2013, Folge 367–379

  • Folge 367 (52 Min.)
    Ausgetrocknet von der Hitze des Sommers gehen in Australien jedes Jahr Tausende Hektar Eukalyptuswald in Flammen auf. Unzählige Tiere, die nicht schnell genug flüchten können, verbrennen. Zu den Opfern zählen immer auch Koalas, die in ihrem Bestand ohnehin stark gefährdet sind. Neben den Kängurus gehören sie zu den berühmtesten Beuteltieren des Kontinents. Und Feuer ist nicht die einzige Gefahr für die niedlichen Baumbewohner. Engagierte Australier kämpfen mittlerweile um das Leben jedes einzelnen Tieres. In speziellen Kliniken päppeln Tierärzte und freiwillige Helfer kranke Koalas wieder auf und bereiten sie auf ihre Auswilderung vor.
    Koala-Baby Neil lebt seit einigen Wochen bei seinen Pflegeeltern, einem älteren Ehepaar, im Badeort Port Macquarie an der Ostküste Australiens. Das Waisenjunge wurde ohne seine Mutter gefunden und ist etwa neun Monate alt. Es braucht noch viel Zuwendung und täglich seine Milch. Erst nach dem ersten Lebensjahr sind Koalas in der Lage, für sich allein zu sorgen. In Port Macquarie steht auch das erste Koala-Hospital Australiens. Ob Brandwunden oder Infektionen – seit dem Jahr 1973 finden hier alle verletzten, kranken oder verwaisten Koalas der Region ein vorübergehendes Zuhause.
    In den letzten Jahren stieg die Zahl der pflegebedürftigen Tiere stetig an. Nicht nur verheerende Waldbrände vernichten ihren Lebensraum. Auch die Ausbreitung der Städte, der Bau neuer Wohnviertel und Straßen verdrängen die Tiere aus ihrem Revier und schaffen zugleich neue Gefahren: Hunde und Autos gehören heute zu den „natürlichen“ Feinden der Koalas. Während in Australiens östlichen Bundesstaaten Queensland und New South Wales die Koalapopulationen stark gefährdet sind, gibt es in einzelnen Gebieten an der Südküste zu viele Koalas für den verbliebenen Lebensraum der Tiere.
    In der Region von Cape Otway fürchten Biologen sogar um den Baumbestand, weil die Koalas die meisten frischen Triebe der Eukalyptusbäume sofort abfressen. Gerne würden die Ranger die überzähligen Tiere umsiedeln, doch die scheinbar naheliegende Lösung funktioniert nicht. Koalas sind sehr standorttreu. Bis heute haben Wissenschaftler keine erfolgreiche Strategie entwickeln können, das Problem zu lösen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.09.2013arte
  • Folge 368
    Den größten Teil des Jahres leben die Bajau schon heute fest an einem Ort in Stelzenhäusern; bis der Ruf der See oder das Knurren der Mägen zu laut wird. Dann ziehen die Familien wieder mit ihren Booten und Harpunen hinaus aufs Meer. Hauptsächlich ernähren sie sich von dem, was die Natur ihnen bietet: Fisch und Meeresfrüchte. Sie verkaufen aber auch Muscheln, Seegurken und Trockenfisch. Ima und Musir rüsten ihr Boot für eine mehrtägige Fahrt. „Auf Pongkat gehen“ nennen sie es, wenn sie ihr Stelzendorf für einige Tage hinter sich lassen und gegen die türkis schimmernden Küstengewässer der einsamen Nachbarinseln tauschen. Dort leben sie tagelang auf dem Boot, genau wie ihre Vorfahren.
    „360° – Geo Reportage“ war mit an Bord. Das Dorf Kabalutan liegt im Norden Sulawesis auf den Togian-Inseln. Rund 3.000 Bajau sind hier zu Hause. „Feste Boote“ nennen sie ihre Häuser, die sie auf Pfählen im Meer errichten. Die Bajau fühlen sich an Land nicht wohl. Das Stelzendorf ist der Kompromiss, ihre Antwort auf das Drängen der indonesischen Regierung, alle Bürger sesshaft zu machen und den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Zum Glück braucht ein Bajau nur wenige Handgriffe, um sein Boot klar für die Pongkat-Fahrt zu machen. Dann geht’s hinaus in die Inselwelt des Togian-Archipels direkt am Äquator.
