Staffel 6, Folge 39–73

  • Staffel 6, Folge 39
    In Deutschland entscheidet häufig allein der Wohnort darüber, ob ein Patient operiert wird oder nicht. Das ist das Ergebnis einer aufwendigen Recherche im Auftrag des WDR. Ein Journalistenteam hat gemeinsam mit dem Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) erstmalig ein Computerprogramm entwickelt und damit die Daten des Statistischen Bundesamtes zu rund 130 Millionen Krankenhausaufenthalten analysiert. Die Auswertung zeigt, wie sehr die ärztliche Behandlung davon abhängt, wo ein Patient lebt und wie profitorientiert ein Krankenhaus ist. Warum werden in den alten Bundesländern deutlich mehr Kaiserschnitte gemacht als in den neuen? Warum werden erstaunlich viele Kniegelenksprothesen ausgerechnet in Bayern eingebaut, die meisten Füße in einem Landkreis Thüringens amputiert? Warum werden in Osthessen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt fast dreimal mehr Menschen am Rücken operiert? Wie kann es in Deutschland zu solch extremen regionalen Unterschieden kommen? Auf Grundlage einer aufwendigen Datenanalyse begibt sich der Film auf eine Reise ins Schattenreich der Gesundheitswirtschaft, in der jedes Jahr mehr als 300 Milliarden Euro umgesetzt werden.
    Er führt in Regionen, wo Patientinnen und Patienten auffällig häufig unters Messer kommen und nichts davon ahnen, dass ihre OP möglicherweise überflüssig und vielleicht sogar schädlich ist. Er seziert mit Hilfe von Insidern die Methoden, wie manche Kliniken massenhaft an Patienten und profitable Operationen kommen. Das Journalistenteam schickt Test-Patienten zu auffälligen Kliniken, um zu überprüfen, ob die Datenanalyse mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Wird ihnen zu einer teuren Operation geraten, obwohl diese nicht nötig ist und Risiken birgt? Die verblüffenden Ergebnisse werden Experten zur Beurteilung vorgelegt.
    Die Story im Ersten „Operieren und kassieren“ macht deutlich, wie unzureichend das Kontrollsystem von Behörden und Krankenkassen ist: Selbst bei Verdacht auf unnötige und teure OPs gibt es kaum Handlungsmöglichkeiten. Mit dem Zeitpunkt der Ausstrahlung können sich Interessierte im Internet detailliert über die Situation an ihrem Wohnort informieren. Dort erhalten sie auch wichtige Hinweise, wie sich Patienten besser vor überflüssigen und riskanten Operationen schützen können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.06.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 40
    Die AfD – noch nie ist eine neue Partei in Deutschland so schnell gewachsen. Noch nie hat eine neue Partei das Land so polarisiert wie die AfD. Dabei hat sie innerhalb kürzester Zeit einen dramatischen Wandel von der Anti-Euro-Partei zur Protestpartei gegen das Establishment gemacht. Tabus brechen, Gräben ziehen, dafür ist die AfD bekannt. Sie nennt das Mut zur Wahrheit oder schlicht Realismus. Seit dem Parteitag in Köln am 22. April hat die AfD ein Programm und ein neues Spitzenteam: Alice Weidel und Alexander Gauland.
    Sie sollen das breite Spektrum der unterschiedlichen Strömungen in der Partei repräsentieren: von wirtschaftsliberal bis konservativ-national. Die Zielmarke für die Bundestagswahl lautet 15 Prozent. Doch in der Partei herrschen Flügelkämpfe, Machtkämpfe und immer haben sie mit der Reizfigur der Partei, dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke zu tun. Parteichefin Frauke Petry wollte ihn aus der Partei werfen, Spitzenmann Gauland will ihn behalten, seine Kollegin Alice Weidel wollte ihn erst loswerden und dann doch behalten.
    Was nun? Die Autoren Wolfgang Minder und Rainer Fromm schildern die Entwicklung der Partei in den letzten Monaten und fragen nach der Glaubwürdigkeit ihres Programms und ihres Anspruchs, eine Partei gegen das Establishment zu sein. Es ist eine Geschichte voller Widersprüche und ungelöster Konflikte. Eine Geschichte von ernüchterten Mitstreitern, Streit an der Basis und im Vorstand, Prinzipientreue und Machtspielen. Ist die Partei, die so anders sein will, am Ende doch nur eine ganze normale Partei? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.06.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 43
    Eine Nacht im Juli 2016 – sie ist ein dramatischer Wendepunkt für die Menschen in der Türkei. Für wenige Stunden probt am 15. Juli eine kleine Gruppe des türkischen Militärs den Aufstand. Ein Putschversuch, der schon nach kurzer Zeit kläglich endet – aber die Folgen sind gravierend: Bis jetzt sind mindestens 50.000 Menschen inhaftiert. Darunter einige tausend Soldaten, deren Beteiligung am Aufstand Gerichte jetzt klären. Aber festgehalten werden noch sehr viel mehr Menschen: Akademiker, Journalisten und Oppositionspolitiker. Viele flüchten nach Deutschland und beantragen hier Asyl. Der „Story im Ersten“ liegt eine Liste von hochrangigen türkischen Staatsbeamten vor, die bereits Asyl in Deutschland erhalten haben und hier wieder politisch aktiv werden.
