Staffel 5, Folge 32–66

  • Staffel 5, Folge 32
    In der Sendung „Die Story im Ersten: Erledigt! – Deutsche Justiz im Dauerstress“ reden Richter und Betroffene erstmals Klartext. Sie meinen, Deutschland mit seinem Justizsystem würde derzeit nicht einmal mehr in die EU aufgenommen. Offen sprechen sie über ihre Arbeitswelt und die teils unwürdigen Bedingungen, unter denen hierzulande Recht gesprochen wird. Im europäischen Ranking der Besoldung läge Deutschland auf einem der letzten Plätze, knapp vor Armenien oder Albanien, beklagen Mitglieder des Deutschen Richterbundes. In der 45-minütigen Dokumentation ist es den Autoren Gesine Enwaldt und Holger Trzeczak gelungen, mit der Kamera tief einzusteigen in den Arbeitsalltag deutscher Richter.
    Unabhängige Justiz? Dritte Säule der Demokratie? So steht es seit 1949 im Grundgesetz. Tatsächlich aber folgt die Politik bis heute diesem Anspruch nur auf dem Papier. Stattdessen wird die Richterschaft am Gängelband des Geldes gehalten. Das hat Folgen. Eine Gerichtsbarkeit, die unter den Sparvorgaben der 16 Justizminister ächzt, Personalnot in den Gerichtsgeschäftsstellen, falsche Software-Entscheidungen, überlange Verfahren, weil die Aktenberge bedrohlich wachsen. 2000 Richterstellen fehlen in Deutschland, beziffert die Neue Richtervereinigung das Defizit.
    Ein Mangel, der hohe Krankenstände bis zu zehn Prozent wie in Hamburg nach sich zieht. Burnout ist eine verbreitete Krankheit und gleichzeitig ein Tabuthema im Justizapparat. Auf all diese Missstände weisen engagierte Richter auf Fachtagungen schon seit längerem hin. Offen aufbegehrt haben sie bislang nicht. „Es ist immer so: Der Sparzwang geht entweder zu Lasten der Richter oder zu Lasten der Rechtssuchenden“, bringt es ein Amtsdirektor auf den Punkt. Die politischen Entscheider zeigen kaum Verständnis für die Richter und die Rechtsuchenden, die in überlangen Verfahren verzweifelt auf ein Urteil warten und Gerechtigkeit erhoffen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.07.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 33
    Der Film zeigt, wie Olympia und Co. bisher der Demokratie schaden, die Steuerzahler betrügen, den lokalen Sport ausbremsen und die Volkswirtschaft beschädigen. Und welche Visionen diejenigen haben, die das ändern wollen. Olympische Spiele in Rio – bei den Bürgern herrscht keine große Feierlaune. Die Brasilianer leiden unter einer Staats- und Wirtschaftskrise. Und darüber hinaus sind die Wunden der Fußball-WM 2014 noch lange nicht verheilt. Leerstehende, vergammelnde Stadien, wohin man schaut, für deren Kosten die Steuerzahler aufkommen müssen.
    Zig Prozesse wegen Korruption und überhöhter Rechnungen. Hohe Summen an Schmiergeld sind für die Bauaufträge zwischen Firmen und Politikern verschoben worden. Demósthenes Albuquerque, Staatsanwalt beim Rechnungshof in Brasilia, ist frustriert von seinen eigenen Ermittlungen: „Es gab keine ernsthaften Kontrollen oder Studien im Vorfeld. All unsere Bemühungen gingen in der allgemeinen Euphorie unter.“ Staatsanwälte in Brasilien sprechen Klartext und erklären das System der Schwarzen Kassen und überteuerten Rechnungen rund um die Baustellen von Olympischen Spielen und Fußball-WM.
    Auch für den Olympiapark werden wieder Menschen aus ihren Wohnvierteln vertrieben. Maria da Penha aus der Favela Vila Autódromo kämpft dagegen und fragt sich, warum ein Sportereignis Teile der Stadt besetzen darf, die doch allen gehören soll. Wer sich wehrt und Verantwortliche benennt, lebt mancherorts gefährlich wie auch in Nelspruit/​Südafrika.
    Drei Menschen wurden von Auftragskillern umgebracht, weil sie öffentlich machten, dass Millionen für ein unnötiges Stadion der WM 2010 ausgegeben wurden. „Solche Mega-Events kollidieren mit allen Rechten: den Rechten von Frauen, den Rechten von Arbeitern, allen Menschenrechten“, sagt Minky Worden von Human Rights Watch. Mark Pieth, Prof. für Strafrecht und Kriminologie in Basel und Korruptionsexperte sagt zur Verantwortung von IOC und FIFA: „Wenn ich vorschreiben kann, welches Bier im Umfeld des Stadions getrunken wird, dann kann ich im Vorfeld der Ausschreibung auch verlangen, welche Menschenrechte beachtet werden sollen.“ Doch die gastgebenden Staaten haben oft selbst kein Interesse daran.
    Noch nicht mal daran, Umweltschäden von vorneherein auszuschließen. Besonders Winterspiele setzen der Natur zu. In Südkorea wurde bereits ein heiliger Wald mit uralten Bäumen für den Damenslalom der Winterspiele 2018 gerodet. Das Muster ist immer gleich: Am Ende bleiben wenige Gewinner und viele Verlierer übrig, besonders in Ländern mit instabilen demokratischen und wirtschaftlichen Strukturen und hohem Korruptionsfaktor.
    Aber es bewegt sich etwas: Die Proteste vor der Fußball-WM in Brasilien haben das Bewusstsein für die Demokratie-Defizite von Sportgroßereignissen weltweit verändert. Die Skandale in der Sportwelt haben dieses Bewusstsein weiter verschärft. Wie kann man den Wahnsinn stoppen? Kleiner, sanfter, günstiger – dahin muss sich nach Meinung vieler Experten die Zukunft der Sportereignisse entwickeln. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.08.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 36
    Asbest war einst die Wunder-Faser und kam bis in die frühen 90er Jahre massiv zum Einsatz. Sie steckt heute noch in Millionen Immobilien und Baustoffen aller Art: In Bodenbelägen, Heizungssystemen, Wandisolierungen, Dachkonstruktionen und ungezählten anderen Stellen. Sogar in Textilien wurde Asbest verarbeitet, vor allem in Schutzkleidung. Es galt als das perfekte Material: leicht, stabil und hitzebeständig, säureresistent, gut zu verarbeiten, beliebig formbar und zudem noch preiswert. Die schrecklichen Folgen werden erst viele Jahre später entdeckt: Asbest kann hoch aggressiven Krebs verursachen, der nahezu immer tödlich verläuft.
    Nach langem Kampf mit den verschiedenen Interessengruppen wurde Asbest 1993 in Deutschland verboten, 2005 in der gesamten EU. Doch erst jetzt, Jahrzehnte später, holen uns die Folgen des damaligen massenhaften Einsatzes richtig ein. Und deshalb ist das Thema heute aktueller denn je. Die Wissenschaft ist inzwischen sicher, dass die Latenzzeit von Asbesterkrankungen wie Lungenkrebs, Asbestose oder Mesotheliome 30 oder sogar 40 Jahre betragen kann.
