2010/2011, Folge 279–299

  • Folge 279
    Rudolf Dreßler Der SPD-Sozialexperte plädiert dafür, die Rente mit 67 sofort auszusetzen. „Ich empfinde das als zynisch, da wir den Älteren keine Jobs bieten“, sagt Rudolf Dreßler. „Deshalb ist die Rente mit 67 einfach nur eine Rentenkürzung.“ Wenn die SPD sich nicht dagegen wende, verliere sie ihre Identität, warnt Dreßler, der im Herbst 70 Jahre alt wird. Jens Spahn Der CDU-Parlamentarier machte sich unbeliebt, als er nach einer Rentenerhöhung kritisierte, das Wahlgeschenk für Rentner koste die Jungen viel Geld. Auch die Rentengarantie hält er für ungerecht: „Wenn es nach oben geht, dann für alle. Wenn es nach unten geht, auch für alle“, sagt Jens Spahn, als 30-Jähriger einer der jüngsten Bundestagsabgeordneten. Editha Volmer „Wir haben alle daran geglaubt, dass wir von unserer Rente später gut leben können.
    Das wurde uns all die Jahre eingetrichtert“, sagt die ehemalige Krankenschwester. Bis der magere Rentenbescheid kam. Seit drei Jahren lebt Editha Volmer, die über 40 Jahre teilzeitgearbeitet hat, von 494 Euro Rente im Monat. „Und nun muss ich den Staat um Unterstützung für meine Miete anbetteln!“, empört sich die 62-Jährige, die ohne einen 400-Euro-Job nicht über die Runden käme. Michael Hüther „Die Rente mit 70 wird kommen müssen“, prophezeit der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft im Streit um die Rente mit 67. Es wäre einfach gerecht, wenn Arbeitnehmer für ihren immer längeren Ruhestand auch entsprechend länger arbeiten würden, sagt Michael Hüther. Harald Fülle Seit 1971 steht er auf dem Bau. Nach 39 Jahren als Dachdecker hat Harald Fülle mehrere Operationen an Hand- und Kniegelenken hinter sich.
    Der 54-Jährige hofft, bis 60 arbeiten zu können. „Doch die Rente wird selbst dann nicht zum Leben reichen“, fürchtet der Vater von zwei erwachsenen Kindern. Joachim Steinhöfel „Das Rentensystem wird kollabieren. Offen ist allein, wann das geschieht“, sagt der streitbare Jurist und Publizist. Junge Menschen könnten sich nicht mehr auf die staatliche Rente verlassen, sondern müssten privat vorsorgen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.08.2010Das Erste
  • Folge 280
    Joachim Gauck Seine Kandidatur war die politische Sensation des Jahres, und er wurde zum politischen Star 2010: Für Millionen Bürger galt Joachim Gauck als Bundespräsident in spe als Hoffnungsträger. „Ich bin kein Mensch, der grollt“, sagte der Rostocker nach der Wahl, bei der er sogar Stimmen vom gegnerischen Lager für sich verzeichnen konnte. „Wir sind in einer gefährdeten Situation, weil das hochkomplexe Politikgeschäft immer stärker von Managern des Politischen geprägt wird“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“. Edmund Stoiber Der frühere bayerische Ministerpräsident nimmt die Politiker in Schutz und verteidigt auch die derzeit so unbeliebte Bundesregierung. Im Gegensatz zum Basta-Politiker Gerhard Schröder entscheide Angela Merkel am Ende der Meinungsbildung.
    Das sei zwar schwieriger, aber „die Resultate können sich sehen lassen“, meint der Ehrenvorsitzende der CSU, der sich offen für direkte Demokratie zeigt. So hätten die Hamburger Bürger mit ihrem Volksentscheid den „Bildungsideologen klar die Grenzen aufgezeigt“. Peter Hahne „Wir haben eine Vertrauenskrise in die Institutionen, wie ich sie noch nie erlebt habe“, sagt der ZDF-Moderator. Der Typus der Politiker habe sich verändert. „Sie haben heute eher diese Weichgespülten, Kantige halten sich nicht mehr“, glaubt Peter Hahne, seit vielen Jahren einer der besten Kenner der Hauptstadtpolitik. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.08.2010Das Erste
  • Folge 281
    Margarete Mitscherlich, 93 „Bin ich eine starrsinnige alte Frau? Gewiss nicht, auch wenn mich vieles, was mir früher Angst machte, kalt lässt“, sagt Deutschlands berühmteste Psychoanalytikerin „Ein alter Mensch will nichts mehr werden, muss nicht mehr groß herauskommen oder tolle Berufserfolge haben. Das macht furchtloser.“ Die 93-jährige Margarete Mitscherlich empfängt immer noch Patienten. Soeben veröffentlichte sie ihr neuestes Buch „Die Radikalität des Alters“. Peter Weck, 80 Im August feierte der Schauspieler seinen 80. Geburtstag. „Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich ungesund lebe“, sagt der Schauspieler. „Ich kann nur im Barock oder in der Askese leben!“ Obwohl katholisch erzogen, glaubt Peter Weck nicht an ein Leben nach dem Tod: „Ich denke, man hat seine Zeit, und wenn sie vorbei ist, ist sie vorbei.
    “ Rolf Hochhuth, 79 Sein erstes Theaterstück „Der Stellvertreter“, das 1963 uraufgeführt wurde, brachte ihm Weltruhm ein. Bis heute schreibt der streitfreudige Dramatiker und Dichter unermüdlich weiter. Mit dem Alter hadert Rolf Hochhuth: „Der Mensch wird am Ende gedemütigt, erstens geistig und zweitens körperlich.“ Elfriede Vavrik, 80 Mit ihren ungewöhnlichen Geständnissen schockierte und faszinierte sie in diesem Jahr zehntausende Leser. Die 80-Jährige schildert in dem Bestseller „Nacktbadestrand“ ihre sexuellen Wünsche und Erfahrungen als „alte Frau“. Mit 79 Jahren gab Elfriede Vavrick eine Kontaktanzeige auf („Ältere Frau sucht potenten Mann“), die zu einer Reihe von sexuellen Beziehungen mit jüngeren Männern führte.
