2020, Folge 1–23

Nach ARD-Angaben werden die Ausgaben der Sendung intern nicht nummeriert, so dass keine laufenden Gesamtnummern bekannt sind und wir deshalb nur innerhalb eines Jahres zählen können. Leider scheint somit auch nicht feststellbar, wie viele Ausgaben es vor 2018 bereits gab.
  • Folge 1
    Von der Mitte an den Rand der Gesellschaft – Wohnungslosigkeit in Deutschland:
    Noch gibt es in Deutschland keine Zeltstädte wie etwa in Los Angeles, in denen Wohnungslose leben und schlafen – und sich jeden Morgen für ihren Job fertig machen. Denn auch wenn diese Menschen arbeiten, können sie sich keine Wohnung leisten. Doch die Gefahr, dass es in Deutschland auch bald solche Zelte geben wird, wächst: Auch bei uns steigen die Mieten, muss immer mehr vom Einkommen für Wohnungen aufgewendet werden, sind selbst Angehörige der Mittelschicht von Wohnungslosigkeit bedroht. Und wie viele das tatsächlich betrifft, weiß so richtig keiner.
    Denn es gibt keine bundesweite Statistik. Das soll sich zwar ändern – aber verlässliche Zahlen gibt es erst 2022. Zu spät, sagt die renommierte Soziologin Jutta Allmendinger, denn es sei dringend geboten, über Wohnungslosigkeit zu forschen – auch, um die richtigen politischen Antworten auf das Problem zu finden. „ttt“ spricht mit ihr über Wohnungsnot und Obdachlosigkeit – und trifft zwei Betroffene, die wohnungslos und in einer Sammelunterkunft untergekommen sind.
    Das Ende der Menschheit? – Ein Buch über Artensterben und Bevölkerungswachstum:
    Bei den Bränden in Australien starben nach momentanen Schätzungen eine Milliarde Tiere. Eine ökologische Katastrophe. Denn das generelle Artensterben weltweit ist ohnehin eine der größten Gefahren für die Menschheit – neben dem Klimawandel und dem unkontrollierten Bevölkerungswachstum. Der Wissenschaftler Matthias Glaubrecht schreibt in seinem neuen, umfangreichen Buch über „Das Ende der Evolution“. Das Erfolgsrezept des Homo Sapiens sei es gewesen, die Natur auszubeuten und dann weiterzuziehen. Doch damit droht der Mensch seine eigene Lebensgrundlage zu vernichten. Glaubrecht ist Professor für Biodiversität. In „ttt“ spricht er über Ursachen des Artensterbens – und darüber wie wir den Kollaps vielleicht doch noch verhindern können.
    Wie Udo zu Udo wurde – Der Kinofilm „Lindenberg! Mach Dein Ding“:
    Er ist der Typ, der sein Ding macht, für den alles klar war auf der Andrea Doria, der ein Mädchen aus Ost-Berlin liebte. Udo Lindenberg, der Mann mit Sonnenbrille und Hut, den quasi jeder kennt. Doch wie wurde aus Udo Udo? Das erzählt jetzt der Kinofilm „Lindenberg! Mach Dein Ding“ (Kinostart 16. Januar). Er zeigt den kleinen Udo in seiner Heimatstadt Gronau. Udo trommelnd, Udo mit seinem trinkenden Vater, der der Meinung ist, dass alle Lindenbergs nur eins werden können: Klempner. Er zeigt, wie lang der Weg war, vom unbekannten Udo Lindenberg zu dem zu werden, der im Hotel Atlantic residiert. „ttt“ hat Udo Lindenberg und die Regisseurin Hermine Huntgeburth getroffen und mit ihnen über den Film und das Werden des Udo Lindenberg gesprochen.
    Mehr staatliche Einflussnahme – Ungarns neues Kulturgesetz:
    Das neue Kulturgesetz ging Ende letzten Jahres im Eiltempo durch das ungarische Parlament, eine Aussprache gab es nicht. Das Gesetz sieht mehr politischen Einfluss auf die Kulturszene vor. Die Verunsicherung ist groß, erst recht in den Theatern. Denn künftig braucht es bei der Bestellung eines neuen Intendanten der Zustimmung des zuständigen Ministers – zumindest, wenn das Theater Geld vom Staat bekommt. Dabei gibt es kaum ein Theater in Ungarn, das sich selbst trägt, und wohl keine Stadt oder Kommune, die ein Theater ohne staatlichen Zuschuss finanzieren kann. So geht die Gleichung: Geld gegen politische Einflussnahme. „ttt“ hört sich in der Theaterszene in Budapest um und spricht mit dem neuen, oppositionellen Bürgermeister über die Zwickmühle, in die er selbst und die Theater der Hauptstadt durch das Kulturgesetz geraten sind.
    Immer abgründig und immer eigen – Die Schauspielerin Nina Hoss:
    Wenn es in Deutschland einen richtigen weiblichen Schauspielerstar gibt, dann ist sie es: Nina Hoss. Dabei lässt sie sich schwer fassen – als Person schon gar nicht, als Künstlerin schon eher. Sie ist eine Meisterin darin, mit ganz wenig Mimik unglaublich große Wirkung zu erzielen. Ihr Spiel ist ganz reduziert – egal ob auf der Leinwand oder der Bühne. Immer abgründig und immer eigen. Wie sie diese Eigenheit für ihre jüngste Rolle entwickelt hat, beschreibt sie im Gespräch mit „ttt“: In „Das Vorspiel“ spielt sie eine Geigenlehrerin, die ihre eigenen Ängste und Hoffnungen auf einen Schüler überträgt – eine Gratwanderung zwischen Kontrolle und Hingabe in der Musik (Kinostart: 23. Januar). (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.01.2020Das Erste
  • Folge 2
    Die rechte Mobilmachung:
    Wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen: Sie posieren freundlich auf Instagram-Fotos, auf Facebook oder YouTube. Doch was auf den ersten Blick harmlos erscheint, birgt Gefahren: Extreme Rechte und ihnen nahestehende Influencer nutzen das Netz als Radikalisierungsplattform. Die Folgen in der realen Welt sind erschütternd. Jüngstes Beispiel: Der „Umweltsau“-Streit, ausgelöst durch eine Satire im WDR. Abgesehen vom Gehalt der Satire – über Geschmack lässt sich streiten -, die Folgen waren erschreckend. Rechtsextreme pöbeln im Netz, versammeln sich vor dem WDR. Polizeischutz; es gibt Morddrohungen gegen einen Journalisten wegen eines Tweets. Wie funktioniert diese Mobilmachung im Netz? Wie kann man sich wehren? Sich schützen? Darüber hat „ttt“ mit den beiden Autoren und Netz-Experten Patrick Stegemann und Sören Musyal gesprochen.
    Das geheime Leben der Bäume:
    Peter Wohlleben ist ein Phänomen: Der Förster aus der Eiffel versteht es, Zusammenhänge und Lebensformen in der Natur spannend, anschaulich – und vor allem – unakademisch zu erklären. Sein 2015 erschienenes Buch „Das geheime Leben der Bäume“ war ein internationaler Bestseller. Jeder, der Wohlleben liest, sieht den Wald anschließend mit anderen Augen. Der gleichnamige Film von Jörg Adolph verbindet nun Wohllebens Erkenntnisse über die Bäume und ihr soziales Netzwerk, das Funktionieren der Natur, mit einem Porträt Wohllebens. Der Film zeigt die mediale Hektik um den Star wider Willen, der bei sich bleiben mag. Zweiter Protagonist neben dem Förster: der Wald, der in magischen Bildern (Kamera: Jan Haft) gezeigt wird.
    Der 100-jährige Weltdeuter:
    Vergangenen Juli wurde James Lovelock 100. Zeit für ihn, ein neues Buch fertig zu stellen. In „Novozän“ beschäftigt er sich mit dem kommenden Zeitalter der „Hyperintelligenz“. Lovelock hat Abschlüsse in Chemie, Medizin und Biophysik. Er ist Mitglied der Royal Society, hat für die NASA gearbeitet, die schädliche Wirkung von FCKW entdeckt, und er hat gern und oft eine andere Meinung als die, die in der Wissenschaft gerade en Vogue ist. „ttt“ hatte nun die Ehre, diesen großen Freigeist besuchen zu dürfen und stellte die ganz große Frage: Wohin gehen wir?
    Darktown:
    Auf politischen Druck hin stellt das Atlanta Police Department im Jahr 1948 die erste Einheit farbiger Polizisten auf. Es ist die Zeit der Segregation, brutaler Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung. So dürfen die acht schwarzen Polizisten nur in ‚Darktown‘, dem Schwarzenviertel Atlantas, ermitteln. Sie dürfen keine Weißen verhaften und nicht im selben Gebäude wie ihre Kollegen arbeiten. Hinzu kommt: Sie sitzen zwischen allen Stühlen. Sowohl die weißen Polizisten als auch die schwarze Bevölkerung begegnen ihnen mit Ablehnung und Aggression. Vor diesem Hintergrund hat der Schriftsteller Thomas Mullen nun den zweiten Teil seiner „Darktown“-Serie vorgelegt: „Weißes Feuer“. „Eine brillante Mischung aus Krimi und historischem Roman“, schwärmt Stephen King. Tatsächlich sind Mullens Romane hochkomplexe, differenziert geschriebene Kriminalromane, vor allem aber detailgetreue Sozialstudien über eine Vergangenheit, die bis in die amerikanische Gegenwart reicht.
    Archipel der Leidenschaften:
    Die ehemalige Schülerin trifft ihren ehemaligen Lehrer. Sie diskutieren, streiten, zitieren – schwärmen. Nach mehreren Treffen der Entschluss, das Verhandelte aufzuschreiben. Charlotte Casiraghi, Tochter von Prinzessin Caroline von Monaco, und ihr ehemaliger Philosophielehrer Robert Maggiori bieten mit ihrem Buch „Archipel der Leidenschaften“ ungewöhnliche Lektüre: Im philosophischen Dialog verhandeln sie unter anderem Liebe, Hass, Gier, Eifersucht oder Melancholie. Es ist ein intellektuelles Flanieren; am Ende steht eine ebenso geistreiche wie kurzweilige Kartographie der Leidenschaften. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.01.2020Das Erste
  • Folge 3
    „Unsere asiatische Zukunft“: „ttt“ über Parag Khanna und sein eindrucksvolles Buch über die neuen Machtverhältnisse in der Welt
    Das 19. Jahrhundert war das europäische, das 20. das amerikanische Jahrhundert – und das 21. wird das asiatische Zeitalter sein, sagt Parag Khanna. Der amerikanische Politikwissenschaftler, Publizist und renommierte Geostratege mit indischen Wurzeln prognostiziert in seinem Buch „Unsere asiatische Zukunft“ eine neue, multipolare Weltordnung, in der Asien eine entscheidende Rolle spielt. Nicht nur technologisch, sondern auch politisch, wirtschaftlich und kulturell verändere Asien schon längst die Welt rasant. Mehr als 4,5 Milliarden Menschen, die meisten Megacitys, mit der neuen Seidenstraße ein gigantisches, weltumspannendes Investitions- und Diplomatieprojekt, zwei Drittel des globalen Wirtschaftswachstums – und noch immer hätten die Europäer keine Vorstellung davon, wie all das ihre Zukunft beeinflussen werde, so Khanna, der auch einige Jahre in Deutschland gelebt hat.
