Folge 53

  • 53. Von den Wurzeln des Geschmacks – Alte Sorten im Südwesten

    Folge 53
    Wie bereitet man einen Haferwurz so zu, dass er nach Artischocke schmeckt? Was hat die Weintraube Hartblau mit einem antiken Tempel gemeinsam? Warum ist die Kartoffel „Patersons Victoria“ eine echte Heldin? Weltweit sind die alten Hof- und Gartensorten auf dem Rückzug. Sie werden verdrängt von modernen Züchtungen, die ertragreicher und besser zu lagern sind, aber oft nicht so gut im Geschmack. Experten schätzen, dass bereits 70 bis 80 Prozent der alten Kulturpflanzen verschwunden sind. Damit verliert man nicht nur eine riesige Vielfalt an Aromen, sondern auch eine wertvolle Genreserve.
    Sie ist für die Zukunft wichtig, denn manche alten Sorten kommen besser mit dem Klimawandel zurecht als moderne Züchtungen. Oder sie besitzen Resistenzen gegenüber eingeschleppten Krankheiten. Als die Viruskrankheit Scharka in den 1970er Jahren immer mehr Zwetschgenbäume befiel, züchtete Dr. Walter Hartmann aus einer alten, resistenten Sorte eine neue, die nicht nur gegen das Virus resistent ist, sondern auch einen hohen Ertrag bringt. Ähnliches versucht Dr. Friedrich Longin von der Universität Hohenheim mit den Urgetreidearten Emmer, Dinkel und Einkorn. Normalerweise wachsen sie sehr hoch und sind dadurch anfällig gegen Wind und Wetter.
    Wenn sie einmal liegen, droht dem Landwirt ein Ernteausfall. Deshalb versucht Dr. Longin kürzere und standfestere Sorten der alten Getreidearten zu züchten. Nicht um Neuzüchtungen, sondern um den Erhalt der alten Sorten geht es in der Staatsschule
    für Gartenbau in Stuttgart Hohenheim. Dort pflegen sie die alten Filderkrautsorten, die früher auf der Hochebene südlich von Stuttgart gewachsen sind. Aber die Vermehrung ist aufwändig. Deshalb kaufen die meisten Landwirte inzwischen fertig gezogene Jungpflanzen von Großhändlern.
    Doch diese haben alte Spitzkrautsorten oft nicht mehr im Angebot, sondern nur moderne Züchtungen. Die Staatsschule für Gartenbau übernimmt seit einigen Jahren die Jungpflanzenaufzucht und hilft so den Landwirtinnen und Landwirten, das traditionelle Spitzkraut zu erhalten. Auch viele Privatleute interessieren sich mittlerweile für die alten Kulturpflanzen: Zum Beispiel Maria Schlegel und Nicolas Dostert von der Initiative „SaatgutBildung“ in Salem. Sie klappern Schrebergärten und Bauernhöfe ab, um dort nach alten Gemüsesorten zu suchen, die sie dann in ihren Schau- und Erhaltungsgarten einpflanzen.
    Fündig werden sie oft in den Gärten von Migranten, die ihre Tomaten oder Paprika aus der alten Heimat mitgebracht haben. Manchmal ist es sehr aufwändig, eine verlorene Kulturpflanze wiederzufinden: Als sich Woldemar Mammel in den 1980er Jahren auf die Suche nach den Linsen machte, die früher auf der Schwäbischen Alb gewachsen sind, konnte er sie zunächst nirgendwo wiederfinden. Doch das Wawillow Institut in St. Petersburg hatte diese Pflanzen über viele Jahre hinweg erhalten und konnte Mammel etwas Saatgut abgeben. Seither wachsen die Linsen wieder auf vielen Äckern der Schwäbischen Alb. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.07.2019SWR Fernsehen

Cast & Crew

Sendetermine

So 07.07.2019
20:15–21:45
20:15–
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