    Jedes Jahr erkranken alleine in Deutschland 3.500 Menschen neu daran. Und der Höhepunkt ist noch nicht einmal erreicht. Nach Einschätzung von Experten wird die Zahl der betroffenen Menschen im schlimmsten Fall bis 2025 weiter steigen und erst danach wieder langsam zurückgehen. Asbest hat ganze Familien ausgelöscht und wird dies auch künftig tun. Nicht nur die Arbeiter von damals waren und sind gefährdet, sondern auch deren Familienangehörige.
    Frauen und Kinder, die zum Beispiel mit der Arbeitskleidung und dem damit verbundenen Staub in Kontakt kamen. Selbst in geringen Dosen kann Asbest stark krebserregend sein. Es gibt keinen Mindestwert, den man einatmen muss, um schwer zu erkranken. Eigentlich wäre es die Aufgabe der Berufsgenossenschaften, die betroffenen Menschen zu unterstützen und ihnen bei ihrem meist aussichtslosen Kampf gegen den Krebs wenigstens die finanzielle Not zu nehmen. Doch 80 Prozent aller Lungenkrebserkrankten mit Asbest-Verdacht bekommen keine Entschädigung.
    Der Grund: Sie müssen den Zusammenhang zwischen Asbest und dem Krebs selbst beweisen. Nach 30 und mehr Jahren ist das aber in der Regel gar nicht möglich. Häufig sind die Firmen geschlossen oder die uralten Betriebsakten vernichtet. Sogar die Berufsgenossenschaften selbst beseitigen alte Akten, die bei ihnen vorliegen. So müssen die Opfer trotz ihrer schweren Krankheit jahrelang vor Gericht kämpfen, häufig vergebens. Viele versterben im Laufe der zermürbenden Auseinandersetzung.
    Wird hier zynisch mit der begrenzten Lebenszeit der Opfer kalkuliert? Dazu kommt: Was damals verbaut wurde, steckt auch heute noch in Millionen Gebäuden. Experten schätzen, dass mindestens 60 Prozent aller älteren Häuser mit Asbest belastet sind. Viele davon werden zur Zeit im Rahmen eines Generationenwechsels verkauft oder vererbt. Solange der Stoff fest verbaut ist, kann nicht viel passieren. Aber bei Renovierungsarbeiten können die Fasern leicht freigesetzt werden.
    Viele Immobilienkäufer tappen hier in eine große Kostenfalle. Denn die ordnungsgemäße Beseitigung und Entsorgung kann schnell Tausende Euro zusätzlich kosten. Wird Asbest unwissentlich oder aus Kostengründen unsachgemäß entfernt, dann drohen schwere Gesundheitsgefahren. Auch bei öffentlichen Gebäuden kann ein Asbestfund alle Kalkulationen über den Haufen werfen. Und noch ein großes Problem: Asbest ist zwar in Europa verboten, doch jenseits der EU-Grenzen sieht es ganz anders aus.
    In vielen Ländern der Welt läuft die Produktion weiter auf Hochtouren. Asbest wird in Entwicklungsländer exportiert – wo die Ärmsten der Armen in Zukunft schwer erkranken werden. Ein zynisches Geschäft. Die SR-Autorinnen Sigrid Born und Nicole Würth haben sich auf Spurensuche begeben und mit ihrem Kamerateam betroffene Familien und Expert/​innen besucht und befragt. Ihr Fazit: Auch wenn Asbest in Deutschland schon lange verboten ist: Die lebensgefährliche Faser ist immer noch überall präsent. Und die Gefahr ist noch lange nicht vorbei. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.08.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 37
    Der Fund ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Am 27. August 2015 entdeckte die Polizei auf der Autobahn 4 Richtung Wien einen Kleinlaster mit 71 zum Teil schwer verwesten Leichen, Flüchtlinge, erstickt im Kühlladeraum. Die Identifizierung der Opfer dauert Monate. Am Ende steht fest: Die Menschen kamen aus Afghanistan, Iran, Syrien und dem Irak. Der älteste war zum Zeitpunkt des Todes 56 Jahre alt, das jüngste Kind nicht einmal ein Jahr. Die Story im Ersten „Erstickt im LKW – Das Ende einer Flucht“ rekonstruiert die dramatischen Ereignisse dieser tödlichen Flucht.
    Die NDR-Dokumentation hebt Opfer, Ermittler und Täter aus der Anonymität. Elin und Alend waren Geschwister, 14 und 16 Jahre alt. Gemeinsam mit ihrem Onkel Ali wollten die Jesiden aus dem Irak nach Deutschland zu Verwandten fliehen. Heute kann der Vater nur das Grab seiner Kinder zeigen, die er auf die Flucht nach Europa geschickt hatte, mit der Hoffnung auf ein besseres, sicheres Leben. Die Ermittlungen ergeben, dass die Flüchtlinge wohl schon in Ungarn den Tod fanden, weshalb die Ermittlungen auch dort geführt werden.
    Fünf Männer werden schon kurz nach der Tat festgenommen, darunter der mutmaßliche Fahrer und der Inhaber der Spedition, der der Lkw gehörte. Wann es zu einer Anklage und einem Prozess kommen wird ist noch völlig unklar. Die Story im Ersten „Erstickt im LKW – Das Ende einer Flucht“ recherchiert auch im Netzwerk von Schleppern und Schleusern, lässt Ermittler und Anwälte zu Wort kommen. So entsteht ein vielschichtiges Bild dieses Flüchtlingsdramas vor unserer eigenen Haustür. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.08.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 38
    „Können Sie mir jetzt erläutern, warum Sie nach Deutschland gekommen sind? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, mir Ihre Fluchtgründe zu schildern.“ – Entscheider Jochen Otten hört konzentriert zu, als Abdulahi Mohamed, ein junger Flüchtling aus Somalia, mit Hilfe eines Dolmetschers berichtet, was ihn dazu bewogen hat, seine Heimatstadt Mogadischu zu verlassen. Der Somalier ist einer von hunderttausenden Flüchtlingen, die in Deutschland um Asyl bitten – und Entscheider wie Jochen Otten befinden darüber, ob sie bleiben dürfen. Die Arbeit ist härter geworden seit dem Ansturm der vielen Flüchtlinge im vergangenen Jahr.
    Das Bundesamt steht unter massivem Druck, bis zum Jahresende hat Bundesamtschef Frank-Jürgen Weise versprochen, werden alle Altfälle bearbeitet sein. Wie diese Herkulesaufgabe bewältigt wird, für die das Bundesamt komplett umgekrempelt wurde, beobachten Michael Richter und ein Kamerateam für „Die Story im Ersten“. Mitten in der größten Arbeitsbelastung musste die neue Amtsführung ab September 2015 alte Strukturen auf den Kopf stellen. „Ankunftszentren“ wurden geschaffen, in denen innerhalb von einer Woche Asylanträge entschieden werden sollen.
