2015, Folge 417–429

  • Folge 417 (52 Min.)
    Acht junge Briten leben als Einsiedler auf Bird Island. Eineinhalb Jahre werden sie ohne schnelles Internet, ohne Arzt oder Bäcker und ganz auf sich gestellt sein. Nur zweimal im Jahr kommt ein Versorgungsschiff vorbei. Bird Island ist eine nur vier Quadratkilometer kleine Vogelinsel vor der Küste Südgeorgiens und einer der stürmischsten und tierreichsten Plätze der Erde. Dort ist die Natur tatsächlich noch unberührt. Hunderttausende Pinguine und Albatrosse nisten auf dem subantarktischen Eiland, unbeeindruckt von den neugierigen Blicken der wenigen Menschen, die sich dort aufhalten dürfen.
    Für die acht Frauen und Männer, die auf Bird Island für den British Antarctic Survey forschen, geht ein Lebenstraum in Erfüllung. Es gibt kaum einen besseren Ort auf der Erde, um Seevögel zu beobachten. Dafür nehmen sie Arbeit bei Schnee und Sturm in Kauf und eine monatelange Isolation. Selbst ihre Kollegen auf der 1.000 Mal größeren Nachbarinsel Südgeorgien bleiben für sie unerreichbar. Nur 500 Meter Südpolarmeer trennen beide Inseln. Doch für Vögel und Menschen liegen Welten dazwischen. Robben- und Walfänger haben nicht nur Südgeorgiens Tierwelt geplündert, sondern auch Ratten eingeschleppt.
    Die Nager bedrohen die Vogelwelt. Ohne sie würden hier vermutlich 90 Millionen Tiere mehr nisten als heute. Mit der bisher größten Rattenausrottung aller Zeiten versucht ein Biologen-Team, Südgeorgiens Natur in ihren „Urzustand“ zu versetzen und damit in den wichtigsten Vogelbrutplatz der Südhalbkugel. „360° Geo Reportage“ begleitet die Arbeit der Vogel-Forscher auf Bird Island und den Kampf der Vogel-Retter auf Südgeorgien. Dazu war das Filmteam mehr als drei Monate vor Ort. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.09.2015arte
  • Folge 418 (52 Min.)
    Missionare machten vor knapp 50 Jahren Basketball bei den Triquis im Bundesstaat Oaxaca populär. Aus Mangel an Freiflächen in den Kiefernwäldern des Hochlands kam Fußball nicht infrage. Jedes Kind wächst dort heute mit diesem Sport auf, Jungen wie Mädchen. Deysi Martinez ist ein Ausnahmetalent. Dank ihres Talents und ihrer guten Noten geht sie seit eineinhalb Jahren auf ein Sportinternat in der Hauptstadt Oaxaca. „360° Geo Reportage“ hat sie besucht. Deysi dribbelt den Ball im Slalom über den Betonboden, von vorne kommt Angriff, die 13-Jährige hat keine Zeit zum Überlegen, wie ein Pfeil schießt sie nach oben, wirft den Ball in den Korb und landet mit einem dumpfen Geräusch.
    Deysi gehört zu den besten Basketball-Spielerinnen Mexikos, zumindest in ihrer Altersgruppe. Sie ist kleiner als ihre Konkurrenten in anderen Regionen und spielt meist barfuß, wie alle Triquis, eine kleine indigene Minderheit im Südwesten Mexikos. Etwa 38.000 von ihnen gibt es noch, ein Drittel der Erwachsenen sind in die Vereinigen Staaten ausgewandert, die meisten illegal. Zurück geblieben sind Alte, Frauen und Kinder. Auch Deysis Vater lebt seit rund drei Jahren in Washington, wo er als Erntehelfer arbeitet, für weniger als den Mindestlohn. Er war selbst Kapitän einer Basketballmannschaft.
