Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1 (45 Min.)
    Viele kleine und große Herrscher im damaligen Südwesten wollen in der Zeit des Barock durch Schönheit, Pracht und Protzerei die eigene Macht und Herrlichkeit hervorheben und sich von den anderen Herrschern aber auch vom eigenen Volk absetzen. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. hatte es in Versailles vorgemacht und sich ein prachtvolles neues Schloss gebaut. Die barocken Herrscher im deutschen Südwesten wollten da nicht nachstehen und so bauten auch sie neue Residenzen. Wie das opulente und vergnügungssüchtige Leben an den Höfen aussah, machen sorgfältig ausgestattete Reenactments anschaulich.
    Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach gründete 1715 gleich eine eigene Stadt: Karlsruhe. Noch heute erkennt man das geometrische Prinzip des Grundrisses. Vom Schlossturm gehen strahlenförmig in exakt gleichmäßigem Abstand und Winkel 32 Straßen in alle Himmelsrichtungen. Eine 3D-Animation verdeutlicht die Entwicklung von der Planung bis zur Fertigstellung der Fächerstadt. Überhaupt hatte das Vermessungs- und Bauwesen Hochkonjunktur, gab es doch damals 250 selbständige Territorien im Südwesten.
    Es war eine Zeit des Aufbruchs nach den langen, dunklen Jahren des 30-jährigen Krieges. Durch den barocken Bauboom blühte die Handwerkskunst, wie zum Beispiel die schwierige Herstellung von Scheinmarmor, der für die Gestaltung von weltlichen und sakralen Bauten benötigt wurde. Heute beherrschen nur noch wenige Experten diese Technik, wie Orestes Klöble, der uns im Film in diese hohe Kunst einweiht. Die repräsentativen Gärten an den Fürstenhöfen benötigten neben unzähligen Gärtnern und Hilfskräften auch erfahrene Ingenieure für die im Barock so beliebten Wasserspiele.
    Und tatsächlich: Die Wasserspiele im Schwetzinger Schlossgarten funktionierten – anders als das Vorbild in Versailles – zwölf Stunden am Tag. Daneben gab es auch die kleineren Genüsse: Tabak und Kaffee wurden auch im Südwesten zu begehrten, wenngleich noch teuren Begleitern des Alltags. Wer sich echten Kaffee nicht leisten konnte, experimentierte mit Ersatzstoffen. Die Moderatorin Lena Ganschow macht mit Hilfe eines erfahrenen Kaffeerösters einen erstaunlichen Geschmackstest. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.08.2015SWR Fernsehen
  • Folge 2 (45 Min.)
    Nach der Reformation und dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg zeigte die katholische Kirche, wozu sie wirtschaftlich und künstlerisch in der Lage war. Die barocke Pracht der neuerbauten Kirchen sollte die Gläubigen beeindrucken und im Schoß der katholischen Kirche halten oder sie sogar dorthin zurückführen. Eine der vielen barocken Kirchen ist die Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau“ in Steinhausen in Oberschwaben. Sie wird oft die „schönste Dorfkirche der Welt“ genannt. Um die Innenarchitektur filmisch optimal zur Geltung zu bringen erhielt das Team erstmals die Genehmigung, Flugaufnahmen innerhalb der Kirche zu machen.
    Das ferngesteuerte Fluggerät mit 16 Rotoren und Spezialkamera schwebte von der Orgelempore zum Altarraum und lieferte spektakuläre Bilder. Die barocken Architekten und Kirchenmaler waren Meister des trompe l’oeil, also der Kunst, das Auge zu täuschen. In den barocken Kirchen sind überall optische Tricks zu finden, die Räume größer und höher aussehen lassen und Gewölbe scheinbar zum Himmel öffnen.
    Zwei junge Street-Art-Künstlerinnen zeigen im Experiment auf dem Vorplatz des Klosters, wie das funktioniert. Vor der Klosterpforte von Schussenried gelingt es ihnen, mit geschicktem Einsatz von hell-dunkel Kontrasten und den perspektivischen Verzerrungen eine Dreidimensionalität vorzutäuschen, wo es keine gibt. Doch anders als die barocken Meister malen sie ein Bild nach unten, Richtung „Hölle“. Aber die ungeheure Pracht und der Luxus der Wenigen waren teuer erkauft.
    Nicht zuletzt bezahlt mit dem Verkauf junger Rekruten an Kriegsherren anderer Länder. Beispielhaft für diese Schicksale begibt sich der Film auf die Spuren des pfälzischen Metzgerssohnes Georg Daniel Flohr, der im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfen musste. Sein Landesherr, der Herzog von Zweibrücken, hatte ihn kurzerhand an die französische Armee verkauft, die den Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner gegen die Briten unterstützte. Und so geriet er vom kleinen Pfälzer Dorf in die große Weltgeschichte. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.08.2015SWR Fernsehen

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