    „Entscheidungszentren“ eingerichtet, tausende neue Mitarbeiter eingestellt. Und einige hundert schon wieder entlassen. Denn nicht alles, was neu ist, funktioniert schon. Da dauern Verfahren immer noch zu lange, wie auch Frank-Jürgen Weise zugibt. Da gehen Adressen verloren, werden Bescheide fehlerhaft oder gar nicht zugestellt. Flüchtlingsorganisationen begrüßen zwar den Versuch, Verfahren zu beschleunigen, kritisieren aber auch, es bestehe die Gefahr, dass der Einzelfall nicht ausreichend geprüft werde.
    Für „Die Story im Ersten. Entscheider unter Druck“ gewährt das Bundesamt exklusiv für die ARD Einblicke in sein Innenleben. Zum ersten Mal durfte ein Kamerateam bei den Besprechungen im engsten Führungszirkel um Frank-Jürgen Weise dabei sein. Wochenlang beobachtete Autor Michael Richter Entscheider bei ihrer Arbeit und sprach mit ihnen über die Herausforderungen, die es bedeutet, jeden Tag Schicksal spielen zu müssen. Und er dokumentiert die Situation von Flüchtlingen, die viel zu lange auf die Entscheidung des Amtes warten müssen, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.08.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 40
    Die Anschläge von Nizza, Würzburg und Ansbach im Sommer 2016 waren nicht nur Taten psychisch labiler Personen, die Täter hatten offenbar auch islamistische Motive. Der islamistische Terror hat Deutschland erreicht. Viele Menschen sind verunsichert: Was ist das für eine Religion, in deren Namen solche Attentate verübt werden? „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Mit diesem Satz hat der damalige Bundespräsident Christian Wulff schon 2012 heftige Diskussionen ausgelöst. Dabei sprechen allein die Zahlen eine deutliche Sprache: Mehr als vier Millionen gläubige Muslime leben registriert in Deutschland.
    Tatsächlich sind es viel mehr Menschen, denen die Worte des Korans heilig sind. Wie viele sind es? Und was bedeutet den Muslimen ihr Glaube? Welchen Islam leben sie? Wie denken sie? Ist die Angst der deutschen Mehrheitsgesellschaft vor dem Islam berechtigt? Rechtfertigt der Koran den Islamismus, ist er also eine Terrorreligion? Die Dokumentation beantwortet diese Fragen anhand von Fallbeispielen, Experteninterviews und einer großangelegten Faktenrecherche.
    Eine eigens beauftragte repräsentative Umfrage beleuchtet die Stimmung von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland. Gerade nach den jüngsten Attentaten stellt sich die Frage: Welchen Anteil hat die Religion an den Gewaltausbrüchen? „Der Islam muss sich dieser Frage endlich stellen“, sagt der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi. „Der Islam hat mit dem islamistischen Terrorismus natürlich etwas zu tun“, sagt er, „auch die Extremisten sind Muslime.
    Sie begründen ihre Taten mit dem Koran. Alles andere ist eine naive Betrachtung und entspricht einem frommen Wunschdenken, mit dem man sich die Dinge schönredet.“ Die meisten Muslime, die in Deutschland leben, würden dem vehement widersprechen. Mehr als 90 Prozent der frommen Muslime in Deutschland halten die Demokratie für die beste Regierungsform. Das hat gerade erst eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben. Wir zeigen diese Muslime. Familien, die seit Generationen in Deutschland leben, junge Muslime, die versuchen, ihre frustrierten Altersgenossen vom Weg der Gewalt fernzuhalten.
    „Der Islamreport“ gibt auch diesen Menschen eine Stimme. Neben der Gewalt wird auch die Rolle der Frau immer wieder heftig diskutiert. Etwa ein Drittel der muslimischen Frauen in Deutschland trägt Kopftuch. Werden diese Frauen unterdrückt? Die Sängerin Hülya Kandemir kann über solche Fragen nur noch lachen. Sie selbst hat lange Zeit ein Kopftuch getragen. „Ich war auf der Suche nach meiner Religion“, sagt sie.
    Unterdrückt gefühlt hat sie sich nie. Vor einigen Jahren hat sie sich entschieden, das Kopftuch wieder abzulegen. Das hat ihr viel Kritik von konservativen Muslimen eingebracht. Aber das stört sie nicht. „Religion ist doch meine ganz persönliche Sache“, sagt sie. Die Berliner Autorin Necla Kelek sieht das ganz anders. Sie wirft vor allem den muslimischen Verbänden in Deutschland vor, die Gleichberechtigung der Frauen nicht ernst zu nehmen.
    Etwa fünf Millionen Muslime leben derzeit in Deutschland. Das sind gerade einmal sechs Prozent der Bevölkerung. Trotzdem wirkt die Mehrheitsgesellschaft verunsichert. 57 Prozent der befragten Nicht-Muslime in Deutschland fühlen sich vom Islam bedroht. Dieser Wert ist höher als in jedem anderen Land in Europa. Es war nicht zuletzt die Angst vor einer zunehmenden Islamisierung Deutschlands, die der AfD im März zu einem fulminanten Wahlergebnis und Hans-Thomas Tillschneider zu einem Sitz im Landtag in Sachsen-Anhalt verholfen hat.
    Tillschneider ist selbst Islamwissenschaftler, hat ein Jahr in Syrien gelebt. Trotzdem gehört er heute zu den stärksten Islamkritikern. Selbst in seiner eigenen Partei sind seine Ansichten umstritten. „Wir müssen unsere deutsche Identität gegen die muslimische verteidigen“, sagt er. Beides lasse sich nur vereinbaren, wenn sich die Muslime einer deutschen Leitkultur anpassten. Lassen wir uns nicht längst von den Muslimen zu viele Vorschriften machen? Vor diese Frage sah sich unlängst das hessische Kultusministerium gestellt.
    Hessen hat als erstes Bundesland an seinen Schulen islamischen Religionsunterricht eingeführt, der von Religionsgemeinschaften selbst getragen wird. Eine davon ist die Ditib, der Verband türkischer Muslime. Dahinter steht die staatliche Religionsbehörde der Türkei. Bekommt der türkische Staat also über den Religionsunterricht Einfluss an deutschen Schulen? „Unsinn“, sagt Hessens Kultusminister Alexander Lorz. „Wir achten genau darauf, welche Inhalte im Unterricht gelehrt werden.“ Im Gegenteil, wenn das hessische Modell Schule mache, trage es zu einer größeren Anerkennung der Muslime in Deutschland bei.
