Folge 464

  • Rente ist schrecklich! Die Lüge vom glücklichen Ruhestand

    Folge 464
    Gäste: Karl Dall (Entertainer), Gertrud Höhler (Autorin und Unternehmensberaterin), Leni Breymaier (SPD, Ver.di-Landeschefin), Heidi Steenbock (Rentnerin), Abraham Teuter (Zwangspensionierter Lehrer), Wolfgang Prosinger (Journalist)
    Die Rente mit 63 ist seit etwa einem Jahr in Kraft. Rund 300.000 Arbeitnehmer haben sie mittlerweile beantragt. Das sind weit mehr, als viele Experten erwartet haben. Doch was erwartet Rentner im „wohlverdienten Ruhestand“? Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass ein Leben ohne Arbeit viele Menschen unglücklich macht. Die Rente könne auch der Gesundheit schaden, schrieb kürzlich die „Zeit“. Ist der anhaltende Trend, immer früher in Rente zu gehen, der falsche Weg?
    Karl Dall
    „Mir geht es gut. Ich muss nicht mehr, aber ich möchte arbeiten“, sagt der 74-Jährige, der nach fast 50 Jahren auf der Bühne jetzt mit seinem neuen Stück „Der alte Mann will noch mehr“ auf Tournee geht. Es war ein Schock für viele Fans, als der beliebte Komiker vor zwei Jahren in der Schweiz wegen Vergewaltigung verhaftet und vor Gericht gestellt wurde.
    Gertrud Höhler
    „Unsere Ruhestandsregeln sind eine Katastrophe.“ Die Unternehmensberaterin wirft der Regierung eine völlig fehlgeleitete Rentenpolitik vor. Statt der Rente mit 63 solle man das Potenzial an Erfahrungen nutzen. „In der Rente erleben die wenigsten Menschen ihre Erfüllung“, glaubt Gertrud Höhler. Auch in ihrem eigenen Umfeld erfahre sie, dass ältere Menschen immer weniger gefragt werden. „Jeder redet von Fachkräftemangel. Aber als Ingenieur mit 55 bekommt man trotzdem keinen Job.“
    Leni Breymaier
    „Es gibt ein Recht auf Faulheit“, stellt die Gewerkschafterin klar. Wer sein Leben lang gearbeitet habe, dürfe ohne schlechtes Gewissen in den Ruhestand gehen. Die ehemalige Verkäuferin warnt davor, das Rentenalter aufzuweichen, anzuheben oder flexibel zu gestalten. „Natürlich kann der Professor mit 75
    Jahren auf seiner Terrasse noch schlaue Aufsätze schreiben. Aber bei Schichtarbeitern und Verkäufern mit harten, eher schlecht bezahlten Jobs ist das anders, zumal sie im Schnitt deutlich früher sterben“, so Leni Breymaier.
    Heidi Steenbock
    „Ich muss arbeiten, bis ich umfalle“, sagt die 66-Jährige. Wenn sie von ihrer Rente die Miete und alle Fixkosten abzieht, bleiben ihr 170 Euro im Monat. „Davon kann man nicht leben, also muss ich hinzuverdienen.“ Die Bäckereifachverkäuferin arbeitete über 30 Jahre, lange Zeit davon als Filialleiterin. „Ich habe immer gut verdient und in die Rentenkasse einbezahlt.“ Doch nach zweijähriger Selbständigkeit musste Heidi Steenbock in die Insolvenz. Arbeitslosigkeit und Hartz IV folgten. Heute jobbt sie wieder in einer Bäckerei, steht jeden Morgen um 3:30 Uhr auf. Beschweren will sich die Berlinerin nicht: „Den Gedanken an die Zukunft verdränge ich.“
    Abraham Teuter
    Mit 65 Schluss? Das wollte der Frankfurter Lehrer nicht akzeptieren. Vor zwei Jahren musste der 67-Jährige gegen seinen Willen in Pension. Sein Antrag auf Dienstverlängerung war abgelehnt worden. Abraham Teuter klagte wegen Altersdiskriminierung. Unterstützt wurde er von Schülern und Eltern. Der streitbare Pädagoge verlor jetzt in zweiter Instanz, findet sich aber mit dem Urteil nicht ab, sondern will vor dem Europäischen Gerichtshof gegen seine Pensionierung kämpfen. „Ich habe keine Lust auf den Ruhestand. Ich halte das nicht für einen erstrebenswerten Zustand“, sagt er.
    Wolfgang Prosinger
    „Wäre die Rente ein Medikament, würde man sie verbieten, wegen der Nebenwirkungen“, sagt der 67-Jährige Autor. Es gebe mehr Selbstmorde, mehr Depressionen, mehr Alkoholismus, nachdem die Rente begonnen habe. Neben der Gesundheit leide auch die Partnerschaft unter dem Ruhestand. „Nur zugeben wollen die wenigsten diese Schwierigkeiten“, sagt Wolfgang Prosinger, der bei Recherchen zu seinem Buch „In Rente“ festgestellt hat: „Bei kaum einem Thema wird so viel gelogen.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.09.2015Das Erste

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