    Ein ARD-Reporterteam zeichnet den gescheiterten Putsch minutiös nach, spricht mit Zeitzeugen, Aktivisten und Opfern, recherchiert vor Ort. Erstmals äußert sich der ehemalige türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz zum Putschversuch in der Türkei. Mitglieder einer parlamentarischen Untersuchungskommission nehmen Stellung zu den Fragen der Reporter. Was hat Fethullah Gülen mit dem gescheiterten Putsch zu tun? Wer aus der AKP-Regierung wusste wann was? Und: Wie hat der Putsch das Leben in der Türkei geändert? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.07.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 45
    Seit September 2016 lebt der türkische Autor und Journalist Can Dündar im Exil. In seinem Film erzählt er zusammen mit der deutschen Journalistin Katja Deiß exklusiv und persönlich, was es bedeutet, allein in einem fremden Land zu leben, fern von der Heimat, getrennt von der Familie. Obwohl in Deutschland die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei lebt, erwächst daraus kein Heimatgefühl für die Exilanten sondern eher eine Gefährdung. Denn Präsident Erdogan hat in der deutsch-türkischen Gemeinde prozentual mehr Unterstützer als in der Türkei.
    Dass die deutsche Politik die Flüchtlinge willkommen heißt, provozierte den türkischen Präsidenten so sehr, dass er Nazivergleiche bemühte und Deutschland vorwarf, Terroristen zu beherbergen. Für Can Dündar bedeutet das: Er ist auch in Deutschland nicht sicher, erhält massive Drohungen und lebt deswegen zeitweise unter Personen- und Polizeischutz. Can Dündar und Katja Deiß begegnen in der Story vier Menschen, die aus der Türkei fliehen mussten, um der drohenden Verhaftung zu entgehen. Die oppositionelle Wissenschaftlerin Latife Akyüz wurde von den staatlich gelenkten Medien als Terroristin denunziert, weil sie gegen Menschenrechtsverletzungen in den türkischen Kurdengebieten protestierte.
    Es folgte eine Lynchkampagne von Nationalisten. Am Ende sagten sich Freunde von ihr los. Sie bekam Berufs- und Ausreiseverbot und musste ihr Land auf geheimen Fluchtwegen verlassen. „In diese Lage sind wir gekommen, weil die Menschen geschwiegen haben“, erzählt sie, „keiner hat sich getraut, was zu sagen.“ Der kurdische Bürgermeister Orhan Sansal musste seine Heimat und seine Familie zurücklassen, nachdem er seines Wahlamtes enthoben und durch einen staatlichen Verwalter ersetzt worden war.
    Exklusiv berichtet Orhan Sansal von den Kriegsverbrechen, die türkische Soldaten in der Stadt Suruç begingen. In Deutschland ist er durch türkische Nationalisten so gefährdet, dass er nicht ohne Schutz auf die Straße gehen kann. So sehr setzt ihm die Einsamkeit zu, dass er manchmal wünscht, lieber in die Türkei zurück und ins Gefängnis zu gehen. Dem Regisseur Mustafa Altioklar wurde in seiner Heimat nicht nur der Prozess wegen Beleidigung Erdogans gemacht, sondern auch jede Arbeitsmöglichkeit geraubt.
    Während die Demokratie in seiner Heimat Tag für Tag schwächer wird, führt Can Dündar seinen Kampf jetzt aus der Ferne weiter. Dabei unterstützt ihn der Journalist Hayko Bagdat, der mit seiner Familie einen Neuanfang in Deutschland sucht. „Die Türkei ist dabei, eine Diktatur zu werden. Das ist ein Witz!“, sagt er fassungslos. Katja Deiß versuchte, ein Journalistenvisum für die Türkei zu bekommen, um auch über das Schicksal von jenen Kollegen und Freunden Can Dündars berichten zu können, die die Türkei bisher nicht verlassen konnten.
    Vergeblich. Aber ein mutiges türkisches Kamerateam begleitete heimlich die Ehefrau von Musa Kart bei einem Besuch in Silivri. In dem riesigen Gefängniskomplex sitzt der Karikaturist der oppositionellen Tageszeitung „Cumhuriyet“ schon seit Monaten in Einzelhaft. Es gebe keinen Flecken im Land, wo mehr Intellektuelle versammelt seien als im Gefängnis von Silivri, sagen die Menschen in der Türkei hinter vorgehaltener Hand.
    Und so sind es vor allem Akademiker, Journalisten, Künstler und Lehrer, die jetzt nach Deutschland flüchten. Die Türkei vertreibt ihre geistige Elite. „Nicht wir haben die Türkei verlassen, die Türkei hat uns verlassen“, beschreibt Can Dündar die Stimmung der Exilanten. „Exil Deutschland – Abschied von der Türkei“ zeigt, in welch dramatischem Zustand sich die Zivilgesellschaft der Türkei befindet und welch brachiale Veränderung das für tausende Menschen bedeutet, die entweder ihre Heimat verlassen müssen oder zum Schweigen verdammt sind. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.07.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 47
    Schwere Vorwürfe in Brasilien: Volkswagen war offenbar tief verstrickt in die Machenschaften der Militärs zur Zeit der Diktatur. Der Konzern soll eigene Mitarbeiter bespitzelt und Oppositionelle der Folter ausgeliefert haben. In Brasilien ermitteln Staatsanwälte. Was steckt dahinter? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.07.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 48
    Im großen Stil haben russische Hacker Wahlcomputer in den USA angegriffen. Da scheinen sich amerikanische Behörden sicher zu sein. Zudem bestimmten gehackte Accounts aus dem Umkreis von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und gezielt gestreute Fake News den Wahlkampf. Auch in Frankreich wurde kurz vor der Wahl der Mail-Account des Präsidentschaftsfavoriten Emmanuel Macron angegriffen. Das Ziel: Informationen finden und veröffentlichen, die den jeweiligen Kandidaten belasten. Der Wahlkampf im digitalen Zeitalter hat sich verändert; er scheint anfällig für gezielte Manipulation über das Netz.
