Staffel 9, Folge 1–32

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Staffel 9 von „Die Story im Ersten“ startete am 13.01.2020 in Das Erste.
  • Staffel 9, Folge 1
    In Deutschland stehen etwa 9.400 schwerkranke Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Seit Jahren ist Deutschland außerdem das einzige Land, das über die Stiftung Eurotransplant mehr Organspenden aus dem Ausland bekommt als es anbietet. Der Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn (CDU) will die Organspende neu regeln. Im Januar 2020 soll der Bundestag über die vorgeschlagene Widerspruchslösung abstimmen. „45 Min“ hat Ärzte begleitet, die Menschen bei Organtransplantation und -entnahme behandeln, retten oder verabschieden müssen. Ein ungewöhnlicher Blick hinter die Kulissen, um die Frage zu beantworten: Was steckt hinter dem Organmangel hierzulande? Das Filmteam ist unterwegs mit einem Entnahmeteam: Es ist noch dunkel, als der Chirurg mit dem Flugzeug landet.
    Er hat zwei große Styroporboxen dabei, für je einen Lungenflügel. Eurotransplant hat ihn informiert, dass es einen Organspender gibt. Kurz nach ihm kommen noch zwei weitere Entnahmechirurgen in diese Klinik. Sie wollen das Herz und die Leber des Spenders entnehmen. Die Angehörigen des Spenders haben nach einem Gespräch mit einem Transplantationsbeauftragten der Entnahme zugestimmt.
    Nun muss es schnell gehen. Der Chirurg entnimmt die Lunge aus dem Körper des Spenders. Er hat jetzt acht Stunden Zeit, um es rechtzeitig wieder in den OP-Saal der Medizinischen Hochschule Hannover zu schaffen. Dort wartet schon die Patientin. „Emotional sind wir abgeschirmt. Wir sehen keine Angehörigen und kommen, wenn alles schon vorbereitet ist“, sagt der Mediziner. „Aber ich glaube, jeder Chirurg sollte im OP nochmal nachdenken und dem Spender für das Organ danken.“ Verstorbenen Patienten Organe entnehmen, um diese dorthin zu bringen, wo sie anderen Menschen das Leben retten können, das ist der Job der Entnahmeärzte.
    Welche Bedingungen finden sie vor Ort vor? Haben die Neuerungen im Transplantationsgesetz tatsächlich dazu geführt, dass mehr kleine Kliniken Organspender melden? Gibt es mehr Geld, mehr Räume und mehr Transplantationsbeauftragte? Autorin Antje Büll durfte Chirurgen und Transplantationskoordinatoren begleiten, um ihre emotionale, herausfordernde Arbeit rund um die Organentnahme und Transplantation zu dokumentieren. Deutschland gehört in Europa zu den Schlusslichtern, was die Zahl der Organspender pro Kopf betrifft.
    Dabei steht ein Großteil der Bevölkerung laut Umfragen der Organtransplantation positiv gegenüber. Mitte Januar 2020 stimmt der Bundestag über die Widerspruchslösung ab. Tritt sie in Kraft, würde jeder Hirntote zum Organspender werden, wenn er dem nicht zu Lebzeiten widersprochen hat. Dadurch soll die Zahl der Organspenden in Deutschland erhöht werden. Es gibt Experten, die daran zweifeln, dass diese Maßnahme gegen den Organmangel helfen kann. Sie fordern sogar darüber hinaus, dass, wie in anderen europäischen Ländern auch, Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand zu Spendern werden können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.01.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 2
    Am Anfang stehen Aufbruchsstimmung, Hoffnungen und Utopien: Am 13. Januar 1980 formiert sich in der Stadthalle in Karlsruhe die Bundespartei der Grünen. Menschen völlig unterschiedlicher Herkunft finden sich hier zusammen mit dem Anspruch, eine bessere Gesellschaft zu schaffen und eine neue, menschliche Politik. Von ihren politischen Gegnern werden sie verhöhnt, beschimpft und nicht ernst genommen. Dennoch: Die Grünen können sich rasch und dauerhaft als ernstzunehmende politische Kraft etablieren. Der Film „Die Grünen und die Macht“ erzählt die spektakuläre Geschichte der Grünen und wirft den Blick zurück auf die dramatischen und auch umstrittenen Stationen grüner Parteigeschichte: Skandale im Bundestag, Parteitage voller Streitereien, verlorene Wahlen und menschliche Tragödien, wie der Tod der Grünen-Gründerin Petra Kelly.
    Politische Dramen wie die von Joschka Fischer erkämpfte Zustimmung zum Kosovo-Einsatz der Bundeswehr 1999 – ein Kompromiss, der die Grünen bis heute verfolgt. Denn er trägt für viele in der Partei immer noch den Beigeschmack des Verrats. Nach 15 Jahren in der Opposition, in einer Zeit voller politischen Turbulenzen, scheinen die Grünen sich nun neu erfunden zu haben.
    Die Krise der Volksparteien, die drohende Klimakatastrophe, die junge Menschen auf die Straße bringt und das neue Führungsduo Annalena Baerbock und Robert Habeck eröffnen überraschende Perspektiven für neue Bündnisse. Die Grünen zeigen sich da offen. Und der Generationswechsel an der Spitze scheint alten Zank und interne Querelen beendet zu haben. Die Klimabewegung, die den politischen Forderungen der Grünen eine neue Brisanz verleiht und der Partei ungeheuren Auftrieb gegeben hat, verlangen eine neue Radikalität.