    Die Heimatregion der Bajau liegt im sogenannten Korallendreieck. Das Meer ist hier flach und extrem artenreich. Bei ihren Tauchgängen arbeiten Männer und Frauen gemeinsam. Traditionell geht es mit Harpune, Muschelmesser und meist ganz ohne Atemgerät in die Tiefe. Dabei schaffen es die geübten Taucher, dem Auftrieb zu trotzen und bis zu fünf Minuten unter Wasser zu bleiben. Ima, Musir und die anderen Seenomaden benötigen bei ihren Pongkat-Fahrten keine Seekarten oder Navigationsgeräte. Sie orientieren sich allein an den Unterwasserlandschaften und den Inseln. Hier, zwischen den Koralleninseln des Togian-Archipels, sind sie wirklich zu Hause – nicht an einem Fleck; sondern überall. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.09.2013arte
  • Folge 369
    Die zu Taiwan gehörende Insel Lanyu ist 45 Quadratkilometer groß und mit dichtem Regenwald bewachsen. Nur auf einem schmalen Küstenstreifen siedeln rund 2.500 Tao. Die wenigen Männer, die noch regelmäßig auf das Meer fahren, um Fliegende Fische zu fangen, sind inzwischen im Rentenalter. Nahezu die Hälfte der Tao, vor allem die jungen Menschen, hat Lanyu in den letzten Jahrzehnten verlassen, um auf Taiwans Hauptinsel Arbeit und ein besseres Leben zu finden. Aber neben wirtschaftlichem Stillstand bedroht noch etwas anderes die Insel und ihre Bewohner: Seit den 80er Jahren lagern an einem Strandabschnitt rund 100.000 Fässer mit radioaktivem Abfall.
    Wie stark die Belastung ist, weiß niemand. Syaman Vongayan ist 49 Jahre alt. Mehr als die Hälfte seines Lebens kämpft er gegen den Atommüll auf seiner Insel. Er ist Vorsitzender der Tao Foundation, einer Bürgerrechtsorganisation, die die Interessen der Tao gegenüber der taiwanischen Regierung vertritt. Obwohl der Atommüll schon lange auf Lanyu lagert, gab es noch nie eine umfassende unabhängige wissenschaftliche Untersuchung über die Belastung für Mensch und Umwelt. 2012 war es ein japanisches Expertenteam, das an verschiedenen Stellen der Insel im Erdreich erhöhte Strahlenwerte erfasst hatte.
    Taipower, der staatliche Energiekonzern, der für die Mülllagerung verantwortlich ist, interessiert sich nicht für diese Ergebnisse. Man überwache selbst regelmäßig die Insel und bislang habe es nie erhöhte Werte gegeben, lautet die Standardfloskel. Der Tao Syaman Vongayan glaubt Taipower kein Wort. Er befürchtet, dass verstrahltes Abwasser ins Meer gelangt und die traditionellen Fanggründe der Tao verseucht. Das wäre der endgültige Todesstoß für die alte Fischerkultur der Tao. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.10.2013arte
  • Folge 370 (52 Min.)
    Nirgendwo sind die Gewässer des Südlichen Ozeans nährstoff- und artenreicher als rund um Südgeorgien. Die zu Großbritannien gehörende Insel von der Größe Mallorcas liegt im Südpolarmeer und ist unbewohnt. Sie zählt zu den wichtigsten Lebensräumen von Meeressäugern weltweit und ist Brutplatz für bis zu 60 Millionen Seevögel, darunter Arten, die nirgendwo sonst vorkommen. Doch das ist nur noch ein Bruchteil des einstigen Lebens. Denn viele der Bodenbrüter sind schutzlos Ratten und Mäusen ausgeliefert, die einst mit Robben- und Walfängern an Land kamen. Mit einem acht Millionen Euro teuren Projekt einer britischen Privatstiftung sollen die Räuber nun ausgerottet werden.
    Per Schiff werden drei Hubschrauber, 200 Tonnen Rattengift, 700 Fässer Treibstoff sowie Essen für mehrere Monate auf die unbewohnte Insel gebracht. Das Einsatzgebiet umfasst 58.000 Hektar – und ist damit fünfmal größer als jede Fläche, auf der je zuvor eine Rattenausrottung versucht wurde. Wann das internationale „Team Rat“, bestehend aus Piloten, Ingenieuren, Ärzten und Antarktisspezialisten, von seinem Feldzug zurückkehren wird, ist ungewiss; denn Südgeorgien ist für orkanartige Stürme und plötzliche Wintereinbrüche berüchtigt. Und der nächste Hafen liegt 1.400 Kilometer entfernt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.10.2013arte
  • Folge 371 (43 Min.)
