2021, Folge 398–415

  • Folge 398 (45 Min.)
    Schon Benny Andersson von der schwedischen Band ABBA spielte auf einem Weltmeister-Akkordeon aus Klingenthal. Auch De Randfichten aus Sachsen und viele andere Künstlerinnen und Künstler schwören auf Vogtländische Musikinstrumente. „Ich kenne die Marke Weltmeister Akkordeon schon seit meiner Kindheit. Heute besitze ich zwei dieser fantastischen Instrumente und bin froh, dass es die Akkordeon-Manufaktur noch gibt und ich meine Schmuckstücke hier warten lassen kann“, freut sich Michael Rostig – der „Michl“ von den Randfichten.
    An kaum einem Ort in Europa gibt es so viele Instrumentenhersteller wie im südlichsten Zipfel von Sachsen. In den Tälern zwischen Schöneck, Markneukirchen und Klingenthal leben heute fast anderthalbtausend Menschen vom Instrumentenbau. Peu à peu hauchen sie ihren Hölzern und Metallen Leben ein, schleifen, biegen und hämmern – bis sie ihnen nach Wochen die feinsten Töne entlocken. Die Geigen, Celli, Gitarren, Mundharmonikas, Trompeten und Hörner gehen in die ganze Welt. Um 1900 arbeiteten sogar 11.000 Handwerkerinnen und Handwerker im sogenannten vogtländischen Musikwinkel und verhalfen den Städten zu großem Reichtum.
    In Markneukirchen gab es damals sogar eine Außenstelle des amerikanischen Konsulats, damit die begehrten Instrumente reibungslos und massenhaft nach Übersee verschifft werden konnten. Kerstin Voigt ist heute Instrumentenmacherin in 11. Generation und leitet eine der größten Blechblas-Manufakturen der Region. „Es ist ein schöner Beruf. Man sieht am Ende des Tages, was man geschaffen hat und kann sich in einem Konzert darüber freuen, wenn die eigenen Instrumente auf der Bühne gespielt werden.“ Die Unternehmerin betätigt sich mit anderen zusammen auch in der Forschung.
    Weil bestimmte Materialien durch neue Umweltbestimmungen nicht mehr zugelassen sind, müssen sie sich neu orientieren und suchen zum Beispiel alternative Hölzer für den Geigenbau oder neue Legierungen für die Blechblas-Branche. Der 45-minütige Film taucht ein in die Geschichte des vogtländischen Musikinstrumentenbaus – von den Anfängen bis heute.
    Er zeigt, wie filigran hochpreisige Posaunen, Tuben und Trompeten gefertigt werden und besucht die älteste Akkordeon-Manufaktur der Welt, die nach der Wende immer wieder in wirtschaftliche Schieflage geriet. Seit drei Jahren aber bringt Frank Meltke neuen Wind in die alten Hallen. Der erfahrenere Geschäftsmann hat extra seinen Job in den USA aufgeben und ist in seine sächsische Heimat zurückgekehrt. Derzeit tüftelt er gemeinsam mit seinen 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an einem neuen, sehr leichten Akkordeon, weil herkömmliche „Zerrwanste“ immer noch sehr schwer sind. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.08.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 10.08.2021ARD Mediathek
  • Folge 399 (45 Min.)
    Arbeiten und leben als gäbe es keine Grenze. In zwei Sprachen kommunizieren. So hatten es sich die beiden Stadtparlamente gewünscht, als sie Zgorzelec auf der polnischen und Görlitz auf der deutschen Seite der Neiße zur Europastadt erkoren. Doch ist ihre Vision Realität geworden? Wie sehr haben die Menschen im Jahr des 950-jährigen Stadtjubiläums zueinander gefunden? Ein Beispiel für gelebtes Miteinander sind Sebastian und Magdalena Zielińska König. Er aus Bayern, sie aus Nordpolen, lernten sich vor über 10 Jahren in Görlitz kennen und blieben.
    An kaum einem anderen Ort können ihre Kinder beide Sprachen so gut leben und die Kulturen beider Länder kennenlernen, wie hier. Wenn Magdalena die Zutaten für ihre Rote Beete Suppe auf dem Markt in Zgorzelec einkauft, bringt sie ein Stück polnische Heimat auf die Teller ihrer Familie. Die Lehrerin Agnieszka Korman weckt die Begeisterung für den polnischen Nachbarn bei ihren deutschen Schülerinnen und Schülern mit kreativem Unterricht. Sie begleitet eine Generation, die offen ist für das jeweils andere Land und die auch manch verbreitete Vorurteile von älteren Menschen nicht mehr nachvollziehen kann.
    Auch wenn sich nur noch wenige in der Doppelstadt an den zentralen Einschnitt im Jahr 1945 erinnern können, wirkt er dennoch nach. Einen Tag vor der Kapitulation sprengte die deutsche Wehrmacht damals alle Brücken, die Görlitz über die Neiße hinweg mit der Oststadt verbanden. Kurz danach wurde der Fluss zur neuen Demarkationslinie erklärt und Wochen später alle deutschen Bewohner aus dem nun polnischen Teil der Stadt ausgewiesen.
    Es waren nicht die einzigen. Zehntausende Zwangsausgesiedelte drängten in den Westteil der Neißestadt und bescherten Görlitz so den Titel „Großstadt“. Die historische Innenstadt und die prachtvollen Gründerzeithäuser waren alle mit Flüchtlingen vollgestopft. Während sich in der nunmehr Zgorzelec getauften Oststadt erst viel später Polen in die verlassenen Häuser der deutschen „Geisterstadt“ wagten. Trotz Abschluss eines Grenzvertrags im Jahr 1950 blieben Trennung und Distanz dominant. Selbst nachdem 1972 die Visumspflicht zwischen den Nachbarstaaten fiel und die Grenze fortan durchlässiger wurde, wagten sich viele der Bewohner links und rechts der Neiße nicht, die wieder aufgebaute Stadtbrücke zum Nachbarn zu überqueren.
    Manch einer bis heute. Ihre Kinder, Enkel und die Neuangesiedelten spüren dieses Erbe und haben doch einen ganz eigenen Umgang damit entwickelt. Er ist geprägt von der Neugier auf die andere Geschichte, Sprache und Kultur. Und sie sind angetrieben von der Aussicht, auf dem neuen Fundament Europa tatsächlich ein gemeinsames Gebilde namens Görlit[Z]gorzelec zu erschaffen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.08.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 17.08.2021ARD Mediathek
  • Folge 400 (45 Min.)
    Im seinem nordöstlichsten Zipfel ist Sachsen ein Welterbe-trächtiges Zauberreich. Dort liegt der deutsch-polnische Fürst Pückler Park Bad Muskau. Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf einem von der Neiße durchäderten Tal seine Vision von einem englischen Landschaftspark umgesetzt. Sein 850 Hektar großes Refugium – der größte Park seiner Art in Zentraleuropa – sollte wie eine natürliche Ideallandschaft aus Wiesen, Hügeln, Teichen, Wegen, Brücken und Baumgiganten erscheinen.
