen Kubikmeter Böschung in den See rutschen – ein halbes Haus mitreißen und drei Menschen den Tod finden. 2010 in Spreetal in der Lausitz, als ein Lkw-Fahrer nur knapp dem sicheren Tod entkommt, als sein Truck zum Spielball brodelnder Erdmassen wird. 2012 im Tagebau Schleenhain, als ein tausende Tonnen schwerer Riesenbagger von abrutschenden Erdmassen in die Tiefe gezogen wird. Professor Andreas Berkner ist Geowisssenschaftler und einer der führenden Köpfe des Landschaftsumbaus nach der Kohle: „Rutschungen sind seit 100 Jahren eine Begleiterscheinung des Braunkohleabbaus.
    Um nur mal eine Zahl zu nennen, in Mitteldeutschland und in der Lausitz sind bisher durch Rutschungen 40 Menschen ums Leben gekommen.“ Lockere Erdmassen und Wasser – das ist eine gefährliche Verbindung. Und das neue, künstliche Land ist voller lockerer Erdmassen. Gigantischer Kippen. Auf denen die Tagebaubagger über Jahrzehnte die Erdschichten über der Kohle abkippten – Ton, Sand oder Kies, alles durcheinander.
    Aber es steigt immer mehr Grundwasser in diese Kippen und so ist die Gefahr von Rutschungen groß. Die feinsandige Lausitz trifft das besonders hart. Auf über 35.000 Hektar ehemaligen Bergbaugebietes heißt es: Betreten verboten. Wegen Rutschungsgefahr. Wer auf den Alt-Kippen baut, der benötigt deshalb viel Geduld, Wissen und vor allem – eine Menge Geld. Jahrhundertprobleme. Und eine beispiellose technologische Herausforderung. „Echt“ spricht mit Anwohnern, Bürgerinitiativen, Geotechnikern und Geologen über Chancen und Risiken eines Jahrhundertprojektes. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.02.2019MDR
  • Folge 306 (30 Min.)
    Dichter Rauch, lodernde Flammen, unerträgliche Hitze – während der Nachtschicht vom 18. zum 19. Januar 1987 bricht im Kupfererz-Schacht „Bernard Koenen“ ein Grubenbrand aus. Es soll die schwerste Katastrophe in der 800-jährigen Ära des Kupferschieferbergbaus im Mansfelder Land werden. Drei Bergmänner sterben. Diese tragische Geschichte wurde so noch nie im Fernsehen erzählt. Wie konnte es zu dem Bergunglück kommen? Der 19. Januar 1987. Draußen ist es bitterkalt, als um 22 Uhr ein kleiner Trupp von drei Bergmännern in den Bernhard Koenen Schacht unter Nienstedt hinabfahren.
    Die Grube arbeitet nur in halber Besatzung, weil die Braunkohlekraftwerke wegen der extremen Kälte mal wieder keinen Strom liefern. Der Auftrag für die drei Kumpel ist klar und eigentlich Routine – die Strecke muss weiter aufgesprengt werden. Nur machen die Bergleute diesmal einen Fehler, der ihnen zum Verhängnis wird. Es ist 1:22 Uhr – mitten in der Nacht – als Grubenalarm ausgelöst wird. Da brennt unten in der Sohle bereits das Feuer mit eintausend Grad Hitze. In der Tiefe des Schachts, wo es ohnehin immer heiß und trocken ist, breitet sich das Feuer rasend schnell aus.
    Wer Glück hat, kann sich retten – kann flüchten in Richtung der „abziehenden Wetter“, raus aus dem Schacht Nienstedt. Für die anderen gibt es jetzt nur noch eine Hoffnung – die Grubenwehr des VEB Mannsfeld Kombinat. „Echt“ trifft zum ersten Mal die damaligen Einsatzleiter: Martin Spilker, erster Oberführer der Grubenwehr und Herbert Maier, damals Leiter der Sicherheitsinspektion. Sie sind als erste am Brandgeschehen.
    Außerdem erinnert sich Dietmar Nöldner, der ehemalige Chef der Grubenwehr der WISMUT an diese spektakuläre Rettungsaktion – denn damals wurden nahezu alle Grubenwehren der DDR zu Hilfe gerufen. „Echt“ hat die Original-Ermittlungsakte der Obersten Bergbehörde der DDR im Bundesarchiv in Berlin gefunden. Außerdem auch die geheimen Dokumente der Staatssicherheit, die sofort nach dem Unglück Ermittlungen wegen Sabotage einleitet. „Echt“-Moderator Sven Voss rekonstruiert minutiös die dramatische Rettungsaktion und trifft zum ersten Mal jene Bergleute, die damals alles miterlebt haben. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.02.2019MDR
  • Folge 307 (30 Min.)
    Für Bergleute ist es ein knallharter Job, der enormes abverlangt und extreme Gefahren birgt. Die Grubenwehr ist die Werksfeuerwehr im Schacht. „Echt“-Moderator Sven Voss nimmt uns mit, tief hinab zu einem exklusiven Blick hinter die Kulissen der aktiven Grubenwehr im Kalibergwerk unter Zielitz bei Magdeburg. Es geht abwärts, Zugluft weht um den Helm. In nicht einmal zwei Minuten fährt der Fahrstuhl in 1000 Meter Tiefe, in das größte Kalibergwerk Deutschlands. Unten im Bergwerk angekommen offenbart sich eine Stadt: Es gibt Büros, Straßen, Autos, Werkstätten.