    Asien, das ist für ihn eine vielfältige Megaregion, die von Australien bis Russland reiche. Multiethnisch, multikulturell und multireligiös – nicht spannungsfrei, voller Konflikte und auch Kriege, aber gleichzeitig in weiten Teilen sehr friedlich und versiert im Umgang mit Unterschieden, so Khanna. „ttt“ trifft den ständig um die Welt reisenden Parag Khanna in seinem Wohnort Singapur und spricht mit ihm über das große Selbstbewusstsein, mit dem Asien gerade an die Weltspitze drängt.
    Außerdem bei „ttt“:
    - Warum die Slums von Lesbos die „Schande Europas“ sind
    Der Bestsellerautor Jean Ziegler erhebt schwere Vorwürfe gegen die EU: „ttt“ hat den griechischen Fotografen Giorgos Moutafis bei seiner dokumentarischen Arbeit in den Slums auf Lesbos begleitet und mit Jean Ziegler darüber gesprochen, warum er vor allem die EU für die derzeitige Situation verantwortlich macht.
    - Sehnsucht, Sex und Traurigkeit
    Lisa Taddeos Aufreger-Buch über weibliches Begehren: „ttt“ hat Taddeo in ihrer aktuellen Heimat Connecticut besucht und sich mit ihr über ihr Sensationsdebüt „Three Women – Drei Frauen“ unterhalten.
    - Klagelieder mit Kampfansage
    Die Band „Algiers“ veröffentlicht ihr neues Album: „ttt“ hat die „Algiers“ in Berlin getroffen, um über ihre Musik zu sprechen und sich von ihnen erklären zu lassen, warum die Bühne ein letzter Ort der Freiheit ist. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.01.2020Das Erste
  • Folge 4
    Deutsche TV-PremiereSo 02.02.2020Das Erste
  • Folge 5
    Die geplanten Themen:
    Dresden, 13. Februar 45 und das Trauma:
    Die Hoheit über die Erinnerung sei ein Schlachtfeld, schreibt der britische Journalist Sinclair McKay. Man müsse größte Vorsicht walten lassen, um nicht versehentlich Ideologen Schützenhilfe zu geben. McKay hat – pünktlich zum 75. Jahrestag – eine Art Tatsachenroman über die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 geschrieben, „Die Nacht, als das Feuer kam.“ Es ist nicht das erste Buch, das zu diesem Thema erscheint. Keine andere deutsche Stadt beschäftigt sich so intensiv mit ihrer Bombardierung, wie Dresden – obwohl es viele andere Städte nicht minder dramatisch traf: Hamburg, Köln, Pforzheim.
    Doch allein in Dresden wird seit 1945 beinahe ununterbrochen um die Deutungshoheit über diese Nacht gerungen. McKay hat nun also – mit aller Vorsicht – ein weiteres Buch geschrieben. Er hat akribisch die deutschen und britischen Archive und Bibliotheken nach Augenzeugenberichten durchsucht. Aus den verschiedensten Berichten von gänzlich unbekannten, bis hin zu berühmten Persönlichkeiten wie Victor Klemperer oder Rudolf Mauersberger, hat er einen erschütternden Tatsachenbericht über die Schrecken und die Abstumpfung des Krieges geschrieben.
    Die Bombardierung von Dresden, so sagt McKay, sei auch für ihn selbst und viele Briten ein moralischer Schandfleck, für den man sich noch immer schäme. Sein Buch versammelt erstmals in breiter Fülle die zahlreichen Augenzeugenberichte, die im Dresdner Stadtarchiv zusammengetragen wurden. „ttt“ hat sich mit dem Leiter des Archivs Prof Thomas Kübler in Dresden, und dem Autor Sinclair Mckay in London getroffen.
    Autor: Dennis Wagner.
    Jan van Eyck in Gent – eine optische Revolution:
    Das Rätsel Van Eyck ist nicht gelöst. Im gesamten Jahr 2020 lockt Flandern mit van Eyck und dem berühmten Genter Altar. Bald 600 Jahre nach ihrer Entstehung haben die Bilder der Gebrüder Hubert und Jan van Eyck nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Warum begannen ein Meister und eine ganze Werkstatt um 1425 so ungeheuer präzise zu malen, dass man ihren Figuren Hautkrankheiten diagnostizieren, in den Naturdarstellungen zig Pflanzen bestimmen, den genauen Vogelflug erkennen, die Reflektion des Lichtes und hypergenaue Stickereien bewundern und gemalte Pelze fühlen kann? Im Oktober wird, als Höhepunkt des Van-Eyck-Jahres, der noch nicht vollständig restaurierte Altar wieder in die St.-Bavo-Kirche einziehen.
    Jetzt wird seine Rückseite – in einzelne Tafeln zerlegt – im Museum der schönen Künste mit weiteren Bildern des Jan van Eyck und seiner Werkstatt ausgestellt und zurecht als die größte Van-Eyck-Ausstellung aller Zeiten beworben. Die Restaurierung hat viele neue Erkenntnisse gebracht, hat aber eins nicht geschafft: das Rätsel van Eyck bleibt ungelöst.
    Autor: Meinhard Michael.
    Der syrische Dokumentarfilm „For Sama“:
    Seit dem Beginn des Aufstandes gegen das syrische Regime im Jahre 2011 hat die heute 28 Jahre alte Waad Al-Kateab mit ihrer Kamera das Geschehen in ihrer Heimatstadt Aleppo dokumentiert. Von den anfänglichen friedlichen Protesten der Studenten bis hin zur unvorstellbaren Gewalt der syrischen Armee und ihrer Verbündeten bei der Belagerung Aleppos. Mitten in diesem Inferno bringt Waad Al-Kateab ihre Tochter Sama zur Welt. Der berührende, für den Oscar nominierte, Dokumentarfilm „For Sama“ erzählt vom Leben wollen und Überleben in Aleppo.
    Autorin: Hilka Sinning.
    Glenn Greenwald und die Pressefreiheit in Brasilien:
    Seit seinen brisanten Enthüllungen ist der US-Amerikaner Glenn Greenwald der brasilianischen Bolsonaro-Regierung ein Dorn im Auge. Greenwald hatte gehackte Chats veröffentlicht, die belegen, dass Justizminister Moro zuvor als Richter seine Kompetenzen überschritten hatte. Jetzt klagt ein Staatsanwalt Greenwald als Anstifter der Hacker an, was dieser vehement zurückweist. Ein Verfahren gegen Greenwald wäre ein Schlag gegen die Pressefreiheit. Denn während Hacken strafbar ist, stellt die Veröffentlichung dieser Daten keinen Straftatbestand dar. Sollte es zum Verfahren gegen Greenwald kommen, wäre dies ein weiterer Schritt zur Einschränkung der Pressefreiheit in Brasilien.
    Autor: Matthias Ebert (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.02.2020Das Erste
  • Folge 6
    Die geplanten Themen:
    Von wegen Neuanfang! – Die NS-Verstrickung der Gründungsväter der Berlinale und Documenta
    Es gehört zum Gründungsmythos der Bundesrepublik, dass es nach den Jahren des Nationalsozialismus zum kulturellen Neuanfang kam. Auf der Berlinale wurde das weltoffene Berlin gefeiert, mit der Documenta wollte die junge Republik an die Moderne anschließen – doch ihre Gründungsväter waren mehr mit dem NS-Regime verstrickt, als bislang bekannt. Ganz offensichtlich wollte es niemand so genau wissen. „ttt“ fragt rechtzeitig zum Beginn der 70. Berliner Filmfestspiele: Warum dauert es mit der Aufarbeitung so lange? Und muss die Gründungsgeschichte der wichtigsten deutschen Kulturinstitutionen umgeschrieben werden?
    Lebenslang für türkischen Menschenrechtler? Prozess gegen Osman Kavala
    Der Verleger und Kulturmäzen Osman Kavala (62) sitzt seit mehr als zwei Jahren in Untersuchungshaft in der Türkei. Der Prozess geht am 18. Februar weiter. Der Oberstaatsanwalt in Istanbul fordert lebenslange Haft. Der Vorwurf: Kavala sei Mastermind hinter den regierungskritischen Gezi-Protesten und habe Kontakt zu Ausländern. Mit seiner Stiftung Anadolu Kültür ist Osman Kavala eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Kunst- und Kulturförderung und des interkulturellen Austauschs in der Türkei – und er unterstützte zahlreiche Menschenrechtsorganisationen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte am 10. Dezember 2019 die sofortige Freilassung Kavalas verlangt, weil die Inhaftierung grundlos sei und nur der Einschüchterung diene.
    Doch die türkischen Behörden ignorierten dies, Kavala musste weiter in U-Haft bleiben. Ein breites Bündnis mit u.a. „Amnesty International“, dem „PEN-Zentrum Deutschland“ und „Reporter ohne Grenzen“ sowie Mitangeklagten wie Journalist Can Dündar kritisiert dieses Vorgehen scharf und fordert auch die Bundesregierung abermals dazu auf, sich für Kavals Freilassung einzusetzen sowie die Verfolgung und Inhaftierung von über hundert Journalisten und Kulturschaffenden nicht hinzunehmen.
    Frauen sichtbar machen – Caroline Criado-Perez kämpft für Gleichberechtigung
    Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen, aber sie leben in einer Welt nach männlichen Maßstäben, so Caroline Criado-Perez. Und das ist nicht nur ungerecht, sondern im schlimmsten Fall tödlich: In ihrem aktuellen Buch „Unsichtbare Frauen“ belegt Criado-Perez, wie Industrie, Forschung und Wissenschaft sich an Männern orientieren. Ob Grenzwerte von Chemikalien, Sicherheitskleidung oder Crashtest-Dummys – der Mann ist das Maß aller Dinge. Besonders gravierend ist es in der Pharmaindustrie: Medikamente werden in der Regel an Männern getestet, obwohl Frauen oft anders auf Wirkstoffe reagieren. Sie haben einen anderen Hormonhaushalt und andere Nebenwirkungen. Caroline Criado-Perez ist Autorin, Journalistin und Frauenaktivistin. Ihr Buch ist ein Appell, die Welt gerechter zu machen: „Unsichtbare Frauen. Wie die für Männer gemachte Welt verzerrte Daten produziert“.