    Er wird mitbestimmt durch das gezielte Einsetzen von Information – oder auch Desinformation. Nach den USA und Frankreich auch in Deutschland? Sechs Wochen vor der Bundestagswahl fragt „Die Story im Ersten“: Wie ungestört verläuft die Wahl im September? Welche Rolle spielen Fake News und von außen gesteuerte Propaganda? Die Dokumentation zeigt, mit welcher Methode vor allem über soziale Netzwerke Stimmung gemacht wird, und untersucht, wie gut Parlament und Abgeordnete vor Hackerangriffen geschützt sind. „Infokrieg im Netz“: „Die Story im Ersten“ auf Spurensuche in Washington, Berlin und Moskau. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.07.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 49
    Die Doku „Im Netz der Lügen – Der Kampf gegen Fake-News“ geht der Frage nach: Wie einfach lässt sich eine Falschmeldung im Internet verbreiten und damit politisch Stimmung machen? Das will ein Team von Kommunikationswissenschaftlern der Universität Hohenheim herausfinden. Die Forscher starten einen Versuch: Über einen Zeitraum von nur wenigen Wochen setzen sie eine Fake-News in die Welt. Dann läuft das Experiment. Die Wissenschaftler untersuchen: Wie schnell verbreitet sich die Falschmeldung im Netz? Wo und wie häufig wird sie geteilt? Wer fällt darauf rein? Die Nachrichtenlage im Internet ist unübersichtlich.
    Facebook & Co. werden überschwemmt von Fake-News und „alternativen Fakten“. Haben muslimische Flüchtlinge tatsächlich aus Verachtung für unsere abendländische Kultur an eine christliche Kirche gepinkelt? Hat die Polizei in Heidelberg einen islamistischen Terroranschlag verheimlicht? Der Film „Im Netz der Lügen“ sucht nach Ursachen für Falschmeldungen und zeigt Möglichkeiten, diese zu entlarven. Falschmeldungen verbreiten sich momentan vor allem in rechtsalternativen Kreisen und werden gezielt eingesetzt, um die Meinung in der Bevölkerung zu beeinflussen.
    SWR-Autor Claus Hanischdörfer trifft besorgte Bürger, die Fake News verbreiten und einen NPD-Politiker, der eine Falschmeldung streut und damit für Aufregung sorgt. Der Kommunikationswissenschaftler Professor Wolfgang Schweiger warnt vor einer Polarisierung der Gesellschaft. Denn Filterblasen und Echokammern in sozialen Netzwerken führen immer häufiger dazu, dass sich Internetnutzer zwar besser im Bilde fühlen, tatsächlich aber oft nur einseitiger informiert sind. Wie sieht der Kampf gegen Falschmeldungen aus? Hilft eine Regulierung der sozialen Netzwerke? Das geplante Netzwerkdurchsetzungsgesetz aus dem Hause Maas gilt als stumpfe Waffe gegen Fake-News.
    Die Grünen-Politikerin Renate Künast, die selbst Opfer einer Falschmeldung wurde, bemängelt den Meldeweg bei Facebook. Was unternimmt Facebook dagegen, um nicht zu „Fakebook“ zu mutieren? Fühlt man sich beim Internetriesen überhaupt mitverantwortlich für die um sich greifenden Desinformationen? Ein Lokalreporter auf der Schwäbischen Alb ist da schon weiter: Er hat ein Rezept gegen Gerüchte und Fakes: soliden und transparenten Journalismus. Sind wir schon komplett verstrickt im Netz der Lügen oder gibt es noch ein Ausweg? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.07.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 51
    „Gefährlichste Bank der Welt“ titelten die Medien, nachdem der Internationale Währungsfonds die Deutsche Bank als den „bedeutendsten Träger systemischer Risiken“ bezeichnet hatte. „Da waren wir in den Schlagzeilen“, erzählt Deutsche Bank-Chef John Cryan, „aus einer Reihe von falschen Gründen.“ Mit dramatischen Folgen. Die Bank – ein Sanierungsfall: Zusätzlich zu den milliardenschweren Altlasten aus kriminellen Geschäften und überbordenden Kosten kam jetzt auch noch die Vertrauenskrise. Erstmals in ihrer langen Geschichte ist die Deutsche Bank gezwungen, öffentlich um Vertrauen zu werben.
    „Entweder wir verändern die Außenwahrnehmung“, erklärt Kommunikationschef Jörg Eigendorf den Führungskräften, „oder die Außenwahrnehmung verändert uns.“ Offenheit und Transparenz heißen die neuen Schlagworte, die auch diesen Film ermöglichten. Die wichtigsten Manager der Deutschen Bank stehen Rede und Antwort, um die Frage zu beantworten: Wie gefährlich ist die Deutsche Bank? Der Film bietet einen exklusiven Einblick in das Innere der Deutschen Bank mit noch nie gesehenen Bildern der Firmenzentralen in Frankfurt, London und New York und Interviews mit dem Top-Management, darunter der Vorstandsvorsitzende John Cryan und Aufsichtsratschef Paul Achleitner.
    Die Autoren ziehen Bilanz. Wie weit sind die Aufräumarbeiten gediehen? Welche Altlasten gibt es noch? Wie glaubwürdig ist der Wandel? Welche Zukunft hat die Megabank? Am Beispiel der Deutschen Bank wird deutlich, wie verflochten unser Finanzsystem ist, und welche Gefahr damit verbunden ist. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.08.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 58
    Die Bundeswehr agiert jetzt schon als eine weltweite Einsatzarmee – und nach dem Willen der Politik soll sie dieses Profil noch schärfen und ausbauen. Doch schafft es die Truppe, die Ziele der Politik auch umzusetzen? Die gefährlichste UN-Mission, an der die Bundeswehr derzeit beteiligt ist, ist sicher die in Westafrika – eine Herausforderung für Mensch und Material, der sich inzwischen knapp 1000 Frauen und Männer der Bundeswehr im deutsch-niederländischem Camp Castor in der Wüste von Mali stellen. Doch was genau ist die Aufgabe der Bundeswehr in Afrika? Die Autoren Djamila Benkhelouf, die selbst zwei Jahre bei der Bundeswehr gedient hat, und Nino Seidel haben u. a. die Soldaten in Gao begleitet und geben einen vielschichtigen Einblick in den Alltag – ob im Camp oder auf Patrouille.