    Nur das Tageslicht fehlt. Hier unten gibt es „Ortsschilder“, eine Anschnallpflicht und sogar etliche Blitzer. Riesige Ventilatoren sorgen für einen ständigen Luftaustausch. Sie ziehen rund 63.000 Kubikmeter Luft pro Minute, das ist so viel, wie in 20 Olympia-Schwimmbecken passt. Aber diese riesenhafte weiße Stadt unter Tage ist auch ein Ort voller Gefahren. Alle acht Stunden wird gesprengt. Bergbau ist niemals ungefährlich: Nachgebendes Gestein kann für die Kumpel ebenso tödlich werden, wie lebensgefährliche Grubengase im Kohlebergbau oder Methan, das in Kontakt mit der Luft explosiv reagiert.
    Im thüringischen Kali-Revier hat zudem der Vulkanismus ein bedrohliches Erbe hinterlassen: Kohlendioxideinlagerungen im Salz. Am 1. Oktober 2013 werden drei Bergleute in Unterbreizbach durch den Austritt von großen Mengen Kohlendioxid getötet. „Echt“ trifft Dirk Weinrich, Grubenwehroberführer und Leiter des Grubenrettungswesens.
    Er ist Chef des 70-Mann starken Teams von Grubenrettern im Kaliwerk Zielitz. Er ist der Sicherheitschef unter Tage und koordiniert mehrere Mannschaftstransport- und Feuerwehrwagen. „Meine Männer machen das ehrenamtlich – sie müssen enorme psychische und körperliche Belastungen aushalten, wenn sie nach einer Explosion oder einem Grubenbrand unter Tage Vermisste und Verletzte suchen. Jede Entscheidung kann Leben retten, jeder Handgriff muss sitzen.“ Für die Brandbekämpfung stehen dem Grubenwehroberführer fahrbare Feuerlöscher mit 250 Kilo Fassungsvermögen, Handfeuerlöscher und Bordlöschanalgen zur Verfügung.
    Außerdem ist er verantwortlich für Atemschutzgeräte, die im Ernstfall bis zu vier Stunden Sauerstoff liefern. Diese Geräte werden von Weinreichs Leuten regelmäßig gewartet und müssen permanent einsatzbereit sein. Sven Voss ist live dabei, wenn die Grubenwehr Zielitz ein besonders ausgeklügeltes Mittel zur Brandbekämpfung installiert, einen pneumatischen Wetterverschlag, ein riesiges aufblasbares Kissen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.02.2019MDR
  • Folge 308 (30 Min.)
    Wismut, das stand jahrzehntelang für Uranbergbau. Im sächsischen Erzgebirge und in Thüringen rund um Ronneburg wurden seit 1946 251.000 Tonnen Uranerz gefördert. Raubbau an Mensch und Natur. Zurück blieben strahlende Halden und riesige Bergwerke. Bei etwa 10.000 Wismutkumpeln werden schwere Lungenschäden als Berufskrankheit anerkannt. Anfang der 1990er-Jahre endet die Ära des Uranbergbaus in Mitteldeutschland. Seitdem steht die Wismut GmbH vor gewaltigen Herausforderungen. Es geht um die Sanierung der geschundenen Landschaft. Die Bergwerke werden stillgelegt und geflutet. Abraumhalden verschwinden von der Bildfläche oder werden in Erde verpackt und begrünt. Es ist ein Mammutprojekt, das den Steuerzahler bislang sechs Milliarden Euro gekostet hat. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.03.2019MDR
  • Folge 309 (30 Min.)
    Im erzgebirgischen Bad Schlema türmten sich jahrzehntelang gigantische radioaktive Halden auf. Heute dagegen ist es ein Kurort, umgeben von grünen Wiesen und Wäldern. Die Fortschritte bei der Sanierung der alten Standorte der Wismut sind unübersehbar. Auch der staubige Tagebau in Ronneburg hat sich in ein Naturparadies verwandelt. An den großen Wismutstandorten ist die Sanierung größtenteils schon abgeschlossen. Dennoch stehen die Bergleute in Sachsen und Thüringen 30 Jahre nach dem Aus des Uranbergbaus vor riesigen Herausforderungen.
    Denn neben den großen Standorten gibt es unzählige kleinere, die in den vergangen Jahren sich selbst überlassen worden sind. In Dresden, Johanngeorgenstadt oder Aue befinden sich viele alte Schächte und Halden, die lange Zeit vergessen wurden. Nicht selten sind auf ihnen inzwischen Wälder gewachsen. Doch sind diese eher kleinen Hinterlassenschaften nicht minder gefährlich. Bei der Sanierung der Altstandorte steht die Wismut GmbH wohl noch für Jahrzehnte vor ihrer größten Herausforderung. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.03.2019MDR
  • Folge 310 (30 Min.)
    „Es ist die schlimmste Katastrophe für unseren Wald. Die Größte des Jahrhunderts, die wir so noch nie erlebt haben. Die Angst geht um, auch um den Job.“ Oberförster Ronny Eckhardt durchstreift einen dunklen Fichtenwald auf dem Kamm des Thüringer Waldes bei Oberhof. Ronny Eckhardt muss jene Fichten finden, die eigentlich noch gesund aussehen. Die aber – tickende Zeitbomben sind. Experten wissen: In vielen Fichten schlummert eine Jahrhundertgefahr: mehrere 10.000 Borkenkäfer pro Baum. Eine einzelne Fichte kann zur Brutstätte von 1,5 Milliarden Käfern werden.