    Kunst aus dem Baumarkt – Der Künstler Ai Weiwei und sein neuestes Projekt
    Ein Künstler und ein Baumarkt. Der chinesische Künstler Ai Weiwei und die Baumarkt-Kette Hornbach. Einer, der gerade kürzlich gegen Berlin und die Deutschen wetterte, und eine deutsche Heimwerker-Kette. Zwei, die nun zusammenarbeiten. Wie passt das? Trifft da Kunst auf Kommerz? Auf jeden Fall gibt es jetzt bei Hornbach einen echten Ai Weiwei zum Selberbauen. Selbstkostenpreis: 150 €. Dafür erhält man Wandhaken und knallorangene Sicherheitswesten. Das soll dann Kunst sein? Ja, wenn man die Reißverschlüsse der Westen so miteinander verbindet, wie sich der Künstler das ausgedacht hat. Ein so genanntes Readymade, also Kunst aus Alltagsobjekten. Aber in Zusammenarbeit mit einer Baumarkt-Kette? „ttt“ hat Ai Weiwei getroffen und mit ihm über die Kunst und die Sicherheitswesten gesprochen.
    Phantastische Klangwelten – Die Komponistin Unsuk Chin
    Diese Grenze zwischen Pop-Musik oder Ernster Musik oder westlich-östlich gibt’s für mich nicht. Für mich sind Musik Klänge“, sagt die Komponistin Unsuk Chin, die sich souverän zwischen verschiedenen Schulen und Traditionen bewegt. Sie lässt sich von europäischen Komponisten wie Bartók oder Debussy beeinflussen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.02.2020Das Erste
  • Folge 7
    Wie bedroht ist unsere Demokratie? „ttt“ über rechten Terror und die geistigen Brandstifter: Ein mutmaßlich rechtsextremer Täter hat im hessischen Hanau zehn Menschen und sich selbst erschossen. „ttt – Titel, Thesen, Temperamente“ geht der Frage nach: Wie wehrhaft muss unsere Demokratie jetzt sein? Und wer sind die geistigen Brandstifter für solche Taten? Ein Gespräch mit der Schriftstellerin Jagoda Marinić, dem Politikwissenschaftler Claus Leggewie und dem Publizisten Michel Friedman.
    Die Sendung kommt am Sonntag, 23. Februar, vom Hessischen Rundfunk (hr) und ist um 23:20 Uhr im Ersten zu sehen; es moderiert Max Moor.
    Gleiche Chancen für alle? – Wie die Politik Bildungsungleichheit verschärft:
    „ttt“ fragt: Wie viel ist uns die Bildung unserer Kinder wert? Und was macht das mit nachwachsenden Generationen, wenn sie von klein auf erleben, dass in dieser Gesellschaft nicht alle ähnlich gute Chancen bekommen?
    Odyssee durch die Nacht – Das Videospiel „Kentucky Route Zero“:
    Es sei ein Spiel „wie kein anderes“, so der SPIEGEL, die ZEIT nennt es gar ein Meisterwerk. „ttt“ hat mit den Künstlern hinter „Kentucky Route Zero“ gesprochen und den Philosophen Daniel Martin Feige gefragt, warum wir uns in Videospielen „selbst durchspielen“.
    Caribou – Der stille Superstar der elektronischen Musik:
    „ttt“ hat den Meister der euphorischen Melancholie exklusiv in London getroffen, in seinem Lieblingsclub „Five Miles“ und zum langen Spaziergang durch seine Hood. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.02.2020Das Erste
  • Folge 8
    Gegen die Spaltung der Gesellschaft – Michael Kraskes schonungsloses Buch „Der Riss“:
    Es ist etwas faul im Staate … Das konstatiert der Autor Michael Kraske in seinem Buch „Der Riss“. Darin beschreibt er detailliert, wie die „Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“. Dabei geht es ihm nicht darum, den „Osten“ pauschal zu verurteilen. Vielmehr sucht er nach den Gründen für den Rechtsruck, der ja nicht von jetzt auf gleich passiert, sondern gewachsen ist – schon vor 1989 und in den Jahren danach. Kraske benennt offen Missstände, zeigt das systematische Versagen von Politik, Polizei und Justiz – und wie sehr die Radikalisierung der Gesellschaft schon fortgeschritten ist. Und er fordert ein umfassendes politisch-gesellschaftliches Gesamtkonzept. „ttt“ trifft Michael Kraske in Leipzig und spürt dem Riss in unserem Staat nach.
    Der Erfinder des Populismus – Ein neuer Blick auf Benito Mussolini:
    „M – Der Sohn des Jahrhunderts“: Schon der Titel des großen Romans von Antonio Scurati ist Programm. Er erzählt im ersten seines auf drei Bände angelegten Werks minutiös die Anfangsjahre von Benito Mussolini und seiner faschistischen Bewegung. Aber das Kürzel „M“ und die Verbindung mit dem 20. Jahrhundert zeigen, dass es dem Autor um mehr geht. Er schildert Mussolini als einen Typus, der die Politik revolutioniert hat: Instinkt statt Argumente, Spiel mit den Ängsten der Bevölkerung, markante Rhetorik, Selbststilisierung als Retter der Nation. Dieses Muster, sagt Scurati, finden wir heute bei allen Populisten wieder. Mussolini hat es geschafft, sagt er im „ttt“-Interview, ohne ein eigenes Programm, ohne eine politische Theorie zum „Duce“ eines ganzen Landes zu werden. Historisch genau bis ins Detail und gleichzeitig mit psychologischem Tiefgang entwirft dieser Roman ein erschreckend aktuelles Bild von den Mechanismen rechter Politik
    Pionierin der abstrakten Malerei – Film und Biografie über Hilma af Klint:
    Sie malte, wie niemand zuvor. 1906 schuf Hilma af Klint das erste abstrakte Bild der Welt. Doch 100 Jahre lang war das vergessen, Kandinsky, Mondrian oder Malewitsch galten als Begründer der Abstrakten Kunst. „Die Kunstgeschichte muss umgeschrieben werden“, fordert die Kunsthistorikerin Julia Voss und legt jetzt eine umfassende Biografie der schwedischen Malerin vor. Zeitgleich kommt Anfang März ein Film über Hilma af Klint ins Kino: „Jenseits des Sichtbaren“. Auch Filmemacherin Halina Dyrschka fragt, warum man diese Künstlerin bis heute kaum kennt.
    Klar, sie ist eine Frau. Dann hatte sie auch verfügt, dass ihr mehr als 1000 Bilder umfassendes Werk erst 20 Jahre nach ihrem Tod gezeigt werden durfte. Doch bis vor wenigen Jahren wollten die großen Museen der Welt nichts von ihr wissen. Filmemacherin Halina Dyrschka und Biografin Julia Voss machten sich auf Spurensuche, lernten Schwedisch, wühlten sich durch Archive und entdecken eine mutige, starke Frau, eine Pionierin der abstrakten Malerei.
    Forscher, Reisender, Künstler – Portrait Julian Charrière:
    Ein Mann klettert auf einen Eisberg und bearbeitet ihn stundenlang mit einem Bunsenbrenner. Er will ihn zum Schmelzen bringen und lässt sich dabei fotografieren. Der Mann mit dem Bunsenbrenner ist der Schweizer Künstler Julian Charrière. Für seine Kunst ist ihm keine Anstrengung zu groß: Er brachte 22 Tonnen Salz zur Biennale nach Venedig. Sie stammen aus Bolivien, wo unter dem Salz Lithium abgebaut wird, das für Smartphone-Akkus genutzt wird. Oder er filmte eine Palmölplantage und machte daraus einen abendfüllenden Film, der eine scheinbar unendliche menschenleere Welt zeigt. Er reiste in ein militärisches Sperrgebiet in Kasachstan oder besuchte das Bikini-Atoll der Pazifischen Inseln, wo die USA in den 1940er Jahren nukleare Tests durchführten.
    Die Kunstwerke, die auf solchen Reisen und danach im Berliner Atelier entstehen, lassen sich nur schwer fassen: Die Filme und Installationen sind mehrdeutig und beziehen sich eben doch auf konkrete Orte und historische Geschehnisse. Politisch, aber nicht platt. Engagiert, aber gleichzeitig ästhetisch. Für seinen neuen Film „Towards No Earthly Pole“ drehte Charrière in Arktis und Antarktis: Eisberge bei Nacht, wie aus einer anderen Welt. Berlinale 2020 – Wer hat den Bären gewonnen?: Es war die 70. Berlinale und die erste unter der neuen Leitung von Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek. Am Wochenende enden die „Internationalen Filmfestspiele Berlin“ mit der traditionellen Verleihung der Bären. „ttt“ stellt einen der Gewinner vor. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.03.2020Das Erste
  • Folge 9
    Deutsche TV-PremiereSo 08.03.2020Das Erste
  • Folge 10
    Die geplanten Themen:
    Shut down im Kulturbetrieb
    Die Buchmesse: abgesagt. Konzert der Berliner Philharmoniker: vor leerem Haus, genau wie bei James Blunt in der Elbphilharmonie. Lesungen in Buchhandlungen finden nicht statt, Ausstellungen in der Akademie der Künste werden verschoben, Museen schließen. Der Karneval der Kulturen in Berlin: gestrichen. Der deutsche Kulturbetrieb hat sich in Quarantäne begeben. Künstler, Autoren, Verlage, kleine und große Theater stehen vor massiven Einkommensverlusten. Die Corona-Krise ist dabei, sich zur größten Existenzkrise der deutschen Nachkriegsgeschichte auszuweiten. Welche Folgen das hat für die Künstler und das Publikum, erörtert „ttt“ mit dem Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins Ulrich Khuon und mit dem Soziologen Heinz Bude, dessen Essay „Gesellschaft der Angst“ bereits 2014 beschrieb, wie der Mensch im „Schwelbrand der Verunsicherung“ unterzugehen droht.