    Unbeholfen wirken sie mit ihren runden Gesichtern und dem tief ins Gesicht wachsenden Fell. „Pura vida“ – „wahres Leben“ nennen die Menschen in Costa Rica das lächelnde Gesicht der Faultiere. Sie schlafen viel und bewegen sich wenig. Aber ihr biologisch bedingtes Slow-Motion-Tempo wird den urzeitlichen Tieren immer öfter zum Verhängnis. In einer Welt, in der der Mensch Wälder rodet, Häuser baut und mit schnellen Autos über breite Straßen rast, ist für Langsamkeit kein Platz. Die Geschichte der Faultiere begann vor rund 40 Millionen Jahren. Damals gingen sie aufrecht und erreichten eine Höhe von stattlichen sechs Metern.
    Im Laufe der Evolution schrumpften sie auf ihre heutige Größe von rund einem halben Meter. Ihr geruhsames, bewegungsarmes Leben und ihre Physiognomie haben zu Vorurteilen und Fehleinschätzungen durch den Menschen geführt – sie galten als faul, unnütz und als Überträger von Krankheiten. Lange wurden sie deshalb gejagt. Richtig ist nur, dass sie extrem langsam sind in allem, was sie tun. Dadurch sind sie immer wieder in Unfälle mit Autos oder Hunden verwickelt. Die Spanierin Encar García und ihr italienischer Ehemann Sandro Alviani haben nun auf ihrem Privatgrundstück südlich von Puerto Viejo eine kleine Arche Noah geschaffen, das Jaguar Rescue Center.
    Fast täglich bekommen sie verletzte Tiere: Der neueste Zugang ist ein erst zwei Monate altes Faultierbaby. Es ist vom Baum gefallen, gerade konnte es noch vor angreifenden Hunden in Sicherheit gebracht werden. Wird es gelingen, das Baby zu retten? Als die Biologin Encar und der Herpetologe Sandro vor einigen Jahren ihr Haus in Costa Rica bezogen, ahnten sie nicht, wie schnell sie dort Tag und Nacht von verletzten oder verlassenen Tieren umgeben sein würden. Von Affen, Vögeln, Schlangen und in erster Linie von Faultieren, deren Behandlung und Wiederauswilderung immer noch sehr kompliziert ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.10.2013arte
  • Folge 372 (43 Min.)
    In Rumänien gibt es einen Ort, an dem anders mit dem Tod umgegangen wird, als man es sonst kennt: Die Angehörigen aus Sapânta sparen oft Jahre, bis sie ein von Dumitru Pop handgefertigtes Holzkreuz, reich und bunt verziert mit Bildern und der jeweiligen Lebensgeschichte des Toten, in Auftrag geben können. Eine Zeichnung, eine Grabschrift, Symbole und Farben erzählen das Wesentliche aus dem Leben des Toten. 800 Kreuze sind wie die Seiten eines offenen Buches über ein kleines orthodoxes Dorf. „360° – Geo Reportage“ hat das Dorf und seinen fröhlichen Friedhof besucht und viel über das Leben erfahren. Ostern steht vor der Tür. Im Dorf wird geputzt, gestrichen, und auch in der Werkstatt von Dumitru Pop steht ein fast fertiges, leuchtend blaues Holzkreuz, reich verziert mit Bildern und Symbolen.
    Es ist das Kreuz der 85-jährigen Anoutza; sie hat es selbst bei Dumitru Pop in Auftrag gegeben. Und sie ist gespannt darauf, wie der Schnitzkünstler sie auf dem Kreuz dargestellt hat, wie viel von ihrer Lebensgeschichte festgehalten wurde. Viel Trauriges hat sie erlebt, doch Angst vor dem Tod hat sie keine. „Ich bin bereit“, lächelt sie – und füttert vergnügt ihre Hühner. „Das Leben ist nicht nur fröhlich oder nur traurig. Es besteht aus Freude und Traurigkeit. Deswegen ist jedes Kreuz mit seinen Symbolen anders und erzählt das Leben von demjenigen, der gestorben ist … und manchmal machen wir uns auch über den Tod lustig“, sagt Dumitru Pop.