    Drei Generationen Borkenkäfer, in einem Jahr – so etwas hat es noch nie gegeben. Es droht die schlimmste Borkenkäferplage seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Es ist das Erbe eines Jahres voller Wetterextreme: 2018, dieses Jahr schlimmster Trockenheit. Das größte Niederschlagsdefizit aller Zeiten. 40 Prozent weniger Regen als im langjährigen Durchschnitt. So viele Hitzetage wie noch nie. Die Fichten sind nicht mehr in der Lage, den Käfer mit eigenem Harz zu bekämpfen. Ihnen fehlt schlicht das Wasser. Und dann fegten noch zahlreiche Stürme und Orkane in den letzten Monaten durch den geschwächten Wald.
    Selbst, wenn Ronny Eckhard die kranken Bäume identifiziert: Er kriegt sie kaum aus dem Forst, die Sägewerke zahlen nichts mehr. Der Markt ist überschwemmt von Schadholz aus Tschechien und dem Alpenraum. Die Forstbetriebe in Thüringen und Sachsen-Anhalt kämpfen ums Überleben – und brauchen eigentlich das Geld, um einen neuen Wald zu bauen. Ein Teufelskreis. „Echt“ dokumentiert die größte Waldkrise des Jahrhunderts. Moderator Sven Voss begibt sich im Thüringer Wald und im Harz auf die Suche nach dem Ausweg. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.05.2019MDR
  • Folge 311 (30 Min.)
    Frank Brösicke ist Wohnungsmanager in Suhl. Gerade hat er wieder hunderte Briefe verschickt, um Menschen mitzuteilen, dass sie ihr Zuhause verlassen sollen. Wohnungen, die nicht marode sind, nicht baufällig, nicht sanierungsbedürftig. In Suhl sind die Stadtplaner radikal – und reißen einfach die halbe Stadt ab, damit der Ort überlebt. Das Mitteldeutschland, das wir kennen, werden wir in den nächsten Jahren kaum wiedererkennen. Sven Voss geht auf Spurensuche von geradezu unheimlichen Bevölkerungsbewegungen in unserer Region. Leipzig saugt alle Menschen auf, bis das Land drum herum leer ist.
    Wie beispielsweise der Ort Scheidens südlich von Leipzig. Dort gibt es keine jungen Frauen mehr und vor allem keine Kinder. Ein verwaistes Dorf, das stirbt. Der Frauenmangel in Ostdeutschland ist europaweit ohne Beispiel. Selbst in den unwirtlichen Polarkreisregionen im Norden Schwedens oder Finnlands ist es nicht so schlimm. Zurück bleiben einsame, junge Männer – und oft genug frustrierte: Es gibt einen dramatischen Überschuss an Männern. 2013 gab es 120 Dörfer, aus denen sogar die Alten wegzogen. Das Dorf Liebon wurde deshalb sogar bei Ebay versteigert.
    Die stolze Waffenstadt Suhl, einstmals sozialistische Vorzeigestadt, verlor fast die Hälfte seiner Bevölkerung – und kühne Planer entschieden sich für den Abriss der Hälfte aller Häuser. Leipzig dagegen: Bald werden es wohl wieder 700.000 Einwohner sein – wie zu den besten Zeiten der Stadt. Doch die Verwaltung rennt der Entwicklung hinterher. „Echt“ erzählt dramatische Geschichten aus einer Region der Extreme. Sven Voss trifft Betroffene und er fragt Experten: Mitteldeutschland – Wie gefährlich tickt die demografische Zeitbombe? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.05.2019MDR
  • Folge 312 (30 Min.)
    Hunderte von Höhlen gibt es in Mitteldeutschland. Viele werden von professionellen Höhlenforschern erkundet, einige aber sind für jedermann zugänglich. Sie sind faszinierend und geheimnisvoll, aber nicht ungefährlich. Am 27. April 2013 erkunden zwei Wanderer das herrliche Bielatal in der Sächsischen Schweiz [Sachsen]. Einer der beiden will die Kluft am Benno auf eigene Faust entdecken. Nach den ersten vier Metern rutscht er ab, findet keinen Halt mehr und stürzt in die Höhle. Der Mann kann sich nicht mehr bewegen, steckt fest und ist schwer verletzt. ECHT-Moderator Sven Voss rekonstruiert die dramatische Rettungsaktion und trifft Erik Wypior, den Einsatzleiter der Sächsischen Bergretter: „Die Kluft am Benno ist nur acht Meter tief, aber trotzdem kann sie zur Todesfalle werden: Da unten funktioniert kein Handy.
    Hilfeschreie hört niemand. Und vor allem ist es dort unten kalt. In der Höhle, bei drei oder vier Grad, ist der Mensch schnell unterkühlt.“ Einsätze für Höhlenretter sind selten, aber im Ernstfall geht es immer ums Ganze. Die Retter müssen möglichst schnell handeln. Dabei bringen sie sich oft selbst in tödliche Gefahr. So im Juni 2014 als Johann Westhauser in der 1000 Meter tiefen RIESENDING-Höhle bei Berchtesgaden [Bayern] verunglückt.
    Ein Steinschlag hatte den Höhlenforscher am Kopf schwer verletzt. Die 200 besten Höhlenretter aus ganz Europa eilen zum RIESENDING, denn in dieses 21 Kilometer lange Labyrinth trauen sich nur ganz wenige hinein. Gleich nach dem Abstieg geht es 300 Meter senkrecht in die Tiefe, nach einer kurzen Pause, weitere 400 Meter tief. Erst nach vier Tagen erreicht der erste Arzt den Schwerverletzten. Erik Wypior von der Sächsischen Bergwacht macht die Schwierigkeit des Einsatzes deutlich: „In einer Höhle gibt es keine Autos oder Rettungshubschrauber, noch nicht einmal feste, sichere Wege.
