Folge 157

  • Folge 157

    30 Min.
    Margaret Atwood: Die Zeuginnen (Berlin Verlag):
    Der Kampf gegen die Unterdrückung der Frau geht weiter: Von der erschütternden Erkenntnis durch den „Report der Magd“ zur aufregenden Beweisführung der „Zeuginnen“ – Margaret Atwood hat nach 35 Jahren ihren Klassiker fortgeschrieben Sie gilt weltweit als Ikone des Feminismus: Margaret Atwood, die in diesem November 80 Jahre alt wird. Auch in ihrem neuen Roman ist das zentrale Thema die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Mit den „Zeuginnen“ knüpft die politische Aktivistin an ihr Kultbuch aus dem Jahr 1985 „Der Report der Magd“ und die daraus 2017 entstandene Fernsehserie „The Handmaid’s Tale“ an.
    Margaret Atwood führt uns zurück in den dort beschriebenen totalitären Überwachungsstaat Gilead, dessen Erfindung in die Zeiten des Kalten Krieges zurückreicht. Hier herrscht ein diktatorisches System, in dem die Frauen von Männern versklavt werden. Die meisten Frauen sind durch die Verseuchung der Umwelt unfruchtbar geworden, die übrigen dienen den Männern als namenlose „Gebärmaschinen“, die nach Belieben vergewaltigt werden können, um für das Regime Nachwuchs zu produzieren. Die Geschichte der „Zeuginnen“ ist eine Montage aus Zeugenberichten von drei sehr unterschiedlichen Frauen, ihren Erfahrungen und den daraus resultierenden Perspektiven.
    Ihre Aussagen offenbaren sowohl die Wirkung staatlicher Indoktrination als auch das Bedürfnis, die Wahrheit über sich, ihre Herkunft und die Chancen zu erfahren, die sie in dieser Gesellschaft haben. Dadurch, dass nicht nur die Stimmen der drei Protagonistinnen miteinander verwoben sind, sondern auch ihre Geschichten, entwickelt sich der Roman durch Handlung und Dramaturgie nach und nach zu einem packenden Thriller, der den Leser bis zur letzten Seite fesselt.
    Ebenso wie der Klassiker „Der Report der Magd“ ist „Die Zeuginnen“ ein literarisches Dokument der Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen zufügen: „Wenn man erst anfängt, manche Menschen als weniger menschlich zu betrachten als andere, gerät alles ins Rutschen“, sagt Margaret Atwood zu ihrem Buch. Deshalb stellt sie darin die entscheidende Frage: Welchen Einsatz und welches Opfer wird jeder Einzelne von uns aufbringen für den großen Kampf, in dem es um alles geht?: Sowohl um die persönliche Freiheit als auch um ein politisches System, das Autonomie, Würde und Gleichberechtigung für alle Menschen garantiert?
    Michael Köhlmeier: Die Märchen (Carl Hanser Verlag):
    Von Hexen und Helden, Gaunern und Gespenstern – Michael Köhlmeier erzählt in
    seinem opulenten Märchenbuch schaurig-schöne Geschichten von Tieren und Menschen, die uns sehr lebendig und manchmal auch bekannt vorkommen Es ist ein wahres Mammutwerk geworden: 151 Märchen auf 800 Seiten, die uns zum lustvollen Gruseln einladen! Seitdem ihm die Großmutter Grimms Märchen nacherzählt hatte, ist Michael Köhlmeier besessen von diesen, der Traumwelt entsprungenen Geschichten mit ihren vielen tragisch-lustigen Helden. Jetzt hat er viele von ihnen neu erzählt oder ganz neu erfunden, Märchen als Spiegelbilder unserer Zeit, in der unglaubliche, bisweilen verrückte Dinge geschehen.
    Die meisten Erzählungen kreisen um die Angst und die Abgründe des menschlichen Charakters, bedrohliche Szenerien und bestialische Taten. Das Böse im Menschen zeigt sich in seinen Eigenschaften: Neid, Eifersucht, Habgier und Erbarmungslosigkeit. Michael Köhlmeier interessiert sich für die spielerischen Möglichkeiten des Märchens, die selten logisch, bisweilen absurd und oft grausamen sind:“ Es geht darum, die Angst zu bannen. Was an Märchen auffällt, ist ein archaisches, fast antizivilisatorisches Moment: Die Natur rebelliert und schlägt sich auf die Seite der Außenseiter.“ („Falter“ vom 9.10.2019) So gebiert ein von der Mutter gequältes Geschwisterpaar Tiere, Pflanzen, Steine und Kinder, um sich eine ganz neue Welt zu erschaffen.
    Der Hexer Gorgonsolo wird von einem Stein durch ein Sieb gepresst, das von geflügelten Pferden gezogen durch die Lüfte fliegt, bis sein Blut auf die Erde regnet. Ein neidischer Arzt operiert einer Prinzessin einen Käfer aus dem Gehirn, um ihn dann durch die eigene Nase in seinen Kopf krabbeln zu lassen und so an die Geheimnisse des Königshauses zu gelangen. Nicht immer gibt es ein Happy End in diesem aufwendig ausgestatteten Märchenbuch, das von Nikolaus Heidelbach mit phantastischen Zeichnungen liebevoll illustriert wurde.
    Empfehlung! Hans-Magnus Enzensberger: Eine Experten-Revue in 89 Nummern. (suhrkamp):
    Denis Scheck: „Enzensberger steht für Weltläufigkeit, verlieh der deutschen Literatur französischen Esprit, britischen Humor, italienische Eleganz und skandinavische Präzision – und all das, ohne sich zu verrennen oder zu verbiestern. ( …) Wie Enzensberger tickt, macht auch diese „Expertenrevue“ deutlich. ( …) Man erfährt aus diesem Buch, dass der Verzehr von Käse „seit dem 6. Jahrtausend vor Christus archäologisch belegt“ ist und worin die Verwandtschaft von Hochstaplern und Schriftstellern besteht
    Und wie immer in „druckfrisch“: Der lustvoll pointierte Kommentar zur Spiegel-Bestsellerliste, diesmal: „Belletristik“, musikalisch eingeläutet von der „Druckfrisch-Bänd“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.11.2019Das Erste

Sendetermine

Mo 11.11.2019
00:30–01:00
00:30–
So 10.11.2019
12:25–13:00
12:25–
So 03.11.2019
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23:35–
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