• Folge 1160 (30 Min.)
    Max Leon (26) erlebte sexuelle Gewalt durch seinen Kinderpsychologen. – Bild: ZDF und Anna Ziegler.
    Max Leon (26) erlebte sexuelle Gewalt durch seinen Kinderpsychologen.
    Die Psychotherapie sollte eigentlich ein geschützter Raum sein, doch Max und Alexandra machen eine andere Erfahrung. Sie werden in der Therapie missbraucht. Das hat Folgen für ihr ganzes Leben. Seit 1998 ist sexueller Missbrauch in der Therapie in Deutschland unter Strafe gestellt. Laut Ethikverein, einer Anlaufstelle für Betroffene, gibt es in Deutschland 1400 Fälle pro Jahr, nur vier kommen im Schnitt vor Gericht. Oft werden Verfahren vorher eingestellt. Der damals siebenjährige Max wird mehrfach missbraucht von einem angesehenen Kinderpsychologen.
    Erst zehn Jahre später wird dieser verurteilt. Max berichtet, wie sich sein Leben seit dem Missbrauch verändert hat. Max, heute 26, geht an die Öffentlichkeit, um zu verhindern, dass sein Peiniger weiter als Therapeut arbeiten kann. Vor dem Hintergrund der Haftentlassung des Täters 2024 erzählte Max bei „37°Leben“ erstmals öffentlich seine Geschichte. 2017 verliert Alexandra fünf nahe Verwandte in zwölf Monaten. Zur Trauerbewältigung beginnt sie eine Therapie.
    Nach knapp zwei Jahren kommt es zu privaten Treffen und Sex mit dem Therapeuten. Ihr psychischer Zustand wird immer schlechter, sie denkt an Suizid und beendet die Therapie. Es kommt zum Kontaktabbruch mit dem Therapeuten. Durch Zufall erfährt sie von einer weiteren Betroffenen, die zeitgleich durch den Therapeuten Missbrauch erlebt hat. Die beiden Frauen erstatten Anzeige. Ein Verfahren wegen 15-fachen Missbrauchs wird eröffnet. Als der Therapeut versucht, sich zu suizidieren, stellt die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen psychischer Probleme des Angeklagten ein.
    Vor Gericht erleben Opfer nicht selten eine Opfer-Täter-Umkehr, gefühlt wird den Täterinnen und Tätern mehr Schutz durch Gesetze geboten als den Geschädigten. Der Ethikverein schätzt, dass 80 Prozent der in der Therapie geschädigten Patientinnen und Patienten eine weitere Therapie brauchen, zehn Prozent werden durch die Schädigung stationär behandlungsbedürftig. Alexandra und Max lernen sich im Februar 2024 bei einem Treffen des Ethikvereins persönlich kennen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.04.2024ZDF
  • Folge 1161 (30 Min.)
    Die Stuttgarterin Meira (21) (l.) und ihr Mann Simon (29) (r.) halten als orthodoxe Juden streng die Kleider- und Speisevorschriften ein. Bei politischen Themen halten sich die jungen Eltern weitgehend heraus.
    Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat das Leben für Jüdinnen und Juden in Deutschland verändert. Der Hass gegen sie scheint größer zu werden. Wie gehen sie damit um? Religiöse Symbole werden verborgen, jüdische Einrichtungen müssen bewacht werden, Angriffe auf Jüdinnen und Juden häufen sich. Was macht das mit jungen Menschen, die sich eigentlich um ihre Ausbildung, um die erste Liebe und um Partys und Freunde kümmern sollten? Die Münchnerin Alice (24) studiert Psychologie und jobbt als Türsteherin.
    Von den Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Deutschland hätte sie sich nach dem 7. Oktober mehr Solidarität mit der jüdischen Community erhofft. Der Essener Anton Tsirin (29) ist Schauspieler und engagiert sich in der jüdischen Jugendarbeit. Aus interreligiösen Projekten hat er sich zurzeit zurückgezogen. Die Münchner Studentin Aviva Lapke (23) engagiert sich im Verband Jüdischer Studenten in Bayern und spricht auf Kundgebungen. Sie kämpft unter anderem gegen Fake News im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt.
    Die Berliner Adam (39) und Eyal (27) treten als „Two Jews“ in Comedyklubs auf. Ihre Scherze machen auch vor dem Holocaust und dem 7. Oktober nicht halt. Die Berliner Schwestern Emily (20) und Paula Kamecke (15) sind nicht religiös, aber setzen sich seit dem 7. Oktober stärker als zuvor mit ihrer jüdischen Identität auseinander. Die Stuttgarterin Meira (21) und ihr Mann Simon (29) halten als orthodoxe Juden streng die Kleider- und Speisevorschriften ein. Bei politischen Themen halten sich die jungen Eltern weitgehend heraus.