    Die Tochter hat sein Talent geerbt. Das hat auch Sergio Ramirez Zúñiga erkannt. Der Trainer hat den Casa Club gegründet, eine Sportakademie, in der Triqui-Kinder gefördert werden. Die harte Schule des Trainers hat zu ersten Erfolgen geführt. Einige der jungen Spieler haben Stipendien, Sprachkurse mit Bildungsreisen, in Amerika und Europa erhalten. Auch Deysi hat diesen Traum. Zusammen mit anderen Mädchen und Jungen trainiert sie deshalb jeden Tag. Schon bald wird sie sich beweisen können: Eine Turnierreise durch den Bundesstaat Oaxaca steht an. Die Generalprobe für weitere Spiele in den USA. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.09.2015arte
  • Folge 419 (43 Min.)
    Riesenvogelspinnen waren für die Piaroa in den Regenwäldern Venezuelas schon immer besondere Tiere. Während der Regenzeit sind sie eine wichtige Nahrungsquelle. Für den Rest des Jahres dienen sie den Schamanen des Volkes als Vermittler zwischen den Toten und den Lebenden. Doch mit der Christianisierung der letzten Stämme schwindet auch die Macht der Schamanen. Und mit ihnen die Rolle der Spinnen. Es ist früher Morgen im Regenwald. Eine Gruppe von Einheimischen pirscht durch das Unterholz auf der Suche nach Spinnen. Die Feuchtigkeit der letzten Tage regt die Aktivität der Tiere an. Die Riesenvogelspinnen mit einer Beinspannlänge von bis zu 30 Zentimetern leben unter der Erde in Höhlen und in Baumstümpfen.
    Sie herauszulocken erfordert Geduld und Erfahrung. Durch die nervösen Bewegungen mit einem Lianenstängel imitieren die Piaroa ein Insekt, das sich vor der Höhle aufhält und eine Beute sein könnte. Die trotz ihrer acht Augen fast blinden Vogelspinnen besitzen hochempfindliche Tasthaare an ihren Füßen, die auf kleinste Erschütterungen reagieren und so lokalisieren, wo genau sich die Beute befindet. Zu den Jägern gehört auch José, dessen Vater einer der letzten Schamanen der Piaroa ist.
    Etwa 15.000 dieser indigenen Einheimischen gibt es noch. Christianisierung und alternative Lebensentwürfe drängen die Bräuche der Piaroa zunehmend zurück. José ist einer der letzten jungen Männer, die den Beruf des Schamanen erlernen wollen. Neben einem geschulten Körper und Geist gehört die genaue Kenntnis der einheimischen Natur zu seinen Aufgaben. Seit Jahren bereitet sein Vater ihn darauf vor. Wird es José gelingen, die Tradition seines Volkes in die Moderne zu retten? Trotz Missionierung, Abwanderung der Piaroa in die Städte und der Vereinnahmung des Regenwaldes durch internationale Pharma-Konzerne? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.09.2015arte
  • Folge 420 (52 Min.)
    Nor Yauyos Cochas ist das erste Landschaftsschutzgebiet Perus. Es liegt rund 140 Kilometer Luftlinie südöstlich von Lima im Hochland, und mitten darin, auf 3.300 Meter Höhe, das Dorf Laraos. Bewohner und Häuser sind ein wenig in die Jahre gekommen. Der Verfall ist überall spürbar, auch in den atemberaubenden Terrassenlandschaften, die sich gleich hinter dem Dorf in die Höhe stapeln: ein architektonisch und agrarwirtschaftlich unschätzbares Erbe aus der Vor-Inka-Zeit. Pflanzen und natürliche Gegebenheiten wurden hier nach Sonne und Mond ausgerichtet und durch ein weit verzweigtes Bewässerungssystem zum Leben erweckt.
    Hier wachsen die „papas nativas“, die sogenannten Urkartoffeln. Die Bauern hegen große Hoffnungen in diese alten Sorten. Sie könnten die Ernährungssicherheit der Großstädte Perus garantieren und gleichzeitig ihre Zukunft im Hochland sichern. Wenn Ruth Cuevas durch Laraos geht, ist sie glücklich. Nachdem sie 25 Jahre in Lima gelebt hat, ist sie hierher in ihr Dorf zurückgekehrt und beteiligt sich aktiv an der Gestaltung des Dorflebens.
