bisher 474 Folgen, Folge 451–474

  • Folge 451
    Christiane Kreipe hat einen hektischen Job: Jeden Tag ist sie für die Hamburger Sozialbehörde unterwegs, immer auf der Suche nach freien Flächen und leer stehenden Gebäuden. Ihr Auftrag ist es, Unterkünfte für Flüchtlinge zu finden. 4.000 Plätze fehlen noch allein für dieses Jahr, und das in einer Metropole, in der Wohnraum ohnehin immer knapper wird. Auch Torsten Sevecke ist rund um die Uhr im Einsatz. Der Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Eimsbüttel muss Anwohnern erklären, wann und warum in ihrer Nachbarschaft Flüchtlinge einziehen sollen. Jede Informationsveranstaltung wird zu einem nervenaufreibenden Kraftakt. Proteste von aufgebrachten Anwohnern sind die Regel, Hilfsangebote eher die Ausnahme. Frustriert sind alle: Christiane Kreipe, weil viele Hinweise auf freie Flächen und Gebäude sich als reine Ablenkungsmanöver von protestierenden Bürgern entpuppen.
    Torsten Sevecke, weil er fast immer nur mit der Wut von Anwohnern und der immer gleichen Frage konfrontiert wird: Warum sollen Flüchtlinge ausgerechnet bei uns untergebracht werden? Die Reportage von Anke Hunold und David Hohndorf zeigt das Engagement derer, die sich um Lösungen bemühen, die Ängste derer, die sich gegen die „nicht gewollten“ Menschen wehren und die Verzweiflung derer, die vor dem Krieg flüchten. Die Autoren beobachten am Beispiel Hamburg eine dramatische Lage, die sich derzeit bundesweit in ähnlicher Dimension ereignet: immer mehr Flüchtlinge, immer weniger Platz für geeignete Unterkünfte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 26.09.2014NDR
  • Folge 452
    In Blankensee, einem beschaulichen Dorf in Vorpommern, ist nichts mehr so wie es einmal war. Die einst so heile Welt hat Risse bekommen, denn seit einiger Zeit wird hier vermehrt geklaut. So wurde über Nacht aus einer Scheune ein Trecker gestohlen und kurz darauf verschwand ein Bierschankwagen am helllichten Tag von einem Bauernmarkt. Die Diebe werden immer dreister, erzählen die Bewohner. Einmal hätten sie sogar heimlich im Stall eine Zuchtsau geschlachtet und sie mit der Schubkarre des Bauern weggeschafft. Seit die Grenze zu Polen offen ist, hat die Kriminalität in Vorpommern deutlich zugenommen.
    Laut Statistik stammen die Täter häufig aus Polen, aber auch deutsche Diebe klauen gern in den abgelegenen Dörfern. NDR Reporter Ralf Hoogestraat war zwei Wochen lang in der Grenzregion unterwegs, sprach mit Polizisten und mit Bewohnern, die Opfer eines Diebstahls wurden. Einer von ihnen ist Landarbeiter Henry. In seiner Freizeit repariert er alte Mopeds und Motorräder. In Blankensee fühlt er sich nicht mehr sicher, seit fünf seiner mit viel Liebe wieder hergestellten Zweiräder eines Nachts gestohlen wurden.
    Nach den Ermittlungen der Polizei führt die Spur der Täter zur polnischen Grenze. Auch der Tierarzt des Ortes kann viel über die ärgerlichen Geschehnisse im Dorf erzählen. Inzwischen hat er einen ganzen Aktenordner mit Anzeigen gesammelt. Sein Musterbetrieb, bekannt für ökologische Tierhaltung, habe wohl die Diebe aus Deutschland und Polen geradezu angelockt, meint der Gutsbesitzer. Der Polizei liegen inzwischen auch von anderen Bewohnern des Dorfes Anzeigen vor, doch gelöst wurde in Blankensee bisher kein einziger Fall. Deshalb hat der Tierarzt und Landwirt im vergangenen Jahr die Sache selbst in die Hand genommen.
    Er ließ moderne Sicherheitsanlagen installieren und schickte seine Mitarbeiter in den Wintermonaten nachts auf Streife. Das zeigte Wirkung. Auf dem Gut ist wieder Ruhe eingekehrt. Auf seiner Recherchetour begleitete NDR Reporter Ralf Hoogestraat Polizisten des zuständigen Reviers bei Kontrollgängen. Auf der Ostseeinsel Usedom im nördlichen Vorpommern konnte er Einsätze und Präventivaktionen von Beamten beobachten und miterleben, wie die neue Zusammenarbeit der deutschen und polnischen Polizei funktioniert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 10.10.2014NDR
  • Folge 453
    Karsten S. ist Landwirt in vierter Generation. Doch vor 13 Jahren verließ er den elterlichen Hof in Niedersachsen, um mit seiner Familie einen Biohof in Mecklenburg-Vorpommern aufzubauen. Ein lang gehegter Traum sollte Wirklichkeit werden. Ackerbau und Viehzucht auf 1.000 Hektar Land: lange Zeit galt seine Ökoanlage als Musterbetrieb. Doch seit Billig-Bioware aus dem Ausland immer stärker auf die Preise drückt, geht es mit seinem Hof bergab. Die staatlichen Förderprämien reichen jetzt kaum noch aus, um den Mehraufwand der ökologischen Produktion finanzieren zu können, klagt der Bauer. Karsten S. ist kein Einzelfall.
    Trotz steigender Nachfrage nach Bioware müssen jährlich etwa 600 Ökolandwirte in Deutschland aufgeben. Viele wechseln dann in die konventionelle Landwirtschaft, denn mit chemischer Düngung und Pflanzenschutzmitteln lassen sich bei geringerem Aufwand häufig deutlich höhere Ernteerträge erzielen. Doch für Karsten S. ist diese Lösung ein Albtraum. Noch hofft er, seinen Hof durch eine gute Ernte doch noch retten zu können. NDR Autor Thomas Karp und sein Team begleiten den engagierten Ökobauern und seine Familie eine Saison lang. Können Beratungsstellen, Bioverbände und betroffene Kollegen dem Landwirt helfen oder muss auch er aufgeben? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.10.2014NDR
  • Folge 454
    Jenny Ann, Rosalyn und Jimmy sind Krankenpfleger und kommen von den Philippinen. Sie sollen in Deutschland helfen, den Pflegenotstand zu beheben. Auch Lisa aus Genua tritt demnächst ihren Dienst in einer norddeutschen Klinik an. Sie alle sind froh, dass sie einen Job gefunden haben, denn die Jugendarbeitslosigkeit in ihren Heimatländern ist hoch. In Deutschland hingegen fehlen 30.000 Pflegekräfte. Krankenschwestern und Pfleger müssen häufig Überstunden schieben und können freie Tage nur sporadisch nehmen, damit die Patienten versorgt sind.
    Viele junge Deutsche winken schnell ab, wenn sie mitbekommen, wie schwer und schlecht bezahlt die Arbeit im Pflegebereich ist. Und auf Schicht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit haben die meisten ohnehin keine Lust, sagt Pflegeleiterin Anna Skora von der MATERNUS-Klinik in Bad Oeynhausen. Für ihre Einrichtung ist ein Casting in Neapel ist die Lösung. In Italien ist fast jeder zweite Jugendliche ohne Arbeit, das gilt auch für gut ausgebildete Pfleger und Schwestern. Inzwischen reisen sogar Krankenhausdirektoren und Pflegedienstleiter persönlich in den Süden und nehmen die jungen Leute in Augenschein.