    Er ist eine Art Dorfchronist, er kennt jeden Einwohner und auch die jeweiligen Lebensumstände. Niemand weiß, was er im Falle eines Todes auf das Kreuz schreiben wird – nicht alle kommen dabei gut weg. Sei es die Frau, die ihren Mann betrogen hat, oder der Säufer, der sich mit Schnaps und Tabak selbst vorzeitig ins Jenseits beförderte. Im Dorf fragen sic h die Leute, wer künftig ihre Kreuze bauen und gestalten wird. Denn Dumitru ist selbst nicht mehr der Jüngste – und seine Suche nach einem Nachfolger blieb bislang erfolglos. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.10.2013arte
  • Folge 373 (52 Min.)
    Wie von Gott geschaffen, liegt Mustang zwischen den höchsten Bergen der Welt: Bilder von atemberaubender Schönheit prägen das ehemalige Königreich Mustang. Die Lo-Pa leben hier, abgeschieden von der Welt, von Ackerbau und Viehzucht. Seit die Winter wärmer geworden sind und es regnet, statt zu schneien, wird das Wasser im Sommer immer knapper. Besonders vom Klimawandel betroffen sind die 61 Menschen in Samzong, einem Dorf in 4.000 Metern Höhe. Hier wird jede Ernte zur Überlebensfrage. Hilfe kommt aus Lo Manthang, dem Hauptort Mustangs.
    Der buddhistische Mönch Lama Ngawang organisiert einen von ausländischen Wissenschaftlern empfohlenen Plan: den Umzug des ganzen Dorfes in die Nähe eines Flusses. „360° – Geo Reportage“ hat Lama Ngawang und die Menschen in Samzong bei den ersten Schritten in ein völlig neues Leben begleitet. Lama Ngawang kommt gerade aus dem Ausland zurück. Dort hat er Spenden für das gewagte Projekt gesammelt: „Unser erstes Ziel war es, Samzong zu erhalten, indem wir die Wasserversorgung verbessern. Doch dann haben wir eine Forschungsstudie gemacht.
    Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass ein Weiterleben in Samzong nicht möglich ist. Der Gletscher ist wegen der Klimaerwärmung bereits geschmolzen. Wir müssen nun das alte Samzong umsiedeln.“ Das ist ein sensibles Unterfangen, denn die Menschen verlieren das Land ihrer Ahnen. Wer hier oben lebt und aufgewachsen ist, hat kaum Kontakt zur Außenwelt. Der Zusammenhalt des Dorfes und die Familienbande sind das Wichtigste. Doch der Lama hat gute Beziehungen zum Ausland und zur nepalesischen Regierung.
    Ihm vertrauen die Menschen und wagen es: Sie starten mit dem Bau von Zelten im neuen Dorf und legen die ersten Felder an. Drei Jahre wird der Aufbau des neuen Dorfes dauern – in der Zwischenzeit muss das Leben und Arbeiten im alten Dorf weitergeführt werden. Nicht nur das Dorf Samzong, auch das Land selbst wird sich weiter wandeln. Denn schon werden die ersten Straßen nach Mustang gebaut, bald werden westliche Waren die Seelen der Menschen verführen, Streit und Neid erzeugen. Letztlich kann heute niemand sagen, was die Zukunft den Menschen hier bringen wird. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.11.2013arte
  • Folge 374 (43 Min.)
    Die Kleinstadt Andes in den kolumbianischen Bergen, ist das Zentrum der Chivas-Kultur. Die Busse sind umgebaute Lkw und werden aufwendig per Hand detailreich bemalt. Man nennt sie auch „buses de escalera“, auf Deutsch etwa „Leiterbusse“; denn neben den Fahrgästen in der Kabine transportieren die Chivas seit Jahrzehnten auch allerlei Waren und landwirtschaftliche Produkte von und zu den Fincas abseits der Großstädte. Die Waren werden zumeist über Leitern auf das Dach gehievt und dort verstaut. Die Chivas sichern seit langem das Überleben im kolumbianischen Hinterland. Nun war „360° – Geo Reportage“ mit ihnen unterwegs.