    Eine gesunde Erde, reines Wasser, unbehandelte Kartoffeln in einer Formen- und Farbenvielfalt, wie man sie sonst nirgends kennt – diesen Dingen gehört ihre Liebe. Und all das könnte auch die Zukunft des Dorfes sichern, wenn Abnehmer für die Agrarprodukte gefunden werden und Touristen die Terrassenlandschaft als Ziel entdecken. Doch benachbarte Minen und fehlende Vertriebsstrukturen gefährden dieses einzigartige Erbe der andinen Agrarwirtschaft. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.10.2015arte
  • Folge 421 (43 Min.)
    Mehr als 30 Kinder leben in der Familie des Kambodschaners Sitha. Nur vier davon sind seine eigenen. Der Rest sind ehemalige Straßenkinder, welche die Familie adoptiert hat. Der Tag beginnt für Sitha um 5:30 Uhr. Dann muss er durch die Schlafräume gehen und alle Kinder seiner Familie wecken. Anziehen, Waschen und Frühstücken sind logistisch aufeinander abgestimmt, ebenso wie der Rest des Tages, um allen Kindern und ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Während die einen noch im Kleinkindalter sind, werden die Ältesten bald das Haus verlassen. Als vollwertige, gebildete Mitglieder der Gesellschaft, wie Sitha hofft. Aufgenommen hat er die meisten von ihnen als arme, mittellose Straßenkinder, die mit Betteln oder Stehlen versucht hatten, über die Runden zu kommen.
    Die Zahl der Straßenkinder in Kambodscha wächst, die Waisenhäuser platzen aus allen Nähten. Gerade in den Dörfern ist die Armut groß. Häufig können Eltern ihre Kinder nicht ernähren oder sich um sie kümmern. Die Kinder müssen dann entweder arbeiten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen oder sie werden komplett verstoßen und sind folglich auf sich allein gestellt. Immer wieder nimmt Sitha neue Kinder auf, auch wenn die finanziellen Anforderungen das Ehepaar längst an seine Grenzen gebracht haben. Dreijährige Zwillinge sollen die neuesten Familienmitglieder werden. Ihre Eltern starben an Tuberkulose. Doch wohin mit den beiden in dem ohnehin schon überfüllten Haus? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.10.2015arte
  • Folge 422 (52 Min.)
    Sonne, Sand, Hitze und jede Menge Wind – das karibische Klima auf Curaçao ist eigentlich nicht geeignet für die empfindlichen, in die Jahre gekommenen Autoklassiker. Doch ausgerechnet auf der Insel, die viele nur vom „Blue Curaçao“-Likör kennen, spielen Autos eine ganz große Rolle. Kein Wunder, dass es auf Curaçao den wahrscheinlich ältesten Oldtimerclub der Karibik gibt – den Wabi-Club. Bei den Clubtreffen kommen alle Mitglieder zusammen und präsentieren ihre liebevoll restaurierten Wagen. Ihr Erkennungszeichen ist das gelbe Polohemd. Es ist so gelb wie die Blüten des karibischen Wabi-Baums, nach dem der Club benannt ist. Regelmäßig treffen sich die Mitglieder des Wabi-Clubs, jenes ältesten Oldtimer-Clubs der Karibik, um einander ihre neuesten Anschaffungen zu präsentieren, Erfahrungen auszutauschen und mit Rat zur Seite zu stehen, wenn es um die Pflege der Modelle im heißen Klima geht.
    Es ist das letzte Treffen vor dem alljährlich stattfindenden großen Konvoi, der zum Flaggentag in zwei Wochen über die Insel rollen soll. Viele müssen ihre Oldtimer bis dahin noch fit machen. Auch Duarte Pita und Ranfor Nijdam wollen dann ihre neuesten Errungenschaften vorführen, Duarte einen MG von 1950, Ranfor einen Truck von 1949. Während Ranfor jedoch schon lange Zeit Mitglied ist, geht es für Duarte um die Aufnahme in den Club. Bis zum Flaggentag muss er aus seiner verrosteten Karosse ein flottes Auto gemacht haben. Keine leichte Aufgabe. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.11.2015arte
  • Folge 423 (43 Min.)