    Passen sie ins Team der Klinik oder des Altenheims? Selbst auf den Philippinen suchen deutsche Kliniken nach ausgebildeten Helfern. Ein Regierungsvertrag mit dem Arbeitsministerium in Manila sieht vor, dass in den nächsten Jahren 10.000 Krankenschwestern und Pfleger nach Deutschland kommen sollen. Die Ersten von ihnen sind in diesem Jahr angereist, müssen Deutsch lernen und sich an das fremde Land und das kühle Wetter gewöhnen.
    Der erste Schock: Krankenhäuser und Altenheime sehen völlig anders aus, als sie es gewohnt sind. In Manila liegen die Kranken in riesigen Sälen, Verwandte kochen für sie, waschen und füttern ihre Angehörigen selbst. Für die Philippiner geht mit der Stelle in Deutschland ein Traum in Erfüllung. Mit dem Lohn, der hier gezahlt wird, können sie zu Hause ihre Familie unterstützen. Und die jungen Italiener? Sie vermissen Pasta, Sonne und Meer. Aber, so sagen sie, „ wir haben nicht drei Jahre lang an der Uni Krankenpflege studiert, um uns zu Hause als Kellner durchzuschlagen.“ Die pflegebedürftigen Patienten und auch die Kollegen in den Pflegeberufen sind mit dem Zuwachs aus dem Ausland hoch zufrieden: Die Neuen sind fleißig, freundlich und bringen Farbe in den Klinikalltag.
    Und mehr noch: Ohne die gut ausgebildeten Fachkräfte aus dem Ausland wäre der Pflegenotstand längst zum Pflegechaos geworden. In zehn Jahren, so die Berechnungen des Statistischen Bundesamts, werden in Deutschland 150.000 Pflegekräfte fehlen fünfmal so viele wie heute. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 24.10.2014NDR
  • Folge 455
    Das Feilschen beginnt schon kurz nach Mitternacht. Noch bevor die Händler ihre Stände aufgebaut haben, geistern Schnäppchenjäger mit Taschenlampen über den Platz und suchen in Bergen von Gerümpel nach verwertbarem Gut. Der Basar der Nationen an der Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld gehört zu den größten Flohmärkten Norddeutschlands. Er ist ein Umschlagplatz für alles, was in deutschen Haushalten ausrangiert wird: vom Schmuckkästchen bis zur Gefriertruhe. Tommy sorgt für Ordnung im Flohmarkt-Chaos. Er arbeitet für den Veranstalter und weist die Händler ein, die mit ihren Transportern die ganze Nacht über auf das Gelände rollen.
    Viele kommen aus Polen oder den Balkanländern. Ohne seine Sprachkenntnisse wäre der gebürtige Kroate Tommy aufgeschmissen. Die Händler kämpfen um die besten Plätze. Einige versuchen auch, sich um die Standgebühren zu drücken. „Die Reportage“ begleitet Tommy auf seinen Kontrollrunden über den Flohmarkt. Viele Händler kennt er seit Jahren. Mohamed zum Beispiel. Er ist Roma und kommt jeden Sonnabend aus Rendsburg nach Hamburg. Mohamed hat sechs Kinder und hält seine Familie mit dem Sammeln von Sperrmüll über Wasser.
    Was er in der Woche ergattern kann, bietet er auf dem Flohmarkt an. Gebrauchte Sachen aus Deutschland sind in ärmeren Ländern begehrt. Händler aus Polen sammeln Fahrräder, Rasenmäher und Elektrogeräte, um sie dort zu verkaufen. Afghanen erstehen massenweise gebrauchte Teppiche und schicken sie in ihre Heimat. Afrikanische Aufkäufer feilschen um jeden Euro und legen auf dem Markt ganze Lager mit Hausrat an. Die Waren werden später per Container nach Westafrika verschifft. Dieser Exporthandel ist ein gut organisiertes Geschäft.
    Wenn Tommy am frühen Morgen Feierabend macht, herrscht auf dem Marktgelände Hochbetrieb. Nicht nur für Profis, auch für Sammler und ganz normale Flohmarktgänger lohnt sich ein Besuch. Denn zwischen all dem Gerümpel und Sperrmüll kann man für ein paar Euro auch echte Schnäppchen machen. Mohamed weiß nie, ob es sich lohnt, die ganze Nacht und den Tag über auf dem Flohmarkt zu stehen. Wenn das Geschäft schlecht läuft, bekommt er nur das Spritgeld für den Sprinter und die Standgebühren heraus. Doch er wird wiederkommen. Für den Roma ist der Flohmarkt die einzige Chance, etwas Geld zu verdienen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 31.10.2014NDR
  • Folge 456
    Sie greifen ein, wenn es besonders gefährlich wird: die Spezialeinheiten der Hamburger Polizei. Sie dringen in Wohnungen ein, entwaffnen Gewalttäter oder bändigen Kampfhunde. Ihr Auftritt ist meist martialisch. In der Regel bewegen sie sich schwer bewaffnet, mit Sturmhaube und Helm. Nur bei Observationen verfolgen sie mutmaßliche Gewalttäter in ziviler Kleidung. Die Spezialeinheiten der Hamburger Polizei sind eine von Männern dominierte Gruppe mit 120 Mitarbeitern. Doch ihr Chef ist eine Frau: Alexandra Klein, Codename Bertie. Die Spezialeinheiten arbeiten von der Öffentlichkeit abgeschottet. Um ihre Identität zu verbergen, sprechen sie sich mit Codenamen an.
    Sogar die Lage ihres Dienstgebäudes ist geheim. Für diese NDR Reportage machte die Polizei eine Ausnahme. Die Autorin Gita Ekberg und ihr Fernsehteam durften in der Befehlszentrale bei Dienstbesprechungen und Einsatzvorbereitungen dabei sein und Alexandra Klein bei ihrer Arbeit begleiten. Mit ihr steht zum ersten Mal eine Frau an der Spitze des Kommandos. Die 43-jährige Kriminalrätin kam vor zwölf Jahren zu den Spezialeinheiten der Polizei. Sie verfügt über viel Erfahrung in der Bekämpfung von Bandenkriminalität, im Einsatz gegen Rocker und in der Verfolgung von bewaffneten Schwerkriminellen.
    Alexandra Klein ist bewusst, dass sie als Frau in der Kommandoführung unter besonderer Beobachtung steht. Ihr Motto: „sich nicht nervös machen lassen“. Das hat sie in ihrer Ausbildung zum Mitglied der Spezialeinheiten und bei zahllosen Einsätzen immer wieder unter Beweis gestellt. Der Film zeigt, wie Einsätze akribisch vorbereitet und meist im Morgengrauen durchgeführt werden. Die Mitglieder der Gruppe treffen sich an einer verabredeten Stelle, rüsten sich auf und begeben sich nahezu unsichtbar zum Einsatzort, wo sie einen Überraschungscoup landen.
    Ihre Aufgabe: Die Zielperson, wie es im Polizeijargon heißt, zu entwaffnen. Wenn von ihr keine Gefahr mehr ausgeht, übernehmen Kriminal- oder Schutzpolizei den Fall. Doch nicht alle Einsätze können von langer Hand geplant werden. Dann müssen die Kommandoführerin und ihr Team spontan eingreifen und sich blind aufeinander verlassen können. Sie riskieren viel und tun alles, um sich und andere Menschen zu schützen. Denn dass niemand verletzt wird, keine Unbeteiligten, nicht die eigenen Leute und auch nicht die mutmaßlichen Gewalttäter, das sei die oberste Maxime bei jedem Einsatz, sagt Alexandra Klein. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 07.11.2014NDR
  • Folge 457
    Mehrere Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, die mitten in deutschen Großstädten aufgespürt wurden, mussten in diesem Jahr gesprengt werden. Szenarien, die der Hamburger Sprengmeister Peter Bodes in Zukunft immer häufiger befürchtet, denn verrostete Zünder und unvorhersehbare chemische Reaktionen in den alten Bombenkörpern führen zu einem immer größeren Risiko. Der Chef des Kampfmittelräumdienstes weiß, wovon er spricht. Vor einigen Jahren sind drei seiner Kollegen in Göttingen ums Leben gekommen. Noch bevor die Männer mit der eigentlichen Entschärfung begonnen hatten, explodierte eine englische 500-Kilo-Fliegerbombe.