    Alles, was den Rettern ÜBER TAGE das Leben einfach macht, – gibt es unter TAGE nicht. Alles, was man braucht, muss per Hand reingeschleppt werden.“ Nach sechs Tage kann der verunglückte Johann Westhauser endlich transportiert werden. Festgeschnallt auf einer Liege geht es über Abgründe und Felsklüfte. Um sich auszuruhen werden in der Höhle extra sieben BIWAKS zum Übernachten für die Höhlenretter errichtet. Der Weg ins Freie durch die Höhle wird zu einer unglaublichen Odyssee, die weitere sechs Tage dauert. Am 19. Juni dann endlich wieder Tageslicht. ECHT rekonstruiert einen der spektakulärsten Einsätze der Höhlenrettung in Deutschland. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.06.2019MDR
  • Folge 313 (30 Min.)
    Plötzlich ist nur noch ein riesiger Krater da, wo vorher drei Mehrfamilienhäuser standen und eine Straße am Schiffsanleger vorbeiführte. Zehn Jahre ist es her, als die Welt fassungslos nach Nachterstedt in Sachsen-Anhalt blickt. Mit den Häusern werden drei Menschen in den Abgrund des Concordiasees gerissen. Ihre Leichen konnten nie geborgen werden. Überall dort, wo der Mensch die Erde aufwühlt, den Boden aushöhlt, in natürliche Landschaften eingreift, wird der Untergrund unberechenbar. Mitteldeutschland ist eine Region, wo deshalb riesige Flächen gesperrt sind, wo es an etlichen Stellen heißt: Betreten verboten! Lebensgefahr! Vor 13 Jahren, zur feierlichen Übergabe des Concordiasees, sollte dieses Kapitel für Nachterstedt enden.
    Der geflutete Tagebau sollte Touristen anlocken. Ein Traum, der in der Nacht zum 19. Juli 2009 sein jähes Ende findet. Seither liegen alle Pläne auf Eis. Der See ist gesperrt. Oft schon haben Behörden eine Teilöffnung versprochen, doch die Ursachenforschung und die Befestigung der Böschung dauern an und stellen Experten immer wieder vor neue Probleme. Wie im Juni 2017, als plötzlich ein weiterer Teil der Böschung abrutscht.
    Den aufwühlenden Jahrzehnten des Kohlenabbaus folgt hier ein böses Erwachen. Ein gefährliches Erbe und das heißt es für viele Standorte des Altbergbaus. Nur 30 km von Nachterstedt entfernt liegt Staßfurt, die Wiege des Kalibergbaus. Unterhalb der Stadt ist der Untergrund voller Hohlräume, hunderte Meter tief ragen sie in den Untergrund. Auch hier kommt es mitten im Stadtzentrum zu einem verheerenden Erdrutsch. Wo einst Häuser standen, befindet sich plötzlich ein See. Ringsherum senkt sich die Erde weiter bis zu sieben Meter tief ab.
    Selbst Jahrzehnte später muss ein Gebäude nach dem anderen aufgegeben werden. Die Kirche, das Rathaus, die ganze Stadtmitte. Dass sich hier nun die einzige Badestelle an einem Salzsee befindet, ist zwar reizvoll, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie unkalkulierbar der Untergrund an den Altstandorten des Bergbaus ist. „Echt“-Moderator Sven Voss nimmt uns mit auf Spurensuche, zu den gesperrten Regionen Mitteldeutschlands. Dabei wird vor allem eines deutlich: Dieses gefährliche Erbe stellt uns und künftige Generationen vor gewaltige Herausforderungen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.06.2019MDR
  • Folge 314 (30 Min.)
    Im Oktober 2018 wird in der Großstadt Halle (Saale) eine beunruhigende Entdeckung gemacht: Das Umweltamt der Stadt findet im Grundwasser im Stadtteil Ammendorf Abbauprodukte des gefährlichen Kampfstoffes LOST. Ist das die Hinterlassenschaft der ORGACID, einer der größten Giftgasfabriken der Nazis? Bis heute gibt es handfeste Hinweise: Unter einem unscheinbaren Hügel in einem Industriegelände in Halle-Ammendorf liegt einer der größten Kampfstoffbunker des Zweiten Weltkriegs – nur 20 Meter von der Straße entfernt, gesichert mit Stacheldraht, Zaun und einer Mauer.
    Ist hier in Halle-Ammendorf der Boden immer noch vergiftet? Ist das Grundwasser der nahe gelegenen Heimstätten-Siedlung verseucht? Besteht hier Gefahr für die Gesundheit der Menschen? „Echt“-Moderator Sven Voss trifft Professor Johannes Preuss, einen der wichtigsten Experten für Rüstungsaltlasten. In den letzten 35 Jahren hat er alle Giftgasfabriken der Nazis untersucht. Auch in Halle-Ammendorf fahndet er nach den tödlichen Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs: „Von der Produktion her, ist das bezüglich des Kampfstoffes LOST die größte Anlage des Deutschen Reiches gewesen.
    Es gab keinen anderen Produzenten, der so viele Kampfstoffe produziert hat, wie hier in Halle-Ammendorf.“ Exklusiv im Interview mit „Echt“: Alfred Krippendorf, ein ehemaliger NVA-Hauptmann, der dabei war, als die Nationale Volksarme 1990 mit dem Problem aufräumen wollte: „Es gab damals eine Gruppe, die hat vorgeschlagen, diese Flüssigkeit zu vernichten durch eine Hochtemperatur-Verbrennung.“ Aber die Chance wurde vertan und deshalb trifft „Echt“ heute den Mann, der für das Grundwasser von Halle verantwortlich ist: Steffen Johannemann, Chef der Abteilung „Umweltrechtlicher Vollzug“ bei der Stadt.