    Autor: Rayk Wieland
    John Grisham „Die Wächter“
    Jedes Jahr und – laut New York Times – „so verlässlich wie der Sonnenaufgang“ liefert John Grisham der Welt einen neuen Gerichts-Thriller. In „Die Wächter“, dem jetzt bei uns erscheinenden Grisham von 2020, geht es erneut um die noch immer von Rassismus geprägte Rechtspraxis in den USA, um unschuldig Verurteilte und engagiert für Recht und Gerechtigkeit kämpfende Anwälte. Er schickt seinen Helden Cullen Post, einen Anwalt und Priester, quer durch die USA und lässt ihn im Ringen um Gerechtigkeit ein von Rassenhass und Besitzstandswahrung zerrissenes Land erleben. Grisham – früher selbst Strafverteidiger und heute aktiv im New Yorker „Innocence Project“, das immer wieder zu unrecht Verurteilte aus den Zellen holt – gewährte „ttt“ eines seiner ganz seltenen Interviews.
    Autor: Andreas Lueg
    Der Fotograf Karl Lagerfeld und sein Werk
    Karl Lagerfeld hat auch fotografiert. Den Tag verbrachte er im Modestudio und drumherum, nachmittags und abends aber liebte er es, zu fotografieren. Dabei wurde meist im Studio gearbeitet, aber man zog auch einfach mit einem Assistenten durch Paris. Was Lagerfeld als Fotograf hinterlässt, ist jetzt erstmals in einer großen Retrospektive im Museum Moritzburg Halle zu sehen. Wie zu erwarten, ist das Fotowerk des Karl Lagerfeld sehr vielseitig. Auf der einen Seite stehen die schönen Models und Inszenierungen mit ihnen, auf der anderen Fotos, die die kühle Sachlichkeit der 20er Jahre heraufbeschwören. Lagerfeld sagte manchmal, es gebe da schon ein Hauptthema, aber das sei nicht seine Sache, darüber zu reden. Was also macht den gefeierten Modedesigner Karl Lagerfeld als Fotografen aus? Das Museum Moritzburg versucht eine Antwort: Karl Lagerfeld. Fotografie, Die Retrospektive, 08.03.2020 – 23.08.2020 in der Moritzburg Halle
    Autor: Meinhard Michael
    „STERN111“ – Lutz Seilers neuer Roman
    Nach dem Erfolg des Hiddensee-Romans „Kruso“ hat Lutz Seiler nun einen neuen Roman veröffentlicht. „Stern 111“ heißt er, genau wie das DDR-Radiogerät, ein Empfänger von Wellen, wenn man so will, aus einer sehr besonderen Zeit. Auch Kruso wird kurz wieder auftauchen, wenn auch nur als – nicht ganz unwichtiger – Cameo. Diesmal beschreibt Seiler die Zeit unmittelbar nach der Wende. Er führt die Geschichte in zwei großen Erzählbögen fort – in einem Roadtrip, der seine Bahn um den halben Erdball zieht, und in einem Berlin-Roman, der uns die ersten Tage einer neuen Welt vor Augen führt. Und ganz nebenbei wird die Geschichte einer Familie erzählt, die der Herbst ’89 sprengt und die nun versuchen muss, neu zueinander zu finden.
    Einer der Haupthandlungsorte ist – wie in „Kruso“ – eine Kneipe, die es auch in der Wirklichkeit gab. Auch hier hatte der Autor tatsächlich eine Weile gearbeitet: die „Assel“ in der Berliner Oranienburger Straße. In gewisser Weise wird auch die „Assel“ im Roman wieder eine Insel, eine Insel im Meer der Zeit, auf der kurzzeitig eine Utopie aufleuchtet wie Gold, obwohl ringsum alles Schrott und Verfall ist. „Stern 111“ ist der Roman, den Seiler schon vor 10 Jahren schreiben wollte. Aus einem Unterkapitel entsprang dann doch zunächst „Kruso“. Nun hat Seiler es vollendet – und es ist eine wilde Reise durch eine wilde Zeit. Wir haben Lutz Seiler im Hinterhof der einstigen „Assel“ getroffen und mit ihm über seinen neuen Roman gesprochen.
    Autor: Dennis Wagner
    Moritz von Uslar „Nochmal Deutschboden“
    Zehdenick ist eine Kleinstadt im Norden von Berlin. Hier zieht die Havel unaufgeregt als kleines Flüsschen ihren Lauf durch die Mark Brandenburg. Die Menschen im Städtchen haben in den letzten Jahrzehnten alle Regungen und Bewegungen die die Zeitgeschichte bereithielt miterlebt; von der Implosion der DDR, der Arbeitslosigkeit, der Migrationskrise und dem Auftauchen der AfD als Partei. Könnte man aus ihren Leben herauslesen, was der sogenannte Kitt der Gesellschaft in einer Ostdeutschen Kleinstadt ist? Der Reporter Moritz von Uslar hat sich im Jahr 2019, knapp 10 Jahre nach seinem ersten Besuch in Zehdenick, wiederum für einige Monate in der Kleinstadt einquartiert. Seine Reportage „Nochmal Deutschboden – Meine Rückkehr in die brandenburgische Provinz“ erzählt von täglichem Rassismus und auch von Solidarität und Menschlichkeit.
    Autor: Jens-Uwe Korsowsky (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.03.2020Das Erste
  • Folge 11
    Das Ende der Welt, wie wir sie kennen? „ttt“ über Corona als Herausforderung und Chance einer globalisierten Welt
    Tausende sind bereits gestorben, es werden wohl noch Tausende folgen – die Corona-Pandemie ist eine weltweite Tragödie. Wenn das Schlimmste vorbei ist, müssen wir uns fragen: Welche Lehren wollen wir ziehen? Wir kommen gar nicht drumherum, die Systemfrage zu stellen, das glaubt Slavoj Žižek, Psychoanalytiker und Superstar unter den Philosophen. Denn das Virus wirke auch tödlich auf den globalisierten Kapitalismus, so wie wir ihn seit ein paar Jahrzehnten leben. Vor dem Virus seien wir alle gleich, egal ob arm oder reich, unabhängig von Nationalität und Herkunft. Wir säßen alle im gleichen Boot, sagt Žižek, der selbst im slowenischen Ljubljana in Quarantäne sitzt.
    Und die Corona-Krise zeige noch etwas: Um Katastrophen wie diese in den Griff zu bekommen, bräuchten wir starke Staaten und starke Staatengemeinschaften – auch hier versage Europa gerade ein weiteres Mal. Daraus könne nur folgen, endlich „eine alternative Gesellschaft zu denken, eine Gesellschaft jenseits der Nationalstaaten, eine Gesellschaft, die sich in globaler Solidarität und Kooperation verwirklicht.“ Žižek vertritt hier keine linke Außenseiterposition, wenn selbst der französische Präsident Emmanuel Macron in einer Rede verkündet, dass diese Pandemie jetzt schon deutlich gemacht habe, „dass es Güter und Dienstleistungen gibt, die außerhalb der Marktgesetze gestellt werden müssen.“ Ernährung, Gesundheit und Sicherheit dürften nicht der Privatwirtschaft überlassen werden.
    Žižek geht es nicht darum, den Kapitalismus abzuschaffen oder die Globalisierung zurückzudrehen, sondern um eine Reorganisation der Weltwirtschaft, die nicht länger „hilflos den Marktmechanismen ausgeliefert“ sein dürfe. „ttt“ hat mit Slavoj Žižek und mit dem Journalisten und stellvertretenden Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, Bernd Ullrich, darüber gesprochen, wie der Corona-Virus den globalen Kapitalismus erschüttert und wie wir die Katastrophe für einen Aufbruch nutzen können, die Welt zum Besseren zu verändern.
    Außerdem bei „ttt“:
    Adieu Menschlichkeit, adieu Europa – Der fatale Rechtsbruch an den EU-Außengrenzen:
    Die Europäische Außengrenze ist Schauplatz eines brutalen Abwehrkampfes: Mit Gewalt werden Geflüchtete aus der Türkei zurückgedrängt, mit Tränengas beschossen – es gibt sogar Todesfälle. „ttt“ hat mit dem Philosophen Julian Nida-Rümelin und der Journalistin und Nahost-Expertin Kristin Helberg darüber gesprochen, warum es für die westlichen Demokratien entscheidend sein wird, dass sich Europa auf seine Werte besinnt und Verantwortung in der Welt übernimmt.
    Voll nice – Leif Randts fröhlich-dystopischer Roman „Allegro Pastell“:
    Den Leipziger Buchpreis 2020 hat Leif Randt dann doch nicht bekommen. Grämen muss er sich deswegen nicht, wird seine neuer Roman doch bereits frenetisch gefeiert. „ttt“ trifft den in Berlin lebenden Autor, der seine Hauptperson Jerome stark autobiographisch angelegt hat, an den Orten seiner Herkunft: Maintal und Frankfurt.
    Alles andere als weiße Hochkultur – Die R’n’B-Geigerin „Sudan Archives“:
    „Sudan Archives“ ist Geigerin. Doch sie ist keine Absolventin höherer Musikschulen, kommt nicht aus einem wohlsituierten – weißen – Elternhaus, sondern hat sich ihr Instrument autodidaktisch im Gospelchor ihrer – schwarzen – Gemeinde angeeignet. „ttt“ hat „Sudan Archives“ in New York zu einem letzten Konzert begleitet, einen Abend, bevor dort alle Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.03.2020Das Erste
  • Folge 12
    Corona – eine Feuerprobe für Europa?:
    Der italienische Schriftsteller Antonio Scurati lebt seit drei Wochen in Quarantäne. Der Mailänder erzählt, dass die Sirenen der Krankenwagen mittlerweile zum Soundtrack des Lebens geworden sind. Als Italien zu Beginn der Corona Pandemie den europäischen Katastrophenschutz um Hilfe angerufen hat, hat kein einziges Land reagiert. Hilfe bekommt das Land, in dem der Corona Virus am schlimmsten wütet, bisher von China, Russland und Cuba. Diese Pandemie ist eine Feuerprobe für die EU, sagt er, entweder jetzt arbeiten alle solidarisch zusammen und helfen sich, oder Europa zerbricht. „ttt „hat mit ihm ein Skype-Interview geführt und auch die Publizistin und überzeugte Proeuropäerin Ulrike Guérot befragt.
