Folge 920

  • Sehnsucht nach Freiheit

    Folge 920 (90 Min.)
    Ferne Länder entdecken, mit Freunden Feste feiern, auf Open-Air-Konzerte gehen – der gewohnte eigenständige Lebensstil ist nicht mehr so unbeschwert, wie er einmal war. Stattdessen erleben die Menschen gerade, wie schnell ihr Leben, das bisher von persönlicher Entscheidungsfreiheit geprägt war, ins Wanken geraten kann. Freiheit ist eine große Sehnsucht, die in jedem Menschen verankert ist. Sie ist unmittelbar verknüpft mit dem Wunsch nach Autonomie und Selbstverwirklichung – frei von Zwängen, Abhängigkeiten und dem Gefühl der Einengung.
    Doch Freiheit bedeutet für jeden etwas anderes und sieht für jeden anders aus. Da ist das Sektenmitglied, das sich aus der krankhaften Kontrolle der Glaubensgemeinschaft befreit und endlich ein freies Leben führen kann. Oder die Weltenbummlerin, die Job und Familie verlassen hat für ein unabhängiges Rucksackleben. Der Häftling, der viele Jahre hinter Gittern verbrachte und für den sich nun zum ersten Mal wieder das Tor zur Außenwelt öffnet. Sein erster Schritt in die Freiheit ist ein unvergesslicher Moment, gleichzeitig ist dieses Glücksgefühl auch mit vielen Ängsten verbunden.
    Denn das Gefühl der grenzenlosen Freiheit, von persönlicher Selbstverwirklichung und endlosen Möglichkeiten kann auch verunsichern. So gibt es auch Menschen, die gewisse Vorgaben im Leben brauchen, um darin Halt und somit ihre ganz eigene Freiheit zu finden. Was macht Freiheit im Grunde aus? Wann fühlen sich Menschen frei und wie groß ist der Wunsch nach einem komplett autonomen Leben wirklich? Welchen Preis bezahlen sie für die Freiheit? „Sehnsucht nach Freiheit“ – das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“.
    Viele Jahre lebte Christine Thürmer nach dem Motto: „Schneller, höher, weiter.“ Nachdem die erfolgreiche Managerin entlassen wurde und ein guter Freund einen schweren Schlaganfall erlitt, begann sie ihre Träume zu verwirklichen und ging auf Wanderschaft. Mittlerweile ist sie mit fast 50.000 Kilometern die meistgewanderte Frau der Welt: „Das Einzige, das einem draußen Grenzen setzt, ist die Natur, ansonsten bin ich völlig selbstbestimmt. Beim Wandern habe ich unglaublich viel Freiheit.“
    Zwischen Tannen und Tieren lebt Wolfgang Schreil in tiefer Verbundenheit mit der Natur. Der Wald ist
    für das bayerische Urgestein Kraftquell und Freiheit zugleich. Und so liegt „Woid Woife“ auch das Wohlergehen der Waldbewohner am Herzen. In einem Bauwagen mitten im Grün pflegt der ehemalige Totengräber verletzte Tiere, bis er sie in die Freiheit entlassen kann: „Das ist ein ganz wunderbares Gefühl. Nicht nur dieses Tier fühlt sich dann frei, auch ich fühle mich frei.“
    Wolfgang Welsch verbrachte nach einem missglückten Fluchtversuch fast sieben Jahre in DDR-Gefängnissen. Dort war er der Willkür der Stasi-Beamten ausgeliefert und Opfer grausamer Foltermethoden. Den Tag, an dem er von der Bundesrepublik freigekauft und mit 40 Mithäftlingen in den Westen gebracht wurde, wird der Politologe nie vergessen: „Die jahrelange Sehnsucht nach Freiheit erfuhr eine so eindrucksvolle, auch stille Antwort. Nach der endlosen Tortur waren wir endlich frei. Es war wie eine Erlösung.“
    Seit ihrer Jugend war Sherab Palden von der inneren Freiheit des Buddhismus fasziniert. Doch erst einmal kostete sie das weltliche Leben aus, studierte und bekam zwei Kinder. 2012 fasste sie dann den Entschluss, gemeinsam mit ihren Töchtern in ein buddhistisches Kloster zu gehen. Dort übt sie sich seitdem in aller Abgeschiedenheit in radikaler geistiger Freiheit: „Ich habe in den letzten Jahren eine ganz andere Lebensqualität bekommen und einen inneren Reichtum, den ich vorher als weltliche Person nicht gekannt habe.“
    32 Jahre lebte Peter Reischer auf einem Bauernhof in einer sektenähnlichen Wohngemeinschaft. Angeführt wurde die Kommune von einem charismatischen Künstler, der durch gezielte Manipulationen und Erniedrigungen seine Anhänger gegeneinander ausspielte und dadurch in Schach hielt: „Ich arbeitete unentgeltlich als Architekt, hatte weder Privatsphäre noch Kontakt zur Außenwelt. Jeder bespitzelte den anderen.“ Erst durch eine Zufallsbegegnung schaffte der heutige Journalist den Absprung in ein freies Leben.
    Für die Philosophin Dr. Rebekka Reinhard ist Freiheit der zentrale Aspekt, der das Leben im besten Sinn auf den Kopf stellen sollte. Ob es nun das Loslösen von gesellschaftlichen Erwartungen, alten Denkmustern, Lebensstilen oder aus unliebsamen Beziehungen und Strukturen ist. Die philosophische Beraterin ist sich sicher: „Jeder Mensch muss sich irgendwann in seinem Leben fragen, wie er frei sein kann.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 19.06.2020SWR Fernsehen

Cast & Crew

Sendetermine

Sa 20.06.2020
12:25–13:55
12:25–
Sa 20.06.2020
10:45–12:15
10:45–
Sa 20.06.2020
01:45–03:15
01:45–
Fr 19.06.2020
22:00–23:30
22:00–
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