Folge 168

  • Folge 168

    30 Min.
    Judith Zander: Johnny Ohneland (dtv)
    Von politischen Umbrüchen, der Auflösung gesellschaftlicher Normen und der Erforschung des eigenen Ichs – Judith Zander nimmt uns mit auf eine Reise durch die Gedanken- und Gefühlswelt einer jungen Frau, die alle vermeintlichen Gewissheiten in Frage stellt
    Joana ist neun Jahre alt, als sich die DDR auflöst und Joanas Heimat in einer anderen, fremden Heimat aufgeht. Alles befindet sich im Umbruch, öffentlich und privat. Judith Zander, die wie ihre Romanfigur die Wiedervereinigung als Neunjährige erlebte, schildert die Erfahrungen und Reflektionen ihrer Protagonistin Joana als ihr Alter Ego, das sich bestens auskennt in deren Gedankenuniversum. So wie die Provinz in der DDR, aus der sie stammt, nicht länger ihre Heimat ist, so will Joana auch nicht länger Joana sein, sondern Johnny, die sich von da ab nicht nur durch ihre Umbenennung einer klar definierten Zugehörigkeit verweigert und versucht, alle Lebensmodelle zu vermeiden, die aus ihrer Sicht „zu bevölkert und zu ausgetreten“ sind.
    So wie das von Johnnys Bruder Charlie, in dem die Mutter „von Anbeginn nichts anderes hatte sehen wollen als den richtigen Jungen, aus dem sie einen echten Mann zu formen gedachte, vom hellblauen Strampler auf direktem Wege zum emotionalen Analphabeten.“ Mit der sensiblen und hellwachen Joana/​Johnny erleben wir die kleinen und großen Dramen ihres Lebens: Den Untergang der DDR, die Nachwendezeit, den Verlust des Alten, die Entdeckung des Neuen, Familienkonflikte, Schulprobleme und – bei ihren amourösen Abenteuern – den Liebeskummer im Erproben verschiedener Geschlechter.
    Immer hat man das Gefühl, sich gemeinsam mit der Romanfigur selbstbewusst zwischen den Welten zu bewegen, ohne sich festzulegen, alle Möglichkeiten offen zu halten. Und so überrascht es kaum, dass Johnnys Lebensweg von der ostdeutschen Provinz über Finnland bis nach Australien führt. Reisen, Erlebnisse und Eindrücke werden voller Detailfreude in ihren Tagebüchern festgehalten und gleichzeitig hinterfragt. Judith Zander widmet sich in „Johnny Ohneland“ voller Akribie der Überprüfung ihrer Erinnerung und der Erkundung des eigenen Standpunktes, alles auf der Suche nach der einen Frage: Wer bin ich?
    Volker Kutscher: Olympia – Der achte Rath-Roman (Piper)
    Eine tollkühne Reise in die Abgründe deutscher Geschichte und die bittere Erkenntnis, dunklen Mächten hilflos ausgeliefert zu sein – Volker Kutscher beschwört mit seinem achten Rath-Roman den Zeitgeist der Olympischen Spiele von 1936
    Da drohen sie wieder: Hitler, Himmler, Göring samt ihrer verbrecherischen Entourage und spinnen ihre böse Intrigen! Mittendrin: Gereon Rath, Ermittler. Das Setting des neuen Rath-Romans: Olympiade Berlin 1936. Man feiert nicht mehr „Kaiser-„ sondern „Führerwetter“, bejubelt wird die Jungfernfahrt
    der „Hindenburg“ und ganz Berlin befindet sich im Olympiarausch. Die Welt zu Gast bei den Nazis – und diese versuchen, sich weltoffen, freundlich und friedfertig zu zeigen. So positiv und vor allem fleckenlos soll die Welt Deutschland sehen. Da passt es gar nicht, dass ein amerikanischer Sportfunktionär im Speisesaal des Olympiastadions tot über seinem Essen zusammenbricht.
    Herzinfarkt oder Mord durch Vergiftung? Gereon Rath soll verdeckt ermitteln. War es wirklich eine kommunistische Verschwörung mit dem Versuch, die Spiele zu boykottieren? Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Kommissar Rath in die Fallstricke miteinander konkurrierender Institutionen von Polizei, Gestapo und SS. Auch privat kämpft Rath an mehreren Fronten: Sein Ziehsohn gerät als Augenzeuge des Mordes in die Mühlen der Nazi-Schergen, die die Wahrheit vertuschen wollen. Und mit seiner Ehe sieht es auch schlecht aus: Raths Frau Charlie will nur noch weg: „Wie lange sollte das noch so weitergehen mit Deutschland? Irgendwann musste doch auch der letzte merken, welche verlogenen Stümper das Land regierten.
    Im Augenblick jedoch lief es hervorragend, die Olympiade gaukelte der ganzen Welt ein sauberes, perfektes, sonnenbeschienenes Land vor. Sogar Jesse Owens hatte sich begeistert geäußert. Sah denn niemand, die große Lüge hinter dieser Fassade?“ Während das Morden rund um die Olympischen Spiele weitergeht, zeigt das Nazi-Regime vor den Augen der Welt sein hässliches Gesicht: Gleich am ersten Wettkampftag verweigert Adolf Hitler den schwarzen Medaillengewinnern des Hochsprungwettbewerbs den Handschlag, indem er sich frühzeitig das Stadion verlässt.
    Atmosphärisch dicht, spannungs- und temporeich schildert Volker Kutscher in „Olympia“ den Alltag und das Leben in einer Diktatur, die mit perfekt inszenierter Propaganda von den Menschen nach und nach Besitz ergreift. Volker Kutscher: „Ich schreibe die Rath-Romane, weil ich verstehen möchte, wie es geschehen konnte, dass ein zivilisiertes Land wie Deutschland derart in die Barbarei abrutschte (Westfalen-Blatt, 29.10.2020)
    Empfehlung Denis Scheck: Laurent Binet „Eroberung“ (Rowohlt)
    „Was wäre, fragt Laurent Binet, wenn nicht die Europäer mit Christoph Columbus, Francisco Pizarro und Fernando Cortez in die Neue Welt eingefallen wären ( …) statt dessen aber umgekehrt ein Inka-Herrscher auf der Flucht vor einem Bürgerkrieg über Kuba in die Neue Welt Europa gelangt wäre? Laurent Binet kehrt den kolonialistischen Blick radikal um. Das Europa des 16. Jahrhunderts einmal durch die Augen eines Inkas als eine durch und durch korrupte und grausame Gesellschaft wahrzunehmen und sich über die barbarischen Sitten der Anhänger des „Angenagelten Gottes“ zu mokieren, ist ein großer Literaturspaß. Und wie immer: Denis Schecks erfrischend pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch, musikalisch eingeläutet von einem berühmten Überraschungsgast. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.11.2020Das Erste

Cast & Crew

Sendetermine

So 29.11.2020
23:25–23:55
23:25–
So 29.11.2020
12:30–13:00
12:30–
Sa 28.11.2020
04:25–04:55
04:25–
Mo 23.11.2020
00:05–00:35
00:05–
NEU

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