    Die potenziellen Koalitions- und Regierungspartner aber fordern Realpolitik in der Komfortzone unserer Wohlstandsgesellschaft. Es bleiben also die alten Fragen: Wie halten es die Grünen mit der Macht? Wie meistern sie den Spagat zwischen den Forderungen einer jungen Klima-Bewegung und den erforderlichen Kompromissen in einer eventuellen Regierungsverantwortung? Für ihren Film hat Autorin Annette Zinkant zahlreiche Menschen getroffen und befragt, die die Grünen begleitet haben: als Mitbegründer der Partei, als Kritiker, Beobachter und politische Gegner; darunter ehemalige und aktuelle Spitzenpolitiker der Grünen wie Annalena Baerbock, Robert Habeck, Winfried Kretschmann, Claudia Roth, Marieluise Beck, Hans-Christian Ströbele und Lukas Beckmann.
    Außerdem Wolfgang Kubicki (FDP), Norbert Röttgen (CDU) und Armin Laschet (CDU). Sowie Leonie Bremer (Fridays for Future), Ulf Poschardt (Chefredakteur „Die Welt“) und Tilo Jung („Jung und Naiv“). Eine Produktion von Bildersturm Filmproduktion und ECO Media TV Produktion im Auftrag von SWR und WDR (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.01.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 4
    Die Bodenpreise explodieren und spalten die Gesellschaft. Auf der einen Seite die Eigentümer, auf der anderen Seite die, die Boden dringend benötigen, aber nicht bezahlen können. Denn Investoren fluten mit ihrem Geld den Immobilienmarkt und machen so Boden für viele unbezahlbar. In München liegt der Bodenrichtwert pro Quadratmeter in der Spitze bereits bei unglaublichen 126.000 Euro! Der Film berichtet, wie Familien, Bürgermeister und Landwirte für mehr Gerechtigkeit kämpfen. In Tübingen kämpft Oberbürgermeister Boris Palmer gegen die Baulücken in seiner Stadt. Davon gibt es rund 500, obwohl manche Eigentümer schon seit über 25 Jahren bauen könnten.
    Boris Palmer nennt das eine „soziale Frechheit“ und beruft sich auf unser Grundgesetz. Dort heißt es: „Eigentum verpflichtet“. Jetzt droht er den Eigentümern mit Enteignung, sollten sie ihre Baulücken nicht bald schließen. Doch die wehren sich und berufen sich auf das ebenfalls im Grundgesetz postulierte Recht auf Eigentum. Ist Boden für alle da? Die Tübinger Familie Brantsch braucht dringend mehr Platz, sucht einen Bauplatz oder ein Eigenheim mit kleinem Garten. In der boomenden Studentenstadt fast ein Ding der Unmöglichkeit.
    Wohnraum ist knapp, die Preise oft unbezahlbar. Finden sie eine Baulücke? Am Starnberger See kennt Luxusmakler Andreas Botas die Filetgrundstücke des deutschen Immobilienmarktes. Boden aber ist nicht für alle da, sondern mancherorts nur für die Reichsten der Reichen. Auch Landwirte leiden darunter. Bauer Gerloff in Brandenburg verliert Jahr für Jahr mehr Ackerland, weil er die steigende Pacht nicht mehr bezahlen kann. Wie könnte eine gerechtere Politik aussehen? Eine bodenlose Ungerechtigkeit sei das, sagt Politik-Urgestein Hans-Jochen Vogel. Er hält privaten Baugrundbesitz und Bodenspekulation für einen enormen sozialen Zündstoff und fordert eine gerechtere Politik.
    Denn die Bodenwertsteigerungen entstehen durch Leistungen der Allgemeinheit (Ausbau der Infrastruktur wie Straßen, Schulen, Kindergärten, S-Bahnen etc.) – die Gewinne aus der „Goldgrube Bauland“ aber kassieren nur die einzelnen Eigentümer. Doch was kann man dagegen tun? Die Stadt Ulm macht es schon seit 125 Jahren vor. Mit ihrer Bevorratungspolitik entziehen sie Spekulanten, im wahrsten Sinne des Wortes, den Boden. Könnte das Ulmer Modell Vorbild für andere Städte und Kommunen in Deutschland sein? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.02.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 6
    Es ist das dominierende Thema im Land: Klimaschutz. Für die einen reichen die geplanten Klimagesetze der Regierung bei weitem nicht aus, für andere gehen die Maßnahmen schon entschieden zu weit und bedrohen ihre persönliche Freiheit. Es gibt erhitzte Diskussionen in Deutschland, die Linien verlaufen schlagzeilenkräftig zwischen „Extinction Rebellion“ und „Fridays for Hubraum“. Aus dem anfangs belächelten Schulstreik „Fridays for Future“ ist innerhalb weniger Monate eine breite Bewegung geworden.
    Eine Bewegung, die massive Zustimmung wie Ablehnung hervorruft. Wie verändert sie unser Land? Für „Die Story im Ersten“ begeben sich die Autoren Laura Borchardt und Lucas Stratmann auf eine Reportage-Reise. Sie begleiten AktivistInnen über mehrere Monate und können so dokumentieren, wie sich einige radikalisieren, warum andere aufgeben oder am Schulstreik festhalten. Sie begleiten Diskussionen und Widerspruch zu Hause im Elternhaus, mit Klassenkameraden, zeigen Konfrontationen mit Gegnern aus der Mitte der Gesellschaft.