    Gefragt sind in Afrika vor allem Spezialkräfte wie zum Beispiel Piloten, Objektschützer oder Kampfmittelbeseitiger. Der Bedarf solcher Spezialkräfte ist hoch, die Ausbildung dauert Monate, mitunter Jahre. Den Mangel an derartigen Fachkräften in der Bundeswehr bekommen die Soldaten in Mali zu spüren: Die Einsätze werden länger. Und es kommen immer neue dazu.
    In unmittelbarer Nachbarschaft wird wieder aufgerüstet. Die Nato-Präsenz im Baltikum wird durch rund 500 deutsche Soldaten in Litauen gestärkt. So soll im Ukraine-Konflikt Russland etwas entgegengesetzt werden. Für „Die Story im Ersten“ haben die NDR-Autoren auch diese Soldaten bei ihrem Einsatz begleitet. Die Neuausrichtung erschwert haben in jüngster Zeit interne Skandale: Missbrauchsvorwürfe und rechtsextreme Soldaten setzten Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen stark unter Druck. Die Ministerin attestierte der Truppe öffentlich ein Haltungsproblem. Differenzen zwischen Soldaten und oberster Führung sind plötzlich offen sichtbar – die Truppe ist von der mangelnden Rückendeckung ihrer Dienstherrin enttäuscht, das Verhältnis angespannt.
    Dabei müssen die politischen Verantwortlichen und die Bundeswehr gerade jetzt einig und eng zusammenstehen, wenn sie gegenwärtigen Ziele und künftigen Herausforderung gemeinsam meistern wollen. „Die Story im Ersten“ fragt nach: Wo steht die Bundeswehr im Jahr 2017? Wie hat sie sich in den vergangenen Jahren verändert? Wie stellt sie sich den neuen europäischen und internationalen Krisen und Umbrüchen? Und ist sie ihnen gewachsen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.09.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 60
    Am Abend des 12. Oktober 2016 wird der Syrer Jaber Albakr erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Zu diesem Zeitpunkt war er Deutschlands wichtigster Gefängnisinsasse – ein mutmaßlicher Terrorist des Islamischen Staates. Sein Anschlagsziel: der Flughafen Tegel in Berlin. Sein Tod: das unrühmliche Ende in einer Serie beispiellosen Behördenversagens. Schon wenige Tage zuvor – beim Versuch ihn zu verhaften – ist er den Polizisten einfach entwischt. Und das, obwohl er als Zeuge möglicherweise unschätzbare Informationen im Hinblick auf zukünftige Anschläge hätte liefern können.
    Seine Verhaftung verdankte die Polizei schließlich der Geistesgegenwart dreier anderer Syrer. Nach seinem Tod bleiben viele Fragen: Wann und wo hat er sich radikalisiert? Wurde er gezielt als Flüchtling nach Deutschland eingeschleust? Hat er allein gehandelt oder war er Teil eines Netzwerkes, als er in einer Wohnung 1,5 Kilogramm des hochexplosiven Sprengstoffs TATP zusammenmischte? Als Zeuge hätte er viele Erkenntnisse liefern können, diese Chance hat der Staat vertan. Und auch die Umstände seines Todes geben viele Rätsel auf: Dazu gibt es widersprüchliche Aussagen, die teilweise einfach unberücksichtigt blieben.
    Und selbst das Tatwerkzeug konnte später nicht mehr rekonstruiert werden. So ergibt sich die Frage: Haben sich die Ereignisse in der Justizvollzugsanstalt Leipzig wirklich so abgespielt wie von offizieller Seite dargestellt? Die Autoren finden zahlreiche Widersprüche in der Geschichte rund um Jaber Albakr. Sie recherchieren in seinem Umfeld und bei den Sicherheitsbehörden, nehmen Einsicht in Ermittlungsakten, treffen Informanten, untersuchen die Geldflüsse und besuchen Aufenthaltsorte Albakrs. Der Weg führt dabei auch nach Damaskus, dem Ausgangspunkt seiner Reise und ins syrische Idlib, wo sich Albakr vorübergehend aufgehalten hatte.
    Stück für Stück fügt sich so das Puzzle zu einem Krimi zusammen, der sich genau vor einem Jahr mitten in Deutschland abgespielt hat. Klar wird: Die deutschen Behörden haben beim Zugriff, bei der Fahndung und bei der Haft eklatante Fehler begangen. Einsätze waren schlecht vorbereitet, die Kommunikation nicht aufeinander abgestimmt und Anordnungen wurden einfach missachtet. So wurde fahrlässig mit wertvollen Informationen und einer völlig unkalkulierbaren Gefahr umgegangen – einer Gefahr, die viele Menschen das Leben hätte kosten können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.10.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 62
    Europa hat Millionen Feinde. Nicht nur unter Rechtspopulisten. „Brüssel“ ist zum Synonym geworden für undemokratische, arrogante, bürgerferne und teure Entscheidungen. Das erfolgreiche Europa wird totgeschwiegen. Woher kommt das schlechte Image und was ist überhaupt dran? Mit Europagegnern und Europafreunden unterwegs auf der Suche nach der Wahrheit. Manfred Müller betreibt einen Internetversand und publiziert in seiner Freizeit EU-kritische Beiträge. Er kritisiert, dass die EU-Staaten ihre Grenzen nicht mehr schützten.