    Jean Pütz, 73 „Wie Chaplin und Picasso“, so kommentierte der Fernsehmoderator (WDR-„Hobbythek“) selbst die Nachricht: Jean Pütz wird im Oktober zum dritten Mal Vater, mit 74 Jahren. „In meinem Alter ist das erstaunlich, ich war nicht darauf vorbereitet“, sagte der Wissenschaftsjournalist, der einen fünfzig- und einen zehnjährigen Sohn hat. Trotz seines Alters – Skrupel habe er keine. Er hoffe, das Kind mindestens bis zu seinem 20. Lebensjahr begleiten zu können. Heike Kottmann, 26 „Undankbar und dumm“, „Klischees über verkalkte, spießige Alte“, „Altersdiskriminierung“ – solche heftigen Reaktionen löste die Journalistin („Neon“) mit ihrem neuesten Artikel aus, der die politische Macht der Alten, etwa bei Volksabstimmungen kritisiert („Was geht es den 75-jährigen Rentner an, ob nachts im Hinterzimmer geraucht wird?“).
    Viele Entscheidungen gingen zu Lasten der Jungen. „Mit der Seniorenlobby aber will es sich keine Partei verderben“, meint Heike Kottmann. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.09.2010Das Erste
  • Folge 282
    Jörg Schönbohm, CDU Der langjährige brandenburgische Innenminister kritisiert die jüngsten Äußerungen des SPD-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck („Wir wollten keinen Beitritt, sondern ein gleichberechtigtes Zusammengehen“) als „rückwärtsgewandt und rechthaberisch“. Das seien einseitige Schuldzuweisungen an die Adresse der Westdeutschen, sagt Jörg Schönbohm, der mit Ostalgie-Tendenzen abrechnet. „Die DDR war eine Diktatur“, sagt der CDU-Hardliner. Peter Michael Diestel „20 Jahre nach der Wiedervereinigung sehe ich überall im Osten blühende Landschaften! Ich bin ein Wendegewinner“, sagt der letzte Innenminister der DDR.
    Der CDU-Politiker arbeitet heute als Rechtsanwalt und gilt als führender Rechtsbeistand für Menschen mit DDR-Vergangenheit: „Es wäre richtiger gewesen und hätte viel sozialen Unfrieden erspart, wenn man nach der Wende die Stasi-Akten gleich vernichtet hätte.“ Susanne Daubner Die in der DDR aufgewachsene „Tagesschau“-Sprecherin floh im Juni 1989 über Ungarn und Jugoslawien in den Westen. „Meine Kompromissbereitschaft mit der DDR war zu Ende gegangen“, sagt die gebürtige Hallenserin. „Dennoch war nicht alles schlecht: Weil wir alle nichts hatten, gab es keinen Neid. Das Miteinander in dieser Gesellschaft war sehr intensiv“, so Susanne Daubner. Hubertus Knabe „In keinem ehemals kommunistischen Land stieg der Lebensstandard so rasant wie in der früheren DDR.
    Pausenlos wurde den Ostdeutschen der Eindruck vermittelt, Sie seien nicht die Gewinner, sondern die Verlierer der deutschen Einheit“, sagt der Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Der Historiker kämpft gegen das Schönreden der DDR, etwa durch ehemalige Stasi-Kader. Anne Klar Über ein Jahr saß die Lehrerin und Mutter eines Sohnes nach einem gescheiterten Fluchtversuch im berüchtigten DDR-Frauengefängnis Hoheneck. „Wir wurden behandelt wie Schwerstkriminelle, wie Sklaven“, sagt Anne Klar, die im August 1981 von der Bundesrepublik frei gekauft wurde. Bis heute lässt sie die Erinnerung an die Haft und an ihre Peiniger nicht los. Katja Kipping War die DDR ein Unrechtsstaat? „Solche Pauschalurteile helfen bei der Bewertung von Vergangenem nicht weiter“, sagt die stellvertretende Parteivorsitzende der Linken.
    Kritik an ihrer Partei über deren Umgang mit der DDR-Vergangenheit lässt Katja Kipping nicht gelten: „Ich möchte die DDR nicht wiederhaben.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.09.2010Das Erste
  • Folge 283
    Peter Scholl-Latour „Wir sind mitten im Kampf der Kulturen. Vor dem Terrorismus müssen wir keine Angst haben, wohl aber vor der Vermehrung der zugewanderten Bevölkerung“, sagt der Journalist. „Ich habe nichts dagegen, wenn Muslimas in Deutschland ein Kopftuch tragen, aber die Vollverschleierung ist eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.“ Jürgen Fliege Das Problem sei nicht die Religion. Es gehe bei der Integrationsdebatte nicht um den Islam als Religion, sondern um die Ur-Angst, von „türkischen Gemüseständen“ überrannt zu werden, glaubt der streitbare Fernsehmoderator und Pfarrer. Die hohe Geburtenrate unter Migranten werde als Bedrohung empfunden. Das sei die wesentliche Ursache einer fortschreitenden Fremdenfeindlichkeit im westlichen Kulturkreis.
    Irmgard Pinn Die Soziologin und Muslima hält die Ängste vor einer islamischen Dominanz in Deutschland für abwegig. „Muslime sind hierzulande Lichtjahre von einem nennenswerten Einfluss in Politik, Kultur, Wissenschaft entfernt“, sagt Irmgard Pinn, die davor warnt, mit Forderungen nach Kopftuchverboten für Schülerinnen die Atmosphäre zwischen Muslimen und nichtmuslimischer Mehrheitsbevölkerung zu vergiften. Udo Ulfkotte Der Bestsellerautor (u.a. „Heiliger Krieg in Europa“) warnt vor einer schleichenden Islamisierung Europas. „Der Verfall christlich-abendländischer Werte hinterlässt im Abendland ein Vakuum. Der Islam füllt dieses Vakuum“, glaubt Udo Ulfkotte, früherer F.A.Z.-Redakteur und Nahost-Korrespondent.
    Pierre Vogel Sein Plan, mit dem muslimischen Verein „Einladung zum Paradies“ in Mönchengladbach eine Islamschule zu eröffnen, stößt in diesen Tagen bei vielen Bürgern auf erbitterten Widerstand. Der Ex-Profiboxer aus Frechen konvertierte 2001 zum Islam und missioniert als Prediger für den Koran. Pierre Vogel gilt als „Superstar einer neuen Welle radikaler islamischer Frömmigkeit“ (Die Zeit). Nourig Apfeld Die Psychologie-Studentin, die als Kind mit ihrer Familie aus Syrien nach Deutschland eingewandert ist, wurde Zeugin am „Ehrenmord“ ihrer jüngeren Schwester, getötet von ihrem Vater und zwei syrischen Cousins. Jahrelang verschwieg Nourig Apfeld die Tat, aus Angst ein ähnliches Schicksal zu erleiden. 2008 wurde ihr Vater, der die alleinige Schuld auf sich nahm, zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.