    „Der Islamreport“ nimmt Vorurteile und Ängste unter die Lupe. Die Autoren waren dafür in ganz Deutschland unterwegs, haben mit Experten und Kritikern, aber auch mit „normalen“ Gläubigen gesprochen. Mit einer fundierten Zahlen- und Faktenrecherche werden die gängigen Thesen auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Die Diskussion, welcher Islam zu Deutschland gehört, wird sachlich und faktenbasiert geführt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.09.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 43
    Im Juli 2016 hat die Kanzlerin ihr Credo wiederholt: „Wir schaffen das!“ Vor einem Jahr löste sie mit diesem Satz eine große Welle der Hilfsbereitschaft aus, heute erntet sie mit ihrer Beharrlichkeit viel Kritik. Mit Reportagen und faktisch-nüchternen Analysen zieht der dritte Teil der großen ARD-Trilogie unter Federführung des Hessischen Rundfunks nach einem Jahr Flüchtlingskrise Bilanz: Was hat die deutsche Politik geschafft? Was haben die Flüchtlinge geschafft? Reporter aller ARD-Anstalten besuchen Menschen und Orte, die bereits in den vergangenen beiden Teilen eine Rolle spielten, und zeigen, was seither passiert ist.
    Sie fragen sowohl aus Sicht der Deutschen als auch aus Sicht der Flüchtlinge: Wie bedroht sind wir? Greifen die neuen Gesetze zur Registrierung und Kriminalitätsbekämpfung? Und können sich traumatisierte Schutzsuchende in unserem Land überhaupt sicher fühlen? Auf ihren Drehreisen und Recherchen in ganz Deutschland stellen die Autoren z. B. fest: Die Bedrohung durch rechte Hetzer, sogenannte „hate speech“, hat deutlich zugenommen.
    Mit den Anschlägen von Paris, Brüssel und nun auch in Deutschland ist die Stimmung hierzulande gekippt. Bilder des Terrors überschatten die Hilfsbereitschaft. Die Gesellschaft wirkt verunsichert und gespalten. Es geht aber auch um praktische Fragen des Alltags: Wie leben wir nach einem Jahr mit den Flüchtlingen zusammen? Inzwischen stehen die Notunterkünfte leer, aber wo leben die Menschen? Wie ist ihr Kontakt zu den Anwohnern? Wie klappt die Zusammenarbeit auf dem Arbeitsmarkt? Viele Ökonomen sind inzwischen von zu hoffnungsvollen Prognosen abgerückt und kommen zu dem Ergebnis: Die Generation derjenigen, die jetzt gekommen sind, wird uns deutlich mehr kosten, als sie erwirtschaftet.
    Für die nächste Generation aber könnte die Bilanz schon sehr viel besser aussehen. Ein Jahr nach Beginn der großen Flüchtlingskrise ziehen die Autoren der großen Dokumentation im Ersten Bilanz: Was haben wir geschafft? Und was ist noch zu tun, damit das Zusammenleben in Deutschland gelingt? Der Film ergänzt Einzelschicksale um Fakten und Analysen und gibt einen neutralen Überblick. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.09.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 46
    Russland ist ein sogenannter „Petro-Staat“, dessen korrupte Eliten die Rohstoff-Erlöse ausbeuten, während Investitionen in Industrie und Infrastruktur ausbleiben. Vor allem in der russischen Provinz versinkt Putins oft beschriebene „Vertikale der Macht“ in einem grenzenlosen Sumpf von Banditentum, Beamtenwillkür und korrupten Justizbehörden. Kurz vor den russischen Parlamentswahlen (18. September) zeigt Moskau-Korrespondent Udo Lielischkies ein Land, dessen Führung der Zentralregierung in Moskau in wichtigen Bereichen zu entgleiten droht. Er macht deutlich, wie Putins Versuch einer zentral vom Kreml gelenkten Wirtschaft oft absurde Züge annimmt. Ein Jahr lang hat er dafür gedreht, unter anderem im Süden bei Krasnodar, wo privatisierte Kolchosen in den Ruin getrieben werden, von Agrarkonzernen, die nur das Land wollen.
    Das Vieh der erbeuteten Betriebe wird geschlachtet, Molkereien, Fleischverarbeitung, Brotfabriken – alles das wird geschlossen und meist abgerissen. Ganze Orte verlieren ihre Kindergärten, Schulen, Feuerwehren, die bisher vom jetzt aufgelösten Landwirtschafts-Betrieb finanziert wurden. Raubtierkapitalismus regiert, wo einst der Sozialismus war. Ob im Ural, wo Misswirtschaft das Gesundheitssystem zusammenbrechen lässt, oder an der Wolga, wo ein kritischer schwedischer Automobil-Manager seinen Job verliert – Lielischkies und sein Team sind dabei, oft von lokalen Behörden und dem Geheimdienst beobachtet, abgehört und behindert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.10.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 48
    Die Gesellschaft steht vor einer radikalen Veränderung. Und sie trägt einen Namen: „Industrie 4.0“ ist nicht weniger als eine Revolution der bisherigen Arbeitsgesellschaft. Roboter und Maschinen mit künstlicher Intelligenz sind auf dem Vormarsch. Die Digitalisierung und Vernetzung durch das Internet der Dinge verändern nicht nur die industrielle Produktion. Der wachsenden Zahl der Menschen ohne Arbeit steht eine Arbeitswelt entgegen, deren Auswirkungen gerade erst erkannt werden. Industrie 4.0 ist möglicherweise die größte Herausforderung für die Welt überhaupt, sagt Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos, und warnt vor einer Revolution von oben, die Millionen Menschen zu Verlierern macht, weil sie nicht mehr gebraucht werden. Noch befinden sich die Industrieländer am Übergang zu einem neuen Zeitalter. Wie aber wird die Gesellschaft von morgen aussehen? Welchen Platz wird der Mensch für sich finden? Und welche Rolle wird überhaupt noch die Arbeit dabei spielen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.10.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 51
    Deutsche Autobauer gehören zu den besten der Welt. Verkaufs-Argumente wie moderne Technologie, geringer Verbrauch, Zuverlässigkeit und Umweltfreundlichkeit überzeugen und führen zu Export-Rekorden. „Made in Germany“ steht hoch im Kurs. Doch das Image hat seit dem Abgasskandal bei Volkswagen im September letzten Jahres gelitten. Jetzt fragen sich Kundinnen und Kunden beim Kauf eines Autos, ob sie den Aussagen in den Hochglanz-Prospekten noch trauen können. Die Verunsicherung ist groß. „Die Story im Ersten: Das Märchen vom sauberen Auto – wie der Umweltschutz ausgetrickst wird“ zeigt, wie die Werte in den Prospekten zustande kommen und wie Auto-Lobby und Politik das Märchen vom sauberen Verbrennungsmotor in die Welt gesetzt haben.
    Die Spur führt zu einer Beschönigungsstrategie der Autoindustrie, unterstützt von wachsweichen Vorschriften und Kontrollen der Politik. Nur viereinhalb Liter auf 100 km laut Prospekt: Der niedrige Verbrauch seines Mercedes-B-Klasse-Diesels soll Umwelt und Portemonnaie des Langstreckenfahrers Udo Strauß schonen.