    Und: Europa sei zu schwerfällig: „28 – teils rivalisierende – Länder können sich doch kaum auf sinnvolle Lösungen einigen.“ Ganz anders: Hansjörg Schmitt, Mitbegründer der Bewegung „Pulse of Europe“, die zur allgemeinen Überraschung Zehntausende zu Pro-Europa-Demonstrationen auf die Straßen bringt. „Auch wir wollen die EU reformieren, aber dafür muss sie zunächst mal erhalten bleiben.“ Dafür sprechen Europas Erfolge: 8,7 Millionen Menschen wurden in Arbeit gebracht.
    134,7 Milliarden Euro im Jahr 2017 ausgegeben zur Förderung von großen und kleinen Unternehmen, für Jugend-Werkstätten in Sachsen oder die größte Unfallklinik der EU in Birmingham. Überallhin fließt Geld aus Brüssel – und trotzdem schrumpfte die Zustimmung zur EU. Nur noch 33 % der Menschen in Sachsen finden sie irgendwie sinnvoll. Ganz anders bei Chloé und Lucas in Mainz, zwei von ca. einer Million „Erasmus-Babys“. Ihre Eltern haben sich in Leipzig über das Austauschprogramm für Studenten kennen gelernt wie Millionen andere in den letzten 30 Jahren.
    Für ihre Mutter Gaelle Bulligan ist Europa eine Lebenshaltung: „Ich finde diese Vielfalt super, an Völkern, an Kulturen und Geschichte.“ Aber Europa hat böse Kardinalfehler: Da ist beispielsweise das Demokratiedefizit, denn nur das Parlament wird demokratisch gewählt. So wächst der Einfluss der Lobbyisten. Das macht die EU wirtschaftsnah und verbraucherfern. Heidi Bank vom Verein „Lobby Control“: „Die Banken können sich solche Lobbyarbeit leisten, nicht aber beispielsweise alleinerziehende Mütter, die schon seit Jahren für eine steuerliche Gleichstellung kämpfen.“ Und dann die Doppelmoral: Flüchtlinge zum Problem erklären, aber gleichzeitig Fluchtursachen verstärken.
    Zaccaria Mutah aus Ghana schuftet auf EU-subventionierten Tomatenfeldern in Apulien für einen Hungerlohn. „Ich bin von Europa enttäuscht. Wir werden hier ausgenutzt als billige Arbeitskräfte.“ Zu Hause kann er von der Landwirtschaft nicht mehr leben, weil u. a. Billig-Tomaten aus der EU den heimischen Markt zerstört haben.
    Wie kann es weiter gehen mit Europa – mehr Bürgerbeteiligung oder Austritt? Nach dem Vorbild Irlands könnte eine Bürgerversammlung Vorgaben für Berufspolitiker ausarbeiten, grundsätzliche Entscheidungen öffentlich diskutieren: Soll die EU eine eigene Armee bekommen? Sollen alle EU-Länder die gleichen Steuern erheben, um Steuerdumping zu verhindern? Wie soll die EU auf die Flüchtlingskrise reagieren? Oder Austritt? In Wales lag die Zustimmung zum Brexit landesweit am höchsten.
    Dabei profitierte kaum eine Region Europas so stark von den EU-Strukturfonds. Diese Hilfen fallen zukünftig spürbar weg, bei vielen herrscht Katerstimmung. Malcolm Higgs aus Wales bereut sein Brexit-Votum längst. „Leider zu spät“, wie er bemerkt. Arbeitsplätze brechen weg – die ersten Firmen ziehen um. Wenn andere Länder der Vision Austritt folgen wollten – was bedeutet das für die gesamte EU? Der „Europa-Check“ fragt Ex-Außenminister Joschka Fischer: Ist Europa noch zu retten? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.10.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 64
    Städte ersticken im Abgas, das Elektroauto soll die Rettung bringen. Schafft die deutsche Autoindustrie die Wende? Der Bau eines E-Motors braucht viel weniger Arbeit, als für einen Benziner oder Diesel nötig sind. Damit stehen hunderttausende qualifizierte Jobs auf dem Spiel. Der Film begleitet die Beschäftigten bei ihrem ersten Arbeitskampf um die Autojobs der Zukunft. Dabei geht es nicht nur um die Arbeitsplätze in den großen Autokonzernen, sondern um die Zulieferer, die etwa vier Fünftel eines jeden Autos bauen. Noch sind die Deutschen weltweit führend im Automobilsektor, doch wie lange noch? Die Chinesen haben beim E-Auto die Nase vorn, die Kalifornier von Tesla treiben die Konkurrenz vor sich her.
    In den nächsten Jahren wollen die deutschen Autohersteller nachlegen. Aber schaffen sie es auch? Was wird aus den rund eine Million Jobs, die bei uns am Automobil hängen? Das E-Mobil ist nur der Anfang, selbstfahrende Autos, geteilte Nutzung und die Vernetzung von Auto, Bus und Bahn werden die Mobilität in den nächsten Jahren revolutionieren. Vorneweg oder in die Arbeitslosigkeit? Welchen Weg die deutsche Autoindustrie wählt, hat sie selbst in der Hand. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.10.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 65
    Mehr Hitze, mehr Wasser, heftigere Unwetter – der Klimawandel ist laut UNO die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Wie nehmen die Deutschen sie an? Ist der Klimaschutzplan 2050 der große Wurf? Nachdem der damalige Wirtschaftsminister Gabriel das Datum für den Kohleausstieg persönlich von der Liste strich, jubelten Gewerkschaften genauso wie Unternehmen. Klimaschützer waren empört. Katja Sodomann reiste in die Lausitz, wo jedes Jahr 60 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut werden. Ihr Klimareport hört beide Seiten: die Menschen vor Ort, die um ihre Arbeitsplätze kämpfen, und die Klimaretter.