    Großdemonstrationen in Berlin, Straßensperren, Blockadeaktionen im Lausitzer Kohlerevier. Die Bilder gehen durch die Medien und setzen die Berliner Politik unter Druck. Die Autoren sprechen in Berlin mit führenden Politikern und Politikerinnen wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Welchen Einfluss haben die Proteste auf ihre politischen Entscheidungen? Jugendforscher Klaus Hurrelmann und Protestexperte Dieter Rucht ordnen die Klimabewegung in ihrer gesellschaftlichen Wucht ein und erklären, was „Fridays for Future“ ausmacht.
    Die Filmemacher treffen auch Kritiker der Bewegung und sprechen mit Menschen auf der Straße über die derzeitige Klimadebatte in Deutschland. Während die Mehrheit der Deutschen sich aktuell für einen stärkeren Klimaschutz ausspricht, wächst bei anderen die Skepsis über die Dauer und Art der Klimaproteste. Es formieren sich Gegenbewegungen, vereinzelt mündet die Abneigung gegenüber „Fridays for Future“ sogar in Gewaltaufrufe im Netz.
    Kann die Klimafrage das Land spalten? Mit einer eigenen Infratest-dimap-Umfrage vervollständigt die Dokumentation das Bild: Was denken die Deutschen Ende des Jahres 2019 über die Klimaproteste? Wächst oder sinkt die Zustimmung? Welchen Druck verspüren die Bürger auf ihr eigenes Verhalten? In welche Richtung soll die Politik agieren? Dass die Klimaproteste auf rechte Gruppen provozierend wirken, hat Jakob Springfeld, 17-jähriger Schüler aus Zwickau, wohl am eindrücklichsten erlebt.
    Er berichtet in der Dokumentation von Pöbeleien auf der Straße und Zwischenfällen auf angemeldeten Demonstrationen und Einschüchterungsversuchen abends im Dunkeln in der Zwickauer Innenstadt. Seitdem ist er vorsichtiger geworden, weil er Sorge hat, dass die Rechten irgendwann ihre Drohungen in die Tat umsetzen. Die Autoren besuchen Jakob an seiner Schule und diskutieren mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern über den persönlichen Beitrag zum Klimaschutz und über die Diskussionen zu Hause mit Eltern und Geschwistern.
    Skepsis und Unbehagen gegenüber den Aktivisten gibt es aber auch abseits rechtspopulistischer Parteien. Thomas Job aus Berlin verdient sein Geld mit einer Angebotsplattform für günstige Flugreisen. Er ärgert sich über die aktuelle Klimadebatte in Deutschland und befürchtet eine Polarisierung der Gesellschaft. Auch durch die Art, wie Klimaaktivisten für ihre Forderungen kämpfen. „Die Story im Ersten“ über eine Generation junger Menschen, die sich lautstark zu Wort meldet und Druck aufbaut. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.02.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 9
    Treuhand – das Wort ist bis heute emotionsgeladen: im Osten mehr wegen vermeintlich durch sie erfahrener Ungerechtigkeiten, im Westen wegen vermeintlich verschleuderter Milliarden. Wann immer heute Ost-Westvergleiche in Wahlergebnissen, Wirtschaftskraft oder Lebensbedingungen angestellt werden – die Treuhandanstalt soll für diese Unterschiede verantwortlich sein. Und tatsächlich offenbart sich bei genauer Betrachtung ein durchaus erstaunlicher Einfluss der vor 30 Jahren entstandenen Institution auf das heutige Ost-West-Klima.
    Der Film führt in die höchsten Etagen der Frankfurter Skyline, aber auch tief in die Berge der Treuhandakten im Bundesarchiv. Die sollen endlich Aufschluss geben, ob die Institution ihren Ruf zurecht verdient. Einen Teil dieser Akten, die heute nach langjähriger Schutzfrist zugänglich sind, können die Filmemacher erstmals analysieren. Sie helfen, dem Mythos Treuhand auf die Spur zu kommen. Wie sehr wird Deutschland im Jahr 2020 tatsächlich noch von der Treuhand geprägt? Ist die gefühlte Spaltung im Land tatsächlich von der Einrichtung angelegt, die vor genau 30 Jahren zum Hauptakteur und Maschinenraum der wirtschaftlichen Wiedervereinigung wurde? Vier Jahre existierte die Treuhand von 1990 an.
    Sie sollte mit großer Geschwindigkeit die ostdeutsche Wirtschaft von der Plan- in die Marktwirtschaft überführen. Mit jedem Jahr ihrer kurzen Existenz verschlechterte sich ihr Image und nach ihrem Ende hat sich diese Entwicklung offenbar noch verstärkt. Dabei hat die Treuhand trotz erheblicher Skandale und Betrügereien die ihr gestellte Aufgabe in kürzester Zeit erfolgreich abgeschlossen.
    Negative Erfahrungen haben dabei vor allem ältere Ostdeutsche, während die meisten jüngeren Westdeutschen die Treuhand nicht einmal kennen. Dabei ist die Treuhand bei Weitem kein ostdeutsches Thema. Scharen von Beamten, Juristen, Gutachtern und Insolvenzverwaltern leisteten damals „Aufbauarbeit“ im Osten und starteten ihre Karrieren in der einstmals größten Staatsholding. Die Treuhandanstalt war ein einmaliges Versuchslabor der deutschen Wirtschaft, dominiert von westdeutschen Strukturen und Netzwerken mit politischen Vorgaben, die vor allem den westdeutschen Markt im Blick hatten.
    Ostdeutsche Spezifik über die Maßen zu berücksichtigen oder zu erhalten war nicht vorgesehen und zeitlich schlichtweg unmöglich. Und genau jenes Tempo scheint sich in der Nachbetrachtung zu rächen und ein Teil der Erklärung zu sein, warum die Treuhand bis heute „ein deutsches Drama“ geblieben ist. Sie wird zum Wahlkampfthema in ostdeutschen Regionen, die sich bis heute nicht von den wirtschaftlichen Folgen der Abwanderung erholt haben und auch Beteiligte fragen sich heute, ob es nicht auch andere Wege gegeben hätte.