    Tag für Tag von Mai bis September werden im Schatten des Vesuvs rund hundert Hochzeiten zelebriert – doppelt so viele wie in Mailand. Zu einer neapolitanischen Hochzeit gehören oft auch Show-Auftritte von Femminielli – Männern, die als Frau leben. Einer von ihnen ist Gennaro De Vito, der sich schon immer als Frau fühlte und das auch auslebt. „360° Geo Reportage“ hat ihn beziehungsweise sie bei den Vorbereitungen für einen großen Hochzeitsauftritt begleitet. Ganze Straßenzüge in Neapel sind von Brautmode-Boutiquen gesäumt.
    Um ihr großes Fest in einem kitschigen oder auch edlen Schloss, auffliegende Tauben, Fotograf, Hubschrauber, Blumengirlanden, Feuerwerk, Traumkleider, siebenstöckige Torten und Edelbankette für mindestens hundert Gäste bezahlen zu können, verschulden sich viele Brautpaare weit über ihre Verhältnisse. Sogar eine Inszenierung des ersten Kusses und ihrer Liebesromanze lassen die Verlobten am Originalort oder in malerischen Kulissen am Golf und am Vesuv professionell und in jedem Detail nachfilmen. Giuseppe Pagliaro und seine Freundin Katia Mastropietro haben als Höhepunkt ihrer pompösen Feier einen Auftritt des Gesangstrios Le Coccinelle gebucht – mit drei sogenannten Femminielli.
    Diese Männer, die als Frauen leben, gelten in der Mythologie Kampaniens als Glücksbringer. Kopf des Trios ist Gennaro De Vito, der seit 60 Jahren in Neapels Altstadt lebt und von seiner Nachbarschaft geachtet wird. Leider hat sich seine Gruppe kurz vor der Hochzeit von Giuseppe und Katia zerstritten. Gennaro muss schnell einen Ersatz für die dritte Coccinella auftreiben. Dafür bleibt ihm nur ein Tag Zeit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.11.2015arte
  • Folge 424 (52 Min.)
    Im August 2014 hat die internationale Yoga-Gemeinde einen ihrer wohl wichtigsten Köpfe verloren – den Yoga-Meister B. K. S. Iyengar aus Indien. Er starb im Alter von 95 Jahren. Seine Lehre war es, die in den 50er Jahren in den USA und Europa einen Yoga-Hype auslöste, der bis heute anhält. Sein angesehenes Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute (RIMYI) in der indischen Stadt Pune ist Anlaufstelle für unzählige Kranke und Yoga-Schüler aus aller Welt. Denn Yoga ist in Indien nicht einfach Lifestyle oder Wellness, es gilt als landesweit respektierte Therapieform.
    Der Körper spiegelt den Geist, so lehren es weise Yogis. Millionen Inder folgen daher einem Yoga-Pfad, der ihren Körper reinigen und mit dem Geist in Einklang bringen soll. Die erstaunlichen Yoga-Figuren sollen aber auch schwer kranken Patienten Heilung bringen – darauf hoffen die Anhänger des Iyengar-Yoga wie Sunil Shirodakar. Der 62-jährige leidet an Leukämie. Vor vier Jahren wurde der Blutkrebs bei einem Routine-Check-Up seines Arbeitgebers festgestellt. Sofort nach der Diagnose begann eine medikamentöse Behandlung.
    Doch neben der Schulmedizin setzt Sunil auch auf Heilkräfte, die durch Iyengar-Yoga freigesetzt werden sollen – mit Hilfe bestimmter Körperhaltungen, sogenannter Asanas. Jeder Bewegungsablauf im Iyengar-Yoga wurde von dem 2014 verstorbenen Meister genau durchdacht und erprobt. Dazu benutzte er seinen Körper quasi als Versuchslabor, um jede Krankheit seiner Patienten zu verstehen und passende Yoga-Übungen zu entwickeln – so auch für Sunils Leukämie. Wird das Yoga-Programm bei Sunils Heilung tatsächlich helfen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.11.2015arte
  • Folge 425 (43 Min.)