    (Autorin: Nathalie Daiber)
    Künstler und der Corona Shutdown:
    Die Corona-Pandemie legt ein ganzes Land lahm und das Kulturleben still. Schätzungsweise 80.000 kulturelle Veranstaltungen wurden bis Ende April abgesagt. Nicht systemrelevant! Viele Künstler stehen vor einer finanziell existenzbedrohlichen Situation. So die Sängerin Simone Kermes. Statt auf der Bühne der Elbphilharmonie, singt sie für „ttt“ zuhause in der Küche. Wie erleben Künstlerinnen und Künstler die Situation? Und wie leben sie mit den Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit? Der Historiker René Schlott fürchtet, dass der Shutdown zur weiteren Spaltung unserer Gesellschaft führt, nicht nur in finanzieller Hinsicht.
    (Autorin: Petra Dorrmann)
    Siegfried Lenz’ Roman „Der Überläufer“ wird verfilmt:
    In seinem Roman „Der Überläufer“ erzählt Siegfried Lenz von der Liebe zwischen einem deutschen Wehrmachtssoldaten und einer polnischen Partisanin. Es ist der zweite Roman des damals erst 26-Jährigen. Kurz nach dem Krieg darf er nicht erscheinen und verschwindet in der Schublade des Schriftstellers. Erst nach dem Tod von Siegfried Lenz 2014 wird er in seinem Nachlass entdeckt und 2016 zu einem Bestseller. Nun hat die ARD den Roman in einem Zweiteiler adaptiert. Er läuft am 8. und 10. April 2020 um 20:15 Uhr im Ersten. Regisseur ist Oscar-Preisträger Florian Gallenberger. Was zählen Freundschaft und Liebe, Pflicht und Gewissen in einer Welt aus den Fugen?
    (Autor: Lutz Pehnert)
    „Was hast du hinter dir gelassen“ – Stimmen aus dem vergessenen Krieg im Jemen:
    Über den Krieg im Jemen, der seit fünf Jahren das Land bestimmt, wird hierzulande kaum berichtet. Es ist ein vergessener Krieg. Jetzt gibt es eine Stimme aus dem Jemen, die uns vom Leben und Sterben unter Luftangriffen und Granaten-Beschuss erzählt. Die Journalistin und Schriftstellerin Bushra al-Maktari ist unter Lebensgefahr zwei Jahre durchs Land gereist und hat Protokolle mit über 400 Überlebenden geführt. Sie hat nach dem Verlust der Angehörigen – oft sind es Kinder – gefragt und nach dem Alltag im Krieg. „Was hast du hinter dir gelassen“ fragt ihr Buch.
    (Autor: Ulf Kalkreuth)
    Oskar Roehler erzählt vom Erwachsenwerden in der westdeutschen Provinz:
    „Mangel“ heißt der neue Roman des Schriftstellers und Regisseurs Oskar Roehler. Wie viele seiner Filme und Bücher, so handelt auch der Roman von persönlichen Erinnerungen. „Mangel“ erzählt von einer Gruppe von Kindern, die in den frühen 60er Jahren in einer Neubausiedlung im Zonenrandgebiet aufwächst. Die Väter sind wortkarge Sudetendeutsche, die den Krieg erlebt haben. Die Kinder haben weder Fernsehen noch Radio, es mangelt an Geld, Sicherheit und Geborgenheit. Später flüchtet sich der Ich-Erzähler in die Kunst.“ „ttt“ hat Oskar Roehler getroffen und spricht mit ihm über den Werdegang einer ganzen Generation.
    (Autorin: Hilka Sinning) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.03.2020Das Erste
  • Folge 13
    Notre Dame:
    Eine Langzeit Dokumentation zeigt jetzt die gefahrenreiche Rettung der Kathedrale von Notre Dame. Erstausstrahlung ARD 13.04.20.
    ttt Heimspiele:
    ttt hat Kulturschaffende und Künstler*innen eingeladen, uns und unsere ttt-Fans auf Instagram teilhaben zu lassen: Wie gehen sie gerade mit dieser besonderen Situation um? Welche Gedanken machen sie sich? Wie behalten sie Ihren Humor? Wie verarbeiten sie all das schon jetzt in ihrer Kunst?
    Die Geschichte des rechten Terrors:
    Sie waren nie weg – die Rechten heute sind nicht zufällig wieder da. Kontinuitäten und Staatsblindheit: Die Geschichte des rechten Terrors in Deutschland. ttt hat mit folgenden Experten gesprochen:
    Gideon Botsch (Uni Potsdam – Buch über die gesamte Geschichte rechter Gewalt seit 45),
    Niklas Frank (Sohn des NS Verbrechers Hans Frank. Buch: Auf in die Diktatur! Die Auferstehung meines Nazi-Vaters in der deutschen Gesellschaft.),
    Andrea Röpke und Felix Benneckenstein (Neo-Nazi-Aussteiger).
    Olaf Otto Becker: Was fotografiert ein Fotograf in diesen Zeiten?
    Leere Städte, Quality Time mit Tochter, anonyme Lebensmittelspenden, Armut und die Neugierigen, die ihm auch jetzt zu nahe kommen.
    Philippa Perry: No 1 Bestseller UK:
    Philippa Perry: „Das Buch, von dem Du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen.“ Darüber, wie schmerzliche Erfahrungen aus der Kindheit weitergegeben werden und das Leben bestimmen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.04.2020Das Erste
  • Folge 14
    Demokratie in Zeiten von Corona – Wie steht es um unsere Freiheitsrechte?
    Freiheit, wo bist Du? Gerade ist von ihr in Zeiten von Corona nicht viel zu spüren. Reisefreiheit – eingeschränkt. Versammlungsfreiheit – eingeschränkt. Religionsfreiheit – eingeschränkt. Stattdessen: Kontaktsperre, Schulen zu, Restaurants zu, Deutschland im Lock-down. Mindestens 1,5 m Mindestabstand ist das Gebot der Stunde oder am besten gar nicht mehr das eigene Heim verlassen. Es ist die Rede von der „größten Bedrohung seit dem Krieg“. Aber rechtfertigt sie diese Einschränkungen unserer an sich im Grundgesetz verankerten Freiheiten? „ttt“ spricht darüber mit einem Rechtswissenschaftler, einem Historiker und dem Innenminister von Niedersachsen.
    Namen statt Nummern – Auf der Suche nach den Opfern des Mittelmeers
    Sie will den Leichen ihren Namen zurückzugeben und den Familien einen Toten, den sie bestatten können. 30.000 Menschen sind in den letzten Jahren im Mittelmeer auf der Flucht ertrunken. Über Bootsunglücke wird kaum noch berichtet. Doch eine Pathologin kämpft gegen das Vergessen. Die Professorin für Gerichtsmedizin an der Universität Mailand Cristina Cattaneo erforscht die Herkunft der Opfer der großen Schiffsunglücke vor Lampedusa von 2013 und 2015. Sie arbeitet mit Hilfe von DNA-Abgleichen und der Analyse von Knochen und Gewebe. Dazu kommen Interviews mit Überlebenden, die Informationen geben können. Jetzt hat Christina Cattaneo ein Buch über ihre Arbeit geschrieben: „Namen statt Nummern“. Im Herbst erscheint ein Dokumentarfilm über sie.
    Momentaufnahme im Ausnahmezustand – Paolo Giordanos Buch zur Corona-Pandemie
    Als er beginnt zu schreiben, ist es Ende Februar und in Italien gerade mal der erste Todesfall durch Covid-19 offiziell gemeldet. Als Paolo Giordano sein schmales, nachdenkliches Buch nicht viel später beendet, herrschen in manchen Teilen des Landes apokalyptische Zustände. „In Zeiten der Ansteckung. Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert“ ist im besten Sinne eine Momentaufnahme, eine kurze Geschichte der Gegenwart, während sie stattfindet. Während nichts mehr so ist, wie es mal war, geht es darum, zu verstehen: der promovierte Physiker erklärt Infektionsraten, Basisreproduktionszahlen und mathematische Modelle – und beschreibt, was der Verlust an Gewissheiten mit uns macht, wie sehr wir alle Verantwortung tragen, weil wir alle so eng miteinander verwoben sind.
    Weltweit. Paolo Giordano, der mit seinem Debüt „Die Einsamkeit der Primzahlen“ einen Bestseller landete, hat ein Tagebuch zur Corona-Pandemie geschrieben. In „ttt“ spricht er, noch immer in häuslicher Isolation, über die Komplexität der Welt und unsere Sehnsucht nach einfacher Normalität.
    Krise durch Corona – Buchverlage in Not:
    Erst fiel die Buchmesse aus, dann wurden die Buchhandlungen geschlossen. Es finden keine Lesungen statt, und Marktgigant Amazon verkauft lieber E-Books als gedruckte Bücher. Es ist eine harte Saison für die Buchverlage, für einige geht es an die Existenz. Ein Großteil des Umsatzes ist weggebrochen, nach Einschätzung des Börsenvereins monatlich eine halbe Milliarde Euro. Darunter leiden neben den Verlagen auch Druckereien, Buchhandlungen und natürlich die Autorinnen und Autoren. Auch inhaltlich sind die Folgen massiv, denn attraktive Top-Titel werden verschoben, die Anzahl der Neuerscheinungen gesenkt. Der Börsenverein des Buchhandels fordert umfangreiche Hilfen für die Branche, auch wenn die Läden demnächst wieder öffnen dürfen. „ttt“ spricht mit Tim Jung, Verleger des Hamburger Verlages Hoffmann und Campe, und mit Kerstin Gleba von Kiepenheuer & Witsch über die aktuelle Situation.
    Meisterin der genauen Interpretation – „Ernst von Siemens Musikpreis“ für Tabea Zimmermann
    Sie ist keine Musikerin, die sich in den Vordergrund drängt: Als Bratschistin steht sie generell etwas im Schatten der Violinen-Stars, die mit bekannten Klassikern die Konzertbühnen der Welt erobern und hoch im Kurs der großen Plattenfirmen stehen. Und als Musikerin geht es ihr nicht um schillernde subjektive Interpretationen, sondern sie will möglichst genau die Partituren erkunden, und ringt dabei um jede Note, jede Phrasierung. Tabea Zimmermann, 1966 in Baden-Württemberg geboren, ist eine genaue Virtuosin, der die Musik wichtiger ist als der große Auftritt.
    Umso erfreulicher, dass sie in diesem Jahr einen der wichtigsten Musikpreise weltweit bekommt: Den „Ernst von Siemens-Musikpreis“, den u.a. schon Herbert von Karajan, Leonard Bernstein oder György Ligeti erhalten haben. Die Auszeichnung ist mit 250.000 Euro dotiert und gilt als eine Art Nobelpreis für Musik. Eigentlich sollte die Preisverleihung im Frühjahr stattfinden, wegen der Corona-Krise ist der Termin leider offen. „ttt“ portraitiert trotzdem Preisträgerin Tabea Zimmerman. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.04.2020Das Erste
  • Folge 15
    Die Welt im Stillstand – Zeit für eine Zeitenwende:
    „ttt“: Kommt der Sprung in eine bessere Welt oder der bodenlose Absturz?