    Heute, 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung, gehen Tom Fröhlich und Michael Schönherr auf Spurensuche in ganz Deutschland: In Unternehmen die bis heute von der Treuhand profitieren und in die Regionen, die nach der Abwicklungen der alten DDR-Betriebe bis heute wirtschaftlich abgehängt sind und wo viele das Vertrauen in Marktwirtschaft und Demokratie verloren haben. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.03.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 11
    Im Sommer 2017 starb der US-Student Otto Warmbier, kurz nach seiner überraschenden Überführung aus Nordkorea, an den Folgen schwerer Hirnschäden. 18 Monate zuvor hatten die Bilder seines Schauprozesses weltweit Aufsehen erregt. Weil er ein Propagandaplakat habe stehlen wollen, verurteilte ihn das Regime damals zu 15 Jahren Arbeitslager. US-Präsident Trump twitterte von „nie da gewesener Folter“ und zeigte sich mit Ottos Eltern, um sowohl Nordkoreas Führer Kim Jong Un als auch die Obama-Administration für Warmbiers Tod verantwortlich zu machen.
    Es war der Höhepunkt der Raketenkrise. Als Trump später seine Sicht auf Kim änderte und den Diktator plötzlich als „Freund“ in Schutz nahm, hinterließ er die verstörten Eltern Warmbiers auch noch als Opfer seines politischen Opportunismus. Mit Hilfe weithin ungehörter Zeugen stellt der Film des langjährigen Asien- und Amerika-Korrespondenten Klaus Scherer all dem ein akkurates Protokoll des Falles entgegen, vom monatelangen diplomatischen Ringen um Warmbiers Freilassung über Pannen auf der geheimen Flugroute bis zum Auftankverbot in Pjöngjang aufgrund des Handelsembargos.
    Zudem belegt Scherer, dass das spätere US-Entschädigungsurteil gegen Nordkorea wichtige Zeugen ignorierte, die bis heute an der Folterthese zweifeln, darunter die zuständige US-Gerichtsmedizinerin in Cincinnati. Tatsächlich halten sie die Angaben der nordkoreanischen Ärzte für glaubwürdig, wonach ein vom Gefängnispersonal falsch dosiertes Beruhigungsmittel Warmbiers Wachkoma auslöste. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.03.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 13
    Der selbst ernannte Prediger Paul Schäfer aus Bonn schart im Nachkriegsdeutschland Anhänger um sich – es sind Menschen auf der Suche nach Frieden, Hoffnung und Wohltätigkeit. Zunächst im kleinen Örtchen Gartow an der Elbe, dann in Heide bei Siegburg. Hier gründet die Gemeinschaft ein Jugendheim, das ein gottesfürchtiges Leben verspricht. 1961, im Schatten des Kalten Krieges, wandert die Gemeinschaft nach Chile aus. 350 Kilometer südlich von Santiago, fernab aller Zivilisation, gründen sie die Colonia Dignidad, die „Kolonie der Würde“, und wähnen sich im Paradies. Inmitten unberührter Natur bauen sie innerhalb kurzer Zeit ein deutsches Musterdorf auf, mit Werkstätten, Landwirtschaft, Viehzucht und einem Krankenhaus für die notleidende chilenische Bevölkerung.
    300 Deutsche verschreiben in Chile am Ende der Welt ihr Leben dem Dienst an Gott und den Armen – ein Vorbild an Solidarität und Aufrichtigkeit, so scheint es. Die Bewohner wähnen sich im Paradies, das sich allmählich in eine Hölle verwandelt. Denn harte Arbeit, Gewalt und Missbrauch prägen ihren Alltag. Die ersten versuchen zu fliehen. Ihr Anführer Paul Schäfer verfolgt eine eigene Agenda: Er, der in Deutschland wegen Kindesmissbrauch gesucht wird, etabliert in Chile ein rigides System: Er zerstört Familien und lässt seine Anhänger bis tief in die Nacht arbeiten und beten.
    Jeder Widerstand wird im Keim erstickt. Abgeschottet von der Außenwelt und unangreifbar in seiner Macht, missbraucht Schäfer die Jungen der Kolonie, macht sie gefügig und abhängig. 1970 aber sieht er sein selbst ernanntes „Paradies“ bedroht. Der Sozialist Salvador Allende wird Präsident in Chile und droht mit Enteignungen im Großgrundbesitz. Schäfer verbündet sich daraufhin mit den Gegnern Allendes aus dem rechten Lager. Er rüstet die Gemeinschaft zum Krieg und greift brutal in die Politik Chiles ein. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.03.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 15
    Sektenführer Paul Schäfer öffnet die isoliert in Chile lebende deutsche Gemeinschaft Colonia Dignidad mehr und mehr den Nachbarn und der chilenischen Öffentlichkeit. Nach dem Militärputsch im September 1973 dient er sich auch den neuen Machthabern an: Geheimpolizeichef Manuel Contreras und Diktator Augusto Pinochet gehen fortan in der Kolonie ein und aus, während die Gegner des chilenischen Terrorregimes in den Kellern der Kolonie gefoltert oder getötet werden. Kein Kolonist will davon unmittelbar etwas mitbekommen haben, zu sehr sind sie mit dem eigenen Überleben beschäftigt. Als die USA 1976 ein Waffenembargo gegen Chile verhängen, lässt Schäfer mit Hilfe des deutschen Waffenhändlers Gerhard Mertins Kriegsgerät in die Kolonie schmuggeln – und reicht es an Pinochet weiter.