    Ihre Cousins kamen aus Mangel an Beweisen frei. Heute lebt Nourig Apfeld unter Polizeischutz und hat gerade ein Buch über den „Ehrenmord“ an ihrer Schwester vorgestellt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.09.2010Das Erste
  • Folge 284
    Martin Lindner Der FDP-Bundestagsabgeordnete verteidigt die geringe Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze. Der Anreiz, sich einen Job zu suchen, müsse erhalten bleiben. Martin Lindner warnt davor, dass es durch höhere Leistungen „attraktiv wird, übers Kinderkriegen Geld zu verdienen“. Daher plädiert der FDP-Politiker für Sachleistungen. Sahra Wagenknecht Ihre Partei hält „soziale Unruhen“ als Folge der Hartz-IV-Entscheidung der schwarz-gelben Koalition für möglich. „Jeder mit Herz und Vernunft muss es für unerträglich halten, wie Kinder von Hartz-IV-Familien hierzulande aufwachsen müssen, während andere gleichzeitig in solchem Luxus leben“, sagt die stellvertretende Parteivorsitzende der Linken. Schon jetzt bedeute Hartz IV für die Betroffenen Demütigung, Maßregulierung und Entwürdigung.
    Christian Rach In seiner neuen RTL-Sendung „Rachs Restaurantschule“, die an die Erfolge von „Rach der Restauranttester“ anknüpft, wird der Hamburger Sternekoch zum Ausbilder für zwölf schwer vermittelbare Arbeitslose. Gemeinsam mit seinen Kandidaten renoviert Christian Rach sein neues Lokal: „Ich biete Hartz IV-Empfängern eine echte Job-Perspektive. Es wird hart gearbeitet, damit wir auch danach Erfolg haben.“ Silvia Schwab „Fünf Euro mehr für Hartz-IV-Empfänger sind lächerlich“, sagt die alleinerziehende Mutter von vier Töchtern, die seit ihrer Scheidung vergeblich einen regelmäßigen Job sucht. Der Alltag ist von den oft erniedrigenden Forderungen des Arbeitsamts und dem Kampf bestimmt, ihr Leben finanzieren zu können. Silvia Schwab und ihre Töchter sind auf Lebensmittelspenden von der Tafel angewiesen.
    Von der Politik verspricht sie sich schon lange keine Hilfe mehr. Arnulf Baring „Viele 18-Jährige nehmen wie selbstverständlich die Staatsrente Hartz IV an. Denen müssen wir klar machen: Der Wohlfahrtsstaat ist leider nicht bezahlbar“, sagt der Historiker und Publizist, der weitere Erhöhungen der Hartz IV-Sätze kritisiert. „Außerdem sollte jeder Hartz-IV-Empfänger in Gegenleistung treten und für das Allgemeinwohl etwas tun“, fordert Arnulf Baring. Ulrike Mascher Die Chefin des größten deutschen Sozialverbandes VdK prangert die „zu niedrigen Hartz-IV-Regelsätze an, die die Kluft zwischen Arm und Reich weiter wachsen lassen“. Mit der spärlichen Erhöhung von fünf Euro werde das Armutsproblem in Deutschland weiter dadurch verschärft, betont Mascher, die einen monatlichen Regelsatz von 420 Euro fordert.
    Ab dem 1. Oktober hat der VDK bundesweit zur großen Protestaktion „Stoppt den Sozialabbau“ aufgerufen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.09.2010Das Erste
  • Folge 285
    Richard David Precht „Kriminelle Banker, die auf Staatskosten Milliarden verzocken und Millionen-Abfindungen bekommen oder Kleinbetrügereien bei der Steuererklärung“ – der Philosoph und Bestsellerautor sieht einen Moralverlust in allen Gesellschaftsschichten. „Die in der Finanzwelt heute üblichen Geschäfte kennen keine Zeit zum Abwägen und keine Gesichter. Der Ausverkauf der Moral wird beschleunigt, und dennoch fühlt sich die Bevölkerung seit Ende der 60er Jahre nicht mehr glücklicher“, glaubt Richard David Precht. Günter Wallraff Die Reichen grenzen sich immer mehr ab, glaubt der Enthüllungsjournalist („Ganz unten“). Wir leben nicht mehr in einer Klassengesellschaft, wir sind auf dem Weg in eine Kastengesellschaft, prophezeit Günter Wallraff, der seit vielen Jahren einen „hochgezüchteten Raubtierkapitalismus“ an seinen Grenzen sieht.
    Katja Kipping Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken wirft der Bundesregierung vor, eine „klare Interessenpolitik für Banken und Großunternehmen“ zu betreiben und dagegen mit den neuen Hartz IV-Regelungen die „Armut für Millionen unumkehrbar“ zu machen. Katja Kipping vertritt als gesellschaftlichen Gegenentwurf ein Grundeinkommen für alle in Höhe von 950 Euro. Otto Fricke Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion und überzeugte Marktwirtschaftler lobt die sinkenden Arbeitslosenzahlen als wirtschaftspolitischen Erfolg der schwarz-gelben Bundesregierung. Otto Fricke warnt davor, Leistungsträger wie Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen, zum Beispiel mit der Forderung nach einem erhöhten Spitzensteuersatz zu vergrätzen.