    Und war doch geniales Menschenwerk. Pückler ließ bis zu 25 Meter hohe Bäume verpflanzen. Heute hat eine freistaatliche Stiftung die Hege und Pflege des Pückler-Parkes unter sich, „beackern“ die Stiftungs-Gärtner ein grünes Vermächtnis, das jährlich 300.000 Besucherinnen und Besucher in seinen Bann schlägt. Das weinrote Muskauer Schloss wurde bei Kriegsende von Marodeuren abgefackelt und präsentiert sich inzwischen aber top saniert und mit spannender Ausstellung zum skandalträchtigen Fürsten Pückler, der sich couragiert in der Völkerschlacht bei Leipzig schlug, das Vertrauen des Zaren genoss, mit einem Heißluftballon aufstieg und angeblich weiße Hirsche vor seine Kutsche spannte.
    Ständig war dieser Pückler klamm und auf der Suche nach einer Braut mit reicher Mitgift, verfasste über seine amourösen und sonstigen Abenteuer Bestseller und frönte seiner „Parkomanie“. Die insbesondere habe ihn ruiniert, lautet ein gängiges Klischee, so dass er sich auf den Alterssitz in Branitz zurückziehen und verkleinern musste, sich aber trotzdem PR-trächtig in einer Erdpyramide bestatten ließ.
    „Der Osten – Entdecke wo lebst“ schwelgt in den von Pückler erdachten Blickachsen, zeigt, wie man seine Lieblingsfrucht – die Ananas – noch immer in Gewächshäusern zieht, wie 250 Jahre alte Bäume behütet werden wie ein Schatz und erzählt, wie ein echtes Pückler-Eis entsteht. Und dieser Film räumt mit vielen Legenden über den Fürsten Pückler auf, der ein fähiger Soldat war, ein Dandy und Don Juan der Oberlausitz, ein Schuldenmacher und Aufschneider. Vor allem aber – ein genialer Landschaftsgärtner! (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.08.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 24.08.2021ARD Mediathek
  • Folge 401 (45 Min.)
    Auf die vier Kletterinnen aus Chemnitz wartet eine besondere Herausforderung. Inmitten der erzgebirgischen Wälder von Ehrenfriedersdorf erheben sich sieben seltsam anmutende, wie einst von Riesenhand in die Gegend gestellte Kolosse aus Granit: Die Greifensteine. Mythen und Erzählungen ranken sich um sie – vom Vogel Greif, von Ritterburgen, kostbaren Schätzen und berühmten Rebellen. Bis heute üben die Felsen auf viele eine nahezu magische Anziehungskraft aus. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ begleitet Bergsportlerinnen, Theaterleute, Geologen und einen Filmregisseur auf ihren Erkundungen rund um diese verwunschenen Riesen des Erzgebirges.
    Die Chemnitzerinnen machen sich an den Aufstieg am Seekofel, dem beliebtesten Kletterfelsen der Greifensteine. Daniela Salzmann muss sich dabei ganz auf Tastsinn, Gehör und ihre Vorsteigerin Hanna Hilsberg verlassen. Die im Erzgebirge aufgewachsene Physiotherapeutin erblindete mit 16 Jahren. Nach sportlichen Erfolgen als Leichtathletin stieg sie 2004 auf den Klettersport um. Mit der Berufsmusikerin Hanna verbindet sie bereits seit 14 Jahren eine enge „Seilschaft“. Die Greifensteine mit ihrem stark zerklüfteten Granit stellen die Freizeitkletterinnen Sarah, Karsta, Daniela und Hanna vor immer neue Herausforderungen.
    Anders als die Kletterinnen dringen Dr. Jan-Michael Lange und Martin Kaden vom Senckenberg-Museum in Dresden nicht nur im wahrsten Wortsinn in das Herz der Greifensteine vor, sie demonstrieren auch anschaulich deren Entstehung: Variszische Gebirgsbildung erklärt mit Hilfe von Bierdeckeln. Und sogar Außerirdische landeten bereits auf der Felsformation – zumindest im Film „Spuk von draußen“, dem DDR-Kinderfilmklassiker aus dem Jahr 1987 von Regisseur Günter Meyer. Diese und weitere „Geheimnisse“ rund um die bizarren Granitfelsen lüftet der neue Film aus der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.09.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 31.08.2021ARD Mediathek
  • Folge 402 (45 Min.)
    Mindestens sechsmal am Tag schnauft sie derzeit auf den höchsten Berg Norddeutschlands: die Brockenbahn. Die mit historischen Dampfzügen betriebene Schmalspurstrecke ist eine der größten Touristen-Attraktionen des Harzes. Hunderttausende Menschen erreichen mit ihr jedes Jahr den Brockengipfel. 1899 eingeweiht überwindet die Strecke von Drei Annen Hohne bis hinauf auf den Gipfel fast 600 Höhenmeter. Ein technisches Meisterwerk, das zu seiner Entstehungszeit den Tourismus im Harz entscheidend voranbrachte. Der Brockengipfel war von jeher ein Sehnsuchtsort. Schon Heinrich Heine nannte ihn den „deutschesten aller Berge“.
    Der war nun auch mit einem modernen Massenverkehrsmittel erreichbar. Und das tat zuverlässig seinen Dienst, ungeachtet aller Wetterunbilden und auch ungeachtet aller Wendungen der Weltgeschichte, mehr als 60 Jahre lang. Bis am 13. August 1961 das Aus kam. Denn der Brocken lag direkt an der Grenze zur Bundesrepublik. Und als Folge des Mauerbaus in Berlin sperrte die DDR auch das beliebte Touristenziel im Harz rigoros ab. Von einem Tag auf den anderen durfte die Brockenbahn nicht mehr fahren, erinnert sich Siegfried Schenkel.
    Er war damals als Lokführer im Einsatz. „Und dann kam der Fahrdienstleiter und sagte, ihr dürft nicht mehr weiterfahren. Ja, warum? Wegen Berlin. Das konnten wir einfach nicht begreifen.“ Der Sehnsuchtsort Brocken war fortan Sperrgebiet; Armee und Geheimdienste errichteten Horchposten auf dem Gipfel. Die Brockenbahn lag – bis auf wenige Materialtransporte fürs Militär – still und begann zu verfallen. 28 Jahre lang war der Gipfel für alle „Unbefugten“ tabu. Nur aus der Ferne konnte man ihn bestaunen – aus Ost wie West. „Es war immer mein Traum, mal dort oben zu stehen“, sagt der Fotograf Hansjörg Hörseljau aus Niedersachsen.
    In seiner Jugend schon hatte er vom Westen aus den Brocken fotografiert und war dabei, als sich die Menschen aus der Region im Dezember 1989 wieder Zugang zum Brockengipfel erkämpften. Fortan wird der Gipfel zu einem Symbol der Freiheit und der Einheit Deutschlands. Und rasch mehren sich die Stimmen für eine Wiedereröffnung der marode gewordenen Brockenbahn. Was für die einen auf der Hand liegt, stellen andere in Frage: Naturschützer machen mobil gegen einen Wiederaufbau; sie fürchten einen ungebremsten Massentourismus.