    Der Osnabrücker Nika (22) will als Rapper und Musikproduzent erfolgreich werden. Das Judentum spielt in seinem Leben kaum eine Rolle. Die Berlinerin Nogah (18) macht gerade ihr Abitur. Ihre Freundschaft mit einer palästinensischen Mitschülerin wird zurzeit auf eine harte Probe gestellt. Der Berliner Samuel (26) lebt streng religiös und absolviert eine Ausbildung zum Rabbiner. Durch seine Kippa ist er als Jude sichtbar und versucht aus Sicherheitsgründen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.05.2024ZDF
  • Folge 1162 (30 Min.)
    Annika (M.) spielt beim 1. Hanauer Tennis- und Hockey-Club (THC) als Feldhockey-Spielerin mit Prothese.
    Was, wenn man als junger Mensch schwer erkrankt, sogar mit lebensverkürzender Diagnose? Aufgeben oder kämpfen? Mit dem Schicksal hadern oder den Tagen mehr Leben geben? Annika, Laura-Jane und Niklas sind schwer erkrankt. Sie mussten sich schon früh mit dem Tod beschäftigen. Ihr Weg: Sie stürzen sich ins Leben. Wenn nicht jetzt, wann dann? Etwa 50.000 Familien in Deutschland haben ein Kind mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Annika (15) spielt Feldhockey mit ihrer Sportprothese. Die trägt sie seit der Amputation ihres rechten Beines.
    Mit elf Jahren bekommt die Schülerin aus Hessen die Diagnose Osteosarkom, Knochenkrebs. Ihre Reaktion: Weitermachen, auch wenn Metastasen in der Lunge entdeckt werden. Durchhalten, auch wenn Operationen und Chemotherapien belasten. Anni, wie sie genannt wird, hilft dabei auch der Wunsch, weiterhin Hockey spielen zu können. Als im Frühjahr 2022 inoperable Metastasen in der Lunge, im Bauchraum und an der Wirbelsäule entdeckt werden, steht plötzlich die palliative Versorgung im Raum.
    Die Familie, zu der neben den Eltern Silja und Daniel auch die drei jüngeren Schwestern Hannah, Greta und Mercedes gehören, versucht auch jetzt, so normal wie möglich zu leben. Anni geht weiter zu Schule, spielt Hockey und genießt ihren Tenniealltag mit Gleichaltrigen. Sie liebt Action, sei es im Klettergarten, beim Paragliding oder Skifahren. „Jetzt hier zu leben und alles mitzunehmen, was man mitnehmen kann“, ist ihr wichtig. Und wichtiger, als sich dunkle Gedanken zu machen. Durch eine zielgerichtete neue Therapie geht es Anni während der Dreharbeiten besser als im Jahr zuvor, die Metastasen sind kleiner geworden.
    „Hoffnung, Zuversicht“ – diese Worte stecken im afrikanischen Namen des Familienhundes Themba und sie tragen die gesamte Familie. Niklas (17) hat aufgrund eines Gendefekts einen gutartigen Hirntumor an der Hirnanhangsdrüse. Vor vier Jahren hatte er eine große Operation, weil das Gewebe auf seinen Sehnerv drückte. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich wieder aufwache nach der OP.
    Ich hatte eigentlich damit abgeschlossen“, erinnert er sich. Sein Augenlicht konnte gerettet werden, doch während des Eingriffs bekommt er einen Schlaganfall, ist halbseitig gelähmt. Niklas muss vieles neu lernen, hat Probleme mit dem Gleichgewicht. Der Tumor wird nicht ganz entfernt, doch das Wachstum scheint eingestellt. Wie sich aber die gutartigen Knochenveränderungen in seinem Schädel entwickeln wird, bleibt ungewiss. Heute hat er nur noch wenige Einschränkungen, vor allem Feinmotorisches fällt ihm schwer.