    Einer der erfahrensten Chivas-Fahrer ist Humberto Restrepo, genannt Frijoles, übersetzt „Böhnchen“, denn der 46-Jährige aß als Kind gerne Bohnen. Seit 27 Jahren fährt er mit seinem bunten Bus über geteerte und unasphaltierte Straßen und Wege quer durch ganz Kolumbien. Zurzeit steuert Frijoles den Bus eines Freundes, da seine eigene Chiva neu bemalt wird. Seit 15 Jahren ist der Bus nicht mehr überholt worden; fünf Millionen Pesos wird die vollständig neue Bemalung kosten, das entspricht immerhin fast 2.000 Euro. Alejandro und Humberto Serna, die Maler, die den Bussen ihren eigenwilligen Charakter geben und sich auch um die Chiva von Frijoles kümmern, sind Stars in Kolumbien.
    Die Brüder haben die Kunst von ihrem Vater gelernt und setzen seit dessen Tod im Jahr 2010 die Familientradition fort. Unter ihren Händen entsteht in etwa zwei Monaten ein Meisterwerk auf vier Rädern. Für Frijoles sind die fünf Millionen Pesos eine zwingend notwendige Investition, denn nur eine überzeugende Chiva-Optik wird auch erfolgreich Fahrgäste anlocken. Außerdem steht in der Bezirkshauptstadt Medellín in Kürze die alljährliche Chivas-Parade samt Wettbewerb an. Bis dahin soll Frijoles’ Chiva fertig sein und dort hoffentlich gut abschneiden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.11.2013arte
  • Folge 375 (43 Min.)
    Das Aubrac ist ein einsames Hochplateau vulkanischen Ursprungs, das sich über drei Departements erstreckt: Cantal, Lozère und Aveyron. Im Winter ist es eine trostlose, gottverlassene Region, im Sommer ein sattgrünes Auenland, übersät von Kräutern und Blumen, deren Vielfalt in Europa ihresgleichen sucht. Sie schmecken nicht nur den Tausenden von stolzen Aubrac-Rindern, die von Ende Mai bis Mitte Oktober das Landschaftsbild des Hochplateaus prägen und deren Glockengeläut weit ins Land hinein zu hören ist. Die Flora des Aubrac liefert auch zwei weltberühmten Sterneköchen täglich neue Inspiration: Michel und Sébastien Bras.
    Sie locken Feinschmecker aus aller Welt ins malerische Örtchen Laguiole, in eine Gegend, die aufgrund ihres launischen Wetters lange Zeit als eine der gefürchtetsten Stationen auf dem Jakobsweg galt. „360° – Geo Reportage“ war einen Sommer lang auf den Hochweiden des Aubrac unterwegs. In diesem Jahr ist der Frühling spät in das Aubrac gezogen – höchste Zeit für die „Transhumance“ – den alljährlichen Auftrieb zu den Sommerweiden.
    Sechs Monate lang standen die Tiere überwiegend im Stall. Jetzt rückt die Freiheit näher, und man spürt: Die stolzen Aubrac-Rinder können es kaum erwarten, in die Berge und auf die Weiden zu kommen. Doch das ist nicht allein der Grund für das lautstarke Muhen. Die Aubrac-Kühe rufen ihre Kälber. Aubrac-Züchter Phillippe Boubal treibt 70 seiner Rinder in alter Tradition zu Fuß ins Hochland. Durch enge Gassen und mit ohrenbetäubendem Glockengeläut zieht die festlich geschmückte Herde durch die Dörfer und über die Landstraßen des Aubrac.
    Über zehn Stunden wird sie bis zu den Sommerweiden auf über 1.400 Metern unterwegs sein. Die Ursprünge dieser französischen Hirtenkultur reichen zurück bis ins Mittelalter, als Mönche sich hier ansiedelten, die dichten Wälder rodeten und zur Speisung von Jakobspilgern eine sogenannte Transhumanz etablierten – die sommerliche Fernweidewirtschaft. Über 200 Burons waren früher in der Region aktiv. Heute sind Jean-Claude Ramon und seine Mannschaft die Einzigen, die noch nach alter Tradition den ganzen Sommer über auf der Alm bleiben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.11.2013arte
  • Folge 376 (43 Min.)