    Es ist die rasanteste, umfassendste und gefährlichste Krise gleich für die ganze Menschheit. Alle sind betroffen, auch wenn es zwischen Reichen und Armen entscheidende Unterschiede gibt. Die Hälfte der Menschheit bleibt zuhause, hält sich an unterschiedlich strenge Ausgangssperren, um den Tod von vielen Millionen Menschen zu verhindern. Die Welt hält still, auch wenn es Billionen kostet. Ein historischer Fortschritt, ein Beweis für die global gestiegene Achtung vor dem Wert des Lebens. Und trotz der globalen Katastrophe auch ein Fest der Vernunft und der Demokratie in Ländern wie beispielsweise Deutschland.
    Besonnene Politiker, transparente Entscheidungen, öffentliches Nachdenken, Solidarität, Gemeinsamkeit. Besinnung auf das, was wirklich wichtig ist – im individuellen wie im gesellschaftlichen Leben. Ein Momentum, ein historischer Augenblick. Vielleicht nur ein Weckruf, oder doch eine Zeitenwende, der Beginn eines Epochenbruchs? Arundathy Roy, die große indische Schriftstellerin, meint, „inmitten dieser furchtbaren Verzweiflung gibt es eine Chance, noch einmal über die Weltuntergangsmaschine nachzudenken, die wir alle für uns gebaut haben.
    Nichts wäre schlimmer, als wieder zur Normalität zurückzukehren.“ Alles, was Rang und Namen hat – der Papst, die Chefin des IWF, die CEOs von Blackrock, Philosophen und Wissenschaftler – konstatiert jetzt radikale Veränderungen, den Beginn einer neuen Welt. Allen scheint es wie Schuppen von den Augen zu fallen. Der Corona-Schock lässt klarer blicken darauf, dass die Menschheit seit langem dabei ist, ihre Lebensgrundlagen zu zerstören. „Gesellschaftsromantik“ nennt dagegen Prof. Wilhelm Heitmeyer all die radikalen Versuche des Umdenkens, des Versuchs, aus der Krise eine Chance werden zu lassen.
    Die Corona-Krise sei ein Beschleuniger von noch größerer sozialer Ungleichheit. „ttt“ fragt: Wieso sind wir – im Weltmaßstab – so unfähig, das Falsche zu lassen und das Richtige zu tun? Gibt es zurzeit realistische utopische Visionen? Solche, die das Momentum nutzen und Dinge fordern, die nie für möglich gehalten wurden? Antworten geben Prof. Wilhelm Heitmeyer, der Historiker Rutger Bregman, der Philosoph Markus Gabriel und die Friedenspreisträgerin Carolin Emcke.
    Außerdem bei „ttt“:
    Maja Göpel will „Unsere Welt neu denken“ – Eine Einladung:
    „ttt“ unterhält sich mit der Politökonomin über Tabus, die Revolution im Denken und die Idee einer Gesellschaft, in der der Mensch mit seinen Bedürfnissen – und nicht der Markt – an erster Stelle steht.
    Katja Eichinger – Über die Neubewertung der Jogginghose und andere Neurosen der Mode:
    „ttt“ schlendert mit der Journalistin über die leergefegte Münchner Luxusmeile Maximilianstraße, fragt, warum in Zeiten von Corona Casual das neue Cool ist, und ob diese Krise die Chance zum dauerhaften Umdenken in Kleidungsfragen bringen könnte.
    Techno, Tanz und Tiergeräusche – Zwei DJs in den Clubs der Welt mit den Sounds des deutschen Waldes:
    „ttt“ trifft Dominik Eulberg im Westerwald und Pantha du Prince in Brandenburg, um mit ihnen über den Zusammenhang von Natur, Techno und Kapitalismus zu sprechen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.04.2020Das Erste
  • Folge 16
    Die geplanten Themen:
    Helden wie wir – Heroen in der Corona-Krise
    Mit Technologie aus der Krise? – Weichenstellungen für die Zukunft
    Kinder des Krieges – Erinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkrieges
    Meister des Lichts – Stefan Forsters Bilder aus einer „heilen“ Welt
    Set My Heart on Fire – Der queere Popstar Perfume Genius vertont die Liebe (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.05.2020Das Erste
  • Folge 17
    Die geplanten Themen:
    Die lautlose Eroberung – Woher kam das Corona-Virus?
    Fake News, Verschwörungstheorien, der Informationskrieg zwischen China und den USA lenken den Blick auf Donald Trumps problematisches Verhältnis zur Wirklichkeit – und auf Chinas Praxis gezielter Desinformation, auch in Richtung Deutschland. Die Menschenrechts-Politikerin und Bundestagsabgeordnete Margarete Bause erfuhr von der Bundesregierung erst auf Anfrage, auch in Berlin sei China propagandistisch vorstellig geworden und habe um Sympathie für seinen Umgang mit Corona geworben. Die Berliner Sinologin Mareike Ohlberg sieht Chinas Vorstoß als Teil einer Strategie, die auf die systematische Unterwanderung der westlichen Demokratien abzielt.
    Darüber hat sie zusammen mit dem Australier Clive Hamilton ein Buch geschrieben: „Die lautlose Eroberung“ handelt von Chinas Versuch, die Welt nach seinen Interessen wirtschaftlich, politisch und kulturell neu zu ordnen. Eine geordnete Antwort des Westens bleibt aus – man will, moniert Ohlberg, es sich mit China partout nicht verderben. Doch Corona macht auch der globalisierten Welt, die wir kannten, ein Ende. Es drohen neue Gefahren – und es gibt neue Chancen, womöglich sogar für Wahrheit und Menschenrechte.
    Autor: Andreas Lueg
    Jahrestag der Befreiung vom Faschismus:
    Am 23. September 2019 kam im Bundespräsidialamt Post aus Moskau an: Der russische Präsident Wladimir Putin hatte eingeladen zu den Feierlichkeiten am 9. Mai 2020 aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung. Im Kanzleramt ging die gleiche Einladung ein. Über sechs Monate haben weder Bundespräsident Steinmeier noch Kanzlerin Merkel auf die Einladung geantwortet. Man habe sich miteinander abgestimmt, wie mit der Einladung umzugehen sei, heißt es aus der Pressestelle des Bundespräsidialamtes. Dann kam – soll man sagen „zum Glück für die beiden deutschen Spitzenpolitiker“? – die Corona-Pandemie dazwischen. Am 16. April gab Russland bekannt, dass die Feierlichkeiten verschoben werden. Der Publizist Götz Aly kommentierte das Agieren der deutschen Regierung als Zeichen von „deutscher Kälte“ gegenüber Russland, das Nichtbeantworten der Einladung drücke eine Haltung von Merkel und Steinmeier gegenüber Russland aus, die Aly mit den Worten „Ihr könnt uns mal“ – beschrieb.
    Gegen diese Sicht hat der Historiker und Osteuropa-Experte Karl Schlögel massive Einwände. Die deutschen Verfassungsorgane könnten – unabhängig von Corona – in Moskau am 9. Mai nicht an der Parade einer Armee teilnehmen, die die Krim annektiert habe und seit 6 Jahren Krieg in der Ostukraine führt. Es gehe nicht, an einer politischen Machtinszenierung Russlands teilzunehmen – so Schlögel. Der 8. Mai, der Europa das Ende des Krieges brachte, ist inzwischen von der Tagespolitik okkupiert worden.
    Autor: Ulf Kalkreuth
    Moby und sein neues Album „All Visible Objects“
    Szenen wie aus einem Bürgerkrieg, düstere Endzeit-Animationen, dazu ein stampfender Elektrobeat. „Power is Taken“ heißt die neue Single des amerikanischen Musikers und DJs Moby. Sie wirkt wie ein warnender Weckruf, bestehende Ordnungen zu hinterfragen. Dieser Tage erscheint mit „All Visible Objects“ Mobys mittlerweile 12. Studioalbum und auch wenn es kein besonders politisches geworden ist, hat der Musiker und Animal-Rights-Aktivist selten Schwierigkeiten damit, klare Worte zu finden. Mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit Richard Melville Hall mit seinem legendären Album „Play“ 1999 zu einem der berühmtesten Musiker seiner Zeit wurde.
    Songs wie „Porcelain“ und „Why Does My Heart Feel So Bad“ sind bis heute Meilensteine der modernen Popmusik. Der Kopf dahinter mag auf den ersten Blick introvertiert wirken und doch schaut Moby auf ein echtes Rockstarleben zurück. Per Videocall haben wir Moby kurz vor Veröffentlichung seines neuen Albums am 15. Mai getroffen und mit ihm über Drogenexzesse, Techno, Punkrock, Selbstmordgedanken und die USA gesprochen.
    Autor: Marcus Fitsch
    Clara Mosch und Ralf-Rainer Wasse. Aktion und Fotografie
    Die Aktionen der Karl-Marx-Städter Künstlergruppe Clara Mosch sind im Wesentlichen durch die Fotografien Ralf-Rainer Wasses überliefert. Die zwischen 1975 und 1986 entstandenen Fotografien, die Wasse auch für das Ministerium für Staatssicherheit anfertigte und die den Schwerpunkt der Ausstellung bilden, dokumentieren die eigentlich ephemeren Aktionen der Gruppe. Sie belegen die künstlerische Selbstinszenierung der Mitglieder von Clara Mosch – Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Michael Morgner und Gregor-Torsten Schade (seit 1980 Kozik) – zwischen Eigensinn und performativen Kunstformen und reflektieren zugleich Wasses ästhetische Ansprüche als Fotograf. In diesem Spannungsverhältnis beleuchtet die Ausstellung die Aktionen der Gruppe als eines der wichtigsten Beispiele alternativen Kunstschaffens in der DDR, das unabhängig von staatlicher Kunstdoktrin realisiert wurde. Ausstellung in den Kunstsammlungen Chemnitz.
    Autor: Meinhard Michael (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.05.2020Das Erste
  • Folge 18
    Verschwörungstheorien rund um Corona – Was machen die mit unserer Gesellschaft?