    Gertrud Höhler Sie gehört zu den profiliertesten deutschen Politik- und Unternehmensberatern („Süddeutsche Zeitung“). Die Kritik an den Boni für Banker von Hypo Real Estate oder Commerzbank hält Gertrud Höhler für falsch. „Wenn schlechte Bezahlung aus politischen Gründen zum Standard wird, dann kommen auch nur schlechte Leute. Die Tüchtigsten müssen nun mal angemessen bezahlt werden“, sagt die Publizistin. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.10.2010Das Erste
  • Folge 286
    Alice Schwarzer Deutschlands streitbarste Journalistin kritisiert in ihrem neuen Buch „Die große Verschleierung“ eine falsche Toleranz gegenüber dem Islam: „Das islamische Kopftuch, das die Haare von Frauen vollständig als sündig verdeckt, weil Männer sich sonst wie Tiere auf sie stürzen, hat längst seine Unschuld verloren. Es ist die Flagge des Islamismus.“ Die EMMA-Herausgeberin fordert ein uneingeschränktes Kopftuchverbot für Schülerinnen. Joachim Herrmann Der bayerische Innenminister kritisiert die Äußerungen von Bundespräsident Wulff. „Es gibt überhaupt keinen Anlass, den Islam in unsere Werteordnung zu integrieren.“ Statt Integration hätte Deutschland dann „Multi-Kulti“. Deutschland aber solle „nicht den Islam integrieren, sondern seine kulturelle Identität bewahren“.
    Hans-Christian Ströbele Der grüne Bundestagsabgeordnete setzte sich mehrfach dafür ein, einen muslimischen Festtag zum Feiertag zu erklären. „Ein gesetzlicher Feiertag wäre ein gutes Zeichen, dass wir den Islam als Weltreligion ernst nehmen“, sagt Hans-Christian Ströbele, der Thilo Sarrazin im letzten Jahr vorhielt, mit seinen Äußerungen über „Kopftuchmädchen“ und „Importbräuten“ rassistische Vorurteile zu schüren. Güner Yasemin Balci Die türkischstämmige Autorin und Filmemacherin („Krieg im Klassenzimmer“) kritisiert islamische Parallelgesellschaften in Deutschland und sieht die Integration skeptisch: „Je ungebildeter ein Migrant ist, umso enger ist er den Traditionen seines Herkunftslandes verhaftet.
    Gerade darum sind viele Türken geprägt von einem archaischen Menschenbild, das mit der Idee der Grundrechte in diesem Land nur schwer in Einklang zu bringen ist“, sagt Güner Yasemin Balci. Zehra Yilmaz Die Bildungs- und Integrationsbeauftragte an der größten Moschee Deutschlands kritisiert das Kopftuchverbot für Muslima in Erziehungsberufen. Ihr Lehramtsstudium gab die Duisburgerin deswegen auf. „Ich habe nicht angenommen, dass mein Glaube oder meine Kopfbedeckung meine berufliche Karriere behindern würden“, sagt die zweifache Mutter, die sich für den Dialog der Religionen einsetzt. Im Alltag auf der Straße fühlt sich Zehra Yilmaz häufig diskriminiert. Heinz Buschkowsky Der Bürgermeister von Berlin-Neukölln warnt vor einer zunehmenden Deutschenfeindlichkeit der Muslime in Deutschland.
    „Es gibt muslimische Eltern, die ihre Kinder auffordern, sich von Deutschen fernzuhalten, weil die ganze Gesellschaft sündig sei. Ich vermute, dass sich 20 bis 30 Prozent der muslimischen Migranten in Distanz zu Demokratie und Toleranz befinden und westliche Lebensart als Sünde abtun.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.10.2010Das Erste
  • Folge 287
    Petra Gerster und Christian Nürnberger Einen dramatischen Erziehungsnotstand prangerte das Journalistenehepaar vor zehn Jahren mit seinem gleichnamigen Bestseller an. Mit den Folgen einer fehlenden Wertevermittlung beschäftigen sich Petra Gerster und Christian Nürnberger in ihrem aktuellen Buch „Charakter – Worauf es bei Bildung ankommt“. Ein aktuelles Beispiel: „Die Finanzkrise konfrontiert uns damit, dass in den Banken junge Menschen sitzen, die völlig verantwortungslos handeln“, sagen die Eltern zweier Kinder. Senta Berger Die Schauspielerin wurde in den 70er Jahren Mutter zweier Söhne: „Damals hat man sich sehr viele Gedanken über Erziehung gemacht, als Reaktion auf eine Zeit, in der sehr autoritär erzogen worden ist. Wir wollten alles anders machen.
    “ Vor allem in der Pubertät ihrer Kinder aber wäre Senta Berger gerne eine strenge Mutter gewesen: „Eine Mutter, der man gehorcht! Aber bei uns wurden immer Argumente ausgetauscht, da konnte ich nicht einfach sagen: Du bleibst jetzt zu Hause!“ Wolfgang Grupp Der schwäbische Textilunternehmer und zweifache Vater plädiert für eine Erziehung zu Anstand und Disziplin. „Kinder sollen ordentliche Tischmanieren haben, anständig sitzen und im Beisein von Erwachsenen erst reden, wenn sie gefragt werden.“ Seine beiden Kinder schickte Wolfgang Grupp auf ein englisches Internat in der Schweiz, weil man dort noch Wert auf Disziplin lege. Renate Stubenrauch „Ein Kind kann auch erst im Alter von neun Jahren lesen lernen“, sagt die Grundschullehrerin.
    Kinder, die selbst bestimmen, was und wann sie lernen möchten, eine Schule ohne Noten und ohne Sitzenbleiben: Die „Freie Schule Frankfurt“ provoziert bis heute traditionelle Eltern mit diesem radikalen Erziehungskonzept. Nicht anti-autoritär, repressionsfrei nennt Renate Stubenrauch die Schule, die sie 1974 – inspiriert von der Kinderladenbewegung – gründete. Don Francis „Bei mir wird nicht gefeiert, bei mir wird eskaliert“, sagt er. Seine Fans nennen ihn den König von Lloret de Mar. Der Partyveranstalter organisiert für Jugendliche an der Costa Brava eine Woche ungezügeltes Feiern mit dröhnender Musik und Alkohol („All you can drink“), aber kaum Schlaf. Seit zehn Jahren bespaßt der gebürtige Hamburger jeden Sommer tausende deutscher Abiturienten.
    Kritik am Sauftourismus lässt Don Francis nicht gelten: „Wer etwas gegen meine Partys hat, ist ein Spießer.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.10.2010Das Erste
  • Folge 288
    Dr. Francoise Wilhelmi de Toledo Die Ernährungsmedizinerin und Chefin der Buchinger Fastenklinik ist überzeugt, dass Essen die beste Medizin sei: „Viele Krankheiten entstehen durch falsche Ernährung, zum Beispiel Gicht und Bluthochdruck. Ich bin überzeugt, dass Kranke erst einmal ihre Ernährung umstellen sollten. Frisches, rohes Gemüse beispielsweise enthält eindeutig Antikrebssubstanzen, die helfen können.“ Dr. Gunter Frank Der Allgemeinmediziner, Ernährungsexperte und Autor („Lizenz zum Essen“) glaubt, die Hysterie ums Essen mache die Menschen krank: „Eltern denken, wenn sie ihrem Kind eine Wurstscheibe reichen, bekommt es in zwanzig Jahren einen Herzinfarkt.“ Dabei sei für ihn eines klar: „Menschen sind durch Obst und Gemüse nicht gesünder als ohne.