    Inzwischen werden Bomben mit besonders unberechenbaren chemischen Langzeitzündern, wenn irgend möglich, am Fundort gesprengt. Die Gefahr, dass es beim Entschärfen zur unkontrollierten Zündung kommt, ist groß. Bomben mit den berüchtigten Langzeitzündern waren es auch, die für den Tod seiner befreundeten Kollegen in Niedersachsen verantwortlich waren, die aber auch bei kontrollierten Sprengungen wie in München und Viersen für Verwüstungen sorgten. Noch immer schlummern Tausende Blindgänger im Boden, allein in der Hansestadt schätzungsweise 3.000. Welche neuen Herausforderungen kommen auf die Kampfmittelräumer in den nächsten Jahren zu? NDR Autor Thomas Karp hat den Hamburger Sprengmeister Peter Bodes und einige seiner norddeutschen Kollegen ein halbes Jahr lang mit der Kamera bei der Arbeit begleitet.
    Er war dabei, als in Osnabrück knapp 1.000 Meter vom Hauptbahnhof entfernt gesprengt werden musste, hat die Bergung einer amerikanischen Bombe auf dem Hamburger Flughafen und die Evakuierung von 3.000 Kieler Bürgern wegen einer englischen Fliegerbombe miterlebt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.11.2014NDR
  • Folge 458
    Die 89-jährige Dorothea Reese ist „Rollator-Spezialistin“. Schon seit zwölf Jahren hat sie einen und benutzt ihn täglich. Ohne ihre Gehhilfe könnte sie kaum alleine das Haus verlassen. Eine grauenhafte Vorstellung für die agile alte Dame, die so gerne Ausflüge unternimmt, mobil und unabhängig sein möchte. Früher als lästige Gehhilfe verpönt, gilt der Rollator mittlerweile als eine der großen Erfindungen für Senioren. Mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland schieben ihn vor sich her. Die älteren Leute mit ihrem Rollator fallen meist auf durch ihre Langsamkeit und müssen so manches Hindernis überwinden: schlechte Gehwege, hohe Bordsteine, fehlende Fahrstühle und nicht zuletzt die Ungeduld ihrer Mitmenschen.
    Wie schwierig ist das Leben mit einem Rollator und wie hilfsbereit und tolerant reagieren andere auf die „rollende“ Generation? NDR Autorin Dörte Schipper hat mit ihrem Kamerateam die „Kleine Stadt für Senioren“, eine Wohnanlage und ein Pflegeheim in Hamburg-Poppenbüttel, besucht. Mehr als 1.000 ältere Menschen leben hier, viele besitzen eine Gehhilfe. Das weitläufige Gelände und sämtliche Häuser sind barrierefrei.
    Die Anlage verfügt über ein Restaurant, einen kleinen Supermarkt, eine Sparkasse und einen Frisör. Rollator-Anfängern bietet der Hamburger Verkehrsverbund regelmäßig Schulungen an. Dort lernen die Senioren, wie eine Gehhilfe funktioniert und wie sie damit sicher in einen Bus ein- und aussteigen können. In einem Einkaufszentrum, nicht weit von der Einrichtung entfernt, können gehbehinderte Menschen kostenlos einen Begleiter in Anspruch nehmen, der sie im Rollstuhl zu den Läden schiebt und sie beim Einkauf unterstützt.
    Als Dorothea Reese vor zwölf Jahren ihren Gehwagen bekam, gab es solche Angebote noch nicht. Die 89-Jährige stellt aber immer wieder fest, dass Hamburg inzwischen Rollator-freundlicher geworden ist. Aber dennoch erleben die Seniorin und ihre Mitbewohnerinnen auch häufig Überraschungen, wo sie mit ihrer Gehhilfe an Grenzen stoßen. Sie planen z. B. eine Schiffstour auf der Alster bis ins kleinste Detail, suchen Bus- und Bahnverbindungen heraus und scheitern schon bei der Anfahrt an unüberwindbaren Treppen oder müssen lange Umwege in Kauf nehmen, um eine Rampe zu finden.
    Auch ein Theaterbesuch auf der Reeperbahn wird zur großen Herausforderung. Tausende Schlagerfans feiern auf dem Kiez eine Party, den jährlichen Schlagermove, und sie müssen da durch. Immer wieder geraten die unternehmungslustigen Rollator-Damen in Situationen, in denen sie fremde Hilfe brauchen. Erfreulicherweise stellen sie fest: Die meisten Menschen schauen nicht weg, sondern helfen gerne. „Wir Alten“, sagen sie, „dürfen uns aber auch nicht unbeliebt machen und könnten manchmal etwas freundlicher sein.“ Denn schließlich seien sie ja auf die Toleranz der Jüngeren angewiesen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 21.11.2014NDR
  • Folge 459
    Was wäre Weihnachten ohne den traditionellen Gänsebraten? Für viele Familien ist er der kulinarische Höhepunkt des Jahres. Doch wie ist es eigentlich um die Qualität des Geflügels bestellt? Was früher einmal als Luxusprodukt galt, ist heute zur Billigware geworden. Eine Gans gibt es inzwischen schon für zehn Euro beim Discounter. Wie geht das? Rund 25.000 Tonnen Gänsefleisch verzehren die Deutschen jährlich. Aber nur zehn Prozent davon stammen aus deutschen Landen. Der Rest wird aus dem Ausland importiert, vor allem aus Polen und Ungarn.
    Wie kann das Geflügelfleisch so günstig produziert werden und was bedeutet das für die Tiere? Das Filmteam will wissen: Werden Gänse in den Erzeugerländern immer noch lebend gerupft, wie Tierschützer behaupten? Ist dort die längst verbotene Stopfmast noch an der Tagesordnung? NDR Autor Michael Höft trifft bei den Dreharbeiten immer wieder auf eine Mauer des Schweigens. Auf seiner Recherchetour wird er mit seinem Team sogar von Bauern bedroht und angegriffen, denn die Kameras sollen nicht dokumentieren, was die Gänse erleiden müssen.
    So werden ihnen z. B. auf einigen Höfen bis zur Schlachtung mehrmals die Federn ausgerissen, denn die Daunen lassen sich mittlerweile noch lukrativer vermarkten als das Fleisch. Doch es hat auch ein Umdenken eingesetzt. Viele Erzeuger in Polen und Ungarn werben sogar damit, dass sie aufs „Lebendrupfen“ und „Gänsestopfen“ verzichten. Aber stimmt das auch? Kann man eine günstige Weihnachtsgans überhaupt noch mit gutem Gewissen verspeisen? Oder muss man den Festbraten auf dem Biohof kaufen, wenn man sicher sein will, dass das Geflügel artgerecht gehalten wird? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.11.2014NDR
  • Folge 460
    Das Geschäft mit den Kreuzfahrten boomt. Laut der Umfrage eines Internetreiseportals unter knapp 1.000 Reiseinteressierten wollen rund 78 Prozent der Urlauber demnächst in ihrem Urlaub in See stechen. Auf einem Kreuzfahrtschiff bequem über die Weltmeere fahren, gutes Essen und guter Service an Bord, ab und zu einmal einen Landausflug machen, so sieht für viele Menschen die ideale Erholung im Urlaub aus. Aber was passiert, wenn ein Passagier krank wird? Oder wenn gar eine Virusepidemie an Bord ausbricht? Für solche Fälle hält sich auf größeren Luxuslinern ein Schiffsarzt bereit.