    Was soll mit dem Erbe einer der größten Giftgasfabriken des Zweiten Weltkriegs geschehen? „Echt“ auf den Spuren einer unheilvollen Geschichte. Sven Voss trifft exklusiv Zeitzeugen und Experten und zeigt geheime Luftbilder der US-Streitkräfte. Die einen schlagen Alarm, die anderen geben Entwarnung. Was steckt wirklich hinter der Giftgasfabrik von Halle-Ammendorf? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.08.2019MDR
  • Folge 315 (30 Min.)
    Es ist ein romantisches Bild, wenn Kathleen Bauschke mit ihren Schafen über die Wiesen von Ermsleben in Sachsen-Anhalt zieht. Moderator Sven Voss ist auf Spurensuche, wie steht es um einen der ältesten und traditionsreichsten Berufe. Haben Schäfer bei uns noch eine Zukunft? Inmitten der idyllischen Landschaften des Vorharzes zeigt sich, von einer heilen Welt ist die 46-jährige Schäferin weit entfernt. Ihr Beruf, dem sie mit Herzblut nachgeht, stirbt aus. Zogen im 19. Jahrhundert noch 28 Millionen Schafe durchs Land, sind es heute 1,6 Millionen und es werden immer weniger.
    989 Berufsschäfer gibt es heute in Deutschland. 13% weniger als 2010. Obwohl sie dringend gebraucht werden, können Schäfer hierzulande kaum noch von ihrer Arbeit leben. Wenn die 500 Mutterschafe von Kathleen Bauschke grasend durch die Landschaft ziehen, verrichten sie einen wichtigen Job. Wo sie weiden, wächst anschließend wieder viel. Mit ihren Schafherden leisten Kathleen Bauschke und ihre KollegInnen einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt in unseren Landschaften. Da sind sich alle einig. Doch bezahlt wird Kathleen Bauschke nicht nach Leistung, sondern nach Landbesitz.
    Für die gepachteten Flächen die ihre Schafe pflegen, muss die Schäferin Gebühren zahlen. Forderungen nach einer leistungsgerechten Weidetierprämie werden von der Politik bislang ignoriert. Neben EU-Agrarsubventionen lebt Kathleen Bauschke vom Fleischverkauf. Doch der Weltmarktpreis für Lammfleisch sinkt. Für ihre 12 Stunden täglich bleibt Kathleen Bauschke am Ende nicht einmal der gesetzliche Mindestlohn. Feiertags- oder Sonntagszuschlag kennt sie genau so wenig wie Urlaub. Wenn sie ihre Schafe scheren lässt, wirft selbst die Wolle keinen Gewinn mehr ab.
    Brachte vor 30 Jahren ein Kilo Mischwolle noch 4 DM, kann Kathleen Bauschke den Schafscherer heute kaum noch bezahlen. Die Wolle, der so wertvolle Rohstoff, wird entsorgt und das muss sie selbst sogar noch bezahlen. Kein Wunder, dass für junge Leute die Schäferei hier längst unattraktiv ist. Pro Jahr machen 50 Schäfereien dicht und es gibt nur 10–20 Auszubildende. „Echt“ trifft bei der Deutschen Meisterschaft der Schafscherer junge Schäfer, die es inzwischen nach Neuseeland und Australien gezogen hat. Dort können sie von ihrer Arbeit gut leben. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.09.2019MDR
  • Folge 316 (30 Min.)
    Er ist äußerst intelligent, anpassungsfähig und vor allem ein gerissener und opportunistischer Jäger: Der Wolf. Kein Tier polarisiert so stark wie dieses Raubtier. Seit fast 20 Jahren wieder heimisch in Deutschland, sorgt er zunehmend für Streit. Fast 1.000 Tiere zählt die Population inzwischen, in 111 Revieren. Der größte Teil der 77 Rudel und 33 Wolfspaare leben im Osten Deutschlands. Das schafft Probleme für Viehzüchter wie Hans Bley. Der Bürgermeister von Crawinkel im thüringischen Landkreis Gotha verlor allein in diesem Jahr schon neun Tiere – Schafe, Kälber und neuerdings sogar Pferde. Gerissen vermutlich genau von der Wölfin, die auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Ohrdruf lebt.
    Sie ist der wohl am besten dokumentierte Wolf überhaupt zurzeit. Und sie erregt die Gemüter wie kaum ein anderer Beutegreifer. „Auf jeden Fall schützen“, beharren Naturschützer. „Unbedingt entnehmen“, fordern dagegen Bauern, Schafzüchter und Jäger. Erst vor wenigen Wochen haben Wölfe bei Naumburg in Sachsen-Anhalt eine Straußenfarm überfallen – einen der riesigen Vögel gerissen. In der Oberlausitz hatte ein Berner Sennenhund auf dem Familiengrundstück keine Chance gegen einen Wolf. Erleben wir hier eine neue Qualität? Warum wagen sich die Tiere ohne Scheu so nah an menschliche Siedlungen heran? Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel, von der Freien Universität Berlin erforscht das Jagdverhalten von Wölfen.
    „Echt“ fragt nach: Wie lernen Wölfe? Wie lernfähig sind sie? Welche Strategien können sie entwickeln, wie Aufgaben untereinander teilen? Der Zoologe hat selbst mehrfach erlebt, wie einige dieser Raubtiere seelenruhig wenige Meter an ihm vorbeigelaufen sind. „Die Wölfe haben gelernt, dass ihnen bei uns keine Gefahr droht.“ Und sie wissen genau, sich gerade bei der Jagd an ihre Umgebung und die Situation anzupassen.