    Am Ende kommt die Brockenbahn zurück. Seit nunmehr 30 Jahren befördert sie wieder Besucher auf den Gipfel. Sie kommen, um die Fernsicht zu genießen oder die historische Technik zu bestaunen. Attraktiv ist das für Harz-Besucher jeden Alters – etwa den 22-jährigen Max Meinel aus Neubrandenburg. „Ich hoffe, dass ich schöne Bilder und Videos machen kann“. Die Brockenbahn ist ein beeindruckendes technisches Denkmal. Und sie ist längst zum Aushängeschild geworden, von dem eine ganze Region profitiert. „Die Bahn ist gar nicht wegzudenken von uns“, sagt Christiane Hopstock, Bürgermeisterin von Schierke am Fuße des Brockens.
    „Sie gehört dazu. Wie das Brandenburger Tor nach Berlin gehört oder das Schloss zu Wernigerode, gehört die Bahn natürlich auch zu Schierke.“ Die Reportage „Mit Volldampf auf den ‚Berg der Deutschen‘“ blickt auf die jüngere Geschichte der Brockenbahn. Ehemalige und aktive Eisenbahner kommen ebenso zu Wort wie Menschen, die damals einem Wiederaufbau skeptisch gegenüberstanden. Viele Aufnahmen der historischen Dampfzüge und seltenes Archivmaterial lassen ein Stück deutsch-deutscher Geschichte erlebbar werden. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.09.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 07.09.2021ARD Mediathek
  • Folge 403 (45 Min.)
    Durchschnittlich zwei Stunden pro Tag im Jahr arbeiten viele Menschen in Kalbe ehrenamtlich für ihre Stadt, seit Corinna Köbele 2012 auf die Idee mit der Künstlerstadt kam. „Wir möchten, dass unser Ort auch für junge Leute attraktiv bleibt. Jeder Wohnraum, der wieder genutzt wird, und jedes Gebäude, das in neuem Glanz erstrahlt, ist ein Gewinn. Das ist für mich der Antrieb mitzumachen“, sagt Sigrid Fricke, die von Anfang an dabei ist. Sie gehört zum „harten Kern“, einer Gruppe engagierter Ortsansässiger, die in der altmärkischen Kleinstadt unentgeltlich leerstehende Häuser entrümpeln, Türen reparieren, Wände verputzen und Fenster streichen, solange bis aus einem verlassenen Gehöft ein Kulturhof mit Ateliers oder aus dem Alten Gericht ein Quartier für junge Unternehmen geworden ist.
    Seit es die Künstlerstadt gibt, kommen regelmäßig Menschen aus aller Welt nach Kalbe. Musikerinnen und Maler ebenso wie Erfinderinnen oder Architekten. Besonders beliebt ist der sogenannte Sommercampus. 230 internationale Stipendiaten waren seit Vereinsgründung schon zu Gast. Auch dieses Jahr haben sich Studierende aus 12 Nationen angekündigt, darunter aus Armenien, China und dem Iran.
    Drei Monate werden sie in Kalbe arbeiten und die schöne, aber verschlafene Stadt mit ihren kreativen Ideen füllen – oft jedoch nicht immer zur Freude der Einheimischen. Die Künstlerstadt möchte nicht jedem gefallen und doch für alle offenbleiben. Gelegenheiten zum Austausch mit den Gästen gibt es daher viele: beim Konzertabend ebenso wie beim Sommerkino und vor allem beim samstäglichen Atelierrundgang, wenn die Künstlerinnen und Künstler ihre kreativen Ergebnisse präsentieren. Auch privat trifft man sich: Die Kalbenser übernehmen Patenschaften und laden in ihre Gärten ein.
    Die Kunstschaffenden danken es mit Begeisterung und Neugierde für den Ort. Am Ende eines Sommers profitieren alle. So bietet die Künstlerstadt eine kreative Antwort auf den Weggang junger Leute und den demografischen Wandel einer Region. Wie auch andere Vereine der Einheitsgemeinde lädt die Initiative von Corinna Köbele Menschen dazu ein, sich wieder für ihren Ort einzusetzen – nur eben auf etwas ungewöhnlichere Weise. Ein MDR-Team war dabei und zeigt, wie die Kalbenser ihr Städtchen umkrempeln, dem Leerstand Leben einhauchen und sich auf die jungen Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt und ihre Kunst einlassen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.09.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 14.09.2021ARD Mediathek
  • Folge 404 (45 Min.)
    Ein Der Dom von Merseburg, direkt über der Saale, kann hunderte Geschichten aus seiner 1.000-jährigen Vergangenheit erzählen. Von einer frühen Herrschaft bis über Leipzig hinaus, von unsagbar wertvollen Schätzen, die einst König Heinrich und Kaiser Otto den Merseburgern schenkten. Aber es ist eben auch die Geschichte, des legendären Domschatzes, der durch politische Machtkämpfe und kriegerische Auseinandersetzungen geraubt und vernichtet wird. So gehen unschätzbar wertvolle Kostbarkeiten aus Gold, Silber und Diamanten auf dubiose Weise verloren. Bis heute gibt die Vergangenheit den Merseburgern am Dom Rätsel auf.
    Nur wenige Einzelteile des einstigen Domschatzes haben die Zeit überdauert. Domarchivar Markus Cottin und Domstiftungsdirektor Holger Kunde versuchen diese Schätze wieder aufzuspüren. Gleich nebenan im historischen Kapitelhaus befindet sich das umfangreiche Dom-Archiv. Markus Cottin entdeckt bei seinen Recherchen in den alten Dokumenten Hinweise, welches Schicksal Einzelteilen dieses Schatzes widerfahren ist. Es ist ein Verzeichnis aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Bis dahin war noch alles beisammen.
    „Es ist sozusagen das letzte Lebenszeichen dieser Domschatzstücke … Und die nehmen dann ein ganz trauriges Schicksal, in dem sie zum Teil nach Leipzig gebracht werden. Vor allem die, die sehr gut beweglich sind, kleinere Gerätschaften. Dort werden sie schließlich beschlagnahmt, eingeschmolzen und zur Besoldung des Kriegsvolkes benutzt.“ Umsonst sucht der Archivar nach diesem Kriegsgeld in den eigenen Beständen. Keine einzige dieser sogenannten Klippen hat sich je nach Merseburg verirrt. Dafür aber tauchen andere Stücke auf dubiose Weise wieder auf.
    Wie kann es sein, dass wertvolle Leuchter aus dem Dom plötzlich nach der Wende bei Kunst-Auktionen angeboten werden? Und wo sind eigentlich die Schätze aus den barocken Särgen der Fürstengruft? Als Beate Tippelt vor dreißig Jahren im Dom als Fremdenführerin beginnt, sieht alles verwüstet aus, entweiht. Viele Särge sind ausgeraubt. Seitdem forschen sie und ihre Kollegen, wer, wann und warum zu DDR-Zeiten in die Gruft eingebrochen ist und wo all der Schmuck hingekommen ist. „Mich berührt es jedes Mal, wenn ich die Fürstengruft betrete. Hier fehlt der Engelskopf an der Stelle komplett.
