37 Grad

Nicolai ist 18 Jahre alt und will ein berühmtes Model werden. Mario hat es schon geschafft. Er ist mit 26 Jahren ein gefragtes Model – mit einer Beinprothese. Von einer Kleinstadt in Bayern nach Berlin. Der schüchterne Nicolai ist vor einem Jahr entdeckt worden und hat deshalb erst mal mit der Schule ausgesetzt. Gleich zu Anfang hatte er einen fulminanten Start. Er wurde für Levis Jeans gebucht. Das Laufen auf dem Catwalk empfindet er als einzigartig, er will kämpfen für diesen Traum-Job Model und gibt alles dafür.
Nicolai hat sich von seiner Freundin getrennt, weil er nach seinen ersten Erfolgen für drei Monate nach New York gegangen ist. „Das ist volles Risiko“, erzählt er. Nicolai hat keinen Plan B. Eine sichere Existenz aufbauen, daran kann er später denken. Jetzt will er erst einmal „die Welt rocken“ und die Modeszene erobern. Nicolai ist in einer kleinen Stadt in Bayern aufgewachsen. Der Kontrast zu seinem jetzigen Leben ist extrem. Seine Freunde in Kaufbeuren, die Fashion-Week in Mailand – es ist ein Leben in Paralleluniversen.
Mit wenig Geld in der Tasche hetzt Nicolai von einem Casting zum anderen. In Mailand treffen sich alle Models, hier muss man es schaffen, bei einem der vielen Castings gebucht zu werden. Er will sich gegen 300 andere

Mitbewerber durchsetzten und den großen Job bekommen. Mario ist das „mutigste Model von Hamburg“. So titelte eine Zeitung, nachdem Mario mit seiner Beinprothese in kurzer Hose auf der Berliner Fashion Week für Michael Michalsky lief. Eine kurze Hose trägt Mario beim Basketball spielen mit seinen Freunden schon seit seiner Kindheit.
Eine kurze Hose auf dem Laufsteg zu tragen in einer Branche, die so viel Wert auf Perfektion legt, ist etwas ganz anderes. Am Nachmittag hat er noch einige Castings bei neuen Kunden. Mario weiß nie sicher, ob die Kunden von seiner Behinderung wissen oder nicht. „Du musst lernen, selbstsicher aufzutreten: Hier bin ich, und du willst mich. Diese Einstellung musst du ausstrahlen.“ Mario hat schon sehr viel erreicht und weiß die schnelllebige Berühmtheit in der Modebranche realistisch einzuschätzen: „Wenn es nicht mehr läuft, studiere ich eben zu Ende und bin wieder ganz normal.
Das ist genauso gut.“ „37°“ begleitet die beiden jungen Männer auf ihrem mühsamen und harten Weg durch die Modewelt. Ihr Job verspricht Berühmtheit und Geld, er befriedigt kurzfristig ihre Eitelkeiten. Ob er auch zufrieden macht, ob sie sich als Person wirklich wahrgenommen fühlen, wie hoch der Preis ist, den sie dafür zu zahlen bereit sind, davon erzählt dieser Film. (Text: ZDF)