    Der steht fortan in seiner Schuld. Doch der Kolonie droht von anderer Seite Gefahr. Amnesty International und der UN gelingt die Enthüllung der Folter an Chilenen durch die Deutschen. In Deutschland setzt ein Unterausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amtes die Colonia Dignidad auf die Tagesordnung, hört Gegner und Unterstützer der Kolonie an. Sektenführer Paul Schäfer erweitert sein Reich und schafft sich ein menschliches Schutzschild, das die Kolonie gegen Anfeindungen verteidigt: Essen, Freizeitbeschäftigung und Krankenversorgung sind für die chilenische Bevölkerung umsonst.
    Und er vergeht sich nun auch an chilenischen Jungen … Doch anders als die deutschen Opfer vertrauen sich die chilenischen Jungen ihren Eltern an. Die sind geschockt und handeln. Mehr als 30 Jahre nachdem Schäfer nach Chile eingereist ist, nimmt die chilenische Polizei Ermittlungen auf – Schäfers jahrzehntelanger Missbrauch kommt ans Licht. Dem gelingt es, sich den Ermittlungen zu entziehen: Er versteckt sich auf dem weitläufigen Gelände der Colonia und flieht 1997 nach Argentinien.
    Seine Anhänger werden sich selbst überlassen. Einige wenige werden als Helfershelfer verurteilt, alle anderen ringen bis heute darum, ein eigenes Leben zu leben. Wer ist Opfer und wer ist Täter? Was ist in Anbetracht des Grauens und der zerstörten Leben gerecht? Wo fängt Schuld an und wo hört sie auf? Wie sieht die Zukunft der Kolonie, die sich heute Villa Baviera nennt, aus? Angesichts des jahrzehntelangen politischen und moralischen Versagens sind das Fragen, auf die es immer noch keine eindeutigen Antworten gibt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.03.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 17
    Deutsche TV-PremiereMo 30.03.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 19
    Die Dokumentation „Der schwache Staat“ wirft ein Schlaglicht auf den ganz alltäglichen Umgang mit rechtsextremen Straftaten in einem hochnervösen Deutschland zwischen Terrormeldungen, Trauerbeflaggung und Gedenkminuten. Der Bundesinnenminister hat den Kampf gegen Rechtsextremismus zur Staatsräson erklärt. Ist das auf der Vollzugsebene angekommen? Wie geht der Staat im Alltag mit seinen Feinden um? Die Autorinnen Anna Tillack und Anna Klühspies begleiten einen Rechtsanwalt bei seinem täglichen Kampf, den Opfern rechter Gewaltverbrechen Gehör zu verschaffen – und die Täter vor Gericht zu bringen.
    Aber kommt es zu Anklagen und angemessenen Urteilen? Er führt die Autorinnen auf die Spur einer Gruppe, gegen die der Generalbundesanwalt schon seit geraumer Zeit wegen Verdachts auf Bildung einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Mitglieder der Vereinigung sind unterdessen auf freiem Fuß. Die Szene entwickelt dadurch ein ganz neues Selbstbewusstsein. Immer wieder greift sie bei Tageslicht an, mitten in deutschen Fußgängerzonen.
    Viele amtlich bekannte Rechtsextremisten verfügen über waffenrechtliche Erlaubnisse. Trotz verschärfter Gesetze. Die Dokumentation findet heraus: Der Verfassungsschutz informiert die Waffenbehörden nur unzureichend. So hat sich die Zahl der Rechtsextremisten mit waffenrechtlichen Erlaubnissen seit 2016 fast verdoppelt. Und auch bei der juristischen Aufklärung von rassistischen Angriffen zeigt der Staat Schwäche: Das Bundesinnenministerium erklärt, im Zeitraum von 2015 – 2018 seien knapp 600 rechte Straftaten gegen Asylunterkünfte polizeilich aufgeklärt worden.
    Was die Bundesregierung aber nicht sagt: Nur ein Bruchteil der Täter wurde je angeklagt oder gar verurteilt. Taten mit rechtsradikalem Hintergrund tauchen mitunter gar nicht in Statistiken oder Polizeiberichten auf. Bekannte Neonazis verdienen, unter den Augen der Justiz, Geld mit der Verbreitung von Hass: Im Allgäu vertreibt ein Rechtsradikaler Musik mit volksverhetzenden Texten – und ein Landgericht lässt es zu. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.04.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 21
    Thomas Derksen war einmal Sparkassenbeamter in Köln. Mittlerweile ist er ein Internetstar in China, macht dort Werbung für Produkte deutscher Firmen und Millionen folgen ihm online. Sein Leben in China ist anders als das in Deutschland. Bezahlen, Rente, Stromrechnung – er braucht dort nur sein Handy, um den Alltag zu organisieren: „Die Digitalisierung ist ja wirklich eine Revolution. Und da kann man sich glaub ich nicht aussuchen, ob man das möchte oder nicht, sondern man muss mitmachen.“ Während China und die USA beim Thema Digitalisierung davoneilen, scheint Deutschland abgehängt. Wirtschaftlich und politisch.
    Die wertvollsten Firmen der Welt sind längst Plattform-Unternehmen aus den USA und China. Der deutsche Online-Modehändler Zalando will aufholen und ebenfalls zur Plattform werden. „Neuland“ wirft einen Blick hinter die sonst so verschlossenen Kulissen des rasant wachsenden Digitalunternehmens und erklärt, wie Zalando Kundendaten nutzt, um sein Angebot zu verbessern. Was bedeutet es für die Wirtschaft, wenn Plattformen immer mächtiger und Daten immer wertvoller werden? Wie lässt sich diese Macht kontrollieren? In China experimentiert der Staat längst mit Gesichtserkennung und Social-Scoring-Systemen.