    Und man sieht oben drauf ist auch nichts mehr erhalten. Die Inschriften-Tafeln fehlen, das ist schon ein Riesen-Verlust. Das war ja ein Schatz hier. Und jetzt ist das einfach nicht mehr da. Es ist einfach ein Skandal, dass sowas mitgenommen wurde.“ Zusammen mit dem Stiftsdirektor Holger Kunde, dem Archivar Markus Cottin und der Fremdenführerin Beate Tippelt begeben wir uns auf die Spurensuche der einst legendären Schätze des Doms von Merseburg. Und wir lüften das Geheimnis: Warum der Merseburger Dom die kostbaren Mitren seiner eigenen Bischöfe nur ausgeliehen bekommt? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.09.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 21.09.2021ARD Mediathek
  • Folge 405 (45 Min.)
    Da blühen Orchideen auf dem ehemaligen Todesstreifen der innerdeutschen Grenze, da wird der „Eiserne Vorhang“ zum Rankegitter für Wildrosen und rostet dahin, da ignorieren Steinkäuzchen die alte Grenze und ziehen weiter nach Thüringen. Das ändert die Natur und was ist mit den Menschen? Wir fragen nach im Grabfeld in Thüringen und Franken. 40 Jahre Teilung hatten das Selbstverständnis einer gemeinsamen Region, einer Identität, deren Wirtschaftsbeziehungen und Verkehrsverbindungen zerstört oder in Vergessenheit geraten lassen.
    Die länderübergreifende Initiative „Grabfeld grenzenlos“ fördert das regionale Zusammenwachsen. Da gibt es die Grabfeldbotschafter, die für die Region werben. Das sind zum Beispiel die „GrabfeldBieraten“, fünf Musiker, Grabfelder aus Thüringen und Franken, die „hüben und drüben“ aufspielen. Sie sagen, es gibt so viel Gemeinsames, was gesehen werden will: Traditionen, Feste, Bräuche und die gewaltigen Gleichberge. Wir erzählen, wie 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Nachbarn in Thüringen und Franken grenzenlos miteinander leben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 30.09.2021MDR
  • Folge 406 (45 Min.)
    Wenn Kerstin und Frank Langer aus Vacha gemeinsam über die Werrabrücke gehen, ist das noch immer nicht normal. 40 Jahre lang war diese mittelalterliche Steinbogenbrücke gesperrt. Bis 1989 weiß keiner der Beiden vom Anderen. Von 1949 bis 1990 verläuft genau hier die Staatsgrenze, die Deutschland teilt. Niemand darf die nur 225 Meter lange Brücke überqueren. Doch auch Minenfelder und Selbstschussanlagen können seit Gründung der DDR mehr als 40.000 Menschen nicht aufhalten. Mehr als 1.000 Menschen sterben beim Fluchtversuch an der innerdeutschen Grenze.
    Bei Lars Schneider und Jörg Pabst nimmt die Flucht unweit der Werrabrücke einen unerwarteten Lauf. Am 18. Juni 1988 setzen sie alles auf eine Karte und durchbrechen mit einem Lkw den Grenzzaun. Dass sie dieses waghalsige Manöver überleben ist großes Glück. Nach Aussagen eines früheren Grenzsoldaten ist der Lkw im Dunkeln mit einem NVA Fahrzeug verwechselt worden. Im Westen findet nur Jörg eine Zukunft und arbeitet sich zum Bahnmanager hoch. Lars hingegen beschleicht ein unerwartetes Gefühl.
    Er bekommt Heimweh. Nach zwei Monaten kehrt er an genau an der Stelle zurück, an der er zuvor geflüchtet war. Damit ist seine Odyssee aber noch lange nicht beendet. Erst nach wochenlangen Verhören bei der Stasi und einer Einweisung in ein Erziehungsheim darf er zurück nach Dorndorf. Zwischen Kerstin und Frank hätte es wahrscheinlich wesentlich eher gefunkt, hätte die Werrabrücke damals ihren eigentlichen Zweck erfüllt. Zwei Jahre nachdem sie sich kennenlernten läuten die Hochzeitsglocken. Heute wohnen und arbeiten sie einen Steinwurf von der Werrabrücke entfernt.
    Für sie ist es ein schicksalhafter Ort. Im 14. Jahrhundert wird mit dem Bau begonnen, um Philipsthal in Hessen und Vacha im heutigen Thüringen miteinander zu verbinden. Glaubt man mysteriösen Sagen, wurde hier als Opfergabe ein Baby eingemauert. Ein Philipsthaler Heimatforscher hat bei Bauarbeiten selbst nach ihm gegraben. Fündig wurde er nicht. Belegt hingegen ist, dass mitten durch das Hoßfeldsche Haus direkt neben der Brücke, bis 1990 die Staatsgrenze verläuft.
    Hinter einer dünnen Ziegelwand beginnt plötzlich eine andere Welt. So nah wie hier, ist der DDR damals kein anderer Westdeutscher. Bis am 11. November 1989 plötzlich Planierraupen anrücken. Auf hessischer Seite läuft eine Videokamera. Es entsteht ein einzigartiges Zeitdokument, das weltweit für Furore sorgt: Wenn Grenzsoldaten die Mauer auf der Werratalbrücke einreißen, ist das 30 Jahre später noch immer ein Gänsehautmoment. Die Aufnahmen zeigen auch den stimmungsvollen Marsch des Vächer Kirmesvereins über die Brücke der Einheit. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.10.2021MDR
  • Folge 407 (45 Min.)
    Vivien Keszthelyi ist gerade mal 20 Jahre alt und gehört schon zu den schnellsten Frauen der Welt. Die Rennfahrerin aus Ungarn fährt bereits in der Formel 3 und will – wie alle ehrgeizigen Pilotinnen und Piloten – bald in die Formel 1 aufsteigen. Deshalb hat sie sich für diese Saison bei Timo Rumpfkeil in Oschersleben eingekauft – für eine erstklassige Ausbildung in der Königsklasse des Rennsports. Mehrere hunderttausend Euro legt sie dafür auf den Tisch. Kaum einer weiß, dass in Oschersleben eines von etwa fünf Formel-Ausbildungszentren weltweit seinen Sitz hat.
    Timo Rumpfkeil trainierte hier schon den Finnen Valtteri Bottas und viele andere erfolgreiche Piloten, die es in die Formel 1 geschafft haben. Vivien Keszthelyi übt hier im Simulator, verfeinert Details an ihrem Fahrstil und düst über die technisch anspruchsvolle Oscherslebener Rennstrecke. Die Motorsportarena Oschersleben öffnet als dritte permanente Rennstrecke in Deutschland 1997 ihre Tore. Sie ist eine der kompaktesten der Welt und von vielen Fahrerinnen und Fahrern wegen ihrer zahlreichen, knackigen Kurven geachtet.
    Es ist Torsten Schubert zu verdanken, dass hier überhaupt eine Rennsportanlage entstehen konnte. Der gebürtige Oscherlebener hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass der Rundstreckensport hier einen festen Platz bekommt. Mit Erfolg. In der Saison heulen hier jeden Tag Motoren auf – von GT-Autos, Formel-Wagen, Motorrädern, Sidecars, aber auch von Polizeiautos, die in der Motorsportarena Verfolgungsjagden trainieren. Die Stecke ist die einzige Permanente in Deutschland, die sich komplett selbst finanziert.