    Prof. Pfannenstiel sieht noch ein weiteres Problem zu großer Nähe zwischen Mensch und Wolf: Die potenzielle Durchmischung der streng geschützten Art Wolf. Laut EU-Richtlinie ist die unzulässig, schließlich soll die reine Art erhalten werden, doch die Ohrdrufer Wölfin hat sich innerhalb von zwei Jahren wohl zum zweiten Mal mit einem Hund gepaart und sogenannte „Hybriden“ zur Welt gebracht. Besteht also generell die Gefahr einer Hybridisierung? „Echt“-Moderator Sven Voss fragt nach bei Naturschützern, Genetikern der Senckenberg-Gesellschaft und Jägern: Ist eine Einigung möglich im zunehmend erbittert geführten Streit über den richtigen Umgang mit dem Raubtier Wolf? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.09.2019MDR
  • Folge 317 (30 Min.)
    Der Wald in Mitteldeutschland stirbt viel schneller, als selbst die engagiertesten Klimaschützer dachten. Ein Vorbote für etwas, was unserer Natur ereilt? Und niemand weiß genau, was die Zukunft bringt. Die Wissenschaft baucht mehr Freiheit, aber die kriegt sie nicht. Rückblick. April 2019 im Südharz. Nach dem Dürrejahr 2018 fürchtet der Waldbesitzer Jörg von Beyme um die Fichten. Heute hat er sie abgeschrieben. Und mehr noch: Die Buche stirbt, nicht nur bei ihm, überall. „Es ist die schlimmste Katastrophe für unseren Wald. Die Größte des Jahrhunderts – eine, die wir so noch nie erlebt haben.
    Die Angst geht um, auch um die Existenz.“ Jörg von Beyme durchstreift seinen Fichtenwald im Südharz, nicht weit von Sangerhausen. So wie ihm geht es derzeit Förstern im Thüringer Wald, im Erzgebirge, im Harz – überall. Jörg von Beyme muss jene Fichten finden, die eigentlich noch gesund aussehen. Die aber – tickende Zeitbomben sind. Experten wissen: In vielen Fichten schlummert eine Jahrhundertgefahr: mehrere 10.000 Borkenkäfer pro Baum. Eine einzelne Fichte kann zur Brutstätte von 1,5 Milliarden Käfern werden.
    Drei Generationen Borkenkäfer, in einem Jahr – so etwas hat es noch nie gegeben. Es droht die schlimmste Borkenkäferplage seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Es ist das Erbe eines Jahres voller Wetterextreme: 2018, dieses Jahr schlimmster Trockenheit. Das größte Niederschlagsdefizit aller Zeiten. 40 Prozent weniger Regen als im langjährigen Durchschnitt. So viele Hitzetage wie noch nie. Die Fichten sind nicht mehr in der Lage, die Käfer mit eigenem Harz zu bekämpfen. Ihnen fehlt schlicht das Wasser. Und dann fegten noch zahlreiche Stürme und Orkane in den letzten Monaten durch den geschwächten Wald.
    Selbst, wenn Jörg von Beyme die kranken Bäume identifiziert: Er kriegt sie kaum aus dem Forst, die Sägewerke zahlen nichts mehr. Der Markt ist überschwemmt von Schadholz aus Osteuropa und dem Alpenraum. Es ist eine europaweite Waldkrise. Die Forstbetriebe in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt kämpfen ums Überleben. Und brauchen eigentlich Geld, um einen neuen Wald zu bauen. Ein Teufelskreis. „Echt“ dokumentiert die größte Waldkrise des Jahrhunderts – Moderator Sven Voss begibt sich im Thüringer Wald und im Harz auf die Suche nach dem Ausweg. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.09.2019MDR
  • Folge 318 (30 Min.)
    Irgendwann wollte Julia, die studierte Betriebswirtschaftlerin, nicht mehr im Controlling arbeiten. Weil sie in der Bäckerei ihrer Eltern aufgewachsen ist, hat sie das Handwerk und die Liebe zum Brot nie wirklich aus den Augen verloren. „Und als ich mal nachts in der Bäckerei ausgeholfen habe, habe ich gemerkt, dass mir das richtig Spaß macht.“ Seit zwei Monaten ist sie jetzt Azubi in einem Bäckerbetrieb in Dresden. Bei Julia scheint es zu passen: Sie ist in ihrem Wunschjob angekommen und der Betrieb hat die passende Auszubildende gefunden. Das aber wird immer mehr zur Ausnahme.
    In Mitteldeutschland gab es im letzten Jahr 4.605 unbesetzte Stellen und gleichzeitig fast genauso viele unvermittelte Bewerber – 4.650. Theoretisch dürfte es keine offenen Lehrstellen geben. Trotzdem gehen Tausende Jugendliche jedes Jahr leer aus und immer mehr Betriebe finden keinen Azubi. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung spricht von einem „Passungsproblem“. „Echt“ hakt nach: Wie kann das passieren? Sven Voss begibt sich auf Spurensuche und trifft Malermeister Danny Stier mit seinen Azubis auf einer Baustelle. „Ich habe in den letzten 13 Jahren 12 Lehrlinge ausgebildet und nur drei haben durchgehalten.