    Seit über 30 Jahren ist David Robert Hau Chef-Ranger im Nationalpark Komodo. Keiner kennt die Insel und seine Bewohner – die riesig großen, drachenähnlichen Komodowarane – so gut wie er. David ist der einzige Ranger, der selbst in die entlegensten Winkel des Parks vordringt und auch andere gefährliche Tiere wie die javanische Speikobra aufspürt. Ein Kreuzfahrtschiff verlässt Komodo. In den letzten Jahren ist die indonesische Insel zunehmend beliebter bei Tourismusveranstaltern geworden. Eine Win-Win-Situation: Die Komodowarane garantieren Nervenkitzel bei den Besuchern aus aller Welt.
    Die dadurch eingenommenen Gelder ermöglichen sowohl dem Nationalpark als auch den Einheimischen, die vom Souvenir-Verkauf leben, ein gutes Auskommen. Bedingung ist, dass weder die Natur noch die Tiere gestört werden. Um das zu gewährleisten, sind die Nationalparkhüter im Einsatz. Chef-Ranger David Hau hat viel zu tun. Seit über 30 Jahren kontrolliert er die Bestände nicht nur der Riesenechsen, sondern auch anderer einheimischer Arten wie etwa der blauen Weißlippenbambusotter. Im Laufe der Jahre hat er sich so einen einmaligen Wissensschatz über das Verhalten und den Charakter der Tiere angeeignet, der ihm nun zugutekommt.
    Bei über tausend Passagieren pro Kreuzfahrtschiff können es die Ranger nicht dem Zufall überlassen, ob die Touristen die Warane sehen. Dies ist aber nötig, um ihnen das Aha-Erlebnis zu bieten. Folglich müssen David und sein Team die imposanten Tiere an einen speziellen Platz locken, wo sie jedoch nicht mit den Menschen aneinandergeraten dürfen. Denn auf den anderen Inseln gab es schon tödliche Bisse. Eine nicht immer einfache Gratwanderung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.11.2015arte
  • Folge 426
    Die 25-jährige Meiyun lebt im pulsierenden Kunming. Sie ist eine moderne, hübsche Frau – und doch findet sie keinen passenden Partner. Im China des 21. Jahrhunderts ist dies ein generelles Problem. Keine Zeit, zu viel Stress, der Job hat Vorrang und frisst das Privatleben auf. Meiyun kauft auf den Märkten der Hauptstadt Silberschmuck verschiedener Stämme, um diesen später von Zuhause aus per Internet weiterzuverkaufen. Damit kann sie ihre Familie finanziell unterstützen und sich ein Apartment leisten, das sie sich allerdings mit zwei anderen jungen Frauen und deren Kindern teilt.
    Auf Meiyung lastet ein hoher Druck. Denn sie entstammt dem Bergvolk der Hani, bei denen Mädchen traditionell früh verheiratet werden. Meiyuns Eltern erwarten von ihr, dass sie bald einen passenden Bräutigam findet. Die Mutter hat sogar schon das Brautkleid fertig genäht. Eine der wenigen Möglichkeiten, potenzielle Partner kennenzulernen, bietet das jährliche Kuzhazha-Fest, zu dem Meiyun zurück in ihre traditionsbehaftete Heimatstadt reist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.12.2015arte
  • Folge 427
    Taarab ist ein Stilmix, der die verschiedenen Kulturen Sansibars widerspiegelt, die Musik vereint europäische und afrikanische Instrumente wie Violine, Akkordeon und Trommeln mit der arabischen Kanun. Es ist Ramadan, und in einigen Wochen sollen die Frauen des Tausi Orchestra unter der Leitung von Mariam Hamdani beim dem wichtigsten Filmfestival Afrikas, dem Zanzibar International Film Festival (ZIFF), auftreten. Doch die Frauen sind müde, die muslimische Fastenzeit zehrt an den Kräften der Frauen und auch ihr musikalisches Können ist noch auf sehr unterschiedlichem Niveau.