    Bereits 1959 entdecken die Oscherslebener, dass einige von ihnen Benzin im Blut haben und gründeten den MSC Oschersleben. Die erste Motocross-Veranstaltung – ein voller Erfolg! Von da an gibt es viele Rennen in der kleinen Bördestadt, zu Spitzenzeiten kommen 17.000 Zuschauer. Ein Highlight ist das Straßenrennen 1961 inmitten der Stadt. Auf Kopfsteinpflaster jagen die jungen Männer mit 100 Sachen durch die Gassen – geschützt von zahlreichen Strohballen, die sie zuvor aufwendig angekarrt hatten.
    „Es gab Stürze en masse. Einer ist sogar in ein Schaufenster gerauscht. Passiert ist glücklicherweise nichts“, erzählt Frank Hausmann. Mit 86 Jahren ist er das einzige Gründungsmitglied, das heute noch davon berichten kann. Der Film über die Rennsportgeschichte in Oschersleben taucht ein, in die Anfänge des waghalsigen Sports, präsentiert historisches Filmmaterial, das die Motocross- und Straßenrennen zeigt, beleuchtet Torsten Schuberts Geschichte, der hier in den 80ern im selbstgebauten Buggy mit Wartburgmotor über die Crossstrecke heizt und heute einen eigenen Rennstall besitzt.
    Er stellt den Chef der Motorsportarena Ralph Bohnhorst vor – mehrfacher Deutscher Meister und Europameister im Sidecar, der heute einem außergewöhnlichen Hobby nachgeht. Einmal im Jahr fliegt er nach Utah in die USA, um dort mit einem sogenannten Streamliner über einen Salzsee zu düsen. 500 km/​h will er schaffen. Ein Rekordversuch der Extraklasse! Außerdem begleitet der Film Vivien Keszthelyi und Timo Rumpfkeil bei der Ausbildung im Formel-3-Wagen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.10.2021MDR
  • Folge 408 (45 Min.)
    Man sieht ihn schon von weitem. Aus allen Richtungen, wie eine Landmarke ragt der Jentower als dominantester Punkt über Jenas Innenstadt hoch hinaus. Mit seinen 159 Metern Höhe ist er das höchste Bürogebäude Mitteldeutschlands und das wohl prägnanteste Wahrzeichen der Stadt Jena. Er ist jedoch ein ungeliebtes Wahrzeichen. Der Turm wurde über viele Jahrzehnte als Störfaktor im Stadtbild und als Grund für die Zerstörung der Innenstadt angesehen. Viele Menschen aus Jena haben bis heute ein gespaltenes Verhältnis zu diesem Solitär, der ihr Stadtzentrum prägt.
    Doch der Turm ist bis heute auch ein Ort für Freigeister und Visionäre, die hier eine Heimat zur Umsetzung innovativer Ideen gefunden haben, die Jena weit über die Landesgrenzen bekannt machen. Der Berliner Architekt Hermann Henselmann entwirft 1968 den Turm – als Prestigebau der DDR-Regierung und Symbolarchitektur des Sozialismus. Der Preis dafür war die Zerstörung der historischen Bausubstanz. Mitten im Zentrum von Jena, wo gerade die Kriegstrümmer beseitigt wurden und die Menschen ihr altes Jena wiederaufbauten, mussten Teile der Altstadt, dem gigantischen Bauwerk weichen.
    Das Elternhaus von Thomas Röher stand genau an jener Stelle, an der 1972 der Turm errichtet wird. Unten führen seine Eltern ein florierendes Optikergeschäft, oben wohnt die Familie. Nachdem die Eltern ihr geliebtes Häuschen gerade aus den Kriegstrümmern der zerbombten Jenaer Innenstadt wiederaufgebaut hatten und noch ein komplettes Stockwerk aufgesetzt haben, kommt die Anweisung zur Sprengung. Die Familie wird umgesiedelt. Bis heute ist dieser Heimatverlust, den Thomas Röher als Kind erlebt hat für ihn traumatisch.
    Seine Eltern haben den Turm zeitlebens nie betreten. Auch Roland Jahn – ehemaliger Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen – begibt sich auf eine Zeitreise in seine alte Heimat. Als gebürtiger Jenenser ist er mit dem Turm aufgewachsen und geht dort als Student der Wirtschaftswissenschaften ein und aus. Die Hörsäle seiner Fakultät befinden sich direkt im Jentower. Für Roland Jahn liegt hier der schicksalhafte Beginn seiner Zwangsausweisung aus der DDR.
    Der junge Student ist ein wacher Geist und setzt sich kritisch mit der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann auseinander. Roland Jahn wird dafür von der Universität exmatrikuliert – wenige Jahre später verhaftet und gefesselt und geknebelt über die Grenze in den Westen gebracht. Der Jentower ist trotz seiner umstrittenen Geschichte seit jeher auch ein Magnet für Freigeister und Visionäre. Nach der deutschen Einheit kommt der Turm für eine symbolische D-Mark unter den Hammer. Drei Studenten ohne Kapital, dafür aber mit einer Vision gründen die Intershop AG und ziehen ein.
    Die verschlafene Stadt Jena wird plötzlich zum Zentrum des E-Commerce und der Jentower im Volksmund zum Intershop Tower. Andreas Machner ist ebenfalls vom Jentower magisch angezogen. Er eröffnet 2001 ein exklusives Restaurant auf der Spitze des Turms, das heute Gäste aus der ganzen Welt nach Jena lockt. Ein gewagtes Projekt, das damals Unglauben und Spott provoziert. In ganz Jena kann zu jener Zeit niemand etwas mit gehobener und hochpreisiger Küche anfangen.
    Doch Andreas Machner hält an seinem Traum fest und hat Erfolg. Er liebt den Turm bis heute und sieht ihn als absoluten Zugewinn für die eigentlich verschlafene Stadt in Thüringen. Doch nach 20 Jahren bahnt sich erneut ein Wandel im Turm an. Andreas Machner gibt sein Lebenswerk in die Hände eines Nachfolgers – an Christan Hempfe – seinen einst jüngsten Chefkoch, der das Restaurant komplett renoviert und eine ganz neue Art von Menü anbieten will. Werden die Jenenser diese Veränderung annehmen? Und damit vielleicht auch endlich den Turm im Herzen der Stadt? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.10.2021MDR
  • Folge 409 (45 Min.)
    Sie werden in Kinderzimmern und auf Spieltischen ausgepackt, liegen in Gartenhäuschen und Urlaubskoffern. Sie sind überall, in aller Welt – Spielkarten aus Altenburg. Seit Jahrhunderten wird hier gereizt und gespielt, gemischt und gegeben. Wer Skat hört, denkt zuerst an Altenburg. Wer Skat spielt, kennt die Ostthüringer Stadt sowieso. Denn hier wurde vor 200 Jahren der Skat erfunden. Und gespielt wird er natürlich auch noch in den Skatvereinen, die sich derzeit wieder auf die Spieltage der Skatligen vorbereiten.