    Sie fordern, dass die Kohle in der Erde bleibt. Nur so kann es gelingen, den weltweiten Temperaturanstieg auf höchstens 2°C zu begrenzen. Andernfalls drohen immer mehr Orkane, Dürren und Überschwemmungen. Ganze Küstenregionen werden verschwinden. Alles Panikmache? „Nein“, sagen Jana und Jens Steingässer. Sie haben sich mit ihren vier Kindern weltweit die Folgen der Erwärmung angesehen und waren so erschüttert, dass sie nun zu Hause im Odenwald ihr Leben komplett umstellen.
    Es kommt kein Fleisch mehr auf den Tisch, Einkäufe werden mit dem Lastenfahrrad erledigt, die Stube nur minimal beheizt. Die Steingässers tragen lieber Pullover und Mütze. Und was denken die meisten Deutschen? Würden auch sie für den Klimaschutz ihr Leben verändern? Der Aufschrei jedenfalls war groß, als die Umweltministerin ihnen mit dem Klimaschutzplan vorschreiben wollte, wie viel Fleisch sie noch essen dürften.
    So durfte auch der Landwirtschaftsminister ein paar unangenehme Ziele aus dem Klimaschutzplan streichen. Barbara Hendricks und Christian Schmidt nehmen im Klimareport dazu Stellung. Fossile Energieträger werden immer noch subventioniert, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit: mit 500 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Immer ist der Erhalt von Arbeitsplätzen das wichtigste Argument dafür. Die ARD-Autorin hält dagegen, wie viele neue Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien entstanden sind. Wie viel Geld geben die unterschiedlichen Länder für erneuerbare Energien aus? Zahlen die größten Dreckschleudern auch das meiste ein? Ist der Klimaschutz nicht viel zu teuer? Ist das Klima überhaupt noch zu retten, wenn gar nicht alle Staaten mitmachen? „Der Klimareport“ sucht Antworten – mit Hilfe von Fakten, Statistiken, Studien und namhaften Experten wie Mojib Latif und Ottmar Edenhofer.
    „Der Klimareport“ nimmt auch die gefühlten Sicherheiten unter die Lupe. Wie verbreitet ist die Ansicht, dass der Klimawandel gar nicht menschengemacht ist? Klimaschwankungen und extreme Wetterphänomene hat es immer schon gegeben.
    Doch kein ernst zu nehmender Wissenschaftler stellt den Klimawandel und den hohen Anteil des Menschen daran noch in Frage. Wie kommt es, dass klimaskeptische Aussagen wie die der AfD oder des US-Präsidenten Trump so leicht auf fruchtbaren Boden fallen? „Es wird wärmer – na und?“, das ist leichter gedacht als: „Ich muss etwas ändern“. Der CDU-Politiker Philipp Lengsfeld schaut optimistisch in die Zukunft: Eine eisfreie Nord-West-Passage würde die Weltwirtschaft in Schwung bringen, das Abschmelzen der Arktis reiche Bodenschätze freigeben.
    Anderswo hingegen schwellen Meere und Flüsse bereits jetzt bedrohlich an. „Der Klimareport“ schaut auch hier auf die Fakten: Für Familie Mian aus Bangladesch ist es keine Frage mehr, ob Deutschland das 2°C-Ziel erreichen wird mit seinem Klimaschutzplan. Ihr Dorf ist schon längst überflutet, und sie mussten über die Grenze nach Indien fliehen. Mit ihnen eine Million Menschen allein aus dieser Region. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.11.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 67
    In keinem anderen Land in Europa ist das Armutsrisiko im Alter so hoch wie in Deutschland, lesen wir immer wieder in den Schlagzeilen. „Jeder Zweite ist von Altersarmut bedroht!“, warnt Ver.di. Experten des Instituts der Deutschen Wirtschaft argumentieren anders: Auch in Zukunft werde Armut Rentner viel weniger treffen als andere Altersgruppen. Welche Aussage stimmt? Tatsächlich haben knapp 80 Prozent der Deutschen Angst vor Altersarmut. Sind die Existenzängste begründet? Ist das Rentensystem unsolidarisch? Die Autorin Christine Rütten geht den Fragen im „Rentenreport“ mit eigenen Umfragen und einer aufwendigen Datenanalyse auf den Grund und kommt zu erschreckenden Ergebnissen.
    Das Armutsrisiko für Rentner steigt tatsächlich. In Offenbach bei Frankfurt ist es derzeit am größten. So sind bereits heute über die Hälfte der Menschen, die bei der Offenbacher Tafel jeden Dienstag für Lebensmittel anstehen, Rentner – wie Klaus Dieter Meuer. Seine Rente reicht nicht einmal für das Existenzminimum. Wie viele wird dieses Schicksal in Zukunft treffen? Wer muss sich tatsächlich Sorgen machen? Ein Viertel aller Beschäftigten in Deutschland sind Geringverdiener.
    ARD-Datenjournalisten haben ermittelt: Bei über 100 Berufen bringt das Einkommen selbst nach 45 Jahren Vollzeitarbeit keine Rente, die über der Armutsgefährdungsquote liegt. Das muss nicht zwangsläufig Altersarmut bedeuten. Vermögen, Immobilien oder anders privat vorzusorgen, das hilft natürlich. Aber wem? Den meisten Menschen im Niedriglohnsektor jedenfalls nicht.