    Doch jetzt sorgt der Wert für Stickoxide für Alarmstimmung. Dabei schlägt auch sein Diesel weit über die Stränge, wie Umweltphysiker Denis Pöhler von der Universität Heidelberg gemessen hat. Stickoxide machen krank, sagt Martin Kohlhäufl, Chefarzt im Robert-Bosch Krankenhaus in Stuttgart. Das unsichtbare Gift greift Lungen und Atemwege der Menschen an. In Deutschlands Feinstaub-Hauptstadt Stuttgart verklagt Manfred Niess die Stadt wegen hoher Belastungen.
    Garten- und Wanderfreund Strauß fragt sich in der Zwischenzeit, was neben Ruß und Feinstaub noch alles aus seinem Auspuff kommt. Sind Benziner oder Hybride eine Alternative zum Diesel? Motoren-Forscher Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie hält die neueste Diesel-Motoren-Generation für sauber und konkurrenzfähig. Doch was sind solche Aussagen wert? Ein Film von Stefan Tiyavorabun und Reinhold Erz. Online first: Die Sendung ist ab 16:00 Uhr am Vortag der Ausstrahlung in der SWR-Mediathek unter www.SWRMediathek.de zu sehen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.10.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 52
    Deutschland ist ein Autoland. Hier wurde das Auto erfunden, hier darf man bis heute – theoretisch – auf der Autobahn so schnell fahren, wie es die Zylinder hergeben. Die deutsche Wirtschaft ist entsprechend abhängig vom Automarkt. Jeder siebte bis 20. Arbeitsplatz, die Zahlen schwanken erheblich, hängt in der Bundesrepublik am klassischen Benzin- oder Dieselverbrennungsmotor – und damit an einer Technologie, die schon mittelfristig keine Zukunft mehr hat. Aber warum etwas ändern, wenn es doch so toll läuft. So dachte man in Deutschland bis zum September 2015. Dann kam „Dieselgate“.
    Seitdem bricht das Vertrauen in eine ganze Branche weg. Abgas-Tricksereien, Ermittlungsverfahren, immer neue Skandale. Die stolze deutsche Autoindustrie steht versammelt am Pranger. Wie konnte das passieren? Sind wir in Deutschland überhaupt vorbereitet auf die automobile Zukunft? Oder klammert sich eine ganze Industrie an die glorreiche Vergangenheit – und verliert das, was kommt, aus den Augen? Anderswo auf der Welt ist man sich einig: Die Automobilbranche steht vor den größten Umwälzungen ihrer Geschichte – und diese Veränderungen gehen schneller, als sich viele von uns vorstellen können.
    Die Welt der Mobilität wird sich nachhaltig verändern. „In wenigen Jahren wird das E-Mobil Mainstream sein“, sagt Zukunftsforscher Tony Seba, der an der Universität Stanford lehrt. „Nicht aus ökologischen Gründen, sondern weil es dann schlicht billiger ist als ein Diesel oder Benziner.“ Nur in Deutschland scheint man sich trotzdem lieber darauf zu konzentrieren, dass alles möglichst lange bleibt, wie es ist.
    Dieser Film zeigt, wie eine Mischung aus Ignoranz und Arroganz bei Wirtschaftsbossen und Politikern dazu geführt hat, dass die Schlüsselindustrie „Automobilbau“ das deutsche Sorgenkind der nächsten Jahrzehnte werden könnte. Kommen unsere Autos bald aus Kalifornien oder China, weil sich Deutschland im Diesel verirrt hat? Weil sie seit Jahrzehnten den TDI optimieren, statt mit all ihrer Ingenieurskunst Brennstoffzelle, Elektroantrieb und Hybridantrieb voranzubringen? Wer verstehen will, was schief läuft im Autoland Deutschland, muss nach Brüssel schauen.
    Kaum eine Industrie Europas verwendet so viel Energie und Geld darauf, ihre Interessen bei EU-Parlament und Kommission unterzubringen, wie die Deutsche Automobil-Industrie. „Den Dialog mit den Regulierern suchen“, nennt VDA-Präsident Matthias Wissmann das. Es ginge darum, „die Gestaltung der zukünftigen Regulierung durch Sachinformationen zu unterlegen.“ Vor seiner Zeit als Präsident des Verbandes der Automobilindustrie war Wissmann Bundesverkehrsminister – und genau das ist eines der Probleme.
    Eckart von Klaeden, Thomas Steg, Dieter Althaus, die Liste der Seitenwechsler ist lang. Und sie scheinen ihren alten Parteifreunden die Richtung einflüstern zu können. Von modernen Technologien ist da selten die Rede, aber immer wieder von Arbeitsplätzen. „Sehr geehrte Bundeskanzlerin, liebe Angela“, so beginnt der Bundesverkehrsminister a.D. Wissmann seine Briefe an die Macht. Die immerwährende Botschaft ist „Systemrelevanz“. Geht es der Autobranche gut, geht es dem Land gut.
    Noch. Denn die Konkurrenz ist längst auf dem Weg in eine neue Zeit. In den Entwicklungslaboren im Silicon Valley wird schon lange am Auto der Zukunft gebaut. Vernetzt, autonom, elektrisch. Google und Apple arbeiten am großen Einstieg in den Automobilmarkt. Mit Fahrzeugen, die gut aussehen, Status über Preis und Marke bieten und innovative Antriebe haben. Die digitale Ausstattung wird weit über dem liegen, was klassische Autobauer zukaufen könnten. China, wichtigster Wachstumsmarkt für deutsche Autobauer, hat sich längst selbst auf den Weg gemacht.
    Smog und Stau lassen dem Land gar keine andere Wahl. Erste Städte planen Null-Emmissions-Zonen und nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Elektromobilität als im Land, wo die Sonne vor Feinstaub manchmal nicht mehr aufgeht. „Erfolg ist manchmal der größte Gegner von Veränderung“, sagt ein deutscher Automanager. Wenn die deutsche Autoindustrie aber nicht nur eine glorreiche Vergangenheit sondern auch eine vielversprechende Zukunft haben soll, dann wird es höchste Zeit, neue Wege zu beschreiten. Der Rest der Welt ist schon unterwegs. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.10.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 54
    „Ich will, dass meine Mitarbeiter glücklich sind“, sagt Hotelier Bodo Janssen. „Wenn die Mitarbeiter keinen Spaß an der Arbeit haben, kann es keinen Unternehmenserfolg geben“, ist Gunther Olesch, Geschäftsführer bei Phoenix Contact überzeugt. Zwei völlig unterschiedliche Unternehmen: eine Hotelkette im Dienstleistungssektor und ein High-Tech-Unternehmen, weltweit mit innovativen Produkten unterwegs. Beide Unternehmen haben Umbrüche überstanden und in ihren Krisenzeiten gelernt. „Wir wurden früher ständig gegängelt und unterdrückt“, erinnert sich eine Mitarbeiterin der Hotelkette.