    An ihren Tischen ist Skat Sport. Da geht es um Pokale und Meisterschaften. Die Spieler geben und stechen natürlich mit Spielkarten aus Altenburg. Seit 500 Jahren werden sie in der Stadt hergestellt, erst in kleinen Werkstätten und Druckereien, dann industriell. Heute ist die Spielkartenfabrik einer der größten Arbeitgeber der Stadt und hat noch nie so viele Spiele und Spielkarten geliefert wie im Corona-Jahr 2020. Altenburg spielt mit offenen Karten, wenn das mobile Spielcafé auf der „Spielfläche“ parkt.
    Direkt auf dem Markt rollen dann auch die Würfel und es werden Spielsteine gesetzt, um neue Spiele und Karten zu testen. Christine Büring packt neuaufgelegte Quartett-Schätze aus. Sie will Spiel und Spielen noch mehr in der Stadt verankern. In Altenburg gab es das erste Spielkartenmuseum der Welt und 2026 soll die „Spielewelt“ öffnen – ein Museum, eine Spielwiese, ein Spielearchiv. Florian Voß hat die Vorhaben im Blick. Auch Gerd Matthes sammelt und erforscht seit 40 Jahren Spielkarten, die Expertise des ehemaligen Marketingmanagers der Spielkartenfabrik ist bei privaten und musealen Sammlern gefragt.
    Die Aktion Stadtmensch ist unterwegs und sprüht in der Stadt Symbole, die Touristen auf einen Spielkartenpfad locken sollen. Altenburg hat vergessene Skat-Plätze und setzt auf Spiel-Forschung. Auf dem Brühl plätschert der Skatbrunnen und am Roßplan tagt das Internationale Skatgericht. Ganz schön viel spielerische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bei „Der Osten – entdecke, wo du lebst“ aus der Spielkartenstadt Altenburg. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.10.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 12.10.2021ARD Mediathek
  • Folge 410 (45 Min.)
    Noch in den 1980er Jahren galten Feldhamster hierzulande als Plage. Hamsterbauten wurden vergast und es gab Prämien für jedes gefangene Tier. Heutzutage ist der Feldhamster eines der seltensten Tiere Europas und seine Tage scheinen in Deutschland gezählt. „Wir schauen dem Feldhamster gerade beim Aussterben zu“, sagt der Biologe Ubbo Mammen. „Der Hamster wird, wenn es so weiter geht wie bisher, in den nächsten 15 Jahren in Deutschland ausgestorben sein. Und es gibt Modellierungen, dass der Hamster bis 2050 sogar weltweit ausgestorben ist.“ In vielen Bundesländern gilt er bereits als ausgestorben.
    Die stärksten Bestände lassen sich neben Thüringen und Hessen vor allem in Sachsen-Anhalt noch finden. Und nirgendwo in Europa fühlen sich die bis zu ein halbes Kilogramm schweren Nager so wohl wie in der Magdeburger Börde. Die als Kornkammer Deutschlands bekannte Region bietet den Tieren üppige Nahrungsquellen. Die schweren SchwarzerdeBöden eignen sich perfekt zum Bau unterirdischer Vorratskammern. Unglaubliche Mengen an Getreide werden dort eingehamstert als Nahrung für die Winterzeit: ein Tier schafft bis zu einem Zentner! Jahrzehntelang bestimmten die Tiere damit auch das Leben auf den Dörfern, regierten und dirigierten die Landwirtschaft, entschieden über Ernten und Missernten.
    Trotzdem arrangierten sich die Bäuerinnen und Bauern mit den Feldhamstern, denn ihre Felle zählten weltweit zu den wertvollsten der Pelzindustrie. So war die Hamsterjagd bis zum Ende der DDR eine lukrative Einnahmequelle. Allein im Bezirk Magdeburg gab es über 400 Hamsterfänger, die jährlich mehr als 2 Millionen Tiere erlegten. Gleichzeitig war das Fangen und Ausgraben der Hamsterbaue eine beliebte Freizeitbeschäftigung für Groß und Klein.
    „Als Kinder haben wir in den Sommerferien den ganzen Tag lang Hamster gefangen. Die Felle wurden verkauft, das Getreide aus den Hamsterbauen an unsere Hühner verfüttert“, erinnert sich Reinhard Falke, Bürgermeister von Ummendorf. „Der Feldhamster ist in unserer Region ein Stück Kultur. Er gehört zur Börde einfach dazu.“ Nach 1990 ändert sich das. Die Jagd auf die Tiere wird verboten, Hamsterfänger werden arbeitslos und anders als erwartet steigen die Hamsterbestände nicht an, sondern rutschen fast explosionsartig in den Keller.
    Nach Schätzungen des NABU ist der Bestand um 99 Prozent zurückgegangen. Ein Hauptfeind ist die moderne Landwirtschaft. Die Umstellung von Sommer- auf Wintergetreide, der Einsatz von Pestiziden und die schnelle Bearbeitung mit sehr großen und effizienten Maschinen lassen dem Feldhamster nur noch wenig Spielraum zum Leben. Ihm mangelt es an Deckung vor Feinden und an Zeit, Vorräte für den Winter anzulegen. „In der Landwirtschaft ist es ähnlich wie beim Eigenheimbau. Es muss alles schnell gehen, sauber sein und blitzeblank aussehen.
    Für den Hamster ist das das große Problem“, meint Kay Brüggemann, Landwirt in der Magdeburger Börde. Mittlerweile wird von Naturschützerinnen und Naturschützern sowie in der Wissenschaft an Szenarien gearbeitet, die letzten noch freilebenden Feldhamster zu fangen, um so zumindest noch das Genpotential der Tierart zu erhalten. Die Reportage geht auf Spurensuche nach den letzten Feldhamstern der Magdeburger Börde, spricht mit ehemaligen Hamsterfängern und zeigt, wie nicht nur Naturschutzengagierte, sondern auch viele in der Landwirtschaft um die Rettung der letzten Tiere kämpfen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.11.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 26.10.2021ARD Mediathek
  • Folge 411 (45 Min.)
    „Wir waren nicht streng religiös, dennoch haben wir uns als Juden gefühlt – nicht nur, weil es in unseren Pässen stand“, sagt Elena Tanaeva. Ihre Familie habe viele jüdische Traditionen weitergeführt, kein Schweinefleisch gegessen, Milch und Fleisch immer getrennt gekocht. Jetzt sei sie hier in Dresden und Mitglied der Jüdischen Gemeinde, hier fühle sie sich sicher, sicherer jedenfalls als in St. Petersburg, in Russland. Der latente Antisemitismus sei dort noch deutlicher präsent als in Deutschland. „Hier werde ich beschützt, hier gibt es Gesetze, die für jedermann verpflichtend sind“, erklärt sie.
    Elena Tanaeva gehört zu der großen russischen Community, die sich regelmäßig im Gemeindehaus der Neuen Synagoge Dresden trifft. Als am 9. November vor 20 Jahren das Gotteshaus am Dresdner Hasenberg eingeweiht wurde, schaute die ganze Welt auf Dresden. Es war der erste Neubau eines jüdischen Gotteshauses seit der politischen Wende. Vor 1933 zählte die Jüdische Gemeinde zu Dresden bis zu 5.000 Mitglieder. Bei Kriegsende 1945 lebten weniger als 50 Juden in der Stadt. Heute sind es inzwischen 730, die meisten kommen aus der ehemaligen Sowjetunion.