    Und die geförderte Riester-Rente hat ohnehin einen schlechten Ruf. „Nicht ganz zu Unrecht“, meint auch Rentenexperte Bert Rürup: „Sie war besser gedacht als gemacht.“ Finanzmathematiker Werner Siepe rät dazu, lieber freiwillig mehr in die gesetzliche Rente einzuzahlen: „Die verspricht zur Zeit jedenfalls mehr Rendite als die meisten privaten Vorsorgealternativen!“ Immer mehr einzahlen für immer weniger Rente? Viele Junge haben den Glauben an das deutsche Rentensystem längst verloren.
    Marco Rust zum Beispiel, der im thüringischen Suhl als Erzieher in einem Kindergarten arbeitet: „Mir ist klar, dass ich mich auf meine gesetzliche Rente nicht verlassen kann.“ Für seinen Ruhestand muss er nicht nur einen größeren Teil seines Einkommens zurücklegen als die ältere Generation, er muss auch länger arbeiten. Von der Angleichung der Ostrenten profitieren nur die Älteren. Die immer noch niedrigeren Ostlöhne bringen den Jungen jetzt sogar weniger Rente. Ungerecht? Tragen die Jungen die Hauptlast des demografischen Wandels? Oder sind es die Familien, also gerade die, die dem Demografie-Problem entgegenwirken? „Ausgerechnet wir werden doppelt zur Kasse gebeten: Rentenbeiträge plus die extra Kosten für die Kinder!“, sagt Familie Kirchgäßner aus Freiburg.
    ARD-Datenexperten haben nachgerechnet: Wer ist tatsächlich benachteiligt? Fest steht: In Österreich gibt es höhere Renten. In Schweden klappt es mit der zusätzlichen Vorsorge besser. Eine Deutschlandrente nach skandinavischem Vorbild – wäre das die Lösung? „Der Rentenreport“ checkt die Fakten. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.11.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 68
    „Noch nie war die Armutsquote so hoch!“ – „Die Reichen werden immer reicher!“ – „Die Ungleichheit nimmt zu!“ Das sind die Schlagzeilen im Wirtschaftswunderland Deutschland. Generiert werden sie von Sozialverbänden, willfährig genutzt von politischen Parteien. Für den „Wohlstandsreport“ fragt die Autorin Ulrike Bremer genau nach: Wie steht es wirklich um den alten und neuen Slogan der Politik: „Wohlstand für alle!“? Gibt es in einem der reichsten Länder der Welt wirklich Armut? Und was bedeutet „Armut“ heutzutage in Deutschland? Hungern und unter Brücken schlafen muss hier niemand, aber tatsächlich haben nicht alle die gleichen Chancen, sich ein Leben im Wohlstand zu erarbeiten. Die Zahl der Millionäre steigt, der Abstand der oberen 40 Prozent zu den unteren 40 Prozent wird immer größer, das sind Fakten.
    „Der Wohlstandsreport“ schaut auf die Ursachen, vergleicht Statistiken und zeigt, wo die Segregation der Klassen in Deutschland voranschreitet. Beispiel Finanzplatz Frankfurt am Main: Die Stadt schafft für die stetig zuziehenden wohlhabenden Bürger adäquaten Wohnraum: urban, zentrumsnah und teuer. Den Wohnungsbau für Geringverdiener hat sie aber über Jahrzehnte vernachlässigt. Es entstehen klar abgegrenzte Stadtteile, deren Bewohner keinen Kontakt miteinander haben. Georg Cremer, bis Juni 2017 Generalsekretär der Caritas, sieht Armut zu stark skandalisiert.
    Im „Wohlstandsreport“ erklärt er die Armutsstatistik und ihre Untiefen: „Viele Menschen glauben, sie gehörten der letzten Generation an, der es besser geht als ihren Eltern. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen in Deutschland geben aber überhaupt keinen Grund zu der Annahme, dass es der Generation nach uns schlechter gehen wird.“ Und die Mittelschicht? Auch sie muss kämpfen, um in der Stadt gut leben zu können. Auch sie gibt fast die Hälfte des Nettoeinkommens für Miete aus, es bleibt wenig zum Sparen und Vorsorgen.
    Der „Wohlstandsreport“ fragt: Ist die Politik ungerecht? Ja, meint Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin): Die Ungleichheit verfestige sich durch proportional höhere Steuerbelastungen der unteren 40 Prozent. Ob die Politik ungerecht sei, beantwortet im „Wohlstandsreport“ ein Millionär mit „Ja!“. Er versteht nicht, warum es in Deutschland keine Vermögenssteuer mehr gibt, warum die Erbschaftssteuer Unternehmen so viele Freibeträge lässt: „Die Reichen werden von der Politik unterstützt, um noch reicher zu werden, und wenn es so weitergeht, wird der Einfluss von ein paar wenigen reichen Familien in Deutschland in Zukunft politikentscheidend sein!“ Der „Wohlstandsreport“ schaut sich auch alternative Lösungsvorschläge an, z. B. das bedingungslose Grundeinkommen.
    Ein kleiner Berliner Verein probiert es aus – mit Erfolg: 100 Menschen beziehen bereits für ein Jahr ein monatliches Grundeinkommen von 1.000 Euro.