    Corona – nur eine Erfindung. Gar nicht echt. Corona – eine in einem chinesischen Labor entwickelte Biowaffe. Corona – entwickelt von Bill Gates, um die Weltbevölkerung zu reduzieren. Diese Reihe ließe sich noch um einige Verschwörungstheorien rund um das Virus fortsetzen. Auf den aktuell stattfindenden Kundgebungen in Stuttgart, München und Berlin findet sich unter den Demonstranten auch ein Sammelsurium an Rechten, Linken und Verschwörungstheoretikern. Doch woher rühren all diese Verschwörungstheorien? Warum ist diese Krise dafür ein so fruchtbarer Nährboden? Stehen wir vor einer Spaltung der Gesellschaft? „ttt“ spricht darüber mit der Ökonomin und Bürgerrechtlerin Katharina Nocun (Katharina Nocun und Pia Lamberty: Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen).
    Kahlschlag befürchtet – Musikfestivals warnen vor Folgen der Corona-Krise
    Musikfestivals waren mit anderen Großveranstaltungen als erstes von der Corona-Pandemie betroffen und sie werden wohl die letzten sein, die wieder zur Normalität zurückkehren können. Bis Ende August sind alle Großveranstaltungen verboten, der Festivalsommer fällt damit aus. Mehr als 600 Musikfestivals in Deutschland sind betroffen, der Branche droht ein Kahlschlag. Über 40 Klassikfestival-Veranstalter haben die Politik mit einem Aufruf um Hilfe gebeten und auf die existenzielle Not der Künstler und Künstlerinnen hingewiesen. Es ist offen, wann und vor allem auch wie wieder Konzerte aufgeführt werden können. Die Festivals stecken in einer tiefen Krise, aber es entstehen auch kreative Ideen rund um Bach und Beethoven, um das Beste daraus zu machen.
    Todesfasten aus Protest – Die türkische Band „Grup Yorum“
    Sie sangen Lieder wie „Bella Ciao“, das zu einer Hymne der antifaschistischen und linken Bewegungen geworden ist. Die in der Türkei enorm populäre Band „Grup Yorum“ ist mit ihren regierungskritischen Protestsongs der Erdogan-Regierung ein Dorn im Auge. Zu einem Konzert kamen 2014 über eine Million Menschen, daraufhin gab es ein Aufführungsverbot wegen eines drohenden „Aufruhrs“. Instrumente wurden zertrampelt, Musikerinnen und Musiker wurden gefoltert und inhaftiert. Bandmitglieder wurden als „Terroristen“ angeklagt und sitzen jahrelang im Gefängnis. Um auf ihre verzweifelte Situation – kein Recht auf ein faires Verfahren, kein Gehör – aufmerksam zu machen, traten einige Bandmitglieder in den Hungerstreik. Am 3. April 2020 starb die Sängerin Helin Bölek nach 288 Tagen Todesfasten, am 7. Mai starb auch der Bassist Ibrahim Gökcek. Bei seiner Beerdigung kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die den Leichnahm beschlagnahmte.
    Die Zukunft unserer Städte – Welche Lehren sich aus der Pandemie ziehen lassen
    Kommt jetzt die neue Stadtflucht? Weil es in der Dichte der Stadt in Zeiten von Corona an freien Flächen, Raum zum Atmen und ausreichend Platz für Abstandhalten mangelt? Tatsächlich fehlt vor allem in den Großstädten bezahlbarer Wohnraum, in dem sich die Einschränkungen einer Pandemie aushalten lassen. Es mangelt an flexiblen Grundrissen, die Wohnen und Arbeiten im Homeoffice ermöglichen und ausreichend Rückzugsmöglichkeiten schaffen. Das dezentralisierte Arbeiten von Zuhause lässt Großraumbüros verwaisen, reduziert den Verkehr. In Berlin, Brüssel und New York wurden bereits auf viel befahrenen Straßen ganze Spuren für den Fahrradverkehr eingerichtet, damit die Radfahrer mit gebührendem Abstand fahren können. Wie also muss die Stadt der Zukunft aussehen? „ttt“ wagt den Ausblick.
    Von Wellenrauschen bis Subkultur – Umfassende Retrospektive von Rainer Fetting
    Bekannt geworden ist er mit Stadtlandschaften von Berlin, zu Mauerzeiten, in leuchtenden Farben gemalt. Oder Szenen aus der New Yorker Subkultur: Rainer Fetting. Er war einer der jungen „Neuen Wilden“ und zählt zu den wichtigsten deutschen Gegenwartskünstlern. Seine Bilder sind expressiv, monumental, die Skulpturen ähnlich ausdrucksvoll. Seine Statue von Willy Brandt dürfte zum kollektiven Gedächtnis gehören: Sie steht im Atrium der SPD-Zentrale und ist in jeder Pressekonferenz von dort zu sehen. Weniger bekannt sind seine Foto- oder Filmarbeiten. Auch sie sind jetzt in einer umfassenden Retrospektive in Schloss Gottorf zu sehen, wie Gemälde, Bronzen und Druckgrafik. Endlich, möchte man sagen! „ttt“ ist mit Rainer Fetting exklusiv durch die Ausstellung gegangen. (Schloss Gottorf, 19.5. – 18.10.2020) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.05.2020Das Erste
  • Folge 19
    42 Grad – ein Thriller über die große Dürre:
    Schon wieder ein „Jahrhundertsommer“. Doch was ist die Folge? Dürre in Deutschland. Flüsse trocknen aus. Waldbrände geraten außer Kontrolle. Atomkraftwerke müssen vom Netz gehen. Wasserflüchtlinge machen sich auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt … Ein unrealistisches Szenario? Der Beststeller-Autor Wolf Harlander sagt: das könnte unsere baldige Zukunft sein. Er hat einen Dürre-Thriller geschrieben: „42 Grad“. Wasser ist die wichtigste Ressource der Welt. Doch was passiert, wenn es gar nicht mehr regnet, eine Hitzewelle ganz Deutschland im Griff hat und Flüsse austrocknen – wie lange halten wir durch? ttt hat auch den Meteorologen Sven Plöger und den Waldklimaforscher Lothar Zimmermann getroffen und befragt. Die Dürre könnte die nächste große Naturkatastrophe sein, der wir nicht entkommen können.
    Porträt Joana Mallwitz:
    Eigentlich ist das ihr Jahr: Joana Mallwitz ist der Shootingstar unter den Dirigentinnen. Ihre Premiere hatte sie völlig überraschend bereits mit 20 Jahren: Mit „Madama Butterfly“ in Heidelberg. Der Dirigent war ausgefallen, ihr blieben gerademal vier Stunden Vorbereitungszeit. Mittlerweile ist sie Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg. Sie schafft etwas ganz Besonderes: Spielerisch den Spaß an Klassik zu wecken, wie in ihren Expeditionskonzerten, in denen sie Musik macht, erklärt und erzählt. Dieses Jahr sollte die 33-Jährige als erste Frau bei den Salzburger Festspielen dirigieren. Die Zauberflöte. Es sieht nicht so aus, als würde das stattfinden. Vollbremsung auf der Überholspur. Wir haben Joana Mallwitz mehrmals getroffen. Vor Corona und nun wieder. Wohin mit der Musik in mir, wenn alles andere verstummt?!
    100 Jahre Marcel Reich-Ranicki:
    Er war ein Monolith. Tatsächlich: eine Jahrhundertgestalt. Das hat mit Marcel Reich-Ranickis Arbeit, seinem Werk und natürlich seinem Leben zu tun. Das eine ist von dem Anderen nicht zu trennen: Literatur und Sprache waren stets auch Anker und Schutzraum für den Verfolgten, Fremden, ewigen Außenseiter. Sein Leben ist tatsächlich ein Spiegel der Lebenslügen der Bundesrepublik nach 1945. Da ist ein bereits hochanerkannter Literaturredakteur bei der liberalen „Zeit“, der zu Redaktionssitzungen nicht geladen wird. Der Antisemitismus lebte fort. Marcel Reich-Ranicki war gebildet, schnell, pointiert und – böse. Er war deutlich: konnte schwärmen und – verreißen. Herrliche Rampen für den Buchmarkt. Doch wirklich angekommen ist er nie. Eine Würdigung zum 100., die über Literatur erzählt, mehr noch über Einsamkeit, und vor allem: über unser Land.
    Wie die Demokratie durch Social Media untergraben wird:
    „Social Media ist eine Massenvernichtungswaffe“, sagt Christopher Wylie. Er muss es wissen: Gemeinsam mit Stephen Bannon hat er „Cambridge Analytica“ erfolgreich gemacht: die Firma, die für den größten Datenskandal in der Geschichte Facebooks verantwortlich ist. Im Jahr 2016 wurden die Profile von Millionen von Nutzern systematisch ausgewertet und je nach Persönlichkeitsprofil mit manipulativen Nachrichten zum Wahlkampf für Donald Trump und den Brexit versorgt – der Rest ist Geschichte. Wie konnte es soweit kommen? Und: ist die Welt nun, kurz vor einer erneuten Präsidentschafts-Wahl, sicherer? Christopher Wylie wurde zum Whistleblower und hat jetzt ein Buch über seine Zeit im Maschinenraum der Manipulation geschrieben: „Mindf*ck.“ In London spricht er mit ttt exklusiv über die neue Form der Manipulation im Netz.
    Eine Manipulation, die Peter Pomerantsev „Zensur durch Lärmerzeugung“ nennt: Er forscht an der London School of Economics über neue Formen der Propaganda, u.a. mit Schwerpunkt Russland (er selbst arbeitete jahrelang in Moskau als Journalist). Er sagt: Der Westen habe einen sozialen Vertrag mit seinen Bürgern gebrochen, der über jahrzehntelang galt: sich in den Formen der Propaganda von autoritären Systemen zu unterscheiden. Sein Buch: „Das ist keine Propaganda“ ist ebenfalls gerade auf Deutsch erschienen.
    Mehr Licht! – Europa und der Süden:
    Was eigentlich ein Mensch sei, habe er nur in Rom empfunden, schrieb Goethe. Und er fügte hinzu: „Zu diesem Glück der Empfindung bin ich später nie wieder gekommen.“ Der Süden ist unsere ewige, uralte Sehnsucht. Ständig wollen wir dorthin, nur um anschließend über die Dinge zu klagen, die „halt doch ganz anders sind“ als bei uns. In einem Essay machen wir uns Gedanken über das Verhältnis zu den südlichen Ländern Europas. Ein wenig geht es um Geld, vor allem aber um Lässigkeit, Kultur – und: Stil. Es ist auch eine Liebeserklärung: „Wir verdanken dem Süden sehr viel mehr, als wir ihm jemals werden zurückgeben können.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.05.2020Das Erste
  • Folge 20
    Deutsche TV-PremiereSo 07.06.2020Das Erste
  • Folge 21
    Innenansichten einer spektakulären Fotografie Sammlung und Begegnung mit einem besessenen Sammlerpaar: Die Sammlung Ruth und Peter Herzog.