    Er steht dazu und sagt: „Ich bin viel mehr als nur die Krankheit.“ Niklas große Leidenschaft seit der OP ist das Fliegen. Zusammen mit seinem Kumpel Ralph hebt er regelmäßig ab. Er selbst darf wegen des Schlaganfalls keinen regulären Flugschein machen. Doch er hofft, irgendwann eine Genehmigung für das Fliegen eines besonderen Leichtflugzeugs zu bekommen. Laura-Jane (27) ist Koordinatorin der Grünen Bande. Der Club des Bundesverband Kinderhospiz ist für Kinder und junge Erwachsene, die chronisch oder lebensverkürzend erkrankt sind.
    Die 27-Jährige lebt seit ihrer Kindheit mit spinaler Muskelatrophie (SMA), einer genetischen Erkrankung. Schon mehrfach hat sie von Ärzten Prognosen gehört, wie lange sie noch zu leben habe. Diese Schätzungen hat sie „überlebt“ und sagt deshalb: „Prognosen, finde ich, kann man in die Tonne kloppen!“ Träume leben, nicht aufschieben – egal ob gesund oder krank. „Das, was ich halt immer so schwierig finde, ist, dass man erst eine schlimme Diagnose braucht, bis man seine Ziele angeht.
    Warum dann nicht einfach so?“ Sie selbst will ihren großen Traum, einen Urlaub in New York, so bald wie möglich verwirklichen. Doch sie ist auf ihren Rollstuhl angewiesen und braucht auch schon bei kleinen alltäglichen Dingen Unterstützung. Laura-Jane setzt sich für mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Zum Beispiel bei einer Veranstaltung in einem großen Freizeitpark, wo sie beim Welthospiztag auf der Bühne ist und mit anderen schwer erkrankten jungen Menschen einen Tag voller Glücksmomente erlebt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.05.2024ZDF
  • Folge 1163 (30 Min.)
    Fotograf Vincent Haiges (36) im Zug auf dem Weg in die Ukraine.
    Gefährliche Recherche: Damit die Öffentlichkeit weiß, was in der Ukraine geschieht und sich eine Meinung dazu bilden kann, berichten Journalisten aus dem vom Krieg erschütterten Land. Die Berichterstattung aus dem Krieg bringt viele Gefahren mit sich. Journalistin Elisabeth und Fotograf Vincent gehen das Risiko trotzdem ein, reisen regelmäßig in die Ukraine. „37°“ begleitet die beiden bei einem Einsatz: Was treibt sie an? Elisabeth, 29, hat keine Ausbildung zur Kriegs- und Krisenreporterin, aber über Nacht wurde sie zu einer. Als Russland im Februar 2022 plötzlich die große Invasion startete, studierte sie gerade Slawistik in Kyjiw.
    Parallel zum Studium hatte sie begonnen, als freie Journalistin zu arbeiten. Wegen Russlands vollumfänglicher Invasion entschied sie sich, die Ukraine zu verlassen, und zog zurück nach Berlin. Doch berichten wollte sie weiter: „Ich wollte nicht unbedingt aus dem Krieg berichten. Ich hatte einen anderen Fokus. Auch in der Ukraine. Ich will den Fokus aber nicht aufgeben, weil hier Krieg ist.“ Trotz der Gefahren reist sie weiter regelmäßig in die Ukraine, um über das Leben der örtlichen Bevölkerung zu berichten.
    Der Film begleitet sie auf verschiedenen Recherchen in der Umgebung von Kyjiw. In der Ukraine sind laut „Reporter ohne Grenzen“ bislang 13 Journalisten bei ihrer Berichterstattung über den russischen Krieg getötet worden. Auch die psychologischen Gefahren sind nicht zu unterschätzen, denn wer Gewalt, Folter und Zerstörung dokumentiert, setzt sich selbst ungefiltert und unzensiert diesen Bildern und Geschichten aus. Vincent, 36, ist nicht nur Fotograf, sondern ein Geschichtenerzähler mit der Kamera. Er begann schnell, weltweit Erfahrungen zu sammeln und in Krisenregionen zu fotografieren.
    Dabei kennt er seine Grenzen: „Keine Geschichte und kein Foto ist das eigene Leben wert. Ich würde jetzt niemals bewusst mein Leben in eine extrem gefährliche Situation bringen, um ein besonderes Bild bekommen zu können.“ Bereits zwei Tage nach der vollumfänglichen russischen Invasion fotografierte er das erste Mal die Folgen des russischen Angriffs. Neben mehreren Frontbesuchen hat er die zivilgesellschaftlichen Aspekte nie aus dem Auge verloren. Der Film begleitet Vincent dabei, wie er unter anderem ein medizinisches Bataillon fotografiert, das verletzte ukrainische Frontsoldaten evakuiert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.05.2024ZDF

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