    Das Geld wird durch Kleinstspenden von Normalverdienern eingesammelt, welche die Idee unterstützen wollen. „Wohlstand für alle“ gibt es offenbar nicht. Geringverdiener sind abgehängt, ihre Chancen zu Wohlstand zu kommen gleich null. Sie, und auch die Mittelschicht, empfinden ein Gefühl von Ungerechtigkeit. Dieses Gefühl droht den politischen Frieden in Deutschland weiter zu gefährden. Ist es faktisch gerechtfertigt? Der „Wohlstandsreport“ untersucht die gefühlte Wirklichkeit auf ihren Wahrheitsgehalt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.11.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 70
    Gut zwei Drittel aller Deutschen shoppen online. Ob bequem vom heimischen PC aus oder von unterwegs per Handy. Marktführer in diesem Geschäft ist Amazon. In Deutschland erzielt das weltgrößte Warenhaus gut 30 Prozent des gesamten Online-Umsatzes. Das bekommen die traditionellen Geschäfte in den Innenstädten zu spüren. Ihre Kundschaft nimmt ab, verlagert sich ins Netz. Doch auch die Online-Händler hierzulande sehen die Marktmacht von Amazon zunehmend kritisch. Selbst diejenigen, die auf der Amazon-eigenen Verkaufsplattform Marketplace anbieten. Gegen den US-Konzern könnten sie kaum konkurrieren, im Kampf um die Kunden gäbe es immer nur einen Sieger.
    Dabei gibt es Alternativen zu Amazon. Der stationäre Handel kann die Vorteile des Internets nutzen, ohne seine Ladenlokale aufgeben zu müssen. Um unabhängig zu bleiben, bilden Online-Shops neuerdings Verkaufsgemeinschaften. Ein zunehmender Trend, ganz kostenlos und ohne Provisionsdruck. An verschiedenen Orten in Deutschland starten derzeit Initiativen, die genau das erreichen wollen: Die Vielfalt erhalten, das Innenstadtsterben aufhalten und den Handel in die digitale Zukunft führen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.11.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 72
    Für Gavriel läuft die Zeit. Als kleiner Junge konnte er noch rennen und Fußball spielen. Heute sitzt der 15-Jährige im Rollstuhl, und seine Muskeln werden immer schwächer. Die Duchenne-Muskeldystrophie gilt bislang als unheilbar. Doch erstmals gibt es Grund zur Hoffnung. Verantwortlich dafür ist ein neues Werkzeug aus dem Genlabor: Mit „Crispr“ können Wissenschaftler das Erbgut aller Lebewesen schneller, günstiger und gezielter verändern als es jemals zuvor möglich war. „Crispr wird die Medizin revolutionieren“, sagt der Kinderarzt Ronald Cohn. In Toronto forscht er an einer neuen Therapie, die Gavriel retten könnte – und mit ihm tausende weiterer Kinder.
    Mit Hilfe von Crispr sollen auch Pflanzen mit ganz neuen Eigenschaften entstehen: widerstandsfähig gegen Schädlinge oder Dürre. In den USA stehen die ersten Crispr-Gewächse bereits auf dem Feld. Selbst einige Biobauern sehen in der neuen Züchtungsmethode Chancen und zweifeln, ob die bisherige Totalablehnung der Gentechnik noch richtig ist. Andere warnen vor neuen Risiken. Sie fürchten, „die Büchse der Pandora“ zu öffnen und der Evolution ins Handwerk zu pfuschen. Denn mit der neuen Technik lassen sich nicht nur Krankheiten heilen und neues Saatgut herstellen, sondern schon bald auch Designer-Babys erzeugen. Erstmals sind Eingriffe ins Erbgut möglich, die bislang als Träumereien oder Horrorszenarien galten.
    Wie groß sind die Chancen und Risiken tatsächlich? In Deutschland, den USA und Kanada sucht der Film nach Antworten. Die Filmemacherin Claudia Ruby recherchierte mehr als ein Jahr, besuchte Genforscher und Ärzte, Patienten und Pflanzenzüchter und zeigt, was bereits in Labors und Kliniken, in Gewächshäusern und Versuchsfeldern gemacht wird – ohne dass die breite Öffentlichkeit davon weiß. Der Film lässt Befürworter und Kritiker zu Wort kommen, die sich alle in einem Punkt einig sind: Eine intensive gesellschaftliche Debatte ist dringend notwendig. Denn Crispr kann unser aller Leben beeinflussen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.12.2017Das Erste
  • Staffel 6, Folge 73
    Am 19. Dezember 2016 erschüttert ein mörderischer Anschlag Deutschland und die Welt. Auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche lenkt ein islamistischer Attentäter einen gekaperten Lkw in die Besuchermenge. Zwölf Menschen werden getötet, mehrere Dutzend verletzt. Der Terror ist endgültig in Deutschland angekommen. In den Wochen und Monaten danach rückt eine Frage immer mehr in den Mittelpunkt: Wie konnte es der Staat zulassen, dass ein den Behörden bekannter und als „Gefährder“ eingestufter Islamist im Herzen der Hauptstadt ein derartiges Blutbad verübt? Wie konnte der spätere Attentäter Anis Amri vom Radar der Sicherheitsbehörden verschwinden? Ein Reporterteam des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und der Berliner Morgenpost hat über fast ein Jahr hinweg die Ereignisse rekonstruiert, hat den Weg des Attentäters nachverfolgt, hat geheime Akten und Berichte ausgewertet, hat Fahnder, Sicherheitsexperten und Behörden befragt, Interviews im Umfeld des Attentäters geführt und mit Hinterbliebenen und Angehörigen gesprochen.
    Die Recherchen zeigen: Dem Anschlag von Berlin ging eine Kette von Fehleinschätzungen, Versäumnissen und Pannen bei den Sicherheitsbehörden voraus. Polizei und Geheimdienste hatten den Attentäter immer wieder auf dem Schirm, doch individuelle Fehler und ein strukturelles Versagen der Sicherheitsarchitektur machten den Weg frei für die Mordtat auf dem Breitscheidplatz. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.12.2017Das Erste

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