    Wie real das „Neuland“ in Metropolen wie Shang-hai und Hangzhou längst ist, bekommen deutsche Unternehmerinnen und Unternehmer bei einer Wirtschaftsreise nach China zu spüren. Die Kamera begleitet die Delegation bis ins Innere des mächtigen Plattformunternehmens Alibaba vor Ort. „Es gibt eine unfassbare Technologiefreundlichkeit“, staunt einer der Unternehmer. Digitalisierung bedeute in China: eine rosige Zukunft und „ein Stück Weltherrschaft“. Eine, die politisch Verantwortung für das „Neuland“ in Deutschland trägt, ist die Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär.
    Wie will sie den Wandel gestalten? Für diesen Film gewährt die CSU-Politikerin einen exklusiven Einblick in ihren Arbeitsalltag. Nach der preisgekrönten Dokumentation „Ungleichland“ und „Heimatland“ des WDR-Projekts docupy geht es in „Neuland“ diesmal um die Frage: Wer hat die Macht im Internet? Neuland – Das Projekt: Bereits im Vorfeld zu dieser Doku hat sich ein Team aus Film und Onlineautoren im Netz unter docupy „Neuland“ mit Macht im Internet beschäftigt: Seit Oktober 2019 veröffentlicht das Autorenteam Hintergründe und Rechercheergebnisse in Videos, die im Netz zahlreich verbreitet und diskutiert wurden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.04.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 22
    November 2019, 4:30 Uhr morgens. Der Theaterplatz im barocken Herzen Dresdens liegt im Dunkeln. Diebe haben die Straßenbeleuchtung lahmgelegt. Minuten später durchtrennen sie ein Fenstergitter am historischen Grünen Gewölbe. Die Panzerglasscheibe dahinter hebeln sie aus. In Windeseile dringen sie in Sachsens Schatzkammer ein und räumen eine Vitrine aus. Sie fliehen mit Juwelen Augusts des Starken.: Fünf Monate nach der Tat gehen viele davon aus, dass die Schätze verloren sind. Der niederländische Kunstdetektiv Artur Brand etwa ist sich sicher: Die Schmuckstücke wurden inzwischen auseinandergenommen, Gold und Silber eingeschmolzen und die Edelsteine umgeschliffen.
    Die Rede ist unter anderem von Schmuckstücken wie der „Epaulette“ aus der Brillantgarnitur. Die drei größten darin verarbeiteten Steine bringen alleine 110 Karat auf die Waage. Detektiv Brand erklärt: „Die klauen das und geben es schnell weiter. Wenn sie gefasst werden, dann werden die Diamanten, das Gold und Silber nicht bei ihnen gefunden. Die Täter kalkulieren ein Risiko mit ein. Sie sagen sich: ‚Drei oder vier Millionen Euro und dafür vielleicht zwei Jahre im Knast.
    Das ist besser, als sich einen normalen Job zu suchen.‘“ Mit solchen skrupellos agierenden Banden haben es die Museen in Deutschland zunehmend zu tun. Mitte Februar wurden in Berlin Diebe, die im Bode-Museum eine 100-Kilo-Goldmünze erbeuteten, verurteilt. Von der Münze fehlt bis heute jede Spur. Und in Trier versuchten im Oktober letzten Jahres zwei Einbrecher, Hunderte römische Goldmünzen zu stehlen. Sie gingen ähnlich brachial vor wie die Täter in Berlin und Dresden. Reichen die Sicherheitsvorkehrungen nicht mehr aus? In Dresden jedenfalls hatten die Täter leichtes Spiel.
    Die Chefin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden betont zwar: „Wir haben jährlich acht Millionen Euro Ausgaben für unsere Sicherheit.“ Das relativiert sich allerdings, wenn man weiß, dass das Geld für 15 hochkarätige Museen reichen muss. Wer war für die Sicherheitslücken verantwortlich? Werden Konsequenzen daraus gezogen? Und wie groß sind die Chancen, die Täter zu fassen? Die Soko Epaulette arbeitet rund um die Uhr und wertet akribisch über 1.000 Hinweise und Spuren aus. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.04.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 23
    Nachdem die Heimreise der Kreuzfahrt-Passagiere per Flugzeug von Brasilien nach Deutschland verwehrt wird, entscheidet der Kapitän, seine Crew und die Gäste auf dem Seeweg zurück nach Hause zu bringen. Ob und wie Kapitän, Kreuzfahrtdirektion und die Crew es schaffen, dass die Lage nicht eskaliert und wie die Passagiere auf dem Schiff abgelenkt und auf Deutschland vorbereitet werden, zeigt die Reportage von André Goerschel, Andrea Wörle und Cornelia Schulze. Das Kreuzfahrtschiff MS Amera startete am 24. Februar die Reise von Argentinien nach Uruguay und schließlich bis nach Brasilien.
    Das Ziel und Ende der Reise ist Manaus, mitten im Amazonasgebiet. Covid-19 ist noch kein großes Thema in Deutschland, das Wort Pandemie nimmt noch keiner in den Mund. Nach zweieinhalb Wochen Fahrt liegt das Schiff in Belem im Rio Para an der Pier. Fast stündlich schließen inzwischen Häfen in Europa, im Persischen Golf und in der Karibik. Der Kapitän beschließt: Die Gäste müssen in Manaus raus, das Schiff soll möglichst mit der Crew alleine zurück nach Deutschland. Doch der Gouverneur verbietet die Ausschiffung. Dabei gilt das Kreuzfahrtschiff als virusfrei. Zweimal überprüft die Brasilianische Gesundheitsbehörde den Gesundheitszustand an Bord und erklärt ihn für unbedenklich.