    Doch dann steuerte Eigentümer Bodo Janssen radikal um. Jetzt werden die Mitarbeiter dazu ermuntert, selbst Ideen im Hotelalltag einzubringen. Was könnte man im Spa, im Restaurant verbessern? In gemeinsamen Treffen sitzen Putzkräfte neben dem Hoteldirektor, der Lehrling neben dem Küchenchef und tüfteln gemeinsam. „Wenn wir im Unternehmen die Rahmenbedingungen dafür geschaffen haben, dass die Mitarbeiter ihre Talente einbringen, dass sie tun können, was ihnen Freude bereitet, dann wirkt sich das auch auf den Umsatz, den Erfolg des Unternehmens aus“, sagt Hotelier Janssen.
    So auch im Hightech-Unternehmen Phoenix Contact, Geschäftsführer Olesch ist sich sicher: „Die Treppe muss von oben gefegt werden“. Das Umdenken muss in der Chefetage beginnen. Nur so könne man das Vertrauen der Mitarbeiter in die Unternehmensführung gewinnen. Bei Phoenix Contact verzichtete auch das Management in der Krise auf Gehalt. Dass sich Manager Boni genehmigten, dass Druck auf Mitarbeiter ausgeübt werde, wie bei VW, sei bei ihnen undenkbar. „Die Kultur bei uns gibt allen Mitarbeitern die Möglichkeit, ganz klar gegenüber ihren Vorgesetzten zu sagen: Das tue ich nicht.
    So geht’s nicht, und das mache ich nicht mit“, sagt Ingenieur Dr. Wetter. Und eine Mitarbeiterin an der Werkbank bestätigt: „Wenn mir was missfällt, dann mach’ ich’s auch deutlich, und ich hab’ dann auch keine Angst, das zu äußern.“ Ein Unternehmensalltag ohne Druck und Angst und ohne innere Kündigung? Der Mensch mal nicht als Kostenfaktor und Einsparpotenzial, sondern als wichtiger Garant des Unternehmenserfolgs? Das Ganze hört sich ungewohnt an und ist es auch.
    Für manche Arbeitgeber wäre es eine Revolution. Aber was heißt das für den Unternehmensalltag, wenn ein Unternehmer sagt: „Wirtschaftlichkeit und Gewinn ist die Basis unserer Existenz, nicht der Sinn unseres Handelns. Der Sinn ist, den Menschen zu dienen und Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sie sich in ihrer Arbeit glücklich machen können, dass sie selbst dazu finden, was sie glücklicher macht.“ Dieser Effekt wird inzwischen auch wissenschaftlich untermauert: „glückliche Menschen arbeiten besser“, wie der Hirnforscher und Experte für Unternehmenskultur Gerald Hüther immer wieder betont.
    Dadurch stelle sich für das Gesamte im Unternehmen ein Mehrwert auf der menschlichen wie auf der wirtschaftlichen Ebene ein. Die Dokumentation geht auf Spurensuche: „ie sieht diese so andere Unternehmenskultur aus? Welches Umdenken, welche Haltung erfordert das? Wie werden Krisen und Herausforderungen bewältigt? Worin besteht das Glücklichsein der Mitarbeiter, das direkte Auswirkungen auf den Erfolg hat? Und wie passen wirtschaftlicher Erfolg und der Anspruch, dass die Mitarbeiter zufrieden sind, zusammen? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.10.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 56
    Donald Trump ist Europas Schreckgespenst: Unvorstellbar, dass ein Mann, der lügt, ohne mit der Wimper zu zucken, der über Einwanderer, Frauen, Homosexuelle herzieht, dass ein rücksichtsloser Provokateur das mächtigste politische Amt der Erde erringen könnte. Nach einem populistischen Wahlkampf, in dem er ein Tabu nach dem anderen gebrochen hat. Wie kann es sein, dass ein Land, das sich seiner Demokratie und Freiheit rühmt und politische Korrektheit auf seine Fahnen geschrieben hat, sich von einem Populisten einfangen lässt? Die US-Wahl wird historisch werden. Am Ende eines aggressiv geführten Wahlkampfs liegen die Kandidaten fast gleichauf in den Umfragen.
    Und sind dennoch beide, Trump wie Clinton, unbeliebter als je Kandidaten zuvor. Viele Amerikaner fühlen sich, als hätten sie die Wahl zwischen Pest und Cholera – aber andere sind durch Trumps Kandidatur zum ersten Mal aus jahrelanger politischer Lethargie erwacht. Er mobilisiert die erschreckend große Gruppe der Nichtwähler. Und punktet überraschend bei einer Wählerschaft, die sonst immer demokratisch gestimmt hat: In den Staaten des sogenannten Rust Belt hat Trump fast alle Stahl- und Kohlearbeiter hinter sich.
    Sie hoffen auf ein Ende der Jobmisere und wollen wieder stolz sein auf Qualitätsprodukte made in USA. Die „Unnahbare“, Hillary Clinton, spielt ihm zusätzlich in die Hände: Sie ist die Kandidatin für den Kopf, nicht fürs Herz. Sie tut sich schwer, selbst ihre klassische Klientel für sich zu gewinnen. Den jungen, progressiven Wählern ist sie nicht links genug und viel zu eng verflochten mit der Wallstreet. Clinton gehört fest zur verhassten Washingtoner Polit-Elite. Auch ihr Gesundheitszustand wirft nach ihrem Schwächeanfall bei den Wählern Fragen auf.
    Stefan Niemann und Ina Ruck aus dem ARD-Studio Washington gehen der Stimmung in Amerika auf den Grund und zeigen, warum Trump es tatsächlich schaffen könnte. In Johnstown, Pennsylvania etwa – lange eine Hochburg der Demokraten – wollen Stahlarbeiter und Fabrikbesitzer in seltener Einmütigkeit für Trump stimmen. Weil er gegen Freihandel und stärkere Umweltauflagen wettert, weil er verspricht, Jobs und Aufträge zurückzubringen. Und weil er kein Politiker ist, nicht das verhasste „Washington“ verkörpert, das aus ihrer Sicht Schuld an ihrer Misere trägt. Sie glauben ihm, dass er Amerika wieder „groß“ machen kann.
    Oder in Boulder, Colorado – früher republikanisch, aber seit Obama demokratisch wählend. Hier gibt es eine junge, lebendige Szene von Start-Ups, Studenten, umweltbewussten Familien und politisch engagierten Unternehmern. Boulder hat in den Vorwahlen mit großem Abstand für Bernie Sanders gestimmt. Die Menschen hier träumen von sozialer Gerechtigkeit, von einem noch liberaleren Amerika. Kann Hillary Clinton sie überzeugen? Wenn nicht, dann könnte ihr Traum, erste Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden, am Ende scheitern. Und statt Hillary zöge „The Donald“ ins Weiße Haus. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.11.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 58
    Folter, Vergewaltigung Minderjähriger, zwangsweise Verabreichung von Psychopharmaka, gegenseitige Bespitzelung, Beichtzwang – die Colonia Dignidad in Chile war Schauplatz beispielloser Verbrechen. Gegründet 1961 von freikirchlichen Auswanderern präsentierte sie sich nach außen als deutsche Mustersiedlung. Tatsächlich war sie für ihre Bewohner die Hölle auf Erden. Später wurde sie sogar zu einem Folterzentrum für das chilenische Pinochet-Regime. Sehr früh gab es Berichte über die Verbrechen, die vor allem der Leiter der Kolonie, Paul Schäfer, beging. Aber niemand schritt ein. Deutsche Diplomaten leugneten jahrelang die Menschenrechtsverletzungen, vertuschten die entsetzlichen Zustände und schickten geflohene Sektenmitglieder sogar zurück.