    “ Sarah Wiener „Wer das mit Chemie und Giften angereicherte Discounter-Essen isst, kann davon krank werden. Den Beweis können wir täglich auf der Straße anhand verfetteter Kindern sehen“, sagt die Star-Köchin und Restaurantbesitzerin. Die Österreicherin wirbt für naturbelassene Produkte und ist überzeugt, „dass gesunde und ausgewogene Ernährung durchaus heilende Wirkung hat“. Dr. Werner Bartens „Essen kann weder gesund machen noch vor Krankheiten schützen“, sagt der Mediziner und Wissenschaftsjournalist („Süddeutsche Zeitung“) Was man isst, sei viel weniger wichtig als die Frage, wie man isst. „Wer sich jeden Tag missmutig ein paar Löffel kalt gepresstes Olivenöl einflößt, der wird davon gewiss keinen gesundheitlichen Nutzen haben“, sagt der Bestsellerautor („Körperglück. Wie gute Gefühle gesund machen“).
    Ralf Brosius 2006 erhielt der Fotograf die niederschmetternde Diagnose: Lungenkrebs. Obwohl ihm seine Ärzte dringend zu einer Chemotherapie rieten, entschied er sich dagegen und stellte stattdessen seine Ernährung um. Seitdem ernährt er sich von Wildkräutern und Rohkost. Der Krebs sei heute nicht mehr nachweisbar, sagt Ralf Brosius, der überzeugt ist, dass konventionelle Lebensmittel seine Krankheitsentwicklung gefördert haben und ihn nur seine Ernährungsumstellung geheilt hat. Dr. Peter Engel Der Mikrobiologe wirbt für den gesundheitlichen Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln und Lebensmitteln, die mit künstlich hergestellten Vitaminen und anderen Mikronährstoffen angereichert sind.
    „Die Forschung hat klar gezeigt: Wenn die Menschen zu wenig Mikronährstoffe aufnehmen, werden sie krank“, sagt der wissenschaftliche Sprecher des größten Vitamin-Produzenten der Welt, DSM Nutritional Products. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.10.2010Das Erste
  • Folge 289
    Ursula von der Leyen Weniger als drei Millionen Arbeitslose: Die Bundesarbeitsministerin freut sich über die neue Niedrigrekordmarke. Der Rückgang sei ein großer Erfolg „für die Menschen, die Tarifpartner, für die Bundesagentur für Arbeit“, aber auch für die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung, so Ursula von der Leyen. Die neue Herausforderung sieht sie im Fachkräftemangel: „Das wird das dominante Thema auf dem Arbeitsmarkt sein.“ Andrea Nahles Die SPD-Generalsekretärin sieht in der sinkenden Arbeitslosigkeit das Ergebnis sozialdemokratischer Beschäftigungspolitik, die in der Krise mit aktiver Konjunktur- und Arbeitsmarktpolitik entschlossen gegengesteuert habe. Dagegen kritisiert Andrea Nahles „das Chaos, das Schwarz-Gelb stiftet“. Gerade die Arbeitsmarktpolitik und das Sparpaket seien ein „sozialpolitischer Offenbarungseid“.
    Daniel Bahr Trotz der schlechten Umfragewerte für die FDP – der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium steht zu der schwarz-gelben Regierungsarbeit. So verteidigt Daniel Bahr den sozialpolitischen Kurs, etwa bei der Neuregelung der Hartz-IV-Regelsätze: „Die christlich-liberale Koalition hat alle im Blick, den Leistungsempfänger genauso wie die Arbeitnehmer. Wir denken auch an die, die mit ihren Steuern den Sozialstaat erst ermöglichen.“ Klaus Ernst Der Vorsitzende der Linken fordert deutliche Lohnerhöhungen: „Denn dieser Aufschwung gehört den Arbeitnehmern.“ Für Unternehmen, Großverdiener und Vermögende gebe es Steuernachlässe, für die sozial Schwachen aber würden die Leistungen gekürzt, bilanziert Klaus Ernst nach einem Jahr schwarz-gelber Bundesregierung.
    Georg Kofler Für den Firmeninhaber und Investor liegt der Wirtschaftsboom eindeutig an der Kreativität der deutschen Unternehmen. „Wie kommen Politiker darauf, den Aufschwung für sich zu reklamieren?“, fragt Georg Kofler. Der Manager fordert eine weitere Flexibilisierung des Kündigungsschutzes, damit Unternehmer beim nächsten Abschwung besser reagieren können. Hans-Ulrich Jörges „Deutschland hat sich neu erfunden. Wir sind nicht mehr der kranke Mann Europas, wir sind der Kraftprotz, ein Vorbild für die Welt“, schreibt der Journalist in seiner wöchentlichen „stern“-Kolumne über das neue deutsche Wirtschaftswunder. Zudem verbessere der demografische Wandel die Perspektiven dauerhaft bei Jobs und Lehrstellen, glaubt Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der „stern“-Chefredaktion. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.11.2010Das Erste
  • Deutsche TV-PremiereDi 09.11.2010Das Erste
  • Folge 291
    Kim-Anne Jannes „Es spielt keine Rolle, wie lange oder wo jemand gestorben ist. Grundsätzlich kann ich einem Verstorbenen jede Frage stellen“, sagt die gelernte Goldschmiedin, die seit zehn Jahren hauptberuflich als „Medium“ arbeitet. Mit ihrer vermeintlichen Kontaktaufnahme zu dem vor 23 Jahren gestorbenen Uwe Barschel in der Fernsehsendung „Medium“ (RTL) machte Kim-Anne Jannes Ende Oktober Schlagzeilen. Dr. Rüdiger Dahlke Der Arzt und Psychotherapeut ist mit über fünf Millionen verkaufter Bücher Deutschlands erfolgreichster Esoterik-Autor (u.a. „Krankheit als Weg“). Eine Grundlage seiner praktischen Arbeit ist die so genannte Reinkarnationstherapie. Dabei leitet der Therapeut seine Patienten an, die eigene Geburt nochmals zu erleben: „Letztlich soll jeder Mensch die Verantwortung für sein eigenes Schicksal übernehmen“, sagt Rüdiger Dahlke.