    NDR Reporter Ralf Hoogestraat war mit seinem Team acht Tage lang auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs und hat zwei Bordärzten und zwei Krankenschwestern über die Schulter geschaut. Dr. Nikolaus Englisch (67) kommt aus Berlin. Vor sieben Jahren, nach einer Karriere als Chirurg im niedersächsischen Brake, ging er in Rente. Dann wurde er Schiffsarzt. Sein Kollege Thomas Bretting (54) stammt aus Nürnberg und hat dort gemeinsam mit einem Partner eine gut gehende Praxis. Seinen Jahresurlaub und noch ein paar Wochen zusätzlich im Jahr arbeitet auch er als Schiffsarzt.
    Es sind die Herausforderungen, die ungewöhnliche Umgebung und natürlich das Abenteuer, das die beiden Männer an ihrer neuen Aufgabe reizt. Das Fernsehteam begleitet die Ärzte auf ihrer Tour von Antalya in der Türkei über den Suezkanal und Sharm el Sheikh in Ägypten nach Aqaba in Jordanien. Die Sicherheitsmaßnahmen auf der Reise sind besonders streng, denn es geht durch Krisengebiete. Doch der Stimmung an Bord tut das keinen Abbruch. Die Passagiere genießen die Fahrt, wenn sie nicht gerade krank werden.
    Manche kommen mit Schnupfen oder Heiserkeit in die Bordklinik. Aber es gibt auch Notfälle. Sie könnten den gesamten Reiseverlauf für 2.000 Passagiere und 800 Besatzungsmitglieder verändern. Dann z. B. wenn ein Mitreisender ein Aneurysma, epileptische Anfälle oder eine Krebspatientin unerträgliche Schmerzen bekommt. Was tun, wenn die Reiseroute auf hoher See noch fünf Tage dauert und nicht der nächste Hafen angelaufen werden kann, weil das im Krisengebiet zu gefährlich wäre? Auf die Schiffsärzte warten schwierige Entscheidungen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 19.12.2014NDR
  • Folge 461
    Die Gastronomie auf Helgoland hat dem Feinschmecker noch eine seltene Delikatesse zu bieten: fangfrischen Hummer. Aber die Krustentiere vor der Hochseeinsel sind rar geworden. Nur noch 300 bis 500 Exemplare gehen den Fischern pro Jahr in die Körbe. Einst lebten rund um dem Helgoländer Felssockel etwa 80.000 Hummer. Doch die Minen und Bomben des Zweiten Weltkrieges zerstörten Teile der unterseeischen Felsenlandschaft und nahmen damit zahlreichen Tieren ihren Lebensraum. Auch die Verschmutzung der Nordsee könnte dazu beigetragen haben, dass der Hummerbestand in der Deutschen Bucht vom Aussterben bedroht ist.
    Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts haben sich jetzt ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Im Offshore-Windpark Riffgat, 15 Kilometer vor Borkum, sollen rund 3.000 Helgoländer Junghummer ausgewildert werden. Dort sollen sie sich auf den künstlichen Unterwassersteinfeldern auf den mächtigen Sockeln der Windräder ansiedeln. Da Hummer nur auf einem harten, felsigen Meeresgrund leben können, sind die Voraussetzungen im Windpark optimal. Doch ob der neue Lebensraum den Bestand des Helgoländer Hummers in der Deutschen Bucht tatsächlich stabilisieren kann, ist ungewiss.
    Die Artenschutzmaßnahme sei bisher einmalig, meint der Umweltwissenschaftler Dr. Roland Krone aus Bremerhaven. Er ist Forschungstaucher und spezialisiert auf Bodentiergemeinschaften an Wracks und Offshore-Anlagen in der Nordsee. Vor der Auswilderung muss er mit seinem Team die Unterwasserfauna und den Fischbestand im Windpark gründlich überprüfen. Denn wenn es dort zahlreiche sogenannte Fressfeinde gibt, wäre das Hummerprojekt von Anfang an gefährdet. Krone ist Projektpartner der biologischen Anstalt des Alfred-Wegener-Instituts auf Helgoland und unterstützt dort Experten, die sich seit vielen Jahren mit der Hummeraufzucht beschäftigen.
    Im „Öko-Labor“ hat Technikleiter Michael Jahnke 3.000 winzige Hummer für den Windpark aufgezogen. Jedes Tier lebt in einer eigenen privaten Minihöhle, denn Hummer sind kannibalisch und müssen einzeln gehalten werden. „Für uns ist das völliges Neuland“, meint Michael Jahnke. „Im letzten Moment kann immer noch etwas schiefgehen.“ Die Tiere sind empfindlich und der Transport ist schwierig.
    NDR Reporter Stefan Weiße und sein Kamerateam haben nach langen Vorbereitungen die Genehmigung erhalten, Taucheinsätze, Probefänge und die anvisierte Auswilderung im Windpark zu drehen. Erst nach einem mehrtägigen Sicherheitstraining durfte der Autor das Forscherteam zum Offshore-Park begleiten. Sollte das Experiment klappen, wäre das nicht nur ein Gewinn für das Ökosystem, sondern auch für die Helgoländer Fischer und Gastronomen. In Deutschland fast ausgerottet, kommen auch in den Helgoländer Restaurants vor allem Tiere aus Kanada und den USA auf den Tisch. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.01.2015NDR
  • Folge 462
    Es sind junge Menschen, die allzu oft kaum Chancen auf einen Schulabschluss haben. Dafür haben sie oft Stress mit den Eltern, sofern überhaupt welche da sind. Sie sind Kriegsflüchtlinge, Asylbewerber oder kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Sie alle gehen in die Berufsbildende Schule in Hannover. Sie wissen wenig über deutsche Geschichte, auch nicht vom Grauen in Auschwitz. Im Unterricht sehen sie Filme, sammeln erste Eindrücke. Sie bereiten sich auf eine Reise in das ehemalige Vernichtungslager vor. 14 Tage lang wollen sie vor Ort sein, wollen sich nützlich machen, freiwillig dort arbeiten.
    Carolin Fromm und Mairena Torres Schuster haben sie begleitet, zeigen bedrückende Momente, irritierende Dialoge und nachdenkliche Reaktionen. Die Autorinnen zeigen, wie diese Jugendlichen deutsche Geschichte hautnah erleben, wie sie diese Reise auch verändert. „Die Reportage. Von Hannover nach Auschwitz“ ist Bestandteil der Aktion „Auschwitz und Ich“, die der NDR und die ARD zum 70. Jahrestag der Befreiung ins Leben gerufen haben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.01.2015NDR
  • Folge 463
    In einer Neuauflage „Unter deutschen Dächern“ werden in zwei Filmen für „Die Reportage“ Häuser und Plätze, ihre Bewohnerinnen und Bewohner, Besucherinnen und Besucher vorgestellt. In der Auftaktfolge „Brautschau“ steht die Liebe und deren Inszenierung im Fokus, der Traum in Weiß und die Sehnsucht, die sich dahinter verbirgt. Autorin Anke Plautz und das Kamerateam mischen sich unter Heiratswillige. Euphorische junge Bräute und routinierte Angestellte begegnen sich in Tellingstedt bei Heide in Schleswig-Holstein. Mitten auf dem platten Land befindet sich in einem riesigen weißen Haus „Laue Festgarderobe“, der größte Hochzeitsmodenausstatter Norddeutschlands.