    An der Ostküste von Honshu, der größten japanischen Insel, sieht man noch immer überall die Schäden, die im März 2011 das schwere Erdbeben und der anschließende Tsunami hinterließen. Die Stadt Minamisoma, etwa 20 Kilometer von Fukushima entfernt, ist berühmt für ihre Samurai-Reiter und -Pferde, hervorgegangen aus einer mittelalterlichen Fürstentradition. Die Tsunami-Katastrophe hat die Bevölkerung der Region halbiert – bis heute sind ganze Stadtteile verstrahlt und daher unbewohnbar. Doch in der Tradition der Samurai gilt es, den Herausforderungen des Lebens mit Disziplin zu begegnen, und so trainieren die vielen Reiter in diesem Jahr endlich wieder an den Stränden für das uralte Reiterfest.
    „360° – Geo Reportage“ hat sich in die vom atomaren Gau verseuchte Gegend gewagt und ein beeindruckendes Bild von dem Land und seinen Menschen mitgebracht. Der 31-jährige Mazaki Hangui trainiert jeden Morgen mit seinem Pferd für das anstehende Samurai-Reiterfest. In zahlreichen Ritualen wird der uralten Samurai-Tradition gehuldigt.
    Als Höhepunkt treffen sich nach tagelangen Festen und Zeremonien alle zu einem großen Pferderennen und zu Reiterspielen, die an kriegerische Auseinandersetzungen erinnern. Mazaki Hanguis Traum ist es, mit dem eigenen Pferd an dem Rennen teilzunehmen. Disziplin und Stolz, die Liebe zu Pferden und Männlichkeitsritualen sind für ihn genauso typisch wie für die meisten Männer hier. Umso erstaunlicher ist es, dass die Priesterzeremonien am Shinto-Schrein von einer Frau geleitet werden: Asami Tashiro.
    Die schöne, zierliche Dame hat viel Courage bewiesen, als sie nach dem verheerenden Tsunami zahlreiche verwaiste und verletzte Pferde in Minamisoma in Sicherheit gebracht und versucht hat, ihre körperlichen und seelischen Verletzungen zu heilen. Gerade die psychischen Belastungen und Verstörungen werden bei Menschen und Tieren noch viele Jahre andauern. Doch die Austragung des Samurai-Reiterfestes zeigt, dass die Menschen von Minamisoma den ungebrochenen Willen haben, weiterzumachen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.12.2013arte
  • Folge 377 (43 Min.)
    Muslimischer Fundamentalismus, Gewalt und politische Unruhen stehen im Fokus medialer Berichterstattung über Pakistan und Karachi, der Hauptstadt des Landes. Inmitten des Chaos versucht ein Mann, seine Vision eines gewaltfreien und friedlichen Pakistans zu verwirklichen: Abdul Sattar Edhi ist Kopf und Gründer der größten Hilfsorganisation des Landes. In den letzten 65 Jahren hat er über 50.000 Waisen eine Heimat gegeben, über 20.000 ungewollte Babys gerettet und über 40.000 junge Mädchen zu Krankenschwestern ausbilden lassen. Selber in Armut lebend, hat sich Abdul Sattar Edhi nie in den Dienst großer Konzerne oder Organisationen gestellt oder sich von der Politik vereinnahmen lassen. Eine Einstellung, die ihm Kritik und gar öffentliche Drohungen, etwa vonseiten der Taliban einbrachte.
    Dafür hat er die Bevölkerung Karachis auf seiner Seite, die ihn auf den Straßen um Hilfe bitten sieht. Das Prinzip des Wohltäters beruht auf gegenseitiger Hilfe und dem Appell an die einfache Menschlichkeit in einer Stadt, in der für viele Menschen Milde und Barmherzigkeit seit langem verloren scheinen. Inzwischen ist Abdul Sattar Edhi über 90 Jahre alt, ebenso seine Frau Bilquis. Beide versuchen, ihr Vermächtnis in die Hände ihrer Kinder zu legen. Doch wird das gelingen und die Hilfe weiter funktionieren, wenn die beiden stadtbekannten Symbolfiguren der Barmherzigkeit und Menschenliebe nicht mehr da sind? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.12.2013arte
  • Folge 378 (43 Min.)
    Den Austernzüchtern im Becken von Arcachon steht das Wasser bis zum Hals – und das, obwohl ihre Produkte zur Leibspeise der Franzosen gehören. Der Grund ist ein Virus, das einen Großteil ihrer jährlichen Ernte zunichtemacht, bevor sie für das französische Weihnachts- und Silvesterfest geerntet werden kann. Die Einnahmen der Austernfischer schwinden, die Konkurrenzkämpfe nehmen zu. Während Wissenschaftler und Züchter verzweifelt versuchen, ein Mittel gegen den Erreger zu finden, gehen Spezialeinheiten der Küstenpolizei auf Streife, um Austerndiebe zu stellen. Die Weihnachtszeit ist in Frankreich untrennbar mit dem Austernschlürfen verbunden.