    Viele von ihnen mussten persönlich einen hohen Preis dafür zahlen, Musik machen zu dürfen: wie Amina Omar, die sich sogar scheiden ließ, weil ihr Mann das Musizieren seiner Ehefrau nicht tolerieren wollte. Bis vor ein paar Jahren durften Frauen in der muslimisch geprägten Kultur Sansibars öffentlich keine Instrumente spielen und höchstens als Sängerinnen in Männerorchestern auftreten. Mariam Hamdani, die erste weibliche Journalistin Sansibars, wollte das ändern und gründete vor acht Jahren das Tausi Women’s Taarab Orchestra.
    Sie setzt sich mit ihrem Orchester erfolgreich für die Emanzipation von Frauen ein, von denen einige inzwischen sogar an der Musikakademie Sansibars studieren. Das stößt nicht bei allen Männern auf Begeisterung. Manche Imame, Väter oder Ehemänner meinen, Frauen, die öffentlich Musik machen, verstoßen gegen die Gesetze des Korans. Der Islam hat tatsächlich in den letzten Jahrzehnten immer mehr Einfluss auf das multikulturelle Leben Sansibars gewonnen. Und so ist der Fortbestand des Tausi Orchestra längst noch keine Selbstverständlichkeit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.12.2015arte
  • Folge 428 (43 Min.)
    François Pallandre ist Bergführer und hat die höchsten Gipfel der Welt erklommen. Ein Skiunfall ließ ihn sein Leben überdenken, und jetzt hat sein alter Mentor ihn überzeugen können, der Gilde der ältesten Bergführertruppe von Chamonix beizutreten. Diese wurde nach einem Unglück am Mont Blanc 1821 zur sozialen Absicherung der Bergführer und ihrer Angehörigen ins Leben gerufen. François Pallandre führt seine Klienten auf anstrengenden und gefährlichen Skirouten, gesäumt von verwehten Gletscherspalten, mehrere Meter hohen Türmen aus Gletschereis und schwierigen Schneeverhältnissen.
    Der Schwierigkeitsgrad der Route wird immer an die Fähigkeiten der Skifahrer und Klienten angepasst – für seine Arbeit braucht François Pallandre daher nicht nur beste technische und körperliche Voraussetzungen, sondern auch viel Menschenkenntnis. Die Ausbildung zum Bergführer dauert fünf Jahre – die Anwärter müssen eine harte Eintrittsprüfung bestehen, bei der selbst jene mit viel alpiner Erfahrung an ihre Grenzen stoßen oder sogar durchfallen. Auch in diesem Sommer werden es nur wenige schaffen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.12.2015arte
  • Folge 429 (43 Min.)
    Die Woiwodschaft Karpatenvorland ist im Vergleich zum polnischen Landesdurchschnitt eher dünn besiedelt. Viele Bewohner sind in den 60er und 70er Jahren hierhergezogen. In der Einsamkeit der Wälder war der Staatskommunismus weniger spürbar. Heute ist es eine der ärmsten Regionen der Europäischen Union, und die Menschen ziehen wieder fort, vor allem die Jugend sieht wenig Perspektiven. Doch nahe den Grenzen zur Slowakei und der Ukraine floriert eine kleine Ikonen-Werkstatt. „360° Geo Reportage“ hat sie besucht.Das Karpatenvorland hat im Laufe seiner Geschichte viele Herrscher erlebt: polnische Könige, Habsburger Kaiser, deutsche Besatzer, sowjetische Diktatoren. Was durch die Jahrhunderte Bestand hatte, war der starke Glaube seiner Bewohner.
    Die orthodoxen Einheimischen vom Volksstamm der Lemken schlossen sich nie der russisch-orthodoxen Kirche an, sondern blieben griechisch-orthodox oder griechisch-katholisch. Lemken leben inzwischen nur noch wenige im Karpatenvorland. Und doch haben sie viele alte Holzkirchen hinterlassen, die wie verzaubert in den Wäldern stehen und alle Veränderungen überdauert haben. Neben den Ikonen und den Kirchen steht die Region aber vor allem für die Tradition der Glasfertigung. Zwar befindet sich die großindustrielle Glasproduktion seit längerem im Niedergang – dafür aber blüht die Glaskunst im Kleinen. Das Glass Studio Habrat startet mit seinen kreativen Entwürfen gerade voll durch. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.12.2015arte

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