    „Einen Laden wie unseren dürfte es aus betriebswirtschaftlicher Sicht gar nicht geben“, sagt die Chefin. „Wir liegen hier so weit ab vom Schuss, dass, wer zu uns kommt, schon wirklich wollen muss.“ Und immer mehr Paare wollen wieder heiraten. Das Hochzeitsgeschäft boomt, besonders im Frühling. Dann suchen unzählige Bräute bei Laue das Traumkleid für den schönsten Tag im Leben. Und die Mitarbeiter im Geschäft geben alles. Hochzeiten werden immer opulenter, Frauen werden immer unabhängiger in unserer Gesellschaft, aber immer märchenhafter ihre Vorstellungen vom großen Auftritt als Braut.
    Einen gemeinsamen Wunsch haben sie alle: jede will einzigartig sein. Wird der Individualisierungsdrang zum Massenphänomen? Und macht das Massenphänomen nicht einmal vor der Liebe halt? Warum muss alles so perfekt sein? Die Hochzeit soll der schönste Tag im Leben werden, doch deren Vorbereitung wird oft zur größten Belastungsprobe, die die Paare bis dahin erlebt haben. Was erhoffen sich Verliebte heutzutage von der Ehe und welchen Wert hat das Jawort überhaupt noch in einer Zeit, in der fast jede zweite Ehe scheitert? Der Film „Brautschau“ beschäftigt sich mit Hoffnung, Liebe, dem Traum vom Trauschein aber auch mit der Frage: Ehe was soll das? Und vor allem: Wie gelingt das Abenteuer? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 23.01.2015NDR
  • Folge 464
    Seit 1977 ist die Justizvollzugsanstalt in Vechta Deutschlands einzige Haftanstalt speziell für so genannte Jungtäter, das sind verurteilte Straftäter, die bei Haftantritt nicht älter als 24 Jahre sind. Die jungen Männer kommen oft aus schwierigen Familien, sind meist schulisch und beruflich gescheitert. Es ist ein Knast für „schwere Jungs“, Haftstrafen bis zu 15 Jahren sind keine Seltenheit. Und doch werden die meisten noch als junge Erwachsene wieder in die Freiheit entlassen. „Die Reportage. Unter deutschen Dächern“ hat dem Alltag im Gefängnis nachgespürt.
    Wie lebt es sich mit einer langen Haftstrafe? Wie gehen die jungen Erwachsenen mit Schuld um? Und wie mit der Einsamkeit am Abend, wenn sich die Zellentüren bis zum nächsten Morgen schließen? „Ich hätte eine stärkere Hand gebraucht, aber die Aufgabe erfüllt jetzt der Knast“, resümiert der 25-jährige Paul. Zwölf Jahre Haft lautet das Urteil für Totschlag. Seitdem versucht er durch Ausbildung, Therapie und Sportprogramm sein bislang unstetes Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Benni ist wegen eines Überfalls inhaftiert. Die wichtigen Jahre verbringt auch er in Vechta. Familienplanung und Karrieregedanken, die sind erst einmal aufgeschoben. Maurice und Dennis haben ein Rap-Projekt gegründet. Sie hoffen auf eine musikalische Zukunft jenseits der Mauern. Und darauf, dass ihre Freundschaft auch nach der Haftzeit Bestand hat. Autorin Silvia Palmigiano und ein Filmteam begleiteten die vier Insassen über ein Jahr ihres Lebens hinter Gittern. In den Gesprächen in den engen Zellen geht es um Machtstrukturen und Gewalt unter den Insassen, aber auch um deren Träume und Visionen.
    Anstaltsleiter Rainer Karsten ist überzeugt: Bei den jungen Erwachsenen ist die Chance auf Resozialisierung hoch, wenn sie die Möglichkeiten an schulischen und beruflichen Ausbildungen nutzen. So schaffen sie Perspektiven für draußen. „Die Reportage. Unter deutschen Dächern“-Folge „Freiheitsentzug“ gibt Einblick in die Gefühlswelt der jungen Insassen, spürt deren Träumen, Hoffnungen und Sorgen nach. Der Film zeigt: Freiheit ist eine Sehnsucht, Freiheit bedeutet aber auch Bedrohung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 30.01.2015NDR
  • Folge 465
    Die Disco Index in Schüttorf bei Bad Bentheim gilt als „größter Tanztempel“ im Norden. „Die Reportage. Unter deutschen Dächern“ mischt sich für diese Sendung unters Partyvolk. Im Fokus: Teenager an der Schwelle zur Volljährigkeit. Mit 18 schon erwachsen? Oder noch lange nicht? Warum überhaupt? Und was heißt das heutzutage schon? Zwischen all den Nachtschwärmern haben Radio-Bremen-Autor Dirk Meißner und das Kamerateam Hendrik Nitsch getroffen. Das Index ist sein Wohnzimmer. Er ist fast jedes Wochenende hier. Hendrik alias Udo Bönstrup ist ein Star auf YouTube.
    Jedenfalls kennen ihn viele Gleichaltrige aus seinen Comedy-Videos, die er regelmäßig ins Internet stellt. Er hat rund 85.000 Freunde auf Facebook und täglich werden es mehr. Für den Traum vom Ruhm hat er sogar sein Abi geschmissen. „Ich muss die Chance jetzt nutzen, solange sie da ist“, sagt Hendrik und hängt sich weiter rein. Partymachen ist für ihn Arbeit: Posen für Fotos, immer lächeln, immer recht freundlich. Sina Wenning arbeitet am Wochenende hinter der Theke, als Barfrau. Und wenn nicht, dann kommt die 18-jährige Schülerin zum Tanzen ins Index.
    „Dieser Ort gehört zu unserem Leben. Das ist ein Lebensgefühl“, sagt Sina. Sie konnte es gar nicht abwarten: endlich 18! Endlich selber Auto fahren! Für sie ist das das Symbol für Freiheit. Aber was macht sie damit? „Ausflippen jedenfalls nicht.“ Sina hat einen Plan für ihr Leben. Disziplin ist dabei wichtig. Aber auch loslassen und feiern. „Das ist wie zwei Leben“, sagt sie und nimmt das „Unter deutschen Dächern“-Team mit in die Nacht. Auf zehn Areas drängeln sich in guten Nächten 6.000 Besucher. Das Index ist außergewöhnlich groß, aber dennoch typisch.
    Für die „Generation 18“ im südlichen Niedersachsen gehört die Disco zur Grundversorgung. Es gibt auch Partys für Jugendliche ab 16. Wer noch nicht volljährig ist, sucht sich mit dem Einverständnis seiner Eltern eine erwachsene Begleitung und zeigt dem Türsteher lässig das Jugendschutzformular. Im Film erzählen die jungen Erwachsenen von ihren Hoffnungen, Ängsten und Sehnsüchten. Es geht um Liebe, Sex und Alkohol, Führerschein, Abistress und Schulabbruch. Wie fühlt es sich an, 18 zu werden? Und warum sind sie alle hier unter diesem speziellen „deutschen Dach“? Eine mögliche Antwort: Der Club ist ein Freund, auch auf Facebook.