    Die sind nicht mehr so drauf wie vor zehn Jahren“. In diesem Jahr hat Danny Stier keinen Azubi finden können. Angebot und Nachfrage scheinen irgendwie nicht zu funktionieren. Die Ausbilder sind unzufrieden mit den theoretischen Leistungen und dem praktischen Engagement des Nachwuchses. In Mitteldeutschland bricht fast jeder dritte Azubi seine Lehre ab. Alarmierende Zahlen in einem Land mit grassierendem Fachkräftemangel. Sven Voss besucht einen anderen Betrieb. Hier ist Maurermeister Matthias Forssbohm der Chef, – im Ehrenamt arbeitet er im Vorstand der Handelskammer Leipzig und fragt, ob Lehrbetriebe als Reparaturbetriebe für verkrachte Existenzen herhalten müssen? Warum wird in manchen Sparten händeringend nach Azubis gesucht, während in anderen Bereichen ein Überangebot an Nachwuchs den Betrieben die Türen einrennt? Hatten Azubis früher mehr Bock auf Ausbildung? Wo sind Motivation und Engagement geblieben? Aber Sven Voss ergründet auch die andere Seite dieser Geschichte: Ist das Azubi-Dasein überhaupt noch attraktiv? In einigen Branchen wird beim Einstieg monatlich nicht mehr als 600 Euro brutto bezahlt, – dazu zahlreiche Überstunden und nicht immer eine Übernahmegarantie.
    Wer tut sich das an? Sven Voss fragt Marlen Schröder – Jugendsekretärin des DGB. Die fordert einen Mindestlohn für Azubis, Verbot von Überstunden und kostenlose Bus- und Bahntickets. „Echt“ ergründet Lösungen für das Passungsproblem: Die Azubis brauchen eine bessere Vorstellung, von dem, was da auf sie zukommt. Deswegen arrangieren einige Schulen feste Arbeitsverträge für ihre SchülerInnen im produzierenden Gewerbe. „Echt“ zeigt, wie das funktioniert in der Regelschule Warza bei Gotha. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.11.2019MDR
  • Folge 319 (30 Min.)
    Die Fakten sind alarmierend. Lediglich drei von einhundert Flüssen und Bächen in Sachsen sind in einem ökologisch guten Zustand und nur 43 Prozent aller Seen. Damit hat Sachsen das schlechteste Wasser ganz Deutschlands, laut einer WWF-Studie. Das größte Problem ist neben dem Bergbau der zu hohe Nitratgehalt im Grundwasser und der stammt eindeutig aus der Landwirtschaft. Es wird einfach zu viel Dünger auf die Felder gebracht. Die Folge: An jeder dritten Messstelle werden die Grenzwerte überschritten. In Thüringen und Sachsen-Anhalt ist die Lage kaum besser. Das könnte uns allen teuer zu stehen kommen.
    Strafzahlungen an die EU drohen: 850.000 EUR pro Tag, werden die Grenzwerte weiter überschritten. Eine bundesweite Düngemittelverordnung soll das ändern. Landwirte müssen ihren Düngemittelverbrauch besser dokumentieren. Außerdem bestehen Sperrfristen. Trotzdem sieht und riecht man es auch in diesem Herbst wieder, dass vielerorts Felder gedüngt werden. Würden sie es nicht tun, besteht für Landwirte die Gefahr von Ernteausfällen, erklärt Andreas Jahnel vom Bauernverband. Insbesondere durch die Regenarmut der letzten Jahre sind die Böden in einem schlechten Zustand.
    98 Agrarbetriebe haben darum vom sächsischen Landwirtschaftsministerium eine Ausnahmegenehmigung erhalten. „Echt“-Moderator Sven Voss trifft Landwirte, die umdenken müssen. Weniger düngen, dafür unserer aller Wasser schützen. Die Bereitschaft dazu ist unterschiedlich. Viele Bauern sehen ihre Existenz bedroht. Doch gelingt es vielleicht mit High Tech das Grundwasser reinzuhalten? Im Erzgebirge bearbeiten Landwirte ihre Felder inzwischen computergestützt und düngen nur nach Bedarf. Anderswo wird die Düngung durch Satelliten überwacht und so optimiert. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.11.2019MDR
  • Folge 320 (30 Min.)
    Johanna Zippel zeigt ihr Familienalbum. Schon immer lebt sie in Frankleben am Geiseltalsee. Alle Verwandten haben ihr Geld in der Kohle verdient. „Der Staub der Trockenkohle war Gift und da musste man ins Haus gehen. Aber jetzt soll hier diese Klärschlammverbrennung hin. Und da haben wir wieder Angst, dass Gestank und giftige Luft kommen“, erklärt Johanna Zippel. Die alte Dame hat schon an den Ministerpräsidenten und sämtliche Verwaltungsbehörden geschrieben. Und sie ist nicht allein mit ihrem Protest gegen die geplante Klärschlammverbrennungsanlage. Nach Jahrzehnten im Dreck und Staub der Braunkohle haben die Menschen hier am Geiseltalsee eigentlich Besseres verdient. Auffällig ist die gewaltige Kapazität der Anlage. Hier könnten laut Plänen des Investors 100.000 Tonnen Klärschlamm verbrannt werden.
    „Uns ärgert, dass die Bayern ihren Dreck hier hochbringen und uns belasten. Wir aber wollen ein Erholungsgebiet sein“, erklärt Johanna Zippel. Das wird zum Himmel stinken, sagen auch die Menschen in Braunsbedra und Merseburg, auf deren Gemarkung die geplante Anlage steht. Für die Stadt Merseburg gehört die Klärschlammverbrennung nicht auf die grüne Wiese, sondern in ein Gewerbegebiet. Aber die Geschichte hat auch eine andere Seite, denn Klärschlammverbrennung und das Recycling des darin vorhandenen Phosphors sind sinnvoll für Natur und Umwelt. „Echt“ zeigt, was man aus Klärschlamm alles machen kann. Sven Voss besucht ein Testlabor in Weimar. Das Geschäft mit unserem Geschäft. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.12.2019MDR
  • Folge 321 (30 Min.)