    Jahrelang wurden der Colonia-Dignidad-Führung die Rentenzahlungen der deutschen Staatsbürger der Kolonie ausbezahlt. Das Auswärtige Amt hat jetzt seine Archive geöffnet, um die Rolle der deutschen Diplomatie bei diesem Skandal zu beleuchten. 1996 tauchte Paul Schäfer unter, wurde 2005 in Argentinien festgenommen, nach Chile ausgeliefert und wanderte ins Gefängnis. Dort starb er 2010. Weggefährten aber führten die Sekte weiter.
    Schäfers Stellvertreter, 2006 in Chile verurteilt, floh nach Deutschland. Dort lebt er bis jetzt – unbehelligt, obwohl die Staatsanwaltschaft Krefeld beantragt hat, seine chilenische Strafe in Deutschland zu vollziehen. „Die Story im Ersten“ macht sich auf die Suche nach Tätern und Opfern, beleuchtet das Verhalten deutscher Diplomaten und verfolgt die Spuren der Foltersekte bis in die Gegenwart. Während das Gelände der Kolonie jetzt touristisch genutzt wird, sind viele Opfer der Foltersekte – Deutsche und Chilenen – noch immer schwer traumatisiert und warten bis heute vergeblich auf Hilfe und Entschädigung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.11.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 60
    Sie haben getan, was sich nur wenige trauen. Und sie müssen lebenslang dafür bezahlen. Wenn Whistleblower Missstände ans Licht bringen, ernten sie selten Ruhm oder Geld. Zerbrochene Lebensläufe, Jobverlust, Einsamkeit oder sogar hohe Gefängnisstrafen prägen das Leben der Enthüller. Während prominente Whistleblower wie Edward Snowden oder Chelsea Manning trotz ihrer prekären Lebenssituationen breite Unterstützung erfahren, stehen die kleinen „Snowdens“ der Gesellschaft häufig allein da. Auch in Deutschland. Wer schützt die Enthüller? Und ist ihr Mut überhaupt gewollt? Für die ARD-Dokumentation gewähren drei Whistleblower Einblick in ihr Leben und berichten von den existenziellen Folgen ihrer Entscheidungen.
    Zum Beispiel Antoine Deltour. Der Enthüller ist weltweit durch die so genannte LuxLeaks-Affäre bekannt geworden. Als Mitarbeiter des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PriceWaterhouseCoopers hat Deltour dubiose Steuerpraktiken in Luxemburg entlarvt. Wegen der Preisgabe von Firmenwissen wurde ihm der Prozess gemacht. Filmautor Sebastian Bellwinkel begleitete Deltour in dieser Zeit exklusiv mit der Kamera. Deltour wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, will das aber nicht akzeptieren und geht in Berufung.
    Ihren Ruf und ihre Existenzsicherung hat auch Margrit Herbst aufs Spiel gesetzt. Als Tierärztin hat sie bereits vor rund 20 Jahren erstmals auf Verdachtsfälle von BSE in Deutschland hingewiesen. Nach einem TV-Interview wurde die zweifache Mutter fristlos entlassen, weil sie ihre Verschwiegenheitspflicht verletzt habe. Einen neuen Job erhielt sie nicht mehr, dafür mehrfach Drohungen. Trotz mehrerer Whistleblower-Preise lebt sie heute von einer knappen Rente. Eine Rehabilitation hat sie nie erfahren.
    Menschen wie Antoine Deltour und Margrit Herbst könnten gesetzlich viel besser geschützt werden. Politiker in Berlin haben das erkannt, aber bis heute ist nichts passiert. Nicht nur Juristen und die politische Opposition, auch eine SPD-Politikerin kritisieren das zögerliche Vorgehen offen vor der Kamera. Ein besserer Whistleblower-Schutz hätte schließlich auch Swen Ennulat geholfen. Als Polizist in Dessau waren er und zwei Kollegen seit 2004 auf eine Vielzahl rechtsextremer Straftaten in Sachsen-Anhalt aufmerksam geworden. Weil die Ermittlungen die Fallzahlen schnell in die Höhe trieben, sollten die Ermittler schon bald nicht mehr so genau hinschauen.
    Das wollten die Polizisten nicht hinnehmen. Ein Untersuchungsausschuss brachte die Affäre wenig später in die Öffentlichkeit. Für Ennulat und seine Kollegen folgten Disziplinarverfahren und Versetzungen. Wie so viele andere Whistleblower galten sie schnell als Nestbeschmutzer. Heute arbeitet Swen Ennulat nicht mehr bei der Polizei. Nur deshalb darf er vor der Kamera ganz offen reden. Er berichtet von Hilflosigkeit und Stigmatisierung. Mit der Geschichte abschließen kann er bis heute nicht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.11.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 61
    Für Viele ist es ein Pharma-Skandal, ein Fall vergleichbar schlimm wie damals die Folgen von Contergan. Für Andre Sommer ist es ein Kampf um Gerechtigkeit. Er will erreichen, dass ein Pharmakonzern endlich zu seiner Schuld und Verantwortung steht. Und er will Gewissheit haben: die Gewissheit, dass nicht eine Laune der Natur für seine Missbildungen – und die Tausender anderer – verantwortlich ist, sondern ein Pharmakonzern, der fahrlässig gehandelt hat. Andre Sommer kommt 1976 auf die Welt. Seine Blase befindet sich außerhalb seines Körpers. Er muss mehrere schwere Operationen über sich ergehen lassen, hat einen künstlichen Blasenausgang.
    Viele Kinder kommen in den 60er- und 70er-Jahren mit Missbildungen auf die Welt: Hirnschäden, Herzfehler, verkümmerte Gliedmaßen. Sie haben alles eines gemeinsam. Ihre Mütter haben von ihrem Hausarzt das Mittel Duogynon als Schwangerschaftstest bekommen. Eigentlich ist Duogynon von der Firma Schering in den 60er- und 70er-Jahren ein Hormonpräparat, dass bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt wird. Frauenärzte verabreichen es gern als Schwangerschaftstest. Lösen die eingenommenen Hormone keine Blutungen aus, weiß die Frau, dass sie schwanger ist.
    Was die zugeführten Hormone bei den Kindern im Bauch der Mutter anrichten – daran denkt niemand. Unterm Ladentisch wird Duogynon als Mittel zum Schwangerschaftsabbruch gehandelt. Seitdem Andre Sommer weiß, dass auch seine Mutter das Mittel eingenommen hat, lässt er nicht mehr locker. Er gründet eine kleine Selbsthilfegruppe, baut eine Internetseite, stellt sie ins Netz. Er bekommt Tausende von Zuschriften. Besorgte Mütter, Menschen mit Missbildungen. 2010 geht er vor Gericht. Er will den Pharmakonzern Bayer auf Akteneinsicht verklagen und eine Stiftung für die Duogynon-Opfer einrichten lassen.