    Auf der sozialen Plattform verabreden sich Cliquen, planen die Nächte und posten in Echtzeit die besten Fotos vom Party-Wochenende. Das Index und das Internet diese Show läuft rund um die Uhr. Simon Grosser liefert die Bilder. Der Schüler arbeitet als Fotograf in der Disco. Vor ihm posiert das Party-Volk. Die Tanzfläche wird zur Bühne und irgendwann sind sie alle dort: Hendrik, Sina, Simon und all die anderen Begegnungen dieser Disconacht. Nach Hause gehen sie erst, wenn es draußen hell wird. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 06.02.2015NDR
  • Folge 466
    Die Firma Otto Bock mit Sitz in Duderstadt bei Göttingen ist Weltmarktführer für Prothetik. „Die Reportage. Unter deutschen Dächern“ geht den Fragen nach: Wie perfekt kann ein Ersatz für ein verlorenes Bein oder einen Arm sein? Wie sieht das Leben der Betroffen nach dem Verlust eines Körperteils aus? Wie viel kann Hightech wirklich helfen? Und welche Rolle spielt dabei die „Anschlussstelle Mensch“? „Was weg ist, ist weg“, sagt Elke Wegner. Die 53-Jährige verlor ihr Bein bei einem schweren Autounfall. „So konnte ich ganz neu anfangen“, sagt Hamid Hajizada über seine erste Beinprothese, die er bekommen hatte, nachdem Ärzte sieben Jahre lang versucht hatten, sein von einer Landmine zerfetztes Bein zu retten.
    Heute ist er Orthopädietechniker im Unternehmen Otto Bock. Und der 17-jährige Leon Schäfer, der ein Bein durch eine Krebserkrankung verloren hat, meint sogar, dass er sich gar nicht mehr so richtig daran erinnern kann, auf zwei Beinen zu stehen. Alle drei eint das Schicksal, ein Bein verloren zu haben. Alle drei setzen ihre Hoffnung auf die Hightech-Prothesen von Otto Bock. Radio-Bremen-Autorin Susanne Brahms und ein Kamerateam haben bei den Begegnungen mit den drei Menschen gelernt: Man kann nicht einfach eine Prothese anschnallen und dann los spazieren, das geht nicht, mit keiner Prothese, auch nicht mit denen aus Duderstadt.
    Wer eine Hightech-Prothese tragen will, muss hart an sich arbeiten, Geduld haben und leidensfähig sein. Denn die beste Prothese nützt nichts, wenn der Schaft, die Stelle, an der die Prothese auf das noch vorhandene Bein trifft, nicht passt. Die „Anschlussstelle Mensch“ ist häufig das Problem. Von einer „Mensch-Maschine“, das wird klar in Duderstadt, ist man noch weit entfernt. „Und doch bleibt unser Ziel die vollständige Wiedereingliederung amputierter Menschen“, sagt der Chefentwickler von Otto Bock.
    Ein Geschäft, das Milliarden einbringt, die Firma Otto Bock beschäftigt über 7.000 Mitarbeiter in 50 Ländern. Die „Unter deutschen Dächern“-Folge „Handicap“ zeigt, wie mühsam Amputierte wieder laufen oder greifen lernen, was Prothesen heute alles können und was nicht. Wie sehen sich amputierte Menschen, was passiert in der Beziehung, wenn dem Partner plötzlich ein Stück des Körpers fehlt? Wie geht ein Junge damit um, dass er nicht mehr Fußballprofi werden kann? Alle diese Menschen haben ein Handicap, doch behindert fühlen sie sich nicht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.02.2015NDR
  • Folge 467
    In einer Zeit, in der Rekordmieten und Wohnungsnot in deutschen Großstädten zum Alltag gehören, verwundert es nicht, dass die Zahl der Obdachlosen steigt. Denn immer mehr Menschen konkurrieren miteinander um bezahlbaren Wohnraum; einige bleiben dabei auf der Strecke. Bundesweit sind nach Schätzungen etwa 300.000 Menschen wohnungslos. In der kalten Jahreszeit ist die Not der Obdachlosen besonders groß. In Bremen kümmert sich Jonas Pot d’Or von der Inneren Mission um Männer und Frauen, die auf der Straße leben. Wenn der Sozialarbeiter in der City seine Runden dreht, hat er im Gepäck stets heißen Kaffee, Isomatten, Decken und Rucksäcke.
    Für die Sorgen und Ängste seiner Schützlinge nimmt sich er sich viel Zeit und hilft so gut er kann. Mit seinem Job kommt Jonas Pot d’Or gut klar, sagt er, auch wenn das nicht immer einfach sei. Zu schaffen macht ihm vor allem die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt. Wie soll er bei den teuren Mieten noch Wohnungen für Obdachlose finden? Und was kann er für die zahlreichen EU-Zuwanderer aus Polen, Litauen oder Rumänien tun, die in Deutschland Arbeit suchen und sich keine Bleibe leisten können? Nur selten finden die Neuankömmlinge einen sozialversicherungspflichtigen Job.
    Die meisten enden als Gelegenheits- oder Wanderarbeiter, die keinen Anspruch auf Hartz IV oder eine Notunterkunft haben. Auch sie gehören zu seinem Klientel. Und manchmal schafft Jonas Pot d’Or es dann doch, den Obdachlosen eine Wohnung oder zumindest einen Schlafplatz zu besorgen. NDR Autorin Maud Schwarz hat den engagierten Sozialarbeiter mehrere Tage lang auf seiner Tour durch die Bremer City begleitet und dabei Menschen kennengelernt, die jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.02.2015NDR
  • Folge 468
    Herbert Swyter hat 40 Jahre lang als Flugzeugmechaniker gearbeitet und ist dabei viel unterwegs gewesen. Aber so abenteuerlich wie seine jüngste Reise war noch keine. Der 64-Jährige hat bei einem gemeinnützigen Reiseanbieter für Menschen mit Handicap angeheuert. 14 Tage Gratisurlaub an der portugiesischen Algarve, dafür ist der Rentner in dieser Zeit für die Betreuung eines blinden Mannes zuständig. Jochen Ehlers (30) aus Bremen kann seit Geburt nicht sehen und ist zwei Wochen lang auf das Augenlicht seines fremden Begleiters angewiesen.
    Erst am Abreisetag auf dem Hamburger Flughafen lernen sich die beiden kennen. Für sie ist es ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Passen sie überhaupt zusammen? Findet der im Umgang mit blinden Menschen unerfahrene Flugzeugmechaniker den richtigen Weg, um Jochen Ehlers die nötigen Hilfen zu geben? Wie verhalten sich beide, wenn während der Reise Krisen auftreten? Viele Fragen musste sich auch Anke Germer (55) stellen. Die ehemalige Verkäuferin aus Hamburg hat sich auf eine Reise mit einer Rollstuhlfahrerin eingelassen.
    Johanna Gnau aus Marburg leidet seit ihrer Kindheit an fortschreitendem Muskelschwund, ist pflegebedürftig und hat eine Wunschreise ins Sauerland gebucht. Die 60-Jährige möchte trotz Behinderung auf die weltgrößte Ski-Großsprungschanze und träumt vom Besuch einer Tropfsteinhöhle im Rollstuhl, die sie zuletzt als Kind gesehen hat. Für Laien-Pflegerin Anke Germer ist es eine Reise mit Herausforderungen, die sie an Grenzen bringt und Erfahrungen, die sie nicht vergessen wird. Ein Fernsehteam des NDR war dabei, als der blinde Jochen Ehlers mit seinem Reisebegleiter an den Klippen des südwestlichsten Punktes in Europa stand und als Rollifahrerin Johanna Gnau versuchte, mithilfe ihrer Begleiterin die Ski-Großschanze im Sauerland zu erobern.