    Vergeblich. Ab jetzt sind alle an Bord eingesperrt. Die drei Autoren und ihr Team begleiten den Kapitän und die Crew bei ihren logistischen Herausforderungen – an Bord 568 Passagiere, 423 Crewmitglieder und das 18 Tage ohne Landgang, 18 Tage ohne Warenaufnahme und Müllabgabe. Noch nie waren Kapitän Elmar Mühlebach, Kreuzfahrtdirektor Christoph Schädel und ihre Crew so lange am Stück auf See, noch nie standen alle vor einer so großen Problemstellung und einer so unsicheren Zukunft. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.04.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 28
    Ein Kopfschuss aus nächster Nähe. Walter Lübcke sitzt am späten Abend des 1. Juni 2019 noch auf seiner Terrasse. Dass er schon in vielen Nächten dort beobachtet wurde, hat er nie bemerkt. Diesmal drückt der Mörder ab. Ein Jahr später soll der Prozess diese Tat aufarbeiten. Verantworten müssen sich dann zwei Neonazis, die dem hessischen Verfassungsschutz einst als gefährlich bekannt waren, dann aber aus dem Fokus gerieten. Und das zu jener Zeit, als sie Walter Lübcke wohl zum ersten Mal begegneten. Weil sich der Kasseler Regierungspräsident für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten einsetzte, machten Stephan E. und Markus H. ihn im Netz zur Hassfigur weit über die rechtsextreme Szene hinaus.
    Die Dokumentation „Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke“ begibt sich auf die Spuren des Ermordeten und zeichnet die Gewaltbiografie des mutmaßlichen Täters nach. Die Taten von Stephan E. erzählt der Film im Kontext der bestens vernetzten Neonaziszene, entlarvt die Ideologie hinter der Gewalt, macht die lange unterschätzte Gefahr des Terrors von rechts beklemmend greifbar. Die Filmautoren treffen auch eine Frau, die schon 2003 am Rand einer Demonstration von dem mutmaßlichen Mörder angegriffen wurde.
    Sie schildert ihn als brutal, eiskalt, gefährlich. Sie stoßen auf ein bislang unbekanntes Dokument, das zeigt, wie der mutmaßliche Komplize Markus H. bereits kurz nach dem tödlichen Schuss auf Lübcke wieder am Schießstand trainierte. Wie konnten die beiden Angeklagten je vom Radar der Verfassungsschützer verschwinden? Wäre der Mord an Walter Lübcke zu verhindern gewesen? Wer oder was ermutigte die Angeklagten, einen Politiker hinzurichten? Nach dem Mord an Walter Lübcke konnten noch weitere rechtsextreme Anschläge nicht verhindert werden.
    Nicht in Halle, nicht in Hanau, nicht in Celle. Stehen diese Fälle für eine Stimmung in der Gesellschaft, die befeuert wird von rechten Netzwerkern, die Verschwörungstheorien von einem „Bevölkerungsaustausch“ verbreiten? Beim Prozess will Familie Lübcke den Angeklagten in die Augen sehen. „Die Nebenklage ist symbolisch auch ein Engagement gegen Hass und Gewalt, ein Engagement gegen Rechtsextremismus und ein Klima der Angst“, sagt ihr Anwalt den Autoren der Dokumentation. Der Film richtet den Blick auch auf die Mitverantwortung jener, die nie vor Gericht stehen werden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.06.2020Das Erste
  • Staffel 9, Folge 29 (50 Min.)
    Limitierte Sportschuhe bekannter Hersteller erzielen häufig Wiederverkaufspreise bis zu mehreren Tausend Euro. Immer mehr wollen mitverdienen und nehmen dafür einiges in Kauf. Nur ausgewählte Shops bekommen die Sneaker in die Hände und dann auch nur in geringer Stückzahl – mitunter deutlich unter 100 Paare. Der Film erklärt, wie der Hype um Sneaker entstanden ist, wie das Geschäft damit funktioniert und wer wie davon profitiert. „Ihr macht jetzt sofort die Straße frei!“, ruft ein Mitarbeiter des Berliner Ordnungsamtes.
    Aus einer Menschenmenge ertönt lautes Geschrei, Security hält die Massen an Jugendlichen und Erwachsenen in Schach. „Die kamen aus allen Ecken angerannt, haben ihre Autos einfach auf der Straße stehen lassen“, erzählt eine fassungslose Anwohnerin. Sogar die Polizei rückt an. Doch heute ist hier keine Demo, sondern lediglich der Verkaufsstart eines gewöhnlichen Sportschuhs. Hunderte sind gekommen, um sich ein Exemplar zu sichern. Im Laden kostet der Sneaker 200 Euro – eine Stunde später wird er für über 1000 Euro im Internet gehandelt.
    Keine Seltenheit, denn limitierte Schuhe bekannter Hersteller erzielen häufig Wiederverkaufspreise bis zu mehreren Tausend Euro. „Ich habe schon einmal für einen Schuh fünf Stunden vor einem Laden gecampt. Den hab ich dann direkt vor dem Laden wieder verkauft“, erzählt der 16-jährige Daniel aus Bochum. „Wenn ich Glück habe, verdiene ich mit dem Weiterverkauf eines einzigen Schuhs so viel wie meine Mitschüler in einem ganzen Monat.“ Fast deutschlandweit übernachten vor allem Jugendliche vor Sneaker-Läden, um diese Schuhe zu kaufen, sie wieder zu verkaufen oder einfach nur zu sammeln.