    Die Bayer AG hat die Firma Schering aufgekauft und ist jetzt der Rechtsnachfolger. Doch Andre Sommer kommt zu spät. Bayer will keine Akteneinsicht gewähren und schon gar nicht zahlen. Der Pharmakonzern verweist darauf, dass die Geschichte längst verjährt ist. Tatsächlich gibt es in Deutschland eine Verjährungsfrist für solche Fälle: Nach 30 Jahren ist Schluss. Und obwohl Andre Sommer Hinweise hat, dass die Firma Schering wusste, welche Gefahr von Duogynon ausgeht, obwohl er nachweisen kann, dass Wissenschaftler bezahlt wurden, um gefällige Studien zu schreiben, lehnt das Gericht eine Beweisaufnahme ab, weil die Geschichte verjährt ist.
    Alle Medienberichte helfen nichts, der Rechtsweg ist beschritten. Keine Chance auf Aufklärung. Und Bayer bleibt hart, stellt sich auf den Standpunkt: Ein Beweis, dass Duogynon für die Missbildungen verantwortlich ist, ist nie erbracht worden. Andre Sommer ist verzweifelt und gibt auf. Doch plötzlich sind Dokumente aufgetaucht, interner Schriftverkehr der Firma Schering.
    20 Ordner voller Briefe, Anweisungen, Tierstudien. Jahrelang schlummerten sie in einem Archiv. Sie belegen, dass Schering damals gewusst hat, welche Gefahr von Duogynon ausgeht und dass Schering alles getan hat, um das zu vertuschen. Andre Sommer nimmt den Kampf wieder auf. Er erfährt, dass es in Großbritannien einen Untersuchungsausschuss zu Primodos (englischer Name für Duogynon) gibt. Und: In England sind die Verjährungsfristen anders – der Rechtsweg steht noch immer offen. Andre Sommer fährt nach England und entdeckt Hinweise, die den Fall in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.11.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 63
    Einbrecherbanden aus Osteuropa machen in Deutschland reiche Beute. Die Täter sind mobil, nutzen gezielt Engpässe bei Polizei und Justiz. Nur 15 Prozent der Täter können ermittelt werden, die Zahl der Verurteilungen liegt nur bei rund drei Prozent. „Die Story im Ersten“ begleitet Ermittlungsgruppen und Sonderkommissionen der Polizei bei ihren Versuchen, Einbrecher auf frischer Tat zu fassen oder ihre Strategien zu erkennen. Der Film zeigt drastische Beispiele, lässt Täter, Ermittler und Juristen zu Wort kommen und zeigt, warum die Jagd auf Einbrecher den Rechtsstaat an seine Grenzen bringt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.12.2016Das Erste
  • Staffel 5, Folge 66
    Köln, 31.12.2015, 22:30 Uhr. In der Leitstelle der Polizei in Köln geht ein erster Notruf ein. Eine junge Frau meldet sich: „Man kann am Bahnhof gar nicht mehr durch die Menge gehen. Wir sind schon von ganz vielen angefasst und mit Böllern beschmissen worden. Es ist wirklich grenzwertig und gefährlich.“ Keiner ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass diesem Notruf noch unzählige folgen werden. Und keiner ahnt, dass diese Nacht von Köln in die Geschichte eingehen wird als eine Nacht, die das Land verändern wird. Was aber ist in dieser Nacht geschehen? Und was sind ihre Folgen – bis heute? Rund 500 Anzeigen werden an Silvester und den folgenden Wochen wegen sexueller Übergriffe alleine in Köln aufgegeben.
    Die AutorInnen dieses Films treffen Frauen, deren Schilderungen das Ausmaß der sexuellen Übergriffe deutlich machen und damit auch die Abgründe, die sich für die Betroffenen in dieser Nacht auftaten. So wie bei Jessica P. Mit ihrem Freund ist sie gerade in Köln am Bahnhof angekommen, als ihr jemand an den Po fasst. Und es werden immer mehr Männer. Sie wird begrapscht, sie fühlt sich bedroht, in die Enge getrieben.
    Ihr Freund kann nicht helfen, es sind einfach zu viele. Wie kann es sein, dass die Polizei nicht helfen kann? Die AutorInnen sprechen mit Polizisten, die damals dabei waren. Und sie machen sich auf die Suche nach den Tätern. Bis heute wurden nur zwei von ihnen verurteilt. Einer davon will von den Vorwürfen der sexuellen Nötigung nichts wissen. Beschuldigt das Opfer, die Polizei, den deutschen Staat für das seiner Meinung nach falsche Urteil, das sein Leben zerstört habe. Doch war er wirklich zufällig am Hauptbahnhof, wie er behauptet? Und wenn es keine abgesprochene Aktion vieler Beteiligter war, was war es dann? Diese Nacht hat nicht nur das Leben der Opfer verändert.
    Auch das eines jungen Algeriers. Er war auf dem Bahnhofsvorplatz. Auch er wollte feiern, obwohl er nicht viel zu feiern hat. Seit Jahren reist er durch Europa und sucht einen Ort, der sein Zuhause werden kann. Die Polizei nimmt in dieser Silvesternacht seine Personalien auf. Der Algerier wird verdächtigt, geklaut zu haben und kommt vier Monate in Untersuchungshaft. Erst im Juni wird klar: Der junge Mann ist kein Täter, er ist Opfer. Er ist selbst bestohlen worden in jener Nacht, er ist ins Gefängnis gewandert.
    Heute sitzt er in einer Unterkunft zusammen mit Obdachlosen. Seine Perspektive? Er hat keine. Silvester in Köln, das ist auch eine Geschichte des Scheiterns. Der Staat scheint hilflos gegen hunderte, teils alkoholisierte, enthemmte Männer. Täter müssen wieder laufen gelassen werden, weil die Polizei in der Unterzahl ist. Opfer erfahren keine Hilfe. Zusätzliche Kräfte wurden nicht angefordert. Und die Politik? Erst nach und nach wird die ganze Dimension dieser Nacht deutlich. Der nordrhein-westfälische Landtag befasst sich seit Februar 2016 mit den Ereignissen der Kölner Silvesternacht.
    Verstörendes kommt zu Tage, aber auch politisches Kalkül und jede Menge Ratlosigkeit. „Die Story im Ersten“ erzählt minutiös die Geschehnisse dieser Nacht und ihren Folgen – bis heute: Was fühlen die Opfer, was sagen die Täter? Wie bereitet sich die Polizei auf das nächste Silvester vor und welche Konsequenzen zieht die Politik? Und was bedeutet dieses Silvester für unsere Gesellschaft? Markiert diese Nacht wirklich einen Stimmungsumschwung – von der Willkommenskultur zu einer Kultur der Ablehnung und der Furcht? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.12.2016Das Erste

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