    Nora Rhiola Klee Streit, Verbrechen, Ehetrennung: Was in einem Raum geschieht, bleibt in geistiger Form zurück und beeinflusst die Menschen. Davon ist die „Raumklärerin“ Nora Rhiola Klee überzeugt. In einer mehrstündigen Zeremonie („Space clearing“) mit Glocken, einem chinesischen Gong und Räuchern vertreibt sie diese negativen Einflüsse: „Ich befreie Räume von Altlasten, die sich negativ auf die Bewohner auswirken.“ Thorsten Havener Deutschlands bekanntester „Gedankenleser“ behauptet nicht, übersinnliche Fähigkeiten zu haben. Tatsache aber sei, dass es Menschen gebe, die Dinge bemerken, die anderen verborgen bleiben. Ob Lügen, Gedanken oder den Namen der ersten großen Liebe, Thorsten Havener scheint bei seinem Gegenüber nichts zu entgehen.
    Er könne in den Menschen lesen und er beherrsche die Kunst der unbemerkten Suggestion, sagt der „Uri Geller für Aufgeklärte“ („Spiegel“) und Bestsellerautor. Dr. Colin Goldner „Es gibt in der Esoterik-Szene zwei Kategorien von Anbietern“, sagt der Psychologe. „Die einen sind wirklich davon überzeugt, sie seien im Besitz übernatürlicher Fähigkeiten. Die anderen wissen genau, dass sie nichts können, machen aber ein Geschäft mit den Sorgen anderer. Die einen sind Fälle für die Psychiatrie, die anderen für den Staatsanwalt.“ In seiner Informationsstelle für Psychokultgeschädigte berät Colin Goldner Opfer dubioser Therapie- und Psychokultanbieter. Prof. Dr.
    Heinz Oberhummer „Im Prinzip ist keine esoterische Methode harmlos, weil sie den Blick auf die Realität verhindert oder zumindest verfälscht“, sagt der Physiker, der etliche solcher Therapien auf ihre Wirksamkeit überprüft hat. „Die menschliche Phantasie kann sich tolle Sachen ausdenken, aber in der Realität gibt es sie halt nicht“, erklärt Heinz Oberhummer, der derzeit mit dem Wissenschaftskabarett „Science Busters“ durch Deutschland tourt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.11.2010Das Erste
  • Folge 292
    Rainer Brüderle, FDP Als „Erbe Ludwig Erhards“ oder „Mister Aufschwung“ wird der Bundeswirtschaftsminister gefeiert. Zu Beginn der schwarz-gelben Koalition noch als „politische Randfigur“ („Der Spiegel“) belächelt, gilt er spätestens seit seinem klaren Kurs gegen die Opel-Rettung als Star im Kabinett von Kanzlerin Merkel. Zuletzt sprach sich Rainer Brüderle wegen der guten Wirtschaftsdaten für Lohnerhöhungen aus. Es bleibe außerdem beim Versprechen: „Die Steuersenkung ist nicht abgesagt. Die Entlastung der Mitte ist nur verschoben, nicht aufgehoben.“ Cem Özdemir, B’90/​Die Grünen Der Parteivorsitzende der Grünen fordert eine massive Umverteilung zugunsten der unteren und mittleren Einkommen. In den vergangenen Jahren seien die Einkommen der Reichsten dramatisch gestiegen.
    „Die Verschärfung der Verteilungssituation hat ein für unsere Gesellschaft gefährliches Niveau erreicht“, meint Cem Özdemir und fordert einen „neuen sozialen Ausgleich“. Der Spitzensteuersatz solle deshalb wieder von 42 auf 45 Prozent heraufgesetzt werden und auch für Kapitaleinkommen gelten. Eckhard Cordes „Wir müssen einfach anerkennen, dass Ungleichheit zum Leben gehört“, sagt der Vorstandschef der Metro AG, der als einer der profiliertesten deutschen Unternehmensführer gilt. „Ich glaube, dass das Bild des gierigen Managers, der sich permanent selbst optimiert, schlicht falsch ist“, sagt Eckhard Cordes, der seine steile Karriere bei Daimler-Benz startete und heute dem größten Handelskonzern Deutschlands vorsteht. Diether Dehm, Die Linke Der Spitzenpolitiker der Linken will sich vom Aufschwung nicht blenden lassen.
    „Das dicke Ende kommt noch“, mahnt Diether Dehm, der gerade sein Amt als Chef der niedersächsischen Linken abgegeben hat, um sich stärker in der Bundespolitik zu engagieren. Den Kapitalismus lehnt er als Wirtschaftsform ab. Als Musiker und Texter komponierte er 1984 den Anti-Kapitalismus-Hit „Monopoly“ von Klaus Lage. Susanne Neumann Der aktuelle Wirtschaftsboom sei bei ihr nicht angekommen, sagt die Putzfrau, seit 30 Jahren im Beruf: „Gerade habe ich meine Stromrechnung erhalten. Dazu Krankenkassenzusatzversicherung, erhöhte Abgaben für Wasser und sonstiges. Kann ich da von einem Aufschwung sprechen? Also einen Aufschwung der Preise, den gibt es“, sagt Susanne Neumann, die als Betriebsrätin für die Rechte der meist weiblichen Gebäudereiniger kämpft.