    Etwa 80.000 Tonnen der Schalentiere werden hier jedes Jahr verspeist. Die Züchter verdienen in dieser Zeit 70 Prozent ihres Jahreseinkommens. Einer von ihnen ist Olivier Laban, Chef einer mittelgroßen Austernfarm. Seine Auftragsbücher sind voll, doch wie lange er liefern kann, weiß er nicht. Seit einigen Jahren sind sämtliche Bestände des Beckens von einem Virus bedroht, das zwar für den Menschen ungefährlich ist, aber etwa 80 Prozent der jungen Austern dahinrafft, bevor sie verkauft werden können. Eine verheerende Entwicklung für die Züchter. Umweltschützer meinen, dass das Problem hausgemacht sei – durch die fortwährende Überzüchtung, die etwa dafür sorgen soll, dass die saisonal laichenden Tiere ganzjährig erhältlich sind, aber womöglich ihre natürlichen Abwehrkräfte schwächt.
    Für Männer wie Olivier Laban geht es um die nackte Existenz. Die einen reagieren mit Diebstahl bei Kollegen, andere ziehen einen Sortentausch in Erwägung, wie bereits in den 70er Jahren geschehen. Auch damals raffte ein Virus die Austern im Becken von Arcachon dahin. Als Folge wurden kanadische Austern importiert, die einen genetischen Austausch ermöglichten und die Bestände erstarken ließen. Trotz aller Schwierigkeiten wächst indes die Anzahl der Austernzüchter weiter. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.12.2013arte
  • Folge 379 (43 Min.)
    Jack Atthajak gehört zu den besten Raketenbauern Isaans, einer Provinz im Nordosten Thailands. Ab Mai, wenn die Menschen nach der Trockenzeit sehnlichst auf den Monsun warten, kann sich der gelernte Stukkateur vor Aufträgen kaum retten. Dann fertigt er statt Tempelschmuck ausschließlich Raketen für das Ban-Bung-Fai-Festival an. Seine Auftraggeber sind in erster Linie Dorfbewohner, deren Existenz von einer guten Ernte abhängt. Sie bitten mit ihren teuer erkauften Opferraketen die Götter um ausreichend Regen. „360° – Geo Reportage“ hat dem Raketenbastler in seiner tropischen Pyrotechnikschmiede über die Schulter geschaut. Die Provinz Isaan an der Grenze zu Laos gehört zu den ärmsten Regionen Thailands.
    Bauer Chalerm Promeeha pflanzt auf seinen Feldern neue Chilisetzlinge und hofft auf früh einsetzenden Regen. In diesem Jahr will er beim Ban-Bung-Fai-Festival die Götter um Hilfe bitten und ihnen eine Rakete in den Himmel schicken. Er beauftragt Jack Atthajak, ihm eine Rakete zu bauen, die möglichst alle anderen an Höhe und Flugfertigkeit übertrifft. Das Ban-Bung-Fai-Festival hat in Isaan eine lange Tradition. Schon bevor die ersten buddhistischen Mönche durch Thailands Nordosten zogen, war es ein fester Bestandteil der einheimischen Kultur. Heutzutage feiert die Landbevölkerung das Volksfest mehrere Tage lang.
    Höhepunkte des Spektakels sind die farbenprächtigen Paraden in den Dörfern und natürlich die Raketenwettbewerbe. Viele der Festivalbesucher, die sich keine eigene Rakete leisten können, versuchen mit einem richtigen Tipp bei den Buchmachern ihren Wetteinsatz zu vervielfachen. Eine offizielle Jury entscheidet über die jeweiligen Gewinner, die zwar keine Geldpreise bekommen, dafür jedoch auf die Gunst der Götter hoffen dürfen. Denn trotz gegenseitiger Konkurrenz um die höchste Rakete mit der schönsten Rauchspur dient das Festival vor allem der Gemeinschaft. Von einem regenreichen, ertragreichen Erntejahr profitieren schließlich alle. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.12.2013arte

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