    Die aggressiven Marketingkampagnen der Hersteller und die künstliche Verknappung der Produkte erzielen ihre Wirkung gerade beim jungen Publikum, das sein Konsumverhalten wenig reflektiert. Das Filmteam trifft Insider aus der „Sneakerhead“-Szene, die als Reseller am ganz großen Rad drehen: „Ich mache einen Umsatz von rund einer Million Euro pro Jahr“, erzählt ein Wiederverkäufer.
    Er nutzt spezielle Software, um in wenigen Sekunden bis zu hundert Paar Schuhe im Internet zu kaufen – und anschließend zu verkaufen. Mit Leidenschaft oder Sneakerkultur habe das nichts mehr zu tun, beklagen Sammler wie Willy. Trotz guter Kontakte muss auch er immer häufiger Reseller-Preise zahlen. Hunderte Paare türmen sich in seiner Wohnung. „Wenn dieser Raum abfackeln würde über Nacht, würde ein Teil meiner Seele sterben. Schuhe sind mein Leben“, erzählt er. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.06.2020Das Erste
    ursprünglich für den 15.04.2020 angekündigt
  • Staffel 9, Folge 30
    Es ist kurz vor 12 Uhr, als eine Maschine der griechischen Fluglinie Aegean langsam vor dem „Salon d’honneur“, der VIP-Lounge des luxemburgischen Flughafens, zu stehen kommt. Jean Asselborn, der Außenminister, eilt mit wehendem rotem Schal zur Gangway und nimmt zwölf Kinder in Empfang, alle mit Mundschutz. Sie sind aus den überfüllten Flüchtlingslagern von den griechischen Inseln geholt worden: „Es ist ein zartes Signal der Hoffnung“, meint Jean Asselborn, „jetzt müssen die anderen Länder nachziehen.“ Ob dieser Wunsch in Erfüllung geht? Einige EU-Staaten hatten eine Zusage gemacht.
    Dann kam die Corona-Krise, nur Luxemburg und Deutschland haben bisher Kinder aufgenommen, insgesamt 59. Auf Lesbos, Chios und Samos stecken weiter zehntausende Menschen unter unmenschlichen Bedingungen fest. EU-Flüchtlingspolitik im Jahr 2020. „Das ist ein schreckliches Armutszeugnis“, meint Karl Kopp, der die Arbeit der deutschen Flüchtlingsorganisation „Pro Asyl“ in Griechenland koordiniert. Er glaubt: „Gerade die deutsche Politik hat große Angst davor, dass man ihr vorwirft, es könnte wieder so etwas wie 2015 stattfinden.“ Bis zur Corona-Krise hat kein anderes Ereignis in den letzten Jahren Deutschland so verändert wie die Ankunft hunderttausender Flüchtlinge in diesem Jahr.
    Wie die Merkel-Regierung die Flucht der Menschen nach Westeuropa und speziell Deutschland behandelte, hat bis heute tiefe Spuren hinterlassen. Knapp zwei Millionen Flüchtlinge haben seitdem Zuflucht und Aufnahme in Deutschland gefunden, manche dauerhaft, andere mit unsicherer Perspektive, ob sie bleiben dürfen.: Der Umgang mit ihnen hat die Gesellschaft tief gespalten. „Refugees welcome“ gegen „Merkel muss weg“. Herfried Münkler, renommierter Politikwissenschaftler aus Berlin, sieht Deutschland und die EU am Scheideweg: „Wenn es uns nicht gelingt, die antidemokratischen Tendenzen in den Griff zu bekommen, werden autoritäre Politikmuster zunehmen und vielleicht sogar dominieren.“ Die Dokumentation „Angela Merkel: ‚Wir schaffen das!‘“ zeigt, was seit 2015 die politische Bühne in Berlin erschüttert: der Aufstieg der AfD, die Entfremdung zwischen der Kanzlerin und Teilen ihres Volkes, die wachsende Hetze in den sozialen Medien, Attacken auf Politiker, die in der Flüchtlingskrise ihre humanitäre Haltung offen zeigten.
    Der Film zeigt eine Gesellschaft, die sich in der Auseinandersetzung um den Umgang mit Flüchtlingen immer weiter polarisiert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.06.2020Das Erste
    ursprünglich für den 08.06.2020 angekündigt
  • Staffel 9, Folge 32
    Durch Schwarzarbeit entgehen dem Staat jedes Jahr Sozialabgaben und Steuern in Milliardenhöhe. Längst hat sich hier auch die Organisierte Kriminalität breitgemacht. Experten sprechen von einem parallelen Arbeitsmarkt, auf dem kaum Regeln gelten. Verlierer sind nicht nur ehrliche Unternehmer, die das Preisdumping nicht mitmachen wollen, sondern vor allem die Steuerzahler. Wie konnte es soweit kommen? Zuständig für die Bekämpfung der Schwarzarbeit ist der Zoll; konkret die Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Doch ist die Behörde in der Lage, illegale Beschäftigung und die Organisierte Kriminalität auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu bekämpfen? Eine schlechte Ausstattung und fehlendes Personal sind nur die kleinsten Probleme. Wurden Missstände in der Behörde jahrelang ignoriert? Die Dokumentation deckt auf, wie wirkungslos der staatliche Kampf gegen Schwarzarbeit in den letzten Jahren war. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.06.2020Das Erste

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