    Autor Thomas Karp hat die Reisen begleitet und beobachtet, was sich zwischen den Urlaubern mit Handicap und ihren Begleitern abgespielt hat. Ist es ihnen gelungen, auftretende Probleme zu meistern? Sind sie sich menschlich näher gekommen? Und was bleibt allen Beteiligten nach der Reise? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.02.2018NDR
  • Folge 469
    Mareen B. und ihr Ehemann haben einen schwer kranken zweijährigen Sohn. Ihm steht eine 24-stündige Betreuung, Pflege und Beatmung zu Hause, also ambulant, zu. Die Krankenkasse bezahlt das alles. Aber: eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung klappt nur selten. Mal sind Pflegekräfte krank, mal haben sie beim Pflegedienst gekündigt und der findet keinen Ersatz. Eine Katastrophe für die Familie: „Wenn wir das alles selbst machen müssen, also 24 Stunden am Tag, dann sind wir total kaputt. Aber das nicht so schlimm, unser Sohn ist ja unser Kind, unser Augenstern, viel schlimmer ist, dass unser System das nicht hinkriegt, dass es nicht klappt, die Pflege durchgehend zu organisieren.
    Da fühle ich mich im Stich gelassen.“ Und die ambulanten Pflegedienste? Auch die fühlen sich im Stich gelassen. Almut C. Ist die Inhaberin eines ambulanten Pflegedienstes im ländlichen Niedersachsen: „Erstens krieg ich hier kaum Leute her zum Arbeiten. Und zweitens kann ich nicht so gut bezahlen wie die Kollegen in Hamburg. Drittens haben wir schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass es so kommen wird, wir haben das vorausgesehen.
    Aber die Politik hat nichts getan. Ich bin stinksauer und enttäuscht.“ Dass in Niedersachsen weniger bezahlt werden kann als in Hamburg ist traurige Realität. Jedes Bundesland hat eine andere Entgeltordnung für Pflegedienstleistungen. Und die Pflegedienste in Niedersachsen werden am schlechtesten bezahlt. Bekommt ein Pflegedienst in Hamburg für das Setzen einer Spritze, inklusive Anfahrt, 19,61 Euro, so sind es in Niedersachsen, ebenfalls inklusive Anfahrt, 8,53 Euro. Mehr als die Hälfte weniger.
    Dabei gilt wie im Krankenhaus auch in der Pflege: ambulant vor stationär. Niemand soll lange in einer Einrichtung leben müssen, es sei denn, es ist absolut notwendig. Bis dahin ist Pflege zu Hause das Beste, da sind sich Fachleute einig. Und bekommt man Pflege zu Hause verordnet, hat man ein Anrecht darauf. Die Krankenkassen müssen sich kümmern. Schaffen sie es nicht, hat man Anrecht auf einen Heimplatz. Aber was nutzt ein Heimplatz, wenn man zu Hause besser aufgehoben wäre? Die Ursachen für den Pflegenotstand im Norden wie in der ganzen Bundesrepublik sind komplex: Die ersten sogenannten Babyboomer-Jahrgänge werden alt und pflegebedürftig, das neue Pflegestärkungsgesetz hat mehr Anspruchsberechtigte produziert als die vorherigen Reformen.
    Und: Die Betriebe haben jahrelang zu wenig ausgebildet. Denn die Ausbildung ist zeitaufwendig und kostet Geld. Davor schrecken viele Pflegedienstleister zurück, zumal sie, wie in Niedersachsen, ohnehin schon wenig verdienen. In einigen Bundesländern allerdings werden die Betriebe verpflichtet, Ausbildungsumlagen zu zahlen, um dadurch sozusagen Ausbildungen automatisch mitzufinanzieren.
    Das ist in Bremen so. Und dann steigen auch die Ausbildungsplatzangebote, so die Statistik. Bremen konnte seine Azubizahlen im Altenpflegebereich um 60 Prozent erhöhen. Offensichtlich denken sich die ambulanten Dienste dann, wenn sie schon zahlen müssen, dann bilden sie auch aus. Seit einigen Jahren läuft das im Stadtstaat schon so. In Niedersachsen nicht. Wo bleibt also die soziale Gerechtigkeit? Im Pflegedienstbereich zumindest scheint es sie auf mehreren Ebenen gar nicht zu geben. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.11.2018NDR
  • Folge 470
    Wenn es in Norddeutschland kalt und grau wird, entfliehen Martina und Horst Schlichtkrull ihrem Alltag in Hamburg. Im Wohnmobil überwintert das Ehepaar auf dem Vier-Sterne-Campingplatz La Masseria an der Küste des Ionischen Meeres bei Gallipoli, also am Hacken der Halbinsel Apennin. Viel weiter südlich geht es in Italien eigentlich nicht. Und deshalb fällt in der Region Apulien auch im Winter die Temperatur selten unter 15 Grad. Im Oktober haben die beiden ihr Hab und Gut in ihr Wohnmobil gepackt und sind die fast 2.000 Kilometer nach La Masseria gefahren. Mindestens sechs Monate wollen sie die Sonne Italiens auf knapp 16 Quadratmetern im Wohnmobil genießen. Und sie sind sich einig: Vor April wollen sie nicht wieder nach Norddeutschland zurück.
    Die „gute Seele“ auf dem Platz heißt Petra. Sie überwintert seit zwölf Jahren in Süditalien. Ohne Petra läuft hier nichts, sie ist der ehrenamtliche Platzwart auf dem Campingplatz bei Gallipoli. Sie leitet nicht nur den Tai-Chi-Kurs, sondern managt auch Ausflüge zu italienischen Volksfesten und den Sehenswürdigkeiten im Umland. Auf La Masseria ist eine enge Gemeinschaft aus Süd-, West- und Norddeutschen entstanden, die nicht nur Bier, Würstchen und Kartoffelsalat teilt, sondern sich unterstützt, wo es nur geht, um den gemeinsamen Traum von einem deutschen Leben unter italienischer Sonne zu teilen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.01.2019NDR
  • Folge 471
    Windstärke 11 in der Drake Passage zwischen Kap Hoorn und der Antarktis. Der Eisbrecher „Arctic Sunrise“ der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist auf dem Weg durch das stürmischste Seegebiet der Welt, ins ewige Eis des Südkontinents. An der antarktischen Halbinsel wollen die Umweltschützer die kaum bekannte Krillfischerei beobachten. Der Krill ist ein kleines Krebstier, das vor allem als Nahrungsquelle für Wale bekannt ist. Er ist der wichtigste Baustein des extrem fragilen Ökosystems Antarktis. Wale und viele Pinguinarten ernähren sich so gut wie ausschließlich von den kleinen Krebstieren.
    Der Weg zu den Fanggründen ist weit und beschwerlich. Eisige Temperaturen machen jeden Handschlag zu einem Kraftakt. Immer wieder friert der Treibstoff der Schnellboote ein, die Crew kämpft mit Nebel und gefährlichen Eisbergen. Doch die Umweltschützer wollen mit der „Arctic Sunrise“ unbedingt bis in die Fanggebiete der Krillfischer vorrücken. Das „rosa Gold“, das Krillöl, wird weltweit nachgefragt. Es ist ein exklusiver Rohstoff für Nahrungsergänzungsmittel.
    Immer mehr Menschen auch in Deutschland schwören auf diese Pillen mit den angeblich so gesunden Inhaltsstoffen. Besonders begehrt sind Mittel mit Omega-3-Fettsäure. Das exklusivste unter diesen Produkten sind Tabletten aus Antarktischem Krill. Eines der bekanntesten Produkte in Deutschland stammt aus Flensburg: „Doppelherzsystem Antarktis Krill ist ein wahres Multitalent für die Gesundheit“ wird auf der Packung versprochen. Für die Fischer wird es immer einfacher, an das begehrte Krill zu kommen.