    Ursula Philipp-Drescher ist über die Musik zum jüdischen Glauben gekommen. 248 Gebote und 365 Verbote – sich an alles zu halten, ist ganz schön schwer, erklärt sie. Sie leitet den Synagogenchor und führt regelmäßig Besucherinnen und Besucher durch das Gotteshaus. Dabei erzählt sie auch die Geschichte der alten Semperschen Synagoge, die 1938 von der SA in Brand gesetzt wurde. Ein mutiger Feuerwehrmann rettete damals den Davidstern und versteckte ihn auf dem Dachboden vor den Nazis. Valentina Marcenaro kam 1998 aus Italien in die Elbestadt.
    Eigentlich wollte sie nur ihre Deutschkenntnisse verbessern. Inzwischen hat sie hier eine Familie gegründet und organisiert jüdische Feste in Dresden. Ihr Lieblingsfest aber sei der Schabbat jeden Freitag. „Der Schabbat, der ist mir heilig, das ist Primetime mit meiner Familie“, erzählt sie. Dass es draußen längst dunkel ist und sie eigentlich nicht mehr in der Küche stehen dürfte, ficht sie nicht an. Valentina Marcenaro bezeichnet sich als Kulturjüdin: „Im Judentum muss man sich nicht immer nur streng an Regeln und Bräuche halten. Jeder hat die Freiheit, so zu leben, wie er will, wie er es für richtig hält.“ (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.11.2021MDRDeutsche Online-PremiereSo 07.11.2021ARD Mediathek
  • Folge 412 (45 Min.)
    Wer Adrenalin braucht, ist hier genau richtig – an der mit 106 Metern höchsten Staumauer Deutschlands. 415 Meter ist sie lang, an der Krone mehr als 12 und an der Basis rund 78 Meter breit: die Mauer der Rappbode-Talsperre. Das monumentale Bauwerk im Harz staut die Flüsse Hassel und Rappbode. Gebaut wurde der graue Gigant in den Anfangsjahren der DDR. Heute sichert sie nicht nur die Trinkwasserversorgung der Region, sondern ist auch ein unvergleichlicher Action-Ort – mit Hängebrücke und Mega-Zipline. Ausgedacht haben sich das zwei bodenständige Harzer, die Brüder Maik und Stefan Berke.
    „Wir wollten nichts Klassisches machen,“ so Maik Berke. „Ja, das Wandern ist des Müllers Lust und Jodeln. Wir haben gesagt: Wir machen was, was raussticht aus der Masse. Und so haben wir Harzdrenalin erfunden“ „Wir können es heute Glaube nennen. Ich würde es Naivität nennen. Wir sind da so blauäugig rangegangen, haben gesagt, wir probieren es jetzt einfach, wir machen das. Und heute noch sagen viele, sie hätten wetten können, dass in diesem Tal niemals ein Seil hängen wird.“ Der Film führt auch in das klaustrophobische Innere des Giganten. Besonders ganz unten, im Fundament, spürt ein Mann den tiefen Respekt vor den Erbauern und ihrer Vision von Trinkwasserreservoir und Hochwasserschutz: Burkhard Henning, Chef der Talsperren Sachsen-Anhalts.
    „Ich bin gerne ganz unten, man ist ja praktisch weit unter dem Wasserspiegel. Man weiß, dass das gesamte Bauwerk über einem thront und dass hinter einem diese große Wassersäule steht mit über 80 Metern. Das ist schon so ein tolles Gefühl. Welchen Mut, welche Verantwortung die Konstrukteure und die Bauleute damals auf sich genommen haben, das zu bauen … Das haben die Altvorderen ganz toll errichtet.“ Fast hätte er nach der Wende seine Talsperre an amerikanische Investoren verloren.
    Hinter der Mauer, auf dem schwarzen Wasser der Rappbode, eine kleine, künstliche Insel, wackelnd im Sturm. Hier forscht der Ökologe Karsten Rinke vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Magdeburg auf einem einzigartigen Seewasser-Observatorium, was Erderhitzung und Wassermangel mit der Rappbode-Talsperre machen. „Vier Grad ist das Wasser an der Oberfläche der Rappbode wärmer geworden in den letzten 25 Jahren. Das ist eine relativ hohe Zahl. Das können wir übrigens nur sagen, weil es so gute Messdaten gibt, sehr, sehr lange Messreihen.
    Zu DDR-Zeiten hat man gleich mit dem Beginn des Einstaus in den frühen sechziger Jahren mit dem Messprogramm begonnen. Da hat keiner zwischendurch das Programm eingestampft. Für uns Forscher ist die Rappbode Talsperre deshalb ein extremer Glücksfall, einzigartig in Deutschland.“ Drei Geschichten, drei Helden, die mit der Talsperre eng verbunden sind. Spektakuläre Bilder erzählen vom Mut der Erbauer, vom Klimawandel, von globalen Finanzströmen, von Heimatliebe, Zweifel und Thrill. Der Film zeigt auch Archivaufnahmen vom Bau dieses einmaligen Talsperren-Systems. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.11.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 09.11.2021ARD Mediathek
  • Folge 413 (45 Min.)
    Wer kennt sie nicht mehr, die Bambina, die Edelbitter oder die Schlager-Süßtafel? Fünfundachtzig Prozent der Tafelschokolade in der DDR kamen aus einer Fabrik: dem Schokoladenwerk Rotstern in Saalfeld. Doch schon lange zuvor hatte ein Thüringer das Werk groß und berühmt gemacht. Der Unternehmer Ernst Hüther entwickelte es unter dem Namen Mauxion zum bedeutendsten Arbeitgeber der Stadt. Seit 120 Jahren wird in Saalfeld Schokolade produziert, heute und bis heute ist der markante Gebäudekomplex am Ufer der Saale eine Industrie-Ikone der Region.
    Produktionsleiter Achim Kämmer ist in der Schokoladenfabrik, die heute zum Unternehmen Stollwerck gehört, dafür verantwortlich, dass von der Anlieferung der Kakaomasse bis zur Verpackung der fertigen Leckereien alles reibungslos läuft. In Spitzenzeiten werden hier täglich bis zu 150 Tonnen Schokoladenerzeugnisse hergestellt. Ein regelmäßiger Stresstest ist die Weihnachtsproduktion, welche die Belegschaft schon seit Sommer in Atem hält.
    Almut Wagner, bis 2016 Werksleiterin der Saalfelder Schokoladenfabrik erforscht nach ihrer Pensionierung die bewegte Geschichte der Fabrik. Bereits 1901 wurde hier von den Gebrüdern Mauxion eine Schokoladenproduktion begründet. Doch es war der schillernde Unternehmer Ernst Hüther, der das Werk nur wenig später zu einem florierenden Unternehmen ausbaute, zu dem bald zahlreiche Zulieferbetriebe, Werkswohnungen, eine große Fahrzeugflotte und mehrere Hotels gehörten, und das in den 1920er-Jahren bis zu 1.800 Angestellte beschäftigte. In der DDR wurde aus Mauxion der VEB Rotstern – ein Schwergewicht der ostdeutschen Schokoladenherstellung, dessen Kollektive so manche Engpässe meistern mussten, um die Republik auch in schwierigen Zeiten mit Süßigkeiten zu versorgen.