    Hans-Hermann Tiedje Der Medienunternehmer verteidigt hohe Managergehälter, wenn die Leistung stimmt. Das komplizierte Steuersystem ist ihm ein Dorn im Auge: „Man kann mit 20 Steuervorschriften den ganzen Staat regieren. Stattdessen haben wir 200.000.“ Der frühere „Bild“-Chefredakteur befürwortet Steuersenkungen für Unternehmen, denkt aber: „Das ist leider derzeit wegen der Staatsverschuldung nicht realistisch.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.11.2010Das Erste
  • Folge 293
    Deutsche TV-PremiereDi 30.11.2010Das Erste
  • Folge 294
    Sabine Christiansen Die frühere NDR-Volontärin übernahm 1987 mit erst 29 Jahren die Moderation der „Tagesthemen“ im wöchentlichen Wechsel mit Hanns Joachim Friedrichs. Zehn Jahre später verließ Sabine Christiansen das journalistische Flagschiff des Ersten, um 1998 mit großem Erfolg ihren Polit-Talk am Sonntagabend im Ersten zu etablieren. Anne Will Sie moderierte als erste Frau die ARD-„Sportschau“, bevor sie ab 2001 für sechs Jahre von Gaby Bauer den Moderatorinnen-Sessel übernahm, erst an der Seite von Ulrich Wickert, dann von Tom Buhrow. 2007 folgte Anne Will mit ihrer eigenen Sendung Sabine Christiansen als sonntägliche Polit-Talkerin im Ersten. Wolf von Lojewski Der spätere Moderator des ZDF-„heute-journals“ (1992 bis 2003) gehörte von 1978 an zu den ersten Gesichtern der „Tagesthemen“.
    Der langjährige USA-Korrespondent ging 1982 für die ARD nach London, später nach Washington, bevor Wolf von Lojewski 1992 zum ZDF wechselte. Ulrich Wickert Seine journalistische Laufbahn begann er als Redakteur beim ARD-Politikmagazin „Monitor“. Fast fünfzehn Jahre lang berichtete Ulrich Wickert für die ARD aus den USA und Frankreich, bevor er 1991 Hanns Joachim Friedrichs als Moderator bei den „Tagesthemen“ nachfolgte und für 15 Jahre blieb. Tom Buhrow Er volontierte beim WDR, wurde später Reporter bei der „Tagesschau“, bevor er 1993 die ARD-Korrespondentenstelle in Washington übernahm. Nach zwei Jahren Paris und weiteren vier Jahren in der US-Hauptstadt moderierte er am 31. August 2006 zum ersten Mal die „Tagesthemen“, zunächst im Wechsel mit Anne Will, heute mit Caren Miosga.
    Peter Kloeppel Der studierte Agrarwissenschaftler ging als Berufseinsteiger 1985 im Anschluss an die Journalistenschule zu dem jungen Privatsender RTL. Er leitete das Bonner Studio, war für zwei Jahre Korrespondent in New York. Nach seiner Rückkehr 1992 wurde Peter Kloeppel Chefmoderator der Hauptnachrichtensendung „RTL aktuell“. „Menschen bei Maischberger“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.12.2010Das Erste
  • In fast jeder aktuellen Politikerrangliste liegt er auf Platz 1. Keinem anderen Politiker – weder einem amtierenden noch ehemaligen – wird bis heute mehr Vertrauen entgegengebracht als ihm. Fast 25 Jahre nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik verkörpert der Ex-Bundeskanzler für 83 Prozent der Bundesbürger das Deutschland, das sie sich wünschen („Der Spiegel“). Die Nüchternheit und Klarheit seiner Urteile prägen bis heute seine öffentlichen Auftritte und seine publizistischen Kommentare. Helmut Schmidt spricht über die politischen Fragen der Zeit, über die Weltwirtschaft nach der Finanzkrise und sein persönliches Jahr 2010. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.12.2010Das Erste
  • Folge 296
    Heiner Geißler Er ist der politische Mann des Jahres. Der frühere CDU-Generalsekretär brachte die erbitterten Streithähne in Sachen Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 an einen Tisch und sorgte mit seinem Schlichterspruch für Entspannung – vorerst. Seine Schlichtung könnte ein Vorbild für den zukünftigen Umgang mit Großprojekten sein, meint der Unionsmann: „Wir müssen Volksentscheide erleichtern und das Stuttgarter Modell vorschalten.“ Werner Schneyder Angst vor dem Islam? „Ich verstehe grundsätzlich alle Ängste vor Religionen.“ Skandal im schwedischen Königshaus? „Monarchie abschaffen!“ Westerwelle? „Dass er Außenminister eines so bedeutenden Landes wie Deutschland ist, deprimiert mich sehr.“ Der österreichische Kabarettist verschont in seiner Jahresbilanz weder Bundespräsidenten noch Kapitalismusgläubige.
    Uwe Steimle „Das System ist gescheitert“, verkündete der Kabarettist vor einem Jahr. Zwölf Monate später kann Uwe Steimle den glänzenden Wirtschaftsdaten wenig abgewinnen: „Ich gebe dem Land nicht mehr lange. Das geht noch fünf Jahre gut und dann kracht“s. Ich glaube den Zahlen nicht, die uns da gesagt werden. Die DDR war auch an Platz zehn im Weltmaßstab und dann war sie in drei Wochen fort.“ Ingo Appelt „Fies, geschmacklos, Appelt“, titelte das „Hamburger Abendblatt“ kürzlich über den Comedystar. An Ingo Appelt (aktuelles Programm: „Männer muss man schlagen“) sei ein „feinsinniger, subtiler Kommentator deutscher Verhältnisse verloren“ gegangen. Der Gewerkschafter und stramme Sozialdemokrat („Ich bin Sozi durch und durch“) sei dabei „so fies und so gemein wie jeder von uns“.
    Frank Lehmann „Die Leute fürchten völlig zu Recht, dass der Wert ihres Geldes rapide abnehmen könnte. Treffen wird das vor allem die Rentner“, sagt der frühere ARD-Börsenexperte nach einem Jahr der milliardenschweren Rettungsschirme für angeschlagene EU-Länder. „Wir werden keine Hyperinflation bekommen, etwa dass ein Brot über Nacht 1.000 Euro kostet. Aber wir werden in den nächsten Jahren eine Inflationsrate von drei bis fünf Prozent haben“, fürchtet Frank Lehmann. Matthias Matussek Der „Spiegel“-Autor hält den deutschen Papst für den Mann des Jahres. Nach anfänglichen Missverständnissen habe sich Benedikt XVI. „sehr glaubwürdig und strikt“ mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche auseinandergesetzt.