    Das Basler Kunstmuseum wird ab Juli die größte private Fotosammlung weltweit ausstellen. Es ist die Sammlung von Ruth und Peter Herzog, die Fotografien von 1839 bis 1970 umfasst. Die Sammlung umfasst 500.000 sensationelle historische Fotografien und zeigt damit auch eine Geschichte der Bildwerdung der Welt, eine Geschichte der analogen Fotografie. „ttt“ hat das Sammlerpaar getroffen.
    Autorin: Grit Lederer
    Der Film „Gipsy Queen“: Wie viel Kampf ist das Leben? Und nach wie vielen Niederlagen steht man nicht mehr auf?
    Sehenswert und berührend spielt die junge Schauspielerin Alina Serban eine alleinerziehende Mutter und Roma-Tochter im Film „Gipsy Queen“. Regisseur Hüseyin Tabak hat sein Sozialdrama auf den Hamburger Kiez verlegt, wo seine von der Gesellschaft stigmatisierte Protagonistin auf die Kiezgröße Tanne (Tobias Moretti) trifft, dessen bessere Tage schon eine Weile hinter ihm liegen. Tanne, der gescheiterte Boxer, betreibt in seinem Lokal einen Boxring und Ali, die bei ihm putzt, war einmal rumänische Boxmeisterin. Zwischen beiden entwickelt sich eine anrührend aber nie rührig erzählte Beziehung. Die Schauspielerin Alina Serban stammt aus Rumänien und ist selber Roma, ihrer Darstellung der Ali ist all ihre biografische Erfahrung anzumerken. „Gipsy Queen“ ab 25. Juni im Kino.
    Autor: Joachim Gärtner
    Der karibische Künstler Frank Walter – eine Retrospektive:
    Es ist eine unglaubliche Geschichte, die Geschichte des Frank Walter, den die Kunstwelt gerade erst entdeckt. Frank Walter ist der Nachfahre eines weißen Plantagenbesitzers, der aus Deutschland auswanderte und einer schwarzen Sklavin. Geboren wurde Walter 1926 in der ehemaligen britischen Kolonie, dem Inselstaat Antigua. Er war Maler, Dichter, Agraringenieur, Premierminister-Kandidat, Fotograf und Eremit. Walter wurde mit 22 Jahren zum ersten schwarzen Plantagenbesitzer der Westindischen Inseln. Sein Leben lang recherchierte er seinen Stammbaum mit aristokratischen und europäischen Wurzeln und revolutionierte ganz nebenbei den Zuckerrohranbau in der Karibik.
    Vor allem aber schuf Walter ein Werk aus 5000 Bildern, 6000 Skulpturen, Fotografien und Tausenden Seiten einer nie publizierten Autobiografie. Es war bis zu seinem Tod 2009 sein Wunsch, dieses moderne Werk zu zeigen – doch seine Kunst schaffte es in keine Galerie. In Kisten verpackt, lagerten die Arbeiten jahrelang in seiner Wellblech-Hütte auf Antigua und überstanden 11 Hurrikans. Über 400 Werke sind jetzt in der Retrospektive „FRANK WALTER“ im Frankfurter Museum für Moderne Kunst zu sehen (bis 15. November 2020). Identität, Rassismus, koloniale Geschichte sind Walters Themen. Seine Kunst ist wie seine Biografie: Vielgestaltig und voller Selbstbefragung.
    Autorin: Brigitte Kleine
    Osman Kavala – Türkeis berühmtester Kunstmäzen und Kulturförderer sitzt weiterhin in Haft:
    „What did Kavala do?“- eine Initiative von Fatih Akin und Shermin Langhoff um auf das Schicksal des türkischen Kulturmäzen Osman Kavala aufmerksam zu machen. Der Kulturmäzen Osman Kavala sitzt seit zweieinhalb Jahren wegen unhaltbarer Vorwürfe in Untersuchungshaft. Erst hieß es, er sei am Putschversuch beteiligt gewesen, dann warf man ihm vor, er habe die Gezi-Proteste organisiert, nun soll es Spionage sein. Jedes Mal, wenn der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Untersuchungshaft des Kultur- und Menschenrechtsförderers in Frage stellt und selbst ein türkisches Gericht die Freilassung anordnet, zaubert die von Erdogan gesteuerte türkische Staatsanwaltschaft einen neuen Vorwurf aus dem Hut.
    Nun hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erneut entschieden, die U-Haft aufgrund der Spionagevorwürfe sei umgehend aufzuheben. Aber eine rasche Entlassung scheint nicht in Sicht. Jetzt haben Shermin Langhoff, Intendantin des Berliner Maxim-Gorki Theaters und der Regisseur Fatih Akın die Kampagne „What did Kavala do?“ initiiert. Unter dieser Leitfrage veröffentlichen nun die „Artists United for Osman Kavala“ jeden Tag ein Video in den sozialen Medien, in dem Menschen von der Arbeit Kavalas erzählen.
    Autor: Oliver Mayer-Rüth
    Was kommt nach der Krise?
    Die aktuelle Corona-Krise gilt als die größte Krise der Spätmoderne weltweit. Nie zuvor wurden in Friedenszeiten derartig massiv Wirtschaft, Verkehr und die Bewegungsfreiheit der Bürger eingeschränkt – mit weitreichenden Folgen: für die Umwelt war der Lockdown ein Segen, für die Wirtschaftsentwicklung ein Desaster. Was kommt nun – nach dem langsamen Loslassen des harten Zugriffes durch staatliche Sanktionen? Hat das kurze Anhalten der Welt ein Umdenken bewirkt? Die Probleme der Welt sind allerdings noch die Alten: Energiehunger, Verkehr, sich verstärkende soziale Ungleichheiten, Armut, die drohende Klimakatastrophe. Was also wird anders werden – was sollte – und was muss anders werden? Der Historiker Philipp Blom (Buch: „Das große Welttheater“) sieht die Krise als Chance.
    In der menschlichen Geschichte waren Naturkatastrophen immer auch ein Motor der gesellschaftlichen Entwicklung – und die Corona-Krise könnte ein Anschub sein, die drohende Klimakatastrophe ernster zu nehmen. Der Soziologe Andreas Reckwitz (Buch: „Das Ende der Illusionen“) hingegen hält die Corona-Krise für den Höhepunkt eines viel gewaltigeren und schon lange währenden Strukturwandels der westlichen Gesellschaft, die nach einer weitgehenden Liberalisierung der Wirtschaft nun nach einem stärker regulierenden Staat verlangt.
    Autor: Dennis Wagner (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.06.2020Das Erste
  • Folge 22
    Was heißt es, Mensch zu sein? Richard David Precht in „ttt“ über künstliche Intelligenz und den Sinn des Lebens
    „Unsere Smartphones sind uns näher als Tiere und Pflanzen“, sagt Richard David Precht. Eine mächtige Selbsttäuschung, gerade hat uns ein Virus aus diesem technotopischen Schlummer – wie Precht es nennt – gerissen und uns unmissverständlich deutlich gemacht, wie sehr wir zuallererst biologische und dann auch soziale Wesen sind. Precht hat ein buchdickes Essay mit dem Titel „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ geschrieben zu den brisantesten Fragen der Zeit – zu ungebremstem technischen Fortschritt und ungebremster Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen. Im Mittelpunkt die Frage: Was heißt es, Mensch zu sein? Keinesfalls seien Menschen defizitäre Maschinen, sagt Precht, so wie die Tech-Größen des Silicon Valley und ihre Forschungslabore es begreifen: der Mensch – nur ein Zwischenschritt der Evolution, die Menschheit lediglich eine Spezies, die die Bühne bereitet für etwas Größeres, das den Menschen schon bald überwinden wird.
    Für die Tech-Gurus der digitalen Welt gehört die Zukunft einer neuen Spezies, der AGI (artificial general intelligence), einer Künstlichen Intelligenz, die – einmal programmiert – ihre eigenen exponentiell wachsenden Fragen und Antworten entwirft, den Menschen und ihrer Intelligenz tausendfach überlegen, eine digitale Superintelligenz.
    Precht hält dagegen: Die Leistung von Rechnern sei überhaupt nicht mit der des Menschen vergleichbar. Menschliche Intelligenz sei durchzogen von Emotionalität, Intuition, Spontaneität und Assoziation, nicht das logische Denken mache die Menschlichkeit aus: „Ohne unsere Gefühle wüsste unser Verstand überhaupt nicht, was er tun sollte“, so Precht. Die Diskussion um technischen Fortschritt ohne „Sinn-Dimension“ gehe an den Menschen vorbei, unsere Selbstdeutung brauche eine Revision, ein neues „Wohin?“ und ein neues „Wozu?“, so Richard David Precht in der aktuellen Ausgabe von „ttt“.
    Außerdem bei „ttt“:
    Das HipHop-Duo „Run the Jewels“ – Chronisten der brutalen amerikanischen Gegenwart:
    „ttt“ hat die beiden Musiker interviewt. Im Gespräch verrät Killer Mike, dass er einen Vorschlag hätte, um die systemische Ungleichheit zwischen Schwarz und Weiß aufzulösen – und warum er dennoch kein Leader sein will.
    Die „Königin der Kurve“ und ihr Vermächtnis – Die Architekturrevolutionärin Zaha Hadid:
    „ttt“ stellt einen der bildgewaltigsten Hingucker dieses Bücher-Sommers vor.
    Das langsame Sterben der Clubs – Was uns gerade im Verborgenen verloren geht:
    „ttt“ über die Frage, was uns verloren gehen könnte, wenn die Clubkultur hierzulande stirbt, und warum Städte wie Berlin und Frankfurt sich Konzepte einfallen lassen müssen, um ihre subkulturellen Orte vor immer hochpreisigeren Mietkosten zu schützen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.06.2020Das Erste
  • Folge 23
    Die Pandemie im Schlachthof: Ethische Aspekte zu Tierwohl, Fleischkonsum und Naturschutz
    26.000 Schweine am Tag: „Regeln am Band“ zeigt das Leben von Arbeitsmigranten
    Wie Corona Feindbilder befeuert: Über Verschwörungstheorien und Antisemitismus
    „The Bad and the Beautiful“: Starmodels erinnern sich an den Fotografen Helmut Newton
    Glitzer-Pop aus Kalifornien: Die Drei-Schwestern-Band HAIM als „Women in Music“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.06.2020Das Erste

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