Folge 156

  • Ludwig Renn – Adel im Untergang

    Folge 156
    Schiffe, Schulen und Straßen wurden nach ihm benannt, eine Briefmarke zeigte sein Porträt, und noch heute heißen Sport- und Skatvereine nach dem Dichter Ludwig Renn. Nachkriegsgenerationen wuchsen mit seinen Büchern „Der Neger Nobi“ und „Trini“ auf. Für sie ist Ludwig Renn ein bewunderter Kinderbuchautor, dessen junge Helden sich in einem exotischen Alltag bewährten: Nobi beim Widerstand seines schwarzafrikanischen Stammes gegen Sklavenhändler, der Indianerjunge Trini während des mexikanischen Bauernaufstands unter Zapata. Bücher mit genauer sozialer und landschaftlicher Kenntnis.
    Den anderen Lesern wiederum gilt sein Erstlingsroman „Krieg“ über den Ersten Weltkrieg als präziser und auch literarisch eindrucksvoller als Remarques „Im Westen nichts Neues“. Dass „Ludwig Renn“ allerdings ein Pseudonym ist – gewählt nach dem Helden dieses Romans, einem Fähnrich – war kaum bekannt. Der Autor war in Wirklichkeit Hauptmann, Generalstabs- und Truppenführer an der Westfront, und heißt Arnold Friedrich Vieth von Golßenau. Sein Vater war Prinzenerzieher am Dresdner Hof, und Arnold Vieth befreundet mit dem letzten sächsischen
    Kronprinzen Georg.
    Das ist unter anderem nachzulesen in dem Erinnerungsbuch „Adel im Untergang“ – geschrieben im mexikanischen Exil. Das gesamte Leben Renns liest sich mitunter wie ein Abenteuerroman: Nach dem Krieg wurde Renn erst Offizier bei der kasernierten Polizei (Sipo), quittierte den Dienst, weil er sich weigerte, auf demonstrierende Arbeiter schießen zu lassen, studierte Jura, Nationalökonomie, Kunstgeschichte und russische Philologie, und hielt sich während der Inflation als Kunsthändler über Wasser. In den 20er-Jahren wandert er zu Fuß durch Griechenland, die Türkei und Ägypten, studiert dann Archäologie und Ostasiatische Geschichte.
    1927 benutzt er zum ersten mal das Pseudonym Ludwig Renn: Da hält er Vorträge über die Geschichte Chinas an der Volkshochschule Zwickau. Inzwischen ist ihm John Reeds Buch „Ten days that shook the world“ („10 Tage, die die Welt erschütterten“) in die Hand gefallen. Es beeindruckt ihn so, dass er nicht nur Marx und Lenin liest, sondern auch in die Kommunistische Partei eintritt und Mitglied des Roten Frontkämpferbundes wird. Er legt seinen Adelstitel ab und nennt sich fortan für immer Ludwig Renn. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.03.2015MDR

Cast & Crew

Sendetermine

Do 05.03.2015
23:05–23:35
23:05–
NEU
So 10.10.2010
23:30–00:00
23:30–
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