    „Seine Reise in das papstkritische England ist danach zu einem überraschenden Triumphzug geworden“, sagt der bekennende Katholik. Das aktuelle Gesprächsbuch mit dem Papst sei ein „großartiges Werk“ geworden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.12.2010Das Erste
  • Folge 297
    Marc Bator Vor sechs Jahren hat der „Tagesschau“-Sprecher innerhalb von 9 Monaten 15 Kilo abgenommen. „Seitdem versuche ich, das Gewicht zu halten, was mir nicht immer leicht fällt“, gibt Marc Bator zu. „Ich verzichte auf fettiges Essen und Süßigkeiten, jogge fünf Mal die Woche um die Alster.“ Von Diäten hält der begeisterte Sportler nichts: „Ich habe das alles durchgemacht, mir haben sie nichts gebracht“, sagt der zweifache Vater. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.01.2011Das Erste
  • Folge 298
    Joachim Fuchsberger In seinem ersten Fernsehinterview seit dem Tod seines Sohnes Thomas im Oktober 2010 spricht Joachim Fuchsberger darüber, wie man im Alter mit dem Verlust nahe stehender Menschen umgeht. Dieses Thema beschäftigt den Schauspieler und Entertainer auch in seinem neuen Buch „Altwerden ist nichts für Feiglinge“. „Was berechtigt mich, ein Buch über das Altwerden zu schreiben? Ganz einfach – ich bin alt“, so Fuchsberger. Anhand seiner Biografie geht er den Fragen nach, ab wann man alt ist und was ältere Menschen für die Gesellschaft tun können. Dr. Marianne Koch „Alter ist keine Krankheit“, sagt die Ärztin und Bestsellerautorin. Auch wenn die Anfälligkeit für Krankheiten mit den Jahren zunehme: Es sei keineswegs „ganz normal“, mit 75 Jahren Gedächtnisstörungen oder schmerzende Kniegelenke zu haben.
    Marianne Koch, die in diesem Jahr ihren achtzigsten Geburtstag feiert, ärgert sich, dass die Jüngeren immer wieder an der Leistungsfähigkeit der Älteren zweifelten. Harry Valérien Der legendäre Sportmoderator nimmt das Wort „alt“ nicht gerne in den Mund, aber: „Dass ich älter geworden bin, merke ich an meinem täglichen Sportprogramm – es wird immer anstrengender.“ Noch vor wenigen Jahren raste der langjährige Moderator des „Aktuellen Sportstudios“ auf Skiern über die steilsten Pisten: „Aber jetzt bin ich 87 und in diesem Alter ändert sich die körperliche Fitness jedes halbe Jahr.“ Edgar Geller Der 85-Jährige bietet Kampfsportkurse für Senioren an. Edgar Geller möchte die betagten Teilnehmer zu größerem Selbstvertrauen motivieren, um sich im Alltag zu behaupten – denn Übergriffe gegen Rentner kämen immer häufiger vor.
    „Das größte Problem auf der Straße ist nicht die Kraft, sondern die Psyche. Um sich zu verteidigen, also anderen einen Schlag zu versetzen, dazu muss man die Hemmschwelle stark nach unten korrigieren“, sagt der frühere Ingenieur. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.01.2011Das Erste
  • Folge 299
    Jörg Pilawa „Unsere Kinder werden nicht dümmer“, glaubt der ZDF-Moderator („Rette die Million“) und fragt sich: „Was hat es meiner Mutter im Leben gebracht, dass sie noch immer die ersten 20 Seiten des „Gallischen Kriegs“ auf Lateinisch aufsagen kann?“ Der Vater von drei Kindern ist überzeugt, dass heute andere Bildungsinhalte gebraucht werden als vor 30 Jahren. „Ich habe 80 Prozent von dem, was ich in der Schule gelernt habe, nie wieder gebraucht“, sagt Jörg Pilawa, der 2007 mit seiner Frau eine Montessori-Schule in Hamburg gründete. Ursula Sarrazin Mit ihren Thesen zur Schulerziehung hat die Grundschullehrerin bundesweit eine zweite „Sarrazin-Debatte“ ausgelöst. Angefeindet von manchen Eltern, gefeiert von anderen, steht Ursula Sarrazin für eine strenge und fordernde Erziehung ein. „Ich versuche, einfach nur konsequent zu sein.
    Klare Regeln, klare Rituale. Sie erleichtern das Miteinander“, sagt die Frau von Thilo Sarrazin. Das Niveau an der Schule werde schlechter, weil die Kinder von vielen Lehrern intellektuell unterfordert werden, beklagt die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. Ranga Yogeshwar „Das deutsche Bildungssystem ist nicht fähig, Wissen zu vermitteln.“ Mit diesem harten Urteil beklagt Deutschlands beliebtester Wissenschaftsmoderator („Wissen vor 8“) die Situation in unseren Klassenzimmern.
    „Erwachsene, die laut über die heutige Jugend klagen, scheitern selbst oft an einfachsten Fragen, sagt der Physiker und vierfache Familienvater: „Wenn ich mit denen eine Matheprüfung aus der 9. Klasse mache, dann haben alle eine 5 oder 6.“ Matthias Isecke-Vogelsang Gelb-grün gefärbter Irokesenschnitt, Totenkopf-Pullover und Springerstiefel – er sieht aus wie ein klassischer Lehrerschreck, ist aber der „Herr Direktor“ einer Lübecker Schule. Seit seinem Studium in den siebziger Jahren ist der leidenschaftliche Lehrer Punk und machte trotzdem Karriere im Staatsdienst. Der Rektor von 500 Grund-, Haupt- und Realschülern findet es genauso wichtig, dass seine Schüler „Lady Gaga“ kennen wie die Hauptstadt von Burkina Faso. Prof. Dr.
    Eckhard Freise Er gewann vor zehn Jahren als erster Kandidat bei Günter Jauchs „Wer wird Millionär?“ die Million. Seither gilt der Historiker der Universität Wuppertal als „bekanntester Alleswisser der Republik“ („Spiegel“). Eckhard Freise fürchtet sich nicht vor einer Verdummung Deutschlands: „Heute gibt es viel mehr Bildung in breiten Schichten als vor 40 Jahren.“ Gina-Lisa Lohfink „Ich bin nicht blond und blöd, ich habe was im Kopf“, sagt die 24-Jährige über sich. Mit ihrem Realschulabschluss machte Gina-Lisa Lohfink („Ich werde leicht unterschätzt“) eine Ausbildung zur Arzthelferin. Nach der Teilnahme an Heidi Klums Castingshow „Germanys Next Topmodel“ fasste sie Fuß als Model und Moderatorin und sagt: „Für meinen Job muss ich Friedrich Schillers „Glocke“ nicht kennen.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.01.2011Das Erste

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