    Denn der Klimawandel lässt die schützende Eisdecke der Antarktis schmelzen. Die Krillbestände jedoch schrumpfen, da sich der Krill vor allem von Algen ernährt, die unter dem Eis wachsen. Das befürchten die Umweltschützer. Die Erderwärmung bedroht also die Antarktis und den Krill. Vier Wochen lang hat ein Team des NDR die Antarktisexpedition begleitet. In dieser beeindruckenden Landschaft ist es ihm gelungen, Bilder von einer Region einzufangen, die vielleicht in ein paar Jahren in dieser Form nicht mehr existieren wird. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.01.2019NDR
  • Folge 472 (30 Min.)
    Ein Ort, der nie zur Ruhe kommt: der Elbschlosskeller am Hamburger Berg. 24 Stunden lang dröhnen Schlager aus der Musikbox, am Tresen sitzen viele Stammgäste, die ihren Kummer in Bier und Schnaps ertränken. Die Souterrain-Kneipe hat eine lange Geschichte. Seit 1952 hat die Familie des Kneipenwirts Daniel Schmidt die Konzession auf St. Pauli. Ein Stadtteil, der immer mehr ein Ort der Gegensätze ist. Während die Ur-St.-Paulianer die Mieten kaum noch zahlen können, boomen Prostitution und Billigkioske, Partygänger und Touristenhorden bevölkern den Kiez vor allem am Wochenende. Die Gentrifizierung St. Paulis schreitet unaufhaltsam voran. Die NDR Reportage-Autoren Katrin Brinkmann und Patrick Wulf haben im Elbschlosskeller einen Wirt kennengelernt, den die Boulevardblätter den „härtesten Wirt Hamburgs“ nennen.
    Der tätowierte Mittdreißiger, der regelmäßig Kampfsport macht, ist zupackend, rau und kann auch schon mal laut werden. Doch auch Herzenswärme zeichnet ihn aus. So lässt er immer wieder Gäste in seiner Kneipe übernachten, die obdachlos sind. Auf einem speckigen Ledersofa hinten im Kickerraum. Die Autoren der einfühlsamen Reportage haben Menschen getroffen, denen das Schicksal übel mitgespielt hat. Wie Peter, HIV-positiv, oder die von Drogen und Alkohol ausgezehrte Angie. In Klaipeda, Litauen, geboren, besuchte sie die Musikhochschule.
    Doch mit 17 wurde sie von drei Männern brutal vergewaltigt. Mit 24 verkaufte sie ihr Vater an Kriminelle, die sie nach Deutschland verschleppten. Monatelang übernachtete die obdachlose Mutter einer fünfjährigen Tochter im Elbschlosskeller. Die härteste Kiezkneipe Hamburgs ist in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz von Schlägereien, Messerstechereien und Taschendiebstählen geworden. Seit Wirt Daniel Schmidt eine 24-stündige Videoüberwachung installiert hat, ist es ruhiger geworden. Aber auch dank der bürgernahen Polizisten Thomas Tessmann und Udo Lütje von der Davidwache, die regelmäßig im Elbschlosskeller vorbeischauen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.01.2019NDR
  • Folge 473
    Thomas Poloczek lässt seinen Blick wehmütig durch das Kirchenschiff schweifen und sagt, „das Schlimste wird sein, wenn die Abrissbirne kommt.“ Seit elf Jahren kämpft der Hannoveraner mit seiner Gemeinde für den Erhalt der Christophoruskirche in Hannover. Das Bistum hat entschieden, das Gebäude zu verkaufen. Die Kirche soll entweiht und abgerissen werden. Für den Tag der Entweihung durch den Weihbischof will sich die Gemeinde zum Protest formieren. Exklusiv ist ein NDR Kamerateam mit dabei. Immer mehr Kirchen im Norden werden wegen zu hoher Kosten und rückläufiger Kirchenmitgliederzahlen geschlossen. In der katholischen wie in der evangelischen Glaubensgemeinschaft fehlen die Mittel für nötige Renovierung und die zum Teil fünfstelligen Betriebskosten der zahlreichen Gotteshäuser im Norden.
    Im Kirchenkreis Hamburg-Ost droht einem Drittel der evangelischen Kirchen die Schließung. Um Abwicklung und Weiterverkauf kümmert sich Pastorin Ilsabe Stolt. Kirchengebäude sind oft schwer zu vermittelnde Immobilien. Für die riesige denkmalgeschützte Bugenhagenkirche in Hamburg sucht die Pastorin nach einem neuen Besitzer, der das Kirchengebäude erhält. Diese Reportage begleitet die Christophorus-Gemeinde in Hannover-Stöcken beim Kampf um ihre Kirche und Pastorin Ilsabe Stolt auf der Suche nach Lösungen für ausgediente Hamburger Kirchen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 29.11.2019NDR
  • Folge 474
    Die Motorradsaison ist schon in vollem Gange. Für die Polizei im Harz ist das gleichbedeutend mit Unfallsaison. Denn viele Motorradfahrer*innen machen den Harz, Norddeutschlands höchstes Gebirge, zu ihrer Rennstrecke. Sie heizen auf ihren Maschinen durch Täler, rasen durch Kurven in maximaler Schräglage und holen das Letzte aus ihren Motorrädern heraus. Kann die sogenannte Taskforce Krad der Polizei das Problem in den Griff bekommen? Die Polizisten Marcel Huth und Sascha Bergmann sind täglich im Oberharz auf Streife. Und mindestens einmal im Monat macht ihre Taskforce Großkontrolle.
    Jedes Mal stellt sie Hunderte Raser, findet getunte Teile oder abgeknickte Nummernschilder an den Maschinen. Die Motorradfahrer sind genervt, die Polizisten sagen, sie wollen keine Spielverderber sein, aber sichergehen, dass alle wieder heil zu Hause ankommen. Denn beide Polizisten mussten schon zu oft bei schwersten Unfällen im Einsatz sein. 2019 starben im Oberharz zwei Motorradfahrer durch Unfälle, 31 wurden schwer verletzt. Fast immer war der Grund eine zu hohe Geschwindigkeit. Und einige der Biker legen es regelrecht darauf an: Sie brüsten sich im Internet mit Bildern von ihrem heißesten Ritt.
    Da zeigt der Tacho schon mal 60 bis 70 km/​h mehr als erlaubt. Für die Biker Boyz Harz gehört dies auch dazu: mit der Sportmaschine in die Kurven legen, ein unbezahlbares Gefühl von Freiheit. Auch wenn einige schon schwere Stürze hatten. Sie finden, Unfälle würden ja eher die ungeübten Touristen bauen. Andere machen sich dagegen Sorgen um das Image der Motorradfans, aber auch des Harzes insgesamt. Die Bikerfreunde Goslar zum Beispiel lieben das gemütliche Fahren und ärgern sich über die vielen Raser.
    Deshalb engagieren sie sich, planen im Sommer wieder ein großes Motorradtreffen im kleinen Dorf Weddingen. Klar, dass sie da von manchen skeptisch beäugt werden, aber sie sind dabei, möglichst viele Bewohner*innen zu überzeugen. Es soll ein großes, freundliches Bikerfest für das ganze Dorf werden. Ob das gelingt? Diese Reportage begleitet Polizisten bei ihrem Einsatz gegen heiße Reifen und bietet dabei auch einen authentischen Blick hinter die Kulissen der Bikerszene im „Kurvenparadies Harz“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.05.2020NDR

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