    Der Schokolade verdankt Saalfeld eine Vielzahl von außergewöhnlichen Orten. So bildet der 20 Hektar große Bergfried-Park mit der Villa des Schokoladenfabrikanten Hüther ein original erhaltenes Beispiel der Architektur- und Gartenkunst der 1920er-Jahre. Über der Stadt Saalfeld erklingen regelmäßig die Glockenklänge eines Carillons, welches einst mit den Erlösen aus der Schokolade erbaut wurde. Und das malerische Schloss Wetzelstein, das fast 70 Jahre lang Werksangehörigen Wohnraum bot, ist heute ein liebevoll saniertes Hotel mit verwunschenen Parkwegen und einer eigenen Bergwerksgrotte.
    Der Film von Rolf Sakulowski spürt den Geheimnissen der Schokoladenstadt Saalfeld nach und entdeckt dabei weit mehr als süße Gaumenfreuden. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.11.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 16.11.2021ARD Mediathek
  • Folge 414 (45 Min.)
    Frank Krause vom Uhren- und Schmuckatelier Möckel in Schneeberg
    Kennen Sie die drei Weltwunder von Schneeberg? Das wären erstens der herrliche Bergmannsdom St. Wolfgang mit seinem dreiflügeligen Altar von Lukas Cranach. Der wurde von den Schneebergern im zweiten Weltkrieg gerettet, während es im Gotteshaus schon krachte und brannte. Der Wiederaufbau der Natursteinkirche ist eine Geschichte, die der Auferstehung der Dresdner Frauenkirche gleichkommt. Das zweite Wunder: die geschnitzte singende und tanzende Dorfkirmes im Museum für bergmännische Volkskunst Schneeberg. Das aber eigentlich sowieso nur voller Wunder ist.
    Es beherbergt die größte Sammlung an Weihnachtsbergen und mechanischen Bergwerken weltweit. Die Pyramiden dort fallen in XXL aus. Geöffnet hat das Museum natürlich ganzjährig. Und das sind drittens all die wunderbaren Menschen, die so fleißig wie findig schaffen, die im Sommer schöne Dinge bauen, die dann Weihnachten unter den Baum gelegt werden können. Zum Beispiel Nils Bergauer, der aus feinstem Ziegenleder von Hand Handschuhe, echte Handschmeichler, näht. Oder die Uhrenmanufaktur Möckel, in der der Meister vom kleinsten Zahnrädchen bis zur Platine alles selbst fertigt.
    Und zwar in Glashütter Qualität! Überhaupt ist in Schneeberg eigentlich immer Weihnachten. Selbst im Juli. Da halten sie dort mit dem sogenannten Bergstreittag eine Bergparade ab, marschieren die Traditionsknappen in St. Wolfgang ein. Und am Markt schnitzt Lars Neubert derweil hüfthohe Holzfiguren – einen Engel zur Geburt eines Mädchens und einen Bergmann, wenn ein Junge auf die Welt kommt. Und in der Sternwarte suchen sie den Weihnachtsstern, den Stern von Bethlehem. Und finden ihn sogar.
    Das fünfeinhalb Jahrhunderte zählende Schneeberg im Erzgebirge. Was für eine Bergstadt, um nicht zu sagen: eine ganzjährige Weihnachtsstadt, quasi eine ewige Weihnachtsstadt. Am Samstag vor dem 1. Advent wird in Schneeberg „gelichtelt“, da gehen – und wirklich erst dann – alle Lichter in den Fenstern der Stadt an. Manche Familie bereitet in diesem ersten, ganz frühen Weihnachtsglanz ihren Stollenteig „drham“ noch selber. Und die Bäckerin um die Ecke bäckt die Stollenleiber aus. Wer das nicht glaubt, sollte diesen Film sehen. Und wer es glaubt, der auch! (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.11.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 23.11.2021ARD Mediathek
  • Folge 415 (45 Min.)
    Liebevoll handgemacht und mit jedem Jahr wertvoller – dafür steht der weltbekannte Ortsname „Seiffen“ als Gütesiegel. Im Ort ist die Familie Werner eine feste Größe. Drei Brüder tragen in drei Manufakturen das Erbe ihres Vaters Walter Werner in die heutige Zeit. Christian ist Spezialist für die weltweit einmaligen Reifentiere, Wolfgang spezialisiert auf hochwertiges Holzspielzeug und Siegfried berühmt für seine Holzfiguren .
    Seiffen – das ist das Dorf der Spielzeugmacher. Rund 140 Handwerksbetriebe schicken von hier ihre Qualitätsware in alle Welt. In den kommenden Jahren steht ein Generationswechsel an. Der Film zeigt, wie der Spielzeugmacher-Nachwuchs kreative Ideen ins Erzgebirgische Weihnachtsparadies bringt. Engel und Bergmann, Reifentiere, Nussknacker, Räuchermännchen – kein Fest ist ohne den romantischen Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge vorstellbar. Liebevoll handgemacht und mit jedem Jahr wertvoller – dafür steht der weltbekannte Ortsname Seiffen als Gütesiegel.
    Im Ort ist die Familie Werner eine feste Größe. Drei Brüder tragen in drei Manufakturen das Erbe ihres Vaters Walter Werner in die heutige Zeit. Christian ist Spezialist für die weltweit einmaligen Reifentiere, Siegfried berühmt für seine Holzfiguren und Wolfgang spezialisiert auf hochwertiges Holzspielzeug. Die Geschichte ihrer Familie ist exemplarisch für den ganzen Ort. Mit Mühe retten die Werners ihre Selbständigkeit durch die DDR, müssen sich nach der Wende im harten Konkurrenzkampf behaupten.
    Jetzt sind die drei Brüder eigentlich schon im Rentenalter und suchen verlässliche Nachfolger. Nur Christians Sohn Andreas wird die Linie Werner weiterführen. Wolfgang und Siegfrieds Kinder steigen dagegen nicht in den väterlichen Betrieb ein. Wie ihnen geht es vielen kleinen und mittleren Werkstätten in Seiffen. Erste Schließungen drohen. Dem Sterben des „Spielzeugwinkels“ stellt sich die Initiative Denkstatt Erzgebirge entgegen.
    Mit frischen Ideen wollen sie junge Menschen für das Handwerk begeistern, Werkstätten mit jungen Kreativen zusammenbringen, bei Neuansiedelungen oder Übernahmen unterstützen. Auch in der einzigen Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule der Welt geht es um die lebendige Tradition. Jahr für Jahr wachsen die Klassen und auch immer mehr Mädchen begeistern sich für die Arbeit an der Drechselbank. Wie sie das Gesicht des Weihnachtsorts in Zukunft verändern wollen, erzählen sie in „Seiffen – Generationswechsel im Weihnachtsdorf“. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.12.2021MDRDeutsche Online-PremiereDi 30.11.2021ARD Mediathek

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