    Echt – Logo
    Es waren nur Routinearbeiten, die die beiden Klempner in der Semperoper vornahmen – an der Gasleitung zum Kronleuchter. Wie damals üblich verkleben sie die Schläuche mit Harz. Plötzlich fängt ihr Klebstoff Flammen. Nachdem alle Löschversuche scheitern, bleibt den Beiden nur noch die Flucht. Dieser Arbeitsunfall sorgt dafür, dass die Dresdner vor 150 Jahren Zeugen eines verheerenden Infernos werden. Das königliche Hoftheater, das unter Federführung von Gottfried Semper im Jahre 1841 fertiggestellt worden ist, brennt komplett aus. Am 21. September 1869 verliert die Stadt ihr berühmtes Opernhaus, das damals weltweit als eines der schönsten gilt.
    Neun Jahre später wird am Theaterplatz Sempers zweites Opernhaus eröffnet. 1945 – im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs – wird sie fast vollständig zerstört. Diesmal dauert es vierzig Jahre, bis die Semperoper im alten Glanz erstrahlt. Dafür, dass Dresdens weltberühmtes Opernhaus nie wieder den Flammen zum Opfer fällt, wird viel getan, auch wenn das Publikum davon kaum etwas mitbekommt. Im Notfall würde binnen Sekunden ein eiserner Vorhang herunterfahren.
    Oberhalb der Bühne öffnen sich blitzschnell Teile der Decke, die den Rauchabzug garantieren. Hinter die Kulissen der Semperoper nimmt uns „Echt“-Moderator Sven Voss mit auf eine spannende Entdeckungstour. Brandschutzexperten zeigen, wie das historische Gebäude rund um die Uhr mit Sensoren und Feuermeldern überwacht wird. Auch Gottfried Semper hatte beim Bau seines zweiten Opernhauses in Dresden den Brandschutz im Blick. Er hat auf eine echte Holzvertäfelung verzichtet und stattdessen eine Eichenholzimitation auf Stuckgips ausführen lassen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.12.2019MDR
  • Folge 322 (30 Min.)
    Es ist die ganz große Vision für das kleine verschlafene Schierke: ein touristisches Ganzjahres-Erlebnis: Im Sommer Kletterpark, Abenteuerspielplätze und Luchs-Schau; im Winter eine lange Ski-Abfahrtspiste – alles verbunden mit einer Seilbahn. Hinter dem Traum vom St. Moritz des Nordens steckt der Hildesheimer Investor Gerhard Bürger und der kann es nicht fassen, als ihm im Mai dieses Jahres Wirtschaftsminister Armin Willingmann einen Landeszuschuss von sechs Millionen Euro für das 25-Millionen-Projekt versagt.
    Und trotzdem läuft es noch: das Raumordnungsverfahren. Ausgang offen. Gegenwind war abzusehen. Immerhin soll das Projekt direkt neben einem Nationalpark und in einem „Flora-Fauna-Habitat“ umgesetzt werden. Die Bürgerinitiative „FÜR ein NATÜRLICHES Schierke“ fragt, was in solch einem Gebiet Massentourismus zu suchen hat. Außerdem sei die Kunstschneeproduktion auf diesen Höhen durch die unsicheren klimatischen Bedingungen nicht sicher. Der Erholungswert am Nationalpark würde unwiederbringlich verlorengehen.
    Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hält eine Genehmigung des Mammutvorhabens mit Skipiste, Schneekanonen und Seilbahn sogar für rechtswidrig, weil dadurch auch ein streng geschützter Moorwald beschädigt werde. Die Wintersportenthusiasten wollen von dieser Kritik nichts hören. „Die glanzvolle Vergangenheit des Ortes strahlt in die Zukunft!“, so der Schlachtruf des Vereins „Pro Winterberg“, der das Argument der Naturzerstörung nicht gelten lässt, denn die Natur im Harz und auch um Schierke sei in einem bedauernswerten Zustand: „Inzwischen haben Trockenheit und Borkenkäferbefall die Natur radikal verändert.
    Von Feuchtflächen und Moorwald, schützenswerten Fichtenbeständen und vielfältiger Fauna ist kaum etwas übrig geblieben.“ Abgesehen davon halten die Befürworter des Projekts den Nordhang des Winterbergs für „relativ schneesicher“ und Seilbahnen erwiesen sich immer als Motor der regionalen Wirtschaft: „Sie sichern und schaffen Arbeitsplätze und stärken entscheidend den ländlichen Raum.“ Seit über drei Jahren läuft nun das Raumordnungsverfahren für das Millionenprojekt von Investor Gerhard Bürger und der Stadt Wernigerode.
    Im Oktober mussten die Visionäre weitere Unterlagen zum Thema Naturschutz und Verkehrsplanung beim Verkehrsministerium Magdeburg nachliefern. Außerdem forderte die Behörde eine wissenschaftlich fundierte Klimaprognose für den Standort Schierke. Wird die Vision von einem attraktiven Tourismusort am Schierker Winterberg Realität oder nicht? Sind hier verbohrte Ökos am Werk, die mit unfairen Mitteln eine sinnvolle Entwicklung von Schierke verhindern? Oder verstoßen die Planungen schlicht gegen geltendes Umweltrecht? Sven Voss begibt sich auf Spurensuche und spricht mit Menschen, die gute Argumente dafür und dagegen haben.
    Außerdem exklusiv bei „Echt“: ein Interview mit Umweltmediator Oliver Wendenkampf, der für Schierke einen „dritten Weg“ sieht: ein Tourismuskonzept, das nicht auf künstlich beschneite Pisten und Beton setzt, sondern auf den Naturraum Harz, ein wirklicher Naturerlebnisraum als neuer touristischer Magnet für Schierke. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.12.2019MDR

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